Test: 2CAudio B2

B2 ist ein nicht-linearer Raumsimulator mit Dual-Engine und besonderen Extras wie etwa einem Sättigungs-Modul und einer vielseitigen Dynamikkontrolle. Deklariertes Ziel des Herstellers ist es, über die Imitation natürlicher Räume hinaus zu gehen. 2CAudio preist B2 selbstbewusst als fortschrittlichstes Exemplar seiner Gattung an und legt damit die Messlatte hoch. Ob B2 der hohen Selbsteinschätzung gerecht wird und wie sich B2 in der Praxis schlägt, erfahren Sie bei uns.

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Zusammenfassung
  • 100%
    Audioqualität - 100%
  • 95%
    Angebot an Presets / Vielseitigkeit - 95%
  • 95%
    Bearbeitungsmöglichkeiten - 95%
  • 80%
    Bedienkomfort - 80%
  • 40%
    Systemanforderung (hoher Wert: niedrige Systemanforderung) - 40%
  • 85%
    Preis-Leistungsverhältnis - 85%
82.5%

Auf den Punkt gebracht

2CAudio B2 ist ein Raumsimulator der Extraklasse. B2 klingt ausgesprochen organisch, fein, vibrierend und lebendig. Ein wahrlich musikalischer Hallerzeuger. Die exzellente Klangqualität fordert ihren Preis ein: Die Anforderung an die CPU ist überdurchschnittlich.

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Überblick

Wie in der Abbildung oben bereits zu sehen, spart 2CAudio bei B2 nicht mit Bedienelementen. Zwar sieht es auf den ersten Blick nicht ganz so überladen aus wie beim hauseigenen Mitbewerber Aether, doch es wird klar, dass B2 nicht zu den auf wenige globale Parameter reduzierten Raumsimulatoren gehört, die sich ohne jegliche Kenntnisse des Raumklang-Designs von jedermann sofort bedienen lassen.

„B2 ist ein professionelles Produkt für Profis“ meint der Hersteller. Davon sollten sich aber all jene, die ungern Bedienungsanleitungen lesen und eigentlich nur einen guten Hall haben wollen, nicht sofort abschrecken lassen, denn zu B2 gehört eine gut strukturierte Kollektion an Presets.

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Beim Finden des richtigen Presets hilft nicht nur die meist wegweisende Namensgebung („Closer to me“, „Dark Ambience“, „Techno Club“), sondern auch eine Kategorisierung nach Hallarten (Ambience, Chambers, Churches, Halls, Plates, Rooms). Speziell für Drums und Vocals gibt es eine eigene Kategorie.

„Hand Percussion Space“ klingt beispielsweise so (die Drums stammen aus Native Instruments West Africa; B2 habe ich nach kurzem trockenem Intro eingeschaltet):

 

Neben den klassischen Hall-Presets gibt es auch eine Reihe von Effekthalls.

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Hier trifft man unter anderem auf Echocluster und Granulareffekte.

Orbital Spin:

 

Lucid Dream (Die Stimme stammt aus Soundiron Voice of Rapture The Alto):

 

Wem die Ausstattung mit 1141 Presets nicht reicht, kann sich weitere Expansion-Packs zulegen, die thematisch sortiert sind. Einen kleinen Vorgeschmack auf diese Erweiterungen sind in der Werkslibrary enthalten.

Setzt man sich mit der Architektur auseinander und steigt ins Editieren ein, findet man zwei komplett unabhängige, identisch ausgestattete Engines vor. Für die Gestaltung des Raumklangs stehen zahlreiche Dämpfungs-Filter und Equalizer-Presets bereit (Simulieren von Materialeigenschaften). Vier globale Typen des Reflexionsverhaltens, vier Routings der modularen Struktur, vier Dichte-Modi, zwölf Contour-Modi, zwei Modulations-Modi, drei Modulations-Dichten, vier dynamische Modi und vier dynamische Routings erlauben schier endlose Konfigurationen und Parameter-Kombinationen.

