Test: Steinberg Cubase 7 – Teil 2
|Im zweiten und vorerst letzten Test zu Steinbergs neuem Cubase 7 geht es nun um die neuen Effekte und Klangbearbeitungswerkzeuge Voxengo Curve EQ sowie drei neue Dynamiktools. Außerdem werfen wir einen Blick auf VST Connect und ASIO Guard, bevor zum Schluss dann ein Gesamtfazit zur neuen Cubase-Version folgen soll.
Voxengo Curve EQ
Der Voxengo Curve EQ ist ein Linear-Phase-EQ (keine Phasenverschiebungen zwischen den einzelnen Frequenzbändern, klarer, artefaktfreier Klang, keine Eigenfärbung) und erlaubt das Einzeichnen einer Equalizerkurve mit bis zu 64 Knotenpunkten. Darüber hinaus beinhaltet er einen Analyser. Der Equalizerverlauf kann an die Analyse des Frequenzspektrums angepasst und die so entstandene EQ-Kurve auf eine andere Spur übertragen werden. So lässt sich beispielsweise das Frequenzspektrum von einer Bassdrum/Snare/Gitarre auf eine andere kopieren – auch experimentelle Spielereien sind möglich (wie klingt ein Tom mit dem Frequenzspektrum einer Snare?). Die Technologie der Übertragung des Frequenzgangs nennt sich beim Voxengo Curve EQ „Sound Matching“ und ist nicht ganz neu: Auch der vor Jahren erschienene TC Assimilator, damals noch für die Powercore, arbeitete grundlegend ähnlich und konnte damals nicht rundum überzeugen. Vielleicht waren auch die Erwartungen zu hoch, denn zum Klang eines Instruments (oder eines Mixes) gehört auch die Dynamik – also der Lautstärkeverlauf einzelner Frequenzen. Und dies wird durch die statische Abbildung des innerhalb eines Zeitfenster gemessenen Frequenzspektrums nicht erfasst. Wir werden sehen, wieviel unser Testkandidat leistet.
Neben der Bearbeitung einzelner Instrumente bietet sich das Sound-Matching auch an, um komplette Abmischungen anzupassen. Allein die Tatsache, dass Curve EQ mit 64 Bändern und Analyser-Kontrolle arbeitet und dem zur Folge viele schmalbandige Eingriffe ermöglicht, prädestiniert den EQ jenseits des Sound Matchings für Reparaturen am Audiomaterial, etwa um störende Resonanzen zu entfernen oder umgekehrt prägende Resonanzen hervorzuheben und dabei einzelnen Instrumenten mehr Durchsetzungsfähigkeit zu verleihen.
Überblick zum Curve EQ
So sieht das Bedienfeld aus (wenn die Frequenzbänder noch inaktiv sind):
Die wichtigsten Funktionen: Curve EQ bietet Undo, Redo, History, zwei alternative Einstellungen (A/B), zwischen denen man kopieren kann, das Abspeichern und Laden von EQ-Kurven, eine Anhebung/Absenkung um bis zu +/-30dB mit anpassbarer Displaygröße. Drei EQ-Kurven können simultan benutzt werden. So ist es beispielsweise möglich, eine über Sound Matching gewonnene Frequenzkurve zu laden und mit einer zweiten und dritten Kurve weitere Anpassungen vorzunehmen. Zudem bietet der Curve EQ Mehrkanaloptionen bis 5.1 Surround.
Uns geht es hier zunächst um das Sound Matching. Wir starten mit der Analyse des Frequenzspektrums einer Bassdrum. Voreinstellungen für das Sound Matching werden im Spectrum Mode Editor getroffen:
Hier stellt man unter anderem die Dynamikspanne einzelner Frequenzbereiche ein, sowie das Zeitfenster für die Analyse. „Static Match“- und Hauptfenster lassen sich nebeneinander platzieren. Mit verschiedenen Befehlstasten wird zunächst
- das Originalsignal analysiert (Take),
- abgesichert (Save),
- dann wird mit einer zweiten Curve-EQ Instanz in der Zielspur ebenfalls eine Spektralanalyse durchgeführt (Take),
- diese als Ziel für die Anpassung definiert (Apply),
- im zweiten Slot die zuvor erstellte Referenzkurve geladen und als Quellmaterial definiert (Load/Reference),
- die Ausstattung des Spline-EQs mit einer wählbaren Anzahl von Ankerpunkten festgelegt
- und abschließend der „Match Spectrums“-Taster betätigt.
