Test Ample Sound – Upright Bass ABU 3
|Ein gezupfter Kontrabass kann in ganz unterschiedlichen Stilistiken von Rockabilly über akustischen Pop bis hin zu Blues und Jazz eingesetzt werden, um einem Song einen Retro-Touch zu verpassen.
Auf dem Markt sind einige Sample-Libarys mit entsprechenden Kontrabässen erhältlich, aber der erfahrene Nutzer erkennt bei den meisten Produkten schnell – teils gravierende – Mängel.
Ample Sound schickt sich nun an, mit seinem Ample Bass Upright alles richtig zu machen. Releasetime liegt die brandneue Version 3.1 vor. Wir schauen und hören wie immer ganz genau hin … und um es vorweg zu nehmen: Der Ample Bass Upright kann in vielerlei Hinsicht richtig begeistern!
Übersicht
Anmerkung: Die extrem vielfältigen Möglichkeiten des Instruments haben den Tester so begeistert, dass er den Test mit einer umfangreichen Auflistung beginnt. Wer gleich mit der Praxis (Installation, Klangbeispiele, Bedienung, …) loslegen möchte, überspringt diesen Abschnitt einfach.
Der chinesische Hersteller Ample Sound produziert virtuelle Saiten-Instrumente mit Samples, also ohne Physical Modeling.
In diesem Test schauen wir uns den Ample Bass Upright ABU in der brandneuen Version 3.1 an.
Es handelt sich um einen gezupften Kontrabass (Pizzicato). Die Library ist stilistisch somit auf nicht-klassische Musik wie Jazz, Blues, Rockabilly und Akustik-Pop ausgelegt. Weniger geeignet ist die Library für Klassik, denn hier wird der Kontrabass in der Regel mit einem Bogen gestrichen (Arco).
Ample Sound hat auf jeder der vier Saiten jeden Ton bis zum 22. Bund gesampelt. Somit kann eine sehr realistische Spielweise umgesetzt werden, denn im Gegensatz zu Tasteninstrumenten gibt es bei Saiteninstrumenten viele Töne mehrmals. Derselbe Ton auf einer anderen Saite an einer anderen Stelle des Griffbretts gespielt hat ein etwas anderes Timbre. Da jede der vier Saiten einzeln um ein oder zwei Halbtöne nach unten gestimmt werden kann, beträgt der Tonumfang des Basses D1 – F4.
Dazu wurde für jeden Ton unterschiedliche Anschlagsstärken gesampelt (sogenannte Velocity Layers) und für jeden Ton mit jeder Anschlagsstärke gibt es zusätzlich noch alternierende Samples (sogenannte Round Robins).
Des Weiteren wurden alle wichtigen Artikulationen / Spieltechniken gesampelt: Sustains, Natural Harmonics, Muted, Legato aufwärts und abwärts (Hammer Ons / Pull Offs), Slide In (von unten in den Ton), Slide Out (nach unten aus einem Ton herausrutschen) und Glissandos (aufwärts und abwärts von einem Ton zum nächsten rutschen) auch über größere Strecken – auf Wunsch vom 1. bis zum 21. Bund. Schnelle Folgen von Hammer Ons und Pull Offs, sogenannte Trills, können manuell gesteuert werden.
Die Artikulationen Slide Out und Glissando können jederzeit während eines klingenden Tons ausgelöst werden. Auch an den Accent (sogenanntes Bartok Piccicato) hat Ample Sound gedacht.
Es gibt zahlreiche Release-Samples, also die Geräusche, die beim Beenden des Tons durch Lockern der Greifhand entstehen. Diese Release Samples werden ausgelöst, sobald die Keyboardtaste losgelassen wird, so dass sämtliche Tonlängen inklusive Staccato-Töne in jedem Tempo gespielt werden können.
Und schließlich werden noch diverse Geräusche wie Dead Notes (manchmal auch X-Notes genannt), String Slaps mit der rechten und der linken Hand und verschiedene Schläge auf den Instrumentenkorpus geboten.
