Testbericht TechSmith Camtasia 2023 – Screenrecorder & Video-Editor

Die Programmgattung ‚Video-Editor‘ lässt sich hauptsächlich in zwei Marktsegmente einteilen: rudimentäre Einsteigerprogramme und hochkomplexe Profiprogramme. Camtasia 2023 verspricht neben einem großartigen Screen-Recorder auch einen umfangreichen Video-Editor mit intuitiver und schneller Bedienung. In diesem ausführlichen Test schauen wir, warum dieser Spagat so hervorragend gelingt …

Übersicht

Die Firma TechSmith hat mit Camtasia und Snagit gleich zwei heiße Eisen im Feuer, die in ihrem jeweiligen Bereich zu den Marktführern zählen. Snagit hat zwar auch eine einfache Screen-Recording-Funktion, ist aber primär für Screenshots und Bildbearbeitung gedacht. Einen ausführlichen Test zu Snagit gibt es HIER.

Camtasia 2023 hingegen ist für bewegte Bilder zuständig und bietet zwei Produkte in einem: Den Screen-Recorder ‚Camtasia Recorder 2023‘ und das Video-Bearbeitungsprogramm ‚Camtasia 2023‘ (vormals ‚Camtasia Editor‘).

Camtasia Recorder

Mit dem Camtasia Recorder kann der Nutzer Bildschirmaufnahmen erstellen und / oder die Webcam aufzeichnen. Dabei können optional verschiedene Audio-Signale mit aufgezeichnet werden:

  • internes Mikrofon
  • Kamera-Mikrofon
  • System-Audio

Die einzelnen Quellen können extrem einfach ausgewählt und angepasst werden – wer schon einmal mit der Open-Source-Alternative OBS gearbeitet hat, weiß das zu schätzen … ;-)

Weitere Audiospuren wie zum Beispiel Hintergrundmusik können später bei der Bearbeitung im Camtasia-Editor hinzugefügt werden.

Typische Anwendungsbeispiele sind:

  • Video-Tutorials, bei denen die einzelnen Schritte auf dem Bildschirm gezeigt werden
  • YouTube-Videos
  • Videos zur Produkt-Präsentation
  • Power-Point-Präsentationen können durchgearbeitet und optional mit live gesprochenen Erklärungen unterlegt werden
  • Video-Spiele (Anleitungen oder High-Score-Beweis)

Nach der Aufnahme kann das Video für eine spätere Bearbeitung gespeichert werden oder automatisch im Camtasia Editor geöffnet werden.

Camtasia (ehemals Camtasia Editor)

Neben den mit Camtasia Recorder aufgezeichneten Videos können auch zahlreiche Video-Formate zur Bearbeitung importiert werden. So kann jeder schon mit einem Smartphone zum Video-Produzenten werden.

Diese Videos können nun umfangreich bearbeitet werden:

  • Zusammenschneiden mehrerer Videos / Fotos
  • Entfernen von Fehlern
  • Ein-, Aus- & Überblendungen
  • Bild-im-Bild, Überlagerungen
  • Titel & Untertitel
  • Zoom
  • Zeitraffer & Zeitlupe
  • Callouts, Pfeile etc. hinzufügen
  • Unterstützung von Farben für Lottie-Animationen, um Elemente aus der Camtasia Asset-Bibliothek an das eigene Branding anzupassen
  • Animationen
  • Verhaltenseffekte
  • Hintergrund entfernen (zur Zeit noch Beta)
  • bei Screenrecordings kann der Cursorpfad nachträglich bearbeitet werden
  • bei Screenrecordings kann das Cursor-Icon bearbeitet werden (Cursorsymbole (inklusive eigener!), Cursorfarbe, Schatten), um ihn ans eigene Branding anzupassen
  • Farbfilter (Farb-LUTs), wie man sie von Instagram etc. kennt
  • Vignette & Scheinwerfer: individuell anpassbare Einfassung, die die Aufmerksamkeit des Publikums auf das lenkt, was im Zentrum des Bildes steht.
  • Eckpunkte verschieben: Bild oder Video in eine 3D-Perspektive einpassen, um beliebige Elemente perfekt auf Monitor, Buch-Cover, Smartphone etc. anzupassen
  • Assets

Die fertig bearbeiteten Videos können anschließend in zahlreichen Größen (Presets und manuelle Einstellungen) und Formaten (zum Beispiel MPEG-4, M4A (nur Audio)) exportiert werden.

Anstatt das Video als Datei auf der Festplatte zu speichern, kann es auch gleich zu verschiedenen Plattformen wie YouTube, Vimeo oder GoogleDrive hochgeladenen werden.

Praxis

Praxis-Beispiele

Wie sehen nun typische Ergebnisse aus? Die beiden folgenden Videos habe ich nur mit einem einige Jahre alten Smartphone (Huawei Mate 20) und Camtasia erstellt.

