Test: Best Service Voyager Drums
|Mit den Best Service Voyager Drums bieten die Spezialisten für Sample Libraries eine 7,5 GB schwere Sammlung von zwei Drumkits als virtuelle Instrumente an. Hierfür wurden in den Principal Studios Münster zwei Kits von Yamaha, ein Maple Custom und ein Recording Custom, gesampelt, beides Kits, die sich von jeher in der Recording- und Studio-Szene großer Beliebtheit erfreuen.
Überblick
Beide Sets sind inzwischen so nicht mehr im aktuellen Yamaha Drum-Lineup zu finden (zumindest nicht auf der Homepage von Yamaha), beziehungsweise in der Entwicklung aktueller Sets aufgegangen. Umso erfreulicher ist es, dass Best Service die Sounds mit den Voyager Drums konserviert hat.
Mit 16 Velocity-Layern und fünf Round Robin – Samples gehört die in 24 Bit Auflösung und 96 kHz Samplerate aufgenommene Library zu den aufwändigeren Exemplaren ihrer Art.
Beide Kits bestehen aus Bass Drum, Snare Drum und vier Toms, als Becken kommt ein Cymbal-Satz von Paiste zum Einsatz. Jedes Kit kann in drei Soundvarianten aufgerufen werden: Full Kit (bestehend aus Direct-, Overhead- und Room-Mikrofonen), Overhead (bestehend aus Direct- und Overhead-Mikrofonen) und Direct .
Als Besonderheit können die Naturdrums mit Samples analoger Klassiker gedoppelt werden.
Darüber hinaus hat Voyager Drums noch ein kleines Effektrig (Kompressor, Equalizer, Verzerrer) und einen „Arranger“ mit Grooves an Bord.
Die Nutzung der Voyager Drums setzt eine Installation des kostenlosen hauseigenen Sample Players Best Service Engine 2 voraus, dessen aktuelle Version von der Best Service Webseite geladen werden kann, und der auf dem Independence-Sampler basiert (heute bei Magix, früher Yellowtools).
Installation
Falls noch nicht geschehen, sollte man sich zunächst die Best Service Engine 2 herunterladen. Diese läuft unter OS X ab Version 10.9 und unter Windows ab Vista, aufwärts (also selbstverständlich auch unter Windows 7/8). Engine 2 kann in den Formaten Audio Unit, VST und Standalone genutzt werden; derzeit gibt es keinen Support für RTAS und AAX.
Hat man Engine 2 installiert, besteht der eigentliche Download der Voyager Drums aus vier Dateien: einer Installationsanleitung sowie drei Files mit dem Sample-Kontent.
Voyager Drums in Detail
Beim Start sollte man ein wenig Geduld mitbringen. Da umfangreich gesampelte Instrumente geladen werden, dauert dieser Vorgang einige Sekunden. Die Benutzeroberfläche signalisiert eine Spielbereitschaft, während noch Samples geladen werden. Eine Anzeige des Ladevorgangs fehlt. So kann es passieren, dass zu frühes Spielen der Drums beängstigende Knackser und verzerrte Klangfragmente auslöst. Probleme mit der Stabilität geschweige denn Abstürze passieren jedoch nicht.
Die beiden Kits lassen sich in den Untergruppen Bassdrum, Snare, Toms und Cymbals editieren.
Im Full-Kit stehen drei mischbare Mikrofonoptionen zur Verfügung: Direct, Overhead und Room. Für jedes Mikrofon kann man Attack und Decay regeln, Delay bei Overhead und Room. Ein Lowcutfilter, der sich in Frequency und Resonance regeln lässt, steht genauso wie ein Pitchregler zur Verfügung. Jede Instrumentengruppe des Sets verfügt über einen Pegelsteller, mit dem sich die Lautstärke innerhalb des Mixes einstellen lässt. Bei den Cymbals lassen sich die Pegelverhältnisse von HiHat, Crash und Ride individuell anpassen. Bei den Toms steht diese Funktion leider nicht zur Verfügung, hier würde man sich manchmal wünschen dass man die Verhältnisse der einzelnen Trommeln untereinander anpassen kann.
