Test: Softube Summit Audio Grand Channel

Mit dem Summit Audio Grand Channel hat Softube zwei weltbekannte Outboard-Geräte in einem digitalen Plug-in vereint: den TLA-100A und EQF-100. Beide wurden von der schwedischen Plug-in-Schmiede bereits einzeln gemodelt und werden nun zusammen als passender Channelstrip angeboten. Wie sich die Analoglegenden in der digitalen Domäne schlagen, erfahren Sie in unserem Test.

Homerecording und Studiotechnik

 

Überblick

Summit Audio ist ein amerikanisches Unternehmen aus Kalifornien und stellt seit den 1980er Jahren handgemachte und beliebte Audioelektronik für Musikproduktionen her, die in vielen Studios und Racks weltweit anzutreffen ist. Dabei hat sich die Firma bisher auf ihr ausgezeichnetes Portfolio an Audiogeräten besonnen und sich anstatt auf marketingträchtige Pseudoinnovationen lieber auf die Pflege und behutsame Erweiterung der zum Teil schon als Klassiker geltenden Produktpalette konzentriert. In Kooperation mit den schwedischen Entwicklern von Softube hat Summit Audio aber nun den unaufgeregten Schritt in den Plug-in-Markt gewagt und zwei seiner analogen Schätze eigens dafür lizensieren und modeln lassen.

Der Summit Audio Grand Channel beherbergt den Kompressor TLA-100A und die Equalizersektion EQF-100. Beide können bei Softube auch einzeln erworben werden. Bei dem Grand Channel handelt es sich aber nicht um ein reines Softwarebundle, sondern neben den beiden separaten Plug-ins erhält man auch ein drittes, welches sowohl den Kompressor als auch den Equalizer in einer Oberfläche vereint. Wer also den Grand Channel kauft, erhält dabei drei Lizenzen: Jeweils eine für den TLA-100A, den EQF-100 und den Channelstrip, der beide Geräte enthält.

 

Installation

Nachdem die Software erworben wurde, kann sie über die Webseite von Softube heruntergeladen werden. Dort ist auch eine Demoversion zu finden, die für 20 Tage getestet werden kann. Die Installation wird über „Softube Plug-Ins Control“ organisiert: Das ist ein Softwaremanager, mit dem die Plug-ins verwaltet werden können. Besonders ärgerlich ist jedoch die Installationspolitik: Es werden per se erstmal alle (!) Plug-ins installiert, die Softube überhaupt anbietet. Danach müssen die gewünschten Teile über den eben genannten Manager aktiviert werden.

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Ist das geschehen, könnte man meinen, dass die überflüssigen (weil nicht gekauften) Plug-ins wieder gelöscht werden, was vom Manager auch suggeriert wird. Tatsächlich verbleiben aber alle Softwarebibliotheken auf der Festplatte und belegen fortan unnötig Speicherplatz.

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Das bedeutet, dass man nicht nur überflüssig viele Daten herunterladen, sondern auch entsprechend Festplattenplatz abtreten muss. Zum Testzeitpunkt betrug dieser gut 700 Megabyte – obwohl wohlgemerkt der Grand Channel selbst lediglich knapp über 80 Megabyte benötigen würde.

Positiv ist jedoch, dass man so gleichzeitig das kostenlose Plug-in Saturation Knob mit einem Klick mitinstallieren kann. Dabei handelt es sich um einen Sättigungseffekt mit drei verschiedenen Modi, der ebenfalls im Installationspaket enthalten ist.

Die Freischaltung des Grand Channels erfolgte bisher über einen iLok-Dongle, auf den die erworbenen Lizenzen manuell transferiert werden müssen. Dies kann nach wie vor so gehandhabt werden, allerdings bietet Softube seit Juni diesen Jahres erfreulicherweise auch die Möglichkeit an, den entsprechenden Computer über den iLok License Manager als eigenständigen Lizenzträger zu autorisieren. Das bedeutet, dass die Plug-ins für diesen speziellen Arbeitsplatz freigeschaltet werden und kein physischer Dongle mehr nötig ist.

Die Plug-ins unterstützen alle gängigen Schnittstellenformate wie VST, VST3, AU und AAX in 32 und 64 Bit und darüber hinaus auch nativ die AAX-DSP-Hardware, wobei man sich hier aber vorher separat über die entsprechenden Hardwareanforderungen informieren sollte.

