Test: 14 Reverb Plug-ins im Vergleich
|In diesem Test haben wir 14 native Raumsimulatoren gegenübergestellt, algorithmische Reverbs und Faltungshalls. Rund 100 Audiodemos sind dabei entstanden. Mehr als 15 Jahre nach Erscheinen des ersten Hall als Plug-in kann sich die Qualität der Spezialsoftware sehen und hören lassen. Aber welcher Hall ist für welche Anwendung am besten geeignet? Und wie tief muss man in die Tasche greifen, um gut ausgerüstet zu sein? Im direkten Vergleich und bei verschiedenen Anwendungszwecken gab es manche Überraschung.
Kapitelübersicht
- Vorwort
- Die Testkandidaten
- Praxisteil mit Audiodemos
- I. Kleine Räume
- II. Drum Room
- III. Vocal Hall
- IV. Plattenhall
- V. Die Kathedrale
- VI. Dichte, Transparenz und Auflösung
- VII. Effektreverbs
- Zusammenfassende Bewertungen
- Preisübersicht
1. Vorwort
Wenn es einen unverzichtbaren Effekt gibt, dann ist es Hall. Ohne Räumlichkeit klingt kein Instrument, sei es, dass diese direkt bei der Aufnahme mit eingefangen oder – und das ist der Regelfall – später hinzugefügt wird.
Entsprechend groß ist der Aufwand, der quasi seit Beginn der Musikgeschichte betrieben wurde, um Räumlichkeiten speziell für musikalische Anwendungen zu erschaffen. Zunächst war dies eine ausschließliche Domäne der Architektur, und noch heute werden nicht nur Konzertsäle und Opernhäuser nach musikalisch-akustischen Gesichtspunkten entworfen, sondern auch Aufnahmeräume mit spezieller Akustik für Tonstudios gebaut. Regelrechte Hallräume, wie sie in der vordigitalen Ära entstanden, dürften heute jedoch kaum noch auf der Liste der notwendigen Investitionen stehen.
Für Goldfolien-, Plattenhall und die ersten digitalen Hallgeräte wurden nicht unwesentliche Budgets aufgebracht. Lediglich der Federhall (seit Anfang der 1950er Jahre) war vor der Zeit der schnellen Prozessoren auch für den Normalverbraucher bezahlbar, in Qualität und Anwendungsmöglichkeiten jedoch eingeschränkt.
Plattenhall und Goldfolienhall entstanden Ende der 1950er Jahre. Die ersten digitalen Hallgeräte wie der Quantec Raumsimulator (der mit mehreren hundert Prozessoren bestückt war) oder das Lexicon 224 läuteten Ende der 1970er die nächste Epoche der Raumsimulation ein. Auch heute noch liefern das Lexicon 960L und PCM96 (auch als Surround-Version erhältlich), der Eventide H 8000FW oder der TC Electronics 6000 angesagten High-End-Hall. Alle diese Geräte arbeiten auf der Grundlage mathematischer Modelle. Algorithmen zu entwerfen, die einen täuschend echten Raumklang simulieren, gilt auch heute noch als Kunst: Nur ein Bruchteil der in der Natur vorkommenden Reflexionen und Eigenresonanzen der Räume muss bei der Siumulation reichen – sonst würde die Berechnung auch für aktuelle Prozessoren zu aufwändig. Schon allein aufgrund ihrer Erfolgsgeschichte, die durch diese Algorithmen begründet ist, genießen native Hallerzeuger der namhaften Hersteller (Lexicon, Eventide) zu Recht eine besondere Aufmerksamkeit.
Dass die Kunst des realistischen Algorithmus das A und O des digitalen Raumklangs ist, widerspricht nicht der Tatsache, dass der Fortschritt der Prozessorleistung ein neues Kapitel in der Geschichte der Hallerzeuger aufgeschlagen hat: Native Hallerzeuger können sich heute auf eine satte Rechenleistung stützen. Auch aufwändige Berechnungen des Reflexionsverhalten kann durch die CPU der Workstation Anno 2015 neben einer Vielzahl anderer Aufgaben quasi in Echtzeit erledigt werden kann.
Von einem Echtzeitgefühl kann man sprechen, wenn man das Auslösen eines akustischen Ereignisses (Spiel auf der Klaviatur) und das akustische Erlebnis selbst als zeitgleich empfindet. Ein minimales Zeitfenster von sieben Millisekunden wird von den meisten Musikern nicht mehr als reale Verzögerung wahrgenommen. Innerhalb dieser Zeitspanne sollte ein nativer Hall berechnet werden können, ohne dass Audioaussetzer durch eine Überlastung der CPU auftreten.
Setzt man einen halbwegs aktuellen Rechner und ein durchschnittlich schnelles Audiointerface voraus, so erfüllen alle unsere Testkandidaten diese Bedingung. Mit dem Fortschritt der Prozessorleistung sind allerdings auch Raumsimulatoren entstanden, die vor zehn Jahren noch jede CPU das Fürchten gelernt hätten. Solche anspruchsvollen Kandidaten bieten glücklicherweise Optionen, die Anforderung an die CPU zu minimieren. Ein Beispiel dafür wäre der B2 von 2CAudio, der live ohne Oversampling immer noch eine überzeugende Klangqualität liefert und beim Rendern im Studio offline und mit vierfachem Oversampling eine Klangqualität allererster Güte abliefert.
Digitale Raumsimulatoren teilen sich in zwei Lager auf: jene, die den Raumklang rein mathematisch unter Verwendung eines Algorithmus erzeugen, und jene, die auf einem speziellen Sample, nämlich einer Impulsantwort basieren.
