Bereits seit Jahren verfügen fortschrittliche Sample-Libraries über spezielle Release-Samples. Ursprünglich waren sie in besseren Klassik-Libraries zu finden und hier insbesondere beim Piano. Inzwischen gibt es kaum eine Gattung akustischer Instrumente, in der man kein Produkt mit Release-Samples findet.
Release-Samples beinhalten das natürliche Ausschwingverhalten eines Instruments und werden in der Regel automatisch nach dem Loslassen der Taste abgespielt. Sie sollten damit nahtlos an die Sustain-Phase des Tons anknüpfen. Meist wird das durch einen kurzen internen Crossfade zwischen Sustain- und Relase-Sample erreicht.
Release-Samples beinhalten neben dem Ausschwingen der Resonanzen des Instrumentenkorpus (Beispiel: Piano) auch meistens einen Raumanteil, also abklingende Reflexionen der Schallwellen im Aufnahmeraum. Speziell bei Gitarren gibt es Libraries mit verschiedenen Release-Artikulationen, da hier je nach Spielart das Stoppen einer Note mit Nebengeräuschen begleitet sein kann (Schnarren der Saite am Bund, minimale Tonhöhenveränderung beim Loslassen der Saite bis hin zum typischen Quietschgeräusch beim Rutschen der Finger über die Saiten).
Release-Samples geben die Releasezeit fest vor (soweit sie nicht über einen Timestretch-Parameter modulierbar sind). Daher ist ihr Einsatz nicht in allen Fällen die beste Wahl. Im Pop-Bereich kann es durchaus erwünscht sein, dass ein Streicherensemble nach dem Note-Off langsam abklingt. Streicher-Libraries, die sowohl auf den Klassik- als auch den Pop-Bereich abziehlen, bieten daher manchmal beide Optionen: Die Echtheit der Release-Samples und die Definition der Ausklingzeit über einen Release-Regler. Im letzteren Fall wird kein Release-Sample abgespielt, sondern das Sustain-Sample ausgeblendet.
Holger Obst