Test: Positive Grid Bias Professional

Positive Grid bringen mit Bias Professional ihre beliebte Ampmodelling-App von der iOS-Plattform auf ausgewachsene Recordingrechner unter Windows und OS X. Obwohl die Professional-Variante von  Bias schon länger köchelte, konzentrierte man sich bei Positive Grid zunächst auf die Variante für Apples mobile iOS-Geräte. Doch nun dürfen sich auch alle Gitarristen freuen, die kein iPad oder iPhone ihr eigen nennen oder die einfach gerne BIAS auf ihrem Deskotprechner als Plug-In in den Formaten  Audio Units, VST, RTAS  und  AAX Native  nutzen möchten.

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Überblick

Vor allen Dingen ist Bias Professional natürlich ein Ampmodelling Plug-In, das dafür ausgelegt wurde, die bekanntesten und beliebtesten Verstärkersounds inklusive Lautsprechern und Mikrofonierung der letzten Dekaden für  E-Gitarre und Bass zu simulieren und digital nachzubilden.

Darüber hinaus bietet Bias Professional aber die Möglichkeit, weitaus tiefer in das Sounddesign der modellierten Amps einzusteigen, glänzt mit der Tonecloud zum  Austausch von Sounds und bietet in der hier besprochenen Variante das Amp Match-Feature, mit dem sich eigene Verstärkersounds samplen  lassen. Als  günstigere  Alternative gibt es noch die Desktop-Variante, die ohne Amp Matching und ohne die Amps aus den Kategorien Glassy, Crunch und Insane auskommen muss.

Positive Grid Bias  Professional  fokussiert sich  auf die Simulation von Verstärkersounds, welche sich aus der Signalkette Preamp, Tonestack, Poweramp, Transformer und Cabinet zusammensetzten. Zusätzliche Effekte wie Hall, Delay, WahWah, Modulation oder Filter lässt man genauso außen vor wie Overdrive- oder Distortionpedale. Da Bias  Professional  nur als Plugin ausgelegt ist, kann man dies  getrost verschmerzen. Delay, Chorus oder Reverb gehören mittlerweile selbstverständlich zum Grundbesteck einer DAW.   Auf der anderen Seite: für iOS gibt es ja noch Jam Up, das Multi-FX-Tool, welches mit Bias iOS Hand in Hand geht – vielleicht hat Positive Grid hier auch was für Professional /Desktop-User in der  Pipeline?

Installation 

Die Installation geht denkbar einfach: Dazu genügt es, das Plug-In als Demo-Version von der Positive Grid-Webseite herunter zu laden. Für den Erwerb benötigt man einen User-Account; hierfür kann man sich auch mit seinem Facebook- oder Google-Account bei Positive Grid anmelden.

Im Installationsdialog sollte man (zumindest unter Cucase und auf einem Windows-Rechner)  das VST-Plug-In im Ordner Programme -> Steinberg -> VST-Plug-Ins installieren. Über den Upgrade-Button des Plug-Ins kann man von der Demo-Version (mit eingeschränkter Auswahl an Komponenten) zum Eigentümer wechseln, Bias erwerben und die volle Funktionalität freischalten. Ist man einen anderen Weg gegangen und hat einen Lizenzcode per Rechnung beziehungsweise Email erhalten, so gibt man diesen Code über das Redeem-Menü der Herstellerseite ein und schaltet anschließend das Plug-In (von der DAW aus) über Upgrade -> Activate frei.

Konzeption

Wie bei Ampmodellern üblich bietet auch Bias  Professional  eine dezidierte Auswahl an simulierten Amps, welche die grundlegenden Soundvariationen Clean, Crunch und Hi Gain bedienen. Wobei die Diversifikation bei Positive Grid Bias Professional noch weiter geht und neben den genannten Kategorien noch Glassy und Blues, Metal sowie Insane angeboten  werden.  Die  Bassisten sollen   auch nicht außen vor bleiben und werden mit einer eigenen Kategorie Amps bedacht, ebenso wie die Akusitkgitarristen, was in der Summe ein Grundarsenal von 36 unterschiedlichen Amps macht. Hinzu kommt dann noch die Customkategorie, die sich entweder mit Sounds aus der Tonecloud füllen lässt oder in der man seine eigenen Amp Match-Klänge ablegen kann.

