Tutorial: iZotope Ozone 6 Advanced – Equalizer und dynamischer Equalizer

Die Mastering Suite iZotope Ozone 6 Advanced werden wir Ihnen in Kürze im Rahmen eines umfangreichen Tests vorstellen. Hier finden Sie einen Überblick über die Möglichkeiten der darin enthaltenen Equalizer sowie detaillierte Funktionsbeschreibungen mit Tutorialcharakter.

Die Module aus Ozone 6 lassen sich innerhalb der Suite separat zu- und abschalten und in ihrer Reihenfolge vertauschen. Alternativ können sie aber auch als separate Plug-Ins geladen werden. Genau das machen wir hier mit den Equalizern. Während die herkömmlichen Acht-Band-Equalizer auch in der preisgünstigeren „Ozone 6 Mastering Platform“ enthalten sind, ist der dynamische Equalizer exklusiver Bestandteil der teureren Ozone 6 Advanced – Version.

Die Stationen auf unserem Rundgang sind:

  • Der Aufbau des klassischen Mehrband-Equalizers
  • Alternative Analyser-Displays
  • Die Filtercharakteristika
  • Effektklänge
  • Bearbeitung im Mittel-Seiten-Modus
  • EQ-Matching: Das Übertragen eines Frequenzprofils aus einem Referenzmix
  • Der dynamische Equalizer

Der Aufbau des klassischen Mehrband-Equalizer

Nachdem man alle Bänder eingeschaltet hat, präsentiert sich der iZotope-Equalizer wie folgt:

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Das großzügige, übersichtlich strukturierte Interface präsentiert alle wichtigen Funktionen im direktem Zugriff. Zentral agiert ein hoch auflösender Echtzeit-Analyser, darin eingeblendet sind die acht farblich abgesetzten Filter, die hier noch nicht aktiv sind; daher stellt die Filterkurve noch eine neutrale, flache Linie dar.

Links befinden sich die Funktionstaster für alternative grafische Darstellungen, darunter die Wahlschalter für den Stereo- oder Mittel-Seiten-Betrieb.

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Unterhalb des Displays sind die Wahlschalter der acht Filter positioniert, darunter deren Parameter und Optionen mit anschaulicher grafischer Darstellung.

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In der unteren Leiste findet sich der Browser mit einigen Presets.

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Die Undo-Funktion und History der Bearbeitungsschritte, das Options-Menü mit wichtigen Grundeinstellungen sowie der direkte Link zum Manual ergänzen die Bodenleiste.

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Rechts ist die Eingangs-/Ausgangs-Pegelanzeige mit Peak und RMS Werten platziert, umschaltbar in eine Mittel-Seitensignalanzeige.

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Durch Öffnen der Schlosssymbole unterhalb der Pegelanzeigen setzt man deren Verlinkung außer Betrieb und kann nun für den linken und rechten Kanal unterschiedliche Pegel einstellen.

Über das Ohr-Icon neben dem Bypass-Button lässt sich die Lautstärke zwischen bearbeitetem und Bypass-Signal anpassen, sodass es beim Umschalten in den Bypass-Betrieb keine plötzlichen Lautstärkesprünge gibt.

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Alternative Analyser- und Equalizer-Displays

Über die drei Wahlschalter links oben neben dem Analyser-Display kann man in der obersten Option die Funktions- und Parameterleiste der Filter komplett ausschalten – zugunsten einer größeren Analyserdarstellung:

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Die zweite Version mit der detaillierten Darstellung der Filterparameter haben wir bereits oben gesehen.

Die dritte Option bietet einen Mittelweg: Die zentrale Filterfrequenz, die Anhebung oder Absenkung der Lautstärke sowie die Bandbreite (Q) werden in Form von Werten angezeigt:

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Durch einen Rechtsklick in das Analyser-Display erreicht man die Submenüs EQ Options und Spectrum Options. Letzteres ermöglicht Anpassungen der grafischen Darstellung.
Beide Menüs können auch über die Options-Taste in der Bodenleiste erreicht werden.

