Test: Toontrack Indiependent SDX

Indiependent SDX ist ein Extra-Pack für Toontracks Superior Drummer 2 und liefert akustisches Schlagzeug in Form einer Sample-Library. Wie der Zuwachs an Trommeln und Blech klingt, und für wen das Erweiterungs-Set interessant ist, erfahren Sie bei uns.

Recording: Toontrack Indiependent SDX

 

Überblick

Voraussetzung für Indiependent SDX ist eine Installation von Toontracks Superior Drummer 2.4, der plattformübergreifend in den Plug-in-Formaten VST, AU, AAX und RTAS sowie Standalone in 32 und 64 Bit zur Verfügung steht. Superior Drummer 2.4 haben wir ausführlich getestet und gehen daher hier nicht auf den Funktionsumfang der Engine ein.

Im Fokus steht bei diesem Erweiterungpack das Indie Genre. Die Drums sollen natürlich, vintage-mässig und nicht nach aufpolierten Samples klingen. Die Anwendungsbereiche dürften jedoch über das Indie-Genre hinausgehen.

Aufgenommen wurde eine handverlesene Auswahl an Drums der 40er bis 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts – konsequenter Weise in den Avast! Recording Studios, Seattle, in denen bereits die Fleet Foxes, Death Cab for Cutie und Band of Horses zu Gast waren. In der selben Location hat Toontrack bereits das Indie Folk EZX Pack aufgenommen. Im Gegensatz zu diesem setzt unser Testkandidat jedoch auf die naturbelassenen, also nicht weiter bearbeiteten Aufnahmen, deren Klang unter anderem durch die subtile Sättigung der Trident A-Range-Konsole gekennzeichnet ist.

Indiepenent SDX wiegt rund 25 GB und bietet sieben produktionsfertige Kits, sechs mit Sticks, eines mit Mallets eingespielt.

Toontrack_SDX_Bild2

Zum Einsatz kamen Instrumente von Gretsch, Slingerland, WFL, Ludwig und Sonor. Ergänzend zu den Sample-Instrumenten gehört eine Sammlung von Grooves in Form von MIDI-Files zum Lieferumfang, eingetrommelt von Thomas Hedlund.

Die Kits bestehen jeweils aus Bassdrum, Snare, einem Hänge- und einem Standtom, Hi-Hat, einem Ride- und zwei Crash-Becken. Auch ein Tamburin ist an Bord.

Artikulationen werden reichlich geboten: beispielsweise Snare Center- und Randschläge, Rimshots, Flams, die Hi-Hat in verschieden offenen Positionen, Bell- und Kanten-Schläge auf das Ride-Becken, abgestoppte Schläge bei den Crash-Becken, Schläge auf den Metallring bei den Toms. Um alle Artikulationen im sofortigen Zugriff zu haben, benötigt man eine 88er Tastatur. Es stehen auch Doppeltbelegungen zur Verfügung, sodass beidhändig schnelle Wirbel eingespielt werden können. Die Verteilung der Spielweisen gewährt das Einspielen variantenreicher Rhythmen jedoch auch über eine 61er Klaviatur.

 

Zusammenfassung
  • 95%
    Klangqualität - 95%
  • 100%
    Artikulationsvielfalt, Dynamik - 100%
  • 95%
    Authentizität - 95%
  • 90%
    Bedienkomfort - 90%
  • 90%
    Systemanforderung (hoher Wert = niedrige Systemanforderung) - 90%
  • 85%
    Preis-Leistungsverhältnis - 85%
92.5%

Auf den Punkt gebracht

Produktionsfertig zusammengestellte Kits liefern perfekte Vorlagen, ideal als Inspirationsquelle und Ausgangsmaterial für eigene Rhythmen, aber auch für Auftragsarbeiten, die unter Zeitdruck absolviert werden müssen.

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Instrumentenauswahl und Klang

Wir starten mit dem Gretsch Kit (default). Als Snare kommt eine 5×14 Zoll Gretsch Round Badge zum Einsatz. Im Hauptmenü (Construct Menü) erhält man per Klick auf das kleine Dreieck neben der Instrumentengrafik Zugriff auf die Auswahl an Alternativen:

Toontrack_SDX_Bild3

Hier die Auswahl an Bassdrums:

Toontrack_SDX_Bild4

Die Hängetoms:

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Die Standtoms:

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Die Hi-Hats:

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Das Angebot für das linke Crash-Becken …

Toontrack_SDX_Bild8

… und für das rechte:

Toontrack_SDX_Bild9

Zwei Modelle von Ride-Becken stehen zur Verfügung …

Toontrack_SDX_Bild10

… und ebenso viele Tamburins:

Toontrack_SDX_Bild11

Zum Klang:

Das Gretsch-Kit klingt in sich sehr rund und stimmig, warm und deutlich nach Vintage.

Die dynamische Auflösung lässt ein sehr nuanciertes Spiel zu, dem Höreindruck nach kommen Round Robins zum Einsatz: Beim schnellen aufeinanderfolgenden Spiel der selben Taste in der selben Anschlagsstärke kommt es nicht zu auffälligen, unnatürlich klingenden Wiederholungen des selben Samples, sodass der Klangeindruck auch unter diesen Bedingungen lebendig und echt bleibt.

