Test: FabFilter Pro-R
Presets und Klangqualität
Um die Klangqualität zu beurteilen, probieren wir einige Presets aus. Die Reflexionsmuster eines Halls kann man sehr schön mit impulsartigen Sounds testen. Ein langsamer Beat mit großen Abständen zwischen den Hits eignet sich gut dafür.
Die ersten bezahlbaren digitalen Hallgeräte im 19-Zoll-Rackformat, die in den 1990ern aufkamen, waren schreckliche Rappelkisten. Man konnte die Echos fast einzeln heraushören, und in den Höhen klangen diese Reverbs regelrecht körnig und harsch. Hinzu kam eine ordentliche Portion Rauschen. Auch heute noch gibt es mittelmäßige Plug-ins, die zwar nicht mehr rappeln, aber eher verwaschen und in den Höhen rau klingen. Hören wir uns mal genau an, wie sich FabFilter Pro-R schlägt. Bisher waren die Eindrücke ja durchweg positiv.
Wir machen mit einer rudimentären Marschkapelle weiter; die Instrumene stammen aus BOMB (Big Orchestral Marching Band) für FXpansion BFD 3.

Hier schalte ich den Pro-R mit dem Preset „Bright Medium Drum Room“ von Takt 5 bis 7 aus:

Der Hall wirkt angenehm unaufdringlich, rund und natürlich. Er verleiht den Drums Macht und Fülle.
Hier benutze ich den Space-Regler, beginne mit 120 ms und fahre die Decay-Zeit kontinuierlich auf bis zu 6,2 sek hoch.
Wie vom Hersteller versprochen gelingt das absolut artefaktfrei.
Um die Auflösung in den Höhen auf die Probe zu stellen, fahre ich das Decay mittels Decay-Rate-EQ in den Höhen hoch und hebe auch den Post EQ hier etwas an:

Das klingt dann wie folgt:
Eine solche Höhenbetonung ist für viele Mitbewerber unverdaulich und führt zu einem kalten, kratzenden Hall. Nicht so beim FabFilter Pro-R: Trotz simultaner Raumvergrößerung kommt es hier nicht zu unnatürlichen Klangentwicklungen in den Höhen. Zwar zischen nun die Becken, und der Raum wirkt eher kühl, aber die feine, seidige Zeichnung der Höhen bleibt, und auch an Transparenz mangelt es nicht. Sehr schön!
Wir wechseln zu einem Effekthall aus der Kategorie der temposynchronen Halls.

Temposynchron? Etwas versteckt am unteren Rand findet sich das Predelay. Hier kann man in Millisekunden oder Notenwerten operieren.

Was FabFilter fehlt, ist eine Hüllkurve, mit der man so etwas wie einen Reverse-Hall simulieren könnte. Zugegeben: Unter den algorithmische Halls findet sich dieses Feature (die Hüllkurve) extrem selten. Standard ist hingegen die klassische Unterteilung von Frühen Reflexionen und Nachhall mit individuellen Parametern. Das fehlt beim Pro-R. Wie dem auch sei, einen Mangel an Gestaltungsmöglichkeiten kann man dem FabFilter-Reverb nicht unterstellen, und dass man hier nicht erst die manchmal schwierige Balance zwischen Early Reflections und Hallfahne finden muss, erweist sich eher als Vorteil. Vielmehr gelingt die Arbeit am Wunschhall intuitiv und zügig. Beeindruckend ist, welche sanften und zugleich effektvollen Übergänge alleine der Space-Regler mit sich bringt.
Für Extra-Effekte kann man mehrere Instanzen von FabFilter Pro-R hintereinander platzieren und mit unterschiedlichen Predelays ausstatten – bei Beats natürlich temposynchron. So erhält man extravagante Schwebungen mit einem sehr eigenen Verlauf des Raumklangs, wie dieses Beispiel mit drei Instanzen zeigt:
Passend zum Beat, der das Zeug für einen Trauermarsch hätte, habe ich noch eine missglückte Trompete hinzugefügt, die „Misfit Trumpet“ von 8 Dio. Bei diesem Instrument geht es darum, falsch zu blasen. Man kann zwar auch andere Bläser, etwa die von Chris Hein, dazu bringen falsch zu spielen, aber bei der Misfit Trumpet (die es übrigens für kleines Geld gibt) ist alles schon fertig für den herzhaften Einsatz.

Inzwischen sind sechs Instanzen von Pro-R im Einsatz, da ich die Dreierkette des Drum-Kanals gleich in den Trompeten-Kanal geschoben habe.

Der Bedarf an Rechenleistung liegt bei unserem System jetzt bei knapp 20 %; der Balken der Peak-Anzeige, der bei anspruchsvollen Plug-ins und Instrumenten gerne mal weit über die Durchschnitts-Anzeige hinausschnellt, kommt derweil über 10 % nicht hinaus – und das bei livetauglichen 128 Samples Puffergröße und knapp 7 ms Latenz. Eine Instanz beansprucht lediglich 3% Rechenpower – eine Meisterleistung bei einem so gut klingenden Hall.
Damit ist FabFilter Pro R livetauglich und in Relation zur CPU-Last eine der besten Lösungen; andere potente Kandidaten erweisen sich als deutlich weniger genügsam.
Zum Abschluss noch ein Mega-Hall: Das Preset Eternity.

Für die Stimme habe ich ein Predelay von 500 ms eingestellt.
Inhalt:
Einleitung
Zusammenfassung
FabFilter Pro-R – Rundgang
Presets und Klangqualität
Mitbewerber
Fazit