 

Installation

Die Installation und Autorisierung verläuft reibungslos und ist benutzerfreundlich. Unmittelbar nach dem Erwerb im Galbanum-Shop wird ein Download-Link bereitgestellt. Die knapp 70MB große Datei ist im Nu heruntergeladen. Per Email erhält man eine Seriennummer, die beim ersten Start des Plugins abgefragt wird.

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Über den Galbanum User-Account steht der Download auch später zur Verfügung – falls eine komplette Neu-Installation erforderlich wird. Die Seriennummer wird dort allerdings nicht angezeigt. Es empfiehlt sich also, diese sicher abzuspeichern oder sogar auf Papier zu notieren.

Während der Installation ist es möglich, sich auf die notwendigen Formate zu beschränken.

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Auch den Pfad für das Plugin kann man bei Bedarf ändern. In unserem Fall wurde der richtige Ordner für das 64-Bit Plugin automatisch erkannt.

B2 läuft auf dem Mac ab OSX 10.6.8, auf Windows ab Version 7. Es werden die Formate AAX, AU und VST in 32 und 64 Bit unterstützt. Im Bedarfsfall stellt 2CAudio auch eine Version für Windows XP bereit, obwohl dieses Betriebssystem offiziell nicht unterstützt wird. Wie wir noch sehen werden, fordert B2 je nach Wahl des Oversamplings und der Parameterkonstellation eine nicht unerhebliche CPU-Leistung ein. Die Unterstützung älterer Betriebssysteme ist in der Praxis daher nur bedingt von Nutzen, wenn nämlich der Rechner über schnelle Prozessoren verfügt.

 

Gestaltung virtueller Räume

Das futuristische Design von B2 behindert den Einstieg ins Editieren nicht: Hat man sich die Oberfläche einmal in Ruhe betrachtet, so findet man schnell die Standard-Parameter Predelay (in Millisekunden, nicht alternativ temposynchron in Notenwerten), Mix (mit Arretier-Funktion: das Verhältnis zwischen dry und wet wird dann beim Presetwechsel nicht verändert), Raumgröße und Nachhallzeit.

Neben der herkömmlichen Betriebsart mit Frühen Reflexionen und Nachhall kann auch das Echo-Feedback ausgeschaltet werden. Man erhält dann ein Multitap-Delay ohne Nachhall.

Auch der komplette Hall ist abschaltbar. Übrig bleibt dann ein einzelnes Echo, welches mit EQ, Dämpfung, Saturation und dem Dynamics-Modul bearbeitet werden kann, etwa für Slap-Back-Echos mit oder ohne Kombination der zweiten Engine.

Eine Temposynchronisation der Echos, etwa durch Verschieben der Balken auf ein Raster oder durch eine alternative Notenwerteskala zeitabhängiger Parameter, ist nicht an Bord.

Über Cascade kann das Ausgangssignal von Engine 1 in den Eingang von Engine 2 geleitet werden.

Mit Balance regelt man den Anteil zwischen Engine 1 und 2.

Die obere Displayzeile gibt Auskunft über die Position von Frühen Reflexionen und Nachhall (in Dunkel- und Hellblau), die Reflexionsdichte (Farbintensität) der Echos und die Diffusion des Nachhalls (mit vier Basis-Modi), den Kurvenverlauf von Dämpfung (39 Presets) und Equalizer (32 Presets) sowie den Sättigungsgrad der harmonischen Verzerrungen (33 Presets von Röhrensättigung bis zu Bit-Reducer).

Das Dämpfungsfilter arbeitet in der Feedback-Schleife des Hallalgorithmus. Dies führt dazu, dass mit fortschreitender Hallzeit die Wirkung des Filters zunimmt: Wählt man eine Höhendämpfung, so erklingen späte Reflexionen deutlich höhenärmer als frühe Reflexionen – ganz wie im richtigen Leben, wo die Echos mit jeder erneuten Reflexion durch höhenabsorbierende Wandmaterialien dumpfer klingen. Umgekehrt lassen sich irreale Räume erzeugen, bei denen die Reflexionen entlang der Zeitachse höhenreicher werden. So entstehen schwirrende, flirrende Halleffekte.

