Test: FabFilter Pro-Q 2

Pro-Q 2 empfiehlt sich als Multiband-Equalizer und Analyser mit Mitten/Seiten-Bearbeitung. Bis zu 24 nach analogen Vorbildern emulierte Filter können für Mastering, Mischung und Klangdesign eingesetzt werden. Neue Funktionen wie Spectrum Grab, EQ-Match, Natural Phase Mode, Tilt-Filter, Gain-Q Interaction und automatische Lautstärkeanpassung klingen ungewöhnlich und innovativ. Bei uns erfahren Sie, was dahinter steckt.

Überblick

Die Vorgängerversion FabFilter Pro-Q war bereits gut ausgestattet und hat unserem Testautor Heiko Wallauer rundum gefallen. Wer sich also über die Basics des Pro-Q 2 informieren möchte, schaut bitte dort nach. Hier geht es zentral um die Neuerungen, ohne dabei den Blick auf das Ganze zu verlieren:

  • Bis zu 24 vollparametrische Filter können eingesetzt werden.
  • Für jedes Filter stehen sechs nach analogen Vorbildern emulierte Modelle bereit. Diese verfügen alle über eine Flankensteilheit von 6 bis 96 dB/Oktave. Das reicht auch für regelrechte Nachzeichnungen eines Frequenzspektrums.
  • Genau hier greift das EQ-Matching: Pro-Q 2 kann den Frequenzgang eines Signals auf ein anderes übertragen.
  • Zur Einzelkontrolle können alle Filter auf solo geschaltet werden.
  • Alle Filter arbeiten wahlweise und individuell im herkömmlichen Stereo-Betrieb, im Links/Rechts – Split- oder im Mid-Side-Modus.
  • Ein hoch auflösender Analyser sorgt für die graphische Unterstützung. Für ein differenziertes Mastering kann Pro-Q 2 bildschirmfüllend vergrößert werden.
  • Spectrum Grab schlägt eine Brücke zwischen Analyser und EQ: Pegelverläufe des Analysers können an markanten Punkten angeklickt und dort ein Filter positioniert werden.
  • Im Sidechain-Modus kann der Analyser ein Fremdsignal abbilden – sehr praktisch, beispielsweise für eine Trennung von Bass und Bassdrum.
  • Automatic Makeup-Gain sorgt dafür, dass der Ausgangspegel immer gleich bleibt, auch wenn Teilspektren verstärkt werden.
  • Die Gain-Q Interaction passt die Flankensteilheit des Filters in Abhängigkeit zur Lautstärkeanhebung oder -absenkung an.
  • Der neue Natural Phase Mode soll einen besonders natürlichen, artefaktfreien Klang ohne verfärbende Phasenverschiebungen bieten. Selbst in diesem aufwändig zu berechnenden Modus soll Pro-Q 2 CPU-schonend arbeiten. Fabfilter verspricht trotz den geringen Leistungsanforderungen an die CPU einen Klang von höchster Qualität.
  • Via Automation oder MIDI-Learn können alle Modulparameter in Bewegung gebracht werden – womit Pro-Q 2 neben seiner Hauptfunktion als Multiband-EQ auch für Filtereffekte verwendet werden kann.
  • Eine Undo/Redo-Funktion hilft, wenn man sich einmal verfiltert hat.

FabFilter Pro-Q 2

Installation

Nach dem Herunterladen der Software erhält man einen Code zum Freischalten des Plug-Ins, der beim ersten Start abgefragt wird.

Pro-Q 2 liegt für Windows und Mac in den Formaten VST, VST3, Audio Units, AAX Native und AudioSuite (alle 32 und 64-bit) vor, zudem als RTAS (nur 32-bit).

Presets

Für schnelle Anpassungen bietet FabFilter Pro-Q 2 eine Reihe von Presets:

FabFilter Pro-Q 2

Für das erste Kennenlernen habe ich das Preset zur Gesangsbearbeitung ausgewählt und will damit für meinen Geschmack etwas zu dominante Frequenzen eines Chors korrigieren.

