Test: Sonible smart:comp

Sonible mit Sitz in Graz, Austria, gehört zu der kleinen Gruppe an Entwicklerteams, die sich nicht darauf beschränken, Vorhandenes zu verbessern, sondern neue Wege einschlagen.

Das ist mit frei:raum sowie den Auskopplungen smart:EQ, smart:proximity und smart:entropy bereits eindrucksvoll gelungen. Während herkömmliche Werkzeuge das Signal mit Hilfe von drei bis fünf Filtern in mehrere Teilsignale trennen, die dann separat bearbeitet werden, verwendet Sonible im ersten Schritt eine hochauflösende spektrale Analyse. Unter der Oberfläche arbeitet vereinfacht ausgedrückt ein entsprechend fein unterteilter Multibandkompressor. (Sie finden das Thema „Multibandkompressor“ weiter unten genauer spezifiziert. Der entsprechende Abschnitt ist grün eingefärbt.)

Schon als wir das Trio frei:raum getestet haben, teilte uns der Hersteller mit, dass weitere Plug-ins folgen würden, die ebenfalls auf eine neue, innovative Technik setzen. Eine hochauflösende spektrale Analyse verwendet damals bereits der smart:EQ, für den es inzwischen auch Weiterentwicklungen gibt.

Nun ist es soweit, und wir gehen hier der Frage nach, ob mit dem lernfähigen smart:comp ein neues Kapitel bei der Kompression aufgeschlagen wird.

Installation

smart:comp kann rechnergebunden mit einem Lizenzschlüssel oder via iLok autorisiert werden. Bei der Installationsroutine wählt man das/die Format(e) aus, die man benötigt. So sieht das auf dem PC aus:

Recording und Studioequipment

Alles, was man braucht, ist dabei; wahlweise 32- und 64-Bit-Versionen in den gängigen Formaten (auf dem Mac auch AU). Anschließend wird auf Wunsch direkt das PDF-Handbuch geöffnet:

Überblick

smart:comp lädt gleich zu Beginn zu einem Rundgang ein, dem wir hier entgegen unserer sonstigen Arbeitsweise auch folgen. Normalerweise ist ein praxisorientierter Überblick über die Funktionen eines Werkzeugs genau das, was wir als Testautoren erledigen – ohne dabei aus der Bedienungsanleitung abzuschreiben. Hier liefert Sonible allerdings eine Vorlage, die wir auch nicht besser machen könnten. Und man muss ja nicht zwanghaft etwas Eigenes erstellen, wenn die Aufgabe schon mehr als zufriedenstellend erledigt wurde.

smart:comp trennt das Signal nach zeitabhängigen und spektralen Kriterien. Im Sidechain-Modus operiert man bei Bedarf mit frequenzabhängigem Ducking. Wir kommen darauf noch zurück und schauen uns im Detail an, was damit gemeint ist.

smart:comp ist ein lernfähiger Kompressor, der zunächst das Signal analysiert, dessen frequenzspezifische Dynamik erfasst, und anhand des daraus gewonnenen Klangprofils eine spektrale Kompression errechnet. Vor dem Aktivieren des Lernens hat man die Möglichkeit, dem Algorithmus durch die Wahl eines Profils mitzuteilen, um welche Art Klangquelle es sich handelt. Alternativ kann man auch im Standard-Modus und dann ohne ein instrumentenspezifisches Profil arbeiten. Das bietet sich beispielsweise beim Mastering an.

Die von smart:comp vorgeschlagene Parametereinstellung kann man, am besten bei laufendem Playback, manuell anpassen. Die Farbe der Wertekennzeichnung durch den Kreis rund um den Regler zeigt an, ob die analysierten Einstellungen oder manuelle Anpassungen verwendet werden. Blau steht für errechnete Werte, weiß für modifizierte Parameter.

Die Parameter selbst sind auf den ersten Blick wenig futuristisch. Ein Schwellenwert, bei dessen Überschreiten die Kompression einsetzt, die Kompressionsstärke (Ratio) sowie zeitabhängige Parameter wie Attack- und Release sind auch bei klassischen Kompressoren anzutreffen.