Mit Auto Buzz und dem Keyswitch für Manual Buzz kann zusätzlich ein zufälliges und ein kontrolliert steuerbares Saitenschnarren hinzugefügt werden.
Ample Sound hat 4 Signale aufgenommen, nämlich Neck, Body, D.I. und Ambience. Diese lassen sich individuell in der Lautstärke regeln und können einzeln mit den internen Effekten Compressor, Equalizer, Echo und Reverb bearbeitet werden.
Für den schnellen Einstieg gibt es Mix-Presets und FX-Presets.
Der Ample Sound Upright ist also sowohl klanglich als auch von der Spielweise her sehr flexibel.
Auch bei der Bedienung wurde an alles gedacht: Es gibt 3 Spielmodi, mit denen die Polyphonie festgelegt wird und 3 Auto Legato Modes, mit denen festgelegt wird, wie das Instrument bei überlappenden Tönen reagiert.
Ein weiteres Glanzlicht ist der Riffer. Mit diesem Riff-Player können Riffs und Licks ganz detailliert bearbeitet werden und anschließend per Drag’n’Drop in die DAW gezogen werden. Zahlreiche editierbare Beispiel-Riffs werden mitgeliefert.
Im Tab Player können Tabs aus GuitarPro importiert und abgespielt werden (allerdings nicht im seit 2017 aktuellen Format Guitar Pro 7). Auch hier gibt es zahlreiche Beispiel-Riffs.
Die herausragend intuitive Bedienung wird abgerundet durch die Tool-Tips, die beim Platzieren der Maus über irgendeinem Bedienelement eingeblendet werden.
Ample Bass Upright verbraucht knapp 640 MB RAM, läuft nur mit 64bit und kann Standalone oder als AU, AAX, VST2 und VST3 genutzt werden.
In den Einstellungen können viele Parameter wie Velocity Sensitivity, Velocity Humanization und die Stimmung sowohl des gesamten Instruments als auch der einzelnen Samples justiert werden.
Wow, auf dem Papier klingt das alles super … probieren wir es aus!
Installation
Der Download hat eine Größe von ungefähr 3 GB (komprimiert von 4,26 GB Sample Content).
Die Installation ist denkbar einfach und vorbildlich:
Instrument (Win oder Mac) und Library von der Hersteller-Website herunterladen.
(1) Zu aktivierende Library auswählen.
(2) User-ID und Password eingeben, Activate-Button klicken.
Tatsächlich habe ich noch keine so schnelle Online-Aktivierung erlebt, nach dem Anklicken des Activate-Buttons ist das Gerät in deutlich unter einer Sekunde freigeschaltet.
Alternativ ist eine Offline-Registrierung möglich.
Für die Installation und Aktivierung gibt es schon mal volle Punktzahl!
Nach der Installation finden sich unter dem Pfad C:\Users\NUTZERNAME\Documents\Ample Sound zahlreiche Dateien, übersichtlich sortiert in mehrere Ordner und Unterordner:
Der Ordner ABU enthält einen Unterordner mit 19 Instrumenten-Presets, den Ordner mit dem Standard-Tuning-Preset (hier können auch weitere Tunings gespeichert werden, siehe Abschnitt „Sample Editor“) und die Datei Translation_EN.txt. In dieser Datei sind die Namen und Tool Tipps gespeichert, so dass man diese (auf eigene Gefahr) individuell anpassen kann.
Der Ordner FX enthält zahlreiche Presets für die vier enthaltenen Effekte Compressor, Echo, EQ und Reverb.
Der Ordner Manuals enthält insgesamt 8 pdf-Dateien. Man wird also nicht von einer riesigen Bedienungsanleitung erschlagen, sondern findet für die verschiedenen Themen eigene Anleitungen (Installation & Activation, Main Manual, Amp, FX, Riffer, Tab, Sample Editor, Settings & CPC).
