Test: Sonnox VoxDoubler Teil 1 – die Funktionen

Hier geht es vornehmlich darum, Gesang größer und kräftiger zu machen. Dazu sind zwei Plug-ins im Paket enthalten.

Aus diesem Test ist ein Vergleichstest geworden: In Teil 1 geht es um die Funktionsbeschreibung der Sonnox-Produkte, in Teil 2 folgt der Vergleich mit Alternativen anhand von Audiodemos.

Im Gegensatz zu allen bisher von Sonnox veröffentlichten Produkten sind die beiden VoxDoubler-Plug-ins ausgesprochen übersichtlich gehalten und auch einfach zu bedienen. Sonnox eröffnet damit eine neue Toolbox-Serie, die sich im Vergleich zur Oxford-Serie auch durch etwas niedrigere Preise auszeichnet – was relativ zu betrachten ist, denn die ersten Toolbox-Plug-ins waren sicherlich weit weniger aufwändig zu entwickeln als ein algorithmischer Hall mit einer Vielzahl von Parametern.

Recording und Studiotechnik

Es geht beim VoxDoubler Widen schlicht darum, zwei virtuelle Stimmen zu einer bestehenden Stimme hinzuzufügen. Stimmen (oder auch Soloinstrumente) zu doppeln, um sie größer und dominanter zu machen, ist seit den ersten Mehrspur-Bandmaschinen ein gängiger Prozess, für den es seit vielen Jahren auch immer wieder neue Plug-ins gibt.

Auch VoxDoubler Thicken beschäftigt sich mit dem Thema Gesangsbearbeitung, wobei es hier eher darum geht, einen Chor im Stereopanorama breiter aufzustellen. Auch das ist nicht neu.

Mitbewerber gibt es also genug, man denke beispielsweise an Antares Duo und Choir, zwei Plug-ins aus dem Avox Bundle, die genau diese Aufgabe haben. Auch viele Multieffekte, die mit Zeitverzögerungen und Pitchshifting arbeiten, verfolgen unter anderem die selben Ziele. Bei Eventide findet man gleich eine ganze Reihe von Alternativen, die schon Pop-Geschichte geschrieben haben und inzwischen als Plug-ins erhältlich sind. Und auch Softube hat kürzlich einen Doppler vorgestellt, und unter den GRM-Tools finden sich gleich mehrere Plug-ins die diese Aufgabe übernehmen können.

Nicht zuletzt gibt es zahlreiche Echos, die unter anderem auch zur Stimmendopplung verwendet werden können, ebenso entsprechend editierbare Early Reflection – Module entsprechend ausgestatteter Raumsimulatoren.

Warum also bei Sonnox zugreifen?

 

Installation

Nach dem Kauf gelangt erhält man eine Email mit Download-Link. Dort gibt man unter anderem den iLok-Nutzernamen ein, damit die Lizenz automatisch zum iLok Konto geschickt wird. In meinem Fall wurde der Nutzernamen ohne ersichtlichen Grund nicht akzeptiert.

Es erschien eine Fehlermeldung mit der Aufforderung, sich mit der Bestellnummer an den Support zu wenden. Tatsächlich erhielt ich am nächsten Werktag vom Support eine überaus freundliche Entschuldigung für den Fehler, der wohl auf ein Kommunikationsproblem zwischen dem Sonnox- und dem iLok-Server zurückzuführen war. Man darf also davon ausgehen, dass es sich hier um eine Ausnahme handelt und das Problem nicht mehr auftritt. Lobenswert ist auch die umgehende Reaktion des Supports.

Bei der Installation tauchte dann der Hinweis auf, dass man ohne vorherige Zustimmung von Sonnox seine Lizenz nicht verkaufen darf. Setzt man hier kein Häkchen und akzeptiert diese Bedingung nicht, ist die Angelegenheit schon beendet (und man wird dann sicher auch sein Geld zurückerhalten, nehme ich an). Ich habe natürlich das Häkchen gesetzt, denn schließlich wollte ich den VoxDoubler ja auch nutzen und habe nicht vor, ihn zu verkaufen. Ärgerlich finde ich eine solch restriktive Maßnahme trotzdem.

Es ist allerdings bekannt, dass auch andere Hersteller eine Extra-Gebühr einfordern, wenn man ihre Software verkaufen will, und das erfährt man dann oft erst im Nachhinein. So gesehen ist es von Sonnox fair, direkt und deutlich sichtbar darauf hinzuweisen und nicht etwa im Kleingedruckten.

Zum VoxDoubler: Installiert werden kann auf dem PC die VST, VST3 und AAX-Version in 32 und 64 Bit.

