Test: Audioease Altiverb 7

Altiverb ist der Pionier unter den nativen Faltungshalls und datiert auf das Jahr 2000. Angekommen in der Version 7 bietet Altiverb eine umfangreiche Library, die auch eine Reihe außergewöhnlicher Locations beinhaltet. Von einem starren Faltungshall kann nicht mehr die Rede sein: Zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten ermöglichen individuelles Raumklang-Design; eine Modulation sorgt für einen lebendigen Raumklang. True Stereo – Presets überwiegen.

Im letzten Kapitel unseres Tests widmen wir uns der Surround-Variante. Mit Hilfe des Spatial Audio Designers von New Audio Technology haben wir Audiodemos mit virtuellen Surroundsound für Kopfhörer aufgenommen.

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Hinweis: Einige Screenshots des Altiverb Bild-Browsers sind stark verkleinert, damit sie auch auf kleineren Monitoren ohne zu scrollen betrachtet werden können.

Zusammenfassung
  • 100%
    Audioqualität - 100%
  • 100%
    Angebot an Presets / Vielseitigkeit - 100%
  • 100%
    Bedienkomfort - 100%
  • 100%
    Bearbeitungsmöglichkeiten - 100%
  • 100%
    Preis-Leistungsverhältnis - 100%
100%

Auf den Punkt gebracht

Altiverb überzeugt mit einem ausgesprochen breiten Angebot vielseitig präsentierter Räume. Hier wurden kaum Kosten und Mühen gescheut. Im Laufe der Jahre ist eine einzigartige Library zusammengekommen, die auch zahlreiche weltberühmte Locations beinhaltet. Die Ausstattung mit Parametern zur Raumgestaltung ist lückenlos. Die Bedienung ist komfortabel, die Architektur logisch und übersichtlich.
Der Preis von Altiverb und dem großen Bruder Altiverb XL ist zwar nicht niedrig angesetzt, bedenkt man, welche Fülle von Presets man hierfür erhält, so ist dieser Kurs jedoch angemessen und fair. Altiverb bewegt sich konstant auf Referenzklasseniveau und hat ohne Zweifel Maßstäbe gesetzt.

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Das Angebot an Räumen

Audioease bezeichnet Altiverb als Industriestandard. Nicht zu unrecht, denn hier findet man für alle möglichen Anwendungszwecke das passende Preset. Der ausgereifte Bilder-Browser ist unter den Faltungshalls einzigartig.

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Die breit aufgestellte Library bietet zahlreiche Presets, die auf musikalische Anwendungen abzielen. Wir beginnen mit einem Überblick der Werksvorlagen – einschließlich Audiodemos (hier noch ohne virtuellen Surround-Sound für Kopfhörer). Bei den Audiodemos kommt der Positioner (Positionierung der Schallquelle im Raum, dazu später mehr) noch nicht zum Einsatz. Sie hören immer zunächst die trockene Passage, dann eine Wiederholung mit Antiverb. Der Mix-Anteil von Altiverb liegt bei rund 30 – 35 %. Die Audiodemos liegen als mp3-Dateien mit 320k vor.

Konzerthallen

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Oper Sydney (NI Emotive Strings):

 

Kirchen

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Uranienborg Oslo (Best Service / Eduardo Tarilonte Cantus):

 

Der Raumklang dieser Kirche bietet wunderschöne, natürlich klingende Schwebungen.

Tonstudios

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Piano Room (Toontrack EZkeys Grand Piano)

 

Piano Room bietet eine dezente, unaufdringliche Ambience.

Opernhäuser

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Royal Opera, Stockholm (Soundiron Voice of Rapture: The Soprano):

 

Stadien

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Wembley Stadium (Soundiron Voice of Rapture: The Bass):

 

Mausoleen und Grabkammern

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The Great Pyramid, King´s Chamber, Giza (Sonokinetic Desert Voice):

 

Clubs

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Tonic New York (Soundiron Questionably Barbershop):

 

verschiedene Räume

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Mirror Hall Schloss Esterhazy (Best Service Emotional Cello)

 