Recording und Studiotechnik

 

Der Signalfluss läuft durch eine konstante Anordnung von soundformenden Komponenten, lediglich die beiden EQs lassen sich variabel in der Kette einbringen. Hier hat man noch die Wahl, ob man einen parametrischen EQ mit 8 Bändern einsetzen möchte, oder doch lieber einen grafischen EQ mit vordefinierten Frequenzbereichen (wie man das z.B. aus Mesa/Boogie- oder Randallamps kennt).

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Bedienung

Los geht es mit dem Control Panel. Auch wenn Positive Grid auf die Nennung einzelner Hersteller verzichtet, die meisten Gitarristen werden schon alleine durch das Design der Control Panels wissen, welcher Amp von welchem Herstellers die Vorlage für die Presets gibt. Neben der klassischen Bass/Middle/Treble-Klangrelgelung, die in Abhängigkeit zum Tonestack arbeitet, finden sich hier die Parameter für Gain, Master Volume und Presence.

Preamp

Ans Eingemachte geht es dann in der Preamp-Sektion. Hier lassen sich unter anderem die Röhrentypen der Vorstufe wählen, die einen nicht zu  vernachlässigenden  Einfluss auf das Zerrverhalten von Amps haben. Die 12AX7 ist   die Preampröhre, die man wohl in den meisten Amps heute findet, für einen ultra-cleanen Sound mit  entsprechend großem Headroom  lohnt es sich aber, mit den Alternativen 12AU7 oder 12AT7 zu experimentieren, z.B. wenn man  auf der Suche nach einem cleanen Country- oder Jazzsound ist.

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Vor der Zerrstufe hat Positive Grid   noch drei Customfilter gesetzt, welche das Frequenzspektrum boosten oder beschneiden, bevor das Signal die virtuellen Röhren  durchläuft.

Mit einem Bright/Normal-Switch kann man ebenfalls bei Bedarf die Höhen noch mal anheben.

Der Gain-Regler definiert den Zerr-Rahmen und beeinflusst, ob der Amp clean, leicht  aufgebrochen (a la Vox AC30 z.B.). angecruncht oder stark verzerrt in der Vorstufe arbeitet.

Die Distortion-Regelung ist eine zusätzliche Kontrolle, welche den Grad der Verzerrung in den ausgewählten Tubestages anpasst. Sie bietet in den verschiedenen Amp Designs eine höhere Auflösung für die Feinabstimmung des Break-up Points,   und definiert  letztlich, wie  die Vorstufe  mit dem Eingangspegel umgeht.

Mit der Anzahl der Tubestages lässt sich bestimmen, ob das Ampdesign eher in die Vintagerichtung gehen soll, oder ob man sich einen Hi Gain-Amp züchten möchte. Hier kann man als Faustregel nehmen: je mehr Tubestages umso eher wird der Amp in eine moderne Richtung tendieren.

Mit dem Bias-Regler lässt sich Einfluss auf den Arbeitspunkt der Röhre nehmen. Hier wird   die Kennlinie der Röhrenvorspannung abgeglichen, um einen optimalen Arbeitspunkt zu gewährleisten. Optimal heißt in der Praxis, dass man eine möglichst lange Lebensdauer der Röhren anpeilt. Mit einem zu kaltem Biasabgleich klingt der Amp clean, aber auch mitunter steril. Ein zu heißer Biasabgleich lässt den Amp harmonisch zerren, führt aber auch zu erhöhter Kompression und am Ende zu erhöhtem Röhrenverschleiß. Kann uns hier natürlich egal sein, deshalb darf im Rechner auch gerne der Bias in höhere Regionen geschoben werden. Eddie Van Halen war zum Beispiel dafür berüchtigt, seinen Brownsound mit heißen Röhren zu erreichen.

Am Ende der Vorstufe befindet sich noch mal eine  Filterschaltung; hier nimmt man noch mal mit einem 3-bandigen EQ Einfluss auf den Frequnezgang  der Vorstufe.