Im Gegensatz zum Filter liegt der Equalizer außerhalb der Feedbackschleife des Hallalgoritmus und wirkt unabhängig vom zeitlichen Verlauf des Halls.

Wo andere Hersteller auf eine Reihe von Reglern setzen (etwa vollparametrische Mehrband-Equalizer), bestimmt bei B2 die Auswahl des Filter- bzw. Equalizertyps den Basisklang, der lediglich mit einem globalen Regler zur Formung und Wirkungsstärke bedient wird. Dank der reichlichen Auswahl funktioniert dieses Konzept gut und liefert eine große Bandbreite von „Materialeigenschaften“ in erlesener Qualität.

Um den Filter/Eq-Typ zu wechseln, muss man allerdings immer wieder das Aufklappmenü öffnen. Das hemmt aus Dauer ein wenig den Arbeitsfluss – zwei Pfeiltasten, mit denen man durch die Presets zappen könnte, wären eine gute Ergänzung. Die Namenskürzel (z. B. BP P SF = Band Pass filter with a very gentle slope) lassen nur begrenzt Rückschlüsse auf den Filtertyp zu – die Kurvengrafik des Filterverlaufs gibt zusätzliche Informationen.

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Links daneben schaltet man zwischen den beiden Engines „Alpha“ und „Beta“ (in Blau und Grün) um, kopiert Parametereinstellungen von einer Engine zur anderen oder verlinkt beide, wenn Parameter identisch eingestellt werden sollen.

Schließlich kann man zur grafischen Darstellungen der Echomuster umschalten …

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… und erhält hier ein detailliertes optisches Feedback. Jedes einzelne Echo wird in seiner Lautstärke (Balkenhöhe) angezeigt. Ein Zeichenwerkzeug, mit dem man Echos im Display erzeugen oder deren Lautstärkeverlauf malen kann, wäre der Clou – ein solches gibt es aber nicht. Anstatt dessen steht eine Reihe von Parametern zur Verfügung, mit denen sich das Muster der Echos praktisch beliebig transformieren lässt.

Bei diesen Parametern handelt es sich um

  • Range (zeitliche Ausdehnung und Platzierung entlang der Zeitachse),
  • Width (Ausdehnung),
  • Random (zufällige Platzierung der einzelnen Echos),
  • Curve (in der Lautstärke ansteigend/abfallend) und
  • Contour (mit Aufklappmenü: 12 globale Lautstärkekurven über alle Echos hinweg)
  • Density (Häufigkeit der Echos bzw. Dichte)

Eine Funktion für temposynchrone Echos wie etwa „Move/Snap to Time Grid“ gibt es nicht. Zugegeben: Mir fällt im Moment auch kein Hall ein, der so etwas kann. Aber da B2 ja der Fortschrittlichste seiner Gattung sein soll, wäre das doch ein weiteres hübsches Top-Product Feature gewesen.

Nach den ersten Experimenten wird man sich auch der Tatsache bewusst, dass es keine Undo-Funktion gibt. Hat man also ein respektables Zwischenergebnis erreicht, sollte man dies

über das Load/Save Menü abspeichern, bevor man weiter experimentiert.

Eine Alternative ergibt sich durch die preset-internen Varianten A und B. Man kann ein unter A erarbeitetes Zwischenergebnis auf B übertragen, dort weiter bearbeiten und hat Version A zum direkten Vergleich immer griffbereit.

Von der Attitude-Darstellung kann man in die Dynamics-Darstellung wechseln. Das Dynamics Modul kann als Gate oder Compressor eingesetzt und auch zu Ducking-Zwecken verwendet werden. Ducking komprimiert das Effektsignal in Abhängigkeit von der Lautstärke des eingehenden Audiosignals. Bei Pegelspitzen des Originalsignals wird der Halleffekt dadurch leiser, was zur Folge hat, dass selbst dichte und dominante Raumklänge verwendet werden können, ohne dass der Mix intransparent und vom Halleffekt vollkommen überlagert wird.