Algorithmische Halls berechnen das Reflexionsverhalten eines Raumes anhand von variablen Parametern (Raumgröße, Nachhallzeit, Diffusion, Dämpfung oder sogar Raumform – wie etwa beim Sonnox Oxford Reverb) und erzeugen unzählige Echos, aus denen sich der Raumklang zusammensetzt. Folgen Echos in kurzen Zeitabständen, so werden diese nicht mehr als einzelne, isolierte Reflexionen, sondern als Hall wahrgenommen. Je dichter die Echos auf der Zeitlinie beieinanderliegen, desto fülliger, voluminöser, auch seidiger empfindet man den Raumklang. Eine geringe Dichte von Echos kann als scheppernd, rau, grobkörnig und (je nach Frequenzspektrum) als metallisch empfunden werden.
Die großen Legenden der digitalen Hallerzeuger aus den Laboren von Lexicon, Quantec und Eventide setzen auf Algorithmen und sind (zumindest teilweise) inzwischen auch als native Plug-ins erhältlich. Inzwischen stoßen sie auf potente Mitbewerber ohne Hardware-Pendant, beispielsweise Flux/IRCAM Tools Verb (Ergebnis akademischer Hallforschung), 2CAudio Aether und B2 oder auch Tone2s Ultraspace.
Der Vorteil algorithmischer Raumsimulatoren ist, dass intern einzelne Parameter moduliert, also im zeitlichen Verlauf variiert werden können. So ist es beispielsweise möglich, langsame spektrale Veränderungen innerhalb der Hallfahne zu erzeugen, die dazu führen, dass der Raumklang als angenehm organisch, lebendig und musikalisch empfunden wird. Materialeigenschaften eines Raumes werden durch Dämpfungsfilter simuliert: Bestimmte spektrale Anteile werden durch ein Filter in der Feedback-Schleife des Algorithmus sukzessive unterdrückt. (Um die Echos zu Hall-Mustern zu verdichten, arbeiten die Algorithmen mit einem komplexen Echo-Feedback. So werden also auch Echos von Echos von Echos erzeugt. Bei jedem Durchgang greift das Filter erneut ein.)
Der Nachteil eines mathematischen Reflexionsmodells ist, dass ein realer Raum nie hundertprozentig nachgebildet werden kann. Vergleicht man einen Faltungshall gerne mit dem Foto eines Raumes, so wäre in Analogie ein optimaler algorithmischer Hall ein fotorealistisches Gemälde eines Raumes.
Wer es also besonders echt haben möchte, entscheidet sich für einen sogenannten Faltungshall (auch Impulse-Response-Technologie, IR). Die Echtheit ist dabei nicht gleichzusetzen mit Überlegenheit, insbesondere nicht bei der Anwendung für Musik.
Die ersten IR-Hardware-Halls von Sony und Yamaha waren noch sündhaft teuer und hatten nur eine begrenzte Auswahl von Räumen an Bord. Seit Audioease Altiverb gibt es diese Technik auch für den Rechner. Der Vorreiter Altiverb gilt heute immer noch als Flagschiff seiner Gilde und gehört daher auch zu unseren Testkandidaten. Aus den wenigen IR-Räumen der ersten Hardware ist eine ausgesprochen vielseitige Sammlung auch exotischer und experimenteller Räume geworden – zumindest beim Altiverb. Die Gitarre spielt auf Knopfdruck im Taj Mahal, im Cockpit eines Flugzeugs oder in einer Blechdose.
Ein Faltungshall greift auf eine Impulsantwort zurück: Ein Pistolenschuss oder ein Filter-Sweep wird in einem Raum aufgenommen und (vereinfacht dargestellt) das Originalsignal anschließend subtrahiert. Diese Arbeit wird wiederum von einem mathematischen Prozess erledigt. Zurück bleibt ein „Fingerprint“ des Raumklangs, der dann auf andere Audiosignale übertragen werden kann. An der Stelle des Raumes, an der der Filtersweep abgespielt wurde, spielt nun ein Schlagzeuger oder singt ein Sänger, während der Hörer die Stelle des Aufnahmemikrofons einnimmt.
Beherrscht ein Entwickler diese Technik, so ist der Raumklang täuschend echt. IR-Halls wirken deutlich dokumentarischer, nüchterner als ein algorithmischer Hall. Der Nachteil der IR-Technologie ist, dass der Raum zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgenommen wurde. Ein Foto ist kein Film. Modulationen durch Luftbewegungen, Temperaturschwankungen oder sich im Raum bewegende Objekte werden zunächst nicht berücksichtigt. Will man verschiedene Raumpositionen anbieten, so muss man konsequenterweise den Sweep an mehreren Stellen im Raum aufnehmen – ein sehr aufwändiges Unterfangen. Die Entwickler von Audioease Altiverb hben sich diese Mühe gemacht. Auch Vienna Instruments MIR bietet eine begrenzte Auswahl von Räumen mit mehren Spielpositionen und ist fokussiert auf klassische Musik.
Die nüchterne aber auch bewegungslose Abbildung des IR-Raumklangs hat dazu geführt, dass dieser Technologie eine gewisse Leblosigkeit und Starre nachgesagt wird – also Eigenschaften, die im musikalischen Kontext als wenig attraktiv erscheinen.
Unsere Testkandidaten, wie beispielsweise der Hofa IQ-Reverb, werden zeigen, dass sich hier inzwischen einiges getan hat: Sowohl eine nachträgliche Raumgestaltung, als auch der Einsatz von Dämpfungs-Filtern und Modulationen bringen Gestaltungsmöglichkeiten und Abwechslung in den Raumklang moderner IR-Halls. Eine akribische Arbeit mit erlesenem Equipment von der Aufnahme bis zur Nachbearbeitung der IR-Samples kann ebenfalls maßgeblich zu einer hohen musikalischen Wertigkeit eines IR-Halls beitragen. Ein Beispiel hierfür ist unser Testkandidat aus dem Hause Quantum Leap: Spaces.
Nicht zuletzt gibt es inzwischen Hybrid-Reverbs, die keine klassische Faltungstechnik mehr einsetzen, sondern diese mathematisch nachbilden. Das Zauberwort heißt FIR (Finite Impulse Response). Solche FIRs können in Form von Samples vorliegen. Es geht aber auch anders: Waves jüngster Raumsimulator arbeitet mit einem FIR-Generator, der Impulsantworten ohne Samples generiert.
