Test: Soundiron Voice of Rapture: The Soprano

The Soprano ist eine Sample Library, in deren Zentrum die klassische Opern-Sopranistin Nichole Dechaine steht. Neben Vokal-Legato-Patches, darunter auch echtes, samplebasiertes Legato, stellen eine Fülle temposynchroner Phrasen auf Französisch und Latein ein umfangreiches Repertoire für Song-Kompositionen bereit. Im Fokus der Anwendung steht klassisch-sinfonisch ausgerichtete Filmmusik und artverwandte Genres.

Homerecording und Studiotechnik

Überblick

Die 3,5 GB schwere Library auf Basis von Native Instruments Kontakt-Vollversionen 4 und 5 bietet zwei Ansätze, die Solistin in Szene zu setzen:

Zum einen liegen vokalbasierte Patches (mit erweiterter Funktionalität) vor. Hierzu zählen Ah- und Oh-Legato-Patches unter Verwendung echter Tonübergangssamples sowie weitere Vokale als klassische Sustain-Patches, die ebenfalls Legato gespielt werden können. Bei diesen wird der Übergang zwischen den Noten künstlich erzeugt wird. Daneben stehen auch Staccato-Artikulationen zur Verfügung.

Zum anderen gibt es eine breite Auswahl an melodischen Phrasen, vorgetragen in Latein, auf Französisch, sowie als Vokal-Improvisationen. Diese Sammlung wird durch sogenannte Polysustains ergänzt, bei denen kurze Phrasen wiederum legato gespielt werden können. Die Stimme wechselt hier – falls gewünscht – innerhalb der Phrase mehrfach die Tonhöhe entsprechend der auf der Tastatur eingespielten Notenfolge. Dabei singt die Solistin ihre Phrase auch bei mehrfachen Notenwechseln zuende, bleibt also nicht etwa nach dem ersten Notenwechsel bei einem Vokal stehen.

Des Weiteren gibt es gepfiffene Phrasen, Stimmeffekte wie Atemgeräusche und Räuspern sowie eine ganze Reihe geflüsterter und gehauchter Gedichte. Auch diese Patches sind gut mit Material gefüllt und bieten ebenfalls fortgeschrittene Steuerfunktionen, stellen also definitiv mehr als nur einen Bonus dar.

Sampletechnisch werden teilweise Key-Switches eingesetzt, etwa um innerhalb eines Patches zwischen verschiedenen Vokalen oder Phrasen-Zusammenstellungen zu wechseln.

Alle legato spielbaren Patches können auch polyfon genutzt werden; ein Duett oder Trio gelingt eindrucksvoll und überzeugend. Nichole Dechaine verfügt als voll ausgebildete Sopranistin über einen Stimmumfang von etwas mehr als zwei Oktaven (H3 bis D4).

Für experimentelle Anwendungen bietet sich ein Step-Sequencer an, der es erlaubt, eine Reihe von Ausschnitten aus Phrasen aneinanderzufügen.

Zur Ausstattung gehört ferner ein Effektboard, unter anderem mit einem Faltungshall, der bei Bedarf auch einige außergewöhnliche Ambiences bereitstellt.

 

Die Protagonistin

The Soprano präsentiert ausschließlich und umfangreich die Stimme von Nichole Dechaine.

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Sie trägt den Titel Doctor of Musical Arts der Universität von Californien, Santa Barbara. Als Solistin wirkte sie in zahlreichen Oper- und Theateraufführungen mit, trat auch mit verschiedenen Chören und kammermusikalischen Ensembles auf und unterhält neben ihrer Tätigkeit als Dozentin eine private Gesangsschule.

 

Installation

Nach dem Erwerb erhält man einen Code, mit dessen Hilfe man über die kostenlose Connect-Software (einen Download-Link hierzu erhält man vom Hersteller) die Library in mehreren handlichen Rar-Paketen herunterlädt. Auf unserem Testsystem (s. Anhang) wurden die Pakete in diesem Fall automatisch entpackt und ein Library-Ordner erstellt, den man anschließend auf die Festplatte seiner Wahl verschiebt.
The Soprano läuft plattformübergreifend auf der Basis der Vollversion von Kontakt 4 und 5 standalone sowie in den gängigen Plug-in-Formaten. Der kostenlose Kontakt Player wird nicht unterstützt.

 

Klangangebot

Die einzelnen Tastaturbelegungen (die ich im Folgenden kurz „Patches“ nenne) werden nicht über den hübschen Library-, sondern über den File-Browser von Kontakt geladen.

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Wie man in der Abbildung oben sieht, stehen für Kontakt 4 nicht die High-Quality, sondern nur die weniger RAM-intensiven Light-Patches zur Verfügung.

