Test: Izotope Ozone 7 und Ozone 7 Advanced – Teil 1

In der siebten Generation wächst die Mastering Suite endgültig über ihr zentrales Aufgabengebiet hinaus: Eine Reihe von neuen Vintage-Modulen eignen sich auch für die Klangbearbeitung von Instrumenten oder Gruppen. Aber es gibt noch mehr gute Neuigkeiten.

Recording und Studiotechnik

Vor etwa einem Jahr erschien Ozone 6 und konnte rundum überzeugen. Wir haben dazu einen ausführlichen Test und ein Tutorial veröffentlicht. Daher gehen wir hier nicht noch einmal auf die bereits beschriebenen und getesteten Funktionen und Module im Detail ein, sondern beschränken uns auf einen Überblick und konzentrieren uns auf die Neuerungen – und derer gibt es reichlich.

 

Überblick

In der Version 7 zeigt iZotope, dass auch ein praktisch perfekter Werkzeugkasten noch verbessert und erweitert werden kann. Die neuen Module

  • Vintage EQ (hier Stand der Pultec Pate)
  • Vintage Compressor
  • Vintage Limiter (Adaption des Fairchild 670 Hardware Limiters, mit dem besonderen Merkmal einer weichen, seidigen Kompression) und
  • Vintage Tape (Studer A 810)

machen es möglich, digitalen Bearbeitungen einen Retro-Charakter zu verleihen – fein dosierbar und in allen denkbaren Abstufungen.

Sie ergänzen die bisherige Ausstattung mit den Modulen

  • Dynamics (bis zu 4 Frequenzbänder mit jeweils einem Limiter, Kompressor und Expander sowie alternativer Mid/Side-Modus)
  • Dynamischer Equalizer (6 Filter, alternativer Mid/Side-Modus)
  • Maximizer
  • Exciter (bis zu 4 Frequenzbänder sowie alternativer Mid/Side-Modus)
  • Equalizer und Post Equalizer mit jeweils 8 Filtern und einer Vielzahl digitaler und analoger Charakteristika. Alternativer Mid/Side-Modus.
  • Imager (Stereoverbreiterung mit bis zu 4 Bändern)
  • Insight (vielseitige Suite von Metern und Visualisierungen).

Neu ist auch das Codec Preview: Hier kann man vorhören, wie das Master nach der späteren Bearbeitung mit Industriestandard-Codecs klingt. So ist es möglich, die Abmischung gezielt im Hinblick auf das spätere Sounderlebnis anzupassen und klanglichen Verlusten durch die Kodierung vorzubeugen (mp3, AAC-Format).

Schließlich wurde bei der Standalone-Version die Palette an Export Formaten erweitert (unter anderem mit dem AAC-Format).

In der Standalone Version können mehrere Tracks nebeneinander bearbeitet werden, was klangliche Anpassungen erleichtert.

Besonders stolz ist iZotope auf den Dither-Algorithmus von Ozone 7, der Quantisierungsrauschen und Verzerrungen auf ein Minimum herabsenkt und sanfte, unauffällige Konvertierungen liefern soll. Dithering ist in 24, 20, 16, 12 und 8 bit sowie Sampleraten zwischen 44,1 und 48 kHz möglich.

Erfreulich ist, dass in der Version 7 der dynamische EQ, der zuvor der Advanced-Version vorbehalten war, nun zur Ausstattung der Standard-Version zählt. Auch preislich ist Ozone 7 noch ein gutes Stück attraktiver geworden: Während die Advanced-Version von Ozone 6 noch mit satten 749.- Euro zu Buche schlug, gibt es die neue, erweiterte Version 7 nun für 499.- US-Dollar, die Standard-Version für 249.- US-Dollar. Besitzer von Vorgängerversionen (ab Ozone 1) erhalten vergünstigte Upgrade-Konditionen, abrufbar über das persönliche iZotope-benutzerkonto.

Ozone 7 liegt plattformübergreifend in den Formaten AU, VST, AAX und RTAS sowie als Standalone-Anwendung vor.

 

Die wichtigsten Unterschiede zwischen Ozone 7 und Ozone 7 Advanced

Mit Ausnahme des Vintage Limiters sind alle neuen Vintage-Module nur in der Advanced Version enthalten. Daher werden wir in unserem Test (Teil 2) auch zentral der Frage nachgehen, ob deren Vintage-Qualitäten überzeugen und den Kauf der Advanced-Version interessant erscheinen lassen.

Bei den Presets von iZotope Ozone 7 Advanced sind die advanced-spezifischen neuen Module berücksichtigt. Hier gibt es also Vorlagen für nostalgische Retro-Abmischungen oder besonders warm klingende Mixdowns, die in der Standardversion fehlen.

Auch den oben erwähnten Codec-Preview gibt es nur in der Advanced-Version. Wer für eine spätere Veröffentlichung mit Industriestandard-Kodierung produziert, wird dieses Tool als unabdingbare Hilfe zu schätzen wissen.