Es stehen eine Reihe von Presets, unter anderem für Ducking, Gating oder auf die Betonung von Transienten abzielende Einsätze zur Verfügung. Was bei den Filter/EQ-Typen fehlt, ist hier vorhanden: Zwei Pfeiltasten, mit denen man schnell durch die Presets zappen kann. In der Praxis erweist sich diese Funktion als sehr hilfreich, um zwischen einer Vielzahl von Vorlagen die ideale Variante herauszufinden.

Darstellungsmodus Dynamics (hier der Kompressor):

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Darstellungsmodus Attitude (hier: Bit-Reducer):

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In diesem Modus wird auch die Schaltfläche für Oversampling (2- oder 4-fach) sichtbar. Vierfaches Oversampling wird man wegen der hohen CPU-Last eher offline beim Bouncen/Rendern benutzen.

Im Info-Menü lassen sich grundlegende Einstellungen zum Oversampling und zur Interpolation vornehmen:

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Im Gegensatz zu statischen Faltungshalls verfügt B2 als algorithmischer Hall über Modulationen. Intern (und ohne Bedienelemente) wird das Frequenzspektrum der Hallfahne fortlaufend leicht moduliert. Tonhöhenveränderungen sind nicht wahrnehmbar, denn hier geht es nicht um einen Spezialeffekt, sondern um die Simulation natürlicher Räume, bei denen (unter anderem) Luftströme, eine sich ständig wandelnde makroskopische Temperaturverteilung, Dichteveränderungen der Luft oder sich im Raum bewegende Objekte zu einer Modulation des Reflexionsverhaltens führen.

Für weitere subtile bis deutlich hörbare Modulationen des Frequenzspektrums der Hallfahne sorgt ein LFO mit Zufallswellenform (Modi: Natural und FX). Dessen Geschwindigkeit und Einflussstärke ist regulierbar. Wieviele der Echos durch den LFO moduliert werden, ist per Aufklappmenü über Density-Presets (Nano, Lo, Hi, Xtrem) wählbar.

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Mit Cross und Width stehen weitere grundlegende Parameter bereit, die das Stereopanorama des Hallsignals betreffen. B2 ist ein True-Stereo-Hall. Das linke und rechte Signal wird komplett getrennt berechnet. Mit Cross definiert man, ob ein eingehendes Stereo-Signal separat in den linken und rechten Kanal eingespeist wird (Cross = 0%) oder ob es zu einem Mono-Signal reduziert werden (Cross = 100%).

Width vergrößert die Stereobreite des eingehenden Signals.

 

B2 in der Praxis

Nach kurzer Einarbeitung in die Architektur beginnt das Experimentieren mit B2 viel Spaß zu bereiten. Benutzer, die sich mit algorithmischen Halleffekten auskennen, werden sich in weiten Bereichen schnell zurechtfinden. Um alle Funktionen in den Griff zu bekommen ist jedoch ein Blick in die Bedienungsanleitung (PDF Manual in Englisch) erforderlich. Wer nicht über einigermaßen fortgeschrittene Englischkenntnisse verfügt, wird durch die teils weit ausholenden Erläuterungen etwas ausgebremst. Wer im Englischen einigermaßen versiert ist, darf sich über mancherlei interessante Hintergrundinformation bis hin zur im Ansatz philosophischen Betrachtungen zur Hallprogrammierung freuen. Einen guten Vorgeschmack liefert die Produktseite des Herstellers.

Mit B2 lässt sich der Raumklang auf vielerlei Weise bis ins kleinste Detail gestalten. Dabei sind die Klangergebnisse immer von höchster Qualität. B2 produziert ausgesprochen fein gezeichnete Reflexionsmuster. Rappelige Echos oder grobkörnig wirkende Hallfahnen mit unerwünschten Granulareffekten gibt es hier nicht. B2 klingt immer transparent. Selbst Extremeinstellungen wie sukzessiv höhenreiche Reflexionen (per Filter) liefern beachtliche Ergebnisse. Die meisten andere Halls offenbaren spätestens bei solchen (zugegebenermaßen selten sinnvollen) Einstellungen eklatante Schwächen.

Zur Verdeutlichung ein Snare-Schlag mit höhenreichem, langsam ausklingendem Hall. (In einem musikalischen Kontext wäre ein solcher Effekt für eine Snare sicher nicht sinnvoll, zur Demonstration eignet sich ein kurzer Impuls jedoch am besten. Das Audiodemo ist ein 320 k – mp3-File.)