  • Bei den ersten drei Patches der Kategorie High Quality handelt es sich um die reinen Vokalgesänge mit echten Vibrato-Samples. Das Patch „Ah-Oo-HiQ“ erlaubt den Wechsel zwischen der Ah und der Oo – Artikulation per Key-Switch.
  • Das Patch Sustains bietet weitere Vokal-Artikulationen. Hier kommen alle Vokale (A, E, I, O, U) sowie Summen (Mmmmh…) zum Zuge, ebenfalls im monofonen Legato-Modus oder polyfon als Duett oder Terzett spielbar. Das Legato wird hier allerdings künstlich erzeugt.
  • Es folgen Patches mit Phrasen auf Französisch und Latein, Vokalimprovisationen und Gepfiffenes.
  • Polystaccato und Polysustain bieten eine Auswahl gesungener Wörter, zwischen denen man per Key-Switch wechselt.
  • Vocal Effects bietet unter anderem geflüsterte Gedichte und gehaucht gesungene Verse.
  • Im Tempo-Sync-Ordner finden sich noch einmal alle Patches, bei denen eine Anpassung an das Songtempo Sinn machen würde:

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  • Unter Ambiences finden sich einige Flächenklänge und Atmos, die auf Basis der Originalaufnahmen erstellt wurden. Wie wir noch sehen werden, eine reichhaltige Fundgrube teils minutenlanger Klang-Evolutionen, also mehr als nur ein kleines Bonbon.

 

Die Patches und ihre Funktionen im Einzelnen

True Legato Patches

Wir starten mit dem Ah-Oo-Patch.

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Zwischen beiden Artikultionen kann man sowohl per (transponierbarem) Key-Switch als auch über das Aufklappmenü der Benutzeroberfläche umschalten.

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Der Stimmumfang von Nichole Dechaine umfasst, wie bereits erwähnt, mehr als zwei Oktaven. Korrekterweise muss jedoch angemerkt werden, dass bei allen Vokal-Patches (True Legato und Sustain) das Sample der höchsten aufgenommenen Note (C4) um zwei Halbtonschritte transponiert wurde, um den Tonumfang auf H2 bis D4 zu erweitern. Spielt man eine Notenfolge im Bereich der drei höchsten Töne (was selten vorkommen wird), so wirken diese im Gegensatz zur restlichen Melodie etwas stereotyp. Bei der Oo-Artikulation wurde ein Sample für zwei benachbarte Halbtöne benutzt, was in der Praxis nicht auffällt, da die sanfter eingesungenen Oos (zu deutch: „uuuuh“) naturbedingt gleichmässiger klingen als die expressiveren, lauteren Ahs.

Hier die Oo-Artikulation, legato eingespielt:

 

Die Stimme ist glasklar, transparent und sauber aufgenommen.
Die einzelnen Samples sind ganze acht Sekunden lang. Das sollte für die meisten Kompositionen in dem Sinne ausreichen, dass eine Note über mehrere Takte gehalten werden kann. Es ist jedoch auch kein Problem, noch längere gebundene Noten zu spielen, denn die Samples sind in den meisten Fällen quasi unhörbar geloopt.

Im folgenden Audiodemo habe ich den internen und allgegenwärtigen Hall ausgeschaltet und die Note ein Stück weit über die Nahtstelle des Loops hinaus gehalten:

 

Wie Nichole Dechaine hier den Ton bei gleichbleibender Lautstärke hält, ist erwartungsgemäß virtuos. Im Wellenformdisplay kann man übrigens via Positionszeiger gut verfolgen, wie das Sample durchlaufen wird.

Hören wir uns das True Legato noch einmal genauer an, wieder ohne Hall:

 

Die kleinen Unterschiede bei den Übergängen machen die Echtheit der Darbietung aus.

Bei der Ah-Artikulation kommt das klassische Vibrato des Operngesangs zur Geltung:

 

Sollte das Legato hier in den oberen Stimmlagen etwas unnatürlich klingen, so lässt sich das leicht beheben: Per default steht der Parameter Speed, der die Geschwindigkeit und damit die Dauer des Tonhöhenübergangs bestimmt, auf 0. In hohen Lagen und bei größeren Intervallen klingt es natürlicher, wenn der Tonhöhenübergang kürzer ist. Im folgenden Audiodemo hören Sie eine Quinte mit Speed 0, 64 (Mittelposition) und 127 (extrem kurz):

 

Speed lässt sich wie alle andere Regler auch per Rechtsklick und MIDI-Lerndialog über einen externen Controller steuern. So kann man Automationsspuren aufzeichnen und Detailarbeit später im Editor des Sequencers vornehmen.

Über Intensity lässt sich die Lautstärke der Legato-Samples anpassen.

Lautstärke und Dynamik des Gesangs wird über die Anschlagsstärke im Zusammenspiel mit dem Swell-Regler bestimmt: Mittels Swell lässt sich die Lautstärke stufenlos in einem Bereich von etwa +/- 20dB steuern. So lassen sich Crescendi und Decrescendi realisieren. Bei geringer Velocity deckt man etwa den Bereich von piano bis mezzoforte, bei hoher Anschlagsstärke den von mezzoforte bis forte ab. Im folgenden Audiodemo hören Sie ein Crescendo und Decrescendo mittels Swell-Regler bei ausgeschaltetem Legato:

 

The Soprano verfügt mit den Parametern Voices und Range Optionen für eine fortgeschrittene Gestaltung des Legatos. Voices bestimmt dabei die maximale Anzahl polyfon erklingender Stimmen, Range begrenzt das Intervall, innerhalb dessen Folgenoten noch als monofones Legato wiedergegeben werden.
Auf diese Weise lassen sich beispielsweise Zwei- oder Dreiklänge aufbauen, deren dritte Stimme dann in Form einer Melodie fortgeführt wird, während die restlichen Stimmen des Dreiklangs gehalten werden.