 

TLA-100A: Einführung

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Der TLA-100A ist ein bekannter analoger Kompressor auf Röhrenbasis und reihte sich in der Geschichte der Studio- und Audiotechnik neben vielen weiteren legendären elektrischen Designs anderer Vertreter in die Hall of Fame der Musikeletronik ein. TLA steht hierbei für „Tube Level Amplifier“ und im Gegensatz zur nicht gering verbreiteten Meinung, der TLA-100A gehöre zur Gattung der Optokompressoren, handelt es sich tatsächlich um ein rein elektrisch arbeitender Dynamikprozessor.

Die Mär von der optoelektrischen Funktionsweise kommt aber auch nicht von ungefähr: Das Designkonzept des TLA-100A sieht zwar zu einem gewissen Teil dynamische, aber von der Bedienung her dann doch fixe Parameter vor. Außer zwei großen Drehreglern und ein paar Wahlschaltern hat man keine weiteren Einstellungen im Zugriff. Und das erinnert eben stark an Optokompressoren wie zum Beispiel den Teletronix LA-2A, die prinzipbedingt eben auch mit wenig Bedienelementen aufwarten (zumindest die älteren Vertreter).

Zentrales Element des TLA-100A ist die Doppeltriode 12AX7, hierzulande auch bekannt als ECC83. Sie ist eine der wichtigsten und vermutlich am meist verbreitetsten Röhren in der Audioelektronik und verrichtet zusammen mit der gut designten Schaltung im Kompressor von Summit Audio hervorragende Dienste. Ich hatte das Glück, schon einige Male mit dem TLA-100A arbeiten zu können. Leider stand uns für diesen Test keine Möglichkeit eines Direktvergleichs zur Verfügung, was uns aber nicht davon abhält, die Softwarevariante jetzt genauer unter die Lupe zu nehmen …

 

TLA-100A: Features und Bedienung

Die optische Präsentation ist wie von Softube gewohnt sehr gelungen. Die Nutzeroberfläche ist dem Aussehen des Originals detailliert nachempfunden und stilecht um die wenigen digitalen Parameter erweitert worden. Dabei gelingt der Spagat zwischen gutem Look und angemessener GUI-Größe. Hinter dem Setup-Tab verbergen sich keine nennenswerten Optionen und so kann man das gesamte Plug-in bequem und direkt bedienen.

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Der obere Bereich entspricht nahezu in Gänze dem, was man vom analogen 19-Zoll-Pendant her kennt. Über einen Schalter für Attack und Release lässt sich jeweils zwischen den Zuständen fast, medium und slow wählen. Ein Meter-Schalter legt fest, ob die Anzeige die Dämpfung darstellt oder den Pegel des Ausgangssignals (jeweils im Sinne eines VU-Meters im äquivalenten Spannungspegel: Stellung Null entspricht also -9dB (RMS)).

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Die zusätzliche untere Eben ist nur in der Software verfügbar und stellt einen optionalen Hochpassfilter, einen Sättigungseffekt und einen Mixregler für Parallelkompression zur Verfügung. Auch eine Sidechain-Option ist beim TLA-100A mit an Bord.

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TLA-100A: Funktion und Klang

Als Kompressor fällt der TLA-100A in erster Linie durch die scheinbar mageren Bedienelemente auf. Auf umfangreiche Eingriffe in die ADSR-Parametrik, Threshold- und Ratio-Werte oder Makeup-Gain-Zuweisungen darf man hier verzichten. Stattdessen kommt das Plug-in bereits mit einem eigenen markanten Setup daher, welches eben den Sound dieses Kompressors ausmacht. Wichtig ist, dass die Geräte meist in gewisser Weise dynamisch auf das Eingangssignal reagieren. Wenn die Kompressorstufe einen fixen Regelpunkt (Threshold) hat, dann muss man diesen eben indirekt über die Eingangsverstärkung des Signals verändern, mit der man die Kompression mehr oder weniger hart „anfährt“. Ähnliches gilt für die Zeitkonstanten: Wird viel Signal komprimiert, hat die Attack auch einen höheren Einfluss. Will man diesen verringern, sollte man mit einer geringen Eingangsverstärkung und erhöhter Gain Reduction experimentieren.

