Test: SPL Transducer

Der Wunsch ist ähnlich alt, wie es wohl elektrisch verstärkte Gitarren gibt: amtlicher Sound ohne Mikrofone und Lautsprecherabnahme. Was wurde da bisher nicht alles angeboten: von Softwareemulationen über Modellingpreamps bis hin zu direkt-ins-Pult-Kistchen. Und auch wenn die digitalen Simulationen immer besser werden und auch in Sachen Spielgefühl und Dynamik den alten Originalen nahekommen – viele Gitarristen schwören immer noch auf den verstärkten Sound durch Röhren und analoge Trampelkisten. Wer zu dieser Gattung Gitarrist gehört, trotzdem aber auf die Lautsprecher-Mikrofonierung verzichten möchte, findet mit dem SPL Transducer eine mehr als edle Lösung.

Der SPL Transducer entstand als Gemeinschaftsentwicklung von SPL und Tonehunter, wobei uns die ersten bestens bekannt sind.

 

Bei Tonehunter handelt es sich um eine Edelampschmiede aus Köln, die auch Pedale und Modifikation anbieten. Somit ist es dann auch nicht verwunderlich, dass nicht nur das SPL-Logo den Transducer schmückt, sondern eben auch der Tonehunter-Schriftzug.

Aber weshalb kommt man immer wieder in die Situation, Gitarrenverstärker ohne Lautsprecher und Mikrofone abnehmen zu wollen?

Da hätten wir zunächst natürlich den klassischen Heim- und Nachtarbeiter, der ohne viel Lärm seine Gitarren bis spät abends aufnehmen möchte, ohne die Nerven von Familie und Nachbarn zu strapazieren. Dieser schaltet einfach den Transducer hinter seinen Amp und nutzt den integrierten Lastwiderstand, um den Amp ohne Lautsprecher zu betreiben. Aber auch im großen Studio kann der Transducer helfen – dann nämlich, wenn man alle Musiker in einem Raum spielen lassen möchte, aber keinen Platz für lärmende Amps hat, die zum einen in Drummics übersprechen, die gleichsam aber auch Übersprecher von anderen Instrumenten aufsammeln. Oder wenn man eben mal schnell ein anderes Cabinet oder Lautsprecher simulieren möchte.

 

Live kann der Transducer wahre Wunder bewirken, kommt man doch immer wieder in Situationen und auf Bühnen, die nicht mit lauten Verstärkern klarkommen. Wer z. B. als Dienstleister und Sideman unterwegs ist, kann sich auch nicht immer darauf berufen, dass sein Amp nur geil klingt, wenn er unter Volllast läuft.

Gerade Sänger sind hier sehr sensibel, wenn es auf der Bühne matscht und dröhnt. Aber auch wer in einer pegelfesten Metal-Kapelle in die Saiten greift kann von einer Direktlösung wie dem Transducer profitieren.

In der klassischen Festivalsituation zum Beispiel muss meist alles sehr schnell gehen, in der Regel muss hier ein kurzer Linecheck zum einpegeln der Signale reichen. Da freut sich der Mann am Mischpult natürlich, wenn er schnell ein amtliches Signal am Pult liegen hat, ohne Mikrofongerücke und ohne zu wissen, welche Mietbox am Ende auf der Bühne steht.

Und in Zeiten, in denen In-Ear-Monitoring immer mehr zum Standard wird, ist ein lauter Amp in dieser Situation zum Hören nicht mehr zwingend notwendig. Somit hätten wir also mal das Anforderungsprofil für den Transducer abgesteckt.

Verarbeitung

Selbstredend ist der Transducer komplett analog und mit hochwertigen Komponenten aufgebaut, also nix mit digital und Modelling. Durch diesen Aufbau ergibt sich, anders als bei digitalen Ampmodellern, ein latenzfreies Spielgefühl ohne Verzögerungen. Während man bei Modellern die Gesamtlatenz des Systems immer versucht möglichst niedrig zu halten, tritt dieses Problem beim Transducer erst gar nicht auf.

Wie immer aus dem Hause SPL ist auch der Transducer erstklassig verarbeitet, hier macht man in Niederkrüchten keine Kompromisse. Auf 19“ und zwei Höheneinheiten wird die Technik verpackt, die Optik wirkt sehr edel und macht einen wertigen Eindruck im Gitarrenrack.

Der Transducer verträgt vom Gitarrenverstärker Pegel bis 200 Watt, er arbeitet ebenfalls als Powersoak und Lastwiderstand. Das bedeutet, dass man den Röhrenamp auch ohne Lautsprecher betreiben und pegeltechnisch Volllast fahren kann, auch wenn man dies zum Schonen der Endstufe nicht unbedingt ausreizen sollte. Der Transducer gehört in dem Fall an den 8-Ohm-Lautsprecherausgang. Die Leistung, die vom Gitarrenverstärker kommt, wird im wahrsten Sinne des Wortes verbraten, somit lässt sich die Endstufensättigung ins Sounddesign miteinbeziehen. Man hört ja oft, dass Röhrenamps erst dann richtig gut klingen, wenn sie mit hohen Pegeln gefahren werden, was für alte Vintage-Amps (oder deren aktuelle Clone) bestimmt zutrifft. Hier ist zwar auch viel Voodoo unterwegs, aber für mich klingen in die Sättigung gefahrene Röhrenendstufen transparent und druckvoll, mit natürlicher Kompression. Aber bevor ich jetzt lange weiter ausufere, einfach mal bei AC/DC reinhören, dann wisst ihr, was ich meine. Die Gitarren, vor allem von Malcolm Young, klingen wahnsinnig durchsetzungsfähig und stehen im Mix ganz vorne, ohne zu verzerrt zu klingen. Die Dynamik ist einfach umwerfend, fast meint man zu spüren, wie das Plectrum die Saiten trifft, wie die Röhren kurz Luft holen um dann das Signal mit Druck durch die Lautsprecher zu schieben. Der große Nachteil: Das alles funktioniert nur bei ohrenbetäubender Lautstärke und ist fürs Gehör nicht unbedingt ratsam – oder eben leise mit dem Transducer.