Im folgenden Audiodemo habe ich Voices auf 3 und Range auf 2 eingestellt, um genau diesen Effekt zu erzielen, jetzt wieder mit der Oo-Artikulation:

 

Man kann natürlich auch zwei Noten eines Dreiklangs als Ausgangsbasis für kleine Melodieführungen verwenden:

 

Die Kombination aus polyfonem Spiel und Legato in dieser Form ist eine durchdachte und gut funktionierende Sache, die mir so bislang bei keiner anderen Gesangslibrary (außerhalb der Soundiron-Serien Voice of Rapture und Voice of Gaia) begegnet ist.

Feinheiten lassen sich mit den Reglern Speed (Dauer des Legatos), Intensity (Lautheit der Legato-Samples) und Attack (Einschwingzeit) gestalten. Im folgenden Audiodemo habe ich diese Parameter automatisiert, um teils weichere Übergänge (mit geringer Speed und langem Attack) zu realisieren:

 

Als weitere Parameter stehen Offset, Release und Release Volume zur Verfügung. Mit Offset verschiebt man den Sample-Start, Release steuert die Ausklingzeit und Release Volume regelt die Lautstärke spezieller Release-Samples. Für die Vokal-Legato-Patches existieren jedoch keine Release-Samples. Beide Release-Parameter sind hier außer Funktion, was zunächst etwas irritiert, wenn man sich in die Bedienung einarbeitet.

Die True Legato Patches können neben der Mischung aus monofonem Legato und polyfonem Spiel auch klassisch polyfon gespielt werden. Insbesondere mit der Oo-Artikulation gelingen kleine mehrstimmige Melodien recht überzeugend. Über ein Terzett hinaus sollte man allerdings nicht gehen, schließlich hat man es hier mit einer Solo-Sopranistin, nicht mit einem gemischten Chor zu tun.

 

Sustains

Die Sustains erweitern die Vokal-Artikulationen und sind monofon mit Legato sowie klassisch polyfon spielbar. Hier kommen allerdings keine echten Legato-Samples zum Einsatz. Dennoch sind die Ergebnisse gut. Ein Legato wird auch hier nicht als unnatürlicher, synthetisch klingender Tonrutscher wahrgenommen.

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Das Angebot der Vokale ist umfassend und beinhaltet auch diverse Artikulationen ohne Vibrato – das ist lobenswert, weil es die Anwendungsmöglichkeiten erweitert, und zugleich selten unter den Libraries klassischer Opern-Solistinnen, die überwiegend mit starkem Vibrato eingesungen sind.

Hier ein Beispiel für Ah ohne Vibrato:

 

Nichole Dechaine lässt es sich natürlich nicht nehmen, sich als Diva zu präsentieren – was ihr
imposant gelingt:

 

Hier mit der Artikulation Woh (No Vibrato) und im Badezimmer (Preset des internen Faltungshalls). Im Hintergrund habe ich ein Radio laufen lassen (generiert mit iZotope Iris 2). Nadine Dechaine improvisiert dazu ungezwungen …

 

… und ich hoffe mal, dass sie mir das nicht übel nimmt.

Hier die Mmh – Artikulation (ohne Vibrato), Legato Modus. Das Pad im Hintergrund stammt wieder von Iris 2:

 

So eingesetzt, kann die Mmh-Artikulation mit einer Ethno – Flöte konkurrieren. Sehr schön und weich.

 

Polysustains

Unter Polysustains findet man eine Reihe lateinischer Wörter. Diese können über ein Aufklappmenü oder via (transponierbaren) Key-Switches gewechselt werden.

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Die Polysustains können sowohl monofon legato als auch polyfon gespielt werden. Im Legato-Modus ist es möglich, innerhalb der kurzen Phrasen die Note zu wechseln, ohne dass dabei Buchstaben verschluckt werden oder die Stimme auf einem Vokal stehen bleibt (wie bei anderen Sample-Libraries, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen). Die kurze Phrase wird bis zu ihrem Ende ausgeführt. Um natürlich klingende Notenwechsel zu erzeugen, ist es dennoch wichtig, die richtige Stelle im Wort zu erwischen; Notenwechsel genau auf einem Konsonanten oder in unmittelbarer Nähe funktionieren zwar technisch, werden aber nicht als echt wahrgenommen, da auch eine leibhaftige Sängerin solche Kapriolen vermeiden würde.

Zur Anpassung der Übergänge im Legato-Modus bietet sich (wie zuvor bei den Vokal-Patches) der Speed-Parameter an, zusätzliche Dynamik lässt sich mittels Swell-Regler generieren.

 

Des weiteren sind die Polysustains (ebenso wie die Polystaccatos und die Phrasen) zum Tempo synchronisierbar. Das Originaltempo wird innerhalb des Patches nicht angegeben, liegt aber bei 100 BPM.

