EBU R-128 ist ein technisches Regelwerk, welches die Tonaussteuerung von Hörfunk- und Fernsehprogrammen definiert und die in Deutschland bei den öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsendern seit dem 31. August 2012 teilweise Anwendung findet.
EBU steht für die European Broadcasting Union, einen Zusammenschluss von 74 Rundfunkstationen mit Sitz in Genf. Gegründet mit dem Ziel, ein Netzwerk zum Austausch von Nachrichtenfilmen aufzubauen, hat sich die EBU auch auf die Fahne geschrieben, technische Entwicklungen im Radio- und Fernsehbereich voranzutreiben und zu standardisieren.
Und um solch eine Standardisierung handelt es sich bei der EBU R-128 Empfehlung, also um ein technisches Regelwerk, welches die Tonaussteuerung von Hörfunk- und Fernsehprogrammen definiert und die in Deutschland bei den öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsendern seit dem 31. August 2012 teilweise Anwendung findet. Dabei geht es – vereinfacht gesagt – darum, den „Loudness War“ einzudämmen, also die auch bei manchen Radio- und Fernsehsendern anzutreffende Neigung, insbesondere Werbung bis zur Schmerzgrenze per Brickwall-Limiter hochzufahren.
Steinberg´s Wavelab 8.5 bietet die entsprechenden Mess- und Analysetools, um den genauen technischen Vorgaben nach EBU R-128 Rechnung zu tragen. So finden sich dort separate Anzeigen für „M“-, „S“- und „I“-Werte, sowie einen vorgegebenen Zielwert von -23 LUFS, der sich aber vom User noch verändern lässt.
Möchte man ältere Produktionen EBU R-128 konform bekommen, so verfügt Wavelab 8.5 noch über einen Expander, der dem Ausgangsmaterial wieder etwas Dynamik einzuhauchen vermag, was in gewissen Grenzen auch funktioniert.
Details zur EBU R-128
Die EBU-Empfehlung R 128 führt neue Maßeinheiten ein, um ein Audiosignal zu bewerten.
- LUFS, Loudness Units relative to Full Scale, gemeint sind Lautheits-Einheiten relativ zur digitalen Vollaussteuerung.
- LU, „Loudness Units“, der relative Wert von LUFS. wobei 1 LU 1 dB repräsentiert
- LRA „Loudness Range“, ein statistisch ermittelter Wert, der die Dynamik eines Programmabschnitts widerspiegelt
- dBTP, „dB relative to True Peak“, der die korrekt gemessene digitale Aussteuerung beschreibt.
Festgelegt wird, dass ein Target Level von -23 LUFS ± 1 LU gemessen über die Gesamtheit eines Spots, Beitrags oder Programms einzuhalten ist, wobei ein digitaler Spitzenpegel von -1 dBTP nicht überschritten werden darf.
Man misst nun den momentanen Lautheitswert „M“ für „Momentary“, gemittelt über die letzten 400 Millisekunden, den kurzzeitig gemittelten Wert „S“ für „Short Term“ über die letzten 3 Sekunden sowie die Durchschnittslautheit „I“ für „Integrated“, gemittelt über das gesamte Programm, wobei hauptsächlich Sprache oder Musik, sogenannte vordergründige Tonereignisse, in die Messungen einfließen.
Der Loudness-War
Bisher galt im deutschen Rundfunk eine Aussteuerungsgrenze mit Bezug auf den Spitzenpegel von +6dBu. In den letzten Jahren kam es zu dem, was wir alle als Loudness War kennen, also ein Zunahme der Lautheit durch Einsatz von Kompressoren, ohne den zulässigen Spitzenpegel zu überschreiten.
Bei richtig lauten Produktionen existiert nur noch ein winziger Dynamik-Unterschied zwischen leisen und lauten Tönen. Wer mal ein absolutes Negativbeispiel hören möchte, legt die Death Magnetic von Metallica auf. Hier wird der Loudness War soweit auf die Spitze getrieben, dass Fans per Online-Petition eine Überarbeitung des Albums forderten und Mastering Engineer Ted Jensen sich öffentlich von dem Mastering distanzierte und sich unter anderem wie folgt äußerte: „I’m certainly sympathetic to your reaction, I get to slam my head against that brick wall every day. In this case the mixes were already brick-walled before they arrived at my place.“
Suffice to say I would never be pushed to overdrive things as far as they are here. Believe me, I’m not proud to be associated with this one, and we can only hope that some good will come from this in some form of backlash against volume above all else“ (nachzulesen u.a. auf http://www.nme.com/news/metallica/39816)
Und mal ehrlich, aus dem TV kennen wir das alle: gerade steigert sich beim Samtagsnachtthriller die Spannung ins Unermessliche, dramatisch vom Soundtrack untermalt, der maximal mit Dynamik spielt und in der nächsten Sekunde brüllt dir schon aus dem nächsten Werbeblock „Carglass repariert, Carglass tauscht aus“ entgegen. Diesem Phänomen versucht man nun mit der Richtlinie EBU R-128 Einhalt zu gebieten.
Heiko Wallauer