Wie oben zu sehen ist, verfügt der Browser (mit skalierbarem Fenster und Suchfunktion) auch über eine Kurzinfo zum angewählten Preset (mono/stereo, Halldauer). Eine besondere Markierung von True Stereo Presets gibt es nicht. Beinahe alle Stereo Presets werden intern in True Stereo – Technologie berechnet. Eine Ausnahme bilden lediglich kleinste Räume wie etwa Toiletten, Autos und Schlafzimmer, bei denen der Aufwand einer internen Vier-Impuslantworten-Berechnung nicht zu einem hörbar besseren Ergebnis führen würde. Die meisten Faltungshalls (wie etwa Waves IR1, einer der Mitbewerber in unserem Vergleichstest – und ebenso die meisten algorithmischen Halls) verzichten auf das True Stereo Feature, das für die Lokalisation der Schallquelle im Raum und letztlich auch für die Echtheit der Raumsimulation (ab mittlerer Raumgröße) von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist. Näheres zu True Stereo finden Sie in der Einleitung zu unserem Vergleichstest.

Nebenbei: Klickt man innerhalb der Bildansicht auf „config“, so erscheint eine Grafik der Input/Output-Konfiguration, hier am Beispiel der Impulsantwort Festspielhaus Baden-Baden (stereo):

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Auch die Post-Production und die Filmvertonung wird umfangreich bedient (Häuser, Autos, Zimmer, Freigelände, Treppenhäuser) und mit einigen Spezialeffekten angesprochen, beispielsweise einer Reihe von Next-Door-Presets, die man in dieser Fülle anderswo kaum findet.

Es ist natürlich nicht verboten, die unter Post Production kategorisierten Presets auch für Spezialeffekte innerhalb eines Song-Arrangements zu verwenden.

Badezimmer werden immer wieder gerne für Drum-Spezialhalls verwendet …

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Bathroom 6 (Ueberschall Drums):

 

… und warum sollte die Band nicht im Weinkeller, in einer Grotte oder im Wald auftreten?

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Forest Austerlitz (Ueberschall: The Resource, The Voice, Upright Bass, The Trumpet):

 

Auch eine Reihe von Vintage-Hallhardware …

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Lexicon L480 Large Wood Room (Ueberschall Drums):

 

… sowie experimentelle Resonanzräume gehören zum Altiverb-Katalog.

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Cooling Tower, Satsop USA:

 

Bei den Vintage-Hallgeräten finden sich eine ganze Reihe von Presets für jedes Modell. Hier exemplarisch die Auswahl zum Roland Space-Echo:

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Auch echte Lokalitäten liegen teilweise mit verschiedenen Aufnahmepositionen vor:

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Beim Blättern durch den Browser hilft ferner eine Vor-Zurück-Navigation sowie eine „Similar“ – Funktion, die ähnliche Alternativen aufzeigt, wenn man sich für ein Preset entschieden hat.

Presets können alphabetisch oder nach der Raumgröße sortiert werden. Eine Suchfunktion bietet sich an, wenn man beispielsweise Presets angezeigt bekommen möchte, die Audioease für Drums oder Chor empfiehlt, oder wenn man hölzerne/holzverkleidete Räume sucht. Anders als im Tutorial-Video des Herstellers gezeigt, wurden auf unserem Testsystem allerdings nur drei Räume zum Suchbegriff „wooden“ angezeigt. Dieser kleine Bug hat sich laut Hersteller in der letzten Version eingeschlichen und soll in Kürze behoben werden (Stand: Ende Juli 2015).

Anstelle einer (fehlenden) Undo/Redo-Funktion oder eines A/B-Vergleiches bietet sich die Nutzung der zahlreichen Snapshots an, wenn man Zwischenergebnisse des Editierens abspeichern und miteinander vergleichen will.

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Im Folgenden Audiodemo habe ich zunächst eine Reihe von Snapshots angelegt und diese dann bei laufendem Beat (QL ProDrummer) umgeschaltet. Das Umschalten habe ich als Automation aufgezeichnet. Der Mix-Regler steht bei allen Stationen auf 38%. Es werden folgende Räume durchlaufen: Innenraum eines Honda Element, breite Straße, Zappas Echo Chamber, Haydn Hall Schloss Esterhazy, Gol Gumbaz, U-Bahn-Tunnel, leeres, rundes Metallbecken, riesiger Gasspeicher.

 

Eine besondere Beachtung verdient der „News“-Taster. Laut Audioease werden monatlich neue Impulsantworten bereitgestellt, die man direkt vom Plugin aus herunterladen kann.