In jedem Fall lautet die oberste Maxime: Ausprobieren und ein Gefühl für die Signalveränderung entwickeln, um den Klang letztendlich so formen zu können, wie man es möchte. Die Qualität des Geräts (respektive des Plug-ins) ist dann ausschlaggebend dafür, wie zugänglich (und spaßig) diese Ergebnissuche ist – und hier brilliert der TLA-100A, sowohl als Hardware als auch in Softwareform.

Um Ihnen die Plug-ins vorzustellen werde ich einige praktische Beispiele anführen und eine mögliche Vorgehensweise erläutern. Bitte beachten Sie, dass ich zu Demonstrationszwecken hier und da etwas übertreiben werde. Außerdem sollten Sie für die Bassbeispiele (und später beim Schlagzeug) auf eine Abhöre mit ausreichend Tieftonwiedergabe achten.

Als erstes Beispiel nehmen wir einen Basslauf aus einem Jammitschnitt. Dieser ist ein recht roher Downmix aus dem D.I.-Signal und dem Mikrofon, welches vor dem Bassverstärker stand. Hören wir uns zuerst das Rohmaterial an:

 

Der Bass soll in einem groovebetonten Stück eine ausreichende Verbindung zwischen Schlagzeug und den Gitarren und einem Rhodes schaffen. Da das Ensemble also überschaubar ist, kann es nicht schaden, den Bass markanter und im Mix fülliger zu machen. Er wird später durch eine E-Gitarre gedoppelt, sodass wir den Attack getrost kurz wählen können. Die höheren Lagen bieten zwar mehr Spitzenpegel, doch beim Bass ist vor allem auf die Signalenergie zu achten, die gerade in den unteren Lagen die Kompressorstufen in der Regel schneller ansprechen. Außerdem sollte man Wert darauf legen, das Plug-in ordentlich auszusteuern. Dazu wird der VU-Meter auf Output gestellt und gleichzeitig das Peakmeter der DAW überwacht. Ist hier alles in Ordnung, folgt die eigentliche Kompression. Ich entscheide mich für eine Gain Reduction von ca. -5. Das Signal ist nun merklich durchsetzungsfähiger, ohne dass die Transienten durch die schnelle Attackzeit zu viel Aufsehen erregen. Durch die recht schnelle Notenprogression wähle ich noch eine mittlere Releasezeit, damit das Regelverhalten organisch bleibt. Die Kennwerte für den TLA-100A liegen beim Attack zwischen 180 Mikro- und 100 Millisekunden und beim Release zwischen 32 Millisekunden und 1,5 Sekunden. Das Ergebnis klingt so (der Kompressor wird im zweiten Teil hinzugeschaltet):

 

Nun hören wir uns eine Gitarre an, die perkussive Akkordnuancen spielt:

 

Auffällig sind hier die prägnanten Anschläge und die ansonsten recht hohe Dynamik. Im späteren Mix würden die rhythmischen Informationen zu stark untergehen, sodass wir mit dem TLA-100A hier Verbesserung erzielen können. Da die Transienten bereits markant genug sind, wähle ich hier eine langsame Attackzeit, damit diese durch die Kompression nur wenig verfälscht werden. Die Gain Reduction wähle ich ungewöhnlich hoch (8), um die Dynamik ausreichend einzuschränken, damit die leisen Informationen gut an das restliche Signal angepasst werden. Der TLA-100A ist grundlegend mit Soft-Knee-Charakteristik designt. So kommen das Delay und die Zwischenschläge besser zur Geltung:

 

Neben den beiden Beispielen zur Klangkorrektur möchte ich Ihnen nun noch ein weiteres zur Klangformung anbieten, die den Sound des TLA-100A unterstreichen soll. Dabei nehmen wir das Rhodes aus der gleichen Session, welches über ein dynamisches Mikrofon am Verstärker abgenommen wurde:

 

Hier wollen wir es mal etwas übertreiben und den Anklang der Tines übermäßig komprimieren, sodass es glockiger klingt als eigentlich vom Instrument angeboten. Dazu stellen wir entsprechend die schnellste Attackzeit ein. Das gleiche machen wir aber auch beim Releaseschalter, damit nach dem Anklang nur noch wenig zusätzlich passiert. Gain und Gain Reduction werden auf fast schon ungesunde Werte getrieben, kurz bevor das Pumpen des Kompressors anfangen würde. Zum Schluss nutzen wir noch den Saturationregler und fügen dem Signal leichte Verzerrung hinzu, wodurch der Obertongehalt angereichert wird, was vor allem bei den nun markanten Anklängen Wirkung zeigt:

