Test: SPL GoldMike MK2 Modell 2485
|Für hochwertige Preamps zahlt man auch heute gerne mal Preise jenseits der 5.000 Euro. SPL hat mit GoldMike (1), dem Vorgänger unseres Testkandidaten und der Gain-Station gezeigt, dass es auch günstiger geht und die Audioqualität trotzdem professionellen Ansprüchen genügt. Der GoldMike MK2 Modell 2485 stellt eine überarbeitete Version des Vorgängers dar – mit verbesserter Technik und einer erweiterten Ausstattung. Das Gerät eignet sich nicht nur für den Einsatz bei Gesang, sondern verfügt neben den Mikrofoneingängen auch über Line-Ins und Instrumenteneingänge (beispielsweise für Gitarren und Bässe).
Technischer Hintergrund: Transistoren, Lundahl-Vorverstärker und Röhren
Der GoldMike Mk2 verzichtet im Vorverstärkerbereich auf industriell vorgefertigte Chips, was seine Transistorvorstufe vom Vorgängermodell unterscheidet. Die Impedanzwandler sind nun konsequent in Class A Technik aufgebaut. Jedes Bauteil ist entsprechend seiner dezidierten Aufgabe ausgesucht. Im Gerät kommen insgesamt 32 Transistoren zum Einsatz.
Seinen sehr guten Rauschabstand verdankt der Goldmike Mk2 nicht zuletzt der hybriden Bauweise: Die Transistoren arbeiten mit einer nebengeräuscharmen Vorverstärkung und die Röhren steuern ihren warmen, in den Höhen seidigen Klangcharakter bei. Die Transistoren sorgen wiederum für eine schnelle Reaktionsfähigkeit, was dazu führt, dass das eingehende Signal mit seinen Transienten und allen Details erfasst und im oberen Frequenzbereich sauber gezeichnet wird. Die Röhren können mit drei Lautstärken und entsprechend veränderter Klangcharakteristik angefahren werden. Bei der Auswahl der Röhren hat man sich gegen (billigere) Standardmodelle und für ein rauscharmes und offen klingendes Modell des Herstellers Sovtek entschieden.
Als Option gibt es den Goldmike Mk2 mit Lundahl-Übertragern für die Mikrofoneingänge und/oder die Outputs. Diese speziellen Transistoren arbeiten passiv und führen zu einer Anhebung der Eingangsverstärkung um 14 dB. In der Praxis bedeutet dies, dass der Regler für die Vorverstärkung um diesen Wert zurückgedreht werden kann, um die gleiche Lautstärke zu erzielen. In der Folge ergibt sich ein nochmals besserer Rauschabstand. Lundahl-Übertrager wurden in Vintage-Vorverstärkern verwendet. Man schreibt ihnen einen etwas runderen Klang im Bassbereich und transparentere Höhen zu, da sie hier eine Reduzierung ungerader Obertöne bewirken. Lundahl-Vorverstärker im Eingangsbereich empfehlen sich aufgrund dieser Eigenschaften besonders für den Einsatz bei Gesangsaufnahmen. Im Ausgangsbereich sind sie vor allem für den Live-Einsatz anzuraten, wenn lange Kabelwege überbrückt werden müssen.
Überblick, Verarbeitung, Anschlüsse
Der zwei Höheneinheiten messende 19-Zoll-Rackeinschub mit goldfarbener Frontplatte verfügt durch die beiden großen VU-Meter, die durch Gitter geschützten Fenster, hinter denen sich die Röhren verbergen, und die zwanzig Kippschalter über ein gepflegtes Vintage-Design. Der Stereo-Preamp mit identisch aufgebauten Kanälen bringt 4,1 kg auf die Waage und hinterlässt nicht zuletzt durch die saubere Verarbeitung einen wertigen Eindruck. Die angenehm groß dimensionierten Potentiometer für den Eingangs- und Ausgangspegel laufen butterweich mit zugleich angenehmem Widerstand, alle Kippschalter rasten einwandfrei ein und wackeln nicht. Als praktisch erweist sich auch der frontseitig angebrachte Powerschalter.
Rückwärtig finden sich für jeden Kanal jeweils ein symmetrischer XLR-Mikrofoneingang, ein symmetrischer Line-Eingang (große Stereoklinke), Send- und Returnbuchsen eines Einschleifwegs und doppelt ausgeführte Ausgänge in XLR- und Klinkeformat.
Bedienelemente
Oberhalb des Gain-Reglers, der eine Vorverstärkung von bis zu 67 dB (mit Lundahl-Transistoren bis zu 81 dB) erlaubt, finden sich vier Kippschalter: Hier wird bei Bedarf die Phantomspeisung zur Versorgung von Kondensatormikrofonen zugeschaltet. Daneben aktiviert man eine Pegelabsenkung um 20dB (Pad), die der Anpassung an besonders laute Signale dient, wie sie beispielsweise bei der Abnahme von Schlaginstrumenten (Snare, Toms, Bassdrum) auftreten können. Schalter Nummer drei dient der Phasenumkehr, und der vierte im Bunde aktiviert ein Trittschallfilter (High-Pass mit 12dB Flankensteilheit und 50 Hz Eckfrequenz).
