Test: Neck Diagrams
|Jeder Musiker, der ein Saiteninstrument spielt, malt immer mal wieder Akkord- oder Skalen-Diagramme oder sogar beides auf. Wenn man gar Unterricht gibt, kommt das sogar ziemlich häufig vor. Da müsste es doch mal eine Software geben, die das Erstellen dieser Diagramme schnell und einfach macht…
Und die gibt es auch: Neck Diagrams. Das Programm verspricht
- horizontale und vertikale Diagramme mit umfassenden Editiermöglichkeiten (z. B. frei justierbare Größe, 3 – 20 Saiten, 3 – 36 Bünde, frei wählbare Stimmung der Saiten),
- eine intuitive Bedienung,
- einfachsten Export in verschiedene Formate und einiges mehr.
Meine Neugierde ist geweckt, schauen wir uns die aktuelle Version von Neck Diagrams in diesem Test doch mal genauer an.
Zusammenfassung
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Auf den Punkt gebracht
Das Programm punktet mit einfachster Bedienung, tiefgreifenden Editiermöglichkeiten, vielfältigen einfachen Exportmöglichkeiten und einem absolut professionellen Ergebnis.
Installation & Autorisierung
Der Download beträgt ungefähr 80 MB. Die Installation erfolgt durch eine auszuführende .exe-Datei, alles läuft automatisch ab. Natürlich kann der Installationsordner frei gewählt werden. Neck Diagrams kann in etlichen Sprachen installiert werden, darunter Deutsch und Englisch.
Ein Update von Version 1.11.1 auf Version 1.11.2 erforderte eine (automatisch angebotene) Deinstallation. Nach der Neu-Installation waren sowohl die erstellten Dateien als auch eigene Vorlagen für Diagramme, Instrumente & Stimmungen noch vorhanden.
Die Autorisierung erfolgt durch Eingabe einer Seriennummer, die nach Freischaltung nicht mehr im Programm selbst eingesehen werden kann.
Die Lizenzgestaltung ist sehr fair: Man kann eine Lizenz entweder für alle Rechner eines Nutzer nehmen oder für einen Rechner mit beliebig vielen Nutzern, aber nicht beides gleichzeitig. Die zweite Option ist zum Beispiel für einen Gitarrenlehrer oder eine Musikschule nützlich, da dann auch die Schüler mit der Software arbeiten können.
Übersicht
Neck Diagrams ist in einer Standard- und in einer Pro-Version erhältlich, und zwar für Mac und PC.
Der Versprechen von NeckDiagrams lautet ‚Creating Fretboard Diagrams Just Got Easy‘ – ‚Griffbrettdiagramme erstellen ist jetzt kinderleicht‘ – und wie wir sehen werden, ist das alles andere als ein leeres Versprechen!
Neck Diagrams funktioniert nach dem Drag’n’Drop-Prinzip: Sowohl die einzelnen Elemente innerhalb eines Dokuments (Griffbild, Fingerpositionen) als auch die Dokumente innerhalb der Ordnerstruktur werden so erzeugt und angepasst. Es gibt drei Hauptansichten:
Die drei Hauptansichten
- Instrument Library
- Diagram Gallery
- Edit Diagrams
Instrument Library
Neck Diagrams richtet sich nicht nur an Gitarristen in Standard-Stimmung, sondern enthält eine umfassende Instrumenten-Library mit verschiedensten Saiten-Instrumenten und Stimmungen:
Banjo, Bass, Bouzouki, Chapman Stick, Gitarre, Mandolin, Portuhuese und Ukulele. Allein die Gitarre gibt es in 7 Stimmungen (C6, DADGAD, Drop D, Open D, Open E, Open G und Standard), dazu je eine 7-saitige und eine 8-saitige Gitarre in Standard-Stimmung. Und wenn das alles noch nicht reicht, kann man sich eigene Instruumente erstellen, die zwischen 3 und 20 Saiten in beliebiger Stimmung haben können. Die Instrumente sind übersichtlich sortiert in der Instrument Library, in der auch die selbst erstellten Instrumente (auf Wunsch in eigenen Kategorien wie zum Beispiel ‚Cigar Box Guitar‘) einsortiert werden. Zur Zeit werden nur die Instrument-Vorlagen mit Bild versehen, die selbst erstellten noch nicht.