 

Ein weiteres wichtiges Einsatzfeld für Kompressoren ist die Parallelkompression. Hierbei wird ein Signal oder ein Signalgruppe in der DAW oder am Mischpult dupliziert und die Kopie (meist etwas stärker als üblich) komprimiert. Danach kann die komprimierte Variante dem Originalsignal zugemischt werden und es so „andicken“. Im Zeitalter der DAWs braucht man sich dabei (leider?) meist nicht mehr um den grundlegenden Signalfluss bemühen – und so ist auch im TLA-100A-Plug-in bereits ein entsprechendes internes Routing vorgenommen worden, was über einen dedizierten Regler gesteuert werden kann und dem Nutzer so die Arbeit abnimmt. Als Beispiel möchte ich Ihnen eine Parallelkompression anhand einer Schlagzeugsubgruppe zeigen. Dabei wird die Stereosumme einer ansonsten schon grob angestimmten Schlagzeugaufnahme parallelkomprimiert:

 

Im Stile der sogenannten New York Compression wird die duplizierte Summe mit dem TLA-100A höchstgrob komprimiert. Das bedeutet, dass das Plug-in bestenfalls immer auf Hochtouren laufen und die Drums so richtig zum Scheppern bringen sollte. Ergo kurzes Attack, langes Release, höchstmögliche Gain Reduction und entsprechende abgestimmte Ein- und Ausgangsverstärkung. Je schlimmer das Ergebnis klingt, umso besser:

 

Dieses Signal wird freilich nicht direkt verwendet, sondern eben jetzt der ursprünglichen Schlagzeugsumme hinzugemischt. Dadurch werden die Durchsetzungsfähigkeit und der Erkennungswert der Komponenten (vor allem die der Becken) erhöht, ohne dass zu stark in die vorher mühsam eingestellten Dynamiken der Einzelinstrumente eingegriffen wird. Die parallele Spur eignet sich so auch hervorragend für Automationen, um den Drums in Refrains, Soli oder Breaks nochmal Schub zu geben.

 

Zum Abschluss fügen wir den TLA-100A noch in der Mastersektion ein und demonstrieren den Effekt auf ein breitbandiges Summensignal. Es ist zu beachten, dass Kompressoren wie der TLA-100A für Summenkompression nur bedingt zu gebrauchen sind; dafür gibt es geeignetere Lösungen. Im nachfolgenden Beispiel ist es durch die vielschichtige Kompression vorher auch bereits etwas zu viel des Guten: Beim Crash merkt man ein leichtes, wenig ästhetisches Pumpen. Der Kompressionseffekt selbst zeichnet sich aber auch hier dadurch aus, dass das Signal merklich kompakter und voller klingt und gleichzeitig alle Instrumente ausreichend präsent bleiben ohne dynamisch zu verwischen:

 

TLA-100A: Einschätzung

Das Plug-in zum TLA-100A überzeugt auf ganzer Linie. Die Bedienung ist intuitiv und die Ansprache der Parameter fühlt sich stets gut an. Leichte Kompression und Dynamikkorrekturen sind genauso einfach machbar, wie gezieltere Signalmodifikationen. In weiteren Einsatzgebieten wie der Parallelkompression kann der TLA-100A ebenfalls punkten; der softwareexklusive interne Regler dafür nimmt einem dabei die Routingarbeit ab und trägt so zum Gesamteindruck der guten und durchdachten Bedienbarkeit bei. Die Resultate klingen dabei auch bei extremen Einstellungen noch lange brauchbar und unverfälscht, und so wirkt der Kompressor im grundlegenden Verhalten sehr musikalisch. Es gibt Emulationen, die derbere Kompression ermöglichen und so für effektreichere Dinge wie (Beat) Pumping oder härtere New York Compression als die hier gezeigte geeigneter sind. Doch der TLA-100A ist dafür auch nicht gebaut, sondern soll im alltäglichen Handwerk überzeugen. Das gelingt auch der digitalen Variante von Softube ausgezeichnet.

Der optionale Saturation-Regler ermöglicht zwar ein Anpassen des Signalhubs an die Sättigungsgrenze ohne zusätzlich eine Vorverstärkung zu bemühen. Ich empfand dieses Feature aber weder als zwingend notwendig, noch als direkt brauchbar.

