Test: Steinberg Cubase 7 – Teil 1

Steinberg kann inzwischen auf eine fast 30-jährige Geschichte zurückblicken. Vom ersten MIDI-Sequenzer Steinberg Pro 16 für den Commodore 64 über Twenty-Four, die Entwicklung der VST-Schnittstelle bis zu Cubase 6.5 hat sich viel getan. Inzwischen folgen die Weiterentwicklungen Schlag auf Schlag – oder besser gesagt: jährlich. Alle zwei Jahre liegt eine neue Vollversion vor, dazwischen ein x.5er-Update. Große Updates haben bei Cubase schon immer wesentliche Neuerungen gebracht: Die Integration von 5.1 Surround oder Vari-Audio waren solche Meilensteine, aber auch neue und inspirierende Instrumente oder Effekte. Das Groove-Tool LoopMesh und der Granularsynthesizer Padshop sind Beispiele hierfür. In Cubase 7 ist es der Voxengo Curve-EQ, der Akzente bei der Klangbearbeitung setzt. Die Highlights sind aber ohne Zweifel der neue Mixer MixConsole, die Akkordspur und deren Kombination mit Vari-Audio 2. Nicht zu unterschätzen ist auch die fortlaufende Optimierung des Workflows, unterstützt von Arbeitshilfen wie der Media Bay, die dazu dient, den Überblick zu behalten. Cubase 7 bietet Suchfunktionen für Mixerkanäle und Effekte. Aber verschaffen wir uns erstmal einen Überblick davon, was uns erwartet …

Schwerpunkte dieses Tests sind der neue Mixer sowie Vari-Audio in Kombination mit der Akkordspur. Der Voxengo Curve-EQ, das neue Klangmaterial und die unter 1.1 Sonstiges aufgeführten Neuerungen sind nicht Gegenstand des Tests.

1. Überblick über die wichtigsten Neuerungen

1.1. MixConsole (Überblick)

Steinberg hat Cubase ein neues virtuelles Mischpult spendiert. MixConsole stellt eine komplette Überarbeitung des bisherigen Mixers dar und beinhaltet eine Reihe neuer Funktionen. Optisch hat man sich von dem digital-futuristischen Look der Vorgängerversion entfernt: Nun sieht vieles nach Analogpult aus – und in der Tat hat sich die Architektur des Mixers deutlich in diese Richtung entwickelt. Der Mixer ist sowohl in einer Gesamtansicht als auch in seinen internen Modulen skalierbar. Vier Mixeransichten können abgespeichert und mit einem Klick gewechselt werden. Die Sichtbarkeit von Kanälen und Mixermodulen kann für diese vier Ansichten individuell konfiguriert werden. VST-Instrumente können über den Mixer geöffnet und anschließend editiert werden. Mixerkanäle können verknüpft und gemeinsam bedient, zwei kanalübergreifende Effekteinstellungen können für einen A/B-Vergleich angelegt werden. Diverse Mixer-Parameter können über Quick-Controls für eine Hardware-Controllersteuerung konfiguriert werden. Zusätzlich zu den üblichen Eingangs- und Ausgangsroutings kann nun auch eine Sidechain-Funktion über den Mixer eingerichtet werden.

Zum Aufbau: Ähnlich einem luxuriösen Hardware-Mischpult beginnt die Klangbearbeitung (nach der Meterbridge und der Routing-Zeile) mit einem vorgeschalteten Tief- und Hochpassfilter, gefolgt von einer Vorverstärkung von nun bis zu 48dB, Phasenumkehrschalter, acht Inserts, einem Channel-Strip mit 4-Band-EQ, Gate, Kompressor, EnvelopeShaper, Saturator und Limiter, acht Send-Wegen, Quick-Controls, Instrumenten-Bedienfeld (soweit vorhanden) und Faderpanel mit zusätzlichen Befehlstastern.

Effekte lassen sich innerhalb des Racks mittels Klicken und Ziehen in der Position verschieben. Das Noise-Gate oder der Equalizer lassen sich beispielsweise innerhalb des Channel-Strips vor oder hinter den Kompressor schieben. Gleiches gilt für Positionswechsel innerhalb der Insert-Effektkette. Alle klangbearbeitenden Plug-ins lassen sich gemeinsam oder für bestimmte Kanäle (beispielsweise nur Schlagzeugspuren) auf Bypass schalten, sodass man mit einem Klick eine gute Kontrolle zwischen der Ursprungsversion und der Bearbeitung hat. Auch ist in der Kopfzeile ein Transportfeld sowie die wichtigsten Bedienoptionen (Solo und Mute aufheben; Inserts, EQs sowie Automationsdaten schreiben, lesen und aktivieren/deaktivieren) integriert. Das Gesamtkonzept von MixConsole zielt darauf ab, dass innerhalb des Mixerfensters alle wesentlichen Zugriffe zu mischungsrelevanten Arbeitsvorgängen integriert sind und die Arbeit – eine gewisse Einübung vorausgesetzt – leicht und schnell von der Hand geht.