Hier zunächst die unbearbeitete Phrase:

 

Dort wo die Stimmen in der zweiten Hälfte ihren Höhepunkt erreichen, möchte ich sie ein klein wenig zurücknehmen, ohne dabei den Klang zu verfremden.

Zunächst lade ich das Vocal-Preset. Die Grundeinstellung bringt ein wenig mehr Höhen mit, sodass die Stimmen offener und noch transparenter klingen, außerdem werden unnötige Bassanteile heruntergefahren.

Der Analyser

Nun geht es an die Arbeit: Der Analyser ist schon eingeschaltet. Klickt man in der Bodenleiste auf Analyser, öffnet sich ein kleines Menü:

FabFilter Pro-Q 2

Pre und Post ist eingeschaltet. Das bedeutet, dass sowohl das unbearbeitete als auch das bearbeitete Signal sichtbar ist. So sieht man genau, wie stark der EQ in allen Teilbereichen des Frequenzspektrums wirkt.

Als Resolution habe ich Maximum eingestellt. Die komplette Grafik von Fabfilter Pro-Q 2 wird nämlich von der CPU der Grafikkarte des Rechners bearbeitet. Das schont die Ressourcen, auf die auch noch andere Plug-Ins zugreifen wollen. Mit einer einigermaßen aktuellen Grafikkarte kann man ohne Zögern die grafische Maximalleistung abrufen. Mit der Darstellungsgeschwindigkeit medium reagiert der Analyser angenehm träge, sodass man gut den spektralen Bewegungen folgen kann. Im Falle der Vocals ist das die richtige Wahl.

Tilt zeichnet das Frequenzspektrum so, dass es der menschlichen Psychoakustik entspricht. Per Freeze bleibt die Analyse stehen.

Spectrum Grab

Mittig unter Tilt befindet sich der neue Spectrum Grab-Taster. Diesen aktiviere ich und starte die Sängerinnen. Wie erwartet schlägt die Amplitude bei einigen Frequenzen weit nach oben aus. Um gezielt diese Resonanzen herauszugreifen, halte ich den Mauszeiger während der Passage etwa eine Sekunde in das Spektrum (nicht darüber; die Position innerhalb des Spektrums spielt keine Rolle). Es erscheint die weiße Linie des eingefrorenen Spektrums. Entlang dieser Linie kann nun an jeder Stelle ein Filter (genauer gesagt: dessen Center-Frequenz) platziert werden. Ich greife mir also die Spitzenpegel heraus und senke sie mit einem schmalbandigen Glockenfilter (Bell) und einem Notch-Filter ab.

Das Editieren der Filter und die Gain-Q-Interaktion

Zur Auswahl stehen folgende Filtertypen:

FabFilter Pro-Q 2

Nun stelle ich noch die Flankensteilheit und den Q-Faktor ein. Die Absenkung kann man direkt durch Klicken auf den Filterpunkt im Kurvendisplay erledigen.

FabFilter Pro-Q 2

Das Parameterfeld des Filters verfügt neben den klassischen Reglern eines parametrischen Equalizers über einige Sonderfunktionen. Das gelbe Rädchen zwischen dem Gain- und dem Q-Regler schaltet die Interaktion zwischen beiden ein: Bei geringerer Absenkung wird die Bandbreite leicht erweitert und umgekehrt. Eine musikalisch sinnvolle Funktion: Stärkere Absenkungen wirken dann nicht automatisch auch auf einen größeren Frequenzbereich und ziehen Signale innerhalb eines Mixes mit, die sie eigentlich gar nicht verändern sollen.

Mit den Pfeilen beiderseits des kleinen Zahlenfeldes wechselt man von Filter zu Filter. Diese kleine Funktion erweist sich als sehr praktisch, da man beim Editieren nicht mit der Maus durch das Display kurven muss, um zum nächsten Bearbeitungsschritt zu kommen.