Fill Spectrum zeichnet den Bereich unterhalb der Pegellinie hellgrau. Show Peak Hold friert die Lautstärkespitzen für eine unter Peak Hold Time einstellbare Zeitspanne ein, was recht nützlich ist, um beispielsweise laute Impulse oder kurzzeitige Resonanzen besser identifizieren zu können. Peak Hold lässt sich von 500 Millisekunden über eine und fünf Sekunden bis zu unendlich einstellen. Im letzteren Modus ist nach dem Durchlaufen des gesamte Songs garantiert, dass man jeden Impuls grafisch eingefangen hat.

Per Spectrum Type kann man zu einer Balkendarstellung, auch nach musikalischen Oktaven, wechseln. Window Size bestimmt die Auflösung des Spektrogramms.

Über die EQ-Options kann man bei Bedarf das Spektrogram (welches per default eingeschaltet ist) ausschalten.

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Show Musical Units bewirkt ein Einblenden der Oktavlagen.
Im Performance-Teil schaltet man mit Soft Saturation eine Lautstärkeabsenkung ein, die dann greift, wenn eines der acht Filter ein Sättigungslevel erreicht.

Eine Darstellung von Oktavlagen mit entsprechend angepasstem Spektrogramm:

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Im herkömmlichen Linear-Modus mit Peak Hold:

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Die Filtercharakteristika

Alle Filter lassen sich über den mittleren Display-Wahlschalter „Detailed Band View“ (wie oben beschrieben) anwählen. Alternativ ist eine Auswahl des Filtermodells auch per Rechtsklick auf den farbigen Filter-Center-Punkt im Spektrogramm möglich.

Für Highpass, Low Shelf, Bell, High Shelf und Low Pass stehen jeweils drei Charakteristika bereit. Von Haus aus bringen nicht alle Filtermodelle die volle parametrische Ausstattung mit Frequenz, Gain und Q-Faktor (Filtergüte) mit. Aber für den selben Einsatzzweck gibt es gleich mehrere Alternativen.
Jedes Filter verfügt über die Basischarakteristik Analog und Digital. Dabei handelt es sich um emulierte Analogfilter mit warmem Klangcharakter sowie digitale Modelle mit Linear-Phase.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Filtern bewirkt Linear Phase eine zeitgleiche Anhebung aller Frequenzen, auf die das Filter einwirkt. Bei herkömmlichen Filtern kommt es hier zu kleinen Verzögerungen der vom Filter bearbeiten Frequenzen, woraus sich eine Phasenverschiebung beziehungsweise -verzerrung ergibt. Der Klang wirkt dadurch ein wenig verwischt, je nach EQ und Einstellung auch wärmer, was durchaus als musikalischer Effekt gewollt und sinnvoll sein kann. Linear-Phase-EQs werden speziell beim Mastering bevorzugt, um die Phasenreinheit des Summensignals beizubehalten.

Zurück zu den Filtermodellen und damit zu Anwendungsbeispielen:
Will man Tiefenbässe steilflankig ausgrenzen, so eignet sich ein digitales Highcut-Filter im Brickwall-Modus:

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So würde die Filterkurve im analogen Brickwall-Modus des High-Cut-Filters aussehen:

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Zur Verdeutlichung der Wirkung hier ein Audiodemo, zunächst ein Audiofile mit überbetonten Bässen. Manche Hifi-Anlage würde das bei höherer Lautstärke nicht verkraften.

 

Nach dem Einsatz des steilflankigen Filters ist der Mix auch für kleinere Boxen geeignet:

 

Ein überhöhter Impuls der Bassdrum bleibt übrig. Dem würden wir mit dem dynamischen Equalizer aus Ozone 6 Advanced oder dem Multibandkompressor begegnen. Zum dynamischen EQ kommen wir später.

Anstelle eines harten Einschnittes in das Frequenzspektrum mit einem Brickwall-Filter geht es natürlich auch sanfter, beispielsweise mit einem klassischen Low-Shelf-Modell im Analogmodus und mit 24 dB Flankensteilheit:

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Die Flankensteilheit kann man übrigens über die beiden kleinen Anfasser im Spektrogramm links und rechts neben der Filter-Center-Frequenz oder über den Q-Regler rechts in der Bearbeitungsleiste justieren.