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1.2. Chord-Track und Chord Assistant, Vari-Audio

Eine neue Kategorie von Spuren hält Einzug in Cubase: Bei der Akkordspur geht es darum, Harmoniewechsel sowohl von Instrumenten-, als auch von Audiospuren (via Vari-Audio) zu steuern und in Kombination mit dem Chord-Assistant kompositorische Hilfestellungen zu leisten. So kann aus einer kurzen Sequenz im Rahmen von Transponierungen und der „künstlichen Intelligenz“ des Akkordassistenten auch bei eingeschränkten Kenntnissen der Harmonielehre eine harmonisch schlüssige Komposition gelingen. Überarbeitete Vari-Audio-Algorithmen sollen es richten und dazu beitragen, dass monofone Audiospuren (wie etwa Solo-Gesang) bearbeitet, geklont und/oder transponiert werden und mittels Akkordspur zu einem mehrstimmigen Gesang abheben können. Mehrere Vari-Audio-Spuren können nun gemeinsam in einem Editorfenster bearbeitet werden. Notenerkennung und Timestretch-Algorithmen wurden optimiert.

1.3. Voxengo Curve-EQ

Inbegriffen ist der 64-Band Spline-Equalizer Curve-EQ von Voxengo, der mit 64 Ankerpunkten über weitgehend frei zeichenbare Filterkurven sehr detaillierte Eingriffe in das Frequenzspektrum erlaubt. Mit integriertem Analyser behält man auch optisch die Kontrolle über das Geschehen und kann Ungleichmäßigkeiten bzw. Resonanzen im Frequenzgang gut erkennen.

1.4. Frisches Klangfutter

Die Klangbibliothek von Halion Sonic SE wurde um zahlreiche Hybrid-Instrumente, bei denen samplebasierte und virtuell-analoge Klangerzeugung zusammentreffen, erweitert. Im Zentrum der Neuzugänge stehen Pianos, Chöre, Streicher und Texturen. 2500 zusätzliche MIDI-Loops für Halion Sonic SE kommen aus der Sequel-Library. Groove Agent ONE profitiert von 30 neuen Construction Kits und neuen Grooves auf MIDI-Pattern-Basis.

1.5. Sonstiges

  • ASIO-Guard: CPU-Grenzbelastungen, die zu Audioausstzern führen, sollen durch die neue ASIO-Guard-Technologie weitgehend vermieden werden
  • Der neue Remote-Control-Editor dient dazu, dass das Controllerkeyboard zur Steuerung eines Klangerzeugers maßgeschneidert konfiguriert werden kann
  • MixConvert soll ein verbessertes Downmixing von Mehrkanalabmischungen ermöglichen
  • Die als Download erhältliche Standalone-Software Steinberg VST Connect SE soll es ermöglichen, per Datenstrom weltweit mit anderen Musikern an einem Cubase-Projekt zusammen arbeiten zu können – in Echtzeit, samplesynchron und mit Video/Audio-Stream sowie Chat. Die Cubase-Vollversion wird dabei nur von einem der Partner benötigt. Wenn also ein Sänger oder Gitarrist auf der anderen Seite des Globus sein artistisches Können einbringen möchte, benötigt er lediglich die Connect-Software. Es versteht sich jedoch von selbst, dass für diese Fernarbeit eine schnelle Internetverbindung erforderlich ist. Steinberg gibt als Minimum 256kBit/s an.

2. Installation

Schon das Installations-Startfenster präsentiert sich komfortabel (und weist zugleich auf eine Reihe mitgelieferter 30-Tages-Demos von Steinberg-Software hin, darunter Effekte und Klangerzeuger):

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Bei der Installation werden etwa 9GB Daten auf die Festplatte geschrieben. Die anschließende Autorisierung erfolgt über das eLicenser Control-Center. Dort klickt man auf den grünen Button „Aktivierungscode eingeben“. Ein Dongle, auf den der Code geschrieben werden kann, ist bei der Box-Version enthalten. Und anschließend kann’s losgehen.Cubase 7-3

 

Cubase 7 scannt beim Start sämtliche Plug-ins und begrüßt uns mit einem großen Info-Doppelfenster, dem sogenannten Steinberg Hub. Der Einstieg wird dem Nutzer leicht gemacht: Links gibt es unter anderem einen Überblick über die neuen Funktionen und eine Quick-Start-Hilfe. Der Rechner sollte allerdings über einen Internetzugang verfügen, denn die hier verfügbaren Hilfen werden online (das heißt auch: immer aktuell) bereitgestellt. Rechts finden sich die letzten Cubase-6-Projekte.

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Beim ersten Antesten stellt sich erfreulicherweise heraus, dass Cubase 7 Grundeinstellungen von Cubase 6.5 (soweit auf dem rechner installiert) übernommen hat: Audio- und MIDI-Interface müssen nicht mehr neu zugewiesen werden, auch die angeschlossenen externen Instrumente und Effekte müssen nicht neu eingerichtet werden, persönliche Tastaturbefehle werden übernommen.