Vom Hörerlebnis her verschwimmt also die Grenze zwischen algorithmischem und auf Impulsantworten basierendem Hall. Die Top-Kandidaten der algorithmischen Liga erzeugen täuschend echte Raumklang-Erlebnisse, modernen Faltungshalls fehlt es andererseits nicht mehr an Lebendigkeit. Dennoch wird unser Vergleichstest zeigen, dass man mit algorithmischen Halls nach wie vor phantasievolle Raumklänge anhand von Parametern „malen“ kann, die mit keiner Modifikation einer Impulsantwort erreichbar sind (Beispiel: Spielereien mit Resonanzen bei extrem niedrigen Raumgrößen und Nachhallzeiten führen zu metallischen, sich unter Einfluß eingehender Audiosignale quasi verbiegenden Räumen). Umgekehrt liefern Faltungshalls immer noch extreme reale Umgebungen, wie sie insbesondere bei Extremräumen so packend und knallhart echt kein algorithmischer Reverb erzeugt (Beispiel: Gitarre in der Blechdose oder im Innern eines Gastanks).
Braucht man also Beides? Mindestens einen algorithmischen Hall und einen Faltungshall? Und welchen Hall braucht man überhaupt für welchen Anwendungszweck? Fragen, denen wir im Verlauf des Tests auf den Grund gehen. 14 Testkandidaten flankieren ein großes, spannendes Ereignisfeld mit mehr als 100 Audiodemos.
2. Die Testkandidaten
Algorithmische Raumsimulatoren:
1. Waves Renaissance Reverb
2. Softube TSAR-1
3. Tone2 UltraSpace
4. Eventide UltraReverb
5. 2CAudio B2
6. Flux/IRCAM Tools Verb
7. Sonnox Oxford Reverb
8. 2CAudio Aether
Impulse-Response-Raumsimulatoren:
9. Audioease Altiverb XL
10. Waves IR-1
11. Toontrack EZmix-Pack Rooms & Verbs
12. Quantum Leap Spaces
13. Waves Hybrid Reverb
14. Hofa IQ Reverb
1. Waves Renaissance Reverb
Der Waves Renaissance Reverb ist schon lange auf dem Markt, wurde zu Beginn der 2000er Jahre als bester nativer Hallerzeuger gepriesen und wird auch heute noch in professionellen Projekten verwendet. Seine Entwicklung geht auf Waves TrueVerb zurück, von dem das Early Reflection System verwendet und mit einem neuen Algorithmus für die Hallfahne kombiniert wird.
12 Halltypen stehen zur Wahl (Room, Hall, Chamber, Church, Plate, Reverse etc.). Um einen lebendigen Raumklang zu erzeugen, kann die Korrelation der Echos für den linken und rechten Kanal reduziert werden. Zwei Dämpfungs-Filter, ein Zweiband-EQ sowie die Streuung der Echos ermöglichen vielfältige Anwendungen. Durch den Reverse-Algorithmus sind auch Effekt-Halls möglich. Insgesamt klingt der Renaissance EQ auch nach heutigen Maßstäben organisch, warm, musikalisch und transparent. Er hat zu recht noch nicht ausgedient.
2. Softube TSAR-1
TSAR steht für True Stereo Algorithmic Reverb. True-Stereo bedeutet, dass die Position der Klangquelle bei der Berechnung des Halls berücksichtigt wird. Platziert man im Stereo-Eingang zum TSAR-1 eine Klangquelle links, so führt das dazu, dass die Reflexionen der linken Wand des Raumes etwas früher stattfinden Und auch früher beim zentral positionierten Hörer eintreffen als jene der rechten Seite. Dieses unsymmetrische Echomuster hilft bei der besseren Lokalisierung der Signalquelle im Raum und führt zu einem transparenteren, offeneren Raumklang.
Die Bedienelemente des TSAR-1 sind auf das Wesentliche reduziert. Drei verschiedene Muster für die Frühen Reflexionen (die für das Empfinden der Raumgröße maßgeblich sind), drei Diffusionstypen und drei Modulationsoptionen reichen aber zusammen mit dem regulierbaren Predelay, der Halldauer, der Reflexionsdichte und dem spektralen Verhalten (Tone als Dämpfungs-Filter und High-Cut als nachgeschaltetem EQ) aus, um eine große Bandbreite an gängigen Hallräumen zu entwerfen. Der Klang des TSAR-1 ist ausgewogen und hoch auflösend. Auf die Presets konnte ich auf meinem Testsystem (VST unter Cubase, Win 7 PC) nicht zugreifen. Daher habe ich für die Audiodemos eigene Einstellungen verwendet und in der abschließenden tabellarischen Bewertung das Angebot an Presets mit 0 angenommen. Zum TSAR-1 gibt es auf releasetime ein Tutorial.
3. Tone2 UltraSpace
UltraSpace bewirbt diesen Hall, der für einen regulären Preis von nur 59.- EUR angeboten wird, als Quintessenz der eigenen Forschung, in die das Studium diverser Hall-Legenden eingeflossen ist. UltraSpace soll deren gute Seiten in sich vereinen.
Eine gewagte Behauptung, dachte ich zunächst. Nach umfangreichem Test kann ich dies jedoch in weiten Bereichen bestätigen: UltraSpace liefert einen exzellenten Klang, ist mit Gate und Dub-Funktion sowie einem temposynchronen, zeichenbaren Multitap-Echo vielseitig und einzigartig. Das einzige, was hier nicht ins Bild passt, ist der unglaublich niedrige Preis. Hier der Link zum separaten Test.
4. Eventide UltraReverb
Die langjährige Erfahrung des Herstellers von High-End-Effektgeräten merkt man diesem Produkt deutlich an. Der Raumklang, den die neun Algorithmen liefern, ist vom Feinsten.