Die impulsstarken Frequenzen der Bassdrum kann man im Analyser sehr gut erkennen, am besten, wenn man diesen über das Spectrum-Options Menü auf eine Windows-Size von 8192 hochfährt. Wenn wir ein zweites Filter mit Bell Charakteristik hinzufügen, können wir genau diese Peaks herausgreifen:

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Es gibt aber auch noch eine akustische Lupe: Klickt man mit gehaltener Alt-Taste ins Spektrogramm, so wird ein Kegel sichbar, der den darunter liegenden Frequenzbereich quasi auf Solo schaltet. Die Breite dieses Kegels lässt sich im Options-Menü, Tab Equalizer über Alt-Solo Filter Q per Slider einstellen.

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Es stellt sich heraus, dass auch noch ein kritischer Bereich bei etwa 250 Hertz existiert, den wir ebenfalls mittels Bell-Filter absenken:

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Der Bassbereich hört sich nun schon viel transparenter an und die Bassdrum knackiger.

Klickt und zieht man auf die vertikale Zahlenreihe rechts im Spektrogramm, so kann die Ansicht man nach oben oder unten scrollen.

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Die oberen Mitten und Höhen sind in unserem Mix etwas unterrepräsentiert. Die Gitarre betonen wir dezent, indem wir per Bell-Shelf-Filter die Mitten ab 500 und bis 3000 Hertz um 2,5 dB anheben.
Bewegt man einen Filterpunkt im Spektrogramm, so wird sowohl die Frequenz als auch die Anhebung/Absenkung als Zahlenwert direkt daneben eingeblendet – sehr hilfreich. Eine exakte Werteeingabe, die über die Anfasser nicht möglich ist, erreicht man per Doppelklick auf die entsprechenden Zahlenfelder in der Bearbeitungsleiste.

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Fährt man mit einem steilflankigen Bell-Filter, Modus proportional EQ auf der Suche nach markanten Frequenzen durch die oberen Höhen, so entdeckt man eine deutliche Resonanz bei 8,59 kHz. Diese hört sich beinahe nach einem Tamburin an und macht sich ganz gut, um weitere Akzente in den Mix einzubringen.

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Diese etwas übertriebene Einstellung hört sich folgendermaßen an:

 

Also fahren wir den Gain-Regler dieses Filters etwas zurück. Um den Klang insgesamt offener und transparenter zu gestalten, heben wir die Höhen mit einem Self-Filter im Vintage-Modus um 2 dB an:

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Um die noch immer etwas zu knackigen Bässe unter Kontrolle zu bekommen, machen wir einen Sprung zum Ozone 6 Multiband-Kompressor. Hier lässt sich für vier Teilbereiche des Frequenzspektrums ein separates Limiting und eine separate Kompression einstellen. Ich habe das hier für die Tiefenbässe und die unteren Mitten gemacht. Bei den starken Impulsen half vor allem der Limiter.

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Effektklänge

Mit steilflankigen Filtern kann man auf einfache Weise Teilspektren so weit unterdrücken, dass sie nicht mehr hörbar sind. Das klassische Beispiel ist eine Telefonstimme. Hier zunächst die unbearbeitete Originalstimme (aus Sonnokinetic „Voices of Israel):

 

Mit High- und Lowpass-Filter im Brickwall Modus habe ich ein Frequenzband zwischen 1000 und 3400 Hertz herausgefiltert und den zwangsläufig verringerten Ausgangspegel angehoben.

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Da sich die Parameter von Ozone 6 automatisieren lassen, können auch Filterfahrten durch das Frequenzspektrum leicht realisiert werden.

Hier habe ich für einen Beat aus Toontracks EZdrummer 2 quasi den Vorhang geöffnet: Zu Beginn wird nur ein enger Frequenzbereich um 1500 Hertz wiedergegeben; der beat hört sich fast wie ein Echolot an, dann wandern Low- und Highpass-Filter langsam nach links und rechts. Der hörbare Frequenzbereich öffnet sich bis zur Maximalbreite von 20 bis 20.000 Hertz. Anschließend habe ich mit dem Lowpass-Filter den Übertragungsbereich wieder geschlossen, bis zu einem dumpfen Wummern, dass sich anhört, als würde der Beat im Nachbarhaus spielen.