Tonestack

Der Tonestack liegt auch bei BIAS  Professional  ganz klassisch zwischen Vor- und Leistungsendstufe  und bestimmt  die Auslegung der Klangregelung, also   wie die Filter sich gegenseitig beeinflussen.

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Dies ist beim Fender Priceton  z.B. eine ganz anderem Arbeitsweise als beim Marshall JCM800 und auch der Grund dafür, weshalb sich EQ-Einstellungen nicht einfach 1:1 von einem Verstärkertyp auf den  nächsten übertragen lassen. Natürlich sind der Kreativität hier keine Grenzen gesetzt und man kann gerne mal schauen, was passiert, wenn man z.B. ein modernes Zerrmonster mit einem Princeton Tonestack ausstattet.

Poweramp

Der Poweramp lässt sich zwischen den Charakteristiken Single Ended, Split Load, Push Pull und Solid State schalten, als Röhrentypen stehen EL34 (z.B. klassisch Marshall Plexi), EL84 (z.B. Vox AC30 in der  richtige Welt), 6L6 (z.B. Fender Twin) und 6V6 (z.B. Fender Deluxe Reverb) zur  Auswahl. Ebenfalls lässt sich hier noch mal ein Biasabgleich für die Endstufenröhren vornehmen. Auch hier gilt: für heißen Sound gerne mal den Bias etwas treten, es kann uns ja keine Röhre durchglühen.

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Transformer

Vor dem Lautsprechcabinet durchläuft unser Signal dann noch den Ausgangstranformator.  In der Praxis ist dies notwendig, um die Ausgangsimpedanz eines Lesitungsverstärkers auf die üblichen Werte zwischen 4 Ohm und 16 Ohm einer Lautsprecherbox anzugleichen. Drei Transforamtorentypen haben wir zur Auswahl: American Style, British  Style und Fat Style.

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Außerdem findet sich in dieser Abteilung noch die Gleichrichterschaltung, die sich zwischen Solid State und Röhre wechseln lässt. Mit dem Inputregler lässt sich der Eingangspegel im Bereich zwischen +/- 12 dB einstellen, und in Verbindung mit dem Compression-Paramter kann man so gezielt den Sag eines Röhrenamps simulieren. Sag  (zu deutsch: nachgeben) nennt man ein kurzfristiges Absinken der Versorgungsspannung im Zuge eines starken Transienten, was einen natürlichen Kompressionseffekt erzeugt,  und wird in der Regel als charakteristisch für Röhrenamps empfunden. Deshalb ist es auch nur konsequent, dass wir in dieser Sektion Parameter für Attack, Release, Ratio sowie ein Gain  Reduction Meter vorfinden und eine Ausgangsstufe, die ebenfalls im Bereich +/- 12 dB arbeitet.

Cabinets

Lassen wir nun den eigentlichen Amp hinter uns und kommen zu den Lautsprechercabinets. 30 Lautsprecherboxen enthält unser virtuelles  Lager, sowie zwei Mikrofone. Hier kann man zwischen dem dynamischen Shure  SM57 und dem Kondensatormikrofon AKG C414 wählen,  die sich in  Position und Abstand zum Lautsprecher variieren lassen. Die Cabinets sind bei den Presets erstmal logisch den  passenden  Amps zugeordnet, lassen sich aber frei  auswählen und verändern.

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Weitere Features

Weitere nützliche Features finden sich in der unteren  Bedienleiste.

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Hum Reduction kann helfen, dass Brummen von Single Coils in den Griff zu bekommen, während  das Noise Gate sich in Treshhold und Decay regeln lässt und eher für  den großen  Krach und die lauten Nebengeräusche zuständig ist. Mit Quick Snap lassen sich bis zu acht Snapshots erstellen, zwischen  denen man wechseln kann.

Sagte ich  Bias  Professional  kommt ohne  Reverb/Hall? Das stimmt doch nicht ganz, den mit Room Control hat man einen kleinen Effekt zur Verfügung, mit dem sich Raumanteile eines  virtuellen Aufnahmeraums hinzufügen lassen. Das ist nun kein  ausgewachsener Reverb à  la Lexicon, reicht aber für dezentere Effekte durchaus aus.