Kontakt 5 – Besitzer befinden sich, wenn es um die Tempoanpassung geht, gegenüber Kontakt 4 – Usern klar im Vorteil, denn Kontakt 5 verfügt über die Time Engine Pro, die deutlich bessere Ergebnisse als die Vorgängerversion liefert. Dieser Qualitätsvorsprung geht mit einer deutlich höheren CPU-Leistungsanforderung einher: Spielt man bei geringer Latenz, so kann es zu kurzen Knacksern durch CPU-Last-Peaks kommen – auch bei Rechnern mit 3,x GHz-Prozessorkernen.
Arbeitet man im Studio ein Projekt aus, so spielt dieser Umstand jedoch keine Rolle, da man hier bequem die Puffergröße hochsetzen und die Audioknackser somit vermeiden kann.

Hier drei Polysustain-Phrasen im Legato-Modus und bei 100 BPM:

 

Da Nichole Dechaine kein Vibrato verwendet, lassen sich die Polysustains gut dehnen. Hier bei 70 BPM:

 

Und bei 130 BPM:

 

Die Qualität der Ergebnisse kann sich auch bei extremen Dehnungen oder Stauchungen des Originals sehen lassen.

Neben der Temposynchronisation ist auch ein freies Timestretching via Regler möglich. Erstaunlicherweise funktioniert das auch „am lebenden Objekt“, in Echtzeit – und ohne Artefakte oder Audioaussetzer – wie im nächsten Audiodemo zu hören, bei dem ich den Stretch-Regler per Controller (nach Rechtsklick und MIDI-Lerndialog) animiert und den Auto-Pan-Modus eingeschaltet habe, der die Stimmen im Panorama verteilt.

 

Auto-Pan steht logischerweise nur bei ausgeschaltetem Legato zur Verfügung.

Bei dem Versuch, zwischen den Phrasen per Key-Switch zu wechseln, stellt sich ein kleiner Bug heraus:

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Haben Sie´s erkannt? Die Auflösung des Rätsels finden Sie am Ende des Testberichts…

War nur ein Scherz. Im Display erscheinen plötzlich die Namen der Key-Switches aus den Sustain-Patches. Geladen werden aber glücklicherweise die richtigen Samples. (Den Fehler habe ich übrigens bei keinem anderen Patch wiedergefunden.)

Bei den Polysustains kommen auch Release-Samples zum Einsatz. Diese machen sich vor allem bei den Phrasen bemerkbar, die auf einen Konsonanten enden, und werden sinnvoller Weise erst aktiv, nachdem die Phrase in die langgezogene Sustain-Phase, die aus einem Vokal besteht, eingetreten ist.

Der Release-Regler steuert die Dauer des Releases, Rel Vol dessen Lautstärke. Im folgenden Audiodemo habe ich die Parameter animiert. Sie hören die Phrase Amor Eternus (Ewige Liebe) zunächst ohne, dann mit kurzem Release-Sample bei niedriger Lautstärke, schließlich mit maximalen Werten beider Release-Parameter:

 

Voice of Rapture: The Bass benutzt übrigens die selben Phrasen im dortigen Polystustain-Patch, sodass man die beiden Libraries auch gut kombinieren kann:

 

Da die Polysustains sehr diszipliniert zum festen Tempo eingesungen worden sind, kann man die Stimmen auch synchron übereinander legen:

 

Polystaccatos

Die Parameterausstattung und Funktionsweise der Polystaccatos ist mit jener der Polysustains identisch. Die Auswahl an kurzen Phrasen ist jedoch größer:

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Phrasen-Patches

Alle Phrasen Patches gibt es im unveränderbaren Originaltempo sowie als Tempo-Sync-Varianten. Letztere verfügen neben der Option der Synchronisation zum Host-Tampo über einen Stretch-Regler, mit dem im Free-Modus auch bei laufendem Playback in Echtzeit die Abspielgeschwindigkeit variiert werden kann, ohne dass es zu Audioknacksern oder Artefakten kommt (soweit man es nicht übertreibt, also keine extremen Sprünge von Minimal- auf Maximalwerte vollzieht).

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Neben einer Auswahl an Phrasen bieten die Phrases-Patches eine Sammlung von dezenten und leisen Atemgeräuschen (gelb eingefärbte Tasten in der Abbildung oben), die man in Gesangspausen einsetzen und so das Echtheitsgefühl subtil unterstützen kann.

Über Key-Switches lässt sich zudem die Tonhöhe um +/- drei Halbtonschritte verändern (grün eingefärbte Tasten). Für weitere Transponierungen steht zusätzlich ein Pitch-Regler bereit. Geht man über drei Halbtonschritte hinaus, verfärbt sich die Stimme jedoch deutlich. Transponierungen nach oben geraten dann, beginnend mit einer Klein-Mädchen-Stimme, zum schrillen Mausequietschen, Transponierungen nach unten vom schläfrigen Tenor bis zum nuscheligen Bass. Für fortgeschrittene Arbeiten am vorbildlich trocken aufgenommenen Gesang empfiehlt sich daher der Einsatz externer Pitch-Time Software.

Jedes Phrasen-Patch verfügt über eine ganze Reihe alternativer Tastaturbelegungen, die jeweils einen kompletten Gesang mit mehreren Versen bieten. Zwischen diesen Gesängen wechselt man via Aufklappmenü oder ebenfalls über (schwarz eingefärbte) Key-Switches.