Zuerst ein Musik-Video:

Anmerkung:

Da Camtasia den Effekt Stroke für Schriften nicht beherrscht, habe ich die Schriften in Affinity Photo erstellt und als Bild in Camtasia eingefügt. Dabei habe ich das Format png verwendet, damit der Hintergrund des Bildes durchsichtig ist.

Und hier ein Tutorial-Video

Anmerkung:

Die Grafiken habe ich mit spezialisierter Software erstellt:

  • Gitarren-Tabulaturen: Guitar Pro 7
  • Akkord-Bilder: Fretboard Diagrams 2

Installation

Der knapp 300 MB umfassende Download geht zügig vonstatten. Die Installationsdatei ist im Laufe der Jahre und Versionen trotz wachsendem Funktionsumfang kleiner geworden – ein Zeichen, dass der Code immer weiter optimiert wird. Dies macht sich auch in der Performance von Camtasia bemerkbar.

Zur Auswahl steht die Software in den Sprachen Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Portugiesisch, Chinesisch (?) und Japanisch.

Achtung: Nach der Installation kann man die Software nicht auf eine andere Sprache umstellen. Das ist vor allem dann ärgerlich, wenn man Tutorials von Drittanbietern (z. B. auf YouTube) nur in englischer Sprache findet und dann in seiner deutschen Version nach den entsprechenden Begriffen sucht. Um die Sprache umzustellen, muss Camtasia deinstalliert und anschließend in der gewünschten Sprache neu installiert werden. Dies ist einer meiner ganz wenigen Kritikpunkte an der aktuellen Camtasia-Version und ein Verbesserungswunsch für ein zukünftiges Update.

Die Autorisierung erfolgt mit Seriennummer und Onlinezugang und ist schnell und problemlos erledigt.

Bedienung & Tutorials

Die Bedienung von Camtasia 2023 ist – insbesondere gemessen am Funktionsumfang – überraschend einfach. Meine Vorerfahrung mit der Nutzung von Video-Editoren beschränkte sich auf das simple Zurechtschneiden von Smartphone-Aufnahmen mit dem kostenlosen Windows-eigenen MovieMaker. Genervt von der umständlichen Bedienung und den sehr eingeschränkten Bearbeitungsmöglichkeiten habe ich mir Tutorials und Demo-Versionen von zahlreichen anderen Video-Editoren angeschaut. Nach ausführlichen Vergleichen ist Camtasia in Sachen Screen-Recording, intuitiver Bedienung und ausreichenden Bearbeitungsmöglichkeiten schnell mein Favorit geworden.

Nach dem Herunterladen der kostenlosen 30-Tage-Testversion von Camtasia kann man sofort erste einfache Videobearbeitungen durchführen.

TechSmith bietet ganz vorbildlich ausführliche Tutorials sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache an. Die Videos sind komplett kostenlos und frei zugänglich, auch vor dem Kauf. Sie haben jeweils eine Länge von wenigen Minuten, sind anschaulich erklärt und bauen logisch aufeinander auf. Bei den Videos gibt es meist gleich noch die Projektdatei zum Download, so dass man alles selbst ausprobieren kann. Mit diesen sowohl vom Umfang als auch von der Qualität vorbildlich gemachten Tutorial-Videos dringt man schnell in die Tiefe der umfangreichen Möglichkeiten vor.

Deutsche Tutorials
Englische Tutorials

Tutorials, Hilfe und Support-Anfragen können direkt aus dem Menü aufgerufen werden.

Camtasia Recorder

Camtasia kann so ziemlich alles vom Computer aufnehmen:

  • den Bildschirm
  • PowerPoint Präsentationen
  • die interne PC-Kamera oder eine USB-Webcam
  • das System-Audio
  • das interne Mikrofon oder ein externes Mikrofon

In der Windows-Version kann das Aufnahme-Fenster an ein Software-Fenster angedockt werden. Die Aufnahme schneidet also auf Wunsch nicht aus Versehen etwas vom Programmfenster ab und fügt auch keinen unnötigen Rand hinzu. Bei gleichzeitiger Aufnahme von Bildschirm und Webcam werden automatisch zwei Videospuren erzeugt und übereinandergelegt. Die Bildschirmaufnahme nimmt dabei den gesamten Bildschirm ein und die Webcam wird rechts unten klein darübergelegt. Das nenne ich eine perfekte Voreinstellung! Natürlich kann die Position und die Größe beider Videos verändert werden.

Die Aufnahme kann mit Tastaturbefehlen gestartet, pausiert (beide F9) und beendet (F10) werden.

