Tutorial: Toontrack EZdrummer 2
|EZdrummer 2 ist nicht nur eine Sample-Library akustischer Schlagzeuge, sondern ein Kompositionswerkzeug, das es Nicht-Schlagzeugern ermöglicht, den Rhythmus für einen kompletten Song ohne großen Aufwand und trotzdem mit vielen individuellen Freiheiten zu erschaffen. Dieser Artikel bietet Einsteigern einen, wie ich hoffe, inspirierenden Rundgang durch das Drum-Kreativtool von Toontrack und einige Anwendungsbeispiele mit Tutorialcharakter. Auch wer sich schon etwas mit EZdrummer auskennt, findet vielleicht den ein oder anderen neuen Hinweis.
Vorweg sei darauf verwiesen, dass unser Autor Andi Saitenhieb das Produkt bereits getestet und aus der Sicht eines Gitarristen beleuchtet hat (Link am Ende des Artikels).
Überblick
EZdrummer 2 beinhaltet zwei Drum-Libraries, EZdrummer Modern und EZdrummer Vintage, für die es jeweils eine Auswahl an Presets mit unterschiedlichen Instrumenten sowie fertigen Effektabteilungen gibt. Ergänzt werden die akustischen Drums durch ein kleines Percussion-Ensemble aus Claps, Kuhglocke, Shaker, Maracas und Tamburin.
Als Groove-Produktionstool wartet EZdrummer 2 mit einer großen Auswahl an MIDI-Grooves auf, die über unterschiedliche Suchfunktionen innerhalb der Benutzeroberfläche zu einem Song zusammengestellt und editiert werden können. Das Editieren erfolgt dank eines praxisnahen Konzepts intuitiv und musikerfreundlich. Intelligente Algorithmen, die an einigen Stellen im Hintergrund arbeiten, sorgen dafür, dass auch bei dramatischen Eingriffen in die MIDI-Grooves das Spielgefühl eines echten Schlagzeugers erhalten bleibt.
EZdrummer 2 bietet eine Reihe von Optionen, dem Schlagzeuger auf die Sprünge zu helfen. Die Funktion „Power Hand“ ermöglicht beispielsweise den Austausch führender Instrumente; rhythmische Figuren können erweitert oder reduziert werden – und das immer so, als ob man einem echten Schlagzeuger sagen würde: „Spiel doch bitte mal das, was du gerade auf der Snare machst, auf dem Standtom“ oder „Kannst Du bitte die Hi-Hat etwas lebendiger bedienen und ein paar kleine Wirbel einbauen, und, ach ja, ein paar Ghost-Notes auf der Snare einstreuen.“
EZDrummer 2 ist kompatibel zu allen bisher erschienenen Sound- und MIDI-Groove-Libraries der Vorgängerversion. Wer hier bereits ausgestattet ist, kann aus dem vollen schöpfen.
Gegen Ende des Tutorials beschäftigen wir uns zusätzlich mit dem Einsatz der Grooves im Zusammenspiel mit anderen virtuellen Schlagzeugern außerhalb der EZdrummer 2 – Library. Auch das ist eine spannende Sache …
Installation
Bei der Installation lässt sich die Sound-Library auf eine beliebigen Festplatte schreiben. Die Autorisierung erfolgt über den persönlichen Toontrack-Account, der von Neukunden gegebenenfalls noch angelegt werden muss.
EZdrummer 2 setzt Windows 7 oder Mac OSX 10.6.8 voraus und liegt sowohl als 32 als auch 64-Bit-Variante vor. Formate: AAX, AU, VST, RTAS sowie Standalone.
Einstieg in die Soundlibrary
Ezdrummer 2 wird über die Menüseiten Drums, Browser, Search und Mixer bedient. Im Startfenster, dem Drum-Menü sucht man sich zunächst das passende Kit durch Klick auf das orangefarbene Feld rechts oben in der Kopfzeile. Hier die Darstellung des Modern Kit:
Die Ladezeit ist auch ohne SSD-Festplatte angenehm kurz. Nun kann man die einzelnen Instrumente über die Tastatur spielen oder probeweise ein Pattern aus dem Browser-Menü in die untere Zeile des Fensters, den Drum Track, ziehen. Alternativ geht es auch nur über die Vorhörfunktion des Browsers.
