Test: Sonokinetic Sultan Drums

Die Sample-Library Sultan Drums für die Vollversion von NI Kontakt bietet fertige Rhythmen für orientalische Kompositionen – zwischen Nil und Bosporus. Sie ist damit ein weiterer Baustein der Sonokinetic World Series.

Getestet haben wir bereits die Sultan Strings, ein Streicher Ensemble aus dem Mittleren Osten, sowie die Gesangs-Libraries Güzin, Aliye und Voices of Israel. Alle diese phrasenbasierten Libraries eignen sich perfekt, um mit den Sultan Drums kombiniert zu werden.

Auch bei den Sultan Drums kommen Phrasen zum Einsatz, also Audiofiles, die Ergebnisse mehrerer Sessions sind, keine MIDI-Dateien. Die Audiofiles sind zum Tempo synchronisierbar.

Das hier echte Phrasen vorliegen, die von einem traditionellen Ensemble in einem Studio vor Ort eingespielt wurden, führt dazu, dass die Rhythmen besonders natürlich und echt klingen. Im Gegensatz zu einer Rhythmik, die auf MIDI-Files basiert und einzelne Schläge zusammenfügt, ist hier jeder Anschlag ein Unikat – der Rhythmus fließt und geht in die Beine.

Hier eine kleine Kostprobe, eine Kombination aus dem Rhythmus-Stil Turker (10/8tel-Takt) und Phrasen aus Aliye:

 

Überblick

Sultan Drums liegt als Instrument für Kontakt 4 und 5 vor:

Die Sultan Drums transportieren einen Sample-Pool von rund 1,3 GB auf die Festplatte. Mehr als 1100 Samples sind darin enthalten.

Geboten werden Performances in zehn Stilen:

  • Arap,
  • Azari,
  • Ciftetelli,
  • Deve,
  • Halay,
  • Misket,
  • Roman,
  • Sufi,
  • Turker und
  • Wahde.

Die Stile werden zumeist von vier Perkussionisten (mit vier Percussion-Instrumenten) gespielt; im Falle von Arap sind es fünf.

Im Gegensatz zu manch anderer Library mit orientalischen Rhythmen finden sich eine überwiegend gerade Rhythmik – abgesehen vom 9/8-Takt des Roman-Stils. Damit sind die Rhythmen auch kompatibel zu Pop-Fusion-Projekten mit westlichem Einfluss, die selten auf ungerade Taktarten setzen.

Verteilt über die zehn Stile und das Multi-Sample-Patch werden folgende Instrumente geboten:

  • Asma Davul (voluminösere Trommel, übernimmt ähnliche Funktion wie eine Snare),
  • Bass Darbuka,
  • Bendir,
  • Darbuka,
  • Def (flache Rahmentrommel mit Schellenkranz),
  • Erbane (ähnlich Bendir)
  • Hollo (eine Art Tom, das mit der Hand gespielt wird),
  • Kabuk (orientalischer Shaker),

  • Kup (Udu),

  • Parmak Zili (Fingerbecken),

  • Shaker,

  • Cymbals,

  • Seadrums,

  • Rainmaker,

  • Rattle,

  • Goat Bells (schellenartige Glöckchen),

  • Chimes,
  • TamTam,
  • Kasik (Löffel)

Damit sind sowohl Klassiker als auch weniger häufig anzutreffende Ethno-Percussion-Instrumente an Bord.

Wirft man einen Blick in den Sample-Ordner der Library, stellt man fest, dass die Rhythmen eines Motivs in verschiedenen Tempi aufgenommen worden sind. Das führt dazu, dass bei Tempoanpassungen die Time-Machine Pro von Kontakt 5 nicht überstrapaziert wird.