Die Bass Drum, die Snare und die Toms verfügen über eine sogenannte Triggersektion, mit der sich Samples analoger Drums dem Natursound beimischen lassen. Die Palette reicht von Noise-Sounds bis zu legendären Simmons-Drums. Durch das Doppeln der Natursounds mit analogen Klängen sind auf die Schnelle extrem druckvolle, knackige Drumsounds realisierbar. Nimmt man nun noch das Filtermodul für die Natursamples hinzu, entstehen einzigartig kraftvolle, synthetische Drums, ideal für zeitgenössische Dance-Produktionen.
Einer meiner liebsten Studiotricks für die Snare ist es, mit dem Snare-Signal einen Noise Generator zu triggern, der z.B. Pink Noise erzeugt, und den Noise-Sound zu gaten. Diesen Noise-Anteil mische ich dann dem Snare-Signal zu.
Damit hat man sehr schnell einen klassischen 80er Snare-Sound a la Phil Collins oder Bob Clearmountain. Die Voyager Drums machen einen derart aufwändigen Prozess obsolet und bieten solche Sounds sozusagen auf Knopfdruck und produktionsfertig.
Über die Pegel- und Klangeinstellungen der einzelnen Drum-Module hinaus gibt es keinen weiteren Mixer. Die Effekte liegen entsprechend nicht als Inserts, sondern als Master-Effekte vor dem Ausgang vor.
Hier findet sich ein One-Knob-Compressor, regelbar in Grundcharakteristik und Strength.
Im Pro-Edit-Menü von Engine 2 ist dieser Kompressor über weitere Parametern tief editierbar.
Etwas ausgefeilter ist der EQ mit Bässen, Höhen und zwei Mittenbändern, sowie eine Distortionsektion mit den Parametern Frequency, Color und Drive A, Drive B.
Möchte man „richtig“ mischen, so führt kein Weg daran vorbei, entweder den Mixer der Engine zu bemühen, oder nach dem Anlegen von Einzelausgängen mit externen Mitteln des Host-Sequencers zu operieren. Leider ist das Prozedere (über die Pro-Edit-Seite von Engine 2) etwas tricky, wenig intuitiv und erfordert eine ausgiebige Auseinandersetzung mit den Funktionen des Players voraus anhand des Manuals.
Voyager Drums kommt mit 360 Midi-Grooves im Gepäck, die teils progressiven Charakter haben. Über Key-Switches, die über die Tastatur farblich codiert sind, lassen sich die Grooves umschalten, zwischen Straight- und Tripletcharakter wechseln sowie Fills einstreuen. Leider lassen sich die Midi-Grooves nicht via Drag’n Drop in die DAW ziehen. Sie finden sich jedoch als MIDI-Files im Library-Ordner auf der Festplatte und können von dort aus in den Host importiert werden. Im Library Ordner liegen die MIDI-Files nach Originaltempi sortiert vor. Die Namensgebung (beispielsweise „BBDMFS080-004“) lässt jedoch keine genauen Rückschlüsse auf den Inhalt zu.
Der Arranger dient also in erster Linie dazu, Grooves via Midi-Befehl abzufeuern. Per Shuffle-Regler sowie über dosierbare Note-, Velocity- und Time-Zufallsfunktionen lassen sich Grooves verändern. Ein detailliertes Editieren der MIDI-Files innerhalb der Voyager Drums oder innerhalb von Engine 2 ist hingegen nicht möglich.
Sound
Klangtechnisch sind die Voyager Drums über jeden Zweifel erhaben. Durch die Mischung der Pegel des Direct- , Overhead- und Roomanteils klingen die Voyager Drums mit Kit 1 sehr dynamisch und druckvoll, den zahlreichen Round-Robin-Samples und Velocitylayern pro Mikrofon sei’s gedankt. Kit 2 dagegen kommt eher holzig und warm aus den Lautsprechern.
Der Charakter der beiden Yamaha-Kits wird sehr gut eingefangen und auch bei den Becken passt der Sound, auch die klingen rund und voll, auch wenn ich sie in den Presetsounds etwas zu dezent finde. Hier musste ich erst mal die Pegelsteller der Beckensektion bemühen und diese nach vorne bringen.
Beginnen wir mit Kit 1, hier in der Full-Version.