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Neben dem Browser für Impulsantworten gibt es noch einen Preset Browser mit nach Anwendungszwecken kategorisierten Presets:

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Gestaltungsmöglichkeiten

Der Raumklang lässt sich über folgende Parameter anpassen:

  • Reverb Time: Halldauer (1% bis 150%); Stauchen oder Dehnen der Impulsantwort.
  • Size: Raumgröße (50 bis 200%); hier werden die Resonanzeigenschaften des Raumes in Abhängigkeit zu dessen Größe neu kalkuliert.
  • Bright: Verändern der Nachhallzeit spektraler Anteile. Im Linksanschlag klingen tiefe, im Rechtsanschlag hohe Frequenzen länger aus.
  • Lautstärke für Input und Output, Mix-Regler (dry/wet)
  • Vollparametrischer Zweiband-Equalizer
  • Dämpfung über drei Filter mit variablen Crossover-Frequenzen (jeweils 20 bis 200%: Werte über 100% verlängern die Nachhallzeit über das natürliche Maß hinaus)
  • Predelay in Millisekunden und alternativ temposynchron in Notenwerten
  • Lautstärke und Brillanz des Direktsignals
  • Lautstärke der Frühen Reflexionen
  • Lautstärke der Hallfahne
  • Modulation mit den Parametern Stärke und Geschwindigkeit
  • Reverse-Taster (Rückwärtshall durch umgekehrtes Abspielen der Impulsantwort).

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Zudem gibt es interne Test-Samples. Hier wird alles Notwendige von der Bassdrum über Gesang bis zu einer kurzen Orchesterphrase geboten, um den Raumklang akustisch beurteilen zu können, ohne dafür in die Tasten greifen zu müssen oder ein eigens Audiofile laufen zu lassen. Sehr praktisch ist, dass (wahlweise) mit jeder Parameterveränderung das Testsample erneut abgespielt wird.

Es gibt jedoch über die oben aufgelisteten Parameter hinaus noch einige Sonderfunktionen. Per default zeigt Altiverb links das Bild der Location. Hier wird dem Auge einiges geboten: Es handelt sich nämlich häufig nicht um ein simples Photo, sondern um eine 360-Grad-Panoramaansicht, die man durchfahren kann. Auch eine bildschirmfüllende Vergrößerung der Ansicht in hoher Auflösung ist möglich (Zoom-Funktion):

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Rechts befindet sich das zoomfähige, drehbare und verschiebbare Display des spektralen Verlaufs der Impulsantwort. Operiert man mit Hallparametern (Länge, Dämpfung etc.), so wird dieses Display aktualisiert.

Neben der Abbildung kann man in der rechten Hälfte des Displays zu folgenden weiteren Menüs umschalten:

  • About: Detaillierte Informationen, unter anderem zur CPU-Leistungseinforderung und Latenz.
  • Preferences: Unter anderem werden hier die Pfaden zu Teilen der Library verwaltet.
  • Gate Reverb: in Millisekunden oder Notenwerten.
  • Positioner: Hier kann die Schallquelle im Raum positioniert werden. Audioease hat für diverse Presets Impulsantworten mit mehreren Monitorpositionen aufgezeichnet (siehe auch letztes Kapitel vor dem Fazit: Fragen an den Hersteller). Ein Algorithmus errechnet anhand dieser Impulsantworten den Raumklang, wenn man die Klangquelle im Raum verschiebt. Den Mix-Regler sollte man bei Verwendung des Positioners auf 100% einstellen. Schiebt man die Monitore ganz nach vorne, also zum Hörer, so ist der Hallanteil kaum noch wahrzunehmen und der Direktschall überwiegt. Schiebt man die Monitore hingegen ganz nach hinten, so wird kaum noch ein Direktschall erkennbar. Bei Verwendung mehrerer Altiverb-Instanzen mit demselben Raum für verschiedene Instrumente kann man über den Positioner jedem der Instrumente eine andere Raumposition zuweisen und so eine exzellente Tiefenstaffelung im Mix realisieren.
  • Im Snapshot-Menü können verschiedene Altiverb-Konfigurationen abgespeichert und aufgerufen werden.
  • Über IR Import können per drag & drop eigene Impulsantworten geladen werden.
  • EQ Kurve bietet einen weiteren Vierband-Equalizer (Hoch- und Tiefpassfilter plus zwei vollparametrische Mitten) mit grafischer Darstellung des Kurvenverlaufs und Anfassern.
  • Ir info bietet weitere Informationen zur Impulsantwort. Über ein Map-Feld gelangt man via Google Maps direkt zur Satellitenaufnahme der Location (vorausgesetzt man ist online).
  • Neben dem 3D-Spektraldisplay gibt es noch eine Wellenformdarstellung der Impulsantworten.