Verantwortlich für die Auswahl der richtigen, also dem vorgegebenen Tempo am nächsten liegende Phrase, ist Sonokinetics Intelligent Time Machine (ITM), die per default im Hintergrund aktiv ist. Erhöht man das Tempo beispielsweise über 180 BPM hinaus, kann es passieren, dass das Percussion-Ensemble plötzlich hörbar gemütlicher trommelt als bei 150 BPM: Es wird dann automatisch eine Phrase mit halbem Tempo ausgewählt, anstatt einen Loop über Gebühr zu stauchen und mit rasender Geschwindigkeit abzuspielen. Unterm Strich leistet die ITM also ganze Arbeit und sorgt dafür, dass in einem extrem weiten Tempobereich von etwa 50 BPM bis weit über 200 BPM die Rhythmen authentisch klingen. Probleme kann es allenfalls geben, wenn man im Song unglücklich einen Tempowechsel exakt an der Grenze zwischen zwei unterschiedlich getimeten Phrasen vornimmt und die Trommler ungewollt in halbem Tempo weiterspielen. In diesem Fall schaltet man das ITM einfach aus (s.u.).

Die einzelnen Instrumente, die an einem Motiv beteiligt sind, können ein- und ausgeschaltet, in der Lautstärke angepasst, in der Tonhöhe stufenlos transponiert und im Panorama platziert werden.

 

Key-Switches

Über rot eingefärbte Steuertasten wechselt man zwischen verschiedenen Besetzungen des Ensembles, schaltet also einzelne Spieler aus oder ein. Die roten Key-Switches sind anschlagsdynamisch: Ein harter Anschlag schaltet die Instrumente ein, ein leichter Anschlag aus. (Solche Feinheiten erfährt man aus dem englischsprachigen PDF-Manual. Wer das Handbuch ignoriert, wird möglicherweise eine Weile ergebnislos auf die roten Key-Switches einschlagen – wie das Ihrem Testautor passiert ist.) Das Stummschalten oder Aktivieren eines Instruments wird nicht sofort, sondern erst mit dem nächsten Tastendruck ausgeführt.

 

Multisamples

Neben den Phrasen gibt es auch ein herkömmliches Instrumenten-Patch, bei dem zehn einzelne Instrumente mit bis zu 12 Artikulationen gespielt werden können. Meist vier anschlagsdynamische Layer und Round Robins erlauben ein dynamisches Spiel. Das Instrumenten-Patch eignet sich sowohl dazu, die vorhandenen Rhythmen zu ergänzen wie auch eine komplett eigene Rhythmik zu gestalten.

Ein Rhythmus aus einzelnen Hits verschiedener Artikulationen der Bassdarbuka, Darbuka, Parmak Zili und Kup:

 

Erwartungsgemäß hört sich das nicht so fließend und beschwingt an, wie die Originalrhythmen aus den Aufnahmesessions, doch an Dynamik und Abwechslungsreichtum ist nichts zu bemängeln.

 

Equalizer, Effekte und Settings:

Links und rechts wird das Hauptfenster von einblendbaren Menüs flankiert:

Neben einem statischen globalen Dreiband-Equalizer links findet sich rechts ein Schalter für den internen Faltungshall mit den Parametern Größe und Mischungsverhältnis. Zudem können End-Schläge zugeschaltet werden. Beim Note-Off wird dann automatisch ein Hit gespielt, sodass der Rhythmus natürlich beendet und nicht abrupt abgebrochen wird.

ITM On/Off betrifft die Intelligent Time Machine (s.o.). Jump Phrase bewirkt, dass bei einem Phrasenwechsel inmitten eines Loops der Folgeloop taktgenau einsetzt.

Die meisten Phrasen der Sultan Drums sind acht Takte lang. Wechselt man am Ende von Takt 2 von Phrase A zu Phrase B, so wird Phrase B bei aktivem Jump Phrase mit Takt 3 einsetzen, ohne Jump Phrase wird Phrase B hingegen von Beginn an abgespielt, startet also mit Takt 1.

Im folgenden Audiodemo hören Sie zwei Phrasen aus Roman (9/8-Takt) im Wechsel und mit eingeschaltetem Jump Phrase sowie End Hits. Die End Hits werden in diesem Fall nach jedem Note-Off angehängt und klingen dann bei fortlaufendem Rhythmus wie ein Opener-Hit der nachfolgenden Passage:

 

Ohne Jump Phrase und ohne End Hits:

 

Entsprechend eingespielt kann man die 9/8tel-Loops aus Roan auch für 4/4 verwenden. Jump Phrase sollte man dann allerdings ausschalten, sonst bleibt es beim 9/8tel-Feeling. Die End-Hits sorgen auch hier wieder für Akzente, die die neue 4/4tel-Taktart unterstreichen.