Es gibt eine üppige Ausstattung mit Equalizern, eine gut dosierbare Modulation, die je nach Algorithmus sehr unterschiedliche Wirkungen entfaltet, ein temposynchrones Echo sowie einen Kompressor. Näheres erfahren Sie in meinem separaten Testbericht zu diesem Produkt.
5. 2CAudio B2
Der B2 bietet einen High-End-Klang. Das vierfache Oversampling kann man allerdings auch mit aktuellen Rechnern nur beim Rendern, also offline, verwenden. Der B2 bietet mit seiner DUAL-Engine, Dämpfungs-Filtern, Equalizern, Sättigungs- und Dynamik-Modul eine für extreme Halleffekte verwendbare, einzigartige Ausstattung.
Auch zu diesem Hall finden Sie auf releasetime.de einen separaten Test mit allen Details.
6. Flux / IRCAM Verb
Der Flux / IRCAM Verb setzt den Raum aus frühen Reflexionen, Echo-Clustern und der Hallfahne zusammen. Alle drei Komponenten können detailliert gestaltet und für Spezialeffekte auch Solo verwendet oder mit Equalizern bearbeitet werden.
Der IRCAM Verb ist nicht nur der teuerste algorithmische Hall in unserem Vergleichstest, er liefert auch den authentischsten und am feinsten gezeichneten Klang unter den algorithmischen Reverbs. Zudem ist er bis zu 8.0 mehrkanalfähig. True-Stereo ist an Bord. Auch hierzu finden Sie einen separaten Test sowie ein Tutorial auf unserer Seite.
Der Mehrkanal-Raumsimulator Flux IRCAM Tools Spat ist einer der wenigen algorithmischen Reverbs, die sich an einen echten Surroundklang heranwagen. Zu diesem Produkt gibt es bei uns ein Tutorial. Spat ist allerdings aufgrund seiner Sonderstellung kein Kandidat für diesen Vergleichtest.
7. 2CAudio Aether
Der ebenfalls mit einem True-Stereo-Modus ausgestattete Aether bietet eine bildschirmfüllende Grafik, hier verkleinert abgebildet:
Die Bedienung erschließt sich nicht ganz auf den ersten Blick. Zahlreiche Parameter wollen editiert werden, will man den Raumklang bis ins Detail kontrollieren. Erfreulicherweise gibt es für Lesemuffel englischsprachiger Manuals ein breites Angebot an Presets. Im Gegensatz zum B2 zielt Aether auf klassische Hallanwendungen und empfiehlt sich als Allrounder.
8. Sonnox Oxford Reverb (native)
Den Sonnox Oxford Reverb gab es zunächst nur für Pro Tools, später für die TC Powercore-Plattform und nach deren Einstellung auch als natives Plug-in. Bei seinem Erscheinen wurde viel Wirbel um seine Hallqualitäten gemacht. In der Tat liefert der Oxford Reverb einen exzellenten Raumklang und gibt sich mit zahlreichen Parameter-Detaileinstellungen sehr präzise.
Vier grundlegende Formen eines Raumes, Echo-Position, -Panorama und -Feedback, Absorption für Reflexionen und Hallfahne separat, Modulation der Hallfahne sowie ein Fünfband-EQ lassen kaum Wünsche bei der Klanggestaltung offen. Wer sofort loslegen will, findet eine Fülle gut kategorisierter Pesets.
9. Audioease Altiverb
Es erwies sich als nicht ganz einfach, eine Testversion zu bekommen – aber wir haben es geschafft. Der Pionier der nativen Faltungshalls ist in der siebten Generation angekommen und bietet eine Fülle von Presets und Gestaltungsmöglichkeiten. Angenehm ist auch die Bebilderung der Locations. Der Browser ist vorbildlich und lässt keine Wünsche offen. Altiverb kann True Stereo, Platzierung der Schallquelle im Raum, Modulation, Gate Reverb, Rückwärts-Hall und Vieles mehr. Die Library wächst ständig.
Nicht ganz zu unrecht definiert der Hersteller das – leider nicht ganz billige – Flaggschiff der Faltungshall-Gilde als Industrie-Standard. Die Qualität ist über alle Presets hinweg erstklassig. Unter den Faltungshalls sehen wir Altiverb auf Referenzklasseniveau. Wie wir im Verlauf des Vergleichstests noch sehen und hören werden, schläft aber auch die Konkurrenz nicht.
Unter der Bezeichnung Altiverb XL gibt es eine surroundfähige Variante. Hier der Link zu meinem separaten Test.
10. Waves IR1
Der große Faltungshall von Waves stellt ein Bundle mit verschieden leistungshungrigen Plug-ins zur Verfügung. So gibt es neben einer „IR1 efficient stereo“ mit geringerem Anspruch an die CPU auch eine „IR1 full stereo“ Variante. Letztere haben wir für unsere Audiodemos verwendet.
Der IR1 ist schon etwas älter und wurde im Gegensatz zu Altiverb nicht permanent weiter entwickelt, sondern nur um ein großes Angebot weiterer Impulsantworten und Presets ergänzt. Anstelle eines IR2 und IR3 hat Waves komplett neue Hallsimulatoren entwickelt, teilweise mit interessanten, neuen Ansätzen (zu einem davon komme wir noch).
In seinem Erscheinungsjahr galt der IR1 im High-Quality-Betrieb als äußerst CPU-hungrig. Heutige Rechner werden jedoch auch mit der Full-Stereo-Variante keine Probleme haben. Seit ihrem Erscheinen ist die Library mit 4,65 GB „Sampled Acoustics V2“ deutlich erweitert worden und stellt ein breites Angebot an Hallräumen zur Verfügung. Auch exotische Umgebungen sind an Bord. So wurde beispielsweise der Nachhall einer Wüste eingefangen. Spezialitäten wie Mülleimer, Öltanks oder Plastikbecher, wie man sie beim Altiverb findet, sind mir allerdings nicht begegnet.