Die Phrasen-Patches sind werkseitig so eingestellt, dass sowohl die (grünen) Pitch-Transpose-Key-Switches als auch die schwarzen Phrasenauswahl-Key-Switches außerhalb des Bereichs einer 88er Tastatur liegen – was nur begrenzt sinnvoll ist, nämlich in den Fällen, in denen man auf demselben MIDI-Kanal ein anderes Instrument in den unteren Lagen als Keyboard-Split einrichten will. Will man in der Standalone-Version von Kontakt live tiefe Register einer Kirchenorgel spielen und gleichzeitig Phrasengesänge darüber legen, so benötigt man diesen freien Platz.
Für alle anderen Arbeiten empfiehlt es sich, die Key-Switches zu transponieren. Dabei klickt man einfach mit der Maus auf den Set-Button neben Song KSW und Pitch KSW und spielt eine betreffende Zieltaste.

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Der rote Key-Switch ist aktiviert für den Sequencer, mit dem man Ausschnitte aus Versen experimentell aneinanderreihen kann. Dazu später.

 

Latin Phrases

Sieben kirchliche Gesänge mit jeweils rund 30 Phrasen stehen zur Verfügung – ein üppiger Fundus. Angaben zum Originaltempo gibt es nicht, dies dürfte jedoch bei etwa 120 BPM liegen. Mit der Timestretch-Engine Pro aus Kontakt 5 gelingen, wie bereits bei den Polysustains und Polystaccatos, auch drastische Tempoanpassungen in guter Qualität.

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Die Phrasen sind reich an Ornamenten. Vibrato wird jedoch nicht übermäßig eingesetzt, sodass es auch bei starken Tempoanpassungen meist nicht zu einem unnatürlichen Leiern kommt.

 

Die Stimme ist ausdrucksstark und stilsicher. Die Gesangskunst, die Nichole Dechaine hier präsentiert, ist unter den klassischen Vocal-Sample-Libraries einzigartig. In den unteren Lagen ihres Soprans klingt die Stimme weich, gefühlvoll, manchmal eine Spur angeraut; in den oberen Lagen strahlend und hell.

 

Im X-Fade Modus können Phrasen lückenlos aneinandergereiht werden. Dabei ist es auch möglich, mitten in einer Phrase zu einer anderen zu wechseln. Über den X-Fade-Parameter bestimmt man die Dauer des Crossfades, der hier automatisch eingebunden wird.

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Im folgenden Audiodemo hören Sie drei überlappend gespielte Phrasen mit Wechseln mitten im Vers; der X-fade-Regler steht mit 8 nahe am Minimalwert:

 

Nun mit deutlich längerem Crossfade:

 

Die Übergänge wirken nun natürlicher. Betrachtet man die Stimme als Instrument ohne notwendigen Bezug zum Text, lassen sich Teil-Phrasen aneinanderfügen oder individuelle Wechsel erzeugen. Man sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass solche Operationen zu einer Fragmentierung der Verse und zu einer Phantasielyrik in Pseudo-Latein führen. Das betrifft noch mehr den Einsatz des internen Sequencers, zu dem wir später noch kommen.

Der Parameter Offset hingegen ist kaum von Bedeutung, da hier der Samplestart aller Phrasen verschoben wird.

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Gleiches betrifft den Endpunkt, der hier nicht über einen Regler, sondern nur über den orangefarbenen Anfasser im Wellenformdisplay verschoben werden kann.

 

French Phrases

Die auf französisch gesungenen Phrasen bieten die selbe technische Ausstattung wie die Phrasen auf Latein. Auch hier gibt es wieder eine Originalversion und eine zum Tempo synchronisierte.

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Die Improvisationen bedienen sich des Gedichts „Ici-Bas“ des französischen Schriftstellers (und ersten Literatur-Nobelpreisträgers) René-François Sully-Prudhomme (1839-1907). Unter Vocal Effects, Whispered wird das Gedicht erneut aufgegriffen.

Hier ein kleiner Ausschnitt mit drei Versen einer Tastaturbelegung …

 

… von denen es sieben gibt, wiederum wählbar per Key-Switch oder Aufklappmenü.

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Im Gegensatz zu den in Latein gesungenen Phrasen benutzt Nichole Dechaine bei den französischen Improvisationen häufig Vibrato. Auch die Dynamik ist sehr lebhaft. Ungeachtet dessen kann man auch hier mittels Swell-Regler in das Geschehen eingreifen.

Hier zwei Phrasen, die mittels Crossfade fließend ineinandergreifen, zunächst mit Swell = 0:

 

Nun mit zusätzlicher dynamischer Steigerung mittels Swell-Animation (per Controller nach Rechtsklick auf Swell und MIDI-Lerndialog):

 

Phrases Vowels

Hier geht es um reine Vokal-Improvisationen. Auch diese Darbietungen von Nichole Dechaine sind eine überreich gefüllte Fundgrube kristallklarer, inspirierender Melodien.

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Diese Melodien kann man wunderbar ineinander fließen lassen, indem man sie überlappend spielt und die X-Fade Funktion für einen nahtlosen Übergang verwendet.

 

Phrases Whistle

Die gepfiffenen Melodien wurden ebenfalls nah mikrofoniert und quasi rauschfrei aufgezeichnet.