Neu ist jedoch die spektrale Gewichtung des Kompressionseffekts, die zusätzlich aktiviert, dosiert und auf einen spektralen Bereich begrenzt wird.

smart:comp belässt es nicht bei Standardparametern. Auch eine Knee-Funktion für einen dynamisch weichen Übergang zum vollständig komprimierten Signal ist vorhanden und kann benutzerfreundlich per Anfasser justiert werden.

Im Hintergrund läuft eine Art Echtzeit-Spektrogramm durch und zeigt den komprimierten Anteil des Signals an. In der unteren Zeile gibt es einen Wet-Regler, der Mischungen zwischen dem Original- und dem Kompressionssignal erlaubt. Diese Funktion bietet sich an, um eine extreme Effekt-Kompression zu erstellen, die für sich alleine maßlos und übertrieben wäre. Mischt man aber das unbearbeitete Original bei, so erhält man ein interessantes Klangdesign.

Auto-Gain gleicht die Eingangs- an die Ausgangslautstärke an. So kann man mittels Bypass die Qualität des Effektsignals ohne umständliche externe Pegelanpassungen beurteilen. Was lauter ist, wird vom menschlichen Ohr automatisch als besser klingend empfunden. Deshalb sind aussagekräftige A-B-Vergleiche ohne Lautstärkeanpassung kaum möglich.

Die Ein- und Ausschwingphase der Kompression lässt sich über Anfasser minutiös formen:

So schön und detailliert habe ich das bei einem Kompressor noch nicht gesehen. Lediglich temposynchrone Alternativeinstellungen werden nicht geboten.

Im Fokus-Menü setzt man mittels Detection-Filter im Spektrogramm eine Unter- und Obergrenze und grenzt damit den Frequenzbereich, auf den der Kompressor reagiert, ein: Der Kompressor reagiert nun nur auf einen bestimmten Frequenzbereich. Auch das ist ein weiteres Werkzeug, um den nach der Analyse von smart:comp vorgeschlagenen Kompressionseffekt anzupassen. Liegen beispielsweise hohe Signale mit hoher Energie im Bassbereich vor, etwa durch eine dominante Bassdrum oder einen kräftigen Analogbass, so verhindert man durch ein Anheben der linken Grenzfrequenz, dass der Kompressor bei starken Bässen zu pumpen beginnt und andere Signale unerwünscht komprimiert werden.

smart:comp in der Praxis

Nach so viel Theorie schauen wir, wie sich der neue Kompressor in der Praxis bewährt. Zum Einstieg bearbeiten wir einen kompletten Beat, den Toontracks EZdrummer2, Modern Kit, Disco Groove liefert. Den internen Kompressor des EZdrummers habe ich ausgeschaltet. Der unbearbeitete Beat (Strophe, Fill, Refrain) klingt so:

 

Nun kommt smart:comp zum Einsatz. Wir wählen das entsprechende Profil: Drums.

Der anschließende Lernprozess dauert nur wenige Sekunden. Ein durchlaufender blauer Balken zeigt den Fortschritt an. Ohne weitere Anpassungen hört sich der Beat nun so an:

 

Die Kompression hört man als Effekt nicht heraus. Der Beat wird insgesamt aufgewertet, atmet mehr, klingt luftiger und transparenter, ohne dabei an Kraft einzubüßen. Dabei bleibt die Kompression dezent.

Die Pegelreduzierung wird in Echtzeit angezeigt (Abbildung unten, Punkt 1). Die Häufung der blauen Linien im unteren Bereich dokumentiert die spektrale Kompression in Echtzeit. (2). Die Einstellung der Standardparameter findet man links neben dem Spektrogramm (3). Die Arbeit des Kompressors wird auch durch die orangefarbene Linie angezeigt, darunter die Differenz zwischen unbearbeitetem und bearbeitetem Signal (4). Das Differenzsignal kann über das kleine Kopfhörersymbol abgehört werden. Diese akustische Kontrolle ist bei Dynamikwerkzeugen eine große Hilfe und leider selten anzutreffen. Im folgenden Audiodemo hören Sie dieses Differenzsignal, das besser als alle Visualisierungen den Effekt herausstellt:

 

Über die Felder A, B, Copy in der Kopfzeile kopiert man die von smart:comp vorgeschlagene Bearbeitung (A) auf den zweiten Snapshot-Platz (B), nimmt hier eigene Veränderungen vor und vergleicht diese bei Bedarf mit der Vorlage.