Im ersten Beispiel habe ich das Modern Kit Distorted geladen und mir bei Tempo 120 einen Straight 4/4 Verse-Beat aus dem Browser gezogen. Es klingt schon ganz schön groovig:
Distortion deutet auf die Abmischung und die Versorgung der Instrumente mit Effekten hin. Um zu sehen, was hier los ist, wechselt man ins Mixer-Fenster:
Die Ausstattung mit Effekten ist von Preset zu Preset verschieden. Die vergleichsweise wenigen und übersichtlichen Effekteregler der einzelnen Module kann man als globale Parameter verstehen. Im Hintergrund arbeitet ein komplexer Effektalgorithmus.
Die Bass-Drum klingt reichlich deftig, die Hi-Hat jedoch nicht nach kaputtem Blech. Die einzelnen Effekte werden von Ezdrummer 2 sinnvoll zugewiesen. Klickt man auf einen Effektregler, werden die Mixerkanäle, auf die dieser wirkt, orange hervorgehoben.
Über Pitch Heads, Pitch Cymbals und Tighten lässt sich die Fellspannung, die Tonhöhe der Becken und das Ausklingverhalten einstellen. EZdrummer 2 bietet damit auch Klangverfremdungen für den experimentellen Einsatz. Zudem lassen sich die Effektregler per MIDI-Learn von einem Controllerkeyboard aus steuern. Dazu führt man einen Rechtsklick auf den gewünschten Regler aus, wählt MID-Learn und bewegt anschließend den betreffenden externen Controller. Wenn es nicht sofort klappt, hat man wahrscheinlich vergessen, im Sequenzer die MIDI-Spur von EZdrummer 2 anzuwählen.
Im folgenden Audiodemo habe ich nach 4 Takten die Verzerrung erhöht und zugleich die Ausklingphase verlängert, um mehr Dramatik ins Spiel zu bringen:
Laden von Instrumenten für individuelle Kits
Nach diesem kleinen Ausflug quer durch EZdrummer 2 zurück zum Startfenster. Neben dem Laden kompletter Kits kann man natürlich auch einzelne Instrumente zusammenstellen bzw. austauschen. Ein Klick auf das kleine Pfeilsymbol des jeweiligen Instruments öffnet einen Content-Browser mit allen für diese Position vorgesehenen Alternativtrommeln bzw. Blechwerkzeugen …
… einschließlich Tonhöhen- und Lautstärkeregler. Im Namensfeld unter der Instrumentenabbildung kann man von links nach rechts mit der Maus probeweise die Dynamikstufen (sprich: Velocitylayer) des gewünschten Kandidaten abklopfen. Individuell zusammengestellte Kits können zusammen mit der Mixereinstellung und (soweit vorhanden) einem Song-Arrangement als Projekt abgespeichert werden.
Über die drei Icons oben rechts können Percussioninstrumente ins Spiel gebracht werden. Zur Auswahl stehen: Diverse Claps oder Kuhglocke, Shaker oder Maracas sowie zwei Tamburin-Varianten.
Let´s groove
Ungeachtet dessen, dass die Schlaginstrumente für sich alleine schon recht gut klingen, liegt der Fokus bei EZdrummer 2 auf der Produktion kompletter rhythmischer Arrangements. Der zweite Schritt beim Kennenlernen besteht daher im Erkunden des großzügig bemessenen Angebots an Grooves. Diese bauen grundsätzlich auf MIDI-Pattern auf, bestehen also nicht aus in Slices zerlegte Samples bzw. Audioloops. Die Vorteile liegen auf der Hand: MIDI-Pattern können ohne Klangverlust dem Tempo angepasst werden, und einzelne Instrumente können herausgelöst oder hinzugefügt werden.
Um den richtigen Groove zu finden, gibt es verschiedene Herangehensweisen.
Lösung 1: Man wechselt zum Search-Menü:
Oben links gibt es das Feld „Tap2Find“. Damit öffnet sich folgendes Fenster:
Per Maus oder angeschlossenem (Controller-) Keyboard klopft man einen Basisgroove ein – Ein einfacher Wechsel von Bassdrum und Snare bietet sich an. EZdrummer 2 liefert dazu einen Metronomklick. Das Tempo kann per Regler justiert werden. Klopft man etwas schief ein, wird quantisiert. Das Quantisierungsraster kann gewählt und nach dem Einspielen verändert werden. Diese harte Quantisierung hat keinen Einfluß auf den späteren Groove. Es geht hier nur darum, Ezdrummer 2 erkennbare Vorgaben zu liefern.