 

Zusammen mit den Sultan Strings:

 

Hier stimmt das Mikrotiming nicht. Es klingt zwar orientalisch, aber die Perkussionisten konnten natürlich nicht ahnen, dass sie mit Streichern im 4/4tel-Takt und einem anderen Stil zusammenkommen würden. Sie spielen deshalb nebeneinander her anstatt zusammen.

Da ist es angenehm, dass die Aufnahmen ausreichend trocken sind, um praktisch artefaktfrei mit Melodyne bearbeitet werden zu können. Mit der Studioversion von Melodyne 4 ist es möglich, die Quantisierung von einer Spur auf eine andere zu übertraten. Dazu legt man die Sultan Drums und die Sultan Strings auf separate Kontakt-Ausgänge, platziert in beide Kanäle Melodyne und analysiert die Spuren. Die Sultan Drums muss man gar nicht quantisieren. Bei den Strings wählt man nun die Quantisierung nach Vorlage des Drum-Tracks. Ein paar Noten muss man anschließend noch manuell dehnen oder stauchen und erhält dann folgendes Ergebnis:

 

Sultan Drums in der Praxis: Konfiguration von Phrasen

So übersichtlich und aufgeräumt das Interface auch auf den ersten Blick wirkt, gibt es doch ein paar Funktionen, mit denen man sein eigenes Ensemble zusammenstellen kann. Zunächst einmal kann man C2 aufwärts fünf der zehn Stile auf die Tastatur verteilen. Dazu klickt man auf eine C-Taste des virtuellen Keyboards am oberen Rand des Interface und anschließend auf das Namensfeld des gewünschten Stils. Jeder Stil beansprucht eine Oktave.

Die Phrasen werden erst jetzt in den Arbeitsspeicher geladen, der der dynamisch verwaltet und bei Vollauslastung mit etwas mehr als 500 MB beansprucht wird.

Fünf Stile sollten auch für ausladende Kompositionen mehr als ausreichend sein. Prinzipiell kann man aber auch den selben Stil mehrfach laden und auf diesem Weg verschiedene Instrumentierungen der selben Phrase erzeugen. Dazu kommen wir im nächsten Abschnitt.

Man kann einen Stil durch Anspielen auf der Klaviatur und erneutes Anklicken des Namensfeldes auch wieder löschen oder durch Klick auf einen anderen Stil durch diesen ersetzen.

Die geladenen Stile werden im unteren virtuellen Keyboard von Kontakt grün, die Loops des aktuell spielenden Stils blau angezeigt. Über die rot eingefärbten Steuertasten von C1 bis F1 (bzw. G1 bei Arap) können einzelne Instrumente aus- und eingeschaltet werden (s.o.).

Welche Instrumente in einem Loop spielen, kann man aber auch einfach konfigurieren, indem man in die rechte obere Ecke des Instrumenten-Icons klickt. Dort befindet sich nämlich der kleine Ausschalter, der allerdings erst nach dem Klick (ins Leere) sichtbar wird. Sobald man dies gemacht hat, wechseln einige der roten Steuertasten zu gelb. Eine gelbe Einfärbung signalisiert, dass das betreffende Instrument nicht mehr beteiligt ist. Hier ist eine Phrase des Stils Wahde angewählt, bei dem nur noch das Bendir spielt. Bassdarbuka, Darbuka und Def sind auf mute gestellt:

Nun gibt es zwei Tricks, um die Instrumente zu wechseln ohne dabei die Key-Switches zu bemühen. Trick 1 habe ich oben schon angedeutet: Man platziert einfach den selben Stil mehrfach über das virtuelle Keyboard auf die Klaviatur. Nun kann man für die selbe Phrase unterschiedliche Instrumentierungen konfigurieren. Die Phrasen liegen immer um eine Oktave versetzt vor, sodass man dabei nicht die Orientierung verliert. Hängt man solche Phrasen aneinander, muss man unter Umständen die End Hits (s.o.) abschalten, um den Fluss nicht zu unterbrechen.