Links, Rechts, Stereosymbol und Schere dienen der Wirkungsdefinition des Filters: Es kann wahlweise auf den linken, den rechten oder auf beide Kanäle zusammen wirken. Mit der Schere dupliziert man das Filter. Die beiden Filter werden dann automatisch auf den linken und rechten Kanal gelegt. Beim Einsatz mehrerer Filter kann man also einige im Stereo-Modus, andere im Links-Rechts-Modus betreiben und so sehr gezielt auf im Panorama verteilte Instrumente eines Mixes einwirken.

Einige Filterfunktionen erreicht man übrigens auch per Rechtsklick auf den farbigen Punkt, der die Center-Frequenz des Filters anzeigt:

FabFilter Pro-Q 2

Fährt man mit der Maus über diesen Punkt, wird ein kleines Fenster eingeblendet, welches die exakte Frequenz und den Q-Wert anzeigt. Hier taucht auch ein kleines Kopfhörer-Symbol auf, über welches man das Filter in den Solo-Modus schaltet. Nun wird nur der vom Filter beeinflusste Bereich des Spektrums wiedergegeben.

FabFilter Pro-Q 2

Auto Gain, Natural Mode und Vollbildpräsentation

Zurück zu den Sängerinnen: Nach der Erzeugung von Filtern per Spectrum Grab und deren Einstellung stellt sich heraus, dass das Signal insgesamt etwas leiser klingt. Außerdem habe ich es mit der Absenkung der hohen Resonanzen etwas übertrieben. Um beides auszugleichen wechsele ich zum Output-Modul.

FabFilter Pro-Q 2

Das gelbe A signalisiert den Auto Gain-Modus, den ich eingeschaltet habe. Auto Gain bewirkt, dass die Lautstärke des Ausgangssignals dem Eingangssignal angepasst wird. Mit dem kleinen Slider unter dem globalen Gain- und Panoramaregler fährt man die Amplitude der Filter insgesamt zurück. Ich bin hier von 100 Prozent auf knapp 60 Prozent zurückgegangen. Daneben gibt es noch einen Phasen-Umkehrschalter und einen Bypass-Schalter. FabFilter empfiehlt diesen anstelle des Host-Bypass-Schalters, insbesondere für den neuen Natural Phase-Modus. Offenbar sind nicht alle Hosts in der Lage, den Pro-Q 2 mit eigenen Mitteln auf Bypass zu schalten.

Das Doppelpfeil-Symbol rechts neben dem Output-Modul blendet das hochauflösende Level-Output-Meter ein, welches sich horizontal (fast) über die gesamte Höhe der Benutzeroberfläche erstreckt.

Da Pro-Q 2 tatsächlich CPU-schonend operiert, entscheide ich mich für den Natural-Phase-Modus.

FabFilter Pro-Q 2

Trotz gering eingestellter Latenz (die man nur braucht, wenn man noch einspielen will) liegt auf unserem Testsystem (PC, Intel Core i7, Cubase 7) die CPU-Auslastung unter drei Prozent – ein außergewöhnlich niedriger Wert.

Um den Frequenzgang und die Platzierung der Filter noch einmal genau zu überprüfen, schalte ich in den Vollbildmodus:

FabFilter Pro-Q 2

Der Vollbildmodus ist nicht nur luxuriös in der Detaildarstellung, sondern beinhaltet auch sämtliche Bearbeitungsfunktionen, sodass man eigentlich immer darin editieren sollte.

Der Schalter zum Vollbildmodus befindet sich in der oberen rechten Ecke, direkt über dem Level-Meter.

Die Gesangsphrase hört sich nun so an:

 

Die gewünschte Wirkung ist erreicht, ohne dass die Stimmen an Volumen verlieren oder durch unerwünschte Verfärbungen ihre individuellen Charakteristik einbüßen.