Tonecloud

Direkt aus dem Plug-In erhält man  Zugriff auf die Tonecloud, in der man weitere Sounds findet, die sich von dort herunterladen lassen. Dass Ganze bekommt dann mit Kommentar- und Likebuttons Funktionalitäten eines Social Network. In der Tonecloud finden sich Sounds von bekannten Künstlern  und Studios, die enger mit  Positive Grid zusammenarbeiten, genauso wie von „normalen“ Usern. Selbstredend ist hier natürlich eine permanente Internetverbindung notwendig, möchte man sich in der Tonecloud bewegen und Sounds downloaden.

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Amp Match

Hierzu benötigt man in der DAW mindestens zwei  Spuren, wobei eine als Eingang ein Gitarrensignal bekommt, während die zweite einen vorher aufgenommen Gitarrentrack mit vollem Besteck (Gitarre, Amp, Box, Mikrofon)   enthält. Beide Spuren laufen in einem Aux-Bus zusammen, in  dessen  Insert  eine Instanz von   Bias Professional geöffnet wird. In Bias wählt man nun einen ähnlichen Amp wie den der  Originalaufnahme.

Mit dem Source Button sampelt man das Gitarrensignal von Spur 1, dann sampelt man Spur 2. Beides ergibt nun zwei Frequenzkurven, die sich über die Matchfunktion angleichen lassen und im Idealfall zu gleichen Ergebnissen führen.

Ich muss sagen, es ist wirklich verblüffend, wie man mit Bias Professional Sounds nachstellen kann.

Soundbeispiele

Alle Soundbeispiele wurden mit der Godin Session (https://www.releasetime.de/test-godin-session/) eingespielt. Die Soundbeispiele folgen alle dem gleichen Schema: Los geht es mit dem Humbucker am Steg, es folgt der Stegpickup gesplittet. Weiter geht es mit der Zwischenposition aus gesplittetem Stegpickup und Single Coil in der Mitte. Danach geht es zum Mittelpickup und dann zur zweiten Zwischenposition aus Mittel- und Halspickup. Am Ende steht der Halspickup für sich alleine.

Clean

Beginnen wir mit der Nachbildung eines Roland Jazz Chorus Transistoramps, der sich speziell für cleane Sounds etabliert hat und nicht nur von Jazzern sondern auch gerne von Reggeagitarristen genutzt wird. Hier hören wir auch gleich, wie authentisch Bias Professional arbeitet. Starke Transienten, die ein Röhrenamp in harmonische Verzerrungen wandelt, quittiert dieser Solidstate Amp mit kratziger Zerre, so auch dieses virtuelle Abbild.

 

Der JCM900 von Marshall ist zwar eher für seinen Hi Gain Sound bekannt, Bias  Professional  bietet aber eine  cleane Alternative.

 

Auch der Matchless DC-30 ist für seinen pure Ton bekannt und liefert twangige Cleansounds, die auch in  Bias  Professional authentisch und transparent klingen.

 

Hiway103 – David Gilmour, Hiwatt DR103 – alles weitere erübrigt sich.

 

Glassy

In der Kategorie Glassy finden wir Amps, die sich immer noch für cleane Sounds bestens eignen, die aber etwas schnittiger klingen als die Kollegen der Clean-Abteilung, wie z.B. den 67er Fender Blackface.

 

Auch der AC30 Topboost Sound in Bias Professional passt sehr gut in diese Kategorie und harmoniert sowohl gut mit Humbuckern wie mit Single Coils.

 

Der ’65 Blackface Vibro dagegen kann mit Single Coils schon mächtig scharf klingen.

 

Zwischen $20.000 und $40.000 hat man nicht immer so auf der Tasche, und auch nicht Gitarrist jeder dürfte Gnade vor Alexander Dumble finden. Bias ’67 Dumble Clean geht aber in jedem Fall in die richtige Richtung und schont den Geldbeutel.

 

Blues
Nun erreichen wir Low- bis Medium Gain-Gefilde. Und hier sorgt der American Bass für rauchige Sounds.

 

Der Tweed Lux hingegen kommt etwas gnarziger und nicht ganz so geschmeidig.

 

Der Mini Duo klingt zwar nach Westentaschenamp, kann aber mit Single Coils und mit einem Bottleneck durchaus Charme entwickeln.

