Test: Propellerhead Reason 8

Mit Reason 8 schickt Propellerhead seine DAW in die nächste Runde. Reason 8 verspricht eine Menge an Workflow-Verbesserungen. Es gibt eine überarbeitete Oberfläche mit neuem Browser, sowie jeweils eine neue Gitarren- und Bassampsimulation aus dem Hause Softube.

Rückblick

Mein erster Kontakt mit Reason liegt schon einige Jahre zurück. Damals waren meine Hauptargumente für das schwedische Rundum-Sorglos-Paket dessen Stabilität und der schonende Umgang mit Systemressourcen.

Seitdem hatte sich Reason optisch zwar nur marginal verändert, im Laufe der Zeit kamen aber wichtige Erweiterungen wie der Combinator, Mastereffekte oder der semi-modulare Thor-Synth hinzu. In der Version 5   standen die Zeichen stark auf Drums und Loops, lieferte Reason 5 doch mit Kong und Dr. Octo Rex neue Möglichkeiten für alle Percussion-Freaks. Zu der Zeit erschien dann auch Record – ebenfalls von Propellerhead.

Record wollte ich zu Anfang nicht recht begreifen, schließlich hatte man sich bei Propellerhead lange Zeit dagegen ausgesprochen, Reason um Digitale Audio-Features zu erweitern. Eigentlich wollte man dieses Feld doch den Cubases und Logics überlassen. Reason selbst ließ sich ja per ReWire mit einer Audio-Workstation verbinden. Allenfalls für Elektroniker, die mal den ein oder anderen Vocaltrack aufnehmen wollten, schien mir Record von Interesse zu sein. Leider fehlte dem Programm eine Schnittstelle zum Einbinden von Plug-ins.

Deshalb fand ich es konsequent und lobenswert, als Propellerhead mit Reason 6 beide Programme vereinigte, um so eine mächtige DAW zu schaffen – zumal man mit dem Update auf Version 6.5 die Rack Extensions einführte, eine proprietäre Schnittstelle, über die Drittanbieter Erweiterungen in Reason einbinden können.

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Installation und Autorisierung

Der Download des Reason-Pakets erfolgt über das User-Konto bei Propellerhead. Die Autorisierung kann über unterschiedliche Wege erfolgen.

  • Über die Anmeldung auf dem individuellen User-Konto (was aber eine Internetverbindung voraussetzt)
  • Mit dem Ignition-Key
  • Mit dem Balance-Interface als Hardware-Dongle

Für jede Variante gibt es Gründe.

  • Das Nutzerkonto ist für mich ein Notnagel, wenn man Reason schnell braucht, einen Donlge vergessen hat und auf einem fremden Rechner arbeitet.
  • Die Autorisierung eines individuellen Rechners ist immer dann angesagt, wenn man permanent auf dem gleichen Gerät arbeitet, und man z. B. den Verlust oder den Ausfall eines Hardware-Dongles fürchtet, z. B. wenn man Reason live auf der Bühne einsetzt.
  • Die Hardware-Variante über Ignition Key oder Balance bietet sich an, wenn man auf unterschiedlichen Rechnern unterwegs ist.

Interface

Beim ersten Programmstart zeigt sich Reason 8 auf den ersten Blick wie gewohnt, im Detail aber doch verändert. Die Oberfläche wirkt an sich nun iOS-iger (Flat-Design). Unverändert ist die Aufteilung in Mischpult,   Sequenzer und Rack. Vorne im Rack zeigen sich die Bedienelemente der Instrumente und Effekte, während in der Rückansicht die virtuellen Kabelverbindungen gesteckt sind. Man kann durch einfaches Betätigen der Tab-Taste von der Vorder- zur Rückansicht des Racks wechseln. In der Regel läuft der Signalfluss linear. Er kann jedoch vom User nach Herzenslust geändert werden.

Die Instrumente und Effekte lassen sich beliebig verbinden und kombinieren, so dass sich immer wieder neue kreative Optionen ergeben. Viel falsch machen kann man hier nicht. Reason „denkt“ mit, wenn eine Verbindung nicht passen sollte.

Ganz neu in Reason 8 ist der überarbeitete Browser. Dieser ist nun komplett Drag & Drop fähig. So lassen sich Instrumente und Patches einfach in den Sequenzer oder ins Rack ziehen. Reason legt dann automatisch einen neuen Track mit dem entsprechenden Soundpatch an. Patches lassen sich direkt auf das entsprechende Modul ziehen, die Parameter passen sich dann entsprechend an. Legt man aber z. B. ein Subtractor-Patch auf einem Thor-Modul ab, wird Thor durch Subtractor ersetzt.

