Unter Ducking versteht man die Unterdrückung (nicht die Auslöschung oder das Ersetzen) eines Signals durch ein anderes. Dabei wird im Normalfall ein Kompressor im Sidechain-Modus eingesetzt. Den Kompressor platziert man im Kanal des Audiosignals, das leiser werden soll, wenn das dominante Signal aktiv ist. Anschließend verbindet man den Sidechain-Eingang des Kompressors mit einem Ausgang des Kanals, über den das dominante Signal läuft. Sollte dies nicht über den Send-Weg des dominanten Kanals oder andere Routing-Möglichkeiten machbar sein, kann man auch zunächst eine synchrone Kopie der Spur des dominanten Signals anlegen, die dann nur dazu dient, den Kompressor zu steuern und deren Ausgang man mit dem Sidechain-Eingang des Kompressors verbindet, während der Ausgang der Originalspur für den eigentlichen Mix verwendet wird.

Ducking über Sidechaining ist sowohl innerhalb eines Sequencers mit sidechain-fähigen Kompressor-Plug-Ins als auch mit analoger oder digitaler Hardware (Mischpult und Hardware-Kompressor) möglich. Innerhalb eines rechnergestützten Sequencers sollte man nicht vergessen, die Sidechain-Funktion des Kompressors auch zu aktivieren. Ein kleiner Klick, den man gerne übersieht und sich dann wundert, wenn nichts passiert.

Anwendungsbeispiele

Um die Überlagerung von Bass und Bassdrum und den entsprechenden Effekt einer plötzlich auftretenden, hohen Lautstärke im unteren Frequenzspektrum zu minimieren, legt man einen sidechain-fähigen Kompressor in den Bass-Kanal und verbindet diesen mit einem freien Ausgang des Bassdrum-Kanals. Immer wenn die Bassdrum spielt, wird nun der Bass-Kompressor aktiv und fährt den Bass in seiner Lautstärke herunter. Neben dem Ausbalancieren der Dynamik wird durch diese Maßnahme auch der Klang von Bass und Bassdrum klarer; die Instrumente werden nun besser getrennt.

Nach demselben Prinzip kann man auch den Gesang eines Stückes vom instrumentalen Kontext ablösen. In eine Subgruppe, die alle Instrumente mit Ausnahme des Gesangs zusammenfasst, legt man einen Kompressor im Sidechain-Modus, der durch eine Gesangsspur oder eine Gesangsgruppenspur gesteuert wird. Eine dezente Einstellung des Kompressors bewirkt hier Wunder, zu starke Einstellungen, die deutlich hörbar als dynamisches Pumpen in den Mix eingreifen, sind unbedingt zu vermeiden. Das Anwendungsbeispiel funktioniert besonders in einer digitalen Umgebung, also innerhalb eines Sequencers im Rechner unproblematisch, da hier durch die Kaskadierung von Subgruppen ein entsprechend flexibles Routing möglich ist, das untergeordnete Subgruppen der einzelnen Instrumentengruppen zulässt.

Ein klassisches beispiel ist die Broadcast Anwendung „Radiosprecher dominiert Musikhintergrund“, die jeder kennt. Sobald der Sprecher einsetzt, wird die Musik heruntergeregelt. Hier liegt in der Musik-Subgruppe ein Sidechain-Kompressor, der durch die Stimme des Sprechers aktiviert wird.

Alternativen zum Ducking

Solange man nicht live in die Lautstärkeverhältnisse eingreifen muß, kann man natürlich auch mit einer Automation der Lautstärke der betreffenden Spuren arbeiten. Der Vorteil ist, dass das unterdrückte Signal nicht komprimiert, also in seiner Dynamik verändert, sondern lediglich in der Lautstärke heruntergeregelt wird. Der Nachteil liegt auf der Hand: Je nach Material kann ein aufwändiges Zeichnen von Lautstärkeverläufen notwendig werden. Es geht aber auch automatisch: Speziell für Gesang eignet sich das Plug-In Vocal-Rider von Waves. Anders als beim Ducking via Kompressor platziert man den Vocal-Rider in der Gesangsspur und verbindet dessen Sidechain-Eingang mit dem Ausgang der Instrumentalgruppe. Der Vocal-Rider erfasst dann die Instrumentallautstärke und passt den Gesang über einen Volumenregler automatisch so an, dass er sich zur relativen Lautstärke des Backgrounds abhebt. Die Parameterausstattung des Vocal-Rider lässt eine sinnvolle Eingrenzung der Automatik zu: die Lautstärkespanne, innerhalb der geregelt wird (Minimum/Maximum), die Empfindlichkeit der Erkennung von Background und Gesang, die Schnelligkeit der Anpassung. Kürzlich ist auch ein Bass-Rider erschienen.

Holger Obst