Außerdem ist es bei der Windows-Version möglich, dass der Mauszeiger nach der Pause wieder an der Stelle ist, an der er vor der Pause war. So werden merkwürdige Maussprünge im Video vermieden. Oder man bearbeitet mit dem Cursorpfad-Editor gleich den gesamten Cursor-Pfad!

Bei der Bearbeitung in Camtasia können zusätzlich sogenannte Cursor Effekte hinzugefügt werden:

Cursor Effekte

Bei Bildschirmaufnahmen sind Cursor-Effekte oft wünschenswert, so dass der Bereich um den Cursor vergrößert oder hervorgehoben wird. Ebenso sollten Mausklicks klanglich und optisch hervorgehoben werden. Wenn solche Effekte auf einen Clip gelegt werden, werden sie automatisch für den ganzen Clip verwendet. Man muss also nicht jeden einzelnen Mausklick mit dem Klick-Sound unterlegen, das geschieht bei Verwendung des Effekts automatisch. Maus-Effekte wie Vergrößerung, farbliche Hervorhebung, Klickgeräusch und optische Klickhervorhebung können miteinander kombiniert werden.

In Sachen Screen-Recorder führt fast kein Weg an Camtasia vorbei. Denn bei diesem anscheinend simplen Problem ist Camtasia die vielleicht beste Lösung. Dazu eine kurze Erklärung:

Was auf dem Computer-Bildschirm angezeigt wird, ist für diese Anzeige optimiert und nicht für Video. Ein Screen-Recorder muss also parallel zur aufzuzeichnenden Software laufen, die Daten der Bildschirmausgabe abzweigen, für die Videoaufnahme umwandeln und aufzeichnen und gleichzeitig die originalen Daten an den Bildschirm weitergeben. Und all das, ohne die aufzuzeichnende Software zu stören – egal wie rechen-intensiv diese Software ist. Bei der Aufzeichnung muss äußerst effizient mit den Computer-Ressourcen umgegangen werden, um das aufzuzeichnende Programm nicht zu stören. Und all das muss auch noch mit einer Vielzahl unterschiedlichster Programme funktionieren.

Camtasia löst diese Aufgabe mit Bravour. Man könnte also sagen, dass das wichtigste Merkmal des Camtasia Recorders unter der Haube passiert und gar nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist.

Ein weiteres Problem ist normalerweise das Aufnehmen eines Teilbereichs des Bildschirms. Das Video soll nachher ja im Regelfall trotzdem Fullscreen angeschaut werden können. Der Camtasia Recodrder bietet zahlreiche Presets, die sofort funktionieren und all die notwendigen Einstellungen automatisch machen. Auf Wunsch können diese aber auch detailliert angepasst werden. So macht Bildschirmaufnahme Spaß!

Camtasia 2023 (ehemals „Camtasia Editor“)

4 Hauptbereiche

Der Camtasia-Editor hat vier Hauptbereiche:

  1. in der Mitte das große Vorschaufenster, auch Leinwand genannt (abkoppelbar & skalierbar)
  2. unten die Zeitleiste mit all den Tracks, auf denen die Video-Clips, Bilder, Audio-Files, Effekte, Übergänge, etc. zusammengefügt werden
  3. links die Medien-Bibliothek & Effekt-Auswahl (die von hier einfach per Drag’n’Drop auf die Zeitleiste oder auf die Leinwand gezogen werden)
  4. rechts die Eigenschaften des in der Zeitleiste selektierten Clips / Effekts

Spuren

Camtasia hat eine unlimitierte Anzahl von Spuren, begrenzt nur durch die Fähigkeiten des verwendeten Computers. Dateien können beliebig zwischen den Spuren verschoben werden. Es gibt also keine speziellen Spuren nur für Audio, Video oder Bilder. Das ist sehr praktisch und erleichtert das Verschieben von Dateien enorm.

Medien hinzufügen & arrangieren

Um ein Video-Projekt aufzubauen, zieht man nacheinander die Medien (Video-Clips, Bilder, Audio-Dateien) und die Effekte auf die Spuren der Zeitleiste. Alternativ können auch Medien über die Medienbibliothek importiert werden. Elemente auf den oberen Spuren überlagern dabei Elemente auf unteren Spuren.

Ein Video mit Audio wird auf einer Spur angezeigt. Beides kann aber auch mit einem Rechtsklick auf den entsprechenden Clip und die Auswahl ‚Video und Audio trennen‘ auf zwei Spuren getrennt werden.

Um Medien auf verschiedenen Spuren gemeinsam zu bearbeiten, können sie zu einer Gruppe zusammengefasst werden. Einerseits können diese Elemente so schneller bearbeitet werden, da sie nicht einzeln geschnitten, getrimmt, etc. werden. Andererseits werden so auch typische Bearbeitungsfehler vermieden.

