Test: Waves Tony Maserati Collection

Seit einiger Zeit bietet Waves mit den „Artist Signature Series“ Bundles von virtuellen Audioprozessoren für spezifische Audiobearbeitungen an. Die Bundles sind in Zusammenarbeit mit Weltklasse-Produzenten bzw. Toningenieuren entstanden und verfolgen den Anspruch, auf höchstem Niveau den persönlichen Sound des jeweiligen Ton-Künstlers nachzubilden und gleichermaßen dem Anwender einen schnellen und intuitiven Zugriff auf diesen Sound zu bieten. Mit dem Tony-Maserati-Bundle wird diese Reihe fortgeführt.

Besonders bemerkenswert ist, dass jedes der in diesem Bundle enthaltenen Plug-ins einerseits klar spezifiziert ist, nämlich für die Bearbeitung ganz bestimmter Instrumente, andererseits aber eine Zusammenfassung von Audioprozessoren beinhaltet und beispielsweise neben einem EQ auch ein Delay oder einen Kompressor in ein „Gehäuse“ integriert. Zu den 6 Plug-ins gehören der VX1 Vocal Enhancer, der DRM Drum Slammer, der B72 Bass Phattener, der GTi Guitar Toner, der ACG Acoustic Guitar Designer und der HMX Harmonics Generator für die Bearbeitung von Keyboard- und String-Sounds. Wir werden die 6 Kandidaten der Reihe nach unter die Lupe nehmen. Installation

Wer diesen Test auch praktisch begleiten will, hat die Möglichkeit, das Tony Maserati Bundle als 30-Tage-Demo von der Waves-Seite herunterzuladen. Für die Freischaltung des Demos ist ein iLok Voraussetzung. Tipp: Der Waves-Server erreicht in den Morgenstunden MEZ seine höchste Geschwindigkeit.

Erster Eindruck

Nicht nur am Sound, auch am Design hat Waves gefeilt: Die grafische Darstellung der Plug-ins im Retro-Look verheißt einen warmen, satten Klang. Die hölzerne Front und die Buttons aus gelbem Plastik erinnern an Musikschränke der 60er Jahre. Leider bleibt die Frage offen, ob für die Nachbildung des legendären Sounds auch Studiohardware aus der Gründerzeit des Sound-Designs verwendet wurde. Auf der Waves-Seite finden Sie zwar mehrere Videos, die dem Künstler huldigen und in denen Tony Maserati über sein Leben mit der Musik und von Studioarbeit mit Stars aus der Branche berichtet, jedoch wenig Konkretes zu seiner Arbeitsweise, geschweige denn zum favorisierten Equipment. Auf unsere Nachfrage erhielten wir die Antwort, dass es sich bei der Emulation der Plug-ins um „eine Integration von klassischen Waves processing- und speziell neu entwickelten Engines“ handelt. Generelle Ausstattung der Plug-ins

Den Plug-ins des Maserati-Bundles sind einige Eigenschaften gemeinsam: Sie verfügen alle über eine Sensitivity-Control, eine Kombination aus Input-Regler und Aussteuerungs-LED. Diese leuchtet je nach Stärke des Eingangssignals in grün, gelb oder rot. Im Normalfall sollte sie gelb leuchten. „Grün“ meldet einen sehr dezenten Effekt, „rot“ eine Überzeichnung bzw. Ausreizung bis in den Grenzbereich mit entsprechender Verfärbung des Signals. Ebenso finden Sie bei jedem Plug-in einen Type-Button, der die Grundeigenschaften festlegt. FX kann als Plug-in-interner Effekt-Send verstanden werden. Hier fügt man – abhängig von „Type“ – in der Regel Zeitverzögerungseffekte und damit Räumlichkeit hinzu. Die überdimensionale Anzeige im Bullaugen-Look repräsentiert die Aussteuerungsanzeige, schaltbar zwischen Input und Output. Die Plug-ins liegen als (input->output) mono->mono, mono->stereo und stereo->stereo-Komponenten vor. (Genaue Angaben hierzu finden Sie in den Testabschnitten zu den jeweiligen Plug-ins weiter unten).