VoxDoubler – Bedienung

Die Oberfläche ist übersichtlich; die Bedienung beschränkt sich auf wenige Parameter. Für eine einfache Stimmendopplung braucht man auch keine Flut an Parametern (s. erste Abb. oben).

 

Das Fenster ist stufenlos skalierbar. Über den „i“-Taster erreicht man unter anderem eine Info-Seite:

Wie schon erwähnt, generiert Widen zwei neue Stimmen,

  • die über den Mix-Regler bis zur Lautstärke des Originals angehoben werden
  • und über Width zentral und mittig oder hart auf die gegenüberliegenden Links/Rechts-Positionen gepannt werden.
  • Mit Timing und Pitch dosiert man entsprechende Abweichungen zum Original.
  • Über Depth „vertieft“ man nicht etwa den Effekt, sondern schiebt die künstlich produzierten Stimmen etwas weiter nach hinten. Das wird im Großen und Ganzen durch eine einfache Verzögerung erreicht. Depth ist also dafür da, eventuelle Kollisionen oder Überschneidungen (in der Tiefenstaffelung) mit der Originalstimme zu vermeiden.
  • Tone macht die Klone etwas höhenärmer (links der neutralen Mittelposition) oder höhenreicher (entgegengesetzt).
  • Aux Mode ist für den Einsatz als Send-Effekt ohne Beimischung des Originals gedacht.

In der Praxis kann man mit den Reglern nicht viel falsch machen. Die Einstellung von Mix und Width ist eher Geschmacksache bzw. eine persönliche Entscheidung: Soll der Lead-Gesang einschließlich der Dopplung zentral und mittig bleiben oder über das Panorama verteilt eingesetzt werden?

Die Effekte von Tone und Depth sind eher subtil, wenngleich nützlich für Feinanpassungen.

Bei Timing und noch mehr bei Pitch sollte man nicht die Maximaldosierung verwenden, da der Gesang dann doch unnatürlich leiert. Alles bis zur 15-Uhr-Position klingt hingegen authentisch und nach einer echten Dopplung.

Diese ist ausgesprochen natürlich – womit wir bei der Stärke des Plug-ins wären: So klar und echt sollten sich Dopplungen anhören – und das geht nicht mit jedem Plug-in, welches dafür gedacht ist. Andererseits sind effektvolle bis spektakuläre Stimmenvervielfältigungen und -verbreiterungen im Sinne eines kräftigeren Klangdesigns mit Widen nicht möglich.

VoxDoubler Thicken sieht ähnlich aus …

… macht aber etwas anderes:

Thicken erzeugt eine neue Stereostimme und fügt diese dem Stereo-Original hinzu. Die neue Stereostimme kann im Pegel dosiert, in der Stereobreite gespreizt und invertiert werden (Vertauschen des linken und rechten Signalanteils). Der Pitch-Parameter führt auch im Rechtsanschlag nicht zu einem Leiern (wie bei Widen).

Für einen besonders breiten Aufbau einer Solostimme kann man auch Widen und Thicken ganz schmerzfrei hintereinander verwenden (und zwar in dieser Reihenfolge). Thicken alleine eignet sich eher für mehrstimmigen Chorgesang oder Background-Vocals.

Da neue Stimmen erzeugt werden, kommt es logischerweise zu einer Erhöhung des gesamten Vocal-Pegels, der entsprechend ausgeglichen werden sollte. Ein zu lautes Anfahren der Plug-ins quittieren diese mit einer Anzeige „too loud“.

Wer daran denkt, Widen und Thicken auch für andere Anwendungen einzusetzen, sollte sich nicht zuviel erhoffen: Das Duo nennt sich nicht ohne Grund VoxDoubler und nicht etwa nur Doubler. Die Zeitverzögerung, die bei Widen verwendet wird, macht das Plug-in weitgehend unbrauchbar für attackbetontes Material wie etwa eine Rhythgmusgitarre. Die Anschlagsgeräusche führen zu einem Impuls-Cluster. Softe Bläser passen da schon eher. Mit Thicken kann man hingegen sehr schöne Chorus-Effekte erzeugen und ist hier bei der Auswahl der Instrumente nicht begrenzt. Wer allerdings schon einen Chorus oder mehrere Zeitverzögerungseffekte hat, die auch einen Chorus produzieren können, wird mit Thicken auch keine wirklich nennenswerte Bereicherung in diesem Punkt erfahren.

Damit sind wir auch schon am Ende der Funktionsbeschreibung. Im zweiten Teil des Tests geht es um die Praxis und den Vergleich mit Alternativen. Das Fazit finden Sie am Ende des zweiten Teils.

Testautor: Andreas Ecker.