Eigene Anpassungen gelingen intuitiv: Man variiert über Anfasser den Threshold, die Ratio und den Übergang zur Kompression (Knee). Mit Attack bestimmt man, inwieweit Transienten, also die allerersten Millisekunden eines Signals, ebenfalls komprimiert werden sollen. Wenn Instrumente eher im Hintergrund agieren sollen, trägt eine Abschwächung der Transienten unter Umständen zur räumlichen Tiefenstaffelung bei. Sollen hingegen die Konturen eines Klangs klar erkennbar sein, wird man ein Attack ab 30 aufwärts einstellen.

Einen Pumpeffekt erzielt man durch einen niedrigen Threshold, eine hohe Ratio, ultrakurze Attacks und ein zum Rhythmus passendes Release.

Hier habe ich den Beat überstark komprimiert, um einen deutlich hörbaren Kompressionseffekt zu erzielen:

 

Knallige, pumpende Beats, wie sie einige Emulationen von Vintage-Kompressoren liefern, sind also auch möglich. Über Parallelkompression, also ein Beimischen des unbearbeiteten Originalsignals mit dem Wet-Regler, können übermäßige Effekte auf ein brauchbares Level heruntergefahren werden:

 

Das war die selbe Einstellung wie zuvor, hier jedoch mit 50% Wet.

Feinarbeit am zeitlichen Verhalten des Kompressors erreicht man über den Attack/Release-Shaper. Dieser ist ein wenig versteckt und klappt auf, wenn man auf das kleine, unscheinbare Dreieck rechts neben dem Release-Regler klickt:

Hier justiert man den genauen Kurvenverlauf samt zusätzlicher Hold-Zeit.

Von der Shape-Ansicht (1) wechselt man hier zur Focus-Ansicht (2).

 

Dort wird angezeigt, wo das Signal besonders energiereich ist; in unserem Fall ist das der Bassbereich (Pfeil). Über das Detection-Filter kann man verhindern, dass der Kompressor überwiegend auf die Bassdrum reagiert. dazu verschiebt man die orangefarbene, linke Linie, die derzeit bei 20 Hz steht, nach rechts bis zu 300 oder 500 Hz. Der Klang wird dadurch natürlicher; die Bassdrum dominiert nicht mehr alleine das geschehen:

 

Über Detection Focus (Kopfhörersymbol) hört man das Signal nach dem Filter, welches den Kompressor reguliert. So kann man sehr gut erkennen, ob das basslastige Teilspektrum auch wirklich außen vor bleibt.

Die spektrale Kompression, das Highlight des smart:comp, kann ein- und ausgeschaltet sowie dosiert werden. Unter der spektralen Kompression kann man sich einen extrem hoch auflösenden Multibandkompressor mit zahlreichen Frequenzbändern vorstellen. Wir haben beim Hersteller nachgefragt, wie das genau vonstatten geht, und erhielten folgende Antwort:

Zitat Anfang

Tatsächlich ist die Detektion komplex. Es gibt keinen statischen Schwellwert im spektralen Kompressor, sondern eine laufende Analyse der Signalenergie in unterschiedlichen Frequenzbereichen. Der Kompressor versucht hier über die Zeit eine möglichst harmonische spektrale Balance hinzubekommen. Das heißt, spektrale Ausreißer (die an bestimmten Stellen oder ab einem gewissen Pegel passieren), werden sanft korrigiert, wodurch eine kontinuierliche spektrale und dynamische Balance erreicht werden kann.

Der Effekt ist dem eines Multibandkompressors (mit extrem vielen Bändern) ähnlich, jedoch müsste sich die Threshold der einzelnen Bänder des Kompressors laufend (automatisch) ändern.

Zitat Ende

Die spektrale Kompression dient damit einer besonders natürlichen und zugleich effektiven Kompression. Was unseren Beat betrifft, so klingt dieser nach Ausschalten der spektralen Kompression spürbar, wenn auch nicht dramatisch, flacher, weniger kräftig und weniger plastisch.