Proxy-Versionen

Sollten beim Bearbeiten Verzögerungen auftreten oder Sprünge während der Wiedergabe, lässt sich dies druch das Erstellen von komprimierten Vorschau-Videos – sogenannten Proxy-Versionen – vermeiden.

Rechtsklick auf den Videoclip (in der Clip-Auswahl) > Proxy-Video > Proxy-Video erstellen.

Wenn das Proxy-Videos fertiggestellt ist, wird es durch einen orangefarbenes Kreis-Symbol auf dem Video-Thumbnail angezeigt.

Vorschau im skalierbaren und abtrennbaren Vorschaufenster

Das Vorschaufenster ist abtrennbar und kann frei skaliert werden. So ist es möglich, das Vorschau-Video auf einem zweiten Bildschirm zu betrachten und die Bearbeitungen auf dem anderen Bildschirm zu machen.

Das Projekt kann jederzeit ab einer beliebigen Stelle im Vorschaufenster angeschaut werden. Neben den Abspielbuttons kann auch die Leertaste zum Starten und Stoppen verwendet werden. Abgespielt wird jeweils ab der aktuellen Position des Cursors.

Mit den Tasten, (Komma) und . (Punkt) kann man den Cursor Frame für Frame zurück oder vor bewegen.

Schneiden

Um am Anfang oder Ende eines Clips zu kürzen, wird einfach das entsprechende Ende des Clips mit der Maus angefasst und verschoben. Da es sich hier – wie bei fast allen Operationen von Camtasia – um nicht-destruktives Editieren handelt, kann das später jederzeit wieder verändert oder rückgängig gemacht werden. Um ein Stück aus der Mitte des Videos zu entfernen, klickt man nach dem Positionieren des Cursors den Schneiden-Button oder die Taste S (Mac: Command-T). Nach dem Schnitt hat man zwei Clips, deren Anfang und Ende wieder justiert werden kann. Durch Verschieben des rechten Clips wird die Lücke geschlossen.

Alternativ kann man den Cursor auch aufziehen und den selektierten Bereich entfernen. Dann wird die Lücke automatisch geschlossen und der Schnitt durch eine Naht angezeigt.

Bei Verwendung der Funktion ‚Löschen und Lücke schließen‘ werden auch die nachfolgenden Clips nach vorne gezogen und ersparen so zahlreiche Arbeitsschritte und Fehlerquellen.

Und schließlich gibt es noch die Option „Magnetische Spur“, die inder jeweiligen Spur aktiviert werden kann (Magnet-Symbol klicken). Dann werden alle Lücken in dieser Spur automatisch geschlossen, indem alle Teil-Videos auf dieser Spur nach links verschoben werden, bis sie nahtlos an das vorhergehende Teil-Video anschließen.

Übergangseffekte

Camtasia verfügt über die üblichen Übergangseffekte. Ihre Verwendung ist wieder extrem einfach: Gewünschte Überblendung aus dem Auswahl-Menü auf die Schnittstelle zwischen zwei Clips einer Spur ziehen – fertig.

Wenn man die Maus über einen der Übergänge im Auswahlmenü hält, sieht man im Thumbnail eine Vorschau des Effekts – klasse!

Optional kann die Länge der Blende durch einfaches Ziehen an einem Ende verändert werden.

Anmerkungen

Unter dem Menüpunkt Anmerkungen verbergen sich gleich mehrere nützliche Werkzeuge:

  • Callouts
  • Pfeile
  • Formen
  • Unschärfe & Hervorheben
  • Animationszeichnungen
  • Tastaturbefehl-Callouts

Eigenschaften

Exemplarisch für die Eigenschaften eines Elements oder Effekts schauen wir uns kurz die Einstellmöglichkeiten eines Callouts an. Mit dem grünen Button „Eigenschaften“ wird die rechte Zone mit den Eigenschaften geöffnet und geschlossen.

Im ersten Tab kann neben der Größe und der Deckkraft auch die Rotation in alle Richtungen und die Position genau eingestellt werden. Die Position lässt sich aber auch ganz einfach per Drag’n’Drop im Vorschaufenster einstellen, ebenso die Größe durch Ziehen eines Griffes.

Den Schatten habe ich aus den visuellen Effekten hinzugefügt. Er kann ganz einfach und extrem genau justiert werden.

Im zweiten Tab wird die Art, Größe und Ausrichtung der Schrift gewählt. Eine Umrandung des Textes (sogenannter Stroke) ist leider nicht möglich. Der Text selbst wird durch Doppelklick auf den Beispieltext im Vorschaufenster geändert.

Im dritten Tab wird die Farbe, Form und Deckkraft des Callouts geändert.

Frame erweitern (Bild einfrieren)

Camtasia kann nicht nur Bilder für eine frei wählbare Dauer anzeigen, sondern auch Bilder aus einem Video-Clip einfrieren. Das ist zum Beispiel nützlich, wenn man während der Intro- oder Outro-Musik eines Video-Clips ein stillstehendes Bild aus dem Video zeigen möchte.

