Test: Chris Hein Ensemble Strings
Die Libraries von Chris Hein zählen zu den fortgeschrittensten und akribisch entwickelten Sample-Instrumenten. Das mit den klassischen Blech- und Holzbläsern und Solo-Streichern erprobte und bewährte Konzept wird bei unserem Testkandidaten auf Streicher-Ensembles angewendet.
Vorweg: Da aus diesem Test kein Buch werden soll, können wir hier nicht auf jedes Detail eingehen. Was nicht im Text steht, finden Sie jedoch in den Abbildungen wieder. Trotzdem geht der Test in einigen Punkten sehr weit. Wer es nicht ganz genau wissen muss, kann die kursiv gedruckten Teile überspringen oder gleich von Bild zu Bild springen und nachlesen, wenn etwas besonders interessant erscheint.
Die Audiodemos sollen die Klangqualität und Funktionen stichprobenweise veranschaulichen, zeigen also nicht, welche musikalischen Höhenflüge mit den Produkt möglich sind. Solche Kompositionen finden Sie HIER.
Die wichtigsten Besonderheiten in Stichworten:
- Ensembles wurden aus Einzelaufnahmen rekrutiert
- trockene Basissamples
- Note Head Designer
- Hot Keys
Etwas ausführlicher:
- Das Streicher-Ensemble verfügt über zahlreiche, in vielen Details konfigurierbare Artikulationen. KLURSIV ANFANG Eine Artikulation bedeutet hier nicht bloß Multisamples/Round Robins einer speziellen Spielweise, sondern eine komplexe Klanggestaltung über diverse Module, die beispielsweise das Vibrato, Legato/Portamento/Glide, das dynamische Verhalten und Variationen des Attacks definieren. KURSIV ENDE
- Eine Vielzahl produktionsfertiger Artikulations-Presets erlaubt einen Soforteinstieg ohne Lernphase und ein intuitives, ausdrucksstarkes Spiel.
- Eine umfangreiche Steuerung ergibt sich über Key-Switches, spezielle Hot Keys und externe Controller.
- Über den sogenannten Note Head Designer können variierbare Attacks fließend eingebunden werden. Dabei handelt es sich um kurze Spielweisen, die auch über Velocity_Layer verfügen. Wir kommen darauf noch im Detail zurück.
Die Phase Align Technologie, die bei anderen Libraries des Herstellers für eine phasengetreue Überblendung zuständig ist, kommt bei den Ensemble Strings nicht um Einsatz. Der Hersteller erklärte uns hierzu, diese sei nicht nötig gewesen. Tatsächlich konnten wir bei Stichproben trockener Samples keine Phasenauslöschungen feststellen.
Schaltet man allerdings die Impulsantworten der Module Body und Room hinzu, ändert sich das geringfügig, allerdings ohne dass die analysierten Phasenauslöschungen in der Hallfahne den Klang hörbar negativ beeinflussen oder gar mono-inkompatibel machen würden.
- Es stehen ausgefeilte Legato- und Vibrato-Menüs zur Verfügung.
- Der kraftvolle Klang einer Nah-Mikrofonierung kann mit internen Impulsantworten für frühe Reflexionen und einem Raumhall kombiniert werden oder als vorbildlich trockene Vorlage mit beliebigen externen Effekten kombiniert werden. Intern ist sowohl ein breiter Hollywood-Sound als auch ein naher, intimer Klang möglich.
Überblick
Die Chris Hein Ensemble Strings laufen auf dem kostenlosen Native Instruments Kontakt Player 5.7 (und natürlich auch auf der Vollversion).
Die Library zielt vor allem auf die Filmmusik und artverwandte Branchen (Spielevertonung). Die Streicher eignen sich aber auch für klassische Elemente in Rock und Pop. Insbesondere Balladen können hiervon profitieren.
Die Library umfasst rund 35 GB und sollte für eine optimale Perfomance auf einer SSD-Festplatte archiviert werden.
Das Streicher Ensemble setzt sich aus Kontrabässen, Celli, Violas und Violinen zusammen.
Anders als bei Mitbewerbern wurden die Instrumente jedoch nicht als Sektion, sondern einzeln aufgenommen. So erklärt sich auch der trockene, direkte Klang (nach Ausschalten der Impulsantworten).
