Test: Audified inValve Effects V2 und Freeware
|Das Röhren-Effekttrio mit EQ, Kompressor und Preamp geht in die zweite Runde. Wir haben uns die Neuerungen angesehen und angehört.
Das inValve Bundle des tschechischen Herstellers Audified haben wir bereits ausführlich für Sie getestet. Hier geht es um die Neuerungen.
Zudem stellen wir Ihnen Freeware von Audified vor: Die Gallien Krüger Amp/Speaker-Simulation (LE) und das Multidrive Pedal.
Hinweis: Für die Audiodemos habe ich Waves Nx verwendet, um einen binauralen Kopfhörersound zu erzeugen, der sich über Kopfhörer so anhört, als käme er über Studiomonitore. Wenn Sie die Demos über Lautsprecher abhören, ist der Klang und der räumliche Eindruck daher etwas verfälscht.
Doch nun zu den inValve Plug-ins – und hier zu den maßgeblichen Änderungen der Version 2:
- Die Grafik wurde einem Facelifing überzogen,
- die Plug-in reagieren nun innerhalb von Cubase auf den Cubase-Bypass-Button in der Kopfzeile bzw. im Mixer,
- die RTAS Version entfällt.
Das sind nicht gerade revolutionäre Neuerungen. Doch das Bundle hat es in sich, weshalb wir hier trotzdem noch einmal darauf aufmerksam machen.
Das Bundle besteht aus einem Preamp:
Nach wie vor kann hier lediglich der Grad der Sättigung eingestellt werden, und die Clipping LED ist die einzige Aussteuerungsanzeige, immerhin jetzt besser erkennbar. Das Plug-in glänzt einfach durch die Qualität der Röhrensimulation, die mir schon zu Zeiten der TC Powercore (für diese Plattform war das Plug-in erstmals verfügbar) gefallen hat. Die Röhrensättigung fällt angenehm subtil aus (wenn man den Saturation-Regler nicht bis ins Clipping hinein treibt) und eignet sich hervorragend für das Mastering. Die Röhrensimulation verleiht dem Mix mehr Glanz und Tiefe.
Die Oberfläche hat ein Facelifting erhalten und wirkt grafisch jetzt etwas großzügiger.
Hinzu kommt ein vollparametrischer Vierband EQ mit High- und Low Cut.
Die Low- und High-Filter können zwischen Kuhschwanz- und Glockencharakteristik umgeschaltet werden. Auch dieses Plug-in hat eine virtuelle Röhre mit dosierbarer Sättigung an Bord.
Der EQ klingt angenehm virtuell-analog. Man kann damit runde Bässe und seidige Höhen gestalten. Durch die mögliche hohe Flankensteilheit eignen sich die Mittenbänder auch dazu, einzelne Instrumente in einem Gruppensignal oder gar im kompletten Mix zu unterstützen oder umgekehrt störende Resonanzen zu unterdrücken.
Im Gegensatz zum Preamp kann man hier die virtuellen Röhren zum Glimmen bringen, die Grafik reagiert also dynamisch. Allerdings wäre aus meiner Sicht eine einheitliche farbliche Gestaltung des Gitters, hinter dem sich die Röhren verbergen, eine gute Idee gewesen – wenn man sich schon an das Facelifting heranmacht. Jedenfalls fallen die glimmenden Röhren hinter dem dichten, silbernen Gitter kaum auf. Sei´s drum. Der Qualität des Plug-ins tut das keinen Abbruch.
Ein echter Knaller ist der Kompressor, ebenfalls mit Röhrensättigung.
Dieser kann richtig kräftig zupacken und liefert bei Bedarf einen ausgesprochen kernigen Sound – eine Wunderwaffe für schlappe Drums oder lasche Bässe. Die Ratio reicht bis zum Limiting.