Animationen

Die sichtbaren Eigenschaften eines Objekts sind Position, Drehung, Größe und Deckungskraft. Mit Animationen können diese Eigenschaften geändert werden. Während der Animation – in der Zeitleiste dargestellt durch einen Pfeil – ändert sich die entsprechende Eigenschaft stufenlos. So können Zooms, Drehungen, Einblendungen etc. realisiert werden. Die Länge und Position der Animation wird einfach durch Ziehen bzw. Verschieben des Pfeils in der Zeitleiste geändert.

Auch wenn ich mich in diesem Test wiederhole: Das ist klasse gelöst und super-einfach umzusetzen.

Und von Version zu Version kommen immer mal wieder neue Animationen hinzu.
Übrigens: Der Bewegungspfad ist für mich ein besonderes Highlight!

Verhaltenseffekte

Mit den Verhaltenseffekten wird festgelegt, wie ein Element auf dem Bildschirm erscheint, was es während seiner Sichtbarkeit macht und wie es wieder verschwindet.

Zuerst wird auf der linken Seite wieder das gewünschte Verhalten ausgewählt:

Optional kann unter den Eigenschaften auf der rechten Seite wieder genau eingestellt werden, was passiert. Im ersten Tab wird festgelegt, wie und aus welcher Richtung ein Element erscheint:

Im zweiten Tab wird festgelegt, was das Element zwischen Erscheinen und Verschwinden macht und wie oft und wie schnell das passiert:

Und im dritten Tab wird festgelegt, wie und in welche Richtung ein Element verschwindet:

Die Grundeinstellungen der jeweiligen Effekte können direkt verwendet werden. Drag‘n‘Drop des Effektes auf ein Element und fertig. Auf Wunsch können aber auch kleinste Details feinjustiert werden.
Ich wiederhole mich: Absolut professionell und gleichzeitig supereinfach zu bedienen. Klasse!

Visuelle Effekte

Mit den visuellen Effekten kann man einem Clip auf der Zeitleiste einen Rahmen oder einen Schatten hinzufügen. Außerdem kann eine Farbe entfernt werden (sogenannter Green Screen), die Geschwindigkeit des Clips verändert werden und anderes mehr.

Schon wieder: Drag’n’Drop des gewünschten Effekts auf das entsprechende Element auf der Zeitleiste, optional Feineinstellung, fertig. Hier exemplarisch zwei Beispiele:

Green Screen

Camtasia verfügt über ein sehr gutes Green-Screen-Modul. Mit diesem können Hintergründe in einer frei wählbaren Farbe aus dem Video entfernt werden, so dass der Rest vor einem neuen Hintergrund platziert werden kann.

Beim folgenden Bild möchte ich das gelbe Bändchen entfernen und den Hintergrund sichtbar machen:

Dazu ziehe ich den entsprechenden Effekt auf das Element „Buch“ und wähle mit der Pipette der Farbauswahl die entsprechende Farbe des Bändchens aus:

Schon ist das Bändchen verschwunden und der Hintergrund wird an dieser Stelle sichtbar.

Filter

Die Farbfilter (Farb-LUTs), wie man sie von Instagram etc. kennt, sind wie immer per Drag-’n‘-Drop einfach auf das jeweilige Medium zu ziehen.

Der Screenshot zeigt nur ein kleine Auswahl – siehe Scrollbalken rechts.

Den Sepia-Effekt, der all meine Videos kennzeichnet, habe ich so hinzugefügt:

  • alle zu färbenden Median auswählen, in der Regel einfach [CTRL] + [A]
  • Filter mit der Maus auf eines der gewählten Medien ziehen
  • je nach Anzahl der zu färbenden Medien einen Moment warten

Clip-Geschwindigkeit

Zeitraffer und Zeitlupen sind mit dem Effekt Clipgeschwindigkeit möglich. Dieser wird einfach auf den entsprechenden Clip in der Zeitleiste gezogen und anschließend nach Wunsch angepasst. Soll nur ein Teil des Clips mit anderer Geschwindigkeit abgespielt werden, setzt man am Anfang und am Ende dieses Bereichs jeweils einen Schnitt, bevor man den Tempo-Effekt hinzufügt.

Beim Effekt Clip Speed kann nicht nur die Geschwindigkeit eingestellt werden (also zum Beispiel 2,5-faches Tempo), sondern auch die Dauer des Clips in Minuten-Sekunden-Frames. Der Nutzen erschließt sich nicht unbedingt auf dem ersten Blick: Soll ein Clip zum Beispiel statt ursprünglich 17,8 Sekunden im Zeitraffer genau 4,5 Sekunden lang sein, wäre das unter Verwendung des Temporeglers ein ziemliches Gefummel, bis man bei 4,5 Sekunden angelangt ist. In Camtasia gibt man einfach die gewünschte Dauer ein und Camtasia stellt das Tempo entsprechend ein. Top!