Hier ein einfacher Rhythmus, der den Klang von Bassdrum und Snare in Standard-Spielweisen verdeutlichen soll:

 

Auch der dezente Raumklang trägt zum stimmigen Klangbild bei: Ein Blick auf die Mixer-Seite zeigt, dass neben den Overhead-Mikros auch Ambience-Mikros mit im Spiel sind:

Toontrack_SDX_Bild12

Wie wichtig diese Raummikros und damit auch die Wahl der Aufnahmeumgebung für den waschechten Indie-Sound sind, wird deutlich, wenn man im Mixer Snare und Bassdrum aus den betreffenden Kanälen herausnimmt:

 

Jetzt klingt das Ganze etwas zu nah und beinahe körperlos. Ideal sind diese trockenen Samples jedoch für den Einsatz externer Effekte, was über die 16 individuellen Stereo-Ausgänge, welche die Engine bietet, komfortabel möglich ist.

Zurück zum Gretsch-Set und zu den Toms: Auch diese klingen schön fett und weich, etwas abgedämpft. Das folgende Audiodemo habe ich frei, ohne Metronom eingespielt. Neben Center-Schlägen hören Sie Rand- und Metallring-Schläge der Toms:

 

Crash-Becken und Hi-Hat kommen hinzu:

 

Insgesamt ist der Sound angenehm warm und organisch.

Mit dem Slingerland-Kit aus den 40er Jahren kommen andere Klangfarben ins Spiel:

 

Insgesamt klingt der Beat nun noch ein Stück abwechslungsreicher. Die Snare reagiert hier auch in puncto Tonhöhe und Korpusresonanzen wunderbar auf die Dynamik:

 

Solch lebendige Snares sind selten unter den Sample-Libraries. Auch die Bassdrum ist alles andere als platt und eindimensional:

 

Das Sonor-Kit aus dem Jahre 1960 wirkt wiederum ausbalancierter, disziplinierter, hier mit einem Pattern aus der Toontrack Soul Grooves Library:

 

Sehr schön ist auch, dass die feinen Beckenschläge bis zum letzten hörbaren dB sauber und rauschfrei ausklingen.

Mit satter Bassdrum und metallischem Touch bei der Snare präsentiert sich das Ludwig-Kit aus den 50er Jahren:

 

Auch die offen klingenden Toms verfügen mit sanftem Ausklingen über einen besonderen Reiz.

 

Das Duett der hochgestimmten 7×14 Zoll Slingerland Artist Series Snare und der satten WFL Bassdrum aus den 40ern lebt von klanglichen Kontrasten:

 

Nicht weit von diesem Kit entfernt ist das Thunder Kit, bei dem als Standtom eine Ludwig Batter Head (Bassdrum) von 1940 zum Einsatz kommt:

 

Fazit

Das Erweiterungspaket Indiependent SDX für Toontracks Superior Drummer bietet ausgesprochen authentisch klingende Kits mit warmem, ausdrucksstarkem Vintage-Sound. Das Produkt ist soundmäßig ausgesprochen stimmig und ausbalanciert, wozu auch der Aufnahmeraum und die Trident A-Range Konsole ihren Beitrag leistet.

Die Auswahl an Spielweisen ist lückenlos und beinhaltet sogar selten anzutreffende Varianten, wie etwa Randschläge auf die Metallringe der Toms. Die dynamische Auflösung und die reichliche Ausstattung mit Round Robins erlaubt ein ausdrucksstarkes, lebendiges Spiel.

Sehr gelungen ist auch die Auswahl an Instrumenten, die von runden, fetten Bassdrums über weiche, organisch klingende Toms bis zu den außergewöhnlich lebendigen Slingerland Snares eine Palette handverlesenen Schlagwerks mit persönlicher Note auf den Rechner transportiert. Zusammen mit den groovigen Rhythmen im Beipack, die sich als MIDI-Files im Host-Sequencer arrangieren und im Detail bearbeiten lassen, können auch Nicht-Schlagzeuger eine packende Schlagzeugbegleitung zusammenstellen, bei der man nicht auf die Idee kommt, dass hier kein echter Drummer, sondern ein Sample-Instrument für den Beat sorgt.

Produktionsfertig zusammengestellte Kits liefern perfekte Vorlagen, ideal als Inspirationsquelle und Ausgangsmaterial für eigene Rhythmen, aber auch für Auftragsarbeiten, die unter Zeitdruck absolviert werden müssen.

Die Engine des Superior Drummers bietet darüber hinaus zahlreiche Möglichkeiten, den Sound nach eigenen Wünschen zu gestalten. Über die Einzelausgänge des Mixers können auch externe Effekte komfortabel eingebunden werden. Die vorbildlich trockenen Samples der Direktmikrofonierung erlaubt die uneingeschränkte Verwendung externer Raumsimulatoren.

Im Gegensatz zu manch anderer Drum-Library, die im Echtzeitbetrieb mit niedriger Latenz hohe Systemanforderungen stellt (etwa eine SSD-Festplatte zum schnellen Streamen) hält sich die Leistungsanforderung beim Superior Drummer in genügsamen Grenzen. Auf unserem Testsystem kam die Leistungsanzeige von Cubase selbst bei schnellen Wirbeln und einer Latenz von 7 ms kaum über 10% hinaus. Die Kits des Indiependent SDX-Packs beanspruchen etwas mehr als 1 GB Arbeitsspeicher.

Der Preis ist ausgesprochen fair.

Testautor: Holger Obst

Plus:

  • rundum stimmig aufgenommene, handverlesene Auswahl an Instrumenten
  • exzellente Dynamik und Abwechslungsreichtum
  • produktionsfertige Kits
  • sehr lebendig und echt klingende Grooves
  • CPU-schonende Performance, live-tauglich

Minus:

Preis: 159.- EUR (UVP)

Hersteller: Toontrack

Produktseite

Systemvoraussetzungen:

  • PC: ab Windows 7
  • Mac: ab OS X 10.6
  • Formate: AU, VST, AAX, RTAS (Standalone in Kombination mit der kostenlosen Software „Toontrack Solo“)
  • 32 und 64 Bit