Der Ordner Riffs enthält 741 Beispiel-Riffs (im Ample-Sound-eigenen briff-Format) unterschiedlichster Stilistiken von Blues über Country und Disco bis hin zu Jazz, wobei diese offensichtlich für alle Ample-Sound-Bässe identisch sind, denn Nu Metal und Tapping sind nicht unbedingt typische Spieltechniken für den Kontrabass …
Der Ordner Tabs enthält 52 Tabs (im GuitarPro-Format).
Praxis
Um einen ersten Klangeindruck zu bekommen, hören wir uns einfach mal eins der mitgelieferten Riffs des Riffers an, bevor wir anschließend probieren, wie einfach (oder nicht) es ist, eigene Grooves zu programmieren. Alle Beispiele sind von Cubase komplett unbearbeitet, alle Cubase-Inserts, -Sends und -EQs sind abgeschaltet.
Das klingt ja schonmal richtig klasse. Laut Bedienungsanleitung können folgende 4 Tab-Formate gelesen werden: .gp3, .gp4, .gp5 and .gpx. Guitar Pro 3 und 4? Selbst Guitar Pro kann in der aktuellen Version GP7 (7.5, um genau zu sein) nur noch in den Formaten GP5 und GPX (entspricht Guitar Pro 6) exportieren. Guitar Pro 5 wurde im November 2005 veröffentlicht, weiter kann ich die Software nicht zurückverfolgen. Das nenne ich mal Abwärtskompatibilität!
Das seit April 2017 aktuelle Guitar Pro 7-Format .gp kann allerdings nicht geöffnet werden. Da uns das sehr merkwürdig vorkam, haben wir beim Hersteller nachgefragt und erfahren, dass das tatsächlich so ist.
Im Tab-Player können die Tabs natürlich nicht editiert werden, denn erstens ist Guitar Pro selbst ein mächtiges Programm und zweitens würde diese Funktionalität Guitar Pro überflüssig machen und sicher eine Menge Ärger mit dessen Hersteller verursachen …
Das Editieren von Guitar Pro-Tabs ist aber ziemlich clever gelöst: Man bearbeitet die Tabulatur einfach ganz normal in Guitar Pro und speichert sie. Um sie im Ample Bass Upright zu aktualisieren, muss man nun nicht die Tab neu laden und vorher gar noch die alte schließen, nein, man klickt einfach auf den Tab-aktualisieren-Button.
Die Buttons „Tab Load“ und „Tab Refresh“ sind im Bild rot markiert. Wie man sieht, werden auch der Name der Datei und des Tab-Erstellers angezeigt, ebenso das Tempo der .gpx-Datei.
Hier nun eine Aufnahme des Riffs Jazz Walking 02-05 mit dem Mix-Preset „Pure Body Mic“.
Ich habe das Riff zweimal hintereinanderkopiert. Sehr schön ist zu hören, dass bei der Wiederholung nicht dieselben Samples abgespielt werden, obwohl exakt dieselben Velocities verwendet werden. Alle Noten haben übrigens eine Anschlagsstärke von 65, dennoch klingt es schon sehr realistisch. Das ist gut zu wissen für Mit-der-Maus-Programmierer …
Im List-Editor von Cubase kann man gut erkennen, wie eine saubere Riff-Programmierung aussieht: Am Taktanfang (1.1.1.0) wird zuerst die Artikulation (in diesem Fall Sustain) mit dem Keyswitch C0 ausgewählt. Außerdem wird mit dem Keyswitch F#6 die Saite, auf der der Ton gespielt werden soll, festgelegt (in diesem Fall die D-Saite). Einen Tick später wird der Ton D2 gespielt. Diese Verzögerung von einem Tick ist nicht hörbar, sorgt aber dafür, dass die Auswahl der Artikulation vor dem Ton geschieht. Zeitgleich wird das Pitchbend-Rad auf Mittelstellung gesetzt.