Export

Die fertigen Videos können nicht nur als Datei in zahlreichen Formaten gespeichert werden, sondern auch direkt auf Vimeo, Youtube und GoogleDrive hochgeladen werden.

Techsmith „Assets“ – kostenlos, Premium & benutzerdefiniert

Eine besondere Erwähnung verdienen die „Assets-Library“. Hier findet der Camtasia-Nutzer kostenlos weitere Intros, animierte Hintergründe, Icons, Lower Thirds und Musik. Zusätzliche Assets können im Rahmen eines Abos erworben werden.

Sie sind unter folgendem Link zu finden:

https://library.techsmith.com/en/camtasia

So sieht die Startseite mit allen Assets aus:

Über die Filter auf der linken Seite findet man schnell die gesuchten Assets. So kann man beispielsweise nach kostenlosen Assets suchen und dadurch die kostenpflichtigen Assets allesamt ausblenden.

Es handelt sich nicht um einen Frontend-Echtzeit-Filter. Daher nicht vergessen, den Button „Apply“ unten links zu klicken, um die gewählten Filter anzuwenden. :-)

TechSmith Assets (kostenlos)

Wie schon die Vorgängerversion bietet auch Camtasia 2018 seinen Nutzern wieder eine große Auswahl an lizenzfreiem Videomaterial zur beliebigen Verwendung. Dazu gehören personalisierbare Intros, Outros, Bauchbinden (Einblendungen am unteren Bildschirmrand), animierte Hintergründe, Symbole und Musiktitel.

Die Vorschau und Integration ins Projekt wurde eben im Abschnitt Bibliotheken schon beschrieben.

Hier ein Beispiel. Diese Lower Third …

habe ich innerhalb weniger Minuten in dieser Lower Third verwandelt, indem ich den Text durch Doppelklick und Texteingabe geändert, die Farbe mit den oben erklärten Schemas an mein Branding angepasst und das Camtasia-Logo durch mein Logo ersetzt habe. Die Animation der Schrift habe ich im entsprechenden Menü noch leicht verändert.

Ohne Vorlage hätte ich das nur mit einem enormen Zeitaufwand hinbekommen.

Die Musik stammt auch aus der lizenzfreien Camtasia Bibliothek. In meinen Videos verwende ich als Musiker natürlich meine eigene Musik, aber im Falle des Falles sind einige Clips frei verfügbar.

TechSmith Assets (kostenpflichtig als Abo)

Für ca 200€ jährlich erhalten Nutzer das „TechSmith Assets Abo“, das unbegrenzt Zugriff auf weitere 900.000 lizenzfreie Inhalte wie Intros und Outros, Hintergründe, Bauchbinden, Bildmaterial, Musik und mehr ermöglicht. Das Abo erlaubt dem Nutzer eine pauschale, unbegrenzte Nutzung aller verfügbaren Inhalte.

Benutzerdefinierte Assets

Durch Verknüpfen und Bearbeiten von Gruppeneigenschaften lassen sich benutzerdefinierte Assets erstellen. So lässt sich ein einheitliches Markendesign oder Erscheinungsbild einfacher realisieren, denn der Nutzer kann seine Assets sie in mehreren Projekten verwenden und sie an sein Team weitergeben.

Workflow

Hier einige weitere auf den ersten Blick eher unscheinbare Workflows und Funktionen, die die Arbeit mit Camtasia 2023 enorm erleichtern und beschleunigen.

Favoriten und Profile

Durch das Speichern benutzerdefinierter Anmerkungen, Übergänge, Verhalten, Animationen und Effekte als Profil oder Favoriten lässt sich ein einheitliches Markendesign oder Erscheinungsbild einfacher realisieren – siehe benutzerdefinierte Assets.

Gruppen-Tabs (Gruppen-Tabs)

Medien lassen sich gruppieren, in Gruppen-Tabs anzeigen und organisieren und können so effizient gemeinsam bearbeitet werden.

So ist es unter anderem möglich,

  • mehrere Medien auf der Leinwand oder auf der Timeline zusammen zu verschieben
  • Eigenschaften wie Skalierung oder Deckkraft für alle Medien in der Gruppe gemeinsam zu bearbeiten
  • benutzerdefinierte Assets zu erstellen, um sie projektübergreifend zu verwenden oder zu teilen
  • eine Mediengruppe in der Bibliothek speichern, um sie später in einem anderen Projekt zu verwenden
  • in einem komplexen Projekt Übersicht auf der Timeline schaffen

Platzhalter und austauschbare Medienelemente

Diese Funktion ist auf den ersten Blick eher unscheinbar, spart aber eine Menge Zeit und Arbeit:

Medienelemente auf der Timeline kann man schnell und einfach ersetzen – wobei Eigenschaften, Übergänge, Effekte, Audiopunkte und Animationen erhalten bleiben!