3. MixConsole

Eine Übersicht des neuen Mixers finden Sie im vorangegangenen Kapitel 1. Hier geht es nun um die Details. Die Abteilungen des Bedienfeldes lassen sich einfach konfigurieren:

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Im oberen Bereich befindet sich die Meterbridge und direkt darunter eine grafische Darstellung der Equalizerkurve:Cubase 7-10

 

Klickt man auf diese, öffnet sich der EQ, und man kann den Filterverlauf dort ohne Umwege grafisch mit Klicken und Ziehen editieren:

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Alternativ dazu können die Einstellungen von Frequenz, Filtergüte und Verstärkung/Abschwächung für die vier Bänder auch im EQ-Display weiter unten vorgenommen werden:

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Per Rechtsklick öffnet sich ein Kontext-Menü. Hier können Filtereinstellungen invertiert, gespeichert, geladen und den Vergleichsmixen A und B zugeordnet werden:

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Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Presets – sinnvolle Vorschläge für EQ-Einstellungen, nach Instrumentengruppen sortiert und insbesondere für Einsteiger eine gute Orientierungshilfe.

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Für jedes EQ-Band kann eine bestimmte Filtercharakteristik gewählt werden. EQ-Bänder können abgespeichert, kopiert oder ganz gelöscht werden.

 

Zudem ist es möglich, einzelne Filterparameter als Quick-Controls zu definieren und über MIDI-Controller fernzusteuern.

Doch zurück zu grundlegenderen Dingen: Will man alle Bedienreihen des Mixers öffnen, so benötigt man einen Bildschirm mit viel Platz. Per Rechtsklick unterhalb der oberen Toolbar öffnet sich das Kontext-Fenster für den Vollbildmodus. Hier werden die zur Verfügung stehenden Monitore angezeigt.

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Wer nur einen Monitor hat, kann trotzdem damit arbeiten, denn auf die selbe Weise kann man wieder zurück zur normalen Darstellung gelangen und den Mixer dann über die Toolbar von Cubase auch ganz ausblenden, wenn man ihn mal nicht benötigt und den Platz für die Arbeit am Arrangement braucht. Dazu führt man einen Rechtsklick in die Toolbar von Cubase aus und setzt ein Häkchen vor „Schalter für Medien und MixConsole-Fenster“.

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Nun erscheinen folgende Icons (die per Default nicht in der Toolbar enthalten sind):

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Das Fader-Icon dient dem Öffnen und Schließen des Mixer-Fensters. Die Fenstergröße von MixConsole ist frei über den Anfasser in der rechten unteren Ecke skalierbar. Auch die Bedienzonen innerhalb des Mixers sind per Klicken und Ziehen der Begrenzungslinien anpassbar.

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Über das Sichtbarkeits-Menü können nicht benutzte Kanäle ausgeblendet werden. Per Shift + Klick können Kanalzonen bestimmt werden; die Mixeransicht springt dann zu diesen Kanälen; ein Scrollen durch das Mischpult ist nicht mehr erforderlich. Bei großen Arrangements hilft zudem eine Suchfunktion.

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Über den Kanalsichtbarkeits-Agenten der Kopfzeile lässt sich darüber hinaus eine definierte Auswahl treffen, beispielsweise lässt man sich die Kanäle anzeigen, die mit dem ausgewählten Kanal verknüpft sind. So erhält man mit einem Mausklick einen Überblick über Einzelkanal, zugehörige Gruppe und Effektkanäle.

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Die Mixeransicht lässt sich zudem über die Auswahl bestimmter Kanäle aufräumen. Arbeitet man auf MIDI-Kanalebene reicht es zunächst, wenn diese Kanäle angezeigt werden. Für den Mixdown wird man wiederum keine Ansicht der Eingangskanäle mehr benötigen.

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Im Sichtbarkeitsfenster lassen sich ausgewählte Kanäle verknüpfen. Instrumentengruppen kann man nun unter anderem in der Lautstärke oder in den EQ-Einstellungen gemeinsam bearbeiten. Dabei werden die zuvor eingestellten Werte der Kanäle respektiert: Lautstärkeänderungen werden so relativ zur zuvor eingestellten Faderposition wirksam. Und auch die Equalizereinstellungen werden nicht gleichgeschaltet, sondern lediglich harmonisiert: Eine Anhebung der Höhen mit dem vierten Band des Equalizers um 5dB wird beispielsweise für alle verknüpften Kanäle wirksam – ausgehend zum zuvor eingestellten Wert des jeweiligen Kanals und natürlich auch unter Beibehaltung der jeweils für dieses Band eingestellten Center-Frequenz.