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Durch die Nah-Mikrofonierung bleibt es nicht aus, dass der Luftstrom als Nebengeräusch mit von der Partie ist.

 

Die gepfiffenen Melodien sind sehr lebhaft, reich an Ornamenten und Vibrato. Für sich genommen sind diese Phrasen kleine, teils akrobatische Kunststücke; ein paar etwas getragenere Passagen wären eine schöne Ergänzung gewesen. (Ich denke da an klassische Western, bei denen gerne vor endlosen, menschenleeren Prärielandschaften melancholische Melodien gepfiffen werden.) Doch dafür gibt es ja den Stretch-Regler im Free-Modus des Time-Sync Patches:

 

Vocal Effects

Im Fokus der Stimmeffekte stehen diverse geflüsterte Darbietungen, vom bereits vorgesungenen Ici-Bas (Phrases French) bis zu geflüsterten Gesängen. Daneben gibt es Lachen, Räuspern, Atmen und Aufwärmübungen.

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Die Aufwärmübungen sind eine Spezialität …

 

… von der man nicht sofort weiß, wie man sie verwenden kann, aber lustig klingt´s schon, oder?

 

Wie rauscharm die Aufnahmen sind, zeigen die Atemgeräusche, die ich um 25 dB verstärkt habe, ohne dass ein nennenswertes Hintergrundrauschen bemerkbar wäre:

 

Bei den geflüsterten „Gesängen“ und Ici-Bas handelt es sich um geflüsterte oder gehauchte Sprache, nicht um melodiöse Darbietungen. Hier ein Ausschnitt aus Ici-Bas:

 

Bei den Polysustains ein sekundenlanges und zusätzlich gelooptes Sustain an die geflüsterten Worte an. Dieses ausgedehnte Ausatmen eignet sich als Noise-Kulisse, sozusagen eine human noise als Konkurrenz zum synthetischen white oder pink noise. Hier könnte beispielsweise ein über einen Beat per Sidechain gesteuertes Gate eingreifen, um das human noise zu rhythmisieren. Es geht aber auch per Filter-Modulation, hier mit FilterShaper 3 von Cableguys:

Daraus kann man mehr machen. Im nächsten Audiodemo hören Sie eine etwas gewagte, bei weitem nicht ausgearbeitete Mini-Komposition, bei der ich

die eben erstellte Filtermodulation
mit einem Beat (EZdrummer 2 von Toontrack plus Iris 2 von Izotope)
sowie einem per Zufallsgenerator ungleichmäßig spielenden Analog-Bass-Sequencer aus FXpansions DCAM Synth Squad, Strobe für den Hintergrund benutze.
Hinzu kommen noch Phrases Vowels und
Whispers Polysustains aus dem Vocal-Effekt-Patch unseres Testkandidaten:

 

Bevor wir zum internen Sequencer kommen, hören wir uns noch die Ambiences an.

 

Ambiences

Laut Hersteller sind die Ambiences aus Effektbearbeitungen der Aufnahmen für diese Library entstanden.

Sechs verschiedene Patches stehen zur Verfügung.

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Auch hier gibt sich Soundiron nicht gerade sparsam: Die Patches beinhalten wiederum mehrere Tastaturbelegungen.

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Auch eine Legato-Funktion für weiche Übergänge bei monofonem, gebundenem Spiel sowie Swell für dramaturgische Gestaltungen sind an Bord.

Entstanden sind Klangevolutionen, die sich sowohl für Ambient wie auch für die Filmmusik eignen – und auch als Hintergrund für Nichole Dechaines Gesang. Die Samples sind oft mehrere Minuten lang und zusätzlich geloopt, sodass breit angelegte Atmos realisierbar sind. Die Bearbeitungen sind fantasie- und geschmackvoll, mehr als nur ein kleines Add-On.

Und Vocodactos liefert auch noch Vocoder-Effekte. Halleluja.

Hier als Beispiel ein paar Töne der Organvox:

 

Beim Preset Spinzter des Patches Devolvers erklingt Nichole Dechaines Stimme in Form sich wiederholender Ornamente vor einer etwas bedrohlichen Klangkulisse – eine fertige Atmo für Traumsequenzen eines Mystery-Films.

 

Little Bird (nur der Anfang):

 

Phrazer 11 aus Kriambiences:

 

Vocodactos:

 

Der Sequencer

Ein Sequenzer für besondere Effekte findet sich in allen Phrasen-Patches einschließlich Gepfiffenem.

Den 32 Step-Sequencer öffnet man durch Klick auf den gleichnamigen Schriftzug unterhalb der hübschen Rose.

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Pro Schritt kann eine andere Phrase gewählt werden. Mit dem grünen und orangefarbenen Anfasser ist es möglich, den Sampleinhalt der Steps auf einen größeren oder auch sehr kleinen Abschnitt aus den Phrasen zu begrenzen.

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Diese Begrenzung gilt dann allerdings für alle Steps. (Der Sequencer der später erschienenen Library Soundiron Voice of Rapture – The Bass ist weiter entwickelt: Hier sind pro Step unterschiedlich große Abschnitte einstellbar.) Allerdings kann man per Animation des Offset-Reglers den Startpunkt und über den Duration-Regler den Endpunkt der Abschnitte auch während des Playbacks verändern, animieren und so unterschiedlich lange Steps generieren.