Diagram Gallery
Die Diagram Gallery ist eine Auflistung aller erstellten Diagramme (inklusive der Vorlagen). Diese können übersichtlich in Projekte mit Unterordnern sortiert werden. Per Drag’n’Drop lassen sich die einzelnen Projekte, Ordner oder Dateien kopieren oder verschieben – sowohl innerhalb der NeckDiagrams-Programm-Oberfläche als auch in beliebige Ordner der Computers.
Edit Diagrams
Dies ist die Hauptansicht von Neck Diagrams. Hier erstellt man leere Seiten (Auswahl einer Vorlage oder Wahl der Größe des virtuellen Blattes), fügt horizontale und / oder vertikale Griffbilder und Textboxen hinzu, passt die Größe, Schriftarten, Farben, die Anzahl der Bünde und so weiter an und fügt die Fingerpositionen hinzu.
Export
Die fertigen Griffbilder können als pdf, jpg & png exportiert werden oder noch einfacher per Copy & Paste in andere Programme wie Word eingefügt werden.
Zielgruppe:
- Gitarren(/Ukulelen/Mandolinen/Bass/…)lehrer, die Wert darauf legen, ihre Lernhilfen mit dem Computer ordentlich zu gestalten.
- Musiker, die sich selbst Merkhilfen und Lernmaterial erstellen.
- (Musik-)Verlage, die schnell und einfach professionelle Griff- und Skalen-Diagramme in ihre Bücher einfügen wollen.
Obwohl ich andere Notensatzprogramme wie Guitar Pro, Finale und Sibelius kenne und nutze, ist Neck Diagrams meines Wissens mit seiner speziellen Ausrichtung einzigartig. Auch wenn der Preis auf den ersten Blick für dieses sehr spezielle Programm recht hoch erscheint, enthält das Programm alle Möglichkeiten, die ich mir von einer Akkord- & Skalen-Darstellungs-Software immer erhofft habe.
Praxis
Die Bedienung von Neck Diagrams ist extrem intuitiv: Eigentlich alles funktioniert per Drag’n’Drop, Resize und Editieren über Kontextmenü:
- Diagramme werden erstellt, indem man das gewünschte Diagramm (horizontal oder vertikal) auf das Blatt zieht. Anschließend werden die gewünschten Fingersätze auf das Diagramm gezogen (rund, quadratisch, dreieckig oder rautenförmig, jeweils ausgefüllt oder nicht). Optional können Barré-Linien eingesetzt werden.
- An den Griffen an den vier Seiten eines Elements kann die Größe in die entsprechende Richtung geändert werden. An den vier Griffen in den Ecken kann die Größe in zwei Richtungen gleichzeitig geändert werden, wobei das Drücken der SHIFT-Taste dafür sorgt, dass das Seitenverhältnis bei der Größenänderung erhalten bleibt.
- Ein Klick selektiert ein Element, ein Doppelklick öffnet die Eigenschaften.
- Hier kann man die Farbe, die Beschriftung (Notennamen, Intervalle, Fingersatzhilfe) bestimmen – natürlich individuell für jeden Finger. So kann man zum Beispiel den Grundton farblich hervorheben.
Wie einfach und schnell hat man nun ein Akkord-Diagramm oder ein Tonleiter-Diagramm erstellt und wie sieht das Ergebnis aus? Das folgende Diagramm habe ich in deutlich unter einer Minute erstellt.
Tonleiter-Diagramm mit Scale Wizard erstellen
- Leeres Dokument erstellen (CTRL + N oder FILE > New Diagram)
- Horizontales oder vertikales Griffbrett per Drag’n’Drop ins Dokument ziehen
- Scale-Wizard öffnen: Griffbrett selektieren, STRG + ALT + G oder EDIT > Scale Generator oder Scale-Wizard-Button klicken
- Einstellungen im Scale Wizard vornehmen (Tonleiter wählen, Tonart wählen, Griffbrett Position wählen)
- Optional noch den Fingersatz, die Notennamen oder Intervalle anzeigen lassen:
Akkord-Bild erstellen
Das Erstellen des folgenden Akkordbildes hat inklusive Export per Copy & Paste in das Bildbearbeitungsprogramm eine gute Minute gedauert.