In der oberen Tool-Bar können Sie zwischen zwei Einstellungen hin- und herschalten (Setup A/B) und/oder per copy a->b die persönlichen Einstellungen von Version A auf B kopieren; daneben finden Sie multiple undo/redo, eine Load/Save-Funktion mit Zugriff auf Factory- und eigene Presets. (Beim Maserati-Bundle finden sich keine Factory-Presets. Statt dessen werden über die oben erwähnten „type“-Buttons Grundeinstellungen geladen. Eigene Presets können über die Tool-Bar abgespeichert werden. In Anbetracht der einfachen Bedienung wird man diese Funktion jedoch selten nutzen.) Außerdem erhalten Sie über das Fragezeichen einen Direktzugriff auf das Manual, grundsätzlich sehr praktisch, auch wenn man es hier – wie wir sehen werden – kaum braucht. (Die Tool-Bar ist Bestandteil eines jeden Wave-Plug-ins, also keine Besonderheit des vorliegenden Bundles).

B72 Bass Phattener

Laut Tony ist der B72 Bass Phattener das erste Plug-in welches emuliert wurde. Also fangen wir in unserem Praxistest mit diesem Modul an:

Waves_Tony_Maserati_Collection_Bass_Phattener

Abgesehen von den bereits dargestellten Bedienelementen stellt sich das Bass-Bearbeitungs-Plug-in sehr aufgeräumt dar. Zur Verfügung steht ein Bass- und ein Höhenregler. Zwei Modi werden angeboten: DI für schnörkellose Bassgitarren-Bearbeitung und SYNTH. Nur in diesem Modus steht der eingebaute Effekt „tone“ zur Verfügung. In der Praxis stellt man zunächst den Sensitivity-Regler ein und bestimmt damit, wie kräftig das Plug-in angefahren werden soll. (Dies gilt für alle Maserati-Plug-ins) Anschließend gibt man dem Bass mehr Fülle (über den Bass-Regler) und mehr Präsenz (über den Treble-Regler). Im DI-Modus hat sich unsere Arbeit damit bereits erschöpft. Kein parametrischer EQ, keine Attack-/Release-Regler eines Kompressors, nein, überhaupt kein Schmickschnack.

Das Ganze hören wir uns im folgenden Audiodemo einmal an: zunächst das trockene Pattern (aus der Ueberschall Liquid Bass Library):

jetzt mit dem Tony Maserati Bass Phattener. Der Sensitivity-Regler auf 12 Uhr Stellung bedeutet hier: reichlich gelb bis zartrot leuchtende LED. Bass-Regler auf 3 Uhr-Stellung, Treble auf 2 Uhr. Das macht die Sache rund und präsent.

Drei Handgriffe – fertig ist der Bass. Und er klingt nicht nur gut, der Sound wird erheblich aufgewertet. Den Sensitivity-Regler voll aufzudrehen bringt übrigens keine unerwünschte Verzerrung mit sich. (Auch dies gilt für alle Maserati Plug-ins.) Der Auftakt zum Bundle ist geglückt.

Im Synth-Modus gesellt sich der „tone“-Effekt hinzu, auch hierfür gibt es nur einen Regler – mal abgesehen vom Send- und Return-Level. Der Effekt kommt am besten bei Wahl der Komponente mono->stereo zum Tragen. Obwohl dafür nicht gedacht, lassen wir zunächst noch einmal den Fretless-Bass über den Synth-Modus laufen. Jetzt klingt er wie aus einer alten, halbdefekten Röhrenkiste. Gut, das Ergebnis unserer Zewckentfremdung kann man höchstens als Special-Effekt nutzen; probieren wir mal einen richtigen Synth-Bass: Zunächst das „trockene“ Audiodemo. Der Beat kommt vom Stylus Expansion Pack Big Beat, der Bass aus Omnisphere. (Trocken ist so gut wie nichts bei Omnisphere, daher vorhin die Anführungszeichen.)