 

’63 British J45 – für mich das Highlight in Bias Professional und der Amp zu dem ich mit meiner Strat am liebsten zurückkomme.

 

Crunch

Die Abteilung Crunch ist fest in britischer Hand und wir starten mit einem der Bias-Version eines Marshall Plexis.

 

Mehr Gainreserven bietet ein weiterer Klassiker, der JCM800, hier  British  Lead 800.

 

Clean hatten wir ihn schon, der Hiway 103 kann aber auch Crunch.

 

Hendrix, Page, Young – mit dem ’69 Super Lead-Modell ist man für klassische Rocksounds sowohl mit Humbuckern und Singlecoils auf der sicheren Seite.

 

Hi Gain

Orangefarbene Amps und Cabinets, da denkt man als Gitarrist eigentlich auch an geschmackvollen Crunch britischer Prägung. Orange kann aber auch anders und Bias  Professional  fängt dies mit dem British Rock 50-Modell sehr gut ein.

 

Der RB 101 repräsentiert Positive Grids Interpretation eines Boutique Hi Gain Amps, mit reichlich Gain-Reserven, der schon leicht in die Kompression fährt, vor allem wenn er mit Humbuckern befeuert wird.

 

Der SLO-100 von Soldano war schon immer einer meiner bevorzugten Hi Gain-Amps in der realen Welt, und auch der SLO 100 in Bias überzeugt mit den gleichen Tugenden wie der echte Amp.

 

Gleiches gilt für den Monster VH 4, das Hi Gain Monster aus dem Haus Diezel.

 

Metal

Nachdem Eddie Van Halen seine alten Marshalls in den Ruhestand schickte, lies er sich mit dem 5150 seinen eigenen Amp auf den Leib schneidern.   Der 5153 in Bias liefert hier das digitale Abbild der zweiten Auflage dieses Amps.

 

Korn, Limp Bizkit, Nu Metal – der Triple Rectifier war der Amp, der den Gitarrensound dieses Genres mitgeprägt hat. Der Triple Treadplate eignet sich also für mächtig viel Gain und tiefer gestimmte Gitarren, gerne auch mit sieben oder acht Saiten.

 

Eher was für die Progresiv Metal-Anhänger ist der Mark IIc+, der trotz reichlich Zerre transparent genug für schnelle Arpeggios und Frickellinien ist.

 

Der SP 77 von Soldano war eigentlich „nur“ ein Preamp, Bias spendiert mit dem SLO SP 88 der Vorstufe gleich noch Leistungsverstärker und Cabinet.

 

Insane

Darfs noch eine Schippe Gain mehr sein? Dann ist man auf jeden Fall in der Insane-Abteilung richtig. Der Fire(Ball) von Engl ist im jeden Fall Referenz in dieser Liga.

 

Mit dem 5153 geht auch noch mehr Gain, wie die Insane-Variante deutlich zu Gehör bringt.

 

Mit dem Positive Insane hat sich ein Positive Grid eigenes Design in Bias geschafft.

 

 

Bass

Schön, dass man bei Positive Grid auch ein offenes Ohr für Bassisten hat, und den Tieftönern gleich vier für sie relevante Ampmodelle spendiert. Blu Line ist dabei eine dezente Bezeichnung für die akustische Abrissbirne Acoustic 360.   Ohne Chiropraktiker geht es zum Glück mit dem Bias Plugin, nicht nur für Jaco Pastorious-Fans.

 

Für Funk- und Slapsounds empfiehlt sich das Modell GK 800 in Bias  Professional  besonders.

 

Wer es gerne rockiger und mittig-zerriger mag, ist beim British AD 20 richtig.

 

Der Super Bass ist hingegen die Interpretation von Bassers heiliger Kuh, dem Ampeg SVT.

 

Acoustic

Eine Akustikgitarre mit Tonabnehmer habe ich gerade nicht zur Hand, aber einen EUB  mit Pickup. Das Acoustic Sim-Presets klingt sehr neutral.

 

Konturierter wird der Sound mit dem Acoustic Amp.

 

Der Keyboard Amp eignet sich auf Grund seiner breitbandigen Ausrichtung eben auch für eine Vielzahl von Saiteninstrumenten.