Beim folgenden Ton C2 wird wiederum einen Tick vorher die Saite gewählt (A-Saite durch Keyswitch F6). Hier wird der Ton exakt auf die Zählzeit gespielt und der Keyswitch einen Tick davor. Bei Zählzeit 1 zieht man nichts vor die Zählzeit, damit das erste Ereignis nicht vor dem Taktanfang liegt und man den MIDI-Part mit Snap-Mode schneiden und verschieben kann.
Ample Sound hat 4 Signale wurden aufgenommen, nämlich Neck, Body, D.I. und Ambience. Das Body Mic haben wir eben schon gehört. In den beiden folgenden Beispielen hören wir dasselbe Riff wie eben, erst mit dem Neck Mic und dann das D.I.-Signal.
Mix-Preset Pure Body Neck, Riff Jazz Walking 02-05
Mix-Preset Pure D.I., Riff Jazz Walking 02-05
Das Einzige, was es klanglich zu bemängeln gibt, ist, dass die Töne der tiefen E-Saite etwas muffiger als die anderen Saiten klingen. Bei den bisherigen Beispielen fiel das nur bei den ganz tiefen Tönen auf, es ist aber tatsächlich auf der ganzen E-Saite so.
Der Sound Mode bietet 4 Auswahlmöglichkeiten, diese Signale zu mischen: All, MS, Mono und D.I.
Riffer
Ein echtes Highlight ist der Riffer. Hier können auch Keyboarder und mit-der-Maus-Programmierer realistische Bass-Riffs erstellen!
Einfach die gewünschten Töne eingeben oder eines der mitgelieferten Riffs als Grundlage wählen. Die Einstellungen des jeweiligen Tons funktionieren denkbar einfach: Gewünschten Ton durch Mausklick auswählen und in der von mir rot markierten Zeile die Eigenschaften des Tons bearbeiten.
Wie der Screenshot zeigt, können Tonhöhe, Tonlänge, Anschlagsstärke, Artikulation und die Verzierungen Slides, Vibrato und Bendings jeweils über Dropdown-Menüs eingestellt werden. Dem Nicht-Bassisten hilft hier einerseits das Analysieren von mitgelieferten Riffs und andererseits das Ausprobieren.
Jetzt programmiere ich selbst ein Riff im Riffer. Dazu suche ich mir zuerst die Töne auf dem Keyboard oder mit der Maus und gebe sie dann ein. Ein Doppelklick erzeugt einen Ton auf der entsprechenden Saite. Dann stelle ich die Tonhöhe und die weiteren Eigenschaften mit den eben beschriebenen Dropdown-Menüs ein. Perkussive Geräusche werden auf der untersten (gestrichelten) Linie unter den 4 Saiten eingegeben. Das genaue Geräusch wird wieder – wir ahnen es schon – aus einem Dropdown-Menü ausgewählt. Das alles ist deutlich intuitiver und schneller, als es in meiner Beschreibung klingt. Nach ungefähr 3 Minuten habe ich dieses Riff erstellt:
Guitar Pro-Tabs abspielen
Viele Gitarristen, Bassisten und andere „Saitisten“ nutzen die großartige Software Guitar Pro zum Erstellen von Noten und Tabs.
Es folgt eine Bass-Tab, die ich in GuitarPro erstellt habe. Es ist dasselbe Riff, dass ich eben im Riffer erstellt habe.
So klingt diese Tab mit Guitar Pro abgespielt:
Trotz der neuen RSE-Sound-Engine von GuitarPro: Das klang mit dem Ample Sound Upright Bass deutlich besser …
Hier ist eine andere mitgelieferte GuitarPro-Tab:
Und so klingt sie:
Das ist doch schon ziemlich beeindruckend!
Keyswitches (Live einspielen)
Auch das Einspielen eines Grooves mit dem Keyboard ist kein Problem. Dafür spielt man die Töne mit der rechten Hand und wählt die Artikulation per Keyswitch mit der linken Hand.
Je nachdem, wie schnell das Songtempo und wie komplex die Basslinie ist, kann man Keyswitches entweder gleich mit der linken Hand einspielen oder sie in einem weiteren Take aufnehmen.