Und jetzt mit dem B72 im Synth-Modus:

Das schwierige, weil schon von Haus aus recht voluminös bearbeitete Signal erfährt tatsächlich noch eine gute Portion mehr Biss über den tone-Regler. Einen zuweisbaren Midi-Controller für diesen Regler würde man sich wünschen. Den gibt es leider nicht, wohl aber den Umweg über die Aufzeichnung einer Automation. Damit bekommt man noch etwas mehr Lebendigkeit:

Hier noch ein Synth-Bass aus dem Korg Oasys:

Und nun die bearbeitete Version unter Hinzunahme des B72:

Da haben wir ein kleines Bass-Monster geschaffen. (Fairerweise muss man sagen, dass der B7 bei der verwendeten Einstellung auch ca. 7dB Lautstärke hinzufügt, die wir nicht nachreguliert haben.) Der Bass Phattener ist einfach zu bedienen, wahrlich ein Kinderspiel und macht den Bass angenehm rund und warm, ohne dass er mulmig wird und im Mix verschwindet. Im SYNTH-Modus erzielt man im Handumdrehen ein breites, lebendiges Klangbild.

ACG Acoustic Guitar Designer

Waves_Tony_Maserati_Collection_ACG

Wie der Name schon sagt, geht es um die Bearbeitung der akustischen Gitarre. Modus 1 dient der Kontrolle der Präsenz im Mix: Hier werden die Lautstärke und der Klang eingestellt. Modus 2 verfügt über mehr Kompression und ist laut Herrn Maserati dazu gedacht, die Details einer Live-Darbietung zu betonen. In beiden Modi können Raumeinstellungen hinzugemischt werden. Es stehen die Komponenten mono->stereo und stereo->stereo zur Verfügung.

Auch beim ACG sind die Regelmöglichkeiten übersichtlich.

  • Hinter „punch“ steht ein für diese Anwendung optimierter Kompressor.
  • „Hi“ und „mid“ ist nicht irgendein EQ, sondern ein speziell für Akustische Gitarren optimiertes Modell,
  • „excite“ (im Effektweg des Plug-ins) fügt Präsenz hinzu,
  • „pre-delay“ betont bei höheren Werten den Raumklang.
  • Über „dry/wet“ kann der Effektanteil des Ausgangssignals geregelt werden.

In den folgenden Audiodemos hören Sie den ACG bei der Arbeit. Dazu hat Jörn auf seiner akustischen Gitarre ein kleines Thema eingespielt. Zunächst die unbearbeitete Aufnahme.


Sie meinen, dass die Gitarre schon ganz gut klingt? Es geht noch viel besser:

Jetzt beißt die Gitarre fast ins Ohr und wird sich in jedem Mix durchsetzen. Dezentere Einstellungen sind natürlich möglich. Die EQ-Regler MID und HI arbeiten nicht stufenlos, sondern nur in den mit einem Strich versehenen Rasterstellen. Die gebotenen sechs Einstellmöglichkeiten reichen aber für jede Sound-Bearbeitung. Wir wechseln zum Modus ACG 2, der ja mehr Live-Sound Charakter mitbringen soll. Die Gitarre hat wiederum Jörn eingespielt. Zuerst das trockene Signal:

Und nun mit dem Maserati ACG-Plug-in. Es klingt räumlicher und die Gitarre springt förmlich nach vorne …

… und noch ein Beispiel für eine akustische Gitarre, diesmal aus der Überschall Library „Liquid Guitar“, im Hintergrund läuft ein Stylus-Beat, ohne Einsatz der Maserati-Plug-ins:

Mit dem ACG, Type 2 und – wir greifen ein wenig vor – einer Priese Drum-Slammer auf dem Stylus-Beat:

Die Gitarre klingt wahrlich knackig, so als wären die Saiten gerade mal 5 cm vom Ohr entfernt. Wir wechseln von der akustischen zur elektrischen Gitarre: Der Maserati GTi Guitar Toner ist für diese elektrisierte Gattung dieser Zupf-Instrumente prädestiniert.