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Die Suchfunktion ist hilfreich bei der Auswahl von Instrumenten und Sounds. Auch hier lassen sich Suchergebnisse im Browser durch einen Doppelklick direkt in ein Rackgerät oder eine Spur im Sequenzer umwandeln. Analog dazu ändert sich die Ansicht im Browser und bietet passende Patches an. Diese lassen sich dann direkt im Rack oder im Kopf der Spur im Sequenzer ablegen. Nutzt man wieder die Drag & Drop-Funktion, ersetzt das neue Patch das vorangegangene.

Der neue Browser ist   kontextabhängig. Die Suche lässt sich eingrenzen, indem man Filter setzt, so dass man diese etwa auf Thor-Patches mit einem bestimmten Begriff beschränken kann. Dies lässt sich aber auch wieder abstellen, so dass der Browser dann wieder alle Ergebnisse   zu einem Suchbegriff darstellt.

Neu ist ebenfalls der Song-Samples-Eintrag im Browser: Hier werden die den Instrumenten zugeordneten relevanten Samples angezeigt.

Sequenzer

Im unteren Bildschirmteil liegt der Reason-Sequenzer, der die Instrumente in einzelnen Spuren verwaltet – ganz so, wie man das auch aus anderen DAWs kennt. Hier werden auch die entsprechenden Editier- und Manipulationsmöglichkeiten geboten.

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Der Sequenzer lässt sich entkoppeln, so dass man sich hier zwei Ansichten anlegen kann. Das ist vor allem bei komplexeren Anwendungen sinnig, denn der Überblick wird verbessert.

Seit Reason 5 kann man im Sequenzer mit Blocks arbeiten. Das bedeutet, dass sich einzelne Spuren zu größeren Segmenten wie Intro, Chorus oder Bridge zusammenfassen lassen, die man dann wieder entsprechend arrangieren kann. Dazu muss man nur die Blocks aneinander setzen und nicht wie sonst alle Spuren markieren und copy & pasten. Mit den Blocks geht das viel einfacher – vor allem auch deshalb, weil der Inhalt der Blocks übersichtlich dargestellt wird und weiterhin im Zugriff liegt.

Rewire me!

Die Spezialität von Reason ist – und das war zu Zeiten der 1er Version die Revolution schlechthin, dass das Programm Standalone funktioniert, sich aber über die ReWire-Schnittstelle an andere Sequenzer andocken lässt. Das Propellerhead-Team hat mit ReWire einen Standard etabliert, von dem heute auch andere Hersteller regen Gebrauch machen. Möchte man mit ReWire loslegen, gilt eigentlich nur zu beachten, dass Reason dann im Slave-Modus arbeitet und ein ReWire-fähiger Sequenzer als Host fungiert. Hier gilt die alte Regel: Immer erst den Host und dann den Slave starten. Beim Beenden geht man in umgekehrter Reihenfolge vor (erst den Slave und dann den Host). In meiner Haupt-DAW ist es so, dass Reason automatisch gestartet wird, wenn ich eine neue ReWire-Spur anlege.

Heute sollte ReWire standardmäßig von fast jeder aktuellen DAW unterstützt werden. Vorbei also die Zeiten, in denen man noch mühsam ReWire-Extensions installieren musste.

Wie man dann arbeitet, kann sich jeder User nach seinem Gusto stricken. So lassen sich fix und fertige Arrangements in Reason erstellen, die man via Stereosumme einfach in den Host zurück pumpt. Man kann Reason aber auch als großen Klangerzeuger begreifen, der sich aus dem Host heraus mit MIDI-Daten ansprechen lässt und dessen Einzelspuren sich auch wieder zurückrouten lassen.

Audio-Features

Auf der Audioseite dürfte das größte Feature in Reason 8 das Mischpult-Layout sein, bei dessen Design und Ausstattung man sich offensichtlich von den großen SSL-Pulten inspirieren ließ. So haben wir in jedem Kanalzug neben dem EQ, Hi- und Lowpassfilter, Compressor und Gate sowie Inserts und Effektsends.
Und selbstredend natürlich auch den Buscompressor.

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Audiospuren lassen sich so viele aufnehmen, wie das Herz begehrt oder der Rechner hergibt. Diese lassen sich dann auf Wunsch auch mit Time Stretch- und Pitch Shifting-Algorithmen versehen. Alles non-destructive, versteht sich. Auch an das korrekte Einpegeln hat man gedacht. Auf Tastendruck lässt sich eine große Pegelanzeige einblenden, die eine klare Rückmeldung gibt.

