Test: Soundiron Mercury Symphonic Boychoir

Mit dem Knabenchor ergänzt Soundiron seine Produktpalette an Chören. Nachdem wir bereits das Chor-Instrument „Mars“ auf dem Prüfstand hatten, werfen wir nun einen Blick auf den Mercury Symphonic Boychoir.

Ein großer Umfang, viele Features und ein Wordmaster zur Bildung verschiedener Silbenkombinationen versprechen ein interessantes und gehaltvolles virtuelles Instrument. Wie gut sich die Software tatsächlich schlägt, wollen wir in diesem Test herausfinden.

 


 

Übersicht

Auch der Mercury Symphonic Boychoir ist mit umfangreichen Features ausgestattet: der 31-köpfige Chor beherrscht eine Sammlung von Silben bzw. Phonemen und Wörtern aus dem lateinischen Sprachgebrauch, die im Phrasemaster zu einer umfangreichen Lyrik zusammengebaut und im Wordmaster kombiniert werden können. Eine reichliche Ausstattung mit bis zu vier Round-Robin-Samples sowie eine dynamische Staffelung von Pianissimo bis Forte-Fortissimo sollen dafür sorgen, dass sich der Chor abwechslungsreich entfalten kann. An Artikulationen für die Sprachgenese werden Staccato und Marcato geboten.

Auch fortgeschrittene Vokalchöre ohne Wortbildung sind an Bord, ebenso Effektsamples einschließlich Flüstern in verschiedenen Versionen. Instrumente mit zwei überblendbaren Layern bieten einen nahtlosen Übergang von einer Phrase bzw. einem Wort zu einem andern. Eine Legato-Option ermöglicht eine Melodieführung innerhalb einer Phrase. Zwei Mikrofonpositionen (close und far) können in einer Surroundanwendung auf die vorderen und hinteren Boxen gelegt werden und im Stereobetrieb zusätzliche Klangfülle erzeugen. Neben dem vollen Choreinsatz stehen zwei Solisten, Alt und Sopran, zur Verfügung. Insgesamt werden 77 Instrumenten-Presets geboten, über 14.000 Samples, aufgezeichnet in 48kHz und 24 Bit als verlustfreie Wav-PCM-Dateien. Eingesungen wurden die Samples vom Pacific Boychoir aus Oakland, Kalifornien.

Der Soundiron Knabenchor läuft überall dort, wo Native Instruments Kontakt (in der Vollversion 4.2 aufwärts) zuhause ist. Kontakt-5-Besitzer profitieren von Tempo-Sync und Timestretching-Optionen bei gesungenen Wörtern.

 

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Installation

Der Download von insgesamt knapp 17GB erfolgt über einen vom Hersteller zur Verfügung gestellten Manager. Dieser führt den Download auch fort, wenn er zwischenzeitig unterbrochen wurde. Nach dem Entpacken und Installieren werden die diversen Chor-Instrumente über den Kontakt-Dateibrowser geladen. Die Library kann auch per DVD gegen einen Frachtkostenaufschlag geliefert werden.

Library

So sieht die Übersicht der gebotenen Instrumente aus:

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Je nach Umfang des Instruments kann das Laden der Samples einige Zeit in Anspruch nehmen. Benutzt man eine Mischung der beiden Mikrofonierungen, kann der Anspruch an den Arbeitsspeicher auf bis zu 1,5GB ansteigen. Für die speicherintensiven Zusammenstellungen stehen jedoch alternative Light-Presets zur Verfügung. Diese arbeiten ohne oder mit stark reduzierten Round-Robin-Ausstattungen bzw. verzichten bei eingen Instrumenten auf den vollen Dynamikumfang und verringern den RAM-Bedarf herab, sodass mehr von der Festplatte gestreamt wird.

Polysustain-Presets

Polysustain-Presets wurden in zwei Originaltempi, nämlich bei 100 und 140 BPM aufgenommen. In Kontakt 5 kann, wie bereits erwähnt, bei den Timesync-Instrumenten das Songtempo weitgehend unabhängig vom Originaltempo gewählt werden: Der Chor passt sich artefaktfrei und ohne erkennbaren Verlust an Audioqualität in einem Bereich von +/- 50BPM automatisch an.