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Ein individuelles Nachjustieren einzelner Kanäle ohne Beinflussung der verlinkten Kanäle ist ebenfalls bequem möglich: Über den SUS-Taster der Mixer-Kopfzele kann die Verlinkung für solche Eingriffe temporär aufgehoben werden. Umgekehrt ist es auch möglich, ungleiche Einstellungen zwischen verknüpften Kanälen radikal aufzuheben: Über den ABS-Taster der Kopfzeile können die anschließend betätigten Regler/Fader auf ein gemeinsames Level gebracht werden. Dies bietet sich beispielsweise an, um die Lautstärkeregelung oder die Kompression der Dyamikprozessoren gleichzuschalten.

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Zwischen mehreren Kanalverknüpfungen lässt sich ebenfalls über die Kopfzeile und eine Auswahl der Link-Gruppen umschalten. Eine einfache und schnelle Verlinkung ist zudem über Q-Link möglich. Alles in allem eine sehr durchdachte und praxisorientierte Geschichte. Über das Funktionen-Menü der Kopfzeile können unter anderem Kanaleinstellungen ex- und importiert oder die Meter-Bridge eingestellt werden.

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Nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch eine schnelle Orientierungshilfe ist die Kennzeichnung der Kanäle durch Instrumentenbilder, die über den Bild-Browser geladen werden. Auch eigene Bilder kann man hier importieren.

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Sehr elegant ist auch der Zugriff auf das persönliche Arsenal von Effekten: Ein Klick auf einen unbelegten Insert-Slot öffnet die Liste der verfügbaren Effekte:

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Per Rechtsklick auf ein Insert-Rack lassen sich auch gleich ganze Kanalzüge laden.

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Persönliche Effektketten, die man etwa für Drumgruppen oder für das Mastering immer wieder verwendet, können abgespeichert und mit einem Klick geladen werden. Neu ist auch der Channelstrip, den wir uns hier genauer ansehen wollen. Innerhalb des Strips können keine externen Plug-ins geladen werden (dafür gibt es acht Inserts außerhalb des Strips). Per Default ist die Reihenfolge innerhalb des Channel Strips:

  1. Noise Gate (mit Treshhold, Release, Auto-Release und Sidechain; zu Sidechain später mehr):

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  1. Kompressor: Hier besteht die Wahl zwischen einem Vintage-, Tube- und dem Standard Kompressor. Die Bedienelemente unterscheiden sich von Modell zu Modell. Neben dem Schwellenwert für die Kompression (Threshold), der Stärke der Dynamikreduzierung oberhalb des Schwellenwertes (Ratio), der Attack- und Releasezeit sowie einer Minianzeige für die Pegelunterdrückung gibt es als Besonderheit auch hier eine Sidechain-Funktion sowie Gain-Regler (je nach Modell Input/Output-Gain oder Makeup-Gain). Der Tube-Kompressor beinhaltet zudem einen Drive-Regler, mit dem man die Röhrensättigung anfahren kann, sowie einen Mix-Regler für Parallel-Processing: Hier wird Original- und Kompressionssignal gemischt. So können Transienten des Originalsignals noch durchgelassen werden und das beigemischte komprimierte Signal den nötigen Druck vermitteln. Der Tube-Kompressor sieht folgendermaßen aus:

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  1. Mittels Envelope-Shaper kann dem Audiosignal nachträglich eine Hüllkurve aufgeprägt werden. Die Bearbeitung geht hier über eine Kontrolle der Transienten hinaus: Per Length-Regler lassen sich auch AHR-Hüllkurven gestalten und das Sustain mit beeinflussen:

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  1. Analog- und Vintagefeeling verspricht neben dem Tube-Kompressor der Saturator, den es für eine Röhren- oder Bandsättigung (Tube/Tape) gibt. Beide verfügen über einen Drive- und Output-Regler sowie ein Duo aus Hoch- und Tiefpassfilter. Die Bandsättigung ist zudem mit einem Duplex-Modus und Autogain ausgestattet:

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  1. Am Ende es Strips gibt es einen Limiter mit drei Varianten: Standard, Brickwall und Maximizer. Letzterer bietet Parallelprocessing per Mix-Regler:

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  • Wie bereits eingangs beschrieben ist der 4-Band-Equalizer Bestandteil des Channel-Strips.

Alle Module können innerhalb des Strips verschoben und damit in ihrer Reihenfolge verändert werden. Speziell die Platzierung des Equalizers und/oder des Envelope-Shapers vor oder hinter dem Kompressor bieten mehr Freiheit bei der Klangbearbeitung.

Nun stellt sich die spannende Frage: Was kann man damit alles machen und wie klingt das Ganze? Im Folgenden habe ich exemplarisch einen Drum-Beat aus Groove-Agent 3 genommen, der unbearbeitet zunächst so klingt:

 

Grundsätzlich könnte die Bassdrum durch etwas mehr Wumms modernisiert werden. Die charakteristischen Resonanzen der Snare liegen bei etwa 1000 und 2000 Herz. Diese hebe ich ebenfalls etwas an. Die unteren Mitten sind im Mix oft ein Bereich, in dem es schwammig werden kann. Daher senke ich sie leicht ab. Die Höhen dürften etwas spitzer klingen und werden geringfügig angehoben. Das Equalizerdisplay bietet hier nicht nur eine komfortable Einstellmöglichkeit, sondern neuerdings auch einen Analyser.