Sidechain-Modus

Den Sidechain-Modus kann man benutzen, um den Frequenzgang einer anderen Audiospur anzuzeigen und die EQ-Bearbeitung entsprechend vorzunehmen. Ein klassisches Beispiel hierfür ist die Trennung von Bass und Bassdrum. Spektrale Überlagerungen der beiden Instrumente sorgen gerne für einen undifferenzierten Mix in den tiefen Frequenzen, daher sollen diese Überlagerungen reduziert werden. Wie das mit FabFilter Pro-Q 2 funktioniert und zeige ich an einem Beispiel. Das Einrichten der Sidechain-Konfiguration ist von Host zu Host unterschiedlich.

Zunächst lädt man die VST-Version des Pro-Q 2 in einen Insert-Slot des Basskanals. Im Analyser-Menü schaltet man Sidechain ein (oben rechts).

FabFilter Pro-Q 2

Anschließend aktiviert man Sidechain in der Cubase-Befehlszeile des Plug-Ins:

FabFilter Pro-Q 2

Soweit der Host-Sequencer das erlaubt, routet man das Steuersignal über dessen Send-Weg zum Sidechain-Eingang des Pro-Q2. Existiert dieses Routing nicht, so kopiert man den Track, der für das Sidechaining verwendet werden soll. IN unserem Fall kopiert man also die Audiospur der Bassdrum. Die Originalspur schickt das Signal wie gewohnt zum Stereo-Out, bei der Kopie wählt man hingegen als Ausgang den Sidechain-Eingang von FabFilter Pro-Q 2. Unter Cubase (wo dieser Umweg seit Cubase 6 (?) nicht mehr notwendig ist) würde das folgendermaßen aussehen:

FabFilter Pro-Q 2

Nun startet man das Playback und wechselt zurück zu Pro-Q 2. Eine Überlagerung der Frequenzen ist offensichtlich. Die rote Linie zeigt den Frequenzverlauf der Bassdrum, das weiße Spektrum den Bass.

FabFilter Pro-Q 2

Ohne Bearbeitung hört es sich so an:

 

Der Bass ist sehr mächtig und unterdrückt die Bassdrum regelrecht.

Wir beschneiden dessen tiefe Frequenzen mit einem Lowcut-Filter, 24dB pro Oktave.

FabFilter Pro-Q 2

Dann heben wir noch einige Obertöne in den Mitten mit steilflankigen Bell-Filtern an, setzen ab 1000 Hertz einen breitbandigeren Bell-Filter für eine leichte Anhebung ein und abschließend einen High-Cut, um den Bass in den hohen Frequenzen abzusenken. Für die genaue Platzierung der schmalbandigen Bell-Filter verwenden wir Spectrum Grab und abschließend den Solo-Modus, um auch akustisch zu überprüfen, ob wir die Obertöne erwischt haben.

FabFilter Pro-Q 2

Um die Arbeit am Bass abzuschließen, aktivieren wir noch Natural Phase (Fußleiste) und Auto Gain (Output-Menü).

Das Zwischenergebnis hört sich so an:

 

Jetzt geht es darum, die Bassdrum anzupassen. Dazu laden wir Pro-Q 2 in den Bassdrum-Track (nicht in das Sidechain-Duplikat). Die Ansicht des Pro-Q 2 im Basstrack behalten wir zur besseren Orientierung verkleinert in einer Ecke des Monitors. Wir speichern die Einstellungen des Bass-Pro-Q 2 als Preset über das Pulldown-Menü (save as) des Preset-Browsers ab.

FabFilter Pro-Q 2

Nun laden wir im Bassdrum Kanal das Preset für den Bass. Wir wollen nämlich die Filter, mit denen wir die Obertöne des Basses angehoben haben hier in der anderen Richtung verwenden und an der selben stelle Lücken in das Bassdrum-Spektrum fräsen. Dafür brauchen wir lediglich den Gain-Regler der Filter in die andere Richtung drehen.