Vorne finden sich wie immer die Regelmöglichkeiten, bestehend aus drei massiven Potis und 4 Miniswitches, die Rückseite sorgt für Konnektivität und Anschluss. Auf der Front finden sich drei Regler für Speaker Action, Miking Level und Output Gain, darüber hinaus lassen sich Speaker Cabinet, Speaker Voicing, Microphone Selection und Microphone Distance schalten. Zusätzlich haben wir noch eine Signal-LED und eine Overload-LED.

 

Auf der Rückseite haben wir den Power Input, der zum Anschluss des Gitarrenamps dient. Die Lautsprecherbox wird über den Speaker Thru angeschlossen. Weiterhin stellt uns der Transducer einen Pre Simulator Output bereit, über den sich weitere Amps oder FX-Geräte anfahren lassen.

 

Der Mic Level Output besorgt die Verbindung zu Audio-Interface oder Mischpult, alternativ kann man auch einen der beiden Line-Level Outputs verwenden, je nach dem, welchen Anwendungszweck man anpeilt und welche Eingänge am Mischpult zur Verfügung stehen. Der zweite Line-Ausgang lässt sich zudem in der Phase drehen, was für bestimmte Anwendungsfälle sinnvoll sein kann.

 

Power Input, Speaker Thru und Pre Simulator Out sind als Klinkenbuchsen ausgeführt, während Mic Level Out und die beiden Line Outs als symetrische XLR-Anschlüsse vorliegen, wobei Line Out 2 alternativ noch über eine symetrische Klinkenbuchse verfügt. Um Brummproblemen entgegen zu steuern haben wir auf der Rückseite noch einen Groundliftschalter, mit dem sich Masse auftrennen lässt.

Praxis

Durch seine zahlreichen Einstellmöglichkeiten kann der Transducer, anders als manch anderer Mitbewerber, verschiedene Cabinet-Simulationen realisieren und ist nicht auf ein Klangbild festgelegt. Dabei gibt es aber keine Vorwahlmöglichkeiten, z. B. 1×12“ oder 4×12“ – die Sounds ergeben sich rein aus dem Zusammenspiel der Regler. Speaker Action sorgt dabei für den Charakter des Lautsprechers, je nach dem mit wie viel Pegel dieser in der Realität angefahren würde. Entweder setzt man auf transparente Wiedergabe, oder aber auf, wie man es bei Tonehunter so schön nennt, Pappenzerre. Speaker Cabinet simuliert wahlweise das Soundverhalten eines hinten offenen Lautsprechers oder eines geschlossenen Cabinets. Der offene (Combo-)Sound klingt dabei transparenter und spricht schnell an, während die geschlossene Variante schon ein gutes Maß an natürlicher Kompression mitbringt. Miking Level simuliert den Schalldruckpegel, der auf die Membran des Mikrofons auftrifft. Mit zunehmendem Pegel ist auch hier die Wiedergabe komprimierter und rauer. Man stelle sich vor, dass die Membran eben ständig angeschrien wird und sich deshalb permanent an der maximalen Auslenkungsgrenze befindet.

Mikrofon Selection bietet uns die Charakteristik eines Condenser-Mics oder eines dynamischen Mikrofons an, wobei hier die Klassiker Neumann U87 und Shure SM57 Pate standen. Mit der Microphone Distance entscheiden wir, ob das Mikro nah zum Cabinet stehen soll, oder ob ein Anteil an virtuellem Raumsingal beigemengt wird. Erste Variante empfinde ich immer als druckvoller und aggressiver, während die Ambience-Mikrofonierung weicher und offener klingt. Output Gain schließlich regelt den Pegel von Line-Output 1 und 2, der Pegel am Mic-Ausgang bleibt davon unberührt.

Das gefällt mir

Die dynamischen Sounds, die der Transducer im Verbund mit einem Röhrenverstärker liefert, sind einfach umwerfend, fast merkt man keinen Unterschied zur konventionellen Mikrofonierung des Lautsprechers. Die Sounds, die sich hieraus ergeben sind transparent und durchsetzungsstark. Im Mix, sowohl im Studio wie auch Live, sind die Signale aus dem Transducer sehr gut zu verorten und bedürfen keiner größeren Nachbearbeitung durch EQs oder andere Tools. Sie klingen jederzeit authentisch und frisch und auch wenn es am Anfang vielleicht etwas ungewohnt ist, nicht 2×12“ oder 4×12“ direkt vorzuwählen kann man mit den Parametern individuelle Ergebnisse erzielen. Das Manual liefert dabei sehr gute Ansätze und Presets, mit denen man schnell loslegen kann. Witzigerweise gefallen mir beim Transducer die Einstellungen am besten, deren Lautsprecher ich auch im richtigen Leben bevorzuge. So mag ich etwa den Celestion G12H sehr gerne, was auch für den Transducer zutrifft. Und auch beim Transducer bevorzuge ich für weichen, geschmeidigen Sound die Greenbackeinstellung. Für den angepeilten Verkaufspreis bietet der SPL Transducer ein überzeugendes und stimmiges Gesamtkonzept, das jeden Gitarristen überzeugen sollte.

Top Product Award

Heiko Wallauer

Preis

  • ca. 795 Euro

Hersteller