Was auf den ersten Blick etwas lernbedürftig anmutet, hat man schnell durchschaut und im Griff.
Im Hauptfenster werden beide Analysen sowie die Korrekturhüllkurve abgebildet, die das Frequenzspektrum des Zielsignals in jenes des Quellsignals transferiert.
Hier kann man nun weitere Feinarbeit leisten oder über Curve 2 und Curve 3 zusätzliche EQ-Kurven einzeichnen.
Anwendungsbeispiele zum Curve EQ
Die folgenden Audiodemos verdeutlichen die Übertragung eines Bassdrum-Frequenzgangs von einer Rock- auf eine Hip-Hop-Bassdrum.
- Hier zunächst die Orgiginal Rock-Bassdrum (Quellsignal):
- Nun die Hip-Hop-Bassdrum unbearbeitet (Zielsignal):
- Und schließlich das Ergebnis: Hip-Hop-Bassdrum mit Rock-Bassdrum-Frequenzspektrum:
Die neue Hip-Hop-Rock-Bassdrum klingt zwar nicht wie das Quellsignal, aber immerhin habe wir einen neuen eigenständigen Sound.
Um die Verwendbarkeit des Curve-EQ für das Auffrischen von überarbeitungsbedürftigen Mischungen zu testen, habe ich einen einfachen Beat zunächst mutwillig mittig und dumpf klingen lassen.
- Hier zunächst das Original:
- Schließlich noch die Korrektur des Frequenzgangs mittels Sound Matching und mit einer 60-Punkte-Auflösung der Spline-Kurve:
Das Ergebnis stellt sicherlich eine Korrektur der zuvor vorgenommenen Verbiegung des Mixes dar, doch der Originalklang (im vorletzten Audiodemo) wird hier nicht erreicht.
Auf den ersten Blick nicht ganz so spektakulär, in der Praxis aber fast wichtiger als das Sound Matching und obendrein nicht weit verbreitet unter den EQs ist die Mehrkanalfähigkeit: Über die Routing-Funktion des Hauptfensters lassen sich beispielsweise Mitten- und Seitensignale getrennt bearbeiten, innerhalb einer 5.1 Surroundabmischung die Gruppen Vorne Links und Rechts, der Center Speaker, der LFE-Kanal und die beiden Surround-Lautsprecher. Im MS-Betrieb ist fortgeschrittenes Klangdesign möglich: Eine Anhebung der Höhen im Seitensignal kann einen Mix offener, räumlicher und transparenter machen. Eine wirklich feine Sache.
Zwischenfazit Voxengo Curie EQ
Der Curve EQ mit integriertem Analyser und freihändig zeichenbarer Spline-Kurve, ist ohne Zweifel ein mächtiges Werkzeug, um detailliert am Frequenzgang zu arbeiten. Er ist universell einsetzbar: Bei Einzelinstrumenten, in Gruppen und beim Mastering. Durch die Möglichkeit, schmalbandig in das Signal einzugreifen, eignet er sich auch für Reparaturarbeiten. Eine Besonderheit, die ihn von der Masse der EQs abhebt, ist die Mehrkanalfähigkeit bis 5.1 Surround. Von der Option des Sound Matchings sollte man sich hingegen keine Wunder erhoffen: Es ist nicht möglich, beispielsweise den Sound einer Referenzabmischung auf eine beliebige Abmischung so zu übertragen, dass diese nun genauso edel klingt, wie die Referenz. Allerdings kann das Sound Matching als Hilfsmittel beziehungsweise als Basis für anschließende weitere Bearbeitungen nützlich sein.