Natürlich kann man sie auch nachträglich mit der Maus einprogrammieren. Und selbstverständlich kann man bei einem virtuellen Instrument auch in einem langsameren Tempo aufnehmen und anschließend wieder zum Original-Tempo zurückkehren.
Folgende Artikulationen stehen zur Auswahl:
Töne beliebiger Länge, also auch Staccato-Töne (Keyswitch C0). Bei Anschlagsstärke 127 wird ein Accent (Bartok Piccicato) ausgelöst.
Harmonics, im deutschen Sprachraum auch Flageolets genannt (Keyswitch C#0).
Palm Mute, also leicht gedämpfte Töne (Keyswitch D0). Ghost Notes, auch Dead Notes oder X-Notes genannt, erzeugt man mit den hohen Keyswitches rechts vom Spielbereich.
Slide In / Slide Out (Keyswitch D#0). Wird dieser Keyswitch vor einem Ton gespielt, wird in den nächsten Ton von unten mit einer sogenannten Vorschlagsnote (Grace Note) hereingerutscht. Wird der Keyswitch während eines klingenden Tons betätigt, wird sofort aus dem Ton nach unten rausgerutscht.
Legato Slide, also Glissandos (Keyswitch E0). Wird dieser Keyswitch während eines gehaltenen Tons betätigt und dann ein anderer Ton gespielt, während der erste Ton immer noch gehalten wird, löst das einen Slide vom ersten zum zweiten Ton aus. Hier kann vom 1. bis zum 22. Bund gerutscht werden – das habe ich noch bei keinem anderen gesampelten Instrument gesehen. Stimmt man eine Saiten einen oder zwei Halbtöne tiefer, kann man auch (scheinbar) von den ungegriffenen Saiten sliden (also z. B. die E-Saite einen Bund tiefer stimmen und dann ab dem 1. Bund rutschen).
Hammer On / Pull Off (Keyswitch F0). Wird dieser Keyswitch während eines gehaltenen Tons betätigt und dann ein anderer Ton gespielt, während der erste Ton immer noch gehalten wird, löst das – je nachdem, ob der zweite Ton höher oder tiefer als der erste ist – einen Hammer On bzw. Pull Off vom ersten zum zweiten Ton aus.
Trill (Keyswitch F0). Wenn man den Keyswitch gedrückt hält und dann einen Hammer On spielt, den ersten Ton gedrückt hält und den zweiten Ton mehrmals spielt, kann man einen Triller mit beliebigem Tempo spielen. Hierbei kann man neben dem Tempo auch die Anschlagsstärke beliebig variieren. Klasse!
Buzz Trill (Keyswitch E0). Laut Hersteller soll der Buzz-Trill genauso funktionieren, tat er aber beim Test nicht. (Beim Precision Bass desselben Herstellers funktioniert der Buzz Trill einwandfrei.)
Weitere Einflussmöglichkeiten hat man mit der Wahl des Play Mode und des Auto Legato Mode, welche wir uns im nächsten Abschnitt genauer anschauen.
Spiel-Modi (Play Mode, Auto Legato Mode, Capo Logic)
Achtung: Die nachfolgend beschriebenen Einstellungen Play Mode, Auto Legato Mode und Capo Logic arbeiten interaktiv zusammen! So kann der Ample Sound Upright sehr individuell auf die eigenen Bedürfnisse eingestellt werden.
Es gibt 3 Play Modes, mit denen die Polyphonie festgelegt wird:
Keyboard: Wie bei einem Keyboard können beliebig viele Töne gleichzeitig gespielt werden, auch mehrere auf einer Saite.
Instrument: In diesem Modus erklingt maximal ein Ton pro Saite. Jeder neue Ton stoppt automatisch den vorherigen auf derselben Saite. Was bei überlappenden Tönen passiert, wird mit dem Auto-Legato-Mode bestimmt.
Solo: In diesem Modus erklingt maximal ein Ton. Jeder neue Ton stoppt automatisch den vorherigen. Was bei überlappenden Tönen passiert, wird mit dem Auto-Legato-Mode bestimmt.