Um uns diese Arbeit zu erleichtern, klicken wir sie mit gehaltener Shift Taste nacheinander an. Die Bearbeitung erfolgt nun im Multiple-Modus, und wir müssen nur einen Gain-Regler nach unten bewegen. (Wieder ein kleines aber feines Detail, das zeigt, wie akribisch und durchdacht FabFilter die Architektur des Pro-Q 2 entworfen hat.)

FabFilter Pro-Q 2

Das Lowcut und das Bellfilter im Bereich oberhalb von 1000 Hertz löschen wir. Auch dies machen wir wieder im Multiple-Modus, dieses Mal wählen wir die beiden Filter jedoch mit gehaltener STG-(Mac: ctrl-)Taste an. Mit der Shift-Taste würden wir die drei dazwischen liegenden Filter ebenfalls anwählen. Per Rechtsklick auf einen der beiden Filterpunkte öffnet sich das bereits bekannte Aufklappmenü mit Delete-Befehl.

FabFilter Pro-Q 2

Nun sieht unsere EQ-Kurve so aus:

FabFilter Pro-Q 2

Der Analyser zeigt an, dass die Bassdrum auch unterhalb von 50 Hertz noch recht aktiv ist. Es stellt sich die Frage, über welche Monitore der fertige Song später abgespielt werden sollen und wie gut diese Tiefenbässe vertragen und übertragen. Unterhalb von 40 Hertz wird es schnell wummerig. Also schneiden wir diesen Teil des Frequenzspektrums mit einem steilflankigen 96dB-Lowcut ab.

Damit die Bassdrum dennoch einen satten (und hörbaren) Wumms behält, regeln wir den Q-Faktor auf 2,2 hoch:

FabFilter Pro-Q 2

Zum Abschluß verstärken wir noch ein paar Obertöne der Bassdrum mit steilflankigen Bell-Filtern, zwischen denen wir das Spektrum jedoch ebenso steilflankig absenken, damit das Instrument nicht zu mächtig wird. Die Bassdrum gewinnt dadurch einen Hauch von Tonalität und wirkt runder.

FabFilter Pro-Q 2

Das Ergebnis hört sich nun so an:

 

Die steilflankigen Filter von Pro-Q 2 eignen sich auch für ausgefalleneres Klangdesign und können bis zur Selbstresonanz gesteigert werden. Um hohe Filteramplituden im Auge zu behalten, kann die Ansicht des Displays auf bis zu +/- 30dB erweitert werden.

FabFilter Pro-Q 2

Hier die Bearbeitung der Percussion-Instrumente des folgenden Audiodemos:

FabFilter Pro-Q 2

 

EQ-Matching

FabFilter Pro-Q 2 bietet die Möglichkeit, den Frequenzgang eines Signals auf ein anderes zu übertragen. EQ-Matching kann beispielsweise verwendet werden, um die verschiedenen Tracks eines Albums im Klang anzupassen oder um einen einmal gefundenen Lieblingssound, etwa eine Gesangsbearbeitung, in einem anderen Projekt wieder einzusetzen.

EQ-Matching bedient sich der Sidechain-Funktion in abgewandelter Form. Die Vorarbeiten sind zunächst identisch: Man lädt in den Kanal, dessen Frequenzspektrum angepasst werden soll, die VST3-Variante des Pro-Q 2 (unter Cubase), aktiviert Sidechain im Analyser-Menü und in der Kopfzeile des Plug-Ins und routet das Quellsignal, dessen Frequenzspektrum für die Klangformung verwendet werden soll, im Inspector auf den Sidechain-Eingang des Pro-Q 2.

Das EQ-Matching startet man über den EQ-Match-Taster im Analyser-Menü …

FabFilter Pro-Q 2

… und drückt auf den Play-Button des Host. Um dem Analyseprozess genügend Zeit für eine detaillierte Zeichnung des EQ-Verlaufs zu gewähren, sollte man einen Abschnitt von etwa 30 Sekunden Länge analysieren. Anschließend kann man die Zahl der Filter anpassen, die innerhalb von Pro-Q 2 aktiviert werden sollen.