Schemas

Was sind Schemas?

Mit einem Schema kann das Aussehen von Anmerkungen, Callouts und Textelementen ganz einfach geändert werden – auch projektübergreifend. TechSmith erklärt: „Mit Camtasia 2018 können User ihre bevorzugten Farben und Schriften für Callouts, Intros und weitere Elemente als bestimmte Designschemas definieren. Damit stehen für unterschiedliche Videoprojekte die jeweils passenden Stilvorlagen jederzeit zur Verfügung und müssen nicht pro Video einzeln erstellt werden. Die Funktion gewährleistet ein einheitliches Design und Branding von Videos.“

Wie funktionieren Schemas (Erstellung & Anwendung)?

Im Schema-Manager können vorhandene Schemas angezeigt, bearbeitet und umbenannt werden. Außerdem kann man hier neue Schemas erstellen. Pro Schema können bis zu 5 Farben (Vordergrund, Hintergrund 1, Hintergrund 2, Akzent 1, Akzent 2) und bis zu 2 Schriftarten festgelegt werden.

Zuerst wählt man das betreffende Element aus. Nach dem Öffnen des Dropdown-Menüs „Schema auswählen“ …

… wählt man im Dropdownmenü des Eigenschaftenfensters das passende Schema aus (1). Sofort ändern sich die Schriftarten und Farben des ausgewählten Elements. Diese können dann einzeln weiter angepasst werden, wobei im jeweiligen Schema nur die vorgewählten Farben und Schriftarten zur Verfügung stehen (2).

Das Ergebnis jeder Anpassung ist immer gleich auf der Leinwand zu sehen (3).

Ein Schema kann auf mehrere ausgewählte Elemente gleichzeitig angewendet werden. Von diesem Zustand …

… zu diesem …

… kommt man mit drei Mausklicks!

Auch die mitgelieferten Medien wie Intros und Lower Thirds können mit Schemas ganz einfach an das eigene Branding angepasst werden.

Sonstiges

Proxy-Medien

Um Verzögerungen beim Bearbeiten oder Sprünge während der Wiedergabe zu vermeiden, kann der Nutzer Proxy-Versionen seiner hochauflösenden Videos erstellen.

Bearbeitung und Produktion mit 60 FPS (Frames per Second)

Seit Camtasia 2018 ist auch die Bearbeitung und Produktion mit 60 FPS möglich.

Die entsprechende Einstellung erreicht man über eine Klick auf die Leinwandoptionen (die Prozentzahl ganz oben in der Mitte) > Projekteinstellungen > Framerate.

Fazit

Camtasia ist nicht billig. Wer einen ganz simplen und günstigen Video-Editor für die ersten Schritte in Sachen Videobearbeitung sucht, ist mit Camtasia nicht optimal beraten. Es gibt viele Alternativen, die günstiger und teilweise sogar kostenlos sind. Wer aber einen herausragenden Screen-Recorder braucht und einen Video-Editor, der umfangreiche Bearbeitungsmöglichkeiten – insbesondere auch für Tutorials –  mit intuitiver Bedienung verbindet, wird kaum eine bessere Lösung als Camtasia finden.

Wer schnell zu professionell editierten Videos kommen möchte, liegt hier ebenfalls richtig. Falls man gemeinsam an Videoprojekten arbeiten möchte, ist auch die plattformübergreifende Kompatibilität mit Mac und PC ein wichtiges Entscheidungsmerkmal zugunsten von Camtasia. Camtasia eignet sich vom Anfänger bis zum professionellen Nutzer.

Nutzer, die Multicam-Videos mit vielen Perspektivwechseln erstellen und Nutzer, die eher cineastische Filme machen möchten und daher sehr detaillierte Eingriffsmöglichkeiten in das Aussehen des Bildes brauchen, sind eventuell mit anderen – deutlich schwieriger zu bedienenden und teils auch deutlich teureren – Programmen besser beraten.

Die kostenlose Demo-Version von Camtasia 2023 ist 30 Tage lang funktionsfähig und kann nach Erstellen eines kostenlosen Nutzerkontos (keine Kreditkarte notwendig) HIER für Win und Mac heruntergeladen werden.

Antesten wärmstens empfohlen!

