Test Brainworx bx_rockrack V3
Understatement pur, so lässt sich das Brainworx-Plugin bx_rockrack V3 am besten beschreiben. Denn statt wie die Mitbewerber mit hunderten simulierten Amps und Boxen punkten zu wollen, beschränkt sich bx_rockrack V3 in der der aktuellen Auflage auf eine kleine, aber feine Auswahl von Sounds. So lassen sich alle Facetten von Clean, über Crunch bis High Gain abdecken, Gitarristen sind somit für alle Anforderungen gerüstet.
Neu in der Version 3:
Für die Version 3 wurde der Code komplett überarbeitet, was sich nicht nur in einem noch besseren Sound, sondern auch einer guten Performance mit ausgesprochen niedriger CPU-Last widerspiegelt – wichtig, da man das bx_rockrack V3 damit auch live problemlos einsetzen kann und noch Luft für weitere Plug-ins hat.
Es sind 25 neue Impulsantworten hinzugekommen. Dazu muss man wissen, dass bei allen unseren Amps die IR´s mit der NEVE VXS 72 Konsole im Brainworx-Studio aufgenommen und die verschiedenen Gitarren- Boxen mit einer Auswahl erlesener Mikrofone abgenommen wurden (Neumann CMV 563 / M7S Kapsel, Shure SM57 & SM7, Blue Microphones Blueberry, AEA R84 Ribbon Microphone etc). Das verwendete Equipment dürfte nicht unmaßgeblich zum (wie wir noch höeren werden) exzellenten Klang des Rockracks beitragen.
Bis auf den BX 666 AMP sind alle Module echte Emulationen der jeweiligen Kanäle der verschiedenen Amps, darunter ein Marshall 800 2210, Mesa Boogie Rect-O-Verb 50 u.s.w. – wir kommen darauf noch im Detail zurück.
Das Noisegate wurde aus den jeweiligen Amps übernommen und reagiert damit jetzt intuitiver bzw. naturgetreuer und auch performanter als in der alten Version.
Überblick
Im Grunde ist die Zahl der Gitarren-Amps, die beim bx_rockrack V3 als Vorlage dienen, recht übersichtlich, nur 8 Grundmodule werden verwendet.
Klassisch sind auf jeden Fall die Module Clean 800 und Crunch 800, deren Grundlage die Klangästhetik britischer Verstärker aus Milton Keynes ist.
Gleich für vier Sounds, Clean Engl, Lead Engl, Jazz Clean und Jazz Crunch liefert der Engl 530 Preamp die Blaupause. Vorlage für das Modern Rock Modul ist ein Mesa Boogie Rect-O-Verb, während die IG Metall vom bx_metal 666 bedient wird, einer Eigenkreation von Brainworx, die von Igor Nembrini und Dirk Ulrich ersonnen wurde.
Installation
Bei Brainworx bzw. Plugin Alliance verläuft die Installation und Autorisierung glücklicherweise sehr einfach und entspannt. Die Installationsdateien der Plug-ins erhält man über seinen Account auf der Plugin Alliance-Webseite.
Autorisiert wird das Plug-in über ein License-File, welches man lokal auf seinem Rechner speichert. Es werden bis zu drei simultane Installationen auf verschiedenen Rechnern unterstützt, die sich bequem über den User-Account verwalten lassen.
Zudem ist auch eine Aktivierung über einen USB-Stick möglich.
Inzwischen steht für die Installierung und Aktivierung zudem ein Installation-Manager zur Verfügung, der diesen Prozess weiter vereinfacht.
Bedienelemente
Das bx_rockrack V3 Plugin ist modular aufgebaut, ganz ähnlich wie man das von von Racksystemen im 19”-Format kennt. Neben den Ampmodulen verfügt das bx_rockrack V3 über ein integriertes Noisegate, ein Delay, einen graphischen EQ, Record Chains (hier finden sie die IRs der Lautsprecher, Mikros und EQs), sowie eine Filtersektion mit Shred-Modul. Der Gesamtpegel des bx_rockrack V3 wird mit dem Master Out geregelt.
Schauen wir uns zunächst mal die Ampmodule an.
Diese unterscheiden sich schon alleine optisch deutlich voneinander.
So kleiden sich die 800er Module im typisch güldenen Gewand.
Auch das Modul der Mesa Boogie Simulation lässt sich recht schnell identifizieren.
Da der Tube Preamp 530 sozusagen den offiziellen Segen von Engl bekommen hat, dürfen sich dessen Module im originalen Layout präsentieren, inklusive Hersteller-Logo.
Dass man aber Jazz Clean und Jazz Crunch eine andere Optik verpasst hat, obwohl beide ebenfalls klanglich auf dem Engl 530 Preamp basieren, ist im ersten Moment etwas unschlüssig, hat aber vielleicht damit zu tun, dass hier soundmäßig andere Aspekte bedient werden.
Der bx_metal 666 sieht so aus, wie er heißt: schwarz und böse, der Darth Vader im bx_rockrack V3.
Grundsätzlich verfügen alle Ampmodule über grundlegende Bedienelemente wie Gain, Volume, Bass, Mid, Treble und Presence.