Die neuen Dynamikwerkzeuge
Tube Compressor
Neu in Cubase 7 ist ein Kompressor mit Röhrenvorstufe:
Hier wird einiges geboten: Mittels Drive-Regler bringt man die Röhre zum Glühen. Bei voller Leistung wird der Klang voll, warm, bis dezent angezerrt – das Obertonspektrum wird erweitert. Threshold und Ratio gibt es nicht: Der Input-Regler sorgt dafür, wie hart der Kompressor zupackt. Attack und Release bestimmen, ob Pegelspitzen sofort abgefangen oder Transienten noch durchgelassen werden bzw. wie schnell oder träge die Kompressorwirkung abnimmt. Der Mix-Regler ermöglicht Parallel-Processing: Hier kann das unkomprimierte Originalsignal beigemischt werden – eine Funktion, die eine gute Arbeitshilfe darstellt: Hat man das Gefühl, doch etwas zuviel des Guten getan zu haben, so genügt oft eine Beimischung des Originalsignals ohne umfangreiche Neueinstellungen der anderen Parameter vornehmen zu müssen. Darüber hinaus gibt es noch zwei Sidechain-Optionen: Einmal über ein internes Multimode-Filter mit Low-, High-, Bandpass und sogar Filtergüte bzw. Q-Factor (das Filter setzt man ein, wenn verhindert werden soll, dass der Kompressor auf dominante Frequenzbänder des eingehenden Signals zu stark anspricht); zum Zweiten über die Sidechain-Funktion des VST3-Plug-ins in der Kopfzeile: Damit kann der Kompressionseffekt durch ein Fremdsignal einer anderen Audiospur gesteuert werden. So lassen sich beispielsweise Flächen rhythmisieren (indem man die Kompression der Flächen durch eine Percussion-Spur steuert), Bass/Bassdrum-Überlagerungen begrenzen oder den Instrumentalteil eines Songs herunterregeln, wenn die Gesangsspur aktiv ist (Ducking). Neben dem Kompressorbetrieb gibt es noch eine Limiter-Option. Mittels Output-Regler gleicht man die durch die Kompression entstandenen Lautstärkeverluste wieder aus. Die beiden LED-Ketten zeigen die Eingangs- und Ausgangslautstärke an, das VU-Meter die Stärke der Kompression.
Der Tube-Kompressor klingt einerseits sehr sauber und transparent, andererseits organisch und warm (vor allem, wenn man die Röhrenvorstufe entsprechend einsetzt). Er ist aufgrund der vielseitigen Regelmöglichkeiten universell einsetzbar – hier als Beispiel in einem rhythmisch dominierten Mix:
- Zunähst das unkomprimierte Original:
- Jetzt nach dem Einsatz des Tube-Kompressors:
Vintage Compressor MKII
Ebenfalls neu in Cubse 7 ist der Vintage Compressor MKII, bei dessen Gestaltung der Urei 1176 Pate stand:
- Hier gleich nochmal unser kurzes Demo, jetzt mit dem Vintage Compressor:
Auch beim Vintage Compressor gibt es einen festen internen Threshold, und man regelt die Kompression mit dem Input-Regler. Vier Ratios, 1:2, 1:4, 1:8 und 1:20 stehen zur Wahl. Als Besonderheit kann die Releasetime im Auto-Modus betrieben werden: Der Kompressor passt sich dann an die Dynamik des Signals an. Das Highlight des Vintage Compressors, das ihn auch von anderen Urei-Emulationen unterscheidet, ist der Punch-Knopf: Dieser bewirkt, dass die Transienten durchgelassen werden und eignet sich vor allem für Drums, aber auch für Soloinstrumente mit bissigem Attack. Der Vintage Compressor ist kinderleicht zu bedienen, klingt wunderbar organisch und musikalisch und eignet sich neben dem braven, klassischen Einsatz ganz hervorragend für dezente bis starke Pump-Effekte, also für Dynamikdesign – wie oben im Audiodemo angedeutet.
Brickwall Limiter
Sehr sauber und in weiten Bereichen unauffällig und klangschonend arbeitet der neue Brickwall-Limiter, der sogar Clipping innerhalb eines Samples erkennt.
Auch hier sorgt eine Autorelease-Funktion für die Anpassung an die Dynamik des Eingangssignals. Im Link-Modus werden der linke und rechte Kanal synchron limitiert.
- Hier nochmals das letzte Audiodemo, jetzt mit dem Brickwall-Limiter, der dem Vintage Compressor nachgeschaltet ist:
Der zuvor etwas übertriebene Transienten-Punch wird vom Limiter auf ein angenehmes Niveau heruntergeregelt.
VST Connect
Eine weitere Neuerung in Cubase 7 ist VST Connect. Hierbei handelt es sich um eine Schnittstelle in Form eines speziellen Übertragungsprotokolls, was Aufnahmen ermöglichen soll, obwohl die Teilnehmer räumlich weit voneinander getrennt sind; also eine Art „Online-Session“. Hierbei können die Audioinformationen den Projekteinstellungen entsprechenend theoretisch von einem beliebigen Punkt auf der Welt online übertragen werden. Man könnte also im Studio in einem Cubase-Projekt einen Gesangspart aufnehmen, obwohl sich der Sänger zig Kilometer (oder Kontinente) weiter in einem anderen Aufnahmeraum befindet.