Über „Show Results“ erscheint anschließend eine Liste von Grooves, die EZdrummer 2 vorschlägt und dabei auch gleich anzeigt, wie hoch die Übereinstimmung mit dem vorgegebenen Beat (in Prozent) ist. Eine hundertprozentige Übereinstimmung wird nicht immer erreicht, aber es sind fast immer Vorschläge dabei, mit denen man weiterarbeiten kann. Die Grooves lassen sich praktischerweise über ein Abspielicon vorhören (wie bei allen im Browser oder im Search Menü angezeigeten Grooves), müssen also nicht in den Drum Track gezogen werden. Das Abspielicon erscheint direkt links neben der Spalte mit den Prozentangaben, sobald man auf eine Groovezeile klickt.
Lösung 2: Man benutzt die diversen Attribute-Filter der Suchfunktion auf der Search-Seite mit den Auswahlkriterien Genre, Typ, Stil, Power Hand und Taktart. Kriterien lassen sich nicht nur herausgreifen, sondern auch ausschließen. Will man beispielsweise keine Swing-Grooves und keine Snare-Rolls, kann man diese per exclude außen vor lassen. Exclude erreicht man über den kleinen Pfeil rechts im Namensfeld des jeweiligen Attributs.
Lösung 3 besteht im konventionellen Durchhören des Browsers:
Auch hier kann wieder zum aktuell gewählten (Host-) Tempo vorgehört werden, bevor man den gewünschten Groove in den Drum Track ganz unten zieht – „Drag MIDI song blocks here“. Der Drum Track ist übrigens in jedem Menü präsent.
Einen Song zusammenstellen
Hat man bereits eine Songstruktur und möchte die Drums ohne großen Aufwand ersetzen, wird man Stück für Stück die passenden Intros, Verse, Bridges, Refrains, Fills und Endings über die Search-Funktion oder den Browser in den Drum Track ziehen. Das EZdrummer 2 Arrangement läuft dabei immer exakt zur Songposition des Host-Sequenzers.
Alle Grooves lassen sich durch in der Länge kürzen oder per Scherenwerkzeug (ganz links im Drum Track) schneiden. Die Anfasser erscheinen, wenn man mit der Maus über den Randbereich des Pattern fährt. Mit dem Scherenwerkzeug lassen sich auch kleine Fragmente aus dem Pattern schneiden, ohne dass einzelne Hits dabei abgeschnitten oder versehentlich in zwei Schläge geteilt werden.
Per Rechtsklick auf ein Pattern gelangt man in ein Kontextmenü, unter anderem mit copy/paste. Ein Pattern wird immer an die Stelle kopiert, an der sich der Positionszeiger des Drum Tracks befindet.Zum Pattern passende weitere Grooves erreicht man über „Search with tags“. Der Befehl „Use with Song-Creator“ (dazu gleich mehr) bietet gleich eine ganze Palette an passenden Rhythmusbausteinen, und über „Edit Play Style“ gelangt man in einen Instrumenten-Groove-Editor der besonderen Art (dazu später).
Über die Track Options, ganz oben rechts im Drum Track – Fenster können sogar einzelne Instrumente aus dem ausgewählten Pattern gelöscht werden. Gut zu wissen, dass es auch eine multiple Undo/Redo-Funktion gibt, die im Falle eines Fehlgriffs die vorherige Version wieder herstellt. Undo/Redo befindet sich links im Drum Track – Fenster oberhalb des Auswahl- und Scherenwerkzeugs. Zu den Track Options zählt zudem eine nachträgliche Quantisierung sowie die Funktionen Half- und Double-Tempo.
Anstatt die einzelnen Pattern aus dem Browser oder über das Search-Menü zusammenzustellen, gibt es zusätzlich noch den Song-Creator:
Der Song-Creator ist ein extrem kreatives und schlaues Tool, das es schafft, einen ganzen Song, ausgehend von einem Basis-Pattern zu erstellen. Dieses Pattern zieht man aus dem Browser, dem Search-Menü oder dem Drum Track in das obere mittige Feld des Song-Creators, der dann in Windeseile eine Liste passender Grooves erstellt. Für jeden Part des Songs (also Intro, Vers, Refrain etc.) werden mehrere Alternativen geboten, die man auch hier wieder auf die gewohnte Weise vorhören kann.