Etwas schade ist, dass auch in der Version 2 trotz VST 3 Support der Plug-ins (die auch in Surroundkanälen bis 7.1 eingesetzt werden können) Cubase-User immer noch vergeblich nach dem Sidechain-Button suchen. Auch eine Erweiterung der Funktionalität durch einen Mix-Regler (für Parallel-Processing) wäre eine feine Sache gewesen.
Entscheidend ist aber der grundlegend gute Klang und die gelungene Röhrensimulation. Man darf auch nicht vergessen, dass das Bundle (in den Formaten VST 2, VST3, AAX und AU; 64 Bit) wie zuvor mit einem Preis von 49.- Euro ein kundenfreundliches Preis-Leistungs-Verhältnis bietet.
Zum Abschluss ein Audiodemo. Der Beat aus Toontracks Superior Drummers Expansion Pack The Progressive Foundry ist zwar von Haus aus nicht lasch, eher groovig und zackig …
… mit unseren Testkandidaten kann man aber noch mehr daraus machen, zum Beispiel den Rhythmus etwas zum Pumpen bringen. Jetzt arbeitet der Drummer wie eine menschliche Power-Beat-Maschine:
Nun zur Freeware:
Audified bietet derzeit das Plug-in Multidrive-Pedal gratis an. Um es zu erhalten, legt man einen User-Account auf Audified an. Auf dem Weg zum Download wird es dem Gratis-Einkäufer unaufdringlich freigestellt, dem Hersteller eine Spende zukommen zu lassen. Das darf man ruhig tun, denn die Plug-ins sind es wert.
Die obere Abbildung leidet (wie alle anderen auch) unter der Datenkompression, die dazu führen soll, dass die Seite schneller geladen und von Google geliebt wird. Im Original sind die Grafiken einwandfrei.
Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich hier um Emulationen von altgedienten Verzerrer-Bodentreter. Die Klangqualität ist knackig und transparent, die Ausstattung an Reglern lässt nichts zu wünschen übrig. Die Plug-ins stehen manch renommierten Bodentreter-Emulationen namhafter Hersteller in Nichts nach.
Ich habe eine recht dynamisch agierende Funk-Rock-Gitarre zu dem bereits bekannten Beat hinzugezogen.
Zunächst die Gitarre (ein Loop aus Ueberschall Guitar) ohne Effekte:
Nun mit dem Overdrive aus dem Waves Guitar Bundle:
Mit dem Overdrive aus dem Audified Multi Drive Pedal Bundle:
Mit dem inValve Kompressor als nachgeschaltetes Plug-in:
Das zweite Plug-in, das es gratis gibt, ist eine Amp/Speaker-Simulation eines Gallien Krueger Amps. Die kostenfreie LE-Version ist deutlich abgespeckt. So gibt es hier beispielsweise nur zwei anstatt zehn Speaker-Modelle und eines anstatt acht Mikrofone. Es handelt sich also eher um einen Appetizer, der Lust auf das Komplettpaket machen soll. Die Vollausstattung liegt mit 79 US-Dollar im erschwinglichen Bereich.
Der Amp klingt schön rund und kräftig. Equalizer, Voicing-Filter und Bosst-Regler machen die Klanggestaltung flexibel – von dezent bis zum brüllenden Monster. Im Dual-Modus können die Mikrofone für den rechten und linken Kanal getrennt vor dem Speaker platziert und auch schräg positioniert werden.
Hier ein Demo mit einem Bass Loop (aus Ueberschall Electric Bass), zunächst ohne den GK-Amp:
Und nun mit der Emulation von Audified:
Ich finde, das kann sich hören lassen.
Fazit
Das Fazit des bereits veröffentlichten inValve-Tests bleibt weiterhin gültig – mit der Ausnahme, dass nun die Plug-ins in Cubase auch über die Kopfzeile auf Bypass geschaltet werden können und die Clippng-LED besser zu erkennen ist.
Abgesehen von der Freeware gibt es auch das inValve Effects – Bundle als Demo-Version. Ein Ausprobieren der gelungenen Röhrensimulations-Plug-ins kann ich nur empfehlen.
Testautor: Holger Obst