Jeder Kanalzug des virtuellen Mischpults zeigt sich überdurchschnittlich gut und komplett ausgestattet: Oben geht es mit der Eingangsstufe los, hier lässt sich auch die Phase invertieren. Weiterhin lässt sich der Signalfluss durch Dynamics, EQ und Inserts routen. Jeder Kanalzug hat schon mal einen Compressor und ein Gate integriert, ganz so, wie man es von Neve und SSL kennt.

Der EQ setzt mit Low- und Highpass an und wird komplettiert durch semiparametrische Höhen und Tiefen und zwei parametrische Mittenbänder.

Danach folgen vier Inserts und acht Effektsends, die sich jeweils Pre- und Postfader schalten lassen, je nachdem, was man beschicken möchte.

Vor dem Fader und der Pegelanzeige liegt eine, wie ich finde, nicht minder interessante Funktion: Neben dem Panning-Regler findet sich ein Poti, das mit Width bezeichnet ist. Hiermit kann man die Stereobreite eines Signals einschränken.

Ebenso reichhaltig ist auch die Mastersektion ausgestattet, neben dem Buscompressor laufen hier die Master FX Sends, Master Inserts und die FX Returns auf. Unten gibt es wieder eine fette Pegelanzeige den Master Fader und den Control Room Out.

Neben diesen Features lässt sich mit dem Audio-Material natürlich alles veranstalten, was man auch von anderen Anwendungen kennt.

Für mich ist vor allem der Comp-Mode interessant, welchen man über die Edit-Ansicht erreicht. Recht ähnlich wie in Logic funktioniert der Comp Mode in Reason: Man definiert einen Loop und bei jedem neuen Aufnahmedurchgang wird der Take in einem eigenen Layer abgelegt. Durch einfaches Überstreichen der gewünschten Stellen lassen sich so mit schnellem Tempo finale Takes generieren. Die Schnittmarken lassen sich noch händisch verschieben. Unangenehmen Knacksern kann man mit einem Fade-Tool zu Leibe rücken. Dann einfach wieder den Edit-Mode zugeklappt und schon hat man seine alte Übersichtlichkeit wieder zurück.

Erwähnen sollte man auch das Timestretch-Feature, mit dem sich Audio-Aufnahmen auch noch im Nachgang in der Geschwindigkeit ändern lassen. So macht es z. B. keine Probleme mal zu schauen, wie denn der Song 10 BPM schneller oder langsamer klingen würde. Die Algorithmen von Propellerhead arbeiten in diesem Bereich sehr sauber und effizient.

Zeit ist eine Sache, Pitch, bzw. Pitchkorrektur die andere. Hier kann man sich bei Neptune bedienen, der sich dezent als Tool zur Tonhöhenkorrektur verwenden lässt. Das Neptune-Potential reicht allerdings viel weiter: Jedem ist bestimmt noch der Cher-Effekt im Ohr, der auf einer Extremeinstellung von Antares Autotune basierte. Auch dies hat der Neptune drauf, darüber hinaus lässt er sich aber auch als Voice-Synthesizer einsetzen, der sich über ein MIDI-Eingabegerät triggern lässt.

Was aber tun, wenn wir unsere Reason-Songs auf einer anderen DAW mischen wollen, wir aber keine Möglichkeit haben, die Mixerkanäle via ReWire durchzuschieben, oder dies aus Performance-Gründen nicht wollen? Reason hält hier die Möglichkeit des Mixerkanal-Bouncings bereit. Hier werden Audio-Files erzeugt, die sich wieder in andere DAWs importieren lassen. Wir haben sogar die Wahl, ob wir alles bouncen wollen, alles außer Panorama und Pegeleinstellungen oder keine Bearbeitungen durch Mischpulteinstellungen. Das Ganze geht in AIFF oder WAV, 16 und 24 Bit und in verschiedenen Samplerates.

Instrumente & Effekte

Bei den Instrumenten hat sich in der Version 8 nichts neues getan, stattdessen wartet Reason 8 mit einer neuen Gitarrenamp- und einer neuen Bassampsimulation in Form von Rack Extensions auf.

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Beide Ampmodelle stammen aus dem Hause Softube – sozusagen die Schweden-Connection. Bisher punktete man in Reason mit Ampmodelling von Line 6. Auch jetzt stehen der Gitarren- und Basspod in Reason 8 zur Verfügung.