Wie bereits bei der Vorgängerversion bietet nur die Advanced-Version die Möglichkeit, alle Module in Form separater Komponenten laden zu können. Es stehen insgesamt zehn verschiedene Ozone-Module zur Verfügung – zuzüglich iZotope Insight und natürlich neben der kompletten Suite, die alle Module (außer Insight) in einem Plug-in zusammenfasst.

Am Rande sei vermerkt, dass Insight als separates Plug-in aktuell für 499.- US$ gehandelt wird, zum selben Preis wie Ozone 7 Advanced.

Bei Ozone 7 Standard lädt man im Host immer die komplette Suite als Plug-in, kann aber innerhalb dieser die Reihenfolge der Module auch wechseln und einzelne Module abschalten. Die Handhabung ist damit für den Fall, dass man Ozone 7 – Moule in unterschiedlichen Tracks und an unterschiedlichen Positionen der Effektkette laden will, bei der Standard-Version weniger elegant; die CPU-Last bleibt jedoch gleich, wenn man nicht benötigte Module auf Bypass schaltet.

 

Ozone 7 Plug-ins im Überblick

Man muss kein ausgebuffter Mastering Profi sein, um mit Ozone 7 arbeiten zu können. Dafür sorgen bereits am Start eine Reihe von Presets. Neben der Signature Reihe, konfiguriert von Greg Calbi …

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… gibt es Mastering-Presets, sinnvoll und praxisnah benannt nach dem angepeilten Klangcharakter („added Warmth“) sowie auf bestimmte Genres zugeschnitten.

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Angenehm ist auch, dass das Browser-Fenster skalierbar ist. So erübrigt sich ein ausgedehntes Scrollen.

Im ersten Audiodemo hören Sie einen Ausschnitt aus Ueberschall Pop Ballads:

 

Nun verwenden wir das Preset „Added Warmth“ aus Ozone 7 Advanced. Zum Einsatz kommen die Module Vintage EQ, Vintage Compressor, Vintage Tape und Vintage Limiter:

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Der Mix wirkt luftiger, runder und voller in den Bässen und insgesamt angenehm warm, ohne dabei an Transparenz einzubüßen, im Gegenteil: Die Höhen werden seidiger und schmeicheln dem Ohr. Der Kompressor folgt der Rhythmik des Songs und betont dessen Dynamik, ohne auffallend zu pumpen – das alles, ohne auch nur einen einzigen Parameter zu veränern. Der Limiter fängt das Signal bei -0,1 dB ab ohne es platt zu bügeln. Der Mix gewinnt an Kraft und ist auch real um etwa 2,5 dB lauter als das Original.

Beim Mastering-Preset „Modern Pop“ kommen keine Vintage-Module zum Einsatz. Hier sind Equalizer, Imager und Maximizer am Werk:

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Das Ergebnis fällt dementsprechend auch etwas kühler, klangneutraler und zurückhaltender aus, wenngleich auch hier die Signale fein gezeichnet werden und der Mix an Details gewinnt:

 

Dafür sorgt vor allem der Imager, der über vier Frequenzbänder hinweg das Signal mit einer augedehnteren Stereobreite versorgt – ohne dabei unangenehme Phasenauslöschungen zu erzeugen:

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Das Positionieren der Crossover-Frequenzen zwischen den vier Bändern ist keine leichte Aufgabe und erfordert ein geschultes Gehör. Über eine Lernfunktion analysiert Ozone 7 das Eingangssignal selbstständig und schlägt Crossover-Frequenzen vor.

Ein Blick in den Maximizer zeigt, dass dieser kaum aktiv wird, weil der Threshold für unser Ausgangsmaterial etwas zu hoch eingestellt ist:

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Hier wechsele ich in den neuen IRC IV Algorithmus und stelle den Charakter von transientenbetont auf langsam, um das Limiting etwas behäbiger zu gestalten.

Schließlich nehme ich noch das Vintage Tape Modul hinzu, schiebe es vor den Maximizer und sorge mit hohen Einstellungen bei Drive und Harmonics dafür, dass die nostalgische Färbung deutlich zur Geltung kommt:

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Überbetonte Höhen runde ich mit dem Vintage EQ ab, den ich zwischen Vintage Tape und Maximizer einbaue.

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Der Mix hört sich nun so an:

 

Das wäre ein Beispiel für eine Mischung aus digitalen Modulen und virtuell-analogen Vintage-Komponenten.

Hier noch eine Variante, in der ich anstelle des Maximizers den Vintage Limiter mit unterschiedlichen Charakteristika für die Mitten- und Seitensignale verwendet habe:

 

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Den Vintage Limiter und die anderen neuen Retro-Module schauen wir uns in Kürze im zweiten Teil des Tests genauer an.

Als Zwischenfazit sei vermerkt, dass Ozone 7 klanglich überzeugt, luxuriös ausgestattet ist (Vielzahl an digitalen und vintage-inspirierten Modulen; Mid/Side-Modi) und sich als außerordentlich vielseitig erweist.

Davon können Sie sich übrigens auch selbst überzeugen: Ozone 7 läuft ohne funktionale Einschränkungen 10 Tage lang als Demo-Version.