Im folgenden Beispiel habe ich das EQ-Matching verwendet, um einer Sprachaufnahme einen Telefonstimmencharakter zu verleihen. Das Quellmaterial für den Telefonklang:

 

Die Originalstimme (aus Sonokinetic – Voices of Israel):

 

Die vom Pro-Q 2 erstellte Filterkurve nach EQ-Matching:

FabFilter Pro-Q 2

Die neue Telefonstimme:

 

Weitere Neuerungen

Hinzugekommen ist ein Tilt Shelf-Filter (mit 6 bis 96 dB Flankensteilheit), das wie eine Wippe funktioniert: Zur einen Seite des Centers werden die Frequenzen angehoben, zur andere abgesenkt.

FabFilter Pro-Q 2

Es eignet sich beispielsweise, um im Mid/Side-Modus die Basspräsenz zwischen Mitten- und Seitensignal zu verschieben.

Ebenfalls neu ist das Piano Roll-Display, erreichbar über das kleine Tastatursymbol ganz links in der Boden-Menüleiste.

FabFilter Pro-Q 2

Wenn die Tastaturdarstellung aktiv ist, lassen sich die Center-Frequenzen der Filter auf Notenwerten einrasten. Im Info-Display der Filter werden die zugewiesenen Notenwerte angezeigt, gleichzeitig erscheinen die korrespondierenden farbigen Punkte auf den betreffenden Tasten. Die Arbeitsweise mit dem Piano Roll-Display ist nützlich, wenn beispielsweise beim Spielen eines Instruments bestimmte Noten besonders hohe Resonanzen produzieren.

Einsatz als Effekt

Per Automation oder MIDI-Learn könne sämtliche Modulparameter fließend gesteuert werden. Steuert man beispielsweise den Regler Gain Scale des Output-Moduls mit einem Controller, lassen sich Filtereffekte ein- und ausblenden. Gain Scale reicht von 0 % (keine Filterbearbeitung) über 100 % (eingestellte Filterkurve) bis zu 200 % (überzeichnete Filterkurve). Die zuvor via EQ-Matching erstelle Filterkurve habe ich im folgenden Audiodemo von 0 auf 200 % per MIDI-Controller hochgefahren:

 

Bedienung

Trotz der Ausstattung mit 24 Filtern, acht Modellen, neun Flankensteilheiten und zahlreichen Sonderfunktionen, wie man sie in diesem Umfang bei kaum einem anderen EQ findet, bietet Pro-Q 2 eine übersichtliche Benutzeroberfläche. Nach einer kurzen Orientierungsphase hat man alles im Griff und möchte die nützlichen neuen Funktionen wie Spectrum Grab, Auto Gain oder die gleichzeitige Bearbeitung mehrerer Filter nicht mehr missen. Auch die variable Größe bis zur bildschirmfüllenden Darstellung erweist sich als gute Hilfe für differenziertes Editieren. Selbst Sidechain-Operationen oder das EQ-Matching (für das man bislang meist spezialisierte Plug-Ins benötigte) gehen nach einmaliger, kurzer Lernphase leicht von der Hand. Eine interaktive Hilfefunktion sowie das aus dem Plug-In direkt erreichbare Manual ermöglichen auch Einsteigern einen schnellen, unproblematischen Zugang. Und falls man sich einmal verklickt hat, hilft Undo/Redo.

Audioqualität und CPU-Last

Die Audioqualität des Pro-Q 2 ist exzellent. Alle Filter klingen ausgesprochen musikalisch, nie kalt oder technisch, sondern warm und organisch. Unerwünschte Verfärbungen oder Artefakte treten nicht auf, insbesondere der Natural Phase-Mode brilliert mit einem ausgewogenen, unverfälschten Klang.