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Die Softube-Modelle in Reason 8 simulieren keine richtigen Amps im direkten Abbild. Man findet also keinen Fender Twin, Marshall JCM 800 oder Mesa/Boogie Rectifier, statt dessen setzt man bei Softube auf die grundlegenden Geschmacksrichtungen Twang, Crunch, Rock und Lead für Gitarre und Modern und Vintage für den Bass. Klassisch zeigen sich auch die Bedienelemente mit Bass-/Mid-/Treble-Klangregelung und Gain-/Drive-Einstellung.

Der Gitarrenamp verfügt zusätzlich noch über ein Gate, während der Bassamp mit einer fünffach gefächerten Mittenklangregelung und Ultra Lo-/Ultra Hi-Filtern punkten kann.

Der Lead-Kanal des Softube-Amps geht sehr stark Richtung moderner High Gain Amps vom Schlage Diezel, Bogner oder Engl.

 

Crunch klingt nach dem Marshall-Plexi.

 

Und Clean erinnert an den Fender Twin.

 

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Der Modern Bass-Amp ist eine Referenz an die britischen Transistor-Amps der 80er Jahre.

 

Während er Vintage-Sound sich klar am Ampeg SVT orientiert.

 

Kommen wir zu einem neuen interessanten Effekt: Lo-Fi-Effekte lassen sich mit dem Audiomatic Retro Transformers generieren.

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Möchte man seinen Track nach Tonband, Transistorradio oder MP3 klingen lassen, ist das mit diesem Effekt kein Problem.

 

Hier mal die Gitarre durch ein Kunstoffpanzerrohr gejagt:

 

Und hier kommt der Sound aus der Waschmaschine:

 

Viel Spaß habe ich auch immer noch mit dem Alligator, einem dreikanaligen Filter Gate, mit dem sich Samples, Beats und Loops modulieren lassen. Drei parallele Filter bilden die Basis des Alligators, die pro Kanal um Effekte wie Distortion, Phaser und Delay ergänzt werden.

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Hier ein Padsound mit Gate rhythmisiert:

 

Die Filtersektion gliedert sich in Highpass-, Bandpass-, und Lowpassfilter, darüber hinaus haben wir Kontrolle über die Hüllkurve, LFO und Resonance, um den Sound zu verbiegen. Darüber hinaus lässt sich das Gate jedes Channels separat via MIDI oder über den RPG-8 Arpeggiator oder den Matrix Sequenzer kontrollieren.

Die erwähnte FX-Sektion gibt es auch nicht nur einmal, sondern pro Frequenzbereich. Auch hier lässt sich das Effektverhalten im Detail auf die unterschiedlichen Bereiche anpassen.

Am Ende der Signalkette bleiben uns dann noch Panning und Volume, die das Bild abrunden.

Zugegeben – ich bin ein echter Delay-Fan, nicht nur bei Gitarren. Vom analogen Slapback-Delay bis zum Klassiker TC2290 mag ich alle. The Echo ist zu einem meiner Lieblingsspielzeuge geworden.

Hier ein klassisches Delay im Stile von U2s The Edge:

 

Über die Modulation des Delays lassen sich psychedelische Schiebungen erzeugen:

 

Und Slapback-Echo geht natürlich auch:

 

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Optisch erinnert The Echo etwas an Rolands Space Echo, auch wenn dieses in Grün gehalten war und The Echo in Mandarin-Orange. Dabei ist The Echo weit mehr als ein einfacher Wiederholungseffekt, bietet es doch die Flexibilität eines digitalen Delays mit dem warmen, organischen Sound der analogen Klassiker. Und einige Spezialfunktionen machen aus The Echo auf Wunsch eben auch ein spielbares Performance Instrument, z. B. für Dubeffekte oder Remixe.

Die Delay-Sektion umfasst Parameter für Delay Time, Tempo Sync, Stereo Width und Pitch. Darüber hinaus finden wir eine Ping-Pong-Funktion, welche die zeitverzögerten Signale von rechts nach links wandern lässt. Keep Pitch lässt das Tuning unangetastet, was recht sinnvoll ist, wenn man den „alten“ Delaytouch wegbekommen möchte, ist dieses „Eiern“ der Tonhöhe doch ein Charakteristikum alter, tapebasierter Delays.
Hier passt dann auch ganz gut der Diffusion-Parameter der das Verwischen des Sounds simuliert.

Feedback hingegen hält keine allzu großen Überraschungen in der Hinterhand. Die Wiederholungen lassen sich bis unendlich regeln.

Sind Röhren im Spiel, färben diese in Abhängigkeit davon, mit wie viel Pegel sie gefüttert werden, den Klang. Dieses Regelverhalten wird mit den Color-Parametern ermöglicht. Hier lassen sich Verzerrungen generieren, oder (via Bandpassfilter) der Frequenzgang beschneiden.