Wer sich die Mühe der Zusammenstellung einzelner Parts nicht machen möchte, kann auch ganz links im Song-Creator gleich ein komplettes Arrangement bauen lassen. Diverse Abfolgen von Songparts (AABA, ABAB, ABCABC u. s. w.) stehen zur Verfügung.
Es stellt sich heraus, dass selbst diese Sache recht gut funktioniert. Allerdings liefert EZDrummer 2 gerne abwechslungsreiche Drums – in dem Sinne, dass je nach Songpart die Power-Hand wechselt, also mal die Hi-Hat, mal das Ride-Becken die Vorreiterrolle übernimmt. Das ist bei vielen Pop- und Rock- Produktionen auch genauso. Will man es etwas verhaltener und dezenter, ist ein gewisses Nacharbeiten erforderlich – und das bedeutet bei EZdrummer 2 keine erschöpfende Mühe und Kleinarbeit, sondern geht kreativ von statten und kann richtig Spaß machen – wie wir noch sehen werden.
Zunächst einmal ein kurzes, vom Song-Creator erzeugtes Arrangement:
Es ist schon stimmig, was der Drummer hier macht. Recht gelungen sind die Übergänge. Das Ride-Becken platzt etwa nicht in den folgenden Songabschnitt unerwartet herein, sondern kündigt sich am Ende des vorangehenden, durch die Hi-Hat dominierten Grooves schon einmal dezent an. Allerdings gibt der EZdrummer kompositorisch einiges vor. Darüber dürfen wir uns nicht beschweren, denn wir wollten es ja so, indem wir wirklich die komplette Arbeit an EZdrummer abgegeben haben. Jetzt möchten wir aber dennoch ein paar Eingriffe vornehmen.
Feinarbeiten leicht gemacht
Über die per Rechtsklick auf ein Pattern erreichbare Copy/Paste-Funktion lassen sich auch einzelne Instrumente in ein anderes Pattern kopieren. Wir möchten hier probeweise das Ride-Becken im ersten Chorus (Refrain) durch die Hi-Hat im vorangehenden Verse ersetzen. Dazu klicken wir den Chorus an, gehen (wie oben beschrieben) in die Track-Options und wählen aus dem Kontextmenü Remove Kit Peaces → Ride Cymbal. Das Becken verschwindet, und zwar nur aus dem angewählten Pattern, also nicht aus dem kompletten Drumtrack. Anschließend rechtsklicken wir auf das Verse-Pattern und dann auf copy. Dann wählen wir wieder das Chorus-Pattern an und führen nach einem Rechtsklick Paste → Hi-Hat aus. Verse 1 und Chorus 1 hören sich nun so an:
Nun sind die beiden Parts doch etwas zu gleichförmig geworden. Aber auch hier gibt es Abhilfe: Wenn wir auf den kleinen Pfeil im runden Kreis in der linken oberen Ecke des Patterns klicken, öffnet sich das Edit Play Style – Menü. Mit wenigen Handgriffen kann man hier subtile oder auch dramatische Veränderungen vornehmen – und das ganze bei laufendem Beat, also mit optimaler Mithörkontrolle. Zunächst wollen wir die Hi-Hat im neuen Refrain etwas kräftiger machen. Wir legen den Cycle auf diesen Abschnitt (im Host oder über den Cycle-Button in der Transportleiste von EZdrummer selbst). Dann wählen wir das Pattern Chorus 1 im Drum Track aus, öffnen wie beschrieben das Edit Play Style – Menü und anschließend das Kontextmenü zu Power-Hand.
Im folgenden Audiodemo habe ich eine leicht geöffnete Hi-Hat (Open 1) eingesetzt. Übergang und Refrain hören sich jetzt so an:
Rustikal und nach Alt-Rock klingt es, wenn man die Power-Hand durch Klicken und Ziehen des gleichnamigen Feldes im zentralen Edit-Style-Display zum Standtom verschiebt:
Nicht alle, aber viele Schlagzeuger sind wilde Tiere, die gerne viel und laut auf ihre Trommeln hauen. Das klingt nicht immer wie bei Terry Bozzio, dem Ex-Zappa-Drummer, und ist nicht immer erwünscht. Mit EZdrummer 2 gibt es keinen Ärger, wenn man den emotionalen Tenor der Rhythmik in die ein- oder andere Richtung verschieben will. Es ist es kein Problem, zwischen tierischer und dezenter Spielweise zu wechseln.