Als wenig zeitgemäß empfinde ich den Umstand, dass die Library auf der Systemplatte abgespeichert wird. Dort sollte man sie auch belassen, wenn man komfortabel arbeiten will. Zwar besteht die Möglichkeit, sie auf eine andere Festplatte zu transferieren, bei jedem Start des (Cubase-) Projektes musste der Pfad aber erneut manuell gesetzt werden. Zumindest auf unserem Testsystem (PC Win7, Cubase 7) ist das der Fall (und wurde so vom Waves Support, der übrigens vorbildlich schnell reagiert, auch bestätigt). Überspringt man die Eingabe des Pfades, so kann es bei späterem Laden anderer IR1-Presets zum unmittelbaren Absturz des Host-Sequencers kommen (wie auf unserem Testsystem geschehen).
Die Ausstattung mit Parametern ist sehr gut: Halldauer und Raumgröße, Dichte, Resonanz und Decorrelation, Dämpfung und Vierband-EQ stellen im Zusammenspiel ein potentes Arsenal an Werkzeugen bereit. Auch ist es möglich, die Impulsantwort rückwärts ablaufen zu lassen und über Ankerpunkte eine Hüllkurve einzuzeichnen. Die Größe einiger Bedienelemente lässt zu wünschen übrig.
Unterm Strich ist der IR1 ein vielseitiger und gut klingender Faltungshall.
11. Toontracks EZmix Pack Rooms & Verbs …
… rollt das Thema Hall unter ganz anderen Gesichtspunkten auf: Hier geht es darum, mit einem Minimum an Bedienaufwand fertige, gut klingende Hallpresets zur Verfügung zu stellen. Auch die CPU-Last ist gering, sodass sich diese Presets gut für Live-Anwendungen eignen. Voraussetzung ist die Installation von Toontracks EZmix.
Das hier getestete Pack liefert für kleines Geld 50 Hallpresets auf der Basis von Faltungstechnologie. Geboten werden vor allem kleine bis mittlere Räume. Größere Raume finden sich bereits im Basispaket von EZmix bzw. in anderen Packs.
Einen ausführlichen Test zum EZmix Pack Rooms & Verbs finden Sie ebenfalls bei uns.
12. Quantum Leap Spaces
Die Stärke des Faltungshalls Spaces liegt in seiner hohen Audioqualität, seine Schwäche in der spartanischen Ausstattung an Eingriffsmöglichkeiten. Er eignet sich daher für Anwender, die auf fertige Räume setzen. Es wird eine ansehnliche Palette an Locations geboten; auch instrumentenspezifische Räume stehen in großer Auswahl zur Verfügung.
Für die Aufnahme der Impulsantworten wurde edelstes Vintage-Equipment verwendet. Spaces liefert einen warmen, organisch klingenden Raumklang, hinter dem man eigentlich keine Faltungstechnik vermuten würde.
Spaces kann (über zwei auf eine Surround-Gruppe geroutete Stereo-Kanäle) auch als Surround-Hall betrieben werden. Hierfür finden sich Front- und Rear-Presets der selben Location. Zudem stehen zahlreiche True-Stereo-Presets bereit. Spaces gehört zu den wenigen Plug-ins, die eine Berechnung auf mehrere Prozessoren verteilen können.
Auch zu Spaces finden Sie einen ausführlichen Test in diesem Magazin.
13. Waves Hybrid Reverb
Beim Hybrid Reverb, dem jüngsten Kind der Hallerzeuger aus dem Hause Waves, handelt es sich nicht um einen Faltungshall im klassischen Sinn. Die Räume werden mathematisch durch einen FIR-Generator (Finite Impulse Response) erzeugt. Eine Library mit IR-Samples ist also nicht an Bord. Ungeachtet dessen gibt es eine große Auswahl an Presets, die teilweise spektakulär klingen. Allerdings sind auch einige Ausrutscher dabei (zumindest nach meinem Empfinden).
Die Spezialität des Hybrid Reverbs ist seine reichliche Ausstattung mit Echo-Modulen, die über das Set an Early Reflections hinausgehen: Input- und Output-Echos erlauben frische, modern klingende Räume und sind teilweise zum Tempo synchronisierbar. Die Modulationsabteilung dürfte für Dance-Genres interessant sein, wenn es um Effekt-Halls geht. Auch zum Hybrid Reverb finde Sie einen ausführlichen Test auf releasetime.de.
14. Hofa IQ-Reberb
Der IQ-Reverb erreichte uns in der Endphase des laufenden Vergleichstests und erwies sich als eine Bereicherung der Palette. Nicht nur die Gestaltung der skalierbaren Oberfläche mit Bearbeitungsmöglichkeiten direkt im Spektraldisplay der Hallfahne ist vorbildlich, auch die Ausstattung an Parametern lässt kaum Wünsche offen.
Der IQ-Reverb arbeitet (auch) im True-Stereo-Modus und liefert, wie wir noch hören werden, einen ausgesprochen lebendigen High-End-Raumklang auf der Basis von Faltungstechnologie. Nicht zuletzt darf man die Preisgestaltung als Understatement betrachten: Zu einem regulären Preis von knapp 150.- EUR verfügt dieses Produkt über das beste Preis-Leistungsverhältnis unter den hier vorgestellten Haltungshalls.
Alle Details finden Sie in meinem separaten Test zum IQ-Reverb, ebenfalls hier im Magazin.
15. Lexicon, SIR2, Native Instruments Reflektor und andere
Auch ein Vergleichstest mit 14 Kandidaten kann das gut gefüllte Marktsegment bei weitem nicht vollständig abbilden. Raumsimulatoren gibt es zudem als On-Board-Effekte von Sequencern, als Freeware, integriert in Sample-Libraries und in Klangerzeuger, als Ensembles für Native Instruments Reaktor – oft in ansprechender Qualität und/oder mit besonderen Eigenschaften.
Omnisphere 2 (Test auch im Releasetime-Magazin, Heft 2) hat beispielsweise eine Reihe von Raumklang-Effekten und Presets im Gepäck, die teilweise erfrischend neu und anders klingen. Manche Library, die auf der Best Service Engine oder auf Native Instruments Kontakt läuft, verfügt über ausgefallene Faltungshall-Presets.