GTi Guitar Toner

Waves_Tony_Maserati_Collection_GTi

Tony beschreibt, dass er auch mit diesem Plug-in eine große Bandbreite an Gitarrensignalbearbeitungen ermöglichen wollte, von der sehr cleanen, direkten Variante (à la Elliot Smith) bis hin zu weichen, mit einem Chorus-Effekt eingefärbten Klangerlebnissen (à la Andy Summers). Was der Guitar-Toner nicht bietet, ist eine Amp-Simulation (wie beispieldweise aus dem Waves GTR-Bundle) oder eine deftige Verzerrung, wohl aber einen Modus („heavy“), um angezerrten Gitarren im Mix zu mehr Durchsetzungskraft zu verhelfen. Mit „thick rhythm“ steht zudem eine Variante für die Simulation eines Live-Sounds bereit. Tony empfiehlt dieses Setting auch für Bläser oder ein Wurlitzer. „Soft Flange“ bereichert getragene Passagen mit einem Schwebesound. Der GTi Guitar Toner steht als mono->stereo und als stereo->stereo Komponente zur Verfügung. In Anbetracht des vielseitigen Anwendungsspektrums wundert es nicht, dass dieses Plug-in etwas mehr Regelmöglichkeiten aufweist – abhängig vom gewählten Anwendungszweck: Die Modi „clean” und “heavy“ beschränken sich (abgesehen von den eingangs erwähnten Basisreglern jedes Plug-ins) auf eine Presence-Control (Presence 1) und „tame“, womit eine Dynamikfunktion bezeichnet wird (Kompressor).

Umfangreicher sind die anderen 3 Modi: Im Zentrum von „clean chorus“ steht ein Chorus Effekt mit Presence 1, tame, mix (anteilige Stärke des Chorus-Effekts) und depth (Tiefe des Chorus). „Thick Rhythm“ macht den Sound räumlicher. Die Parameter sind presence 2, FX (-send Volume), delay (300-1000ms), width (Stereobreite), vibro (Vibratotiefe), chorus (on/off). Hinter „Soft Flange“ verbirgt sich, wie sollte es anders sein, ein Flanger im FX-Weg: Precence 2, tame, FX (-send), press (Dynamik/Kompressor im Send-Weg zum Flanger) und schließlich die typischen Flanger-Parameter width (Stereobreite), range (Frequenz) und rate (Geschwindigkeit resp. Zeitverzögerung). Das Delay im Modus „Thick Rhythm“ dient vornehmlich der Schaffung einer Ambience und erfüllt diesen Zweck sehr gut. Wir vermissen ein wenig ein BPM-sync oder tap-Delay, was eine perfekte Abrundung des GTi gewesen wäre.

Die folgenden Audiodemos dienen einem Überblick über die Einsatzmöglichkeiten von GTi: Auch hier stammen das Audiomaterial von Jörn: Arpeggio dry:

Jetzt das Arpeggio im Gti Clean-Modus:

Den Output mussten wir stark nachregeln, da das Plug-in gehörig Dampf macht. Ein Gate hätte auch nicht geschadet – es ist jedoch nicht im GTi enthalten und wir wollten den Sound absolut unverfälscht lassen. Nun der „clean chorus“ Modus, zunächst dezent:

(Mix und depth auf 10 Uhr) und hier mit stärkerem Effekt (Mix auf 90 %, depth unverändert):

Keine Frage, der Gitarrensound wird erheblich aufgewertet. Der Chorus ist das Beste, was Ihr Testautor aus dieser Effetsparte je zu hören bekommen hat: herrlich organisch. Bei erhöhtem Mix-Wert ergibt sich ein wunderbar sphärischer Raumeffekt durch das intergrierte Stereo-Panning. Ein paar Schönheitsfehler oder offene Wünsche gibt es dennoch:

  1. Da jedes Maserati Plug-in ein Konglomerat aus diversen zusammen emulierten Effekten beinhaltet, hätte man hier auch noch eine Gate/Expander-Funktion hinzufügen können.
  2. Der Regelbereich des Depth-Parameters ist überdimensioniert: Über die 12-Uhr-Stellung hinaus kommt es zu einem kaum mehr brauchbaren Leiern.
  3. Eine Kontrolle der Zeitverzögerung des Chorus („rate“) hätte sicherlich niemanden bei der Bedienung überfordert.
  4. Ein BPM-ynchronisierbares Panning wäre die Krönung gewesen.

Es sei aber nochmals betont: Einen besseren Chorus-Sound werden Sie schwerlich finden – das relativiert unsere kleinen kritischen Anmerkungen erheblich.

Den Modus „Thick Rhythm“ hören Sie in folgendem Audiodemo, zunächst dry, dann wet:

Hier haben wir im internen FX-Weg nur den Chorus und wenig Delay verwendet. Je weiter man „Sensitivity“ aufdreht, desto stärker macht sich ein Kompressor-Effekt bemerkbar, der jedoch über keinen separaten Regler steuerbar ist. „Tame“ (die Dynamik-Kontrolle) ist bei diesem Modus nicht aktiv.