Die Presets bestehen hier aus zwei Layern, also zwei Chören, die jeweils eine kurze Phrase oder ein mehrsilbiges Wort singen, beispielsweise „Agnus Dei“ oder „Aeternus“. Zwischen beiden Wörtern kann per Controller (mittels MIDI-Lerndialog per Rechtsklick) oder Automation (Aufzeichnung der mit der Maus ausgeführten Reglerbewegung bei laufendem Sequencer) überblendet bzw. gewechselt werden. Eine Reihe von Bedienoptionen und Parametern steht für beide Layer bereit: Da wäre zunächst eine Auswahl an Artikulationen per Dropdown-Menü. Diese Artikulationen können alternativ per Keyswitch gewechselt werden, wichtig für eine Live-Performance oder das Erstellen komplexerer Wortabfolgen innerhalb eines Arrangements.

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Die roten Keyswitches dienen zur Steuerung von Layer 1, die grünen gelten Layer 2.

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Keyswitches können zudem benutzerdefiniert angepasst, d. h. platziert oder auch ganz ausgeschaltet werden, etwa um einen versehentlichen Wechsel der Artikulation auszuschließen. Überblendungen zwischen beiden Layern können zur Schaffung neuer Phantasiephrasen führen. Setzt man nun noch die Keyswitches zum Wechsel von Artikulationen ein, lassen sich abwechslungsreiche Phantasiephrasen einspielen, auch ohne das Hinzuziehen der speziell hierfür angelegten Instrumente, zu denen wir später noch kommen.

 

Bei den in Mezzoforte eingesungenen Polysustain-Instrumenten konnte ich allerdings keine nennenswerte Dynamik feststellen. Immerhin kann man eine einfache Lautstärkesteuerung (ohne Crossfade durch dynamisch gestaffelte Samples) mittels Swell-Regler realisieren.

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Per Offset kann man den Sample-Start verschieben und so beispielsweise Anfangssilben überspringen. Aktiviert man den Release-Volume-Parameter, so werden beim Loslassen der Tasten die Endungen automatisch angefügt. Der Chor singt beispielsweise bei Wahl des Wortes „Spiritas“ (und entsprechender Notenlänge) ohne die Release-Funktion nur „Spititaaaaaaaaa…“, mit Release hingegen „Spiritaaaaaas“, und wenn man die Taste zu kurz hält auch „Spis“ oder „Spiris“. Streng genommen ist also dieses Relese-Management noch nicht optimal; aber wie soll der Chor auch ahnen, dass er eine bestimmte Note schneller singen soll? Perfekt funktioniert hingegen das monofone Legato, erreichbar über einen unscheinbaren Einschalter oben rechts im Bedienfeld.

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Legato-Presets

Im Gegensatz zu den Polysustain-Presets, bei denen die Tonhöhenübergänge beim Legato-Spiel durch ein unauffälliges Transponieren erreicht werden, kommt es bei den True-Legato-Vowel-Instrumenten zum Einsatz echter Legato-Samples. In dieser Abteilung findet man speicherschonende Presets, die jeweils den Wechsel von einem Vokal zu einem anderen ermöglichen (beispielsweise A zu E), sowie eine komplette Belegung mit allen zur Verfügung stehenden Vokalen, welche man auch hier wieder über ein Dropdown-Menü oder über Keyswitches erreicht.

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Beim folgenden Audiodemo habe ich zwischen den Vokalen A und E (per Modulationsrad nach MIDI Learn) überblendet:

 

Die automatische Einbindung echter Legato-Samples für die Tonhöhenübergänge scheint allerdings rechenintensiv zu sein. Während der Mercury Boychoir meist genügsame 10% CPU-Leistung (bei niediger Latenz) einfordert, kommt es hier zu kurzen Spikes mit bis zu 30%, teilweise darüber.

Für die Feinabstimmung des Legatos gibt es ein kleines Menü, welches sich nach dem Anklicken des Legato-Schriftzugs öffnet. Hier lässt sich mittels Speed die Geschwindigkeit des Tonhöhenübergangs und mit Range die Spanne, innerhalb der Tonhöhenübergänge abgesielt werden, bestimmen. Interval Volume kontrolliert die Lautstärke der Übergänge.

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Der Parameter Polyphonie soll laut Manual bis zu drei simultane Legatos ermöglichen. Dies ließ sich jedoch in der Praxis nicht nachvollziehen.