 

Hier ein angesehener Mitbewerber, bei dem die Höhen grobkörniger und im Verlauf unregelmässiger wirken:

 

Ausrutscher in unbrauchbare Ergebnisse treten selten auf. Beim freien Modulieren und Experimentieren trifft man vielmehr auf eine Reihe von Zwischenergebnissen, bei denen es sich lohnt, diese als Presets abzuspeichern. Das funktioniert komfortabel und auf vielerlei Weise, unter anderem in dem bereits angelegten User-Ordner, der ohne umständliche erneute Pfadeingabe bei jedem Start von B2 im Browser angezeigt wird. Auch lassen sich die beiden Engines separat abspeichern.

Hier einige Beispiele für Eigenkreationen mit B2. Zunächst habe ich versucht, einen kleinen, hell klingenden Raum für das bereits zu Beginn verwendete Percussion-Ensemble zu erzeugen, der über Resonanzen und Klangeigenschaften verfügt, welche zu den Trommeln passen und diese gut in Szene setzen. Der Hall soll lediglich zur Fülle und Natürlichkeit der Darbietung beitragen und nicht als Effekt in den Vordergrund treten. Als Ausgangsbasis habe ich das Preset „Dark Ambience“ verwendet, bei dem nur eine Engine zum Einsatz kommt.

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Das Preset B2, Dark Ambience, habe ich nach einem trockenen Intro eingeschaltet:

 

Nun habe ich den Hallraum verkleinert, die Höhendämpfung etwas zurückgenommen, das Reflexionsspektrum per LFO moduliert, eine leichte Sättigung eingeschaltet, das Dynamics-Modul als Gate eingesetzt und mit der zweiten Engine einen geringfügig größeren Raum hinzugemischt:

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Der zuvor bereits verwendete Gesang klingt mit dem Preset „Diamond Chapel“ so:

 

Diamond Chapel:

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Will man einen Hall mit erkennbaren Echos, so reicht es, den Wert für Range zu reduzieren. Die Verteilung der Echos konzentriert sich dann auf einen begrenzten Zeitabschnitt.

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Nebenbei: Bei zweifachem Oversampling (welches sich in einer feineren, transparenteren Hallqualität bemerkbar macht) beansprucht die lang ausklingende Hallberechnung bei einer

Puffergröße von 128 Samples und einer Latenz von rund 7 ms auf unserem Testsystem (s. Anhang) rund 45% der Rechenleistung eines Kerns. Zwar erweist sich auch eine minimale Puffergröße von 64 Samples noch als tragbar (CPU-Leistungspeaks bei 75%); im Rahmen eines größeren Projektes und zusammen mit anderen Effekten und virtuellen Klangerzeugern wird man, wenn man geringe Latenzen zum Einspielen (oder live) benötigt, das Oversampling jedoch ausschalten müssen. B2 gehört definitiv nicht zu den CPU-schonenden Raumsimulatoren.

Zurück zum Gesang. Für eine Verdichtung der Stimme eignet sich das Preset „Clear Verse Vocal 1“:

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Hier eine weitere Eigenkreation: Eine Kombination aus einer Verdichtung der Stimme mit einem langen aber warmen und etwas dunklen Nachhall (die Dual-Enegine macht so etwas mit einer Instanz möglich):

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Unser nächster Protagonist ist ein Cello (aus Best Service: Emotional Cello). Zunächst trocken:

 

Und jetzt mit dem bereits für den Gesang verwendeten Preset:

 

Eine Variation des Presets „Random Cathedral“:

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B2 produziert wunderbar bewegliche, beinahe übernatürliche Schwebungen.

Experimente mit sehr kleinen Raumgrößen, LFO-Modulation und dem Sättigungsmodul führen zu Räumen mit metallischen, sich tonal verändernden Resonanzen. Ähnliche Ergebnisse kenne ich nur vom Eventide UltraReverb, dort klingen solche Effekte allerdings nicht ganz so körperhaft und voll.