Clean Engl 530 und Clean Jazz bringen einen Bright Switch mit, während Crunch Jazz einen Warm-Switch im Angebot hat.
Beim Clean Engl 530 und Lead Engl 530 können mittels Gain Lo/Hi die Intensität der Zerrstufe angehoben werden, zusätzlich lässt sich beim Lead Engl 530 das Mittenspeltrum mit Lo Mid/Hi Mid bearbeiten. Mit Contour kann man hier noch Mittenfrequenzen zwischen 300 – 500 Hz und zwischen 1-2 kHz boosten.
Der bx_Metal 666 verfügt über eine Shape-Funktion, die den Tonestack zwischen vintage-orientiert und modernem Badewannensound anpasst.
Das Noise Gate ist für Gitarristen praktikabel über Treshold und Range zu regeln, sein Einsatz empfiehlt sich vor allem bei Ampsounds mit relativ hohem Zerrgrad, um so ungewollte Nebengeräusche zu bändigen.
Beim Delay lässt sich die Verzögerungszeit entweder händisch in Millisekunden oder mit einem Tap-Taster einstellen oder zum Tempo der DAW synchronisieren
Mix und Feedback beeinflussen das Mischungsverhältnis und die Anzahl der Wiederholungen, während das LoFi, wenn hinzu geregelt, dem Delay einen ein analoges, leicht eierndes Timbre hinzufügt.
Den zuschaltbaren graphischen Equalizer kennt man als Gitarrist “in echt” meist am ehesten von den Amps der Mark-Serie von Mesa/Boogie.
Als junger Gitarrenpadawan war das für mich schon ganz großes Kino, wie mein Gitarrenlehrer den Sound seines Mark II-Combos mittels des graphischen EQs von einem sämig dicken Leadsound auf einen crunchigen Rhyrhmussound umschalten konnte, ohne den Kanal zu wechseln. Genau der Trick funktioniert hier auch beim Brainworx bx_rockrack V3. Die EQ Bänder liegen bei 80Hz, 240Hz, 750Hz, 2200Hz, und 6600Hz.
Die Recording Chains waren schon immer so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal von Brainworx Amp-Plug-ins, hat man hier doch den Anspruch, sehr fein aufgelöste Impuls Responses (IRs) von Lautsprechern, Mikrofonen und EQs zu samplen.
Insgesamt 40 Recording Chains haben Brainworx für den bx_rockrack V3 zusammengestellt. Klasse finde ich bei Brainworx in den Recording Chains immer das Auto-Feature, bei dem das Plug-in automatisch die einzelnen IRs während des Playbacks mit einer definierten Länge durchschaltet, so dass man sich seinen Lieblingssound im Vergleich aussuchen kann.
MIt dem Tight-Filter lässt sich der Bassbereich straffen, indem man die tiefen Frequenzen etwas ausdünnt, was z.B. bei gedämpften Rhythmusparts hilfreich sein kann, um diese zu entrümpeln, aufzuklaren und im wahrsten Sinne des Wortes tighter zu bekommen.
Das Smooth-Filter hingegen greift im hochfrequenten Bereich und macht die Höhen seidiger und gefälliger.
Beide Filter, Tight und Smooth lassen sich entweder vor oder hinter das Ampmodelling schalten.
Mit dem Shred-Poti hat bx_rockrack V3 noch eine Geheimwaffe mit an Bord, mit der sich über ein Bedienelement die Durchsetzbarkeit und Ortung des Gitarrensignals dramatisch verbessern lässt. Sollte z.B. der Gitarrensound aolo abgehört passen, aber sich dann im Mix nicht richtig durchsetzen, ist es empfehlenswert, den Shred-Poti zu bemühen und die Ohren entscheiden zu lassen.
Zusammenfassung
-
100%
-
95%
-
80%
-
90%
-
90%
Auszug aus dem Fazit
Was die Klangqualität angeht sind die Effekte von Brainworx eh immer State of the Art und soweit wie möglich am Analogen dran. Beim bx_rockrack V3 gefallen mir vor allem die High Gain Sounds besonders gut, der Engl 530 kann hier auf ganzer Linie punkten und vereint die klangliche Güte des auf Röhren basierenden Originals mit den Vorteilen eines digitalen Amp-Plug-ins.
Soundbeispiele:
Schon im frühen Teststadium hat mich der Engl 530 Preamp außergewöhnlich beeindruckt. Den Preamp fand ich schon als Hardware gut, und auch die digitale Variante weiß durch einen tighten und straffen Bassbereich zu gefallen und empfiehlt sich für Riffing.
Aber auch mit zurückgenommenem Gain bleibt diese Charakteristik beim Engl 530 und Crunchsounds erhalten.
Der Modern High Gain liefert sehr genau die typischen Charakteristika eines Mesa/Boogie-Verstärkers; im Vergleich zum Engl klingt dieses Modul amerikanischer.
Diese Charakteristik setzt sich auch im Crunch-Bereich fort.
Typisch britisch und mit weitaus weniger Gainreserven als die vorangegangenen Amps ist der Crunch800.
Im unteren Gainbereich werden hier durchaus Erinnerungen an jene Band aus Australien mit den vier Buchstaben wach.