Die Auswahl erfolgt durch ein oder zwei Mausklicks auf den entsprechenden Schalter:
3 Auto Legato Modes, mit denen festgelegt wird, wie das Instrument bei überlappenden Tönen reagiert.
Off: Jeder neue Ton stoppt den vorherigen (je nach Einstellung des Play Mode erklingen auch beide Töne), der neue Ton wird normal angeschlagen.
Auto Slide: Jeder neue Ton löst einen Slide vom vorherigen Ton in den neuen Ton aus (Glissando).
Auto Hammer On/Pull Off: Jeder neue Ton löst einen Hammer On bzw. Pull Off vom vorherigen Ton in den neuen Ton aus, je nachdem, ob der neue Ton höher oder tiefer ist.
Mit dem Regler Capo kann ein virtueller Kapodaster auf das Griffbrett gesetzt werden,
Der Capo Logic Mode kann zwischen Melody Mode (Icon: zwei Achtelnoten nebeneinander) und Mode Chord (Icon: drei Notenköpfe übereinander) umgeschaltet werden.
Dies geschieht mit einem Mausklick auf das Icon oder mit dem Keyswitch B6.
Bei aktiviertem Chord Mode können nur Töne ab diesem Bund gespielt werden. Im Melody Mode wird der Kapo ignoriert.
String Force vs Capo Force vs Capo vs Open Strings First
Je nach gespieltem Ton wählt der Ample Bass Upright automatisch eine Griffbrettposition und behält sie solange bei, bis ein Ton außerhalb dieses 5 Bünde umfassenden Bereichs gespielt wird. Dann wird automatisch die nächstgelegene Griffbrettposition ausgewählt, auf der der neue Ton spielbar ist. Ample Sound hat auch daran gedacht, bei jedem Lagenwechsel automatisch ein kleines Rutschgeräusch abzuspielen.
Alternativ ist es aber auch möglich, exakt auszuwählen, wo ein bestimmter Ton auf dem Griffbrett gespielt werden soll. Dadurch ändert sich das Timbre des Tones und man kann Lagenwechsel – und damit auch Rutschgeräusche – erzwingen.
Mit den Keyswitches E6 bis G6 kann die Saite gewählt werden, auch der ein Ton gespielt wird (String Force). Ist der Ton auf dieser Saite nicht vorhanden, wird automatisch die nächstmögliche Saite gewählt.
Mit Capo Force verschiebt man die Hand des virtuellen Bassisten an die gewünschte Position. Dazu drückt man den Keyswitch A#0. Der Keyswitch muss nicht gehalten werden, der Spielbereich auf der Klaviatur verfärbt sich von E1 bis A#2 gelb. Dies sind die Töne der E-Saite vom 0. bis zum 18. Bund. Die ersten 19 Töne des Spielbereichs werden also temporär zum Keyswitch. Sobald eine dieser Tasten gedrückt wurde, kann man normal weiterspielen.
Der virtuelle Capo macht Töne unterhalb des Kapos unspielbar.
Wie anfangs erwähnt gibt es viele Töne bei Saiteninstrumenten mehrfach. Die Option Open String First spielt die 4 entsprechenden Töne auf der jeweiligen ungegriffenen Saite. Dort haben die Töne ein etwas anderes Timbre als wenn sie auf einer anderen Saite gegriffen gespielt werden.
Ghost Notes, Dead Notes, Strings Slaps & Body Taps
Ghost Notes, auch Dead Notes oder X-Notes genannt, erzeugt man mit den hohen Keyswitches rechts vom Spielbereich, ebenso diverse Slaps und Taps auf die Saiten und den Korpus des Basses.
Die meisten dieser Geräusche stoppen aktuell klingende Töne nicht. Möchte man mit dem Geräusch die klingenden Töne abstoppen, muss man genau das Perkussiv-Geräusch spielen, das auch gleichzeitig Töne stoppt.