Zum Abschluss wollen wir unseren Kompressor auf mehrere Instrumente einer Abmischung, also in Form mehrerer Instanzen einsetzen. Die Loops stammen aus Ueberschall Acoustic Lounge. Wir fangen mit dem Schlagzeug an und lassen smart:comp analysieren. Um die charakteristischen Schläge von Bassdum und Snare herauszuarbeiten, habe ich im Shape-Fenster die Kurve so eingestellt:

Minimale Unterschiede der Attack-, Hold- und Releasezeit und auch die Kurvenform (exponentiell oder logarithmisch) machen beim Klangdesign der beiden Instrumente wirklich etwas aus. Besonders für ein rhythmusbezogenes oder annähernd temposynchrones Komprimieren sind diese Parameter eine wichtige Hilfe, während des Playbacks eine groovige Kompression herzustellen – ein Feinschliff, der aufgrund der unkomplizierten Bedienung angenehm schnell von der Hand geht.

Dennoch: Mit dem Hinblick auf die Bearbeitung von Beats wären temposynchrone Werte für Attack, Hold und Release vielleicht eine Idee für ein Update.

Beim Detection-Filter (Focus) habe ich die Bässe unterhalb von 100 Hz ausgeklammert. Der Beat soll zwar grooven aber nicht überdeutlich pumpen.

Um Missverständnisse auszuschließen: Das Detection-Filter ist bei der Analyse bzw. dem initialen Lernvorgang nicht beteiligt, sondern kommt erst anschließend bei der individuellen Gestaltung zum Einsatz. Es operiert ferner nicht im hörbaren Signalweg, sondern definiert nur das, was die Signalerkennung des Kompressors zu hören bekommt. Gleichwohl ergeben Änderungen an dieser Stelle auch hörbare Klangveränderungen.

Hier der Beat zunächst ohne, dann mit smart:comp

 

Als nächstes kommt der Bass zum Einsatz. Für die Lernfunktion gibt es, wie wir schon gesehen haben, ein spezielles Bass-Profil, das ich hier verwendet habe. Zunächst die unbearbeitete Version:

 

Mit komprimiertem Bass wird dieser im Anschlag etwas markanter. Generell ist die errechnete Komprimierung ohne manuelle Anpassung sehr zurückhaltend:

 

Für einen leichten Feinschliff reicht das. Will man den Bass kräftiger zeichnen, so nimmt man beispielsweise eine höhere Ratio und einen niedrigeren Threshold. Für einen hörbaren Kompressions-Effekt manipuliert man die Zeitkomponenten, also Attack und Release.

Hier die Version mit hoher Ratio (9,6 : 1) und sehr niedrigem Threshold (-36 dB):

 

Der Bass beginnt nun richtig zu atmen, und es pumpt auch deutlich. Für meinen Geschmack ist das zu viel und eher für Synth-Bässe als für einen Kontrabass geeignet. Das Beispiel zeigt, dass smart:comp auch kräftige Effekt-Kompressionen meistert. Über die Undo/Redo-Tasten (die gebogenen Pfeile rechts oben) …

… gelangt man schnell zur vorherigen Konfiguration.

Bevor ich Gitarre und E-Piano hinzufüge und zwei weitere Instanzen von smart:comp lade, setze ich die Puffergröße von derzeit 128 Samples auf 512 Samples hoch. smart:comp benötigt sowieso eine Bearbeitungslatenz von 50 ms und ist damit kein Werkzeug für den Livebetrieb, sondern vornehmlich für das Abmischen und Mastern.

Zurück zu unserem Testprojekt. Mit Gitarre und E-Piano hört es sich so an:

 

Gitarre und Piano waren unkomprimiert. Nun mit zwei Instanzen von smart:comp und wie immer nach Analyse bzw. Lernfunktion, diesmal mit den Profilen Guitar und Keys:

 

Erwartungsgemäß fällt die Kompression beim Piano am unauffälligsten aus:

Auch ein Toningenieur würde das Piano nicht deutlich hörbar komprimieren, in den meisten Fällen sogar gar keinen Kompressor einsetzen. Bei der Gitarre, bei der man die Transienten herausarbeiten möchte, ist das anders:

Anhand der Visualisierung der spektralen Kompression (unten im Bild) erkennt man deutlich, dass hier über den gesamten Frequenzbereich komprimiert wird.