Diese Idee ist keineswegs neu und es wurde schon mehrfach versucht, sie mit diversen Konzepten umzusetzen. Eine der etabliertesten Varianten ist vermutlich Digital Musician. Mit VST Connect ist aber nun die bequeme Integration direkt in Cubase möglich, wobei auch optional Videodaten in beide Richtungen übertragen werden können. Dabei muss nur der Teilnehmer, der am Projekt arbeitet und aufnimmt, eine Cubase-Version lizensiert haben. Am anderen Ende der Leitung ist der Client „VST Connect SE Performer“ nötig, der kostenlos von der Steinberg-Homepage heruntergeladen werden kann.
Es bleibt hierzuland abzuwarten, inwieweit dieses Feature tatsächlich zum Einsatz kommen wird. Um eine zufriedenstellende Performance zu erreichen ist freilich eine entsprechend schnelle Internetverbindung nötig und der Breitbandausbau in Deutschland verläuft immernoch sehr langsam. Momentan ist uns an dieser Stelle also ein detaillierter Test dieses Features in verschiedenen Situationen nicht möglich. Sollten sich aber genügend Gelegenheiten zur Nutzung ergeben, die uns auch ein fundiertes Urteil darüber erlauben, reichen wir es später nach.
ASIO Guard
Auch über die Grenzen von Cubase, Nuendo oder WaveLab hinweg stellt die ASIO-Schnittstelle (Audio Stream Input/Output) eine der performantesten und flexibelsten Möglichkeiten dar, verschiedenste Hardware zur AD- bzw. DA-Wandlungen effektiv in einer Computerumgebung zur Aufnahme und Wiedergabe von Audiodaten einzubinden. Sie ermöglicht Hardware- und Softwareherstellern eigene Ressourcen mit einer (größtenteils) stabilen Treiberbasis zu verknüpfen und so vielerlei nützliche Anwendungen zu schaffen; von Wandlern, Messeinheiten bis hin zu Plug-ins (deren ebenfalls von Steinberg stammende VST-Technologie vom Datenmanagement der ASIO-Schnittstelle profitiert).
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Revisionen, die Stabilität, Performance und Kompatibilität verbessern sollten. Mit Cubase 7 wird nun ASIO Guard vorgestellt. Allerdings hält sich Steinberg hier mit detaillierten Informationen zurück. ASIO Guard stellt, soweit bekannt, eher eine Ergänzung als eine inhaltliche Erweiterung des ASIO-Treibersystems dar. In ihm sollen neue Algorithmen implementiert sein, die vor allem Aussetzer im Audiostream dezimieren sollen. Es ist also anzunehmen, dass ASIO Guard eine zusätzliche Instanz darstellt, die den Audiostream überwacht und bei Problemen eingreift; das könnte z. B. durch eine dynamische Puffersteuerung realisiert werden, was aber an dieser Stelle nur eine Vermutungen ist. Aktiviert wird der ASIO Guard separat in den Treiberoptionen.
Der Effekt von ASIO Guard ist schwer auszumachen, wenn das genutzte System an sich schon stabil läuft. Wir konnten allerdings tatsächlich ein Eingreifen feststellen, als wir die angesprochenen Aussetzer mutwillig provozierten (sehr viele rechenintensive Plug-in-Instanzen, unnötig kompliziertes Routing über das Interface, Eingriffe von außen in den Signalweg). Da es aber nicht möglich war, exakte Vergleichssituationen zu schaffen, können wir hier nur eine grobe Einschätzung von ASIO Guard geben. Es war auffällig, dass mit aktiviertem ASIO Guard der Audiostream bei Unterbrechungen eine kurze Zeit länger weiterlief, als bei ausgeschaltetem. Der Eingriff schien von der eingestellten Puffergröße (Samples bzw. Latenz) abhängig gewesen zu sein. Um es auf eine realistische Situation zu übertragen, in der beispielsweise bei einer Aufnahme Aussetzer auftreten könnten, die nur einige wenige Samples lang sind, kann ASIO Guard also tatsächlich dafür sorgen, dass die Aufnahme trotzdem ohne Fehler auf der Festplatte landet.