Alternativ kann man natürlich die MIDI-Daten bearbeiten und die Töne genau beim Perkussiv-Geräusch seiner Wahl stoppen lassen. Es funktioniert aber eben nicht automatisch und ist daher live schwierig umzusetzen.
Intervalle
Die 5 Tasten für Descending Fourth / Ascending Fifth / Ascending Octave / Unison / Single Note Repeater sind eine Art Kreuzung aus Keyswitch und Ton. Sie befinden sich bei den hohen Keyswitches im oberen Bereich des Keyboards und spielen Töne, aber abhängig vom jeweils zuletzt gespielten Ton. Mit diesen Hilfstasten können auch weniger virtuose Keyboarder typische Basslinien in Echtzeit einspielen. Mit der linken Hand spielt man einfach den Grundton des jeweiligen Akkords und mit der rechten Hand spielt man anschließend die Quinte darunter (Descending Fourth), die Quinte darüber (Ascending Fifth) oder die Octave darüber (Ascending Octave). So bekommt man ohne große Sprünge mit der linken Hand ganz leicht einen Groove wie den folgenden:
Ein großer Unterschied zwischen Saiteninstrumenten wie dem Kontrabass und Tasteninstrumenten ist, dass Saiteninstrumente denselben Ton ohne hörbare Pause mehrmals hintereinander spielen können. Bei Tasteninstrumenten muss man hingegen warten, bis die entsprechende Taste wieder in der Ausgangsposition ist, bevor man sie noch einmal anschlagen kann. Abhilfe schafft hier zum Beispiel ein Sustainpedal und schon kann man die typischen Bass-Rock-Achtel auch mit dem Keyboard spielen.
Schwieriger wird es aber bei einem Shuffle-Groove, bei dem abwechselnd kurze und lange Töne gespielt werden. Eleganter ist da die Verwendung eine Repeat-Taste.
Ample Sound bietet uns sogar zwei verschiedene an: Die Taste Unison und die Taste Single Note Repeater. Letztere ist polyphon, wiederholt also auch Intervalle oder Akkorde (wenn im Play Mode Keyboard oder Instrument gewählt ist, siehe oben). Schlägt man also ein Intervall an, dann trifft man die Töne nie exakt gleich. Unison spielt immer nur den zuletzt angeschlagenen Ton.
Hier ist noch ein etwas gebundener gespielter Shuffle, den ich mit dem Sustain-Pedal eingespielt habe:
Hier noch ein flotter Groove, den man in unterschiedlichen Stilen verwenden könnte. Hier sind vor allem die Anschlagsstärken und die Tonlängen sehr wichtig: Die Töne auf den Zählzeiten sind jeweils betont, und so ziemlich alle Töne sind etwas kürzer bis staccato gespielt.
Zum Abschluss noch zwei Audio-Beispiel mit Schlagzeug, einmal mit Besen gespielt …
… und einmal mit Sticks:
Sonstiges
Sowohl das Programm selbst als auch die Bedienungsanleitungen sind in englischer Sprache.
Wie bereits erwähnt werden beim Platzieren der Maus über irgendeinem Bedienelement hilfreiche Tool-Tips eingeblendet.
(Natürlich habe ich bei dem Bild getrickst, da immer nur ein Tool-Tipp gleichzeitig eingeblendet werden kann. Digitale Bildbearbeitung macht’s möglich … ;-) )
Werte ändern kann man im GUI auf alle üblichen Arten:
1. Doppelklick, Eintippen
2. Maus über Bedienelement positionieren, Mausrad verwenden
3. Bedienelement anklicken, halten und ziehen
4. angezeigten Wert anklicken, halten und ziehen
Die Stimmung des Ample Bass Upright kann in 1-Hertz-Schritten von 430 bis 450 Hertz eingestellt werden.
Im Sample Editor kann für jedes einzelne Sample die Stimmung und die Lautstärke individuell bearbeitet werden.
Um das entsprechende Sample zu finden, können verschiedene Filter gesetzt werden: Saite, Artikulation, Tonhöhe. Diese Stimmungen können als Preset gespeichert werden.