Laut Hersteller lag ein gigantischer Sample-Pool von rund 120.000 einzelnen Aufnahmen vor, aus dem schließlich rund 53.000 Samples hervorgegangen sind. Die einzelnen Samples wurden „in Stimmung und Timing angepasst und dann im Stereopanorama platziert.“ Das Ensemble ist demnach durch eine Abmischung vieler Einzelaufnahmen entstanden.
Es werden zwei Ensemblegrößen für einen vollen und etwas „intimer“ dimensionierten Klang angeboten. Über den Ensemble Maker kann der Klang (virtuell durch Vervielfachung, Panoramaverteilung und Verstimmung der Samples) noch breiter aufgebaut werden. (Auch hier haben wir einen Blick auf den PAZ-Analyser geworfen und konnten keine Phasenauslöschungen feststellen.)
Die einzelnen Instrumente lassen sich abwechslungsreich spielen: Dafür sorgen unter anderem
- bis zu acht dynamische Layer (auch für die reinen Attack-Samples des Note Head Designers),
- vier Dynamik-Modi,
- Legato-, Portamento und Glide-Modi,
- Key-, LFO- und Auto-Vibrato.
Angeboten werden 32 verschiedene Spielweisen, die als individuelle Artikulationen weiter verfeinert und den spezifischen Anforderungen angepasst werden können.
Auch in puncto Effekte wird der Nutzer nicht alleine gelassen: Die Streicher warten mit einem gut ausgestatteten Board an DSP-Effekten auf. Inwieweit Chorus, Flanger und Phaser zu dem detailreichen, lebendigen und nuanciert spielbaren Klang der klassischen Instrumente passen, sei dahingestellt.
Ob mit oder ohne DSP-Effekte: Auf den Benutzer kommt eine geballte Ladung hochflexibler Sample-Streicher zu. Trotz der enormen Komplexität sind diese Streicher ohne Wochenend-Lernkurs bedien- und spielfähig.
Angebot und Architektur
Die erwähnten großen und kleinen Ensembles sowie unterschiedliche Sektionen findet man in Form mehrerer Kontakt-Instrumente:
Das Start-Fenster (Play) offenbart zunächst keine besonderen Funktionen. Das virtuelle Keyboard zeigt Key-Switches (grün), Hot Keys (rot) und den spielbaren, mit Samples belegten Bereich (blau). Die aktuelle Spielweise wird rechts angezeigt.
Im Control-Fenster trifft man auf grundlegende Informationen.
Die Parameter werden hier allerdings nicht editiert, sondern lediglich angezeigt:
- Anzahl der Velocity-Layer mit Anzeige des aktuell gespielten Layers,
- Dynamik-Modus (Keyboard = über die Anschlagsstärke),
- Vibrato-Intensität (bei der Artikulation Sustain Vibrato erfolgt die Steuerung über das Modulationsrad),
- X-Fade (Dynamiksteuerung über ein Expressionpedal oder einen anderen Controller),
- Note Head (Formung von Attack und Release durch das Einbinden entsprechender Samples).
Im Fenster „Room“ werden die beiden IR-Reverbs zugeschaltet, beide mit einer individuellen Vorverzögerung und Lautstärke sowie einer üppigen Auswahl an Presets.
Die fertig programmierten verfügbaren Spielweisen findet man im Fenster „Articulation“ unter „Overview“:
Die Artikulationen können wahlweise permanent nach Betätigen des Key-Switches, nur während des Spieles der Steuertaste oder nur für die nächste Note gespielt werden.
Zusätzlich können die Artikulationen auch über MIDI CC06 umgeschaltet werden.
Neben den Key-Switch-Funktion können bestimmte Spielweisen auch als Hot Key definiert werden.
Bei Betätigen eines Hot Keys wird diese Artikulation sofort und solange die Steuertaste gedrückt ist, gespielt. So kann beispielsweise ein Sustain Vibrato in einen Triller (als Hot Key) übergeleitet werden – und wieder zurück. Der Unterschied zum Key-Switch „While Hold“ ist, dass bei Letzterem die betreffende Artikulation erst mit der nächsten gespielten Note einsetzt.
Die Auswahl für Hot-Keys:
Über ein Aufklappmenü können weitere Artikulationen geladen werden:
Hier findet man auch Effektspielsweisen und Cluster – gefragt für Spannungsmomente bei der Filmmusik.
