Test: Native Instruments Rise & Hit

Rise & Hit ist eine hochspezialisierte Sample-Library für cineastische Akzente und Szenenübergänge – nicht nur für die Filmmusik, sondern auch für Pop-Produktionen aller Art. Alle Details zu Anwendungsmöglichkeiten, Klangspektrum, Klangqualität und Bedienkomfort erfahren Sie in unserem Test.

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Überblick

Der Titel Rise & Hit beschreibt das Aufgabengebiet schon recht genau: Ein anschwellender Sound löst sich in einem markanten Schlag auf, der im Anschluss abklingt.

Solche Klänge sind täglicher Bedarf, nicht nur für Komponisten von Filmmusik und artverwandten Genres, sondern auch im Pop-Bereich, wenn es um Spannungsaufbau, thematische Wechsel oder dramatische Übergänge geht. Besonders wenn zwei Songabschnitte aufeinanderfolgen, die schwierig zu verbinden sind, hilft ein solcher Effektsound oft weiter.

Bislang gab es zwei Möglichkeiten, solche Sounds einzubauen: Selbst erstellen, etwa der Klassiker des rückwärts ablaufenden Beckenschlags mit anschließendem Akzent und Hall, oder sich in diversen Sample-Libraries beziehungsweise Synth-Presets auf die Suche machen.

Rise & Hit hat eine Vielzahl von Klängen dieser Art nun unter einem Dach zusammengefasst und bietet mit einer stattlichen Größe von (unkomprimiert) mehr als acht Gigabyte orchestrale, hybride und synthetische Klänge – produktionsfertig und im Sofortzugriff. Die beiden Komponenten, Rise und Hit, können auch separat gespielt werden; wer also nur einen akzentuierten Schlag benötigt, kann auch lediglich den Hit einspielen.

Die einzelnen Rise & Hit – Instrumente bestehen dabei aus mehreren, wahlweise zum Tempo synchronisierbaren und timestretch-fähigen Layern; 750 sind es an der Zahl. 250 fertige Multilayer liegen als kategorisierte Presets vor.

Um weit reichende Längenänderungen ohne Qualitätsverlust realisieren zu können, wurden alle Sounds in fünf verschiedenen Längenvarianten aufgenommen – so wird man das ohnehin aprobate Time-Stretching der Kontakt-Engine nicht überstrapazieren.

Dramaturgisch differenziert in Szene gesetzte Klangverläufe über bis zu 32 Takte sollen möglich sein. Für spektakuläres KJlangdesign soll eine Modulationsengine sorgen. Eine Auswahl an Effekten ist auch an Bord.

Für die Aufnahmen zu Rise & Hit hat man keine Mühen gescheut: Ein 66-köpfiges Orchester mit großer Percussion-Abteilung und ein 70-stimmiger Chor haben mitgewirkt. Außerdem wurden diverse Instrumente artfremd eingesetzt (etwa mit dem Bogen gestrichene Becken), Naturaufnahmen verfremdet sowie diverse synthetische Klangerzeuger eingesetzt. Mehr als 4000 Samples sind auf diese Weise entstanden.

Installation

Rise & Hit läuft auf Native Instruments kostenlosem Kontakt-Player sowie der Kontakt-Vollversion ab Version 5. Nach dem Erwerb erhält man einen Download-Link für den Rise & Hit – Downloader und die persönliche Seriennummer.

Mit Hilfe der Download-Software wird das Datenpaket von (komprimiert) knapp 6 GB heruntergeladen. Den Download kann man jederzeit stoppen und später fortsetzen.

Nach dem Starten von Kontakt 5 wurde die neu installierte Library auf unserem Testsystem automatisch erkannt. (Eine Neuerung: Bislang benötigte man dafür immer noch den Add-Library-Taster ganz oben im Library-Tab des Kontakt-Browsers). Die Autorisierung vollzieht sich reibungslos durch Klicken auf den Activate-Taster im Rise & Hit-Instrumenticon des Library-Browsers. Im Hintergrund startet das Native Instruments Service-Center automatisch, und man muss nur noch seine Seriennummer per Copy & Paste eingeben.