Zwischen Ein- und Ausgangs-Volumenregler befinden sich zwei weitere Kippschalter: Hier wählt man zum einen das Eingangssignal (Line/Instrument oder Mikrofon), daneben öffnet man die Schleuse zum Einschleifweg. Dieser greift das Signal direkt hinter der Röhre ab und schickt es zu externem Equipment wie einem Kompressor, Equalizer oder Effektgerät, um es dann vor dem Limiter wieder zurückzuführen. Alternativ kann man auf diese Rückführung auch verzichten und über den Insert-Out (auf der Rückseite des Geräts) das reine Vorverstärkersignal ausgeben.
Spiegelbildlich zum Kippschalter-Quartett über dem Eingangsregler befindet sich ein zweites über dem Ausgangsregler. Hier werden die Empfindlichkeit des VU-Meters eingestellt und die Limiter-, Flair- sowie Tube-Amp-Schaltungen aktiviert – Im Einzelnen:
- Flair ist eine Spezialität des Goldmike Mk2 und begründet sich auf eine Kombination von Spulenfiltern und Röhrentechnik. Zwischen 1,5 und 20 kHz wird das Frequenzspektrum betont. In der Schalterstellung Med. erreicht die Pegelanhebung mit einer Centerfrequenz von 6 kHz 1,5 dB, in der Positon High sind es 2,5 dB. Sinn der Sache ist eine sehr natürlich klingende Optimierung des Obertonspektrums, die speziell Stimmen und akustischen Instrumenten zugute kommt.
- Der Tube-Amp-Schalter verfügt über die Positionen +6, +12 und +18 dB und bestimmt die Verstärkung, mit der die Röhre angefahren wird – und damit deren Einfluss auf den Klang. Der Ausgangspegel (hinter der Röhre) wird automatisch um den selben Wert korrigiert, sodass die Tube-Amp-Schaltung keine Nachjustierung des Gain- oder des Output-Reglers nötig macht. Allerdings lässt sich mit einer zusätzlichen Erhöhung der Eingangsverstärkung der Röhren-Sättigungseffekt bzw. die Stärke der Röhrenverzerrung weiter auf die Spitze treiben. Die Clip-LED im VU-Meter-Bereich sollte man dabei im Auge behalten.
- Einen analogen Sättigungseffekt erreicht man über den Einsatz des Peak-Limiters, dessen Aktivität ebenfalls über eine LED oberhalb des VU-Meters angezeigt wird. Ein permanentes Leuchten der LED sollte vermieden werden, denn dann wird das Signal glattgebügelt – und dafür ist dieser Limiter nicht gedacht. Der Goldmike-Limiter basiert auf Dioden und reagiert schneller als herkömmliche VCA- oder FET-Limiter und fängt auch unerwünschte Pegelspitzen bei Transienten ab. Zwei Limiterstufen, 12 und 18dB stehen zur Anpassung an die Eingangslautstärke zur Verfügung.
Audioqualität
Kommen wir zu den alles entscheidenden Fragen: Welche Klangqualität bietet der Goldmike Mk2 und wofür kann man ihn einsetzen? Zunächst habe ich den GoldMike MK2 mit einem dynamischen und einem Kondensatormikrofon konfrontiert.
Beim dynamischen Mikrofon bewähren sich die hochwertigen Bauteile, die für einen luxuriösen Rauschabstand sorgen. Damit ist es kein Problem, auch ein dynamisches Mikrofon ausreichend zu verstärken, ohne dass störendes Rauschen auftritt. Der Einsatz eines nachgeschalteten Noisegates zur Rauschunterdrückung ist selbst bei diesem Härtetest kaum nötig.
Im Verbund mit einem empfindlicheren Kondensatormikrofon kann man die Eingangsverstärkung erwartungsgemäß ein gutes Stück zurückfahren. Der Goldmike Mk2 bringt das Signal absolut transparent und detailliert rüber. Die Transienten bleiben erhalten, das Klangbild ist klar. Vor allem bei einem geringen Abstand des Sängers zum Mikrofon erweist sich die Flair-Schaltung als wahres Zauberwerkzeug: Drückende Mitten verschwinden, die leichte Betonung der hohen Frequenzen führt zu einem präsenten, deutlichen Klangbild und unterstützen den Charakter der Stimme, ohne dass auch nur eine Spur von Schärfe hinzukommen würde. In Kombination mit einer höheren Aussteuerung der Röhre über den Tube-Amp-Kippschalter gewinnt die Stimme an Volumen und Intimität. Der transparente Klang bleibt dabei erhalten.
Im Verbund mit einer E-Gitarre (über den frontseitigen Instrumenteneingang) wird man den Gain-Regler kaum über die 12-Uhr-Position aufdrehen müssen. Der Goldmike Mk2 arbeitet hier quasi nebengeräuschfrei. Auch die im Vergleich zum Gesang deutlich schnelleren Transienten der Gitarre werden vom Goldmike Mk2 absolut sauber wiedergegeben. Jede Nuance des Gitarrenspiels bleibt erhalten. Geht man an die Grenzen der Vorverstärkung und fährt die Röhre per Tube-Amp-Schalter maximal an, so erhält man einen sehr kräftigen, rockigen, angezerrten Kang.