 

Bearbeitung im Mittel-Seiten-Modus

Neben dem traditionellen Stereo-Modus bietet der Ozone 6 – Equalizer auch die Möglichkeit, Mittel und Seitensignale, kurz M/S, getrennt zu bearbeiten (und alternativ den rechten und linken Kanal). Der Umschalter befindet sich in der linken vertikalen Leiste:

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Nun stehen zwei Achtband-Equalizer zur Verfügung, einer für das Mittel-, der zweite für das Seitensignal. Für ein genaueres Editieren kann das Mittel- oder Seitensignal auf Solo gestellt werden; die beiden Equalizer sind zudem separat zu- oder abschaltbar. Will man einzelne Bearbeitungsschritte sowohl für das Mittel- wie auch das Seitensignal vornehmen, klickt man auf das Kettensymbol, welches beide Equalizer verlinkt. Dabei werden sinnvollerweise nicht zuvor vorgenommene Änderungen vom einen auf den anderen Equalizer übertragen, sondern nur jene Operationen gemeinsam verwendet, die während des aktiven Link-Modus vorgenommen werden.

Wozu ist diese Sache nun gut? In den meisten Fällen sind Bass, Bassdrum, Snare und die Solostimme auf die Mitte gelegt, Becken, Flächensounds, Echoeffekte und Hall spielen sich überwiegend abseits der zentralen Mittelposition ab.

Durch die getrennte Bearbeitung mit einem M/S-fähigen Equalizer kann man die dominanten mittig platzierten Instrumente separat bearbeiten, einer zu breit angelegten Bassdrum zu Leibe rücken, eine Snare heller und bissiger gestalten oder der Solostimme mehr Höhenreichtum und Transparenz verleihen, ohne dass dadurch die seitlich platzierten Instrumente und Effekte deutlich mit beeinflusst werden.

Bei der Bearbeitung der Seitensignale kann man den Raumklang modellieren, Pads luftiger machen oder Becken zu mehr Glanz verhelfen, ohne dabei die zentralen Protagonisten mit einzubeziehen. Unterm Strich ist also ein differenzierter Klang und eine effektivere Gestaltung der Raumakustik möglich – und das im Masterkanal, also ohne umfangreiche Einzelarbeiten an Instrumenten- oder Gruppenspuren.

Was nicht bedeuten soll, dass die M/S-Funktion für die Summe reserviert wäre. Sie macht sich auch in Gruppenspuren gut oder wenn mit kompletten Drumloops gearbeitet wird, man also keinen Zugriff auf einzelne Instrumente hat.

Um die Funktion zu verdeutlichen, habe ich eine kurze Drum-Performance in Toontracks EZdrummer 2 (Modern Kit) zusammengestellt. Diese hört sich unbearbeitet so an:


 

Das unbearbeitete Mittelsignal im Solo-Modus:

 

Der PAZ-Analyser von Waves zeigt, dass der Ozone 6 absolut sauber arbeitet und wirklich nur die Mono-Mittelposition durchlässt:

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Nun das Seitensignal im Solo-Betrieb:

 

Um den Klang offener und zugleich differenzierter zu gestalten, habe ich für den Mittel-EQ die allzu tief hinabreichende Bassdrum mit einem steilflankigen High-Pass-Filter begrenzt, die etwas drückenden unteren Mitten leicht abgesenkt, den Bereich, in der die Snare zum Tragen kommt, leicht angehoben und die oberen Höhen dezent abgesenkt …

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… weil hier die Aufmerksamkeit dem Seitensignal gelten soll, bei dem ich genau diesen Frequenzbereich angehoben habe, ebenso die Mitten, um das Seitensignal etwas kräftiger zu gestalten. Den Bassbereich habe ich im Seitensignal hingegen leicht herausgenommen. Er ist hier ohnehin kaum präsent.

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Das Ergebnis hört sich folgendermaßen an:

 

Der Beat klingt insgesamt offener, transparenter; die einzelnen Instrumente kommen besser zur Geltung.

EQ-Matching: Das Übertragen eines Frequenzprofils aus einem Referenzmix

Um einen Referenz-Frequenzgang auf einen Mix zu übertragen, wird dieser mit einer Auflösung von 8000 Bändern analysiert. Dazu schaltet man im Ozone 6 EQ die Matching-Funktion ein, spielt den Referenzmix beziehungsweise den relevanten Abschnitt daraus ab (im Solo-Betrieb und auf den Masterkanal geroutet, in dem der Ozone 6 EQ platziert ist) und klickt im Ozone 6 EQ auf Capture. Mit Stop beendet man anschließend die Aufnahme.