Beim bx_Metal 666 dagegen ist der Name durchaus Programm.
Denn auch mit zurückgenommenem Gain ist der bx_Metal 666 kaum zu bändigen.
Farbe in einen verzerrten Leadsound bringt das Delay, hier im Zusammenspiel mit dem Lead Engl.
Unter Zuhilfenahme des graphischen EQs lässt sich ein sehr mittenbetonter Leadsound zaubern.
Im Bereich Low Gain punktet der Crunch800, der gerade für bluesige Linien ein gutes Fundament darstellt.
Gerne habe ich Marshalls immer schon mit Overdrive-Pedalen kombiniert, deshalb konnte ich es mir nicht verkneifen, vor den Crunch800 den Brainworx Yellowdrive zu schalten.
Der Clean Jazz ist nicht nur eine gute Wahl für jazzige Begleitpatterns, auch Licks, für die man sonst einen Fenderamp bemühen würde trägt dieser Sound sehr gut.
Da man den Clean Jazz aber mit Single Coils so gut wie nicht zum Zerren bekommt, kann hier auch der Yellowdrive ganz hilfreich sein.
Unter Zuhilfenahme des EQs und eines Overdrives kann der Clean Jazz dann auch sehr gut als Amp für dicke Leadsounds punkten.
Sehr gut harmoniert der Clean Jazz auch mit der Delay-Einheit. Setzt man die Delayzeit kurz und stellt das Feedback auf eine Wiederholung bekommt man ein rundes Slapbackdelay.
Aber auch ganz pur kann man dem Clean Jazz seine Qualitäten nicht absprechen.
Der Clean Engl wirkt im Gegensatz zum Clean Jazz etwas schnittiger und schlanker, für Arpeggios dürfte dieser Sound aber mitunter eine gern genommene Alternative sein.
Ähnliches gilt für den Clean800.
Für alles was twangt, muss aber der Clean Jazz mit Slapbackdelay her.
Fazit
Die Überarbeitung und Neuinterpretation des bx_rockrack hat sich durchaus gelohnt, packen die Entwickler von Brainworx doch jede Menge praxistaugliche Sounds und Features in das Plug-in.
Was die Klangqualität angeht sind die Effekte von Brainworx eh immer State of the Art und soweit wie möglich am Analogen dran. Beim bx_rockrack V3 gefallen mir vor allem die High Gain Sounds besonders gut, der Engl 530 kann hier auf ganzer Linie punkten und vereint die klangliche Güte des auf Röhren basierenden Originals mit den Vorteilen eines digitalen Amp-Plug-ins.
Schon seit geraumer Zeit nutze ich bx_bassdude und bx_megasingle und bin sehr zufrieden mit den Plug-ins. bx_rockrack V3 stellt hier eine willkommene Ergänzung dar und komplettiert das klangliche Spektrum der Brainworx-Plug-ins ohne ein anderes obsolet werden zu lassen. bx_rockrack V3 ist zwar im Bunde der Ampsimulationen von Brainworx das teuerste Plugin, aber eben auch das, welches sich am flexibelsten einsetzen lässt und somit einen hohen Gegenwert liefert.
Außerdem vermittelt das Plug-in ein authentisches und direktes Spielgefühl, was ebenfalls ein Pluspunkt für das bx_rockrack V3 Plugin ist.
Zudem eignet sich bx_rockrack V3 nicht nur für Gitarren, sondern kann auch manch anderem Instrument Biss und Durchsetzungskraft verleihen. Mit entsprechend programmierten Lead Synthies ist es beispielsweise möglich, gitarrenähnliche Soli einzuspielen, die richtig Spaß machen. Aus Bassdrums, Toms und Snares macht bx_rockrack Lo-Fi-Trommeln der besonderen Art.
Der Vollständigkeit soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass kostenlos das bx_rockrack V3 Player Plug-in angeboten wird. Hierbei handelt es sich im Prinzip um eine Presetschleuder, welche sich nur in der Masterlautstärke anpassen lässt, alle anderen Parameter sind vorgegeben und unveränderbar.
Um sich einen klanglichen Eindruck vom bx_rockrack V3 zu machen, reicht diese Option aber allemal aus. Daneben gibt es eine 14 Tage lang uneingeschränkt lauffähige Demo-Version.
Testautor: Heiko Wallauer
Plus
– Modulares Konzept
– vielfältige Sounds
– direktes, authentisches Spielgefühl
– High Gain Sounds (besonders die Lead Engl 530-Simulation)
– zuschaltbarer graphischer EQ
– erweiterte Möglichkeiten der Klangformung über Tight-, Smooth, und Shred-Filter
Minus
–
Preis: 199€
System
Unterstützte Plug-in Formate:
AAX DSP, AAX Native, AU, AudioSuite, RTAS, VST2, VST3
Unterstützte Betriebssysteme:
Mac OS X 10.8 bis OSX 10.11
Windows 7 bis Windows 10
Pro Tools 10.3.10 oder neuer und jede VST/VST3/AU-kompatible Host Software
Produktseite auf Plugin Alliamce
Hersteller: Brainworx