Mischt man die FX etwas stärker hinzu und gönnt dem Sound ein wenig „vibro“, so hört es sich folgendermaßen an:

Analog zum Chorus geht auch der Vibro-Regelbereich weit ins Psychedelische hinein. Eine regulierbare vibro-rate fehlt. Man kann sich leicht vorstellen, dass ein Orgelsound ebenfalls Nutznießer dieses Plug-ins sein kann. Unser kleiner Ausflug führt uns zu einer recht kratzigen Orgel aus dem Fundus der B4II von Native Instruments:

Und nun mit „Thick Rhythm“ aus dem Maserati GTi Plug-in:

Den Beat hat Jörn in der Stylus-Library gefunden. Zurück zur Gitarre: Diese lassen wir jetzt mal über einen Waves Amp aus dem GTR-Bundle laufen und geben (im zweiten der folgenden Demos) ein wenig Biss mittels GTi, diesmal in „Heavy“ Modus hinzu:


Zum Abschluss des Gitarren-Parts ein Solo im „Soft Flange“ Mode:

Den Maserati Drum-Slammer haben wir ja bereits benutzt. Höchste Zeit, ihn im Detail vorzustellen.

DRM Drum-Slammer

Waves_Tony_Maserati_Collection_Drum_Slammer

Abgesehen von den Standard-Reglern dieses Bundles stehen die Parameter thumb, snap und treble zur Verfügung. „Thumb“ regelt die tiefen Frequenzen, „treble“ die hohen und „snap“ ist eine Art Kompressor/Transienten-Einheit. Der Sound wird druckvoller und die Attack-Phase zugleich betont. Es stehen die Anpassungen Bass Drum, Snare Top, Snare Bottom, Hi-Hat, Toms, Overheads und Room zur Verfügung – ein traditionelles Schlagzeug ist also in allen Bestandteilen berücksichtigt. Darüber hinaus liegt es nahe, auch einen Shaker mit dem Hi-hat-Modus oder afrikanische Trommeln mit den Einstellungen für Toms zu bearbeiten.

Im folgenden Audiodemo haben wir einen einfachen Beat aus Groove-Agent mit dem Drum-Slammer bearbeitet. Die „Ambience“ des Groove-Agent steht auf 0, Bass Drum, Snare und Hihat habe wir auf Einzelausgänge gelegt, um die instrumentenspezifischen Modi von unseren 3 Drum-Slammern benutzen zu können. Sie hören zunächst das trockene Signal.

Nun mit dem Drum-Slammer:

Dem Schlagzeug wird regelrecht Leben eingehaucht. Das Beispiel ohne Drum Slammer klingt wie eine passable Aufnahme von einem Schlagzeuger, während dieser mit Hilfe von Herrn Maseratis Wunderwaffe beinahe leibhaftig im Studio erscheint. Und das, obwohl wir die Möglichkeiten nicht alle genutzt haben: Snare Bottom, Overhead und Room-Bearbeitung liegen brach, weil in diesem Beispiel nicht einsetzbar. Deshalb wechseln wir zu BFD 2 von FXpansion. Mal sehen, was noch alles geht. Das verwendete Pattern stammt aus der BFD-Groove-Library. Den internen BFD-Mixer haben wir so umgebaut, dass die Instrumente und auch die Overhead- und Room-Micros auf Einzelausgängen liegen. nach diesem destruktiven Eingriff in das komplexe BFD Preset kommt es vorübergehend zu einem suboptimalen Sound – umso besser, denn wir wollen ja schauen, was der Drumm-Slammer herausholen kann. Wie immer hören Sie zunächst den unbearbeiteten Groove:

Und nach Einsatz aller Drum-Slammer Modi in den einzelnen Kanälen:

Auch hier trägt der Drum Slammer maßgeblich zu einem lebendigen Sound bei. Je mach Modus unterscheiden sich die internen Einstellungen, sodass die Regler zwar dieselben, deren Wirkungsbereiche aber an die Instrumente angepasst sind. Das Ergebnis ist ein warmer, transparenter, druckvoller Sound. Das Einzige was fehlt, ist ein Modus für Drums-Subgruppen. Leider bieten bei weitem nicht alle virtuellen Drums die Möglichkeit, die im Maserati Drum-Slammer vorgesehenen Signale auf Einzelspuren zu legen.