 

Die Aufnahme der Impulsantworten

Um die Impulsantworten zu erstellen, wurde ein Sinus-Sweep über einen Monitor abgespielt und an einer bestimmten Raumposition aufgenommen. Der Fingerabdruck des Raumes entstand unter Verwendung eines mathematischen Verfahrens, welches diesen Sinus-Sweep aus der Aufnahme herausrechnet. Lässt man nun ein Instrument über Altiverb laufen, so nimmt das Instrument die Position des Monitors ein (über den der Sinus-Sweep abgespielt wurde), während der Hörer die Position des Mikrofons einnimmt.

Audioease unterstützt den Benutzer anhand des online-Tutorials dabei, selbst Impulsantworten zu erstellen.

 

Altiverb in der Praxis

Dem im Laufe der Zeit stetig gewachsenen Produkt ist deutlich der Reichtum an Erfahrung anzumerken, den der Hersteller währen der letzten 15 Jahre gesammelt hat. Es fehlt kaum etwas. Anstelle einer Undo/Redo-Funktion und eines A/B-Vergleichs bietet sich das Snapshot-Menü an (wie oben bereits erwähnt). Ein direkter Zugriff zum Handbuch vom Plugin aus wäre eine (wenn auch nicht unbedingt erforderliche) Ergänzung. Die Oberfläche ist durchdacht und klar strukturiert, sodass die Bedienung kaum Fragen aufwirft.

Um die Gestaltungsmöglichkeiten an einem Beispiel aufzuzeigen habe ich die Impulsantwort Auditorium de Dijon geladen.

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Die Impulsantwort ist 4,2 Sekunden lang. Der Hall wird als Tue Stereo Reflexion intern mit vier Kanälen berechnet:

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Auf unserem Testsystem erreicht die CPU-Leistungseinforderung bei diesem Preset in der Spitze rund 10% (bei einer niedrigen, livetauglichen Latenz von rund 7 ms und einer Puffergröße von 128 Samples).

Als Instrumente kommen lediglich eine Bassdrum und eine Snare aus BFD2 zum Einsatz. Altiverb habe ich als Insert-Effekt geladen. Der Mix-Regler steht auf 30%. Die Positionierung ist ausgeschaltet.

 

Der spektrale Verlauf:

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Nach einer Erhöhung der Reverb Time und Size auf je 150% hört sich der Hall immer noch gleichmäßig und nicht körnig an. Er gewinnt an Fülle und Volumen. Auch die tiefen Frequenzen werden mitgenommen (was nicht jeder Faltungshall derart überzeugend kann – siehe unser Vergleichstest in diesem Heft).

 

Man kann praktisch beliebig mit den Parametern experimentieren, ohne dass die Audioqualität darunter leidert. Die Auflösung und Transparenz des Hallsignals bleibt unbeeinflusst. Eine übertriebene Betonung des Höhenspektrums (etwa durch Dämpfungswerte der hohen Frequenzen weit über 100% führt (wie bei jedem Hall) zu unnatürlich wirkenden aber dennoch fein aufgelösten Höhen.

Diese Einstellungen …

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… führen zu folgendem Hörerlebnis:

 

Bevor es zur Surroundversion geht, noch ein Anwendungsbeispiel des Positioners. Die Band spielt im Festspielhaus Baden-Baden, hier zunächst trocken, dann (noch ohne Positioner) mit 25% wet:

 

Nun kopiere ich Altiverb in die Instrumentenkanäle und verteile über den Positioner die Instrumente

im Raum: Bass und Drums nach hinten, die Gitarre mit mittlerer Distanz zum Hörer, Trompete und Gesang nahe am Hörer. Den Mix-Regler stelle ich bei allen Instanzen auf 100% wet.