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Um die Funktion zu verdeutlichen, habe ich mir diesen Audio-Clip (aus Ueberschall Pop Ballads) als Referenztrack ausgesucht:

 

So sieht das Display während der Aufnahme aus:

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Der etwas vermurkste Zieltrack hört sich im Original so an:

 

Nun drücke ich im Target-Feld ebenfalls auf Capture:

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Neben den beiden Capture-Felder werden nun die beiden Regler Smoothing und Amount aktiv. Mit Smoothing glättet man die vom Ozone-Equalizer errechnete Korrekturkurve, mit Amount stellt man ein, wie stark diese auf den Mix einwirken soll.

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Im Spektrogramm wird zudem die (eingefrorene) Referenzkurve (blau), die Originalkurve des Zielaudios (weiß) und dessen per Matching erreichte Ausgangskurve (gelb) in Echtzeit abgebildet.

Mit den oben abgebildeten Werten für Smoothing und Amount hört sich das Ergebnis so an:

 

Der hoch auflösende Matching-EQ arbeitet übrigens im Digitalmodus Linear-Phase. Die Ergebnisse sind wirklich gut und bestens geeignet, um die Abmischungen unterschiedlich klingender Songs eines Albums anzupassen. Regelrechte Feinarbeit muss man nicht leisten. Sowohl für die Einflussstärke (Amount) als auch für die Glättung (Smoothing) gibt es eine ganze Bandbreite mit brauchbaren Resultaten, sodass man nicht die eine einzig glücklich machende Kombination der beiden Parameter suchen muss, sondern eher nach persönlichem Geschmack entscheiden kann.

EQ-Matching ist im Prinzip nicht neu und mir persönlich mit dem TC Assimilator, damals noch für die inzwischen eingestellte Powercore-Plattform, vor etwa zehn Jahren zum ersten Mal begegnet. Den Assimilator fand ich damals nur bedingt geeignet. Was iZotope hier bietet, ist schon Klassen besser und ohne Abstriche oder Kompromisse professionell einsatzfähig. (Dabei profitiert iZotope natürlich auch von der in der Zwischenzeit stark gestiegenen CPU-Leistung, von der die Powercore-Entwickler nur träumen konnten.)

Neben der Capture-Methode gibt es übrigens eine bereits geladene Noise-Curve sowie eine -6dB-Absenkung für den Höhenbereich, die beide häufig verwendete Standards beim Mastering darstellen und ebenfalls per Amount und Smoothing mit dem Mix gemischt werden können.

Es kommt aber noch besser: Die acht EQ-Bänder können nun in Kombination mit der Matching-Kurve verwendet werden, um diese wiederum zu verbiegen beziehungsweise zu korrigieren. Lädt man anstelle des separaten Equlizer-Plug-Ins die Ozone 6 – Suite, so steht neben einer zweiten identischen Equalizer-Instanz (dem Post-Equalizer) noch der dynamische Equalizer mit vier Bändern zur Verfügung. Womit wir beim nächsten Kapitel wären:

Der dynamische Equalizer

Ein dynamischer Equalizer funktioniert grundsätzlich wie ein klassischer EQ: Man stellt Pegelanhebungen oder -absenkungen spektraler Teilbreiche mit Hilfe von Filtern ein. Während beim klassischen EQ diese Pegelbeeinflussungen statisch sind, reagiert ein dynamischer EQ in Abhängigkeit von der Lautstärke. Erhöht man mittels Filter ein Teilspektrum (positiver Gain-Parameter des Filters), so reduziert sich diese Erhöhung sobald der Treshhold überschritten wird. Reduziert man die Lautstärke mittels Filter (negativer Gain-Parameter), so findet diese Absenkung erst statt, sobald der Schwellenwert überschritten wird.