Editieren einer Artikulation
Im Articulation-Fenster wird bei Bedarf an einer Artikulation gefeilt. Das Ergebnis lässt sich als Preset per Copy/Paste auch auf andere Key-Switches übertragen (1). Dadurch kann man auch Variationen der selben gesampelten Basis-Spielweise mit unterschiedlichen Einstellungen der klanggestaltenden Module erzeugen, auf verschiedene Key-Switches verteilen und zwischen diesen Varianten wechseln.
Ein individuelles Design der Spielweise findet anhand folgender Funktionen statt:
Dynamic (2) Hier definiert man die Dynamiksteuerung: per Velocity, Controller, über beide Funktionen oder als Auto X-Fade. Die Anzahl der Dynamik-Layer, der aktuell gespielte Layer und die aktuelle Anschlagsstärke werden angezeigt.
Bei Keyboard und X-Fade definiert man den MIDI-Controller über ein Aufklappmenü. Werksseitig ist hier das Expression-Pedal voreingestellt (CC 11), was sinnvoll ist, zumal man das Vibrato in der Regel über das Modulationsrad steuern wird.
Auto X-Fade erlaubt eine Einzeichnung eines Dynamikverlaufs mit definierter Länge (bis zu zehn Sekunden). Fünf Presets stehen zur Verfügung.
Das Preset „Sustain Vibrato“ mit dem Auto X-Fade Preset 3 (Länge 8,6 Sekunden). Hier wird phasengetreu zwischen verschiedenen Dynamik-Layern überblendet:
Unter den Main-Parametern findet man neben Lautstärke, Panoramaposition und Transponierung mit Speed eine Verlangsamung oder Beschleunigung der Artikulation. Dabei werden die Samples gedehnt oder gestaucht (50 bis 200%). Vibratos, Tremolos und Triller können so bei Bedarf angepasst werden. Der Parameter Speed kann per Rechtsklick sogar einem Controller zugewiesen werden. Dabei ist allerdings zu beachten, dass etliche CCs bereits vergeben sind bzw. teils auch vom Script benutzt werden. Auf dieses Thema kommen wir noch zurück.
Über Transient (Punkt 3 in der vorletzten Abbildung) kann man Attack und Sustain formen. Im Legato-Modul (4) stehen diverse Optionen für Übergänge zwischen gebunden gespielten Noten zur Verfügung, unter anderem die Wahl zwischen monophon oder polyphon sowie definierbaren Längen.
Im Glide-Modus (5) legt man die Geschwindigkeit und das Intervall des Glides fest. Die weiteren Optionen zeigt die folgende Abbildung:
Neben echten Legato-Samples kann auch ein virtuelles Legato mit allen Feinheiten zur Formung des Überganges erarbeitet werden. Grundsätzlich lassen sich die unterschiedlichen Legato- und Glide-Formen entweder über das gebundene Spiel oder über das Sustain-Pedal steuern.
Hier zunächst Legato, dann Glide (chromatisch, 12 Steps):
Über das Feld „Blending“ wird mittels Controller (wählbar über ein Aufklappmenü) oder Automation zwischen der Hauptartikulation und Tremolo oder Trillern überblendet.
Auch die Einstellungen für das Vibrato sind umfangreich. Im Articulation-Fenster wählt man zunächst nur die MIDI-Controller für die Intensität, Geschwindigkeit und einen Vibrato-EQ (7). Außerdem schaltet man hier zwischen LFO und Auto-Vibrato um. Es gibt aber noch ein eigenes Vibrato-Fenster, zu dem wir gleich kommen.
Neben LFO- und Auto-Vibrato gibt es noch das Hot Key – Vibrato. bei dem zwei Steuertasten über die Anschlagsstärke die Vibratointensität definieren. Es können die Hot Keys Vibrato Up und Down eingerichtet werden:
Das Articulation-Menü bietet abschließend die Funktion „Ensemble“. Hier werden virtuelle Klone mit dosierbarer Verstimmung und Verteilung im Stereopanorama erzeugt (8). Die Verbreiterung des Klangs funktioniert überraschend gut und klingt über weite Bereiche natürlich. Lediglich im Diskant der Violinen fällt bei der virtuellen Vervielfachung eine leichte Klangfärbung auf.