Anordnen von Elementen
Hat man verschiedene Diagramme oder Textboxen erstellt, kann man diese auf verschiedenste Arten zueinander anordnen:
- horizontal: linksbündig, zentriert, rechtsbündig
- vertikal: oben bündig, zentriert, unten bündig
- Breite anpassen
- Höhe anpassen
- gleichmäßig vertikal verteilen
- gleichmäßig horizontal verteilen
Editieren von Elementen
Das gesamte Erscheinungsbild der Diagramme und Textboxen kann angepasst werden: Es gibt vielfältige Editiermöglichkeiten für Farben, Formen, Anzeige von Informationen wie Intervalle, Fingersatz, Notennamen und so weiter.
Doppelklick auf den Hintergrund öffnet den Auswahldialog ‚Seitengröße‘. Hier kann aus verschiedenen Vorlagen (wie ‚Din-A-4‘) wählen oder eigene Angaben (in cm, Zoll oder Pixel) machen und die Hintergrundfarbe wählen (Auswahlbox oder selbstdefinierte Farbe (RGB)).
Ein Doppelklick auf ein Diagramm öffnet den Auswahldialog mit folgenden Tabs:
- Griffbrett
- Bünde
- Legende
- Instrument
- Sonstiges
Ein Doppelklick auf einen Ton eines Diagramms öffnet den Auswahldialog:
Sehr praktisch ist, dass man mehrere gleichartige Elemente auf einmal editieren kann. Wählt man zum Beispiel mehrer Diagramme aus, kann man die Anzahl der Bünde oder die Griffbrettfarbe aller Diagramme auf einmal ändern. Oder man selektiert mehrere Textboxen und ändert für alle zusammen die Schriftart.
Textboxen & Bilder
Es können beliebige Grafiken in die Neck Diagrams Dokumente eingefügt werden (siehe die Les-Paul-Gitarre auf dem nächsten Bild). Außerdem können Textboxen erzeugt werden. Hier kann man Schriftarten, -größe und -farbe, Hintergrundfarbe und Rahmen einstellen. Der Texteditor ist der einzige nennenswerte Schwachpunkt der Software, jede Textbox kann nur eine Schriftgröße, – farbe und -art haben, so dass man für Überschriften eine eigene Box erstellen muss (auf Wunsch mit gleicher Hintergrundfarbe, um das Ganze wie eine Box aussehen zu lassen). Einen Rahmen um das ganze Gebilde kann man durch einen eigenen Rahmen ohne Textinhalt erstellen. Es ist aber nicht möglich, einzelne Worte zu unterstreichen, oder fett oder kursiv zu setzen. Laut Hersteller ist die Verbesserung des Texteditors ein Hauptpunkt beim nächsten größeren Update.
Export
Einzelne Diagramme eines Dokuments kann man per Copy & Paste (Diagramm mit Mausklick selektieren, dann CTRL + C oder Rechtsklick auf Diagramm und ‚Copy‘ auswählen) ins Clipboard kopieren und in anderen Programmen wie Word oder Photoshop einfügen.
Ganze Dokumente kann man als jpg, als png oder als pdf exportieren.
Undo / Redo
Transponieren
Über die Transpose-Funktion kann man Diagramme ganz schnell in andere Tonarten übertragen. Einfach ein Diagramm kopieren, transponieren und schon hat man zwei Diagramme mit demselben Inhalt in unterschiedlichen Tonarten.