Selbstredend hat The Echo auch eine Modulationssektion: Envelope moduliert wieder den Pitch der Wiederholungen, während Wobble Gleichlaufschwankungen von Bändern virtuell erzeugt. Dazu gibt es dann noch einen LFO, der von dezent bis durchgedreht reichlich Optionen auf Lager hat.

Der Ducker lässt die Delay-Kiste sofort professionell und hochwertig klingen. Solange ein Eingangssignal anliegt, wird das Delay-Signal nach hinten gedrückt. Die Wiederholungen rücken erst dann in den Vordergrund, wenn das Signal abflacht und die Delays den nötigen Raum zur Entfaltung haben.

Trigger und Roll empfehlen sich für Performance-Anwendungen, z. B. dafür, Beats und Loops zu variieren. Am ehesten kommen mir natürlich Dubeffekte in den Sinn. Geschickt eingesetzt lassen sich aus einem simplen 4/4-Beat aber auch Variationen und Fills erzeugen.

Mit dem Pulveriser bekommt man in Reason ein Kombiwerkzeug aus Compression, Distortion, Multimode-Filter und Modulationseffekt. Dabei deutet der Name Pulveriser es schon an: Mit Wohlklang und Schönfärberei hat der Effekt nichts am Hut. Hier gibt es einen auf die Mütze – und dass nicht zu knapp.

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Ihr erinnert euch an die clean Gitarre aus den Delaybeispielen? Hier mit dem Pulveriser verzerrt:

 

Hier erzeugt der Pulveriser einen Autowah-Effekt:

 

Extrem wird es dann bei der Mischung aus Verzerrer und Filter-FX:

 

Da braucht es dann auch keine ausgefeilten Parameter, der Compressor lässt sich mit Squash regeln, Distortion gibt es mit Dirt.

Der Multimode-Filter besteht aus Low Pass, Low Pass + Notch, Band Pass, High Pass, und Comb Filter, außerdem lässt sich per Regler wählen, ob man den Filter vor oder hinter der Distortioneinheit haben möchte. Über die Modulationsabteilung lassen sich per LFO die Filter, Panning und der Ausgangspegel modulieren. So werden dann Effekte von Wahwah über Tremolo bis zum Vibrato möglich.

Da der Pulveriser ein mitunter recht ruppiger Zeitgenosse ist, hat man ihm einen Dry/Wet-Regler spendiert, so dass er stufenlos dem Originalsignal beigemischt werden kann.

Wer es doch lieber dezenter möchte: Hier ist der Pulveriser als „normaler“ Verzerrer vor einen Gitarrenamp geschaltet

 

Der Synthesizer Subtractor eignet sich besonders für raunzige Bässe, schwebende Pads und strahlende Leads, eben für alles, worin die analogen Vorbilder bei dieser Art von Synthesizer gut waren. Mit zwei Oszillatoren bedient der Subtractor vier unterschiedliche Wellenformen. Herausragend am Subtractor ist die Phase-Offset-Modulation, mit der sich die Phasenlage der OSCs gegeneinander verschieben lässt. Das führt zu teilweise dramatischen und eindrucksvollen Ergebnissen. Die Oberfläche des Subtractors ist quasi selbsterklärend, auch Neueinsteiger dürfen hier schnell mit aussagekräftigen Ergebnissen rechnen.

Steigen wir klassisch mit einem Synthiebass aus dem Subtractor ein:

 

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Hier hören wir die Padqualitäten des Subtractors:

 

Bei seiner Einführung war der Malström die revolutionäre Synthieschachtel schlechthin. Seine Klangerzeugung basiert auf der damals noch nicht so populären Granularsynthese. Hier wurde sie mit dem Prinzip der Wavetablesynthese kombiniert.

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Mikroskopisch kleinste akustische Bestandteile dienen als Ausgangspunkt der Synthese. Zwei Oszillatoren und zwei Modulatoren wirken auf das klangliche Geschehen, wobei die OSCs die schon erwähnten Grains als Source nutzen. Deren Länge und Formanten lassen sich nach Herzenswunsch verschieben. Die klangliche Ausrichtung des Malströms geht klar Richtung experimentelle Sounds und Filmmusik. Hier kann man sich völlig in abgefahrenen Klangwelten verlieren.

Schwebende Padsounds sind eine der Spezialitäten des Malströms.