Mit Velocity Layer Treshold kann der Nutzer exakt einstellen, in welchem Velocity-Bereich welches Sample gespielt wird.
Sample Cycle: Separate, Round Robin, Random
Mit Velocity Humanization können die menschlichen Schwankungen der Anschlagsstärke simuliert werden, so dass auch beim Programmieren ein realistischer Klang entsteht. Sehr gut und wichtig: Diese Variationen können auch mit exportiert werden!
Mit Global Envelope kann die Hüllkurve des Instruments sehr genau eingestellt werden.
Durch Rechtsklick auf einen Drehregler, einen Fader oder einen Schalter erscheint das Menü MIDI Learn. Hier wählt man einen der 128 MIDI-CC, das PitchBend-Rad oder Aftertouch aus und bestätigt mit dem Haken.
Das Modulationsrad ist immer der Vibrato-Intensität zugeordnet, die Vibrato-Gechwindigkeit kann man in den Einstellungen ändern und auch einem beliebigen MIDI-Parameter zuordnen. Bei Bedarf kann man auch mit dem Pitchbend-Rad oder durch Einzeichnen von Pitchbend-Daten ein manuelles Vibrato erzeugen.
Die Keyswitches können nicht per MIDI Learn neu zugeordnet werden.
Sie sind aber sehr logisch und gut angeordnet.
Ample Sound bietet eine voll funktionsfähige 7-Tage-Testversion zum. Testen unbedingt empfohlen!
LINK: amplesound.net/en/download.asp
Fazit
Auf der Suche nach einem gezupften Kontrabass für Jazz, Blues und Rockabilly habe ich mir zahlreiche Demos angehört, Bedienungsanleitungen gelesen und – sofern möglich – Demoversionen heruntergeladen.
Bei den Audio-Demos haben die Hersteller die Defizite meist noch geschickt kaschieren können, aber wenn man weiß, worauf man achten muss, fällt einem schnell auf, dass bei den meisten Libraries wichtige Spieltechniken wie Slides, Glissandos und Snaps / Slaps fehlen, es keine Velocity Layer oder Round Robins gibt oder Töne nur auf einer Saite gesampelt wurden.
Welch eine Wohltat ist dagegen der Ample Bass Upright von Ample Sound! Alle nur erdenklichen Spieltechniken, einfachste Bedienung, extrem realistischer, lebendiger und vom Nutzer detailliert steuerbarer Klang.
Ich müsste lange überlegen, wann ich das letzte Mal out-of-the-box so einen Spaß mit einem virtuellen Instrument hatte!
Die wenigen Minus-Punkte tun dem Spaß keinen Abbruch.
+ Anzahl der Artikulationen / Spieltechniken / Geräusche
+ Tonumfang (von bis zu 2 Halbtöne tiefer gestimmt bis zum 22. Bund)
+ realistischer Klang
+ 4 verschiedene Signale (Neck, Body, Ambience, D.I.)
+ alle Bünde auf allen Saiten gesampelt
+ alternative Stimmungen bis minus 2 Bünde pro Saite
+ Velocity Layer und Round Robins
+ Auto Buzz & Manual Buzz (per Keyswitch)
+ intuitive Bedienung
+ umfassende Steuerungsmöglichkeiten (Keyswitches, Auto Legato mit 3 Modi, 3 Play Modi)
+ Riffer
+ Tab-Player
+ integrierte Effekte
+ zahlreiche Presets für Mixer, FX, Riffer & Tab-Player
– Keyswitches nicht editierbar
– die Töne der tiefen E-Saite klingen etwas muffiger als die anderen Saiten
– Riffer spielt nicht das seit 2017 aktuelle Gutar Pro 7-Format
– Buzz-Trill funktioniert nicht
Preis (Stand August 2019)
149$
System-Voraussetzungen
Windows 7/8/10, jeweils 64 Bit
Mac ab 10.9
Standalone oder AU, AAX, VST2, VST3
10 GB freier Platz auf der Festplatte