Unter Kontakt liegt Rise & Hit auf Mac (ab OSX 10.7) und PC (ab Windows 7) in den Formaten AAX, AU, VST, sowie Standalone in 32 und 64 bit (soweit RTAS in 32 Bit) vor.

Das Klangangebot

Die Werksvorlagen sind elf Kategorieen zugeordnet, deren Bezeichnungen Auskunft über die Klangquellen oder die Klangfarbe geben.

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Orchestral: Die Auswahl ist breit gefächert und durchweg cineastisch. Zwei Beispiele:

Bowed to burst:

 

Tailspin:

 

Hybrid Orchestra: mit Effekten bearbeitete, verfremdete Orchesterklänge:

Convolution Orchestra

 

Orchestral Run-Up

 

Hybrid Sounds: Mischungen aus Samples und synthetischen Klängen. Vom musikalischen Ausdruck her sind diese Klänge nicht weit von jenen der Kategorie Hybrid Orchestra entfernt.

Gargling

 

Thunder Bird

 

Hybrid Instruments: Hier liefern verfremdete Instrumente die Klangquellen: Unter anderem sind diverse Piano-Mutationen, Glocken und Celli mit von der Partie:

Bell Piano

 

Electronic Celli

 

Percussive: Hier kommen perkussive Instrumente zum Einsatz. Die Klänge sind überwiegend dicht und gewaltig. Auch der Klassiker des Rückwärts-Beckens ist in mehreren, sehr beeindruckenden Varianten vertreten.

Big Drums 2

 

Pure Metal 3

Into the Void (In die Leere hinein): Während der Lautstärkeübergang zwischen Crescendo (Rise) und Decrescendo (Ausklang nach dem zentralen Hit) bei den anderen Presets fließend verläuft, finden in dieser Kategorie deutliche Sprünge in Lautstärke und Klangkomplexität statt – vom voluminösen und das Frequenzspektrum ausfüllenden Rise zu einem eher verhaltenen, ausgedünnten Ausklang.

Disappearing Bells

 

Lift Stop

 

Lifters: Diese Klänge eignen sich für die Untermalung aller spektakulären, aufwärts gerichteten Bewegungen in Filmsequenzen wie etwa dem Start von Flugobjekten und Raketen oder auch dem plötzlichen Auftauchen von Objekten.

Hybrid Synth

 

Crushed Glide

 

Smooth: Auch wenn diese Bezeichnung eher weiche und sanfte Übergänge vermuten ließe, geht es auch hier gehörig zur Sache:

Bowed Bells

 

Siren Song

 

Swooshes: Hier trifft man überwiegend auf synthetische und Hybridklänge. Einige Doppler-Varianten eignen sich für die Vertonung vorbeifliegender Objekte.

Classic Swoosh 2

 

Doppler Swoosh1

 

Pure Synth: Rein synthetisch erzeugte Klänge

Machine Breakdown

 

Trash Storm

 

Subs: Diese Klänge spielen sich im Frequenzkeller ab.

Basic Sub 1

 

Sub Thunder

 

Gestaltungsmöglichkeiten

Die Werksvorlagen bieten einen beachtlichen Fundus an Alternativen, dennoch verzichtet Rise & Hit nicht auf Optionen, eigene Klänge zu entwerfen oder vorhandene neu zu gestalten.

Wer mit einem (fast) leeren Layout beginnen will, lädt das Instrument Rise & Hit, welches sich im Kontakt-Browser außerhalb der Kategorien befindet. Hier ist lediglich der erste Layer aktiv.