HMX Harmonics Generator

Waves_Tony_Maserati_Collection_HMX

Der Maserati HMX Harmonics Generator ist für die Bearbeitung von keyboards vorgesehen. Er soll das Klangspektrum verbreitern, fügt ein wenig Chorus und Räumlichkeit hinzu. Zwei Modi stehen zur Verfügung: der etwas dezentere „Modal“- Modus und der kräftigere „Bounce“-Modus. Neben den Standard-Reglern eröffnet sich im Modal-Modus der Zugriff auf die Parameter size (Efektgröße), amount (Hallanteil) und spread (Stereo-Auffächerung) und im „Bounce“-Modus presence (Höhenbetonung), size, dly mix (Dealy Level), tempo (siehe da: hier gibt es die BPM-Sync-Funktion,die wir beim GTi vermisst haben) sowie FX (send) und wet (FX-Anteil). Zur Wahl stehen die Komponenten mono->stereo sowie stereo->stereo.

Wieder hören Sie zunächst ein unbearbeitetes Signal, danach das Piano mit der Maseati HMX-Bearbeitung im Modal-Modus. Der Beat stammt von Stylus und BFD und läuft zunächst ohne, dann mit Drum Slammer. Die Besonderheit vom Piano aus der Plectrum 2 Library ist, dass die Klavierseiten hier nicht über die Hammermechanik angeschlagen, sondern gezupft bzw. von Hand angerissen werden.

Uuh, hört sich das schrecklich an. Jetzt mit Drum-Slammer und dem HMX für das Piano:

Im Bounce-Modus gibt es keinen Sensitivity-Regler. Hier geht es in erster Linie um die räumlichen Effekte. Wie oben erwähnt, ermöglicht der Tempo-Regler eine BPM-Synchronisation: manuell in Dezmalwerten (also z. B. 100,5, und nicht, was wünschenswert gewesen wäre, in Takt-Werten, z. B. 1/4); wechselt man zu Auto-Sync, fehlt jede weitere tempobezogene Einstellmöglichkeit, HMX bestimmt nun ganz alleine, was gut und passend klingt. Für das folgende Demo haben wir absichtlich eine etwas matt klingende Steinway-Simulation gewählt, um zu hören, was das Maserati Plug-in hier noch bewirken kann. Wie immer: erst das unbearbeitete Signal, dann die Version mit eingeschaltetem Plug-in:

Der HMX bringt eindeutig Farbe, Wärme ins Spiel und verhilft auch etwas müden Klängen zu dezentem Schweben im virtuellen Raum. Sehr schön. Der Anwendungsbereich ist weiter zu fassen als hier gezeigt: Pads, Streicher, alle möglichen Keyboards können von dem Sound dieses Plug-ins profitieren.

VX1 Vocal-Enhancer

Waves_Tony_Maserati_Collection_VX1

Mit dem Maserati VX1 Vocal-Enhancer kommen wir zum letzten Testkandidaten dieses Bundles. An Regelmöglichkeiten stehen Sensitivity, Bass, Compress, Treble und Output nebst einer Effektsektion mit FX send, delay (Verzögerungszeit), delay mix, decay (betrifft die Nachhallzeit des Reverbs) und vrb tone (Klang des Reverbs) zur Verfügung. Es ist also (fast) alles an Effekten integriert, was man zur Gesangsbearbeitung braucht. 3 Grundeinstellungen contour 1, 2 und 3 stehen per Mode-Button ebenfalls zur Verfügung. In Contour 3 wird aus dem Compress-Regler ein Air-Parameter. Das Manual gibt bereitwillig Auskunft über diesen Regler: „adds air to the sound“. Eine Gebläsesimulation?

Unter den Plug-in-Komponenten haben Sie die Wahl zwischen mono->stereo oder stereo->stereo. Contour 1 ist prädestiniert für einen direkten Sound und beinhaltet einen kurzen Hall, vergleichbar einem Studio oder einer Bühne. Wir testen Contour 1 mit Jazz-Vocals aus Omnisphere: Im Vergleich wieder zunächst das trockene, dann das bearbeitete Signal.