Solisten

Wunderbar zart klingen die beiden Solisten (die übrigens polyphon spielbar sind): Eine etwas jünger wirkende Sopran- und eine Alto-Knabenstimme, die beide sehr nah und direkt aufgenommen wurden. Eine geringfügige Rauminformation ist dennoch in den Samples enthalten und trägt wohltuend dazu bei, dass diese nicht klinisch und kalt klingen. Round-Robin- und Velocity-Layers kommen hier allerdings nicht oder zumindest nicht durchgängig zum Einsatz. Einige Samples weisen kleine, dezente Nebengeräusche auf, anhand derer man feststellen kann, dass dieselben Samples für alle Dynamikstufen und ohne alternierende Alternativen abgespielt werden. Die Dynamik der Solisten hält sich dementsprechend in engen Grenzen. Die Samples sind über eine Zeitspanne von 1 bis 2 Sekunden geloopt. Hier ein Beispiel für die kleinen technischen Mängel (kleiner Knackser zu Beginn der zweiten Silbe):

 

Letztendlich fallen diese Schönheitsfehler aber kaum ins Gewicht. Im Vordergrund steht die einzigartige Ausstrahlung der Solisten und die Option, auch hier zwei Layer mischen zu können. Mehr räumliche Fülle ergibt sich, wenn man die Far-Mikrofonierung hinzumischt:

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Die Solisten beanspruchen dann etwa 450MB Arbeitsspeicher. Noch mehr Raum ist über den eingebauten Faltungshall realisierbar …

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… der neben realen Umgebungen wie Hallen bis Studio-Aufnahmeräumen auch einige Effektpresets bereitstellt – unter anderem kann man den Chor in eine Röhre mit metallischen Resonanzen transportieren. Im nächsten Beispiel singen die Knaben hingegen ganz klassisch in einer Kathedrale; der Drone-Sound im Hintergrund stammt von Spectrasonics Omnisphere:

 

Bei den Staccato-Solisten (wiederum Alt und Sopran) werden Vokale gesungen; in der Regel gibt es hier jeweils zwei Round-Robin-Samples. Per Keyswitch oder Automation des Vokalauswahlreglers kann man von Vokal zu Vokal springen.

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Experimentelle Anwendungen, die vom klassischen Knabenchor wegführen, sind mit dem Uberpeggiator möglich. Die weit reichenden Einstelloptionen des Uberpeggiators haben bereits andere klassische Soundiron-Libraries um experimentelle Gestaltungsmöglichkeiten erweitert. Vor allem die grafisch zeichenbare dynamische Abfolge und die Skalenkorrektur sind hier von Bedeutung.

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Chor: Staccato und Marcato

Was die Solisten können, kann der ganze Chor auch, sogar als dynamische Dual-Layer-Staccatos und im folgenden Beispiel mit dem Convolution FX-Reverb PianoH, der Impulse-Response-Samples eines Pianos mit ins Spiel bringt:

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Bei den Marcato Sustains trifft man wieder auf eine große Auswahl von Silben, die per Controller oder Keyswitch gewechselt werden können:

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Der Chor offenbart hier eine Klangfarbe und Fülle, wie man sie selten bei Samplechören findet:

 

Daneben gibt es auch kurz gesungene Marcatos, ebenfalls mit einer Auswahl von Silben ausgestattet.

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Das Ausklingen steuert man hier über den Release-Regler. Mit kurzer Release Time klingen die Samples sehr trocken; eine Bewegung des Reglers nach rechts führt zu einem schwebenden Raumklang, auch ohne die Far-Mikrofonierung oder den internen Reverb hinzuzuschalten. Im folgenden Audiodemo habe ich wieder den Uberpeggiator verwendet und langsam die Release Time angehoben.

 

Hier die verwendeten Uberpeggiator-Einstellungen:

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Phrasemaster

Hier können 16 Phrasen mit jeweils bis zu 16 aneinandergehängten Silben, jede wahlweise in Staccato oder Marcato, zusammengebaut werden. Das sollte auch für fortgeschrittene Ansprüche an die (Phantasie)-Lyrik reichen. Bedeutungsschwangere Gesänge in korrektem Latein werden wohl nur von den wenigsten Komponisten erzeugt und außerhalb der kleinen Riege fachkundiger Sprachgelehrter sowie kirchlicher Würdenträger selten honoriert werden.

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Für die Konstruktion einer Phrase wählt man einfach einen der 16 Slots …

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… und belegt die einzelnen Silben-Icons …

