Test: Waves Cobalt Saphira

Saphira ist das erste Plug-in der neuen Cobalt-Serie aus dem Hause Waves. Die Cobalt-Plug-ins sollen eine analoge Klangbearbeitung in bislang noch nicht gekannter Qualität ermöglichen, unterstützt durch die Vorteile digitaler Kontrolle.

Recording Waves Cobalt Saphira

Saphira fügt dem Signal harmonische und disharmonische Obertöne hinzu, kombiniert mit einer Bandsättigung. Beides ist eigentlich nicht neu, doch die differenzierten Bearbeitungsmöglichkeiten erlauben es, das Obertonspektrum äußerst genau zu modellieren.

 

Bewertung
  • 100%
    Audioqualität - 100%
  • 70%
    Vielseitigkeit - 70%
  • 90%
    Systemanforderung (hoher Wert = niedrige Systemanforderung) - 90%
  • 60%
    Preis-Leistungsverhältnis - 60%
80%

Auf den Punkt gebracht

Saphira ist ein Plug-in für Feinschmecker. Richtig eingesetzt, fügt es dem Klang einen wunderbaren analogen Touch hinzu, wird aber als Effekt nicht auffallen, sondern für den Hörer unterhalb der Schwelle bewusster Wahrnehmung wirken.

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Installation

Die Installation und Autorisierung von Waves-Plug-ins ist komfortabel und bietet einige Extras: So kann die Lizenz auf einen Dongle geschrieben oder auch die Workstation selbst autorisiert werden. Eine dritte Möglichkeit bietet die Cloud. Lizenzen können über das Waves License Center jederzeit verschoben werden. Der iLok wird nicht mehr unterstützt. Mit dem Kauf erhält man Support für ein Jahr. Dieser kann kostenpflichtig verlängert bzw. jederzeit reaktiviert werden. Näheres zu diesem Thema finden Sie im Kapitel Installation unseres Testberichts zum Waves H-Reverb und auch in unserem Beitrag „Von Raubkopierern, Dongeln aus Purem Gold und anderen Autorisierungsschweinereien“.

Saphira läuft plattformübergreifend in den Formaten AU, VST, RTAS und AAX und liegt als Mono- und Stereo-Plug-in vor.

 

Überblick

Saphira bietet eine getrennte Bearbeitung von ungeraden (Edge) und geraden Obertonreihen (Warmth). Sieben verschiedene spektrale Verteilungen der Obertöne können als Grundmuster (A bis G) gewählt werden. Hier finden sich Obertonspektren von Röhren-, Solid-State- und Transistorschaltungen, die allerdings nicht näher gekennzeichnet sind.

Die Verteilung der Obertöne wird als Balkengrafik dargestellt, wobei die Höhe der Balken deren Lautstärke darstellt, die global durch den Return-Fader reguliert werden kann. Die Höhe einzelner Balken und damit die Lautstärke von Teilbereichen des Obertonspektrums lässt sich an dieser Stelle (etwa durch Klicken und Ziehen) nicht beeinflussen.

Saphira_Bild2

Diese Aufgabe übernehmen Vierband-Equalizer, mit denen sowohl Edge als auch Warmth ausgestattet sind. Geboten werden zwei vollparametrische Mitten sowie Hi- und Low-Pass-Filter (alternativ Shelving-Filter).

Wichtig ist die Erkenntnis, dass durch die Equalizer ausschließlich die Obertonspektren bearbeitet werden, nicht etwa das Gesamtsignal. Die Equalizer ermöglichen so eine einzigartig differenzierte Kontrolle der Klangfarbe, die man nie erreichen könnte, wenn man beispielsweise in der Insert-Kette hinter einem Sättigungs-Plug-in einen EQ positionieren würde.

Die Bedienung der Filter erfolgt über Wertefelder per Klicken und Ziehen oder Zifferneingabe. Alternativ geht es auch innerhalb der Kurvengrafik über die kleinen Punkte. Hier ist etwas Feinmotorik gefragt.