 

Die grüne Dose versteht sich aber auch auf strahlende Sounds, die entfernt an FM-Synthese erinnern:

 

Durch Malström-eigene Zutaten wird aus der gleichen Tonfolge eine rhythmische Sequenz:

 

Mit Version 4 hielt bei Reason Thor Einzug, einem semi-modularer Synthesizer mit wahrlich göttlichen Dimensionen. Drei Oszillatoren mit sechs Modulatoren, Noise, FM, Multi OSC, Wavetable, Analog und Phasenmodulation, beinhaltet der Thor. Die OSCs sind synchonisierbar (OSC 2 und 3 zu OSC 1) und in der Amplitude modulierbar (OSC 1 und OSC 2).

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Verschiedene Filtertypen bieten sich an, sowie zwei LFOs, die sich zum Tempo synchronisieren lassen. Dazu gibt es dann noch Waveshaper und interne Effekte wie Chorus und Delay. So wird recht schnell deutlich, dass man den Thor nicht nur auf ein Klangbild festnageln kann. Die Möglichkeiten sind viel zu komplex.

Hier haben wir ein Patch, das vielfach von Thors modularen Möglichkeiten Gebrauch macht:

 

Auch die gute alte Trancesirene hat die Wunderkiste drauf:

 

Hier etwas, das mehr in Richtung ARP Odysey klingt:

 

Ein schönes String Pad:

 

Der NN-19 ist Reasons Sampler-Urgestein. Er erinnerte mich schon ganz zu Anfang an die Akai-Sampler der S-Serie, mit denen ich vom S1000 bis zum großen S6000 Bekanntschaft machen durfte. Fender oder Gibson, Canon oder Nikon oder eben Akai oder E-MU. Ich für meinen Teil war immer ein Akai-Mann, weshalb mir wohl auch Reasons Sampler auf Anhieb zu gefallen wussten. In seiner Einfachheit appelliert der NN-19 an alle Sound Designer und Musiker, die ihre Klänge verbiegen wollen.

Samples werden via Pitchshifting und Timestretching sofort über den zur Verfügung stehenden Bereich transponiert und lassen sich mit Filter, Amp und LFO bearbeiten. Trotzdem kann auch der NN-19 mit Mutlisamples umgehen, die sich entweder mit der Automap-Funktionailtät erstellen lassen, oder man definiert zunächst seine Keyzones, und befüllt diese dann im Nachgang.

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Die Farfisa-Orgel aus dem NN-19 klingt hübsch trashig (und ich hab mal wieder Pink Floyd „Live In Pompeji“ gehört):

 

Voller dagegen die B3-Simulation:

 

Krachig auch wieder der Clavinet-Sound:

 

Komplexer kommt der NN-XT um die Ecke. Dieser wurde von Propellerhead als Nachfolger zum NN-19 eingeführt. Erinnert mich der NN-19 immer an den Akai S2000, so erscheint mir beim NN-XT immer der S6000 vor dem geistigen Auge. Über das üppige Display des NN-XT lassen sich Samples natürlich weitaus komfortabler mappen.

Neben WAV- und AIFF-Samples zeigt sich der NN-XT weitaus ladefreudiger als der kleine NN-19, versteht er doch auch SoundFont 2.

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Zur Klangestaltung stehen zwei LFOs, MOD Envelope, Pitch, Filter und AMP Envelope zur Verfügung. Keyzones und Velocity-Switches anzulegen ist im NN-XT ganz einfach möglich. Hat man sich mal mit dem entsprechenden Konzept auseinander gesetzt, sind die Samples auch schnell angelegt. Darüber hinaus versteht sich der NN-XT auch auf alternative Samples, was vor allem der Darstellung akustischer Instrumente entgegen kommt. Als prominentes Beispiel nehme ich gerne eine Snare Drum. Ein Drummer aus Fleisch und Blut wird die Snare nie zweimal hintereinander an derselben Stelle treffen, aber gerade diese Unterschiede im Klang sorgen für ein lebendiges und natürliches Klangbild. Triggert man nun mit dem Sampler immer das gleiche Snare-Sample, stellt sich schnell etwas ein, was man gerne als Machine Gun Effect bezeichnet. Hier kann man mit der Alternate-Funktion entgegen wirken.

Überraschend gefällt mir immer noch das Grand Piano aus dem NN-XT:

 

Der Rhodes-Sound kommt auch sehr passabel:

 

Wobei mir dieses FM E-Piano noch besser gefällt:

 

Stark auch die fetten Synth-Strings:

 

Seit Reason 5 fängt nun auch Sampling wieder an, Spaß zu machen, denn NN-19, NN-XT, der Nano-XT im Kong oder die Redrum verfügen über die Möglichkeit, selbst Samples aufzunehmen und zu bearbeiten. Hört sich vielleicht unspektakulär an. Ich finde aber, dass dies eine schöne Retro-Revolution ist. Samples lassen sich einfach aufnehmen, editieren und managen. Schnell recorden, mit dem Reason Sample-Editor das Sample in Form bringen und dann durch die FX-Maschine drehen. Im Handumdrehen hat man sich so ganz schnell neue Klänge erschaffen.