 

EQF-100: Einführung

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Der EQF-100 ist ein Vierband-Equalizer. Im Original arbeitet er passiv, das bedeutet, dass keine aktiven Bauelemente an der Filterung beteiligt sind. Die dadurch nötige Aufholverstärkung am Ende wird hingegen wieder von einem soliden Röhrendesign übernommen, wobei die gleichen Modelle zum Einsatz kommen, wie beim TLA-100A.

Das „F“ im Namen des EQF-100 steht vermutlich für „Full Range“, denn die vier bedienbaren parametrischen Frequenzbänder bieten alle relevanten Grenzfrequenzen für das Signalspektrum. In meinem beruflichen Umfeld bin ich bisher noch nicht mit dem analogen EQF-100 in Berührung gekommen (auch wenn sich beim der Recherche herausstellte, dass sich viele namhafte Produzenten in die Liste der eingeschworenen Nutzer einreihen) und werde mich daher von Softubes Plug-in-Variante unvoreingenommen überraschen lassen.

 

EQF-100: Features und Bedienung

Für jedes Band kann die zu bearbeitende Grenzfrequenz fix eingestellt werden. Dabei sind sinnvolle Abstufungen getroffen worden. Die Trennung ist dabei nicht zu strikt, sodass sich die Frequenzbereiche brauchbar überlappen:

  • Band 1: 33, 56, 100, 180, 220, 270 und 390 Hz
  • Band 2: 250, 330, 470, 560, 680, 820, 1200 Hz
  • Band 3: 1000, 1500, 1800, 2200, 2700, 3900, 5600 Hz
  • Band 4: 3300, 4700, 6800, 8200, 10k, 12,5k, 15k Hz

Die Bandbreiten lassen sich via Drehsteller von 0 (schmal) bis 10 (weit) wählen; genauere Informationen oder exakte Werte werden leider nicht preisgegeben. Über Gain lässt sich dann der eingestellte Frequenzbereich entweder verstärken oder dämpfen. Entscheidend ist die Schalterstellung am rechten Bedienfeld jedes Bands. In der Mittelstellung aktiviert man den Bypass. Die Kurvenform der Frequenzanpassung ist eine Glocke; für das erste und letzte Band lässt sich aber optional auch eine Shelving-Charakteristik auswählen. Abschließend stehen noch zwei Wahlschalter für Hoch- und Tiefpasseinstellungen zur Verfügung. Weitere Informationen zu deren Flankensteilheit oder Filterordnung fehlen.

Komplettiert wird die Oberfläche durch zwei VU-Meter für den Eingangs- und Ausgangspegel und ein zusätzliches Output-Gain. Diese drei Komponenten sind nur in der Softwarevariante enthalten und nicht beim originalen Rackgerät zu finden.

 

EQF-100: Funktion und Klang

Wie beim TLA-100A möchte ich Ihnen den EQF-100 gern anhand einiger konkreter Mixing-Beispiele demonstrieren. Dazu nehmen wir uns diesmal ein paar Tracks aus einer Pop-orientierten, aufwändigeren Produktion. Diese umfasst etwas mehr als 80 Aufnahme- und Effektspuren und so ist auf gute Abstimmung der Instrumente untereinander zu achten. Einige wichtige nehmen wir uns daraus exemplarisch zur Hand und wollen sehen, wie gut der EQF-100 bei der Klangfindung behilflich sein kann.

Wir beginnen mit einer Rhythmusgitarre, die das Akkordfundament legt und über den Clean-Kanal eines Gitarrenverstärkers mit mehreren Mikrofonen abgenommen wurde. Das Summensignal, was nun bearbeitet wird, besteht aus einer Dopplung und einer fertigen Auswahl der unterschiedlichen Mikrofonsignale:

 

Durch das dichte Arrangement soll die Gitarre auch im vollen Mix noch erkennbar bleiben und so schlage ich vor allem eine Anhebung der Höhen und (etwas dezenter) der mittleren Tiefen um den Grundtonbereich vor. Zu arg sollte man es bei E-Gitarren nicht übertreiben, da je nach Instrument-Verstärker-Kombination ab ca. 3 kHz sowieso keine nennenswerten Klanginformationen mehr abgeschöpft werden können, die zur Gesamtdefinition des Instruments beitrügen.