LFO- und Auto-Vibrato
Klassische LFO-Vibratos hören sich schnell nach unnatürlichem Leiern an. Dem kann man hier entgegenwirken, indem man die Vibratointensität und -geschwindigkeit dezent moduliert. Weitere Detailparameter samt Equalizer können bearbeitet, automatisiert oder auch via Lerndialog mittels Controller gesteuert werden:
Das Auto-Vibrato lässt sich über vier hoch auflösende Parameterkurven zeichnen.
Die Spezialität: Der Note Head Designer
Einen besonders abwechslungsreichen und natürlichen Klang bietet der Note-Head-Designer. Zwar ist er nicht so aufwändig ausgestattet wie etwa bei der Library der Solisten, wo die einzelnen Samples über ein Edit-Menü noch weiter bearbeitet werden können, doch unter den Streicher-Ensembles aller Hersteller ist die Ausstattung mit dieser Funktion konkurrenzlos und liefert einzigartige Variationen des Attacks.
Note Head bindet acht verschiedene Spielweisen ein, nämlich vier verschieden lange Short- und ebenso viele Spiccato-Artikulationen. Short 1 verfügt über eine Dauer von immerhin rund einer Sekunde, Spicc6 ist dagegen extrem kurz. Je weiter man den Controller (werksseitig CC2, frei wählbar via Aufklappmenü) bewegt, desto kürzer werden die Note-Heads. Steht der Controller auf Minimum, wird das Originalattack der jeweiligen Artikulation gespielt und kein Note Head eingebunden.
Für eine vorzügliche Dynamik sorgen acht Velocity-Layer für alle Note-Heads. Pro Note kommen 64 Note Head – Samples zusammen – plus sechs Original-Layer macht 72 Samples. Mit „Stack“ wird die Originalartikulation phasengetreu eingeblendet.
In der Praxis klingt die Kombination der Modi „Keyboard“ und „Stack“ im Note Head – Modul am überzeugendsten.
Es gibt allerdings einen kleinen Fallstrick: Schaltet man in diesem Modul von Keyboard auf X-Fade um, so werden die Note Head – Samples plötzlich ohne Anschlagsdynamik gespielt (wenn der Velocity-Modus der Artikulation auf „Keyboard“ steht). Das X-Fade des Note Head – Designers funktioniert hingegen wieder, wenn man auch den Velocity-Modus der Originalartikulation auf X-Fade stellt. Dann passt die Dynamik der beteiligten Samples wieder zusammen. Das Skript erledigt diese Anpassung der beiden Keyboard- und X-Fade-Modi nicht automatisch. Man muss also ggfls. manuell eingreifen. Im Manual habe ich zu Keyboard- und X-Fade im Note Head – Modul nichts gefunden. Der Satz des betreffenden Kapitels bricht unwillkürlich ab – definitiv ein Layout-Fehler. Ansonsten ist das englischsprachige Manual sehr ausführlich.
Laut Hersteller sollte sich eigentlich auch das Release-Verhalten mit der Wahl der Note Head – Samples verändern. Dem Höreindruck nach konnte ich das bei meinen Stichproben nicht wirklich bestätigen, wie in den folgenden Audiodemos zu hören. Wir haben daher nachgefragt, und es wurde uns bestätigt, dass immer nur das Ausschwingen des Originalsamples verwendet wird.
Es versteht sich von selbst, dass die Short- und Spiccato-Artikulationen nicht über ein Note Head – Modul verfügen. Das Modul wird zwar rudimentär angezeigt, der Einschalter ist hier jedoch nicht vorhanden. Bei Trillern, One Octave Up und anderen Spielweisen abseits der klassischen Sustain/Vibrato-Standards gibt es hingegen den Note Head – Designer.
Die Artikulation „Trill 2 Major“, mit verschiedenen Note Heads:
Mit „One Octave Up“:
Bei der Artikulation „Pizzicato Loose“ (wir sind immer noch beim großen Viola1-Ensemble), kann man zwar den Stack-Modus einschalten, dann ist jedoch von den Note Head – Samples nichts mehr zu hören. Diese mit den kurzen Pizzicato-Attacks zu überblenden würde auch wenig Sinn ergeben. Man kann mit dem Note Head – Designer jedoch sehr schön zwischen Pizzicato und diversen Short- und Spiccato-Varianten per Controller wechseln, was immer intuitiver gelingt als über Key-Switches:
Durch die weitgehend identische Architektur und die Verwendung der selben Artikulationen für den Note Head Designer ist es möglich, ein für das Ensemble eingespieltes MIDI-Pattern auf einen Solisten (der Chris Hein Solo-Instrumente) zu übertragen. Wer über beide Libraries verfügt, kann hier also bestens kombinieren. Die individuellen Einstellungen für die MIDI-Steuerung/Automation müssen für diese Library-übergreifenden Maßnahmen natürlich übereinstimmen.