Oberhalb des Sample-Displays finden sich einige globale Einstellungen, die alle Layer betreffen:

Die Rise Time bezeichnet die Zeit bis zum Hit und kann in Beats (zwischen einer und 32 Viertelnoten) oder in Sekunden (eine bis 20) eingestellt werden. Im Beats-Modus ist das Tempo des Host-Sequenzers ausschlaggebend für die Zeitdauer.

Mittels Latch werden Rise, Hit und Ausklingen in vollem Umfang abgespielt, ohne Latch nur solange die Taste gehalten wird.

Die Zusammenstellung eines Instruments kann über die Kombination von Samples und/oder Layern erfolgen. Layer beinhalten eine Kombination aus Samples und Effekten.

Die Samples für die beiden Komponenten Rise und Hit lädt man über den Sample-Browser, erreichbar über die beiden kleinen Lupensymbole im Sample-Display. Der Sample-Browser hilft bei der Suche nach dem richtigen Sound über Kategorien und Attribute:

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Über den Schalter Continue kann man übrigens den Hit ausschalten.

Hier ein Beispiel, bei dem lediglich die Samples Big Choir Mmmh für Rise und Hit kombiniert wurden:

 

Der Hit ist deutlich zu laut. Kein Problem, mit seinem separaten Volumenregler lässt sich das im Nu anpassen und der Übergang glätten:

 

Mit einer maximalen Rise-Time von 32 Beats und einem zusätzlichen Layer, Deep Drums 2, den ich aber nur für den Hit verwende, hört sich das Ganze so an:

 

Es ist bemerkenswert, wie Rise & Hit auch diese extreme Länge mittels Sampleauswahl und Time-Stretching bewältigt. Der Chor hört sich immer noch natürlich, wenn auch gespenstisch an; die Audioqualität leidet nicht.

Noch besser wird es, wenn man den Deep Drums 2 – Layer mittels Offset-Slider verspätet einsetzen lässt:

 

Auch die Ausklingzeit lässt sich mittels Decay-Slider anpassen.

Auf der Layer-Ebene erreicht man (per Doppelpfeil-Icon über dem Decay-Slider) ein weiter führendes Edit-Menü mit diversen modulierbaren Parametern. Um hier einzusteigen, benutzt man den Mod View – Button rechts im Sample-Display.

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Neben Panoramaposition und Tonhöhe finden sich hier die Send-Regler für das Echo und den Hall (Master-Effekte). Daneben gibt es zwei Multimode-Effekte mit einer reichlichen Auswahl an Modellen per Aufklappmenü. Alle Effekte sind kinderleicht zu bedienen und werden über einen Makro-Regler gesteuert.

Der erste Multimode-Effekt bietet eine Sammlung von Filtern und Equalizern. Neben Standards wie Tief-, Band- und Low-Pass-Filtern trifft man hier auch auf Spezialmodelle wie Crispy, Old vs New oder Morph Filter.

Der zweite Multieffekt bietet zahlreiche Varianten von Verzerrern, vom Sättigungseffekt bis zu diversen Lo-Fi-Modellen, darüber hinaus eine Sammlung von Phaser-, Flanger- und ähnlichen Modulationseffekten.

Die Effektausstattung steht separat für jeden Rise- und jeden Hit-Layer zur Verfügung, also insgesamt bis zu acht Mal.

Zudem lassen sich die Regler über individuelle, sehr fein aufgelöste Step-Sequenzer modulieren. Neben einer Auswahl von Kurven, die linear, logarithmisch oder exponentiell verlaufen können, kann man hier auch einen eigenen Verlauf einzeichnen. Selbst eingezeichnete Verläufe können per Copy und Paste auf den Sequenzer eines anderen Effektes übertragen werden.