Für die Betonung der Grundtöne wähle ich das erste Band im Bell-Modus, da ein Shelving-Filter auch Tieftoninformationen miteinbeziehen würde, auf die wir hier verzichten können. Ein schmale Bandbreite bzw. hoher Q-Faktor sorgt dafür, dass die Trennung der Frequenzbänder ausgewogen bleibt. Für den Obertonbereich entschließe ich mich hingegen für die Shelving-Variante, da beim Zusammenstellen der Gitarrenspuren durch Gates und entsprechendes Comping bereits darauf geachtet wurde, nicht zu viele Rauschkomponenten ins Summensignal zu transportieren. Die Grenzfrequenz wird auf 3,3 kHz festgelegt. Hier zeigt sich schon, wie sorgsam der EQF-100 mit dem gebotenen Spektrum umgeht: Selbst übertriebene Anhebungen in diesem schwierigen Frequenzbereich klingen noch ausgesprochen balanciert und musikalisch. Unangenehme Verfälschungen fallen nicht auf und ermutigen zum Ausreizen der Parameter. Gleichzeitig ist die Ansprache der Klangsteller durchaus markant; dass es auch in weiten Reglerstellungen noch gut klingt, heißt also nicht, dass die Skalierung zu behäbig sei. Da kommt echtes analoges Feeling auf. Wie in den vorhergehenden Klangbeispielen wird der Effekt nach den ersten vier Takten hinzugeschaltet:

 

Nun geht es an eine Percussionaufnahme. Das Signal setzt sich aus Direktabnahmen am Schlagfell und einer XY-Stereofonie vor dem Set zusammen. Diesmal soll der Klang allerdings nicht herausgearbeitet, sondern etwas korrigiert werden, damit er sich später besser im Mix einbettet:

 

Die Percussions unterstützen ein komplettes Drumset und umspielen im Refrain gleichzeitig einen Slapbass. Insofern bieten die Kongas noch zu viel Tiefton, der mit der Kick und dem Bass verwaschen und den Mix dahingehend undifferenzierter machen würde. Außerdem lässt der Kesselklang der Bongos etwas an Prägnanz vermissen. Mit einem Frequenzanalyser suche ich die entscheidende Tieftonfrequenz und dämpfe diese nun mit einem großzügigen Q-Faktor im Shelving-Modus. Der Eigenklang geht dadurch etwas verloren, den ich aber mit dem nächsten Band schmalbandig wieder etwas hervorhole. Die Abstimmung der beiden Bänder mit dem EQF-100 beansprucht etwas mehr Zeit, ist aber intuitiv genug, dass man auch ohne grafisches Feedback zum Spektrum bald gute Ergebnisse erzielt. Mit einem weiteren Bell-Filter wird der Kesselklang der Bongos betont und mit einer leichten Anhebung der hohen Frequenzen mittels des vierten Klangstellers im Shelving-Modus können die Handgeräusche noch etwas herausgearbeitet werden. Durch das Dämpfen der tieferen energiereichen Frequenzen bringen wir durch die Aufholverstärkung das Signal wieder auf Pegel. Anschließend ist das Ziel erreicht und der Gesamtklang ausreichend angepasst. Einzeln klingt es jetzt etwas unnatürlich; später (und mit etwas Kompression) können sich die Percussions aber so angenehm und definiert in den Mix einfügen:

 

Aus derselben Session kommt ein suboptimal aufgenommenes E-Piano, dem wir mit dem EQF-100 wieder etwas mehr Charakter verleihen möchten. Abgenommen wurde es über ein dynamisches Mikrofon am Verstärker, allerdings wurde dieser für den entsprechenden Sound leicht angezerrt, was unweigerlich zu einer geringen Eigenkompression führte und das Resultat zwar gewünscht grob, aber eben auch etwas dumpf werden ließ. Der einzige Effekt, der nicht vom E-Piano selbst kommt, ist ein nachträgliches Panning, um das Signal stereofoner zu machen:

 