Selbst bei gering eingestellter Puffergröße von 128 Samples (und einer Latenz von etwa 8ms) beanspruchte Pro-Q 2 auf unserem Testsystem (Intel Core i7 3930K, Cubase 7, Motu 828 mKII) lediglich rund zwei bis drei Prozent der Leistung eines Kerns – und das beim Einsatz von 24 Filtern. Im Vergleich zu Mitbewerbern, die nicht einmal annähernd so viele Filter bieten, sind das außergewöhnlich niedrige Werte.

Fazit

Als umfangreich ausgestatteter Equalizer/Analyser mit bis zu 24 nach analogen Vorbildern emulierten Filtern eignet sich Fabfilter Pro-Q 2 für alle denkbaren Einsatzzwecke: die Bearbeitung einzelner Instrumente, Gruppen oder des kompletten Mixes. Auch das Klangdesign gehört zu seinen Disziplinen: Steilflankige Filter mit bis zu 96dB/Oktave ermöglichen präzise Korrekturen oder das Herausarbeiten von Obertönen.

Die Filter können im Stereobetrieb, per Split-Funktion im Links-Rechts-Betrieb oder im Mitten-Seiten-Modus benutzt werden.

Als Spezialeffekt können die Filter bis in den Bereich der Eigenresonanz gefahren werden, ohne dass es technisch und kalt klingt. Eine Parameterautomation, auch über MIDI-Learn, ermöglicht experimentelle Anwendungen.

Die neue Funktion Spectrum Grab schlägt eine Brücke vom hochauflösenden Analyser zum Equalizer und erlaubt die genaue Positionierung der Filter auf der Scheitellinie des Frequenzspektrums.

Makeup Gain verhindert den Kontrollverlust über die Lautstärke während der Bearbeitung und trägt zu einem natürlichen, ausgewogenen Klangbild bei.

Der Sidechain-Modus wurde durch das EQ-Matching ergänzt: Nun kann man das Frequenzspektrum eines Tracks auf einen anderen übertragen, was insbesondere beim Mastering dabei hilft, einen homogenen Klang unter den Songs herzustellen. Für das Mastering empfiehlt sich der Pro-Q 2 nicht zuletzt durch seinen musikalisch-organischen Grundklang. Im Natural Phase-Modus arbeitet der Pro-Q 2 artefaktfrei und übertrifft dabei noch den Linear-Phase-Modus, mit dem auch einige Mitbewerber aufwarten. Während dort diese Funktion in der Regel einen deutlichen Anstieg der CPU-Last zur Folge hat, gibt sich der Pro-Q 2 mit kaum drei Prozent extrem genügsam.

Die Bedienung erweist sich trotz vieler Extras als leicht erlernbar. Die Struktur des Pro-Q 2 ist sehr durchdacht, musikerfreundlich und gewährt ein intuitives Arbeiten. Die Oberfläche des Pro-Q 2 kann in verschiedenen Größen und bis zu bildschirmfüllend geöffnet werden, was diffizile, punktgenaue Eingriffe ermöglicht.

Das poppige Design sollte nicht täuschen: Der Pro-Q 2 ist ein durch und durch professionelles Werkzeug zu einem fairen Preis.

Top Product Award

 

Holger Obst

Plus

  • umfassende Ausstattung (M/S-Betrieb, Sidechain-Modus)
  • großes Angebot an gut klingenden Filtern
  • Flankensteilheit bis zu 96dB/Oktave
  • Vielseitigkeit Anwendungsmöglichkeiten
  • exzellente Audioiqualität
  • skalierbares Display
  • EQ-Matching (Übertragung des Frequenzspektrums)
  • intuitives Arbeiten möglich (Spectrum Grab)
  • Automatische Lautstärkekontrolle (Auto Gain)
  • geringe CPU-Last

Minus

Preis

  • 149.- EUR (vergünstigt in div. Bundles oder als Update von Pro-Q 1)

Systemanforderungen

  • Mac: ab OSX 10.5 (nur Intel)
  • Windows: ab XP
  • Formate: VST, VST3, AU, AAX in 32 und 64 bit; RTAS in 32 bit.