Es lassen sich sehr eigenständige Klangverläufe erzeugen, die weit über die (durchaus beeindruckenden) am Mainstream orientierten Werksklänge hinaus gehen. Für das folgende Audiodemo habe ich lediglich das Sample „Doppler Bell“ auf 32 Beats gedehnt als Rise ohne Hit benutzt, im Effekt 1 den „Crispy Filter“und in Effekt 2 „Stereo to Lo-Fi“ eingeschaltet. Beide habe ich über eine unregelmäßig gestufte, brüchige, selbst gezeichnete Sequenz moduliert, dann noch den Panorama-Regler ebenfalls unregelmäßig moduliert und abschließend den Master Effekt Reverb Abyss hinzugemischt.

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Auch wenn es sich etwas kompliziert anhört, so war diese Arbeit doch in etwa zwei bis drei Minuten erledigt. Das Ergebnis (wie gesagt: ohne Hit) hört sich so an:

 

Zu diesem destruktiven Klang passt als Hit ganz gut das Sample „Trash Cymbal“. Ohne dieses mit modulierten Effekten zu bearbeiten hört sich das Ganze nun so an:

 

Will man nun den Hit separat mit Effekten bearbeiten, so hilft dabei die Aufteilung der Tastatur in grüne Rise und rote Hit-Tasten. Mit den roten Hit-Tasten kann man nur den zweiten Teil des Klangverlaufs abrufen, spart sich also das Abhören des bereits fertigen Rise-Bereichs.

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Die Sounds liegen hier nicht transponiert vor. Was im übrigen auch wenig Sinn machen würde. Will man die Sounds verstimmen, so benutzt man stattdessen den Tune-Regler.

Um den destruktiven Klangverlauf aus dem Rise fortzuführen, habe ich für das Trash-Cymbal im Hit ebenfalls in Effekt 2 Stereo to Lo-Fi mit einer brüchigen Sequenzerkurve moduliert, ebenso den Panoramaregler.

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Auch den Send zum Master-Reverb habe ich für den Hit eingesetzt. Hier das Klangergebnis:


 

Anstatt auf Sample-Ebene kann man auch direkt auf Layer-Ebene arbeiten. Auch hier gibt es einen Browser:

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Geladen werden immer zueinander passende Samples (die man bei Bedarf separat im Sample-Display austauschen kann). Per Crossfade lässt sich der Übergang zwischen Rise und Hit stufenlos von weich bis scharf gestalten. Die Regler für die Lautstärke beider Komponenten können verlinkt werden. Nebenbei: Auch diese sind modulierbar.

Neben dem Standard-Modus kann der Rise auch auf Woosh umgeschaltet werden. In diesem Fall wird das ursprüngliche Sample mit langsamem Crescendo durch ein wesentlich kürzeres ersetzt, welches erst kurz vor dem Hit erklingt. Damit wird der Sample-Offset automatisch verschoben …

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… was bedeutet, dass der Rise erst eine Weile nach Tastendruck erklingt. Der Woosh-Modus macht daher vor allem in Kombination mit anderen Layern Sinn, die im Standard-Modus operieren. Zur Verdeutlichung zwei Audiodemos.

Hier zunächst der Layer Crying Cymbal 1, Rise im Standard-Modus, Länge 8 Beats, also zwei Takte bis zum Hit (120 BPM):

 

Nun mit dem Rise des Crying Cymbal im Woosh-Modus und einem zweiten Layer (Deep Drums 1 Far) im Standard-Modus:

 

Zwischen den beiden Layern besteht ein starker Klangkontrast: Dumpfe Trommeln treffen auf schneidende, grelle Becken. Eine gute Gelegenheit, die Tonhöhentransponierung zu testen, hier für die Becken in der maximalen Abwärts-Spanne von minus einer Oktave:

 

Am transponierten Klang ist nichts auszusetzen: keine verfälschende Rauheit oder Körnigkeit.