Video-Tutorials & Bedienungsanleitung
Auf dem Youtube-Kanal von Neck Diagrams gibt es ein paar kurze sehr hilfreiche Tutorials, außerdem gibt es eine umfassende Bedienungsanleitung (in der jeweils eingestellten Sprache, also auch auf deutsch).
www.youtube.com/user/NeckDiagrams/videos
Vergleich Standard- & Pro-Version
Hier werden die beiden Versionen gegenübergestellt:
http://www.neckdiagrams.com/buy
Standard-Version
In der Standard-Version kann man Diagramme erstellen und editieren, verschiedene Instrumente in verschiedenen Stimmungen nutzen und die Ergebnisse ausdrucken.
Pro-Version
In der Pro-Version kommt der Scale-Wizard hinzu, die Möglichkeit zu transponieren, die fertigen Diagramme als jpg, png oder pdf zu exportieren oder mit CTRL + C ins Clipboard zu kopieren (und anschließend in anderen Programmen wie Word mit CTRL + V einzusetzen).
Fazit:
Dieser Testbericht hat meine Begeisterung sicherlich deutlich gezeigt. So eine Software habe ich schon lange gesucht. Für Gitarren-(Bass-, Mandolinen-, Ukulelen- …)Lehrer ist Neck Diagrams ein Muss. Das Programm punktet mit einfachster Bedienung, tiefgreifenden Editiermöglichkeiten, vielfältigen einfachen Exportmöglichkeiten und einem absolut professionellen Ergebnis. Der Preis erscheint auf den ersten Blick etwas hoch, relativiert sich aber durch die fehlenden Alternativen und den Spaß und die Zeitersparnis beim Arbeiten mit Neck Diagrams.
Alternativen:
Professionelle Notensatz-Anwendungen (wie Guitar Pro, Finale und Sibelius) haben zwar ebenso wie kostenlose Anwendungen (wie TuxGuitar) auch Möglichkeiten, Akkordbilder zu erstellen. Bei Skalen-Diagrammen sieht das schon anders aus. Was aber die Editierbarkeit und auch die unglaublich einfache und intuitive Bedienung angeht, hat Neck Diagrams bei seinem kleinen Spezialgebiet die Nase um Längen vorn.
Testautor: Andi Saitenhieb
Plus
- Intuitive Bedienung (fast alles funktioniert per Drag’n’Drop, Resize, Anklicken und editieren)
- Automatisierung (Tonleiter-Generator, Benennung der Intervalle & Notennamen)
- vielfältige Editiermöglichkeiten (Farben, Formen, Anzahl Bünde, Anzeige von Informationen wie Intervalle & Fingersatz etc.), auch für einzelne Töne bei vorheriger Verwendung von automatisierter Erstellung
- viele Vorlagen (Seitengröße, Instrumente, Diagramme vertikal & horizontal)
- einfaches Einfügen von Bildern & Text
- diverse Optionen zur vertikalen und horizontalen Ausrichtung und Größenanpassung an anderen Elementen sowie automatisches Einrasten an anderen Elementen bei Größenänderung oder Verschieben (sowohl an Rändern als auch an der Mitte (Zentrierung unterschiedlich großer Elemente)) oder an ausblendbarem Raster
- Export ganzer Dokumente als pdf, jpg & png und einzelner Elemente per Copy & Paste
- Transponier-Funktion
- Linkshänder-Optionen
- Möglichkeit, eigene Saiteninstrumente zu erstellen (zwischen 3 und 20 Saiten mit frei wählbarer Stimmung der einzelnen Saiten)
- sehr übersichtliche Datei-Verwaltung
- kostenlose eingeschränkte Demo-Version
- Standard-Version & Pro-Version
Minus
- Extrem rudimentärer Text-Editor (nicht mal einzelne Worte fett oder kursiv, wirkt jeweils auf ganzen Text). Laut Hersteller ist dies einer der Schwerpunkte für das nächste große Update auf ND2
- Tastatur-Befehle: Nicht frei wählbar und nicht alle Funktionen haben einen (z. B. Speichern unter)
- keine Auflistung ‚zuletzt benutzte Dokumente‘
Preis (Stand September 2016)
- Standard-Version: 25$
- Pro-version: 49$
Systemvoraussetzungen
- PC oder MAC
Hersteller: Neckdiagrams
Andi Saitenhieb