Zum Vergleich dazu der Bass, bei dem der Schwerpunkt der Kompression unterhalb von etwa 1000 Hz liegt. Die horizontale gelbe Linie habe ich eingezeichnet, gehört also nicht zur Oberfläche.

Die Melodie übernimmt bei unserem Beispiel ein Saxofon. Dazu gibt es (derzeit noch) kein Profil. Ich habe daher das Profil Vocals Male verwendet. Auch das Saxofon profitiert spürbar vom Kompressor, wirkt zugleich dichter, detaillierter und näher, ohne dass dabei der Kompressor aus Effekt auffallen würde.

 

Sidechaining

smart:comp bietet nicht nur eigenständige Erweiterungen der Kompressortechnik (spektrale Kompression), sondern kann auch alles, was ein herkömmlicher, fortgeschrittener Kompressor kann. Neben der Parallelkompression und dem Filter im Detektionsweg ist smart:comp auch sidechainfähig. Dazu gibt es zwei Modi: Sidechaining über die gesamte Bandbreite des Signals oder hochaufgelöst und spektral gewichtet.

Über Sidechain steuert ein Fremdsignal das bearbeitete Signal. VST-User müssen dafür die VST3-Komponente laden.

Beim spektralen Sidechain-Ducking erkennt smart:comp in Echtzeit spektrale Überlagerungen des Steuersignals und des zu komprimierenden Signals. Kollidieren beide (weisen also beide in einem Teilspektrum zeitgleich hohe Pegel auf) so wird das Zielsignal genau in dem Teilspektrum unterdrückt, in dem das Steuersignal eine Dominanz aufweist.

Die Sidechain-Funktion wird gerne verwendet, um den Gesang oder ein Soloinstrument freizustellen: Hohe Pegel beim Gesang bewirken dann eine Unterdrückung der gesamten Begleitinstrumente, die in einer Subgruppe zusammengefasst sind. Ein anderes Beispiel ist die Unterdrückung des Attacks eines Basses, wenn gleichzeitig eine fette Bassdrum spielt. In diesem Fall verhindert das Sidechaining, dass im Mix zu viel Energie im Bassbereich auftritt und die Überlagerung der beiden Tiefensignale zu einem undifferenzierten, basslastigen Klang führen.

Die nächsten Audiodemos beschäftigen sich mit diesem Beispiel: Der Beat stammt von Toontracks EZdrummer 2, der Bass von FXpansion Cypher 2. Damit der Bass richtig fett und tief klingt, habe ich zusätzlich bx_subsynth als Effekt eingebaut. Achten Sie bitte genau auf die Attacks der Bassdrum. Hier wird der Attack durch den Bass überlagert; die Transienten sind kaum hörbar:

 

Jetzt kommt smart:comp zum Einsatz. Dazu habe ich zunächst ein Bass-Profil verwendet, um per Lernvorgang passende Kompressoreinstellungen zu generieren. Die Attackzeit habe ich auf 3 ms heruntergeregelt, damit die Transienten der Bassdrum hörbar werden. Dann habe ich beim smart:comp (im Cypher 2 – Kanal) Sidechain-Ducking aktiviert und über den Send-Weg des Bassdrum-Kanals (in Cubase 9 Pro) den Kompressor angesprochen.

 

Hier sieht man sehr schön die Kompression, die im Rhythmus zu den Bassdrum-Schlägen einsetzt (orangefarbene Linie oben). Die Pfeile zeigen die für das Sidechaining notwendigen Arbeitsschritte beziehungsweise Mausklicks an.

Das klappt wie erwähnt nur, wenn die Kanäle über das Routing verbunden sind (wie oben schon erwähnt).

Falls Ihr Host-Sequencer kein Routing über den Send-Weg anbietet, nehmen Sie einfach die Bassdrum als separaten Track auf und routen dessen Ausgang zum Sidechain-Eingang des smart:comp.

