Cubase Pro 9: Das Ein-Fenster-Layout und die Lower Zone

Cubase Pro 9 setzt auf einen verbesserten Workflow. Die Lower Zone spielt dabei eine große Rolle.

Cubase Pro 9 ist ein Programm mit einer langen Geschichte, die Mitte der 80er Jahre mit der Software Twenty Four für den Atari begann. Zu diesem Thema finden Sie auf Releasetime ein interessantes Interview mit Werner Kracht, der maßgeblich an der Entwicklung dessen beteiligt war, was heute Cubase Pro 9 heißt. Ohne ihn würde die DAW nicht existieren – zumindest nicht in dieser Form. Das Interview hat Jörn Daberkow geführt.

Die lange Geschichte und die vielen Entwicklungsstadien und Upgrades haben dazu geführt, dass Cubase von einigen Usern als schwer handhabbare, überladene DAW empfunden wird – zu unrecht, wie ich meine, denn auch mit der Pro-Version kann man sich, wenn man es so will, auf elementare Funktionen beschränken und wird nach einer überschaubaren Einarbeitungszeit reibungslos mit dem Programm arbeiten können. Zudem bringt es die Popularität von Cubase mit sich, dass man im Internet zahlreiche Tipps und Tricks sowie kostenlose Tutorials findet. Auch im Steinberg Forum findet man auf viele Fragen die richtige Antwort.

Wie dem auch sei: Schlanke, neue Sequencer wie Bitwig Studio oder auch Presonus Studio One reagieren auf die Suche der User nach einfach zu bedienenden DAWs. Um bei dieser Zielgruppe nicht außen vor zu bleiben, hat Steinberg mit Cubase Elements 9 und Cubase Artist 9 abgespeckte, einfachere Programme am Start, die logischerweise auch deutlich günstiger sind als Cubase Pro 9. Will man später auf Cubase Pro 9 upgraden, so ist das ebenfalls möglich.

Erfreulicherweise sind alle drei neuen Cubase-Versionen zeitgleich erschienen.

 

Die Lower Zone

Die Lower Zone von Cubase Pro 9 (auch in Cubase Artist 9 und Cubase Elements 9) rückt alle wichtigen Fenster und Menüs zusammen. Man kann nun bequem mit einem Monitor arbeiten, denn innerhalb des Hauptfensters im unteren Bereich lassen sich der Mixer, die Spur- bzw. Pattern-Editoren (MIDI, Audio), die Akkordpads …

… und der neue Sampler öffnen.

Die Lower Zone kann man selbstverständlich auch schließen und, das ist sehr schön, über einen weiten Bereich skalieren, sodass man auf die Schnelle auch eine großzügige Mixer-Darstellung erreichen kann. Der Blick auf die Spuren wird dann entsprechend reduziert.

Hat man die Mixerarbeit beendet, kann man diesen mit einem kurzen Ziehen mit der Maus wieder schmaler machen.

Es versteht sich von selbst, dass man sich einen möglichst großen und guten Monitor zulegen sollte, wenn man Cubase komfortabel mit nur einem Display bedienen will. Es geht aber prinzipiell auch stressfrei und ohne Lupe mit einem Laptop. Alle Anzeigen und Bedienelemente sind gut lesbar und erkennbar. Vom Mixer und den Editoren gelangt man bei Bedarf zu den großzügigeren separaten Fenstern, wie man sie bislang gewohnt ist, die man dann auf einen zweiten oder dritten Monitor schieben kann – soweit vorhanden.

Der Weg zum entkoppelten großen Fenster führt über die Pfeiltaste recht oben in der Lower Zone:

In der oberen Abbildung sehen Sie auch zugleich die Tooltips, die automatisch erscheinen, wenn man mit dem Mauszeiger über einem Bedienelement stehen bleibt. Diese Direkthilfe ist beim Einstieg sehr hilfreich.

Benötigt man die Tooltipps nicht mehr, so entfernt man das Häkchen unter Datei → Programmeinstellungen → Allgemeines -> Tooltipps einblenden:

Auch eine Transportbar mit den üblichen Anzeigen ist integriert. Inspector und Racks sind natürlich nicht verschwunden und flankieren die zentrale Spuransicht und die Lower-Zone. Die Darstellung des Racks wurde per default etwas verkleinert, und auch die Tranportbar ist deutlich schmaler geworden. Eine MIDI- und Audio-Aktivitätsanzeige ist ebenfalls vorhanden.

Zudem gibt es in der oberen und unteren Zeile des Fensters einige wichtige Funktionstaster.

Das Ein-Fenster-Layout mit der Lower Zone ist durchdacht und das Ziel, eine komfortable und lückenlose Bedienung auf einem Monitor zu ermöglichen, erreicht.

Nach wie vor kann man Cubase aber auch im alten Look, also mit diversen verschiebbaren Fenstern, großer Transportbar und abspeicherbar in personalisierten Layouts, bedienen. Es ist nichts weggekommen, was zuvor da war. Die Racks lassen sich einfach skalieren.

 

Was tun, wenn man die Lower Zone geschlossen hat?

Hat man die Lower Zone erst einmal weggeklickt, und will sie wieder öffnen, sucht man intuitiv im unteren Bereich nach einem Taster. Dort ist er aber nicht. Die Gestaltung des Layouts nimmt man (unter anderem) in der Kopfzeile oben rechts vor. Diese drei kleinen Taster …

… blenden den Inspector, die Lower Zone und die Racks ein und aus. Alternativ geht es auch über die Pfeiltaste daneben, mit der man zu diesem Menü gelangt:

 

Bedienelemente

Einige Funktionen, die in Cubase 8.5 noch in der oberen Menüleiste untergebracht waren, befinden sich in der Werkseinstellung nun unten links (lassen sich aber auch in der oberen Menüleiste über Rechtsklick/Einstellungen hinzufügen):

Verzögerungsausgleich einschränken (dazu im nächsten Artikel mehr), Aufnahmemodi …

… MIDI-Aufnahmemodi:

Man kann diese kleinen Bedienfelder auch vergrößern, dann wird sofort klar, worum es hier geht:

Auch die Metronomeinstellungen lassen sich per STG + Click auf das Metronomsymbol unten rechts öffnen:

Schließlich lässt sich noch die gesamte Werkzeugleiste einrichten (über das Zahnrad-Symbol in der äußeren rechten Ecke der unteren Menüleiste):

Analog dazu lassen sich über Einstellungen alle Menüs im Inspector hinzufügen oder entfernen.

Vielen Dank für Ihr Interesse. Es folgt in Kürze ein Tutorial zum Thema Latenz-Management. Dabei beleuchten wir auch die Problematik mit unsauber programmierten Treibern bei Audio-Interfaces.

Holger Obst