Testautor: Andi Saitenhieb

Plus

  • zwei Programme in einem: Screen-Recorder und Video-Editor
  • Flexibilität des Screen-Recorders: Aufnahme von Bildschirm, PowerPoint Präsentationen, interne PC-Kamera, Webcam, System-Audio, internes Mikrofon, Webcam-Mikrofon
  • intuitive Bedienung
  • plattformübergreifend: Mac & PC
  • Lizenz gilt für beide Plattformen und muss nicht mehr separat erworben werden.
  • 64 Bit
  • 4K / Ultra-HD
  • unlimitierte Anzahl Spuren
  • kein Limit bei der Länge des Videos
  • zahlreiche Effekte & Editiermöglichkeiten: Bild-im-Bild, Zoom, Zeitraffer & Zeitlupe, Callouts, Animationen, Übergänge, Green-Screen …
  • Import & Export: zahlreiche Formate
  • Anpassbare Tastaturbefehle
  • kontinuierliche Produktpflege & Umsetzung von Nutzerwünschen (die nicht anpassbaren Tastaturbefehle (siehe vorheriger Punkt) waren in einem früheren Test noch ein Minuspunkt :-)
  • ausführliche kostenlose Video-Tutorials – auch auf deutsch!
  • Lizenz gilt für zwei (nur von einem Nutzer und nicht gleichzeitig genutzte) Computer

 Minus

  • Preis. insbesondere auch der Updates
  • Änderung der Programm-Sprache erfordert De-Installation & Neu-Installation
  • Kein Raster / Lineal / Goldener-Schnitt-Markierung
  • Schrift nur ohne Stroke (Umrandung)

Preis bei Test-Veröffentlichung

  • Einzel-Lizenz: ca. 325,- €
  • Bundle mit Snagit 2023: ca. 357,- €
  • Rabatte: Multiuser-Lizenzen, akademische Versionen

System-Voraussetzungen

Systemvoraussetzungen für Camtasia (Windows)

  • Microsoft Windows 10 (64-Bit) Version 20H2 oder höher (Empfehlung: Microsoft Windows 11 (64-Bit) Version 22H2 oder höher)
  • Intel® Prozessor der 8. Generation / AMD Ryzen 2000 Series Prozessor oder neuer (Empfehlung: Intel® Prozessor der 12. Generation / AMD Ryzen 4000 Series Prozessor oder neuer)
  • 8GB RAM (Empfehlung: 16GB RAM oder mehr)
  • 4GB freier Speicherplatz auf der Festplatte (Empfehlung: SSD mit 4GB freiem Speicherplatz)
  • Bildschirmauflösung von mindestens 1366 x 768 (Empfehlung: 1920 x 1080 oder höher)
  • Microsoft .NET 4.7.2 oder höher (im Lieferumfang), WebView2 Runtime (im Lieferumfang), Microsoft Visual C++ 2019 Redistributable (im Lieferumfang), für Windows N muss das MediaFeature Pack für Windows N installiert sein. (Empfehlung: Microsoft .NET 4.7.2 oder höher (im Lieferumfang), WebView2 Runtime (im Lieferumfang), Microsoft Visual C++ 2019 Redistributable (im Lieferumfang), für Windows N muss das MediaFeature Pack für Windows N installiert sein.)
  • 2GB verfügbarer Videospeicher (integrierte oder dedizierte GPU) (Empfohlen: 4GB verfügbarer Videospeicher (dedizierte GPU))
  • Internes Mikrofon (Empfehlung: USB- oder anderes externes Mikrofon für Sprachaufnahmen)
  • Für die Testversion und einige zusätzliche, damit verbundene Funktionen werden eine Internetverbindung und ein TechSmith-Benutzerkonto benötigt
Funktionsspezifische Empfehlungen (Windows)
Systemvoraussetzungen für Camtasia (Mac)
  • macOS 11,0 (Empfehlung: macOS 13.0 oder höher)
  • Intel® Core i5-Prozessor mit 4 Prozessorkernen oder M1 SoC Prozessor der 1. Generation (Empfehlung: Intel® Core i5-Prozessor mit mindestens 2,4 GHz und 4 Prozessorkernen oder M1 Pro / ProMax SoC-Prozessor der 1. Generation)
  • 8GB RAM (Empfehlung: 16GB RAM oder mehr)
  • 4GB freier Speicherplatz auf der Festplatte (Empfehlung: SSD mit 4GB freiem Speicherplatz)
  • Internes Mikrofon (Empfehlung: USB- oder anderes externes Mikrofon für Sprachaufnahmen)
  • Für PowerPoint Import wird PowerPoint 2016, 2019 oder höher für Mac benötigt. Die Wiedergabe über Smart Player wird von Microsoft Edge, Chrome, Firefox und Safari unter iOS 11 oder höher bzw. Android 5 oder höher unterstützt.
  • Für die Testversion und einige zusätzliche, damit verbundene Funktionen werden eine Internetverbindung und ein TechSmith-Benutzerkonto benötigt