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… mit Klangmaterial aus dem Auswahlfenster. Sowohl die Phrasen als auch die Silben können über Keyswitches angewählt werden. Im Normalbetrieb werden die Silben von Note zu Note gewechselt. Eine Legato-Funktion gibt es hier allerdings nicht. Legato gespielte Noten führen daher zu polyphonen Überlagerungen bzw. zum Aufbau eines Akkordes. Über den Hold-Taster in der Phrase-Zeile arretiert man den Phrase-Sequencer auf der aktuellen Silbe, verhindert also, dass bei einem Notenwechsel zur folgenden Silbe gesprungen wird. Im Live-Betrieb wäre es sinnvoll, diese Funktion über einen (zweiten) Foot-Controller zu steuern. Weist man ihm das Sustain-Pedal zu, kommt es leider zu Fehlfunktionen: Beim Loslassen des Pedals tritt ein kurzes Staccato aus einer anderen Silbe auf und/oder es kommt zu einem Zurückspringen des Phasensequenzers zur vorangegangenen Silbe. Die Steuerung über andere Controller funktioniert hingegen einwandfrei. Vorsicht geboten ist beim Aktivieren des Reset-Tasters. Dieser löscht die zuvor eingegebene Phrasensequenz und dient nicht etwa zum Zurückspringen zur ersten Silbe. Eine Undo-Funktion gibt es nicht. Mühevolle Arbeit kann also mit einem falschen Klick vernichtet werden.

Das Zurückspringen zur ersten Silbe ist hingegen mit der ersten (grünen) Steuertaste oberhalb des Spielbereichs möglich. Die roten Steuertasten dienen der Auswahl der Phrasensequenz (Zur Erinnerung: 16 stehen zur Verfügung). Über gelbe Keyswitches können zudem sogar die einzelnen Silben einer Phrase angesteuert werden. Eine Neuordnung sowohl des Spielbereichs als auch der Keyswitches ist ebenfalls möglich:

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Jede Silbe ist als Staccato- und Marcato-Artikulation spielbar, einzustellen per Klick auf das kleine M bzw. S im Silbenkonfigurator:

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Um den Luxus komplett zu machen, gibt es ein Aufklappmenü, welches eine Gestaltung der Marcato- und Staccato-Artikulationen ermöglicht (nicht individuell, sondern für alle verfügbaren Silben).

 

Mittels Variation des Offset-Parameters und der Attack Time lassen sich aus Staccatos neue Phoneme gestalten. Hier ein Anwendungsbeispiel: Aus „sah“ wird ein kurzes „ah“:

 

Dieses kann man nun verwenden, um zusammen mit der normalen Ah-Staccato-Artikulation den Chor noch etwas lebendiger zu gestalten. Beide Artikulationen unterscheiden sich nämlich nicht nur subtil in der Klangfarbe, sondern auch in der Panoramaverteilung der Chorstimmen.

 

 

Der Parameter Staccato Release hat übrigens keine Auswirkung auf das Klanggeschehen – ein kleiner Bug?

Wer nicht in die Detailarbeit einsteigen möchte, findet alleine durch das Aneinanderhängen der Silben ein großes Gestaltungspotential. Hier eine kurze Demo, diesmal ausschließlich Marcato und mit einer Mischung aus Close- und Far-Mikrofonierung (ca. 760MB Arbeitsspeicher in der Lite-Version des Phrasemasters und ohne Purge Funktion; nur noch 74MB, wenn man alle unbenutzten Samples aus dem Arbeitsspeicher entfernt):

 

Die Purge Funktion:

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Übergeordnet gibt es noch den Slot-Sequencer, der bis zu 16 Phrasen mit jeweils bis zu 16 Silben oder Artikulationen abspielt und über den MIDI-Controller CC100 gesteuert werden kann.

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Wordmaster

Der Wordmaster ist eine Neuentwicklung, die erstmals im Boychoir zum Einsatz kommt. Hier kann zwischen zwei Silben, Word 1 und Word 2, überblendet werden.

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Die zur Verfügung stehenden Silben in Staccato und Marcato sind identisch mit der Ausstattung des Phrasemakers. Der Wechsel zwischen Silben erfolgt hier jedoch nicht über einen Phrasensequenzer, sondern via Keyswitch oder MIDI-Controller. Zu den bereits aus dem Phrasemaster bekannten Parametern für die Silben kommt eine Panoramaeinstellung hinzu.

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Auch hier können keine individuellen Einstellungen pro Silbe, sondern immer nur für alle Staccato- bzw. Marcato-Phoneme vorgenommen werden. So hört sich eine Überbledung zwischen “dohx” und “cru” an, beide als Marcato-Artikulation und jeweils hart links und rechts positioniert, mit Close- und Far-Mikrofonierung:

 

Der Wordmaster bringt es bei Komplettmikrofonierung auf 1,03GB – nur die Close-Samples beanspruchen knapp die Hälfte. Eine Light-Version gibt es nicht. Ebenso wie der Phrasemaster ist auch der Wordmaster nur polyphon spielbar – eine Legato-Funktion ist nicht enthalten.

Unter den Effekt-Presets findet man:

  • Kurze Flüsterer
  • Ausrufe
  • Effektstimmen, überwiegend für unheimliche Momente geeignet (Cluster, Rise, Swell etc.)