Bei den Tempo-Sync-Patches erhalten die Steps automatisch Notenlängen – welche wird allerdings nicht angezeigt werden. Die Synchronisation zum Tempo funktioniert dem Höreindruck nach auch nur bei kurzen Notenlängen (Achteln oder Sechzehnteln). Um schöne Übergänge zwischen den Steps zu erzielen, sollte man den X-Fade-Modus einschalten und den Regler im Bereich der Zwölf-Uhr-Position verwenden.

Der Sequencer wird über die rot gefärbte Key-Switch-Taste gestartet und per Note-Off gestoppt. Es gibt keine Reset-Funktion, um ihn wieder zum Startpunkt, also zu Step 1, zurück zu befördern. Nach einer Pause beginnt er dort, wo er zuvor aufgehört hat. Scrollt man im Projekt vor und zurück, so ist die genaue Abfolge der Sequenz quasi zufällig. Verschiedene Modi kann man hingegen wählen, und hier findet sich auch eine Lösung des Problems:

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Als Besonderheit kann man nämlich im Knob-Follow-Modus per Regler durch die Steps des Sequencers fahren und dies natürlich auch per Controller und Automationsspur aufzeichnen. Damit ist es möglich, zu Beginn eines Projekts den ersten Step über die Automationsspur festzulegen. Nachteil: Man ist nun gezwungen, eine komplette Automation aufzunehmen oder einzuzeichnen und kann nicht zu den präziser synchronisierten klassischen Abspielmodi (Loop Forward etc.) wechseln.

Im folgenden Audiodemo habe ich den Step-Sequencer mit French Phrases eingesetzt. Der Beat stammt aus Electra2 von Tone 2. Die Vocals habe ich mit dem internen Kompressor und dem Amp-Simulator etwas geschärft. Als externer Effekt kommt UltraRverb von Eventide mit Hall und Echo zum Einsatz.

Die dort verwendete Animation von Offset und Duration erlaubt es, maschinenähnlich gleichförmige Abfolgen von Steps zu vermeiden, indem man Offset und Duration mit zwei Controllern gleichzeitig animiert. So verändert man fließend die Länge der Steps. Das Welleform-Display hilft mit einer Echtzeit-Kontrolle. Für zusätzliche Rhythmik bietet sich das Spielen der Key-Switch-Taste des Sequencers an, mit der man die Sequenz stoppt und weiter laufen lässt.

 

Audioqualität

The Soprano verfügt über eine ausgezeichnete Audioqualität. Die Aufnahmen wurden mit 48 kHz Samplerate und 24 Bit Auflösung gemacht. Sie sind praktisch rauschfrei. Auch die üblichen Fehler wie Rumpeln durch Trittschall, kleine Übersteuerungen bei Dynamiksprüngen der Stimme oder zu scharfe Zischlaute sind nicht anzutreffen.

Durch die Nahmikrofonierung klingt die Stimme nicht nur detailreich, transparent und intim, sondern lässt sich auch problemlos in einem beliebigen virtuellen Raum platzieren, ohne dass sich in den Samples enthaltene Raumanteile mit jenen des Raumsimulators mischen. Zudem sind die Samples bestens zur weiteren Bearbeitung mit spezialisierter Pitch-Time-Software geeignet.

Obwohl die Aufnahmen mit hochwertigem Equipment und hoher Präzision durchgeführt wurden, kann man bei mehr als 3800 Samples nicht erwarten, dass nicht auch mal ein kleiner Schnitzer passiert. Sehr vereinzelt finden sich minimale und sehr kurze Nebengeräusche, bei denen allerdings kaum feststellbar ist, ob es sich hier um vermeidbare technische Fehler oder einfach um Zungen-Gaumen-Geräusche der Sängerin selbst handelt.

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Nichole Dechaines Stimme wird mit vollem Dynamikumfang und breit angelegtem Ausdrucksvermögen beeindruckend in Szene gesetzt – auch wenn hier, anders als bei Voice of Rapture – The Bass, keine doppelte Nah-Mikrofonierung verwendet wurde.

 

Anforderungen an den Rechner, Bugs, Bedienung

Auf unserem Testsystem war es bei Verwendung der Kontakt 5 Time Machine Pro notwendig, die Puffergröße auf 512 Samples hoch zu setzen, um Audioknackser durch kurzzeitig auftretende Leistungspeaks zu vermeiden.

Da insbesondere die temposynchronen Phrasen sowieso für das Komponieren im Studio mehr als für eine Live-Performance auf der Bühne interessant sein dürften, ist darin jedoch kein schwerwiegender Nachteil zu sehen: Auf niedrige Latenzen kann man hier verzichten und die Puffergröße entsprechend anpassen.

Das Patch „Legato Ah-Oh – HiQ“ beansprucht rund 520 MB Arbeitsspeicher, die anderen Patches meist zwischen 100 und 250 MB.

Ernstzunehmende, die Arbeit beeinträchtigende Bugs sind mir nicht begegnet. Soweit kleinere Dysfunktionen vorliegen, habe ich dies an den betreffenden Stellen erwähnt. Der experimentell angelegte Sequencer erfüllt seine Aufgabe als avantgardistisches Feature gut, auch wenn seine Funktionen noch verbessert werden könnten. Dass hieran gearbeitet wird, zeigen die erweiterten Funktionen des Sequencers bei später erschienenen Voval-Libraries der Voice od Rapture und Voice of Gaia Reihe.