Setzt man vier Layer ein, so lässt sich über Offset und Decay für jeden einzelnen Rise und Hit sehr leicht eine dramatische Steigerung des Effektes erzielen – hier am Beispiel des leicht Modifizierten Preset „Chaos Stairs“ aus der Kategorie Orchestral:

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Nur der erste Layer durchläuft den gesamten Rise, sein Hit klingt verkürzt ab. Layer 2 operiert mit verschobenem Offset, setzt also später ein. Layer 3 ist auf den Woosh-Modus umgeschaltet, steuert dem Rise also nur einen kurzen Attack zu. Da alle Crescendi der Library bei 0 dB beginnen und die Decrescendi bei 0 dB wieder ausklingen, gibt es bei solch verzögerten Einsätzen nie harte Übergänge oder gar unerwünschte Sprünge in der Lautstärke.

 

Die Master- und Insert-Effekte

Neben den modulierbaren Parametern im erweiterten Edit-Menü der Layer bieten sich eine Reihe von Effekten für die Klanggestaltung an. Diese findet man über den Reiter Master FX am unteren Rand des Instrumentenfensters.

Zur Verfügung stehen vier in Serie geschaltete Multi-Insert-Effekte, durch die das Summensignal aller Layer läuft. Hinzu kommen zwei Send-Effekte, die von jedem Rise und Hit aller Layer per Send-Regler getrennt angesteuert werden können (wie weiter oben schon erwähnt).

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Zu den Insert-Effekten:

An erster Position steht ein semiparametrischer Vier-Band-Equalizer mit sieben Presets,

gefolgt von dem Sättigungs-Verzerrer-Modul FAT Distortion mit acht Presets (als Regler wird hier Drive, also die Vorverstärkung angeboten, die maßgeblichen Einfluss auf die Stärke der Verzerrung nimmt).

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Es folgen fünf Kompressor-Simulationen (der globale Regler Amount bestimmt hier die Stärke der Kompression, Mix erlaubt Parallel-Processing),

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ein einfacher aber sinnvoller Limiter mit Input- und Output-Regler (bei vier Layern kann es schon einmal gehörig zur Sache gehen).

Zu den Master-Effekten:

Recht interessant ist der Master-Reverb, ein Faltungshall mit den Parametern Predelay, Größe und Level, der neben einer Reihe klassischer Hallräume auch als Faltungseffekt verwendet werden und hier eine Reihe von klangfärbenden Resonanzen hinzufügen kann. Zur verdeutlichung zunächst eine etwas abgeänderte Version des Werksklangs Hydraulic Piano (mit vier Layern) ohne Faltungshall:

 

Und nun mit dem Convolution-Effekt Scary Bell:

 

Mit dem Preset Piano Scratch:

 

Schlussendlich gibt es noch ein einfaches Echo mit den Parametern Time, Width (Panoramabreite), Feedback und Level. Das Echo ist nicht zum Tempo synchronisierbar, was aber angesichts des Grundcharakters von Rise und Hit kein großes Manko darstellt: Hier werden schließlich fließende Klänge für Überleitungen und keine rhythmischen Sequenzen geboten.

Bedienung, Rise & Hit in der Praxis

Wer Übergangseffekte für die Filmmusik und Multimedia oder spektakuläre Effekte für die Spielevertonung sucht, wird schon alleine mit dem riesigen Angebot an Werksvorlagen zurechtkommen und braucht sich über die weitere Bedienung keine Gedanken machen. Zumindest was die gängigen Sounds betrifft wird eine riesige Palette offeriert, die alle Schattierungen der Genres abdeckt.

Steigt man tiefer in die Materie ein und arbeitet sich möglicherweise von der Samplebasis hoch zu komplexen Szenarien, wird man ebenfalls kein Kopfzerbrechen erleiden; ein Blick in die ausführliche und gut verständliche Bedienungsanleitung als englischsprachiges PDF hilft hier weiter. Die Parametermodulation und die Einsatzmöglichkeiten des Modulationssequenzers erschließen sich nicht auf den ersten Blick, sind aber in kurzer Zeit erlernbar. Das Konfigurieren eigener Presets macht angesichts der vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten bis hin zu experimentellen Anwendungen und maximalem Stretching großen Spaß.