Beim E-Bass sind solche Anzerrungen meist weniger gefragt. Unterhalb der Verzerrungsgrenze erreicht man mit dem Tube-Amp und dem Limiting einen druckvollen, voluminösen Klang, auch wenn der Bass von Haus aus mit einem eher schwachen Output und wenig dominanten Sustain versehen ist.
Zuletzt stellt sich die Frage, wie sich der Preamp bei der Bearbeitung einer Abmischung schlägt, ein gutes Stück weit entfernt von seinem zentralen Aufgabengebiet. Mit zwei Line-Eingängen bietet sich dieses Experiment jedoch an; eine Link-Option, die die Einstellungen eines Kanals auf den anderen überträgt wäre jetzt hilfreich, allerdings hält sich die Zahl der Bedienelemente, die man hier einsetzt, in Grenzen, sodass eine identische Einstellung beider Kanäle leicht von der Hand geht. Um den Röhrensound dynamisch ins Spiel zu bringen, also leichte Sättiungseffekte in Abhängigkeit zur Amplitude des Eingangsignals zu erzielen, sollte man das Gerät möglichst am Anfang einer Bearbeitungskette, definitiv vor einem Kompressor und erst recht vor einem glattbügelnden Limiter ins Spiel bringen. Bei meinem Versuch zeigte sich, dass der Mix mit Pegelspitzen bei etwa -7 dB selbst beim Linksanschlag des Gain-Reglers immer noch zu einem kurzen Aufleuchten der Clipping LD sorgte. Also senkte ich den Eingangspegel mit dem Pad-Schalter um -20dB ab und regelte mit Gain wieder bis kurz vor die Clipping-Grenze nach. High-Pass, Flair und Limiter blieben zunächst ausgeschaltet, der Tube-Amp-Schalter stand in der Position 6dB auf der schwächsten Stufe. Im A/B-Vergleich wirkte das Signal nun einen Hauch offener und lebendiger – der Effekt ist subtil, doch wenn man sich erst einmal hineingehört hat, gewinnt man den Eindruck, dass er genau jenes Quäntchen Vintage-Feeling mit sich bringt, dass mit Plug-Ins immer noch nicht völlig überzeugend zu realisieren ist.
Erwartungsgemäß wird der Einsatz der Röhren deutlicher, wenn man den Tube-Amp auf +12dB einstellt. Das Signal wird nun runder, wärmer, bleibt aber dennoch offen und transparent. Eine feine Sache. Bei +18dB Tube-Amp wurde mir der Sättigungseffekt zu dominant.
Auch die Flair-Schaltung sollte man ausprobieren: In der dezenteren Mid-Position kann diese auch einem Mix sehr gut tun. Der Gesang wird selbst in einem kompletten Mix deutlicher, und die oberen Frequenzen wirken luftiger, transparenter – dabei wirkt die Veränderung sehr natürlich und unaufdringlich. Wem die Transienten lieb sind, der sollte bei der Bearbeitung eines Mixes den Limiter, wenn überhaupt, nur äußerst dezent einsetzen, sodass dessen Betriebs-LED nur bei wenigen hervorstechenden Pegelspitzen aufleuchtet. Sonst treten insbesondere perkussive Instrumente spürbar zurück und verlieren an Vitalität. Unterm Strich kann man mit wenigen Handgriffen auch einer Abmischung mehr Volumen, Wärme, Lebendigkeit, Offenheit und Ausstrahlungskraft verleihen. Darüber hinaus bieten sich der Einschleifweg für weiteres Equipment an, wie beispielsweise Equalizer oder Kompressor.
Fazit
Der Klang des SPL Goldmike 2 ist hoch auflösend, detailreich und durch den Einsatz der Röhren angenehm warm – zudem flexibel: Durch die Tube-Amp-Schaltung reicht die Spanne von subtilem, offenem und sauberen Röhrenklang bis zu deutlichen Sättigungseffekten und charakteristischen Verzerrungen; als Gitarrenvorverstärker ist auch ein rockig-verzerrter Sound möglich. Selbst schlappen E-Bässen mit geringem Output entlockt der GoldMike Mk2 einen druckvollen Sound. Die Flair-Schaltung sorgt speziell bei Gesangsaufnahmen für eine spürbar deutlichere Präsenz der Stimme im Mix, ohne dabei jemals scharf oder überzeichnet zu klingen. Durch seinen gut strukturierten Aufbau ist der Goldmike 2 einfach zu bedienen. Dazu trägt nicht zuletzt auch der automatische Pegelausgleich der Tube-Amp-Schaltung bei. Die Verarbeitung ist über jeden Zweifel erhaben. Mit einem Rauschabstand von über 110 dB und einem deutlichen Röhrensound braucht er selbst den Vergleich zu deutlich teureren, rein auf Röhrentechnik basierenden Geräten nicht zu scheuen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut.
Holger Obst
Preis
- 1199 Euro (UVP)
Hersteller
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