Hier die erste Phrase aus Whade mit unterschiedlichen Instrumentierungen, dazu die Sultan Strings ab Takt 9:

 

Trick Nr. 2: Per Rechtsklick und MIDI-Lean kann man alle Mute-Schalter externen Controllern zuweisen. Das Muting wird (wie bei den Key-Switches) mit dem nächsten Note-On aktiv. Man kann also auch auf diese Weise kein Instrument mitten in einer Phrase ausschalten. Das geht wiederum mit einer Steuerung des Lautstärkefaders.

Der Stummschalten von Instrumenten und Parameterbewegungen funktioniert natürlich auch ohne externe Spielhilfen über die Automation. Damit diese greift, wechselt man zunächst vom File-Browser zum Automation-Reiter links in Kontakt …

… und zieht hier die noch nicht zugewiesenen Einträge einfach auf den gewünschten Regler. Anschließend nimmt man die Automation auf (bei Cubase über den Write-Taster oben links in der Kopfzeile des Kontakt-Interfaces).

Hier habe ich die Instrumente des Stils Ciftetelli der Reihe nach eingeblendet und teilweise auch im Panorama bewegt. Die Bass-Darbuka habe ich zudem um eine Oktave nach unten transponiert.

 

Weitere Audiodemos der anderen Stile:

Drei Phrasen aus Turker im 10/8-Takt, dazu nonverbale Improvisationen aus Voices of Israel:

 

Azari ist ein Stil im 6/8tel Takt:

 

Das sanfte Scheppern der Fingerbecken wäre so facettenreich und mit kleinen Ungenauigkeiten niemals mit einzelnen Samples realisierbar, ebenso wenig das Spiel von Erbane und Bendir, bei denen die Schlaghand zwischendurch über das Fell streicht.

Beispielphrasen aus dem Sufi-Stil bei 75 BPM:

 

Nun bei 70 BPM:

 

Bei 100 BPM und zusammen mit Phrasen aus Sonkonetics Voices of Israel:

 

Zusammen mit einem türkische Oud (aus Best Service / Eduardo Tarilontes Ancient Era Persia):

 

Tipps für ein tieferes Editieren

Die Rhythmen der Sultan Drums sind im Grunde genommen gebrauchsfertig und können mit wenig Nachbearbeitung in jede Produktion integriert werden. Die Bedienoberfläche ist zwar relativ aufgeräumt, doch alleine mit den Parametern Volume und Pan kann man einen Rhythmus bereits aufbauen und eine Spannungskurve erzielen (wie bereits per Audiodemo gezeigt).

Der Vorteil der überschaubaren Oberfläche ist, dass man mit wenigen Handgriffen die Drums arrangiert hat. Wie wäre es aber, wenn man die einzelnen Instrumente einer Phrase separat mit Effekten versehen und über getrennte Ausgänge von Kontakt schicken könnte? Geht nicht? Doch, das geht – und ist kein Buch mit sieben Siegeln.

Um tiefer editieren zu können, klickt man auf das Schlüsselsymbol oben rechts. Unter der Haube hat Kontakt 5 einiges zu bieten:

Schritt 1

Als erstes klickt man auf den Button „Group Editor“, danach erscheint die oben abgebildete Parameterlandschaft.

Schritt 2

Edit All Groups sollte ausgeschaltet sein, um die Instrumente einzeln anzugehen (wie abgebildet; ist er aktiviert, leuchtet er feuerrot). Anschließend spielt man eine der blauen Tasten und scrollt oben rechts neben der Liste der Groups nach unten, bis gelb markierte Einträge erscheinen – im Falle des Sufi-Stils sind das Def, Bendir, Bass Darbuka und Sufi Kup. Die Zahl 90 signalisiert, dass im Moment Phrasen aktiv sind, die mit 90 BPM eingespielt wurden. Die gelbe Markierung erscheint nur so lange, wie man die Taste gedrückt hält und der Loop durchläuft. Will man beide Hände freihaben, drückt man einfach das Sustain-Pedal.

