Test: u-he Uhbik
|Fazit
Mit Uhbik bietet u-he eine Sammlung von klassischen Effekten in exzellenter Audioqualität und mit einigen Extras an. Dazu zählt allem voran der Mehrkanalbetrieb, der bei den Plug-ins per Offset-Regler sich im Raum bewegende Effekte ermöglicht: Für jeden Kanal wird eine abweichende Variation des Effekts berechnet.
Die Effekte eignen sich für Pop, Rock, Dance, Klangexperimente und Klangdesign. Uhbik liefert Effekte, die die Arbeit am Sound definitiv spannend macht – ein gewisses Suchtpotential und „Hängenbleiben“ beim Experimentieren eingeschlossen.
Standards wie Flanger/Chorus, Phaser, Tremolo und Panner werden hier neu definiert: Highlights sind beispielsweise das Tape Flanging oder ein Phaser mit außergewöhnlich sauberen und markanten Resonanzen bis zu reinen, metallischen Färbungen. Gitarren, Keyboards und Flächensounds kann man damit enorm aufwerten.
Ein modulierbares Echo, ein Granular Pitch-Shifter und Frequenzschieber laden zu extravagantem Klangdesign ein, ebenso der modulierbare algorithmische Hall, der abseits der üblichen Akustik auch regelrecht gespenstische Raumklänge ermöglicht.
Richtig derb und zupackend wird es mit dem Distortion Filter Runciter, der hohe Filterresonanzen bis zur Selbstoszillation, gepaart mit Verzerrungen, in einer Qualität bereitstellt, die auch gute Hardware-Tools dieser Art blass aussehen lässt. Mittels MIDI-Steuerung über ein Modulationsrad oder punktgenau per Noteneingabe ist dieser Effekt für eine Club/Dance-Performance prädestiniert und beschert auch einem schlappen Synthesizer bissige Klänge und kräftige Filtersweeps, die ihresgleichen suchen.
Der Equalizer rundet die Sache mit einer überschaubaren Bedienung, geringen CPU-Last und einer guten Qualität ab: Auch schwierige Aufräumarbeiten im Bassbereich gelingen mit diesem Modell; die Höhen werden sauber und transparent abgebildet.
Das genaue Verständnis und die Bedienung der Plug-ins erschließt sich nicht in allen Fällen auf den ersten Blick: Es gibt zahlreiche Detail-Funktionen, die gerade das Besondere an den Plug-ins ausmachen und erst entdeckt und verstanden werden wollen. Gelegentlich trifft man auch auf etwas eigenwillige Konstruktionen, wie etwa der Verwandlung des Output-Reglers beim Equalizer in ein weiteres Filter.
Der Look im polierten Vintage-Stil kann durchaus gefallen, bedeutet aber auch, dass man mehr mit den Ohren als mit den Augen arbeiten muss: Grafiken wie etwa LFO-Verlaufsformen sind eher minimalistisch gehalten. Andere Hersteller hätten dem Envelope-Follower des Runciters eine Echtzeit-Verlaufsform spendiert. Man vermisst das nicht wirklich, auch wenn es beim Einstieg vielleicht helfen würde.
Beim Einstieg hilft hingegen eine ausreichende Zahl durchweg inspirierender Presets, mit denen jedes Plug-in ausgestattet ist, sogar der Equalizer. Näheres erfährt man im Manual, welches nicht nur die Architektur lückenlos erklärt, sondern auch Informationen zur Historie und zum technischen Hintergrund der einzelnen Effekte liefert. Leider gibt es kein deutschsprachiges Handbuch, was besonders angesichts dessen Informationsgehalt etwas schade ist.
Fairerweise macht der Hersteller darauf aufmerksam, dass die VST3-Funktion derzeit nicht reibungslos funktioniert. Die VST 2.4-Versionen laufen jedoch im Mehrkanalbetrieb einwandfrei.
Erfreulich ist auch die niedrige CPU-Last, speziell bei Effekten, von denen man eigentlich weniger Genügsamkeit erwartet, wie etwa dem Ambience/Plate-Reverb.
U-he könnte die Plug-ins einzeln ohne zu übertreiben zwischen 70.- und 150.- Euro anbieten. Anstatt dessen gibt es das ganze Bundle mit neun Effekten für 149.- Dollar (zzgl 19% USt. für EU-Bürger). Da kann man wirklich nicht meckern.
Wir haben bereits Satin, Presswerk und Diva mit Awards ausgezeichnet. Auch bei Uhbik kommen wir einfach nicht darum herum. Prädikat: Spannend und soundmäßig auf Top-Niveau. Das Demo sollten Sie unbedingt ausprobieren – auch wenn es zwischendurch mal knistert.
Testautor. Holger Obst
Plus:
- exzellente Audioqualität
- innovative Sonderfunktionen
- große Auswahl flexibler Effekte
- vielseitig einsetzbar
- inspirierende Presets
- Unterstützung älterer Betriebssysteme
- PDF-Manual mit lesenswerten Hintergrundinformationen
- sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Minus:
- keine brauchbare VST3-Version
- kein deutschsprachiges Handbuch
System (Stand: November 2016):
Mac ab OSX 10.5
Windows ab XP
Formate: AAX, VST2, (VST3), AU
32 und 64 Bit
Hersteller: u-he