Hier Kit 1 ohne Raummikrofone als Overhead-Preset.
Und nun Kit 1 als Direct-Preset.
Weiter geht es mit Kit2 als volles Set.
Hier nun auch Kit 2 ohne Raummikrofone als Overhead-Preset.
Und abschließend noch Kit 2 in der Direct-Variante.
Soundmäßig liegt mir Kit 1 im Preset „Full“ am besten, ich finde den Sound geradezu prädestiniert für Produktionen härterer Gangart. Vor allem die Bass-Drum, richtig eingestellt, „nagelt“ sehr schön, und auch die Snare klingt sehr voll und rund. Kit 2 klingt tonal sehr holzig und bauchig. Deshalb würde Kit 2 bei mir auch eher für Schlagwerk in ruhigeren Gefilden zum Einsatz kommen, z.B. bei einer Pop-Ballade, wo das Holz Raum hat sich zu entfalten.
Fazit
Die Voyager Drums bilden die beiden Kits Yamaha Maple Custom und Yamaha Recording Custom sehr gut ab und sind nicht zuletzt deshalb etwas spezieller. Kit 1 liefert einen dominanten, transparenten Sound; Kit 2 klingt angenehm warm, holzig und bauchig. Einen ausgesprochen wuchtigen, druckvollen Klang erzielt man insbesondere, wenn man diese mit den Samples analoger Legenden mischt, die als weitere Layer vorliegen.
Dank reichlicher Ausstattung mit anschlagsdynamisch gestaffelten Samples und Round-Robins klingen die Voyager Drums ausgesprochen lebendig, abwechslungsreich und echt.
Drei mischbare Mikrofonpositionen plus kräftig zupackendem Filter für synthetische Drum-Experimente stellen dennoch eine gute, übersichtliche und leicht zu bedienende Ausstattung dar. Die Vielseitigkeit mancher Mitbewerber, die etwa mit einem ausgewachsenen Mischpult einschließlich extravaganter Insert-Effekte aufwarten, erreicht Voyager Drums nicht. Fairerweise muss man jedoch sagen, dass solche luxuriös ausgestatteten Produkte auch deutlich teurer sind.
Wer seine Library mit einer guten Soundalternative aufpeppen möchte oder ein solides Startpaket sucht, liegt bei den Voyager Drums mit Sicherheit richtig. Die Audioqualität ist vom Feinsten – das gilt nicht nur für die lupenrein gesampelten Natursounds, sondern auch für die analogen Layer.
Unter den 360 MIDI-Grooves findet sich zwar manch inspirierendes Pattern, ein detailliertes Editieren ist jedoch mangels internem Noten-Editor nicht möglich. Leider lassen sich die Grooves auch nicht ohne Weiteres per Dra & Drop in den Sequencer ziehen. Das geht nur über den Umweg aus dem Library Ordner direkt in den Sequencer.
Insgesamt bieten die Voyager Drums-Library einen guten Grundstock für zeitgemäße Produktionen.
Testautor: Heiko Wallauer
Plus
- sehr gute Audioqualität
- drei mischbare Mikrofonpositionen
- lebendiger Sound durch Velocity-Layer und Round Robins
- druckvoller und transparenter Sound (Kit 1), warmern und holziger Sound (Kit 2)
- zusätzliche analoge Samples als Layer
Minus
- kein AAX, RTAS
- MIDI-Grooves nicht per Drag & Drop in den Sequencer exportierbar
Neutral
- Macs werden aktuell erst ab OSX 10.9 unterstützt
Systemanforderungen:
Mac OS
- Mac OS 10.9, 10.10
- minimal empfohlene Ausstattung: Intel Mac 2GHz, 2GB RAM
- Interfaces: Standalone, AU, VST (64bit )
- derzeit kein RTAS und AAX Support
Windows
- Windows Windows Vista, Windows 7/8, 32bit & 64bit
- minimal empfohlene Ausstattung: Pentium/Athlon XP 3.0GHz, 2GB RAM
- Interfaces: Standalone, VST (32bit und 64bit )
- derzeit kein RTAS und AAX Support
Preis: € 99,-
Hersteller:
http://www.bestservice.de/voyager_drums.html#Beschreibung