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Die Anzahl der Obertöne und die Dichte des Obertonspektrums hängt davon ab, wie stark man die beiden parallel arbeitenden Module Edge und Warmth via Send-Regler anfährt. Mit mäßiger bis mittlerer Dosierung erhält man einen leicht rauen (Edge) oder warmen (Warmth) Klang, hohe Eingangspegel führen tendenziell zu einem angezerrten Lo-Fi/Vintage-Klang (Edge), beziehungsweise zu einem kraftvollen, etwas angedickten und leicht komprimiert wirkenden Sound (Warmth). Zu hohe Send-Pegel führen zwar nicht unmittelbar zu digitalen Verzerrungen, es klingt dann jedoch eher nach einer überlasteten oder leicht defekten Analogschaltung.

Den Ausgangspegel sollte man speziell bei hohen Send- und/oder Return-Werten nicht aus den Augen verlieren – digitale Verzerrungen machen jeden schönen Effekt zunichte. Ein Output-Fader hilft weiter. Einen weiteren Mix-Regler für den Gesamteffekt gibt es nicht.

Klein und bescheiden präsentiert sich die Bandsimulation:

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Davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Mit fünf wählbaren Geschwindigkeiten und einem Wertefeld für die Effektstärke reicht ihr Einfluss von einer subtilen Aufwertung der Lebendigkeit des Signals über einen Zugewinn an Tiefe bis hin zu Instabilitäten und dezentem Eiern.

Im Mittelpunkt steht allerdings die Feinarbeit am Sound, und hier bietet Saphira bis hin zu subtilsten Nuancen ein breites Spektrum an Möglichkeiten.

Waves hat dem Plug-in erfreulicherweise eine Reihe von Vorlagen mit auf den Weg gegeben – für das Mastering …

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… für die Bearbeitung einzelner Instrumente …

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.. und für Gruppen:

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Audiodemos

Ein genaues Einstellen des Effektes, den Saphira bietet, verlangt in vielen Fällen sensible Ohren (und natürlich auch gute Kopfhörer oder Monitore). Insbesondere beim Mastering oder bei der Bearbeitung von Gruppen, also bei Signalen, die das Frequenzspektrum weitgehend ausfüllen, erweist sich Saphira als subtiler Effekt.

Um diesem Umstand gerecht zu werden, liegen alle Audiodemos dieses Tests in 320k mp3 – Qualität vor. Als Bearbeitungsvorlage dienen Loops aus Überschall Sample-Libraries. Saphira wird jeweils im zweiten Durchgang des Loops bzw. nach 2 oder 4 Takten eingeschaltet.

Ein Loop der Library „Pop Ballads“ mit dem Saphira Mastering-Preset „3D“:

 

Hier mit dem Mastering Preset „Awsome“:

 

Mit dem Preset „Sweet Dirt“. Damit die Wirkung nicht ganz so subtil ist, habe ich die Send-Level der beiden Harmonics-Generatoren etwas angehoben, wodurch das Obertonspektrum reichhaltiger wird:

 

Deutlicher macht sich der Effekt bei der Bearbeitung einzelner Instrumente bemerkbar. Ein Bass aus der Ueberschall-Library „Electric Bass“ mit dem Saphira Preset „Bass 1“ (welches hier schon nach zwei Takten einsetzt):

 

Der Bass wird runder und mächtiger, im Attack eine Prise deutlicher.

Das Preset „Drum Room Boom“ mit einem Loop aus Ueberschall Drums. Saphire setzt nach zwei Takten ein:

 

Eine Abwandlung dieses Presets: Die überbetonten Bässe habe ich zurückgenommen, dafür die Höhen etwas angeraut.

 

Abschließend noch eine kurze Phrase, bei der ein Kontrabass, eine Gitarre und eine Rhythmusmaschine zusammenspielen (wiederum Ueberschall-Loops aus den Libraries Upright Bass, Guitar und The Ressource Vol. 1). Zunächst ohne Saphira:

 

Und nun mit gleich vier Instanzen des Effekts: Jeweils eine Spezialbearbeitung für die Instrumente und dann noch das Mastering-Preset „Add Bark“ für die Summe:

 

Der Saphira-Mix klingt detailreicher und lebendiger. Da ich durch die Verwendung in den Instrumenten-Tracks und dann noch einmal in der Summe das Obertonspektrum gleich doppelt bearbeitet und damit etwas übertrieben habe, kommt eine Portion Schmutz mit hinzu.

Trotz der ausgeklügelten Bearbeitung der Obertonspektren ersetzt Saphira jedoch keinen Exciter. Umgekehrt gibt es auch keinen Exciter, der solch feine Klangveredelungen zulässt. Was die Tiefe, Kohärenz und Wärme betrifft, gibt es jedoch auch andere Kandidaten, die diesen Effekt mit sich bringen, beispielsweise gute Emulationen legendärer Equalizer, wie man sie auch im Sortiment von Waves findet.