Ich gehe ähnlich vor, wie vorher bei der E-Gitarre und dämpfe zuerst den Bereich bis 100 Hz leicht, ohne ein Hochpasseffekt aufkommen zu lassen. Die spektrale Verteilung der Grund- und Obertöne kommt mir bereits ordentlich vor und so möchte ich nur bestimmte Bereiche betonen, um dem Signal wieder Charakter zu verleihen: Um 470 Hz und 1,5 kHz wird mit mittlerer Bandbreite dem Instrument etwas Akzent verliehen. Letztere Frequenz ist etwas ungewöhnlich, klang aber beim Experimentieren am überzeugendsten. Darauf muss man sich beim EQF-100 eben auch einlassen: Die Bänder beeinflussen sich stets auch untereinander, und durch diese Interdependenz unterscheiden sich die Wirkungen daher manchmal von dem Erwarteten. Aber genau das macht das Arbeiten mit solchen Geräten so charmant, weil man im Gegensatz zu den vielen anderen „chirurgischeren“ Equalizern vor allem wieder mit dem Ohr arbeiten muss. Dass dabei fast alles, was man mit dem EQF-100 unternehmen möchte, auch gelingt, zeugt von hoher Qualität. Am Ende entsteht auf diese Weise ein Signal, was wieder etwas an Nuance zwischen Grund- und Obertonbereich gewonnen hat:

 

Als letztes Beispiel soll noch eine Kombination aus Klangformung und –korrektur folgen. Hierbei geht es um die Overhead-Mirkofone des Schlagzeugs, die in einer Pseudo-AB-Variante (monostabil) das Drumset abgenommen haben:

 

Naturgemäß ist die Snare sehr auffällig. Die Kickdrum ist bereits etwas reduzierter, da dem Übersprechen bei dieser Aufnahme durch Abdecken mit schwerem Textil etwas entgegengewirkt wurde. Wichtig für gute Overhead-Spuren sind neben den Stereoinformationen, Raumklang und der Übermittlung der (hoffentlich guten) Balance der Einzelkomponenten auch ein natürlicher Beckenklang, da dieser in der Regel vor allem durch die Overheads definiert wird. Ziel soll es nun sein, die Snare zu dämpfen und die Becken herauszuarbeiten, sodass vor allem diese durch die Overheads im Mix gut platziert werden. Gleichzeitig soll der Gesamtsound aber nicht zu stark verfälscht werden, damit später keine Diskrepanz zwischen den Stütz- und Overheadmikrofonen entsteht.

Dazu starte ich mit einem Lowcut bei 82 Hz, um die unnötigen Kickdrumanteile aus dem Signal zu nehmen. Eine schmalbandige, starke Dämpfung bei 680 Hz nimmt der Snare die Spitzen ohne sie zu sehr im Gesamtbild zu verfälschen; der Klang wird sich später gut mit den Stützmikrofonen ergänzen und gibt der Beckendynamik nun mehr Luft. Letztere werden mit dem dritten Band des EQF-100 bei 5,6 kHz leicht betont und danach mit einem Shelving-Filter ab 12 kHz nochmal homogen angehoben. Durch die Anhebung bei 5,6 kHz können wir außerdem die HiHat noch etwas featuren, sodass wir später weniger von deren Stützmikrofon bemühen müssen. Das Ergebnis klingt definierter, die Kickdrum stört weniger, die Snare ist unter Kontrolle und die wichtigen Beckenfrequenzen stehen fortan prägnant zur Verfügung:

 

EQF-100: Einschätzung

Im Gegensatz zum TLA-100A kann ich hier keine bisherigen Erfahrungen mit dem analogen Pendant in die Waagschale werfen. Doch wenn man nüchtern das betrachtet, was man von einem analogen Vierbandequalizer vom Kaliber eines EQF-100 erwarten würde, dann hat mich das Plug-in nicht enttäuscht. Der EQF-100 muss in erster Linie als Klangmodellierer verstanden werden und eignet sich freilich nicht als filigraner Spektralformer wie es heutige digitale FIR-Equalizer mit variablen Flankensteilheiten und Linearphasigkeit anbieten. Das Plug-in resümiert vielmehr in seiner Gänze die Art und Weise mit dem Sound zu arbeiten, wie es Jahrzehnte zuvor geschehen ist: Behutsames Kennenlernen der Signaleinflüsse und Parametrik und die letztlich wichtige Entscheidungsfindung mit dem geschulten Ohr.

Dabei erlaubt das Design des EQF-100 mit überlappenden Bandfrequenzen und zusätzlichen Hoch- und Tiefpassoptionen von dezenten Veränderungen bis zu doch recht spürbaren Eingriffen vielerlei Verwendungen. Das Spektrum reicht von Filterungen mit Shelving-Charakter bis hin zu notch-artigen Frequenzkorrekturen (also sehr schmalbandige, punktuelle Einschnitte ins Spektrum).