Hier zunächst der noch recht brave Basis-Beat mit dem Set Modern Drummer Prog(ressive) Rock.
Nun verschieben wir die Power-Hand auf ein Crash-Cymbal. Im abgedämpften Mute-Modus klingt dieses besonders herzhaft, und damit es nicht zu gleichförmig scheppert, habe ich den Amount-Regler etwas zurückgedreht. Dieser Regler ist eine feine Sache, denn er hilft, die Schläge eines Instruments zu verdichten (zu vermehren) oder zu reduzieren.
Dabei wirkt im Hintergrund ein intelligenter Algorithmus, dem Toontrack anhand von Hunderten MIDI-Files, rekrutiert aus Aufnahmen echter Schlagzeuger, das Wissen eingeflöst hat, wie ein echter Drummer spielt. Deutlich wird die Fähigkeit dieses Algorithmus nicht so sehr im folgenden Audiodemo, wo lediglich Lücken ins Beckenspiel eingebracht werden, sondern vielmehr bei Hi-Hat-Figuren, die auf diese Weise sehr schön mit kleinen Wirbeln und Ornamenten aufpoliert werden können. Jetzt aber zu zunächst zu unserem Tier – Stufe 1:
Per Klick auf ein nicht vertretenes Instrument und anschließender Erhöhung des Amount-Wertes können solche stummen Instrumente mit ins Spiel gebracht werden. Ich habe auf diese Weise die beiden Standtoms einbezogen und die Power-Hand zurück auf die Hi-Hat gelegt. Da selbst ein Schlagzeugtier nur zwei Hände hat, habe ich die Hi-Hat auf Pedalbetrieb umgestellt und die Velocity erhöht, um deren Spiel dem rockigen Grundtenor anzupassen:
Was kann man sonst noch tun? Richtig – wir haben ja auch noch ein kleines Percussion-Sortiment.
Wie wär´s mit ein paar straighten Claps, die dem etwas wilden Beat etwas mehr Klarheit verleihen? Und gleich dazu noch ein Tamburin, das die Pedal-Hi-Hat unterstützt.
Zu guter Letzt lohnt sich immer ein Blick in das Mixer-Menü. Dort findet sich beim gewählten Prog Rock – Kit unter anderem ein Tape Effekt. Wir erhöhen die Bandsättigung, damit es richtig rund und voll klingt. Auch ist es immer einen Versuch wert, ein Delay, welches hier vorhanden ist, ins Spiel zu bringen, wenn man dem Rhythmus mehr Dichte und Zusammenhalt geben will.
Die Effekt-Settings lassen sich nicht pro Pattern vornehmen, aber – viel besser – per MIDI-Learn über Controller steuern (besonders für den Live-Einsatz interessant) oder Reglerbewegungen per Animation aufzeichnen. Ich habe hier einmal den Phaser animiert:
Die Manipulation an einem einzelnen Pattern führt schnell zu interessanten Variationen, aus denen sich ohne große Probleme ebenfalls ein Arrangement aufbauen lässt. Jenseits des Song-Creators oder der manuellen Zusammenstellungen der Empfehlungen ergibt sich dadurch ein weiterer, sehr interessanter Weg, der mir persönlich am meisten Spaß bereitet. Und auch diese Methode stellt den Nicht-Schlagzeuger vor keine unüberwindlichen Herausforderungen. Nur ein wenig musikalisches Einfühlungsvermögen ist gefragt. Man ist Schritt für Schritt aktiv an der Genese des Rhythmus beteiligt und gewinnt nach kurzer Zeit ein gutes Gefühl für den Groove und die Möglichkeiten, die sich bieten. Toontrack hat hier wirklich ein intuitiv zu bedienendes Rhythmus-Kreativwerkzeug entwickelt, das seinesgleichen sucht.