 

Durch die Positionierung lässt sich ein lebendiger, echt wirkender Raumklang erzeugen. Die Musiker agieren im Raum eingebettet; es entsteht nicht der Eindruck, dass lediglich ein Hall hinzugemischt worden ist. Der Mix wirkt insgesamt transparenter und offener.

Die CPU-Leistungseinforderung hat sich durch den Einsatz von nunmehr fünf Altiverb-Instanzen übrigens kaum erhöht: Jede Instanz wird bei entsprechend ausgestatteten Multicore-Systemen von einem anderen Kern berechnet.

 

Altiverb XL – der Surroundhall

Altiverb XL bietet neben der Surroundfähigkeit Sampleraten oberhalb von 96 kHz und TDM-Support (nur Mac). Die Auswahl an surroundfähigen Impulsantworten und Presets ist enorm. Anstelle der vier Impulsantworten für True Stereo werden hier sogar acht Impulsantworten verwendet.

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Alle anderen Parameter der Stereo-Variante sind auch beim Surroundhall vorhanden.

Für die folgenden Audiodemos habe ich die bereits bekannten Instrumente auf einen Surround-Gruppenkanal geroutet und dort Altiverb geladen. Um den Surroundsound bei einer Stereowiedergabe hörbar zu machen, habe ich den Spatial Audio Designer von New Audio Technology verwendet. Wenn Sie die Audiodemos über einen Kopfhörer abhören, können Sie die räumliche Lokalisation wahrnehmen. Bei der Wiedergabe über Monitore hören Sie hingegen einen verfärbten Klang, der auch der Leistung von Altiverb nicht gerecht wird.

Die Stimme habe ich frontal ins Zentrum vor dem Hörer platziert, Gitarre und Schlagzeug ebenfalls nach vorne über die Links/Rechts-Positionen. Der Bass spielt hinten links, also im Rücken des Hörers, ebenfalls die Trompete, diese allerdings rechts.

Zunächst hören Sie die Band im Treppenhaus des Breda College:

 

Nun in den Cello Studios, Live Room 1:

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Und im Paradiso Amsterdam:

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Fragen an den Hersteller

Relesetime:

Wie wird die Modulation des Raumsignals erzielt? Bei algorithmischen Reverbs werden (bei einigen Herstellern) die Tonhöhe von Reflexionen, Resonanzen oder Teilspektren der Hallfahne moduliert, in der Regel mit LFOs. Ein Faltungshall bietet solche Eingriffsmöglichkeiten nicht. Die Impulsantworten sind starr …

Audioease:

Die Modulation bei Altiverb greift im Audio-Input. Das eingehende Audiosignal wird mit einer Zufallsfunktion zerlegt und „gestreut“. Auf diese Weise wird eine Vielzahl von Versionen des Eingangssignals erzeugt, die dann geringfügig unterschiedlich in ihrer Tonhöhe langsam moduliert werden. Das Ergebnis dieser Vorgehensweise will ich an zwei Beispielen verdeutlichen:

  1. Wenn der selbe Snare-Schlag zweimal hintereinander den Audioeingang von Altiverb erreicht, klingt dessen Hallsignal dennoch unterschiedlich.
  2. Klänge einer Flöte werden leicht gestreut, laufen geringfügig auseinander in dem Sinne, dass die Hallfahne derselben Note nicht statisch bleibt. Wenn Sie in der Realität eine Flöte in einer Kirche spielen, beinhaltet das Hallsignal nur die Freuqnzen, die auch im Flötenklang enthalten sind. Algorithmische Hallerzeuger zerstreuen diesen Flötenton, modulieren die Tonhöhe und machen ihn „wolkiger“. Deshalb verhalten sich algorithmische Halls auch toleranter gegenüber falsch gespielten Noten als Faltungshalls. Altiverbs Modulation beseitigt diesen Unterschied. Betrachten Sie die Modulation als Bewegung der Frühen Reflexionen, als ein subtiler chorusähnlicher Effekt der ersten Echos, nachdem sie von der Wand zurückgeworfen werden.

Releasetime:

Die Library von Altiverb wächst ständig. Im Tutorial Video Ihrer Webseite verweisen Sie darauf, dass mehr oder weniger wöchentlich neue Locations hinzukommen. Besitzer von Altiverb können neue Locatuons kostenlos herunterladen. Gilt dieser Support unbegrenzt ab dem Erwerb des Produkt?