Hier habe ich anstelle von Saphira drei Instanzen des Aphex Aural Exciter – Plug-ins in den Instrumentenspuren verwendet …

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… und im Stereo-Out Eddie Kramers Tape-Simulation:

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Mit folgendem Ergebnis:

 

Etwas anders – aber meiner Meinung nach keinesfalls schlechter als der Saphira-Mix.

Jetzt nehme ich zu den Excitern und der Tape-Simulation noch Saphira im Stereo-Out hinzu, und zwar vor der Tape-Simulation (die Saphira-interne Tape-Simulation schalte ich natürlich aus).

 

Tatsächlich macht Saphira den Mix noch eine Spur plastischer.

 

Bedienung, Systemanforderungen und Bugs

Saphira ist leicht zu bedienen. Eine Lektüre des englischsprachigen Handbuchs, das man vom Plug-in aus erreicht, ist kaum notwendig. Angenehm ist die Undo- und A/B-Vergleichsfunktion, über die alle Waves Plug-ins verfügen. Letztere erlaubt beispielsweise das Hin- und Herspringen zwischen zwei Kombinationen aus Equalizereinstellungen und alternativen Oberton-Basisspektren, was enorm dabei hilft, sich in die Wirkungsweise dieses sehr speziellen Effekts hineinzuhören.

Erfreulicherweise fordert Saphira kaum nennenswert CPU-Leistung ein und ist daher auch live und bei geringen Latenzen (respektive Puffergrößen) problemlos verwendbar.

Bugs sind mir nicht begegnet. Saphira lief während der Testphase absolut stabil.

 

Fazit

Waves Cobalt Saphira bietet eine differenzierte Gestaltung der Spektren harmonischer und disharmonischer Obertöne, wie sie – rein technisch gesehen – mit keinem anderen mir bekannten Plug-in möglich ist.

Grundlage hierfür sind neben den sieben alternativen Oberton-Basisspektren die beiden Vier-Band-Equalizer, separat für Edge und Warmth, die sich ausschließlich der Bearbeitung der Obertöne widmen. Auch mit der Veränderung des Eingangspegels lässt sich auf einfache Weise viel bewirken: Je mehr Dampf anliegt, desto breiter und dichter das Obertonspektrum. Saphira gibt sich hier erfreulich dynamisch. Eine kleine aber feine Bandsimulation rundet das gelungene Analog-Feeling ab.

Dramatische Veränderungen der Klangfarbe, insbesondere bei allen Signalen, die das Frequenzspektrum in voller Breite ausfüllen, sollte man von Saphira allerdings nicht erwarten. Der Effekt ist eher subtil. Auch ein verunglücktes, muffiges Master wird man mit Saphira alleine nicht retten können.

Gleichwohl bewirkt Saphira eine Aufwertung des Klangs, der an Tiefe, musikalisch-organischer Kohärenz und auch an Transparenz und Intimität gewinnen kann, ohne dass dabei der Grundcharakter der Instrumente verfälscht würde. Ermüdungserscheinungen oder die Gefahr eines übermäßigen Einsatzes, wie er bei der Verwendung von Excitern auftreten kann, werden sich bei Saphira nicht einstellen.

Saphira ist ein Plug-in für Feinschmecker. Richtig eingesetzt, fügt es dem Klang einen wunderbaren analogen Touch hinzu, wird aber als Effekt nicht auffallen, sondern für den Hörer unterhalb der Schwelle bewusster Wahrnehmung wirken.

Der Preis ist angemessen. Ein Antesten der voll funktionsfähigen Demo-Version ist empfehlenswert.

Testautor: Holger Obst

Plus:

  • Sieben verschiedene Oberton-Grundmuster
  • Separate Bearbeitung gerader und ungerader Obertöne durch Vierband-Equalizer

Neutral:

  • Subtiler Effekt, insbesondere beim Mastering

Minus:

Preis: 149.- US$ (regulär, 12. 10. 2015)

System

  • Mac ab OSX 10.7 bis 10.11
  • Win ab 7 SP 1
  • Formate: AU, VST, VST3, AAX, RTAS

Hersteller: Waves

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