Angewählt sind hier übrigens tatsächlich Gruppen von Samples, nämlich alle Phrasen des jeweiligen Stils und Instruments. Wechselt man also die Phrase, so bleibt man innerhalb der Gruppen. Die im Folgenden beschriebenen Editierungen betreffen immer alle Phrasen eines Instruments innerhalb eines Stils und innerhalb einer Tempospanne (bei aktivem ITM).

Schritt 3

Wir klicken der Reihe auf die Namenseinträge der einzelnen Instrumente in der Group-Liste und weisen ihnen zunächst einmal separate Kontakt-Ausgänge zu. Das geschieht unten links in der Amplifier-Abteilung über den Button Output.

Es öffnet sich ein Aufklappmenü. Dort wählt man einen der Ausgänge. Ganz unten in der Liste stehen die vier vordefinierten Stereo-Ausgänge, die Kontakt 5 inzwischen von Haus aus anbietet (früher musste man diese im Routing-Menü anlegen). Diese reichen für unsere vier Sufi-Instrumente aus. Die anderen Parameter der Amplifier Abteilung von einer Kurve für die Anschlagsdynamik bis zur Lautstärkemodulation per LFO sind in unserem Fall ohne Bedeutung.

Schritt 4

Um die Instrumente auch zu hören, muss man natürlich im Sequencer die vier Kontakt-Stereoausgänmge auch aktivieren, damit im Mixer entsprechende Kanäle angelegt werden. In Cubase funktioniert das über den Schalter „Ausgänge aktivieren“ rechts oben im Instrumenten-Slot des VST-Instrumenten-Racks.

Schritt 5

Nun kann man das ganze Programm der externen Effekte über die Inserts des Sequencers verwenden, um jede einzelne Trommel gezielt zu bearbeiten. Equalizer, Kompressor, Hall – erlaubt ist, was gefällt.

Schritt 6

Alternativ zu externen Plug-ins bieten sich die internen Optionen an. Kontakt muss sich vor externen Möglichkeiten nicht verstecken. Unter den Presets der Group Insert Effects gibt es gleich ganze Effektketten. Will man die Sultan Drums aber nicht verfremden und etwa mit Rock- oder Techno-Vorlagen mutieren, tut es auch zunächst einmal der Transient Master als erster Insert. Mit ihm kann man an der Tiefenstaffelung arbeiten.

Bevor es losgeht, hier zunächst der unbearbeitete Loop aus dem Stil Whade:

 

Um die Klanggestaltung durch Insert-Effekte besser beurteilen zu können, empfiehlt es sich, gelegentlich den Group Solo – Schalter zu betätigen:

Mit Betonung der Transienten bei der Def,

Kompressor beim Bendir,

Transient Master, Bandsimulation (für mehr Wärme) und EQ bei der Bassdarbuka,

Sättigung und Feedback-Kompressor bei der Darbuka, deren singender Ton nun richtig zum Tragen kommt:

Damit die Darbuka nicht durchgängig dominiert, steuere ich den Makeup- und Mix-Regler des Feedback-Kompressors per Modulationsrad. Die Zuweisung von MIDI-Controllern (oder der Host-Animation) erfolgt nämlich im Edit-Menü von Kontakt genauso schön wie bei den Oberflächen der Instrumente per Rechtsklick.

Um mehr Leben in den Beat zu bringen, kann man Effekte auch modulieren, beispielsweise die Stärke der Bandsimulation bei der Bassdarbuka über eine temposynchrone Hüllkurve:

Das Ergebnis zeigt, dass man auch mit den internen Mitteln einen Beat sehr schön herausarbeiten kann.

 

Was ich übersehen habe, ist, dass die End-Hits eine eigene Gruppe darstellen, die ich nicht in die Bearbeitung einbezogen habe. Dass ließe sich natürlich noch nachholen.

Bei der Trennung der Instrumente auf die Einzelausgänge bleibt übrigens der interne Faltungshall auf der Strecke. Ihn bindet man wieder ein, wenn man das betreffende Instrument auf einen Bus routet, in dem der Faltungshall als Send-Effekt aktiviert ist.