Neben den ausgewachsenen Samplern verfügt auch der Klassiker Redrum über einen entsprechenden Input, ansonsten ist an dieser Groovebox fast noch alles so wie gehabt: Zehn Channels mit Pattern-Sequenzer bringen echtes Drummachine-Feeling in den Rechner.

Der Rex-Player aus den ersten Reason-Versionen ist Geschichte, seit Reason 5 regiert der Dr. Octo Rex.

Basierte ein Drumarrangement auf unterschiedlichen Rex-Loops, z. B. für Intro, Verse, Chorus, Middle 8 und Fills, konnte es mit dem alten Player schnell unübersichtlich werden, weil man mitunter zügig große Patches an Playern über den Spider Audio Merger & Splitter kombiniert hatte. Die Loops lassen sich nun über die Buttons auf der Dr. Octo Rex-GUI temposynchron aufrufen, ähnlich wie dies mit Clips in Ableton Live funktioniert. Nutzt man den Sequenzer in Reason, lassen sich die einzelnen Loops auch einfach im Arrangement einzeichnen. Natürlich kann man die Loops auch über MIDI-Controller triggern und abfeuern.

Neu ist nun der Slices Edit Mode, mit dem sich einzelne Slices aus einem Loop manipulieren lassen. Ob man nun pitchen, den Pegel anpassen, oder abgedrehte Effekte realisieren möchte: alles kann der Slice Edit Mode.

Ein weiteres Highlight in Reason ist für mich der Kong Drum Designer. Oberflächlich betrachtet sieht der Kong wie eine Software gewordene MPC aus. Was allerdings unter seinem Deckel schlummert, ist gewiss neu und ungewöhnlich. Jedes Pad des Kong lässt sich mit einem eigenen Klangerzeuger plus Effekten versehen. Hier hat man die Auswahl zwischen dem NN-Nano Sampler, einer kleinen Version des NN-XT, oder dem Nurse Rex Loop Player.

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Hinzu kommen Physical Modelling-Module für Bass Drum, Snare und Tom sowie ein synthetisches Bass Dum-Modul, Snare Drum-Modul, Hi Hat-Modul und Tom-Modul. Alle Klangerzeuger lassen sich frei kombinieren. So ist es denkbar, eine modellierte Bass Drum mit einer synthetischen Snare und gesampleten Percussions mit einem unterliegenden Rex-Loop zu kombinieren. Gerade die Idee des Physical Modellings von Bass Drum, Snare und Hi Hat finde ich sehr interessant. Jedes Pad kann zusätzlich zwei Slots für Effekte verwalten. Hier gibt es Interessantes wie EQs, Compressor, Distortion, Filter, Noise, Tone oder den Rattler, der sich besonders gut auf Snare Drums macht. Dann gib es noch einen Slot für Bus-Effekte und einen Master Insert. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, zwei Aux-Wege auszuspielen, wenn man z. B. mit der Snare auf ein RV7000 Reverb möchte. Am meisten macht der Kong natürlich mit einem entsprechenden Eingabegerät mit einer 4×4 Pad-Matrix Spaß. Dabei erweist sich der Quick Edit-Mode für Pad Settings, Pad Group und Drum Assignment als wahrer Segen. Hier hat man schnell Änderungen vorgenommen, wenn mal was nicht passen sollte. Wie auch die anderen samplebasierten Instrumente kann auch der Kong live samplen, die Sounds stehen dann gleich auf den Pads bereit.

Starten wir Kong mit einem akustischen Drumkit …

 

… und geben hier viel Hall vom RV7000 hinzu:

 

Hier ein housiges Kit. Der Flächensound im zweiten Teil wurde auf ein Pad des Kong gelegt und entsprechend getriggert.

 

Selbstverständlich hat Reason auch weiterhin eine ganze Palette an Tools an Bord, die das tägliche Leben mit Reason reichhaltiger gestalten. Da hätten wir zunächst den Combinator, mit dem sich alle möglichen Gerätekombinationen zusammenfassen und verwalten lassen.

Der Stepsequenzer funktioniert wie ein Hardwareteil, vermag aber weitaus mehr zu leisten. Obwohl der Matrix-Sequenzer schon zu den Reason-Klassikern gehört, komme ich doch immer wieder gerne auf ihn zurück. Genauso wie auf den RPG-8 Arpeggiator, der zunächst mal alle gewohnten Anwendungen abdeckt, mit seinem Mehr an Möglichkeiten aber auch den klassischen Arpeggiator aussticht.