Eine Testversion von SIR Audio Tools´ SIR2 ist nach Fertigstellung dieses Vergleichstests eingetroffen. Der Test zu SIR2 ist inzwischen veröffentlicht. Um einen Vergleich zu den hier vorgestellten Testkandidaten zu ermöglichen, habe ich teilweise die selben Audiodemos verwendet.
Der Faltungshall Native Instruments Reflektor soll ebenfalls noch als Einzeltest nachgereicht werden.
Praxisteil mit Audiodemos: Wie sich die Testkandidaten schlagen
I. Kleine Räume
Wir beginnen mit hebräischen Psalmen (aus: Sonokinetic Voices of Israel).
Hier zunächst die trockene Version:
Nun platzieren wir die Vorleserin in einen kleinen Raum. Es geht darum, die Stimme in einer intimen Umgebung zu präsentieren und ihr zugleich mehr Präsenz und Fülle zu verleihen.
Der Waves Renaissance Reverb, Preset Bedroom:
Softube TSAR-1
UltraSpace von Tone 2, Preset Room Real mit verkürzter Raumgröße und Halldauer.
Weich, voll, rund, intim. Leichte Resonanzen am Ende der Hallfahne.
Der UltraReverb von Eventide:
Angenehm neutral, unaufdringlich.
2CAudio B2: Eine Abwandlung des Presets Closer to Me:
Nah und sehr realistisch.
IRCAM Tools Verb, Preset Wood Floor Living Room:
Als Halleffekt maximal unauffällig im positiven Sinn.
2CAudio Aether, Preset Soft Room:
Klingt in diesem Fall ähnlich wie der Waves Renaissance Reverb.
Sonnox Oxford Reverb, Preset Dry Space 6 (nur Frühe Reflexionen):
Geeignet als Stimmendoppler.
Sonnox Oxford Reverb, Preset Ballroom:
Schöne, runde Zeichnung des Raumes.
Altiverb, Preset Coll´s Living Room:
Dokumentarisch, schnörkellos, sauber.
Waves IR1, Preset Green Room (mit reduzierter Raumgröße):
Klingt bei diesem Beispiel ähnlich, aber ein wenig dünner als der Altiverb. Der Unterschied ist jedoch nicht groß.
Toontrack EZmix, Pack Rooms & Verbs, Preset Basement Chamber:
Unterstützt die Stimme auch in ihrem unteren Frequenzbereich.
Quantum Leap Spaces bietet kein vergleichbares Preset. Am nächsten kommt der Small Drum Room:
Ganz hübsch aber eine Nummer zu groß. Höhenreich.
Waves H-Reverb, Eigenkreation (mangels passendem Preset):
Wirkt ein wenig drückend.
Hofa IQ-Reverb, Amb Doubler
Angenehm unauffällige Anreicherung der Stimme.
Sicher sind solche kleinen Räume kaum geeignet, die Qualitäten eines Reverbs im Ganzen zu bewerten. Es fällt jedoch auf, dass einige algorithmische Reverbs bei kleinen Räumen mit kurzen Ausklingzeiten subtile Probleme mit Raumresonanzen haben. Nur beim Softube TSAR-1, beim IRCAM Tools Verb und beim Sonnox Oxford Reverb ist mir dies nicht aufgefallen. Der Oxford Reverb bietet übrigens eine ganze Reihe sehr guter Presets für die Stimmenunterstützung und -dopplung. Es fiel mir nicht leicht, mich für eines zu entscheiden. Meine Favorit in dieser Disziplin sind dennoch der Softube TSAR-1 und der IRCAM-Verb, die beide einen zugleich warmen wie unauffälligen und echten Klang bieten und die ich sogar dem nüchternen und extrem realen Altiverb-Preset vorziehen würde – was zugegebenermaßen Geschmacksache ist.
Testsieger für kleine Räume (immer nach subjektiver Bewertung und anhand der Presets; das gilt auch für alle folgenden Bewertungen): 1. Softube TSAR-1 und IRCAM Verb, 2. Audioease Altiverb, 3. Sonnox Oxford Reverb.
- Drum Room
Hier geht es darum, ein akustisches Schlagzeug in einem Raum mittlerer Größe zu positionieren. Zunächst das unbearbeitete Original (aus Ueberschall The Resource):
Waves Rennaisance Reverb, Preset Studio A (mangels dezidiertem Drumroom-Preset):
Softube TSAR-1
Tone2 UltraSpace, Preset Room Damp (modifiziert):
Eventide UltraReverb, Preset Dwum Woom 1
2CAudio B2, Preset Dark Drum Room:
Flux IRCAM Tools Verb: Preset Drum Room
2CAudio Aether, Preset Drum Chamber
Sonnox Oxford Reverb, Preset Drum Room:
Audioease Altiverb, Preset Clubhouse
Waves IR1, Preset Birdland
Toontrack EZmix Rooms & Verbs, Preset Mellow Drum Room
Quantum Leap Spaces: Small Drum Room 1
Waves Hybrid Reverb: Drum Kit Room
Hofa IQ Reverb, Preset Med Rumble:
Wie zu erwarten treten mit etwas längerer Hallzeit die Unterschiede zwischen den Testkandidaten deutlicher hervor. Die Presets zielen natürlich nicht alle auf den selben Raumklang ab. Ich habe mir erlaubt, solche herauszugreifen, die der gestellten Aufgabe am nächsten kommen und meist keine Nachbearbeitung vorgenommen (nur dann, wenn definitiv kein passendes Preset zur Hand war). Eine weitere Nachbearbeitung wäre beim Waves Hybrid Reverb aus meiner Sicht dringend erforderlich. Das Preset klingt mehr nach Effekt-Hall. Der Hybrid Reverb kann definitiv authentischere Raumklänge liefern als dies beim meines Erachtens verunglückten oder vielleicht auch nur sehr speziellen (modernen?) Preset Drum Kit Room der Fall ist.