Anders als der Steinway aus den vorangehenden Demos machen die Jazz-Vocals schon etwas her. Eric Persing (Spectrasonics/Omnisphere) ist dafür bekannt, dass kein nicht mit sämtlichem Studioequipment gestyltes Sample sein Haus verlässt. Aber selbst in diesem Fall eines hochglanzpolierten Ausgangs-Sounds verleiht der VX1 dem Material noch eine gehörige Portion Durchsetzungskraft.

Im Modus Contour 2 haben wir es mit einer etwas vergrößerten Räumlichkeit zu tun, was sich mit dem obrigen Beispiel folgendermaßen anhört:

Zum Schluß noch etwas Experimentelles: Den beiden letzten Audiodemos liegt eine etwas unkonventionelle Instrumentierung zugrunde: Mongolische Trommeln (teilweise aus der Ethno World 4 Library, teilweise von ILO Ethno-Techno für Stylus), dazu ein knarziger Analog-Bass, der kaum noch als solcher zu erkennen und eher geräuschhaft ist (vom AAS Ultra Analog), ein Knochenschüttler-Loop („Bone Shaker“, ebenfalls aus Ethno World 4) und natürlich Gesang: hier zur Abwechslung mittelalterlich und getragen (aus der Library „Sampled Landscapes“ von Bela D Media). Zunächst die trockene Version:

Und jetzt mit dem Modus Contour 3 des VX1 für die Vocals. Auch die anderen Sounds haben wir mit Maserati-Plug-ins bearbeitet, eine der beiden mongolischen Trommeln sogar mit dem HMX als Special Effekt, denn eigentlich ist dieses Plug-in ja für keyboards etc. gedacht:

Überraschung: Inzwischen haben wir herausgefunden, dass der Air-Regler nicht, wie zunächst vermutet, Windgeräusche produziert, sondern den Klang luftig, seidig, und vor allem höhenreich macht.

Das gefällt mir nicht

Die Bequemlichkeit, auf die schnelle einen amtlichen Sound zu erzielen, hat auch ihre Schattenseite: Die Flexibilität einer individuellen Sounderstellung mit mehreren Plug-Ins wird durch die Masterati-Multifunktionstools nicht erreicht. Soundmäßig wird man mehr oder weniger in eine Richtung gedrängt. Nicht immer führt das Maserati-Sounddesign zum gewünschten Ziel. Die FX-Abteilungen (Delay, Reverb) sind sehr stark vordefiniert und lassen keine gezielte Kontrolle zu. Eine BPM-Synchronisation der Delays wäre in manchen Fällen wünschenswert.

Das gefällt mir

Das Waves Maserati-Bundle beinhaltet Plug-ins zur Bearbeitung von Einzelsignalen in Mono- oder Stereo-Kanälen. Dabei werden alle möglichen Instrumente/Signale berücksichtigt. Die vorgegebenen Anwendungen für Bass, Drums, Keyboards, Vocals, akustische und elektrische Gitarre müssen nicht so eng interpretiert werden, wie die Namengebung zunächst vorgibt. Jedes Plug-in bietet Ihnen die Möglichkeit, selbst mittelmäßige Sounds um mindestens zwei Level nach oben zu befördern: Aus einer laschen Snare wird ein kräftig klatschender Akzent im Beat, aus einem matten Bass ein kleines, knurriges Monster, aus zurückhaltend klingenden Vocals ein prächtiger, luftiger Gesang. Der Chorus für die E-Gitarre ist einfach göttlich. Zudem ermöglicht die sehr benutzerfreundliche Gestaltung der Plug-ins einen extrem raschen Zugriff auf diese hervorragenden Klangerlebnisse.

Stundenlanges Korrigieren von mehreren seriell geschalteten Plug-Ins, schweißtreibendes und nervenaufreibendes Ringen um den besten Sound entfällt. Die sich daraus ergebende Bequemlichkeit kann dazu beitragen, dass man sich bei begrenzter Zeit mehr auf das Einspielen und Arrangieren konzentrieren kann.

Andreas Ecker

Systemvoraussetzungen Mac OS X

  • System 10.4.11
  • G5 Dual 2 GHz. / Core Duo 1.83 GHz.
  • 1 GB RAM
  • Schnittestellen: RTAS, Audio Suite, VST, AU

Systemvoraussetzungen Windows

  • Windows XP Service Pack II
  • Pentium 4 mit 2,8 GHz
  • 1 GB RAM
  • RTAS, VST

Preis

  • ca. 550 Euro

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