 

Effekte

Das Effektboard mit eigener Menüseite ist reichlich gefüllt:

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Für meinen Geschmack passen Chorus, Drive, Amp- und Speakersimulation nicht zu einer derart virtuos vorgetragenen und klar aufgenommenen klassischen Stimme.

Auch die Ambience-Patches profitieren hiervon kaum, da sie vielschichtige Klangtransformationen bereits in sich tragen. Ein aufgesetzter Chorus würde sich wie ein Schleier über diese wunderbaren akustischen Gemälde legen.

Mit den Dynamics (Kompressor) kann man bei Bedarf eine zu große Lautstärkespanne (etwa bei einigen Phrasen) ausbügeln und den Gesang druckvoller gestalten.

Den EQ wird man kaum benötigen, da das Frequenzspektrum der Aufnahmen nicht korrekturbedürftig ist.

Das Delay ist leider nicht temposynchron, kann aber im Zusammenhang mit experimentellen Anwendungen des internen Sequencers benutzt werden, um kleine Klangwolken aus Vocal-Schnipseln zu kreieren.

Der Faltungshall bietet neben den üblichen Räumen vom Badezimmer bis zur Kathedrale einige ausgefallene Presets wie etwa einen Rückwärts-Hall. Erfreulich ist auch, dass hier die Raumgröße verändert werden kann. Selbst ausgewachsene Faltungshalls wie QL Spaces (im Übrigen ein erstklassig klingender Faltungshall) können damit nicht aufwarten. Für das Einspielen und Arrangieren eignet sich der Hall sehr gut. Wenn es an den finalen Mix geht, wird man in der Regel auf externe Mittel zurückgreifen.

 

Fazit

Soundiron Voice of Rapture: The Soprano präsentiert eine außergewöhnliche, virtuose und vielseitige Sopranistin: Dr. Nichole Dechaine. Deren Präsentation gelingt in vorzüglicher Klangqualität, nah mikrofoniert, detailreich und intim.

Nichole Dechaines Stimme verfügt über mehr als zwei Oktaven Umfang, eine lebhafte Dynamik und eine erstaunliche Wandlungsfähigkeit. Auch gepfiffene Melodien, gesprochene und gehauchte Gedichte und Geflüstertes sind an Bord.

Die Library zielt in erster Linie auf Filmmusikkompositionen und artverwandte Genres, kann jedoch auch weit darüber hinaus eingesetzt werden.

Zahlreiche temposynchrone Phrasen laden zur Erstellung sowohl klassisch ambitionierter als auch extravaganter Songs ein, ein Step-Sequencer bietet hohes Experimentier-Potenzial.

Sehr natürlich klingen die True-Legato-Vokalgesänge, deren Dynamik man bei Bedarf zusätzlich durch eine Animation des Swell-Parameters beeinflussen kann.

Eine Besonderheit stellen die Polysustains dar, kurze Phrasen, bei denen man die Noten während des Playbacks beliebig ändern und kleine Melodien einspielen kann.

Der Beipack von Ambiences, die unter Verwendung der Originalaufnahmen erstellt wurden, stellt eine nicht zu unterschätzende Fundgrube kunstvoll gestalteter, teils minutenlanger Klangevolutionen dar – eigenständige Kompositionen oder ideale Backgrounds für die Filmmusik.

Obwohl The Soprano auch auf der Vollversion von Native Instruments Kontakt 4 läuft, ist Kontakt 5 wegen seines deutlich besseren Timestretch-Algorithmus anzuraten.

Zusammengefasst: In Umfang, Qualität, technischer Ausstattung und unter Berücksichtigung des sehr fairen Preises ist The Soprano derzeit konkurrenzlos unter den gesampelten Sopran-Solostimmen. Konsequenterweise verleihen wir unsere beiden Awards.

Top Product Award

Best Value Award

Testautor: Holger Obst

 

Plus

  • Ausdrucksstarke Stimme mit großem, vielseitigen Repertoire
  • Echte Legato-Samples
  • Großes Angebot temposynchroner Phrasen
  • Exzellente Audioqualität
  • Polyfone Sustains mit ausgefeiltem Legato-Modus (Silbenverfolgung und Release-Samples)
  • Step-Sequencer und Vocal-Effect-Patches für experimentelle Anwendungen
  • Günstiger Preis

Minus

Regulärer Preis: 119.- US$

 

Systemvoraussetzungen

  • Kontakt 4 Vollversion, empfehlenswert jedoch Kontakt 5 Vollversion
  • Mac ab OSX 10.7, und PC ab Windows 7
  • Formate: Standalone, AU, VST, AAX in 32 und 64 Bit, RTAS

Hersteller:

Deutscher Vertrieb:

 

Testsystem:

  • PC Intel Core i7 3930K, Windows 7, Cubase 7, Motu 828 mKII;
  • Testprojekt Cubase: 44,1 kHz Samplerate, 24 Bit Auflösung
  • alle Audiodemos in 128 k mp3