Settings und DSP-Effekte
Ein Blick ins Settings-Menü offenbart grundlegende Eigenschaften. Hier entscheidet man, ob Round Robins zum Einsatz kommen und/oder mit Dämpfer gespielt wird.
Bei dem Dämpfer werden allerdings keine echten Sordino-Samples aktiviert, sondern ein stimmbares Filter zur Höhendämpfung eingesetzt.
Außerdem gibt es einige Presets für die Stimmung, die wiederum auch individuell eingezeichnet werden kann.
Unter den DSP-Effekten findet sich ein weiterer Hall, dazu Echo, Chorus, Flanger, Phaser, Kompressor, ein Vierband-EQ und ein Filter.
Weitere Audiodemos
Unser Rundgang durch die Architektur wäre damit abgeschlossen. Die folgenden Audiodemos sollen einige Instrumente und Spielweisen kurz verdeutlichen.
Die Kontrabässe, volles Ensemble, Artikulation „Dynamic Expression Long“, Dynamik über die Anschlagsstärke (ohne Metronom eingespielt, nicht quantisiert):
Mit dem virtuell auf das Fünffache vergrößertem Ensemble:
Das kleine Ensemble mit identischer Artikulation wirkt weniger überwältigend und dafür intimer:
Dynamiksteuerung über Expression-Pedal:
Die große Version der Cello-Sektion, identische Artikulation:
Hier spielen alle Instrumente mit der Artikulation „Dynamic Expression Long“: Das einfache Thema startet mit dem Patch „EnsString All Mix Full Mid“; den Hintergrund bildet Percussion aus Action Strikes. Im zweiten Durchgang kommt die „EnsString Violin2 Small“ hinzu und greift die Melodie auf. Im dritten Durchgang übernimmt die Italian Violin aus den Chris Hein Solo Strings (nicht Bestandteil der Ensemble Strings) diesen Part. Ich habe die Sologeige eingebaut, um den Unterschied zwischen ihr und dem Ensemble zu verdeutlichen. Die beiden Geigen-Patches spielen mit wechselnden Attacks via Note Head Designer.
Bedienung
Wie bereits dargestellt, lassen sich die Instrumente sofort intuitiv spielen. Wenn man mit Key-Switches und der Steuerung über MIDI-Controller bzw. der Aufzeichnung von Automationen vertraut ist, sollte dem Vergnügen keinerlei Lernhürde im Weg stehen.
Zudem ist ein Controllermapping nach NKS implementiert. Wer also über ein NI-Controllerkeyboard verfügt, darf sich über einen besonders leichten Zugang zur Klangsteuerung freuen.
Hinter den Kulissen sind bereits zahlreiche MIDI-Controller vergeben. Eine entsprechende Liste findet man im PDF-Manual, welches aus Kontakt heraus geöffnet werden kann. Einige MIDI-Controller sollte man also nicht für eine Parametersteuerung vergeben, da diese bereits anderen Parametern zugewiesen sind. Eine Doppeltzuweisung führt zu unerwünschten Klangvariationen. Vermutlich sind wegen dieses Hintergrundes auch zahlreiche Parameter nicht über einen MIDI-Lerndialog (per Rechtsklick) sondern nur über ein Aufklappmenü zuweisbar. Im Aufklappmenü fehlen einige MIDI CC-Nummern, die bereits „fertig verkabelt“ sind. Allerdings sind dort immer noch Zuweisungen möglich, die unerwünschte Funktionen produzieren. So ist es mir beispielsweise passiert, dass ich nach Zuweisung des CC 48 plötzlich das Sordino und anschließend mit CC 43 die Lautstärke des IR-Reverbs mit reguliert habe, obwohl ich in beiden Fällen eigentlich nur den Note Head Designer steuern wollte. Beide Controller (CC 43 und CC 48) lassen sich sowohl über das Aufklappmenü als auch über MIDI-Lerndialog (soweit angeboten) zuweisen und sind im Manual nicht explizit als unzulässige Verknüpfungen aufgeführt. Dort heißt es nämlich „The following controls are used internally by the script and should NOT be used with CH-Violin:
16,17,18,19,20,21,22,24,25,26,27,30,34,35,36,112,113,114,117,118, 120,121,122,123,124,125,126,127“.