 

Stabilität, Bugs und Wünsche für Updates

smart:comp lief auf unserem Testsystem (Hasswell Workstation Extreme von Digital Audionetworx, PC Win 8.1, Cubase 9 Pro) reibungslos und ohne jeden Fehler, geschweige denn Freeze oder Absturz. Mit einer kleinen, wenn auch unbedeutenden Ausnahme: Verschiebt man das Interface (unter Win 8.1) auf einen zweiten Bildschirm und öffnet dann die Profile, so wird das Pulldown-Menü stark verkleinert auf dem ersten Monitor angezeigt.

Dazu muss man sagen, dass Windows 8.1 beim Betrieb mit zwei Monitoren Probleme mit der Skalierung von Fenstern hat, die über beide Monitore reichen. Das Aufklappmenü sollte allerdings innerhalb der Oberfläche des Plug-ins und damit sowieso auf demselben Monitor erscheinen.

 

Fazit

Sonible smart:comp hebt die Kompressortechnik auf ein neues Level und gehört in die Referenzklasse. smart:comp eignet sich für Instrumente, Gruppen und den Mix-Masterkanal. Auch für das finale Mastering ist smart:comp eine Empfehlung. Lediglich Live-Anwendungen bleiben wegen der 50 ms Berechnungszeit (Latenz) außen vor.

Durch die interne, hochauflösende spektrale Kompression nach Lernvorgang sind einzigartig maßgeschneiderte Kompressionen möglich, die das Signal konturenreicher, kräftiger und zugleich offener und transparenter gestalten. Die Vorlagen, die smart:comp liefert, bieten eine Aufwertung des Signals, ohne dass dabei der Kompressionseffekt als solcher hörbar wird. Erst beim Hin- und Herschalten zwischen Bypass- und Kompression wird deutlich, wie sehr smart:comp das Audiosignal aufwertet. Beim Mixing und auch Mastering erhält man in Sekunden produktionsfertige Kompressoren und muss nicht oder nur minimal nachjustieren.

Durch genau justierbare Attack-, Hold- und Releasezeiten des Kompressors ist auch eine rhythmische Effektkompression möglich. Bei laufendem Playback hat man die Parameter schnell angepasst, sodass es richtig groovt, wenngleich temposynchrone Zeitparameter nicht alternativ angeboten werden.

Eigene Anpassungen gehen aufgrund der übersichtlichen Struktur und Manipulationen per Anfasser leicht von der Hand. Neben hörbar gemachten Kontrollsignalen für den Kompressionseffekt und das Detection-Filter bieten Echtzeit-Visualisierungen des Frequenzspektrums, des Differenzsignals und der spektralen Analyse weitere Hilfestellungen.

smart:comp lässt neben der innovativen spektralen Kompression keine klassischen Parameter und Funktionen aus: Neben einer Soft-Knee-Schaltung und Parallelkompression ist auch Sidechaining möglich, ebenfalls um eine optionale spektrale Kompression erweitert.

Der Klang der komprimierten Signale ist hochauflösend, detailreich und spielt sich auf einem hohen Niveau in puncto Audioqualität ab. smart:comp ist ein durch und durch musikalisches Werkzeug, klingt keinesfalls technisch und lässt abseits eingefahrener Hörgewohnheiten auch die ruhmreiche Gilde edler Vintage-Kompressoren ein Stück weit hinter sich.

Der Preis für dieses Meisterwerk ist kundenfreundlich. Auch wenn Sie mit Kompressoren gut versorgt sind, sollten Sie die Demoversion antesten.

Testautor: Holger Obst

Plus:

Hochauflösender, lernfähiger Kompressor

einzigartige spektrale Kompression

beste Audioqualität

produktionsfertige Kompressoreinstellungen ohne Nachbesserung

Sidechaining mit optionaler spektraler Kompression

Neutral:

50 ms Bearbeitungslatenz, kein Live-Tool

Minus:

Hersteller:

Sonible

Formate: s. Kapitel Installation; aktuelle Infos auf der Herstellerseite

Preis: 129.- EUR (UVP)