Auch an den Faltungshall kann man Hand anlegen, eine andere Impulsantwort laden, diese rückwärts ablaufen lassen, eine Hüllkurve über den Hallverlauf legen, Frühe Reflexionen und Hallfahne getrennt mit Größe und Filtern bearbeiten und einiges mehr.

Das sich die Sultan Drums auch für Klangexperimente eignen und auch Ethno-Electro mit ihrem angenehm schwingenden Groove eine besondere Note verleihen, soll das folgende Experiment zeigen, mit dem wir den Test dann auch fast beenden.

Ich hatte ja eingangs geschrieben, dass die geraden Taktarten mit orientalischem Flair solche Cross-Genre-Projekte unterstützen. Daher habe ich mir eine einzige Phrase aus dem Deve-Stil ausgesucht:

 

Die vier Instrumente lege ich auf Einzelausgänge und packe eine ganze Batterie von Effekten in die Inserts: Black Box Analog Design HG-2 zum Auffrischen des Klanges, Eventide Fission und H3000. Cableguys Shaper Box, PSP Audioware N2O, Znaptiq Wormhole, GRM Tools Evolution und Pitch Accumulator.

 

Nun kommt noch Geflüstertes aus Voices of Israel, eine virtuell-analoge Bassdrum der D16 Group PunchBox, ein Bass von Sugar Bytes Factory und ab Takt 17 eine Feedback-Gitarre von Ueberschall.

 

Bassdrum und Bass sind zugegebenermaßen etwas mächtig geraten.

Die Sultan Drums entfalten bei dem langsamen Tempo von 80 BPM einen regelrecht hypnotischen Groove. Für Abwechslung sorgt unter anderem der Time Shaper aus der Cableguys ShaperBox, der Fragmente des Rhythmus rückwärts ablaufen lässt. Für den sphärischen Raumklang sind Eventide Fission. Wormhole und GRM Evolution verantwortlich.

 

Spezialfall Endings

Bevor wir zum Fazit kommen, noch ein Wort zu den Endings: Die optionalen Endings passen sehr gut, erklingen aber immer in maximaler Lautstärke (soweit man dies nicht unter der Haube mit Group Edit anpasst). Daher sollte man darauf achten, die Rhythmen selbst mit hoher Velocity zu triggern. Lautstärkeverläufe moduliert man besser über den Volume-Parameter. Auch wird man den Endings-Button automatisieren müssen, wenn man nicht bei jedem Phrasenwechsel einen lauten Extra-Hit setzen möchte, der aber andererseits als Opener des folgenden Loops durchaus passende Akzente setzen kann.

 

Audioqualität und Mikrofonierung

Die Samples liegen in 16 Bit und 44,1 kHz vor. Die meisten Mitbewerber setzen auf 24 Bit und 44,1 oder 48 kHz. Ungeachtet dessen klingen die Aufnahmen sauber und angenehm warm. Wahrscheinlich wurde entsprechendes analoges Equipment eingesetzt. Man vermisst bei der Audioqualität also nichts.

Fairerweise muss man aber sagen, dass Die Sultan Drums klangmässig nicht ganz glanzvoll aufpolierte Ethno-Drums wie NI India oder diverse Sample-Sets für FXpansion BFD3 erreichen. Allerdings spielen diese Kandidaten auch in einer etwas gehobenen Preisliga und bieten keine Audiofiles, sondern arbeiten mit MIDI-Pattern.

Wer die Aufnahmen unbedingt aufpolieren möchte, kann das mit internen und externen Mitteln erreichen. Meine Empfehlung sind Transienten-Tools wie der Softube Transient Shaper oder Eventide Fission, Equalizer wie PSP E27, bx_panEQ, ein Top-Röhrensimulator wie Black Box Analog Design HG-2. Mehr Druck erzielt man mit einem Kompressor wie Presswerk von u-he. Sollen die Sultan Drums regelrecht mächtig und cineastisch klingen, gelingt das mit dem Dynamic Spectrum Mapper – ohne dabei den einzigartigen Eigenklang der Sultan Drums zu zerstören.