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Die folgenden Klangbeispiele sollen nun ein paar exemplarische Arbeitsschritte demonstrieren. Da die Veränderungen stellenweise subtil ausfallen, sollten sie am besten an einer ordentlichen Abhöre nachvollzogen werden.

Das Noise-Gate brauchen wir nicht. Rauschen in Pausen des Audiosignals gibt es hier nicht; und als Effekt, um den Beat regelrecht zu zerhacken, ist es hier auch nicht erwünscht. Den EQ positioniere ich an die zweite Stelle, direkt hinter das Noise-Gate. Den Envelope-Shaper habe ich an dritter Stelle vor den Kompressor gelegt. Hiermit lässt sich eine ganze Menge anstellen, etwa die Transienten hervorheben:

 

Das ist aber noch nicht alles. Einzelne Regler aller Module des Channel-Strips können via Quick-Controls über externe Controller gesteuert werden. Ziel in unserem Beispiel ist es, den Attackregler des Envelope-Shaper über das Modulationsrad des Master-Keyboards zu steuern. Dazu richten wir zunächst die Controllersteuerung ein: Wir gehen in das Menü (Cubase Kopfzeile ->) Geräte -> Geräte konfigrieren (ganz unten, letzter Eintrag) -> Fernbedienungsgeräte/Quick Controls, stellen das Feld MIDI-Eingang auf „all MIDI Inputs“, markieren Quick-Control 1 in der Tabelle darunter, setzen ein Häkchen im Lernen-Kästchen und bewegen das Modulationsrad unserer Steuerhardware (alternativ einen beliebigen anderen Controller, etwa ein Expression-Pedal, Fader, Regler o. ä.). Dann klicken wir auf OK.

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Zuück im Mixer rechtsklicken wir auf den Attackregler des Envelope-Shaper und aktivieren ihn für Quick Control Slot 1 wie hier abgebildet:

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Nun sollte eigentlich schon alles klappen. Falls nicht, gehen wir im Inspector der Audiospur unseres Beats auf Quick-Controls und klicken für Slot 1 auf das Lernkästchen, dann bewegen wir das Modulationsrad noch einmal.

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Aufzeichnungen von Bewegungen des Attackreglers via Modulationsrad lassen sich nun über den roten W(rite)-Taster des Kanals (wie eine Automation) aktivieren. Ich habe das Attack des Envelope-Shapers während der rasch aufeinanderfolgenden Bassdrum-Schläge auf etwa -5 bis -7dB reduziert und anschießend auf +5dB wieder erhöht. Der Effekt hört sich folgendermaßen an:

 

Feinarbeiten können grafisch in der Automationsspur des Kanals vorgenommen werden:

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Knalliger wird der Beat, wenn man den Kompressor hinzuzieht. Ich habe mich hier für den Standard-Kompressor entschieden. Die Auto-Gain-Funktion gewährt, dass durch die Kompression verursachten Lautstärkeveränderungen ausgeglichen werden. Sehr praktisch.

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Da wir ja schon keinen Röhrenkompressor genommen haben, soll nun aber unbedingt die Tube-Saturation für mehr Wärme und Fülle sorgen. Damit die Bassdrum trotzdem klar und deutlich bleibt und nicht zu stark verzerrt wird, stelle ich hier den Lowpass-Filter vor der Röhrensättigung auf -6dB:

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Der Maximizer macht den Sound rund und bringt ihn mit ordentlichem Druck nach vorne. Nun wird es Zeit, im Stereoausgang den Brickwall-Limiter einzusetzen, um Pegelspitzen abzufangen.

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Wem die vier Bänder des Cubase-Equalizers nicht genügen, wird sich darüber freuen, dass der Voxengo Curve-EQ mit an Bord ist, der über zahlreiche Ankerpunkte detaillierte Arbeiten am Frequeungzang von dem gezielten Herunterfahren störender Resonanzen bis hin zu verfremdenden Klangfärbungen eingesetzt werden kann. Auch hier ist ein Analyser inbegriffen:

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Mit der abgebildeten Bearbeitung hört sich unser Beat nun folgendermaßen an:

 

Um Dynamik auch optisch unter Kontrolle zu bekommen, setzt Cubase 7 auf ein großzügig bemessenes (skalierbares) Output-Meter mit Lautheitsmessung:

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Wie angekündigt kommen wir kurz zum Sidechain: Das Noise-Gate, der Kompressor und der Envelope-Shaper des Channel-Strips lassen sich beispielsweise durch eine externe Quelle steuern. Ein klassischer Fall ist die Abschwächung eines Basses immer dann, wenn die Bassdrum gespielt wird um eine Summierung der tiefen Frequenzen in Grenzen zu halten. Dazu aktiviert man in der Bassspur den Kompressor und klickt auf den kleinen Sidechain-Button.