Auch wenn das Vintage-Feeling beim Arbeiten mit Softubes EQF-100-Plug-in direkt aufkommt, hätte ich mir zumindest bei der Dimensionierung der Bandwidth-Regler ein paar zusätzliche Informationen zu deren Umgang gewünscht. Hier sind sich jedoch das Handbuch von Summit Audio zum originalen Gerät und das von Softube zum Plug-in recht einig und verraten nur wenig. Wirklich wichtig ist es letzten Endes aber auch nicht, und soll daher kein großer Kritikpunkt sein.

Der Grand Channel

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Wir haben uns nun detailliert dem TLA-100A und dem EQF-100 gewidmet. Diese Plug-ins werden von Softube einzeln, oder eben in einer Oberfläche vereint als Grand Channel angeboten. Als Quasi-Channelstrip braucht man daher nur ein Plug-in laden, um sowohl Kompressor als auch Equalizer nutzen zu können. Bis auf diese Bequemlichkeit und eine gewisse Ersparnis im Gegensatz zum separaten Kauf beider Plug-ins sehe ich aber keinen handfesten Vorteil dabei. Der TLA-100A und EQF-100 arbeiten genauso, als ob sie einzeln in einen Kanalzug geladen worden wären. Einzig eine zusätzliche Ebene, bei der man den Bypass für Kompressor oder Equalizer aktivieren und die Reihenfolge des Processings vertauschen kann, ist neu. Aber auch das ist kein Feature, was man in einem entsprechenden Host nicht auch in wenigen Mausklicks erledigt hätte.

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Fazit

Mit dem Grand Channel bietet Softube einen Channelstrip an, der aus zwei hervorragenden Softwareemulationen echter analoger Größen besteht. Der Kompressor TLA-100A und der Equalizer EQF-100 von Summit Audio wurden exzellent in Plug-ins verpackt und nun zusammen als Bundle in den Grand Channel gegossen.

Die Arbeit mit beiden Effekten macht Spaß, geht leicht von der Hand und ist eine willkommene und gut klingende Abwechslung zu manch anderen Plug-ins, die ob der digitalen Möglichkeiten durch ihre Komplexität manchmal doch ermüden können. Mit dem Grand Channel ist die Suche nach dem richtigen Klang wieder spannend.

Die Präsentation ist angemessen und einladend, die Parameter und Einstellungsmöglichkeiten skalieren stets nachvollziehbar und der Einfluss auf den Klang wirkt kontrolliert und natürlich. Bei zu speziellen Wünschen kann man mit dem Kompressor und dem Equalizer zwar an Grenzen stoßen, die wichtigen Aufgaben erledigen die Plug-ins aber mit Bravour.

Die Entwickler von Softube haben ihre Hausaufgaben gemacht und eine tolle Software abgeliefert. Wer auf der Suche nach guten analogen Emulationen ist und eine grundsolide, gut klingende, intuitiv bedienbare und ansprechende Kompressor-Equalizer-Kombination braucht, dem sei die Demo des Grand Channels an dieser Stelle wärmstens empfohlen.

Top Product Award

Baldwin Freising

Plus:

  • Exzellenter Klang
  • Einfache Bedienung
  • Sehr gute Performanz
  • Ansprechende Präsentation
  • Zusätzliches Side-Chaining und Parallelkompression (TLA-100A) bzw. Meteranzeigen (EQF-100)
  • Offiziell lizensiert
  • Beim Kauf des Grand Channels werden die Einzellizenzen für den TLA-100A und EQF-100 mit erworben

Minus:

  • Kein direkter oder handfester Vorteil beim Arbeiten mit dem Grand Channel im Gegensatz zum Gebrauch der Einzel-Plug-ins
  • Sehr fragwürdige Installationspolitik
  • Mittelmäßig nützliche Option zur Signalanpassung bzw. Sättigung (TLA-100A)

Preise (Stand Juli 2015):

  • Grand Channel (TLA-100A und EQF-100): 219 Euro

  • Upgrade vom TLA-100A und/oder EQF-100: 98 Euro

  • TLA-100A: 149 Euro

  • EQF-100: 149 Euro

System:

Mac/PC

VST, VST3, AU und AAX in 32 und 64 Bit

(Darüber hinaus auch nativ die AAX-DSP-Hardware, wobei man sich hier aber vorher separat über die entsprechenden Hardwareanforderungen informieren sollte.)

Hersteller: Softube

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