Eine Winzigkeit hat mich gestört: Klickt man versehentlich auf das kleine Kreuz neben dem Doppelpfeil, der den Layer-Editor öffnet, so hat man den Layer gelöscht und damit die Arbeit, die man zuvor in die Konfiguration gesteckt hat. In einem solchen Fall vermisst man eine Undo-Funktion.

Audioqualität

Die Audioqualität lässt keine Wünsche offen. Während des intensiven Tests ist mir kein einziges Sample mit Unsauberkeiten aufgefallen. Die Samples klingen transparent und offen.

Fazit

Rise & Hit bietet zunächst ein schier unerschöpfliches Angebot produktionsfertiger Klänge für Szenenübergänge und kräftige Akzente, wie sie bei der Filmmusik und artverwandten Genres täglicher Bedarf sind. Die Spanne reicht von orchestralen Klassikern bis zu modernen und futuristischen Sounds. Vom Orchester und Chor über artfremd gespielte Instrumente bis zu diversen synthetischen Klangerzeugern ist alles an Bord, was für einen spektakulären Spannungsaufbau tauglich ist.

Damit erspart Rise & Hit viel Zeit der Suche nach solch spezialisierten Klängen, die sich meist über diverse Libraries verteilen. Mit vier Layern bietet Rise & Hit bei Bedarf dichte, packende und raumgreifende Klänge, die man sonst aufwändig zusammenstellen müsste.

Rises und Hits lassen sich auch separat nutzen. So lassen sich Rises beispielsweise mit bereits vorhandenen Eröffnungsschlägen eines neuen Parts kombinieren oder alleine mit den Hits plötzliche Akzente setzen.

Die Möglichkeit, den Rise ohne Klangverlust und Artefakte auf bis zu acht Takte zu dehnen, eröffnet langsame Crescendi, Klänge, die sich im Hintergrund geheimnisvoll aufbauen und zum zentralen Akzent hin bedrohlich steigern.

Rise & Hit ist aber weit mehr als ein Preset-Lieferant. Über einen zeichenbaren Step-Sequenzer pro Layer und Sample und die Modulation von Lautstärke, Tonhöhe, Panorama sowie diverser Filter und Verzerrereffekte lassen sich sehr individuelle Klangverläufe erstellen – mit Bewegungen im Raum, fließenden Klangverfärbungen oder drastischen Verfremdungen bis hin zum Knistern defekter Schaltungen. Anwendungen in allen möglichen Pop-Produktionen bis hin zu experimentellen Werken sind also ebenfalls möglich. Die Grundlage hierfür ist ein großes Angebot von sauber aufgenommenen Samples, darunter viel Exotisches vom Atemgeräusch über ein Spielzeugklavier bis zum Alien.

Unter den zusätzlichen Insert- und Master-Effekten sticht vor allem ein leistungsstarker Faltungshall hervor, der im Effekt-Modus experimentelle Klangverfremdungen hinzufügen kann.

Der Preis von 149.- EUR ist angemessen.

Holger Obst

Plus

  • riesiges Angebot an Samples, Layern und produktionsfertigen Presets
  • atmosphärisch dichte, packende Klänge mit vier Layern
  • taktgenaues, qualitativ hochwertiges Time-Stretching von zwei bis 32 Viertelnoten
  • sehr gute Audioqualität
  • große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten
  • fein aufgelöste, auch experimentelle Modulationen mit dem zeichenbarer Verlaufkurve
  • Faltungs-Effekthall
  • benutzerfreundliche Bedienung

Minus

Hersteller

System:

  • Kontakt 5.1 Player oder Vollversion
  • Mac ab OSX 10.7, und PC ab Windows 7
  • Formate: Standalone, AU, VST, AAX in 32 und 64 Bit, RTAS