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Im Routing-Bereich des Mixers kann nun für den Steuerkanal, der den Bass unterdrücken soll, der Ausgang auf Sidechain gesetzt werden. (Zur Steuerung erstellt man in der Praxis eine Kopie der Audiospur, die den Sidechain-Effekt steuern soll. Dies bietet auch den Vorteil der besseren Trennung zwischen Bass und Bassdrum: Durch ein (zeitliches) Vorziehen der Steuerspur um etwa 20 bis 40 Millisekunden wird der Bass schon etwas heruntergefahren, bevor die Bassdrum erklingt und der Mix wird noch etwas transparenter.)

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Zwischenfazit

Die Klangbearbeitungen durch den Cubase-internen Channel Strip können sich hören lassen. Mehrere Kompressor- und Sättigungsalternativen eröffnen eine flexible, genreübergreifende Lösung – zusammen mit dem Voxengo-Curve-Equalizer auch für schwierige Härtefälle oder eine experimentelle Klanggestaltung. Der Channel-Strip ist ein professionelles, effektives und gut klingendes Werkzeug. Die nach einem kurzen Lernprozess leicht konfigurierbare Steuerung der Modulparameter über externe Controller (via Quick-Control) führt weg vom Bildschirmgeklicke und zurück zur haptischen Bedienung – wie an einem richtigen Mischpult – mit umfangreicher Automation.

Die variable Gestaltung in Größe und Zusammenstellung des sichtbaren Bereichs sowie der Workflow innerhalb des MixConsole-Konzepts sind – ebenfalls nach einer überschaubaren Einarbeitungsphase – eine Arbeitserleichterung. Kanäle können verknüpft und gemeinsam bearbeitet werden, einzelne Module können per Copy & Paste von einem Kanal auf den anderen gezogen werden. Individuelle Effektketten oder ganze Kanalpresets können abgespeichert werden. Vier Rack-Konfigurationen können über Slots in der Kopfzeile gespeichert und rasch aufgerufen werden. Effekte und VST-Instrumente können direkt aus dem Mixer heraus geladen und geöffnet werden.

4. Akkordspur und Chord Assistant

Neu in Cubase 7 ist die Akkordspur. Hier können Akkorde eingetragen werden, die MIDI-, Instrumenten- und Audiospuren harmonisch steuern. Für erste Schritte habe ich ein Halion-Sonic-Piano geladen und eine Akordspur angelegt. Dort, wo Akkorde gespielt werden sollen, klickt man mit dem Stiftwerkzeug in die Akkorspur. Ein X erscheint:

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Mittels Doppelklick mit dem Pfeilwerkzeug wird der Akkordeditor geöffnet. In einem zweiten Tab erreicht man hier auch den Akkord-Assistenten, doch Genaueres dazu später. Wie man in der folgenden Abbildung sehen kann, stehen eine Reihe von Akkorden zur Verfügung, die man sich aus der gewünschten Tonart, dem Grundtyp, einem zusätzlichen Intervall sowie einem Basston zusammenstellt:

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Per Rechtsklick auf das Kanal-Texticon („Spuren im Monitor-Modus verwenden“) wählt man die Zielkanäle der Akkordspur aus (in unserem Fall lediglich Halion Sonic).

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Ein Vorhören der Akkorde funktioniert per Mausklick auf das Akkordicon der Akkordspur oder im Playback-Modus. Mein kleines Demo sieht so aus …

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… und hört sich folgendermaßen an:

 

Der Chord Assistant schlägt fertige Akkorde zur Ergänzung des Themas vor. Er kann beispielsweise verwendet werden, um das Thema weiter zu entwickeln, Lücken zwischen Akkordfolgen zu füllen und damit Übergänge zu schaffen oder das Thema komplett umzubauen. Mal schauen, was uns der Chord-Assistant für die Lücke in Takt 2 vorschlägt. Dazu muß hier zunächst mit dem Stiftwerkzeug ein Akkord-Platzhalter angelegt werden. Per Doppelklick und Chord-Assistant-Tab steigen wir in die Kommunikation mit dem „Harmonielehrer“ ein:

Eine Reihe von Optionen bieten sich an. Eine Erhöhung der Komplexität liefert mehr Ergebnisse. Auch stilistische Optionen sind möglich.

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Der Gap-Mode bestimmt, ob nur der vorangegangene Akkord für den Vorschlag herangezogen werden soll oder auch der nachfolgende. Die Ergebnisse sind oftmals – aber nicht immer – sinnvoll. Man sollte vom Chord Assistant keine kompletten, vollautomatisch erstellten Kompositionen erwarten, die dann auch noch dem persönlichen Gefühl Rechnung tragen. Es handelt sich eher um eine ganze Reihe von Vorschlägen, die sondiert werden wollen. Eine Auswahl im Playback-Modus ist dafür der beste Weg. Allemal gelingen anspruchsvoll klingende Harmoniefolgen besser, als ein der Harmonielehre nur begrenzt kundiger Komponist durch eigenes Zusammensuchen der passenden Töne bewerkstelligen könnte.