Bei einem so offenem System wie einem Audiosequencer, welches in vielfältigsten Anordnungen und mit unterschiedlichster Hardware zuverlässig funktionieren soll, ist jede Bemühung die Stabilität zu verbessern wünschenswert. Gerade weil die meisten Probleme bei den Nutzern weniger bei der Software selbst, sondern mehr bei der Kommunikation der Komponenten (Software, Hardware, Treiber, Interfaces, …) untereinander auftreten, ist ASIO Guard daher sicherlich ein guter Einfall.
Fazit
Cubase 7 hat eine Menge zu bieten und ist nun noch mehr zum Rundum-Sorglos-Sequencer geworden. Wer mit der Cubase 7 Vollversion einsteigt, wird auch bei hohen Ansprüchen nicht so schnell das Bedürfnis verspüren, sich weitere Klangbearbeitungswerkzeuge oder Klangerzeuger von Drittanbietern zulegen zu müssen – wer updatet wird sich über die Fülle durchdachter und qualitativ hochwertiger Neuerungen freuen: Die On-Board-Mittel bewegen sich auf einem sehr hohen Niveau und übertreffen teilweise sogar renommierte Drittanbieter-Software – speziell die beiden neuen Kompressoren, der Tube Compressor und der Vintage Compressor, gehören zum Besten, was es in diesem Marktsegment gibt. Nicht zuletzt ist auch der neue Channel-Strip eine runde Sache und spielt sich in punkto Audioqualität auf dem Niveau guter Konsolen ab. Apropos Konsole: Der neue Cubase-Mixer ist ein mächtiges, beeindruckendes Werkzeug mit sehr durchdachter, praxisnaher Benutzeroberfläche und einer Vielzahl von arbeitserleichternden Fuktionen. Allerdings sind zwei große Monitore nun wirklich anzuraten, will man nicht ständig Fenster öffnen und schließen.
Die Akkordspur und der Chord-Assistant sind eine gute Komponierhilfe, die Kenntnisse der Harmonielehre beinahe überflüssig macht. Musikalische Sensibilität und ein Gefühl für Ausdruck und Bedeutung von Akkordprogressionen wird jedoch nach wie vor vom Komponisten eingefordert. Die Kombination der Akkordspur und Vari Audio 2 sollte man nicht überstrapazieren. Aus einer einzelnen Solostimme kann man keinen wirklich überzeugenden vierstimmigen Gesang machen – der Klang wird etwas verwaschen. Die Simultanarbeit an mehreren Gesangsspuren über ein Fenster ist hingegen ein wichtiger Fortschritt, und die Qualität vom Pitch- und Time-Stretching kann sich sehen lassen. Der Voxengo Curve EQ ist eine ganz besondere Dreingabe – ein mehrkanalfähiger Equalizer mit frei zeichenbarer Spline-Kurve ist schon eine feine Sache.
VST-Connect sieht vielversprechend aus, muss aber auf lange Sicht erst zeigen, ob es sich etablieren kann oder wie so viele Online-Session-Tools eine exotische Notlösung bleibt. Die technischen Neuerungen wie ASIO Guard oder der neue abegsicherte Modus, der bei reproduzierbaren Abstürzen helfen soll, die Ursache zu finden, erzeugen den Eindruck, dass auch an dieser Stelle substanziell und sinnvoll weiterentwickelt wird. Cubase 7 stellt somit in der neuerdings schneller verlaufenden Abfolge neuer Versionsnummer wieder einen Punkt dar, an dem augenscheinlich nicht nur Ergänzungen, sondern vor allem auch inhaltlich gehaltvolle Änderungen vorgenommen worden sind. Cubase 7 ist also seit langem wieder ohne große Diskussion als ein Major-Update zu bezeichnen und sowohl für Nutzer früherer Versionen, als auch vor allem für Neuein- bzw. Umsteiger definitiv einen Blick wert.
Holger Obst
Preis (Stand: Januar 2013)
- Cubase 7 Vollversion: 550 Euro
- Cubase Artist 7 (mit eingeschränktem Funktionsumfang): 280 Euro
- Auch erhältlich sind divers Upgrade- und Crossgrade-Angebote
Ergänzende Links
- Hersteller: Steinberg Media Technologies
- Produktwebseite Cubase 7