Ein Kompressor unterdrückt die Lautstärke eines Audiosignals, sobald diese einen bestimmten Schwellenwert überschreitet (Threshold). Alle Amplitudenauslenkungen oberhalb dieses Schwellenwertes werden in einem bestimmten Verhältnis zu ihrer Originallautstärke reduziert (Ratio). Eine Ratio von 2:1 bedeutet eine Halbierung der Amplitude oberhalb des Schwellenwertes; bei 4:1 wird sie geviertelt. Stellt man die Ratio auf 1:unendlich, so reduziert man die maximale Lautstärke auf den Schwellenwert. Man spricht dann vom Limiting.

Zur Standardausstattung der meisten Kompressoren gehört auch ein Attack- und Release-Regler, der bestimmt, wie schnell der Kompressor nach einer Überschreitung des Schwellenwerts reagiert und wie schnell er die Kompression wieder zurückfährt, wenn der Schwellenwert wieder unterschritten wird. Für ein Limiting (das nicht nur für die Lautheitsmaximierung, sondern auch zum Schutz von Monitoren durch plötzlich auftretende Impulse eingesetzt wird) benötigt man eine kurze Attackzeit.

Kompression hat eine Einschränkung der Dynamik des Audiosignals zur Folge (weshalb Puristen Kompressoren grundsätzlich ablehnen) und eine Reduzierung der Lautstärke des Ausgangssignals. Durch eine an die Kompression anschließende Anhebung der Ausgangslautstärke (Make Up Gain) wird dies wieder ausgeglichen. Bearbeitet man eine bestimmte Subgruppe, beispielsweise Drums, mit einem Kompressor und hebt die Ausgangslaustärke entsprechend an, so gewinnt der Beat an Druck und Kompaktheit.

Kompressoren können auch als Dynamikeffekte eingesetzt werden, beispielsweise indem man längere Release-Zeiten, einen niedrigen Schwellenwert und eine hohe Ratio einsetzt, um ein dynamisches Pumpen in den Sound zu bringen. Bei geeigneten Einstellungen von Attack- und Release kann dieser pulsierende Effekt die Rhythmik eines Beats betonen. Während es einerseits recht spartanisch ausgestattete Kompressoren gibt, bei denen nur wenige Parameter verändert werden können, gibt es auch Exemplare, die über eine deutlich umfangreichere Ausstattung verfügen.

Relativ geläufig ist die Soft-Knee-Schaltung, bei der die Kompression abgeschwächt bereits etwas unterhalb des eigentlichen Schwellenwertes beginnt und dadurch unauffälliger klingt (eignet sich gut bei Vocals). Seltener anzutreffen ist eine Hysterysis-Funktion, bei der die Kompression nicht durch das Überschreiten eines absoluten Thresholds, sondern in Abhängigkeit von der Dynamikspanne des Signals einsetzt. Schließlich gibt es noch Kompression mit umgekehrter Ratio. Überschreitet das Signal den Schwellenwert, so werden die darüber liegenden Amplituden nicht verringert, sondern verstärkt. Das Prinzip des Kompressors wird damit auf den Kopf gestellt und die Dynamik erhöht.

Nicht zuletzt gibt es noch Multiband-Kompressoren, die insbesondere beim Mastering eingesetzt werden und für drei oder mehr Frequenzbänder unabhängige Kompressoren unter einem Dach vereinen.

Eine Sonderform der Kompression ergibt sich über eine Sidechain-Funktion (soweit vorhanden): Der Kompressor reagiert nun nicht mehr in Abhängigkeit zur Lautstärke des Eingangssignals, sondern

  • nur noch auf einen Teilbereich des Frequenzspektrums dieses Signals. Dies ist der Fall, wenn im Sidechain-Weg ein Filter eingesetzt wird. In der Regel wird hier der amplitudenstarke Bassbereich eines Audiosignals herausgefiltert, um zu vermeiden, dass laute Bässe zu einer zu starken Kompression des gesamten Mixes führen. Das gefilterte Signal ist dabei lediglich für die Erkennung der Überschreitung des Thresholds relevant und verändert das Frequenzspektrum nicht – oder
  • auf ein externes zweites Signal. Beliebt ist die Trennung von Bass und Bassdrum: Man legt auf die Bassspur einen Kompressor, der über die Sidechain-Funktion durch die Bassdrum (bzw. eine Kopie der Bassdrum-Spur) gesteuert wird. In dem Moment, wenn die Bassdrum spielt, wird die Lautstärke des Basses heruntergeregelt, was dazu führt, dass die Überlagerung beider Instrumente vermieden wird und sich ein differenzierterer Klang ergibt. Nach demselben Prinzip kann man auch einen durchgehenden Flächensound (beispielsweise) mit einer Hi-Hat als Sidechain-Impulsgeber rhythmisieren oder Hintergrundmusik durch Sprache unterdrücken. Beispiele für Sidechain-Kompressoren sind der Elysia Mpressor oder der SPL Transpressor.

Im aktuellen Trend liegt die Verwendung von Parallel-Processing bei Kompressoren. Damit ist ein Dry/Wet-Regler gemeint, der es erlaubt, dem komprimierten Signal einen Teil des unkomprimierten Originals beizumischen. Transienten bleiben so auch bei kurzem Attack des Kompressors hörbar. Auch ist ein solcher Dry/Wet-Regler hilfreich, um mit einem Handgriff einen starken Kompressoreffekt so weit herunterzuregeln, bis das Ergebnis sich ideal in den Mix einfügt.

Holger Obst