Ausgesprochen gut gefallen mir die Presets des Tone2 UltraReverb und des Sonnox Oxford Reverbs, die die Klangfarbe der Instrumente, speziell der Bassdrum aufgreifen und unterstützen.
Noch eine Spur voller und runder klingt der Softube TSAR-1. Auch der B2 bietet mit einem lebendigen, von kurzen Echos dominierten Raum eine lebendige Alternative. Unter den Faltungshalls überzeugt der Hofa IQ Reverb mit einem frischen, erstaunlich lebendigen Sound. Statisch wirkt da nichts. Wer kurzer Hand einen guten Reverb braucht und nicht weiter über Hallparameter nachdenken möchte, findet unter den 50 Presets von Toontracks EZmix Packs Rooms & Verbs gleich eine ganze Reihe adäquater Alternativen. Eine davon habe ich oben vorgestellt.
Testsieger in dieser Disziplin (und, das möchte ich nochmals betonen, aus meiner subjektiven Sicht): 1. Softube TSAR-1, 2. Tone2 Ultraspace, 3. Hofa IQ Reverb.
- Vocal Hall
Die folgende Gesangslinie stammt aus Souniron Voice of Rapture: The Bass und soll in einer Halle erklingen. Die Stimme wurde doppelt mikrofoniert nah aufgenommen. Ich habe beide Mikrofone auf die extremen Panoramapositionen gelegt. Zunächst trocken:
Waves Renaissance Reverb, Preset Vocal Hall (modifiziert; das Original verfügt über eine etwas kurze Nachhallzeit):
Softube TSAR-1:
Ton2 UltraSpace, Preset REV Hall real
Eventide UltraReverb, Preset Medium Hall 2
2CAudio B2: Preset Dual medium Hall 2
Flux / IRCAM Tools Verb, Preset Medium Vocal Hall 2
2CAudio Aether, Preset Vocal Hall 2:
Sonnox Native Reverb, Preset Hall:
Audioease Altiverb, Preset Halle Aux Grains
Waves IR1, Preset Ingram Hall:
Toontrack EZmix Pack Rooms & Verbs, Preset Theater Row 12:
QL Spaces, Preset Northwest Hall:
Waves Hybrid Reverb, Preset Medium Hall:
Hofa IQ Reverb, Preset Med Vox 3D (Hallzeit um 30% verlängert):
Die Presets unterscheiden sich im Höhenreichtum und im Ausklingverhalten. Der Tone2 UltraSpace liefert einen vollen, warmen Raumklang mit angenehmer Modulation. Im Ausklingen der Hallfahne kommt es allerdings zu verfärbenden Resonanzen. Der Eventide UltraReverb liefert unter den algorithmischen Halls in dieser Disziplin meiner Ansicht nach beste Ergebnis. Die Modulationsgeschwindigkeit würde ich persönlich etwas reduzieren, um langsamere Schwebungen zu erhalten. Sehr authentisch ist die Halle des Sonnox Reverbs, die mir aber in diesem Fall wegen einer zu disziplinierten Gleichförmigkeit der Hallfahne dennoch nicht so gut gefällt – auch das wäre mit den zur Verfügung stehende Parametern veränderbar.
Der Softube TSAR-1 liefert einen ausgewogenen, warmen Hall. Einige Presets anderer Kandidaten (z. B. das des B2, der ansonsten einen wunderbar modulierten Raumklang liefert) leiden unter einem etwas zu starken Höhenreichtum und damit unter einer gewissen Unnatürlichkeit. In einem realen Raum würden die hochfrequenten Anteile der menschlichen Stimme so deutlich nicht in der Hallfahne auftreten. Es wäre allerdings kein Problem, den Höhenreichtum mittels Dämpfungsfilter oder/und EQ einzuschränken.
Die auf Faltungstechnik basierenden Reverbs haben mit diesen Problemen nicht zu kämpfen. Die Ergebnisse liegen dicht beieinander, wobei der Waves IR1 im direkten Vergleich wiederum etwas dünn klingt. Das Preset des Altiverb liefert eine über das gesamte Frequenzspektrum ausgewogene und voll klingende Kulisse. Musikalisch interessant und mit besonderer Note präsentiert sich das offene Panorama des Presets des Hofa IQ-Reverb.
Die Testsieger dieser Disziplin: 1. Eventide UltraReverb, 2. Hofa IQ Reverb, 3. Audioease Altiverb.
IV. Plattenhall
Fast alle Kandidaten bieten einen Plattenhall. Diesen benutzen wir zur Simulation eines mittelgroßen Clubs. Die Höhen sollen dieses Mal nur gering abgedämpft werden. Raumeigenschaften: Leer, mi tapezierten oder mit Holz getäfelten Wände. Zunächst der Bläsersatz trocken (aus Ueberschall Horns):
Waves Renaissance Reverb, Preset Medium Dark Plate (die Höhendämpfung habe ich zurückgenommen):
Softube TSAR-1:
Tone2 Ultraspace: Preset Reverb Room Plate:
Eventide UltraReverb, Preset Medium Plate 2:
2CAudio B2, Preset 4C Plate 1:
Flux IRCAM Tools Verb, Preset Plates:
2CAudio Aether, Preset Cascade Plate
Sonnox Native Reverb, Preset EMT 250 2,2 sec
Audioease Altiverb, Preset EMT 140 (Halldauer reduziert):
Waves IR1, Preset Plate 140
Toontrack EZmix Pack Rooms & Verbs, Preset 140 Plate Dampened (Dämpfung etwas zurückgenommen):
QL Spaces, Preset Plate Bright
Waves Hybrid Reverb, Preset Large Plate (bearbeitet):
Hofa IQ Reverb, Preset Med Plate (Halldauer auf 80% reduziert):
Bei den meisten Presets würde ich nacharbeiten. Die meisten Testkandidaten bieten mehr als nur die fundamentalen Parameter, sodass detaillierte Anpassungen möglich sind. Vielleicht liegt es am Plattenhall selbst, dessen etwas metallische Färbung mit entsprechenden Resonanzen bei diesen aggressiven Bläsern in Erscheinung treten.