Den Treshhold kann man pro Filter individuell anpassen, darüber hinaus auch die Attack- und Releasetime für die Pegelanhebung. Grundsätzlich ist durch die Wahl einer sehr kurzen Attack- und Releasetime auch eine gezielt Bearbeitung der Einschwingphase möglich, ähnlich wie bei einem Transienten-Tool. Dafür sollte man allerdings den Auto-Scale-Modus abschalten, denn dieser passt die Attack- und Reeleasezeit in Abhängigkeit von den dynamischen Eigenschaften des Eingangspegels an.

Bei den Minimalwerten von 0 Sekunden für Attack und Release greift das dynamische Filter sehr hart und punktuell in das Geschehen ein. Die Dauer dieses Eingriffs hängt dann ausschließlich davon ab, wie lange das Eingangssignal im spezifischen Frequenzband den Treshhold übersteigt.

Der dynamische Equalizer von Ozone 6 kann aber noch mehr: Zum einen bietet er eine Auswahl spezieller Filtermodelle, alle wahlweise im Analog- oder (Linear Phase) Digitalmodus, zum anderen einen Mittel-Seitenmodus (wie beim klassischen Equalizer aus Ozone 6), darüber hinaus einen Invert-Modus, bei dem die Wirkungsweise umgekehrt wird: Bei positivem Gain-Parameter des Filters, werden Pegel angehoben, sobald der Treshhold überschritten wird. Das Filter wird also erst ab einem bestimmten Pegel aktiv. Bei negativem Gain-Parameter des Filters wird dessen Einfluss hingegen bei Überschreiten des Treshholds zurückgefahren.

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Viele Ausstattungsmerkmale des dynamischen Equalizers gleichen dem des klassischen EQs, sodass ich hier nicht mehr detailliert darauf eingehe. Wir steigen also direkt bei den Filtern ein. Deren Auswahl ist gegenüber der des klassischen EQs etwas eingeschränkter.

Zur Verfügung stehen Baxandall Bass- und Höhenfilter (Low und Hi Shelving Filter) …

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… sowie die vollparametrischen Band Shelf-,

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Peak Bell- …

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… und Proportional Q-Filter als Variationen von Band-Pass-Filtern.

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Allen Filtern gemeinsam ist ein Offset-Parameter, der unabhängig vom Gain-Wert des Filters eine Pegelanhebung- oder Absenkung definiert, die vor Erreichen des Treshholds stattfindet. Ein Beispiel: Zu wuchtige Bassfrequenzen sollen eingedämmt werden. Diese treten aber im Mix nur dann auf, wenn die Bassdrum aktiv ist. In den Pausen ist der Bassbereich zu leise. Also hebt man mit dem Offset-Parameter eines Baxandall Bass-Filters den Tiefenbass etwas an, sagen wir um 2 dB, während der Gain-Wert des Filters bei -6,5 dB liegt.

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Das Zusammenspiel von Filtertypen, Modus (normal oder invers) und Offset ist sehr komplex und eröffnet die Möglichkeit, auch den dynamischen Klangverlauf einzelner Instrumente, deren Raumanteile und Resonanzen, gezielt zu gestalten. Im folgenden Beispiels habe ich eine Snare bearbeitet (wieder aus Toontracks Ezdrummer 2). Die einzelnen Hits weichen sowohl dynamisch als auch in der Spielweise (Fellmitte, Randbereich) voneinender ab. Hier das Original:

 

Und hier das Ergebnis nach Bearbeitung mit dem dynamischen Equalizer:

 

Dazu habe ich folgende Filtereinstellungen verwendet:

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Der dynamische EQ hat übrigens auch eine Reihe nützlicher Presets im Beipack, die man als Starthilfe für eigene Einstellungen nutzen kann:

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Eigene Presets können hier auch abgespeichert werden.

Damit sind wir am Ende unserer Präsentation der Ozone 6 – Equalizer. Auch wenn Sie aufgrund der klaren und übersichtlichen Architektur sowie einiger Vorkenntnisse hier kein für Sie relevantes Tutorial gefunden haben, so doch einen detaillierten, umfangreich bebilderten Überblick.

Zum Abschluss noch ein kleiner Tipp: Mittels A/B-Vergleich kann man zwischen zwei Bearbeitungen wechseln. Bei Cubase ist der Umschalter in der Kopfzeile des Plug-Ins zu finden, direkt neben den Read/Write-Buttons für die Automation.

 

Autor: Holger Obst

 

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