Auch die MClass Mastering Suite bleibt an Bord und sorgt für die akustische Endbearbeitung von Dynamik und Frequenzgang.

Der MClass Equalizer liefert mit vier Bändern gezielte Eingriffsmöglichkeiten, während MClass Compressor und Maximizer für das nötige Maß an Lautheit sorgen. Und mit dem MClass Stereo Imager wird auch alles schon in die Breite gezogen, wenn man dies möchte.

Neben dem kleinen Reverb zählt das RV7000 schon lange zu meinen Favoriten in Sachen Reason-Hall. Bei dem Teil habe ich mich schon früher immer geärgert, dass es nicht als separates Plug-in erhältlich ist. Was das RV7000 richtig gut kann, sind Dub Reverbs für Ragga und Reggea genauso wie den schönen alten großen Hall auf den Drums.

Zwar ist das Angebot an guten Vocodern heute besser als noch vor fünf Jahren, trotzdem musste ich feststellen, dass der BV512 Digital Vocoder aus Reason immer noch zu meinen Favoriten zählt, wenn es um die Verfremdung von Stimmensamples und ähnlich gelagerten Anwendungen geht. Ich hatte aufgrund anderer Alternativen den BV512 länger nicht mehr benutzt, musste aber während des Tests feststellen, dass ich die Kiste immer noch sehr zu schätzen weiß.

Fazit

Propellerhead liefert mit Reason 8 das beste Reason! Zwar hat die schwedische DAW kein neues Instrument bekommen, doch immerhin drei neue Effekte, die beiden Softube Ampsimulationen und den Audiomatic.

Die ganze Geschichte ist mit den Audiofeatures und den Rack-Extensions jetzt richtig rund! Wer sich im Reason-Ökosystem bewegen kann, und nicht alle Viertaljahr den nächsten Urei 1176-Clone haben muss, kommt mit den mitgelieferten Effekten und Instrumenten und den optionalen Rack Extension sehr gut aus.

Zugegeben: In der Vergangenheit war mir die fehlende VST-Schnittstelle immer etwas suspekt, allerdings kann man auch ohne diese sehr gut in Reason arbeiten und Songs erstellen. Einziger Wehrmutstropfen: Es gibt immer noch keine MP3-Exportfunktion.

Ich bin mittlerweile seit Reason 3 dabei und muss sagen: Reason entwickelt sich stetig und mit übersichtlichen Updatezyklen weiter. Auch wenn man mal einen Versionssprung auslässt – Propellerhead holt einen immer wieder ins Boot.

Für alle Neueinsteiger ist Reason 8 auf jeden Fall eine Option, bei der es sich lohnt, sie näher in Augenschein zu nehmen. Wie es um die Update-Willigen steht, müssen diese natürlich individuell bewerten. Der EM-Frickler würde sich bestimmt eher einen neuen Synthesizer statt der beiden Ampmodelle wünschen, für Gitarristen und Bassisten sind die beiden Effekte aber auf jeden Fall amtlich und rechtfertigen allein schon den Preis für das Update. Schon deshalb können wir Reason mit gutem Gewissen den Top Product-Award wie auch den Best Value Award vergeben.

TOP PRODUCT AWARD

BEST VALUE AWARD

Heiko Wallauer

Plus

  • Konzept
  • ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis
  • Rack Extensions
  • Flexbilität
  • Stabiltiät

Minus

  • keine MP3-Export-Funktion

Preis

  • Reason 8 329€
  • Upgrade von Reason 1-7, Balance with Reason Essentials und Record 129€

Systemvorraussetzungen Mac OS X

  • Intel Mac mit mind. Dual Core
  • 4 GB RAM oder mehr
  • mind. Mac OS X 10.7
  • 3 GB Hard Disk Space
  • Monitor mit mind. 1024×768
  • Core Audio Interface (oder interne Hardware) und Core Midi-kompatible Hardware-/Keyboard
  • Internet Verbindung zur Registrierung
  • Freier USB Port für Ignition Key

Systemvorraussetzungen Windows

  • Intel Pentium 4 / AMD Opteron oder besser
  • 1GB RAM
  • mind. Windows 7
  • 3 GB Hard Disk Space
  • Monitor mit mind. 1024×768 r
  • Mind. 16 bit Windows kompatible Soundkarte mit ASIO-Unterstützung
  • Midi-Hardware und Keyboard
  • Internet Verbindung    zur Registrierung
  • Freier USB Port für Ignition Key

Hersteller