Beim Preset des Altiverbs treten diese metallischen Zugaben erfreulicherweise nicht auf. Rundum gelungen ist das Preset des Tone2 Ultraspace. Der Eventide UltraReverb liefert einen im direkten Vergleich noch angenehmeren, sehr musikalischen, schön gezeichneten Plattenhall. Unter den Faltungshalls hat mir der Hofa IQ Reverb wiederum gut gefallen, der auch in diesem Fall sehr lebendig klingt.
Meine persönlichen Testsieger dieser Disziplin: 1. Audioease Altiverb, 2. Eventide UltraReverb, 3. Tone2 Ultraspace und Hofa EQ.
V. Die Kathedrale
Was wäre ein Raumsimulator ohne ein Kathedralen-Preset oder gleich einer ganzen Auswahl großer, spektakulärer Umgebungen. Ein Orgelakkord (Toontrack EZkeys Pipe Organ) und eine kurze Cello-Solo-Passage (Best Service Emotional Cello) sind die Protagonisten, zunächst ohne Hall:
Waves Renaissance Reverb, Preset Cathedral:
Softube TSAR-1:
Tone2 Ultraspace, Preset Citadel Space:
Nochmal Tone2 Ultraspace, jetzt modifiziert: Echos in kürzeren Zeitabständen, mit weniger Feedback und etwas gedämpft, Hallzeit verringert:
Eventide UltraReverb, Preset Large Ambience:
2CAudio B2, Preset Hyperspatial Hall 1:
Flux IRCAM Tools Verb, Preset Cathedral:
2CAudio Aether, Preset Notre Dame:
Sonnox Native Reverb, Preset Cathedral
Audioease Altiverb, Preset Notre Dame (de Chartres)
Waves IR1, Preset Stanford Memorial Church:
Toontrack EZmix Pack Rooms & Verbs, Preset Stone Chapel:
QL Spaces, Preset LA Cathedral:
Waves Hybrid Reverb, Preset Huge Spaces:
Hofa IQ Reverb, Preset Huge Church Bright:
Der weit mehr als 10 Jahre alte Waves Rennaissance Reverb schlägt sich ganz gut. Allerdings klingen die periodischen spektral modulierten Echocluster in der Abklingphase etwas unnatürlich.
Der Softube TSAR-1 bietet einen angenehm runden, warmen Klang.
Das Preset Citadel Space des Tone2 UltraReverb liefert eine hyperreale Kirche mit ausgezeichnetem, spektakulärem Ausklingverhalten. Die Orgel wird mit einem regelrechten Hall-Chorus-Ensemble versehen. Auch Pads oder Texturen könnten hiervon profitieren. Citadel Space eignet sich allerdings mehr als Spezialeffekt für meditative, extrem langsame und mit viel Freiraum, sprich Pausen, versehenen Arrangements. Modifiziert (wie oben beschrieben) erhält man einen schönen, schwebenden Raumklang. Hier wirken die Modulationen natürlich.
Das modifizierte Tone2-Preset unterscheidet sich kaum vom Eventide mit Large Ambience: Der UltraReverb klingt vielleicht eine Spur feiner, zurückhaltender und ist mit dezenten, angenehm färbenden Resonanzen versehen.
Die Hyperspatial Hall des B2 verfehlt ebenfalls ihre Wirkung nicht und verfügt dank DUAL-Engine über vielschichtige, sich zufällig überlagernde Schwebungen, die den Klang sehr organisch und musikalisch machen. In puncto Audioqualität (Transparenz, Detailreichtum, extrem hoch auflösender, feiner Klang) erreicht der B2 Spitzenleistungen. Dies macht sich auch beim Export der Audiodatei bemerkbar: Unser Testsystem benötigt hierfür etwa das Dreifache der Echtzeit.
Warm und voll klingt die Kathedrale des IRCAM Verb, der ebenfalls dank Spektralmodulationen der späten Echocluster in der Hallfahne organisch wirkt.
Beim Preset Notre Dame von Aether haben wir wieder die vielschichtigen Schwebungen, ähnlich des B2. Für meinen Geschmack sind sie hier eine Spur zu dominant. Unterm Strich ist aber auch dieser Klang exzellent.
Das solche Schwebungen, wie sie praktisch alle Kandidaten bei diesen Presets erzeugen, auch in der Natur vorkommen, beweist Notre Dame aus dem Altiverb Repertoire. Notre Dame klingt sehr voll, rund und mit lebendigen Schwebungen. Von der Starre und Leblosigkeit eines Faltungshalls keine Spur. Anstatt dessen hohe Authentizität und Audioqualität.
Die Standford Memorial Church des Waves IR1klingt weniger voll, dezenter. An der Audioqualität und der Auflösung ist nichts auszusetzen.
Ebenfalls angenehm dezent, von den Reflexionsmustern her aber bewegter als das IR1 Preset präsentiert sich die Steinkapelle aus dem EZmix Pack. Diese klingt allerdings schneller ab (was nicht modifizierbar ist).
Rund, voll und von erlesener Audioqualität präsentiert sich auch die LA Cathedral aus dem Repertoire von QL Spaces.
Die Huge Spaces des Waves Hybrid Reverb überzeugen ebenfalls durch Präsenz und Fülle – allerdings nicht in der Ausklingphase. Hier treten periodische und ein wenig dünne, rasch aufeinanderfolgende Echocluster auf.
Die Huge Church Bright des Hofa IQ Reverb verfügt über einen offenen Raumklang und ein breit angelegtes Panorama. Die periodisch sich wiederholenden Echos in der Ausklingphase wirken hingegen ein wenig eindimensional.
Unterm Strich liegen die Testkandidaten in dieser Köngigsdisziplin nicht weit voneinander entfernt.
Meine persönlichen Favoriten des fünften Kapitels: 1. Audioease Altiverb, 2. 2CAudio B2, 3. Tone2 UltraSpace