Hier muss man also etwas aufpassen und mitdenken. Sollten sich seltsame Klangmutationen nach Parameterzuweisungen ergeben, so hat man den falschen CC-Controller erwischt.
Andersherum schließt man solche Fehler von vorne herein aus: Man passt nicht das Kontakt-Instrument an das Controllerkeyboard, sondern das Keyboard an das Instrument an, bastelt sich also quasi ein Controller-Mapping für das Streicherensemble. Letzteres verfügt, wie oben bereits erwähnt, über NKS.
Zum Thema Controller-Steuerung und MIDI-Lerndialog hat uns der Hersteller noch Folgendes geschrieben:
„Am besten lässt man die CCs wie sie sind und passt seinen Hardware controller entsprechend an.
In jedem Fall muss man immer in die Liste im Handbuch schauen, ob der CC schon vergeben ist oder nicht benutzt werden darf.
Es sind aber nur noch sehr wenige frei, deshalb sollte man den CC, den man anwenden müsste erst beim anderen Parameter abschalten.
Wenn man zB. X-Fade lieber per Modwheel steuern will, muss man erst CC1 vom Vibrato auf einen anderen CC legen.“
Fazit
Chris Heins Streicher Ensembles ergänzen das vorhandene Repertoire an klassischen Instrumenten des Herstellers ideal. Da für die Solisten und das Ensemble die gleiche Aufnahmetechnik, Architektur und zueinander passende Spielweisen vorliegen, harmonieren die Libraries perfekt miteinander und eignen sich für einen großen Entwurf eines klassischen Ensembles.
Unterm Strich klingen die Streicher-Ensembles sehr dynamisch, präsent, facettenreich und ausdrucksstark. Die Instrumente lassen sich ohne Ausnahme nuanciert spielen. Vor allem die nahtlosen dynamischen Übergänge und der praxisnah gelöste Wechsel zwischen Einschwingvarianten (Attackversionen des Note Head Designers) ergeben eine einzigartige Performance, die einer herkömmlichen Round-Robin-Struktur überlegen ist.
Auch die ausgefeilten Optionen für die Gestaltung des Vibratos und des Legatos sind einzigartig. Die modulare Architektur der Artikulationen erlaubt die Verwirklichung individuell klingender Instrumente auf der Basis eines riesigen Sample-Pools.
Über die Impulsantworten für Body und Raum sowie die zwei grundlegenden Größen der Ensembles und Sektionen lässt sich der Klang nah und intim oder breit und spektakulär gestalten.
Ungeachtet der tiefen Editierung lassen sich die Instrumente auch sofort und ohne große Einarbeitung intuitiv spielen. Dafür sorgt eine Vielzahl bis ins Detail ausgearbeiteter Artikulationen und eine fließende Steuerung über die üblichen Controller Modulationsrad, Expressionpedal und Sustain-Pedal. Artikulationen können zudem per Key-Switch gewechselt werden. Hot Keys erlauben einen phasengetreuen Übergang zu einer anderen Spielweise.
Klangqualität und Samplemanagement setzen Maßstäbe. Der Preis ist angesichts der luxuriösen Ausstattung und des perfekten Klanges ausgesprochen kundenfreundlich. Nebenbei: Die Solo-Strings von Chris Hein habe ich für eine andere Plattform getestet und kann diese ebenfalls nur empfehlen.
Testautor: Andreas Ecker
Plus:
- erstklassiger Klang
- fließende dynamische Übergänge einschließlich Artikulationswechseln
- luxuriöses Legato und Vibrato
- trockene Samples (nach Ausschalten des Halls)
- drei Reverbs: Body, Room und DSP-Reverb
- intuitiv spielbare Presets (komplexe Artikulationen)
- NKS Support
Minus:
–
Preis: 399.- EUR Boxed/Download; 349.- EUR als Crossgrade für Besitzer der Chris Hein Solo Strings.
System: Kontakt Player 5
Hersteller: Chris Hein