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Reichlich verstimmt und nach meinem Empfinden kaum brauchbar sind die Sustain-Drones, hier Kyria in C-Dur:

 

Gelungener sind die Triller als Ah- und Oh-Artikulation, für Kontakt-5-Benutzer temposynchron:

 

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Auch die zwischen zwei Wörtern überblendbaren langen Flüsterer (sogar mit Legato) habe einen gewissen Reiz. Allerdings hat man es mit dem Prädikat “Effektklang” hier etwas zu genau genommen: Die Samples sind reichlich verhallt und mit chorusähnlichen Effekten verfärbt.

 

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Bedienung

Das Programm ist logisch aufgebaut und leicht zu erlernen. Für ein erstes Kennenlernen ist das Lesen des Manuals nicht erforderlich. Dennoch ist eine anschließende Durchsicht des Handbuchs empfehlenswert, will man nicht Gefahr laufen, das ein oder andere Highlight zu verpassen. Die Funktionen sind teilweise grafisch sehr dezent im Bedienfeld untergebracht und nicht immer als solche erkennbar (Beispiel: Staccato/Marcato-Umschaltung über S- bzw- M-Buchstaben im Silbenreiter).

Fazit

Der Soundiron Mercury Symphonic Boychoir überzeugt mit einer Audioqualität auf hohem Niveau und einem charismatischen Knabenchor einschließlich zweier einzigartiger Solisten – und gerade in der Kategorie Solisten haben sich manch andere Samplechöre in der Vergangenheit sehr schwer getan.

Chor und Solisten können Silben und Wörter singen. Ein umfangreiches Angebot solcher Phoneme reicht sogar für eine komplexe Lyrik. Dafür sorgen der nach kurzer Einarbeitung leicht zu bedienende Phrasemaster, der durch den neuen Wordmaster eine gute Ergänzung findet, wenn es darum geht, zwischen Silben überzublenden. Es wird nicht nur eine Menge an Samplematerial geboten, sondern auch eine Vielzahl von Instrumenten für die unterschiedlichsten Spezialgebiete. Die Ausstattung mit Parametern, die es erlaubt, auch tiefer in die Klanggestaltung einzutauchen, ist überdurchschnittlich.

Das Legato funktioniert dort, wo es in die Instrumente integriert ist, fließend und artefaktfrei und klingt auch außerhalb der True-Legato-Instrumente natürlich. Insbesondere eine Melodieführung innerhalb eines Wortes gelingt per Legato auf beeindruckende Weise und trägt zu Echtheitsgefühl der Darbietung bei – eine große Bereicherung.

Der Einsatz von Round-Robin-Samples und die Dynamik ist überdurchschnittlich, allerdings sind bei weitem nicht alle Instrumente von Pianissimo bis Forte-Fortissimo spielbar. Kleine technische Mängel wie vereinzelte Nebengeräusche bzw. Aufnahmefehler bei wenigen Samples fallen kaum ins Gewicht, auch der nicht funktionierende Release-Regler bei Saccato-Artikulationen innerhalb des Phrasemasters oder die untaugliche Polyphonie-Option für dreifaches Simultan-Legato sind kleine Bugs, über die man sich nicht wirklich aufregen muss.

Insgesamt ist dieser Knabenchor ein Top-Produkt, das intuitiv spielbar ist, nach kurzer Einarbeitung viel Freude bereitet und ohne Zweifel seinen Preis wert ist.

Plus:

  • Exzellente Audioqualität
  • Großes Spektrum spezifischer Instrumente
  • Gut funktionierende, umfangreiche Phrasenkonstruktion
  • Überblendungen zwischen zwei Phonemen
  • Fließendes Legato auch innerhalb eines Wortes
  • Einflußnahme auf die Samples per Offset und Releasevolume bei einigen Instrumenten
  • Experimentell nutzbarer Arpeggiator mit Skalenkorrektur und Dynamikverlauf

Minus:

  • Kleine technische Mängel bei Randfunktionen
  • Teilweise übertriebener Einsatz von Effekten bei den Effektsamples

TOP PRODUCT AWARD

Holger Obst


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Preis (Stand: September 2013)

  • 399 US-Dollar (zzgl. Frachtkosten bei DVD-Lieferung)

Wichtiger Hinweis

  • Vollversion von Native Instruments‘ Kontakt (mindestens Version 4.2) erforderlich! Timestretch- und Sync-Instrumente nur ab Kontakt 5. (Die betreffenden Instrumente gibt es auch ohne Timestretch-Funktion für Kontakt 4.2.)

Ergänzende Links

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