Hier das Ergebnis eines mehrminütigen Herumprobierens:

 

Noch ein zweiter Versuch; dieses Mal nehme ich eine einfache C-Dur Kadenz …Cubase 7-56

 

 

… und schaue mal, was der Chord Assistant daraus macht. Zunächst mit niedriger Komplexität.Cubase 7-57

 

 

Mit höherer Komplexität und Auswechseln der Akkorde in Takt 5 und 7 entsteht plötzlich eine ganz neue Progression:Cubase 7-55

 

Im Inspector der Akkordspur wird zusätzlich das Voicing an die Instrumentenart angepasst …

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… und an den Stil:

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Hintergrund ist, dass dieselben Noten auf verschiedenen Instrumenten und in verschiedenen Stilen unterschiedlich gespielt werden.

Was noch fehlt ist die Dynamik und das Microtiming. Schließlich möchte man ja nicht alle Akkorde punktgenau mit gleichbleibender Lautstärke hören. Dazu spielt man eine Akkordbegleitung auf der MIDI-Spur des Instruments der Wahl ein. Entscheidend ist hier nur die Anzahl der Töne, die Dynamik und der Rhythmus. Anschließend bestimmt man im Inspector, ob und auf welche Weise diese Einspielung von der Akkordspur harmonisch gesteuert werden soll.

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Eine absolut disharmonische bzw. harmonisch sinnlose Gitarreneinspielung hört sich durch die Steuerung der Akkordspur (mit der oben bereits verwendeten Progression) folgendermaßen an (akustische Gitarre aus Halion):Cubase 7-63

 

Die Harmonien werden einwandfrei auf die Gitarre übertragen. Das (sehr individuelle) Strumming bleibt erhalten.

Akkorde können darüber hinaus aus der Akkordpur

  • in eine MIDI-Spur gezogen und dort weiter bearbeitet werden oder
  • auf die Pads von Halion Sonic SE gezogen und über diese getriggert werden oder
  • nach dem Übertragen auf eine MIDI-Spur vom MIDI-Effekt-Chorder aufgezeichnet und über Steuertasten abgerufen werden.

5. Vari-Audio und die neuen Dimensionen der Stimmenklonung

Cubase 7 beinhaltet eine weiter entwickelte Version 2 von Vari-Audio. Überarbeitete Pitchtranspose- und Timestretching-Algorithmen versprechen eine bessere Audioqualität. Doch richtig spannend wird es, wenn man eine einzelne Stimmen zu einem Chorgesang klont und dann auch noch den Gesang mit der Akkordspur kombiniert. Wir probieren das mit einer Gesangsphrase „Ain’t no Sunshine“, passend zum aktuellen Winterwetter. Diese stammt übrigens aus dem Ueberschall Liquidinstrument „The Voice“. Im Original klingt die Gesangsphrase so:

 

Bis zu vier Harmoniestimmen lassen sich folgendermaßen generieren: Menü Audio (Cubase-Kopfzeile) -> Harmoniestimmen erzeugen. Cubase wird nun das Audiosignal automatisch nach Tonhöhen und Notenlängen analysieren und die gewünschte Anzahl von Klonen erzeugen. Um anschließend direkt in den Editor einzusteigen, setzt man ein Häkchen vor „anschließend im Sample-Editor öffnen“.

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Da haben wir den vierstimmigen Gesang in all seiner Pracht:

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Das Ergebnis hört sich folgendermaßen an:

 

OK, Cubase kann an diesem Punkt noch nicht wissen, wohin die musikalische Reise gehen soll. Ich editiere einige Einzelnoten im Playback-Modus:

 

Die Stimmen sind aber auch in der Lage, einer Akkordspur zu folgen. Diese läßt sich wie zuvor beschrieben anlegen und eine kleine Akkordprozession einzeichnen:

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Um zu erreichen, dass die monofonen Gesangsspuren den Akkorden folgen, öffnet man das Akkordspur-Menü im Inspector der Gesangsspuren, aktiviert Akkordspur folgen (und Datenmaterial anpassen), wählt den Modus Einzelstimme und verteilt die verschiedenen Gesangsspuren nacheinander auf die Lagen Sopran, Alt, Tenor und Bass. Unser Beispiel hört sich nun folgendermaßen an:

 

Die Stimmen folgen harmonisch der Akkordprogession. Allerdings hat die Audioqualität durch das Umrechnen im Vergleich zum Original hörbar gelitten. Es klingt ein wenig verwaschen; Störgeräusche im tieffrequenten Bereich, die zwar im Original vorhanden sind, dort aber kaum wahrgenommen werden, treten hervor. Die weiteren Artefakte halten sich insoweit in Grenzen, dass man aus den Klonen einen Background-Choir machen kann. Für eine Acapella-Darbietung reicht es nicht. Um die Qualität der Einzelstimmen zu verdeutlichen, hier die Audiodemos der vier Gesangsspuren:

 

 

 

 

Unter den Problemen des Verlustes an Audioqualität leidet allerdings auch prominente Drittanbieter-Software: Auch hier stoßen die Algorithmen an ihre Grenzen, wenn aus einer einzigen Gesangsaufnahme ein mehrstimmiger Chor gezaubert werden soll. Und die Rest-Artefakte, die auftreten, sind ähnlich: Je mehr Stimmen man hinzunimmt, desto verwaschener wird das Klangbild. Besonders langgezogene Zischlaute (wie unser „sunshine“) können problematisch werden. Überbetonungen einzelner Noten addieren sich zu ungewollt dynamischen Ausreißern; mehrfach überlagertes Vibrato kann zu einem gleichförmigen, unnatürlichen Eiern der einzelnen Solisten werden. Da hilft nur die Nachbearbeitung einzelner Noten, etwa in der Lautstärke, dem noteninternen Tonhöhenverlauf und schließlich eine Auffächerung der Einzelspuren im Stereopanorama. Schließlich bewirkt auch ein schöner Hall, dass das Ergebnis natürlicher wirkt:

 

Ohne hier einen Vergleichstest zu Drittanbieter-Software beginnen zu wollen: Die Audioqualität des Vari-Audio 2 von Cubase 7 kann sich sehen lassen, erreicht jedoch nicht ganz das Niveau prominenter, spezialisierter Mitbewerber. Dafür gibt es bei Steinberg eine im Sequenzer integrierte Kombi-Lösung von Akkordspur und Gesangslinien, die mit externen Mitteln und im Zusammenwirken mit einem Cubase-Arrangement so schnell und komfortabel nicht realisierbar ist.

Fazit

Vorweg sei gesagt: Dies ist keine Gesamtbewertung von Cubase 7, sondern nur eine Beurteilung der hier getesteten Teile (ein Gesamtfazit folgt später in einem zweiten Teil): MixConsole verlangt auch von alteingesessenen Cubase-Anwendern ein wenig Einarbeitung und Umdenken. Allein die völlig veränderte Optik signalisiert: Hier kommt etwas völlig Neues auf Dich zu. Ganz so viel Umdenken ist dann aber doch nicht nötig; und hat man sich zurechtgefunden, ist der persönliche Workflow deutlich verbessert. Die luxuriöse Darstellung mit Meter-Bridge, Channel-Strip, Instrumentenicons, großzügigen Fadern und Output-Meter braucht allerdings Platz. Auch wenn man prinzipiell immer noch mit einem Monitor arbeiten kann: Zwei Monitore, und zwar zwei große Exemplare, machen nun noch mehr Sinn.

Der Cubase-7–Channel-Strip kann sich sehen und hören lassen. Einsteigern wird eine gehobene Qualität geboten, sodass man auf spezialisierte Drittanbietersoftware erst einmal verzichten kann. Sehr guter und meist auch entsprechend teurer Spezialsoftware wird jedoch auch mit Cubase 7 nicht die Existenzberechtigung genommen. Dies betrifft neben dem Channel-Strip auch das Thema Vari-Audio. Vari-Audio 2 überzeugt vor allem durch die Kombination mit der neuen Akkordspur: Wenn man es auf die Spitze treibt, kann man tatsächlich aus einer einzigen Gesangsaufnahme vierstimmige Background-Vocals generieren. Die Qualität ist respektabel und mit ein wenig Nachbearbeitung weiter optimierbar. Die Akkordspur dient über diese spezielle Anwendung hinaus dazu, Harmoniefolgen für Begleitinstrumente zu erstellen. Ohne jemals ein Buch über Harmonielehre gelesen zu haben, sind hier auch anspruchsvolle Akkordprogressionen möglich. Im Playback-Modus kann man Schritt für Schritt eine Harmoniefolge zusammenstellen. Wenn man nicht mehr weiter weiß, hilft der Chord-Assistant mit Vorschlägen. Musikalisches Gefühl für Harmoniefolgen ersetzt der Chord-Assistant allerdings nicht. Wohin die musikalische Reise geht, welche Stimmung die Akkordfolge vermitteln soll, wann und wie Akkorde gewechselt werden sollen, das alles muss man nach wie vor selbst entscheiden. Ein wahlloses Aneinanderreihen von der Software vorgeschlagener Akkorde führt in der Regel nicht zu einer sinnvollen Komposition.

Holger Obst

Preis (Stand: Januar 2013)

  • Cubase 7 Vollversion: 550 Euro
  • Cubase Artist 7 (mit eingeschränktem Funktionsumfang): 280 Euro
  • Auch erhältlich sind divers Upgrade- und Crossgrade-Angebote

Ergänzende Links