Audioease:

Voraussetzung ist die aktuelle Version, also Altiverb 7.

 

Fazit

Altiverb überzeugt mit einem ausgesprochen breiten Angebot vielseitig präsentierter Räume. Hier wurden kaum Kosten und Mühen gescheut. Im Laufe der Jahre ist eine einzigartige Library zusammengekommen, die auch zahlreiche weltberühmte Locations beinhaltet.

Neben diversen Hallen, Kirchen, Opernhäusern, Studios und Räumen aller Art gibt es auch eine umfangreiche Sammlung an Vintage-Halleffekten, Next-Door-Sounds und experimentelle „Räume“ wie Blecheimer, Gastanks, Wälder, eine Waschmaschine oder einen Staubsaugerschlauch.

Altiverb liefert eine erstklassige, überzeugend echte Audioqualität. Die Ausstattung mit Parametern zur Raumgestaltung ist lückenlos: Hallzeit, Raumgröße und das Abklingverhalten über drei definierbare spektrale Bereiche erlauben Feinarbeit an jedem Preset.

Der Starre eines Faltungshalls wird mit einem Modulationsmodul entgegengewirkt. Über das Positionierungsmodul können Instrumente individuellen Standorten in einem Raum zugewiesen werden. So ist eine perfekte Tiefenstaffelung möglich. Der Raumklang wirkt offen, transparent, aufgeräumt. Die Musiker spielen im Raum – was echter und natürlicher klingt als die herkömmliche Zumischung eines Hallsignals zum Direktschall.

Auch temposynchrone Gate-Reverbs sowie Rückwärtshall werden geboten.

Die Bedienung von Altiverb ist komfortabel, die Architektur logisch und übersichtlich. Der Browser mit Photos der betreffenden Locations ist nicht nur für das Auge sehr ansprechend und in dieser Form einzigartig unter den Faltungshalls, sondern auch komfortabel: Per „similar“ kann man eine Reihe von Alternativen zum gewählten Preset aufrufen.

Wer sich für Altiverb XL entscheidet, erhält eine große Anzahl von Surroundpresets, bei denen meist acht Impulsantworten vorliegen.

Die Library wird fortlaufend erweitert. Nach Angaben des Herstellers kommen monatlich neue Räume hinzu. Diese kann man direkt vom Plugin aus herunterladen und ohne Neuladen des Projekts sofort einsetzen.

Der Preis von Altiverb und dem großen Bruder Altiverb XL ist zwar nicht niedrig angesetzt, bedenkt man, welche Fülle von Presets man hierfür erhält, so ist dieser Kurs jedoch angemessen und fair. Altiverb bewegt sich konstant auf Referenzklasseniveau und hat ohne Zweifel Maßstäbe gesetzt – aber auch lernfähige Nachahmer gefunden.

Wie sich das Produkt im Vergleich unter 14 Hallerzeugern geschlagen hat, erfahren Sie hier.

Testautor: Holger Obst

Top Product Award

Plus:

  • große Auswahl an Locations, Vintage-Hallgeräten, Post-Production-Presets und Spezialeffekt-Halls
  • exzellente Audioqualität
  • umfangreiche Ausstattung mit True Stereo Presets
  • Abklingzeit der Halls für drei spektrale Bereiche separat einstellbar
  • Modulation des Halls
  • Positionierungs-Modul für Tiefenstaffelung
  • Gate-Reverb-Modul, temposynchron
  • komfortabler Browser mit Bildern aller Locations
  • moderate CPU-Leistungseinforderung
  • fortlaufende Erweiterung der Library mit neuen Locations

Minus:

regulärer Preis: Altiverb 593,81 EUR / Altiverb XL 1010,31 EUR

System:

Mac/PC

Formate: AAX, RTAS, AU, VST, MAS

32 und 64 Bit

iLok Dongle erforderlich

Hersteller: Audioease

Produktseite: Altiverb 7

Testsystem:

PC Intel Core i7 3930K, Windows 7, Cubase 7, Motu 828 mKII;

Testprojekt Cubase: 44,1 kHz Samplerate, 24 Bit Auflösung

alle Audiodemos in 320k mp3