Die Nah-Mikrofonierung liefert einen intimen und detailreichen Klang, der auch Nebengeräusche und kleine Unsauberkeiten beinhaltet, die das Salz in der Suppe ausmachen und das insgesamt virtuose Spiel der Perkussionisten abrunden. Eine zweite Mikrofonposition im Raum vermisst man eigentlich nicht.

 

Fazit

Sonokinetics Sultan Drums bieten eine große Auswahl an virtuos eingespielten Rhythmen verschiedener orientalischer Stile. Die mehrere Phrasen eines Motivs wurden in unterschiedlichen Tempi eingespielt und lassen sich dank Sonokinetics ITM (Intelligent Time Machine) in einem weiten Bereich von 50 bis über 200 BPM artefaktfrei spielen. Die Audioqualität mit Nah-Mikrofonierung ist gut. Kleine Fehler wie Knackser oder andere Artefakte sind mir nicht begegnet.

Die sehr einfach zu bedienende Library ist auf die Filmmusik, Spielvertonung und Multimedia ausgerichtet, eignet sich aber auch für Ethno-Pop-Projekte. Die Auswahl an Phrasen für die jeweiligen Stile beinhaltet interessante Variationen und Steigerungen, sodass man ohne großen Aufwand im Nu ein dramaturgisch gestaltetes Arrangement erstellt hat.

Ergänzend zu den Phrasen findet man viele Einzelinstrumente mit diversen Artikulationen, Velocity Layern und Round Robins, mit denen man die Rhythmen ergänzen oder komplett eigene, lebendig und abwechslungsreich klingende Beats einspielen kann. An den einzigartigen Spielfluss der Originalphrasen wird man allerdings nicht herankommen.

Wer weitere Ausgestaltungen sucht, findet mit den On Board Mitteln bereits einige einfache aber wirksame Möglichkeiten: Die Instrumente lassen sich ein- und ausblenden, im Panorama bewegen und stimmen. Es lohnt sich, im Edit-Modus von Kontakt separate Einzelausgänge anzulegen und interne sowie externe Effekte einzusetzen, will man mehr als ein schnelles Standard-Arrangement verwirklichen.

Knackpunkte gibt es kaum. Die Endings bedürfen unter Umständen einer Extra-Behandlung – wie oben im letzten Abschnitt vor dem Fazit beschrieben.

Unterm Strich erhält man hier eine Sammlung exzellent eingespielter Rhythmen, die in puncto Lebendigkeit und Authentizität ihresgleichen suchen. Der Preis ist angemessen.

Zusammen mit anderen Libraries der Sonokinetic World Series wie den diversen Vocal-Paketen oder den Sultan Strings entstehen komplette, stilechte Songs mit Motiven des Mittleren Ostens.

Testautor: Holger Obst

Plus:

  • virtuos eingespielte Rhythmen mit maximal echtem Orient-Feeling
  • Auswahl verschiedener Stile
  • Tempoanpassung über einen sehr weiten Bereich artefaktfrei dank Originalaufnahmen in unterschiedlichen Tempi und ITM
  • teils gerade Taktarten, die sich auch gut für Ethno-Pop-Projekte westlicher Prägung eignen
  • große Auswahl an Instrumenten
  • einfache Bedienung

Neutral:

  • Für die Einrichtung von Einzelausgängen oder eine weitere separate Effektbearbeitung der Instrumente muss man zum Edit-Modus von Kontakt wechseln.
  • Anschlagsdynamische Funktion der Key-Switches zum Muten einzelner Instrumente erfährt man nur über das Manual (und das Tutorial Video).

Minus:

  • Lautstärke der Endings wird nicht automatisch an die der Phrasen angepasst (die u. a. über die Anschlagsdynamik bestimmt wird). Eine Anpassung ist aber mit wenigen Handgriffen möglich.

Hersteller: Sonokinetic

Unsere Test zu Sonokinetic-Produkten sowie Links zu Artikeln, bei denen Sonokinetik-Instrumente zum Einsatz kamen finden Sie HIER.