 

Gleiches gilt hier für den Vocal Amp, der sich in der Praxis auch für kreatives Vocalprocessing anbietet.

 

Audioqualität, Spielgefühl und Klang

Ich gehe jetzt mal so weit und sage, mit Bias  Professional  ist Positive Grid der große Wurf gelungen, man hat eines der am besten klingenden Ampsimulationsplug-Ins am Markt.

Die Auswahl der möglichen Sounds ist reichhaltig und umfasst die letzten Dekaden der populären Musikgeschichte, von dem Moment an, als die Gitarre elektrifiziert wurde bis hin zum aktuellen Soundgeschmack. Egal, ob man vintageorientierte Sounds bevorzugt oder den Klang einer modern ausgelegten Verstärkerklänge sucht, Bias  Professional  verfügt über das Potential, alles authentisch und auf hohem Niveau wieder zu geben.

Das Spielgefühl ist als durchaus natürlich und direkt zu bewerten, genauso, als ob die Gitarre vor einem richtigen Amp hängt. Unterschiedliche Gitarrenmodelle und Tonabnehmer werden auch als solche differenziert wiedergegeben und dynamisches Spiel unterstützt.  Man ist wirklich verdammt nah am Amp dran. Vor allem die Crunchsounds schlagen bisher dagewesenes um Längen und setzen Bias  Professional  in die Pole Position.

Am besten hat mir die Interpretation des Marshall JT45 gefallen, aber auch der Hi Gain-Klassiker SLO 100 konnte mich überzeugen.

Fazit

Bias  Professional  kann man als gelungen bezeichnen. Sounds und Spielgefühl können auf ganzer Linie überzeugen, von cleanen bis zu stark angezerrten Varianten, und sollten auch anspruchsvolle Gitarristen und Bassisten genreübergreifend begeistern können. Unterschiedliche Instrumente werden auch als solche wahrgenommen und wiedergegeben, der gefürchtete Gleichmachereffekt digitaler Ampsimulationen bleibt aus.

Während man sich bei manchem Mitbewerber auf eine Suche nach der einen wirklich gut klingenden Kombination von Amp- und Speakern macht, bietet Bias Professional (und auch die kleinere Bias Desktop-Version) eine ganze Reihe ausgezeichnet klingender Alternativen.

Bias  Professional  bedient sowohl die Gitarristen und Bassisten, die gerne schnell via Presetsounds ans Ziel kommen wollen, wie auch die Soundtüftler, die möglichst jeden Aspekt der Signalkette mit einem Parameter beeinflussen wollen. Selten hat ein Hersteller so detailverliebt versucht, jedes relevante klanggebende Bauteil eines Gitarrenverstärkers so in die Tiefe gehend abzubilden. Zusätzliche Features wie die Tonecloud oder Amp Match sind ebenfalls Pluspunkte und halten das Bias-Konzept offen für zukünftige Erweiterungen.

Für  Bias  Professional kann man eine klare Empfehlung  aussprechen, da auch der  Preis von $199 bei der angebotenen  Leistung mehr  als nur angemessen erscheint und einen  ausgezeichneten Gegenwert  darstellt.  Wer nicht den vollen Funktionsumfang braucht und auf Amp Amtch und die drei Amp Expansions Glassy,  Brunch und Insane verzichten kann,  bekommt die kleinere Version  Bias Desktop bereits für $99.

Top Product Award Best Value Award

 

Heiko Wallauer

Plus

  • Soundvielfalt
  • ausführliche Parameter zur Klangformung
  • direkte Ansprache
  • unterschiedliche Gitarrenmodelle werden als solche herausgestellt
  • Spielgefühl/Authentizität
  • Tonecloud
  • Amp Match
  • gutes Preis-/Leistungsverhältnis

Minus

  • (noch) keine Standalone-Version

HIER GEHT ES ZUM TEST VON POSITIVE GRID BIAS FX PROFESSIONAL

Systemanforderungen

  • Mac: OS X 10.7 oder neuer
  • AU, VST, RTAS, AAX Native
  • Windows: Windows 7 (SP1) oder 8
  • VST, RTAS, AAX Native

Preis

  • Bias Desktop €99,-
  • Bias Professional €199,-

Hersteller