Nachdem wir nun das Tier im Drummer nachempfunden haben, wenden wir uns den verhalteneren Tönen zu, denn man kann die einzelnen Instrumente natürlich auch über den Amount- und den Velocity-Regler zurückfahren und, wie weiter oben schon erwähnt, wunderschöne Hi-Hat-Figuren erzeugen – eine Sache, die auf einem Keyboard einzuspielen einiges an Kenntnis und Virtuosität einfordert, zumal das Quantisieren solcher Figuren kaum möglich ist oder eine nervenaufreibende Detailarbeit erfordert. Mit EZdrummer 2 gelingen solche Ornamente hingegen spielend leicht.
Hier zunächst ein sehr einfacher Slow Rock mit getragener Pianobegleitung (übrigens mit Toontrack EZkeys erstellt). Das Drumpattern habe ich kopiert und bei der Kopie den Amount-Regler der Hi-Hat benutzt, um mehr Schläge zu erzeugen. Filigrane Ornamente sind hier noch nicht entstanden, aber der Algorithmus hat die neuen Schläge dynamisch angepasst und kleine Variationen eingebaut.
Als letztes Beispiel für Bearbeitungsmöglichkeiten auf Patternbasis laden wir den Vintage Drummer Basic …
… mit dem Beat „Bluesy 118 BPM – Hi-Hat Closed – Verse 1:
Das Ganze sollte sich (im 12/8-Takt) so anhören:
Die Snare peppen wir ein bißchen mit Rimshot-Schlägen auf, die wir live einspielen. Dazu lassen wir den Host-Transport außen vor und benutzen einfach den Record-Button unten im Transportfeld von EZdrummer 2. Wir stellen den Cycle innerhalb von EZdrummer 2 auf die Patternlänge und steigen für die Aufnahme in den laufenden Beat ein. Wenn es mal danebengeht, klicken wir auf undo und probieren es nochmal. Das Ergebnis könnte sich folgendermaßen anhören:
Über die Track-Options ganz oben rechts im Drum Track – Fenster können wir bei Bedarf nachträglich quantisieren. Umfangreichere Einzelnotenbearbeitungen können wir in solch einem Fall allerdings später noch mit den Mitteln des Host-Sequenzers vornehmen, nachdem wir das Pattern durch Klicken und Ziehen in die betreffende MIDI-Spur übertragen haben. Aber das machen wir erst später.
Als nächstes schneiden wir das Pattern mittig nach Anwahl des Scheren-Tools rechts im Drum Track – Fenster.
Wir wählen das zweite Pattern an und klicken auf das kleine Pfeilsymbol in der oberen linken Ecke des Pattern (oder per Rechtsklick ins Kontextmenü), um in den Edit Style Modus zu gelangen. Hier klicken wir auf die Hi-Hat oder wählen Sie über den Selected-Auswahldialog im unteren Bereich des Fensters an und klicken dann auf das kleine orangefarbene Dreieck neben Power Hand, um die Spielweise zu Tight Tip zu wechseln.
Anschließend drehen wir bei immer noch selektierter Hi-Hat den Amount-Regler so weit hoch, wie es uns gefällt. Der Drummer wird nun kleine Ornamente und Wirbel einzuflechten. Das Ergebnis könnte sich nun so anhören (hier mit einem Amount von 144 Hits im zweiten Pattern):
Der Mischer
Bevor wir zu den Exportfunktionen kommen, werfen wir noch einen kurzen Blick auf den Mixer:
Hier gibt es nichts, was einer großen Erklärung bedürfen würde. Die Kanalzüge bieten von oben nach unten: Panoramaregler, Solo/Mute-Taster, Lautstärkefader und, sehr angenehm, zuweisbare Einzelausgänge für alle Kanäle (die kleinen orangefarbenen Zahlenkästchen). Legt man die Direktausgänge der Instrumente, der Overhead- und Raummikrofone und der Effekte auf separate Kanäle des Sequencers, kann man später die gesamte zur Verfügung stehende Batterie an externen Effekten gezielt einsetzen oder bei Surroundabmischungen unterschiedliche Raumpositionen zuweisen.
Klickt man auf einen der Effekte, so werden die Kanäle orange hervorgehoben, auf die er wirkt. Der Kanal „One Shot“ bezieht sich auf die Handclaps.
Neben der Möglichkeit, auch Overheads, Ambience und Effekte in der Lautstärke abzumischen, gibt es noch die Option, die Übersprechung von Snare- und Bassdrum Mikrofonen zu regeln (Bleed).