Hier ein Groove aus Omnisphere 2, zunächst trocken:

 

Jetzt mit B2:

 

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Diesen Beat aus Tootracks EZdrummer, Kit Electronic …

 

… habe ich über einen anderen metallischen Experimentalraum laufen lassen. Hier habe ich die Sättigungsmodule für beide Engines eingesetzt:

 

Mir ist kein anderer Reverb bekannt, der solche Raumresonanzen in dieser hohen Qualität zustande bringt. Selbst Eventides UltraReverb (einer meiner persönlichen Top-Favoriten), der ebenfalls manche extreme Raumsimulation meistern kann, kommt hier nicht mehr ganz mit. B2 überschreitet die Grenze zwischen Halleffekt und Instrument: Bei solchen extremen Einstellungen wird das eingehende Signal zu einem Impulsgeber, der den Raum in Schwingung versetzt.

Im letzten Audiodemo habe ich die Hallzeit der zweiten Engine animiert. Fließende Parameterveränderungen sind in diesem Fall ohne Knacken oder unerwünschte Artefakte möglich. Die Anzerrungen werden wiederum durch das Sättigungsmodul und zusätzlich durch Kompressoren der Dynnamic Module mit extrem, kurzen Attack- und Releasezeiten produziert.

 

Fazit

2CAudio B2 ist ein Raumsimulator der Extraklasse. Die Kombination aus zwei Engines, beide mit genau definierbaren Echomustern und Hallfahnen, Spektralmodulation, Dämpfung, Equalizer, Dynamics und Sättigungsmodul macht Halleffekte möglich, die mir in dieser Form und der erstklassigen, fein auflösenden und transparenten Audioqualität noch bei keinem anderen Raumsimulator begegnet sind. 2CAudio ist zu Recht stolz auf diese Kreation.

Die Palette an Presets deckt sowohl natürliche Räume verschiedener Größe von einer winzigen Kammer bis zum Dom ab, als auch übernatürliche Effekthalls, etwa spacige Grain-Varianten oder gigantische Blechdosen mit Eigenresonanzen, die völlig neue Klangfarben ins Spiel bringen und die Grenze zwischen Effekt und Instrument überschreiten.

Das Experimentieren mit B2 macht nach kurzer Einarbeitungszeit sehr viel Freude und birgt die Gefahr zu nächtelangen Exkursionen durch Raum-Klang-Gebilde, wie man sie so bislang noch nicht erforschen konnte.

B2 klingt ausgesprochen organisch, fein, vibrierend und lebendig. Ein wahrlich musikalischer Hallerzeuger für alle möglichen Anwendungen – instrumenten- und genreübergreifend. Wer auf der Suche nach einem hochwertigen, vielseitigen Hall ist, sollte sich B2 anhand der Demo-Version näher ansehen.

B2 wird als Effekthall mit ungewöhnlicher Modulkombination beworben, ist aber eher ein Allrounder mit zusätzlichem breitem Angebot an Spezialitäten. Andere Mitbewerber, angefangen beim hauseigenen Aether, können dennoch sinnvolle ergänzende Alternativen sein. Es gibt nämlich auch Dinge, die B2 nicht kann, beispielsweise temposynchrone Echos (wie man sie bei mehreren Mitbewerbern findet) oder eine (seltenere) Surround-Version des Plugins.

Die exzellente Klangqualität fordert ihren Preis ein: Will man B2 mit niedrigen Latenzen live oder während der Einspielphase nutzen, sollte die CPU schnell sein.

Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut. B2 schlägt in puncto Klangqualität und Gestaltungsmöglichkeiten so manchen hoch dotierten und zurecht beliebten Mitbewerber. Deshalb gibt es von uns auch beide Awards! Die unten aufgeführten Minus-Punkte sind gering zu gewichten.

Wie sich das Produkt im Vergleich unter 14 Hallerzeugern geschlagen hat, erfahren Sie hier.

Testautor Holger Obst

Top Product Award

Best Value Award

Plus

  • Dual Engine: zwei mischbare und kaskadierbare algorithmische Raumsimulatoren mit voller Ausstattung
  • exzellenter Klang: hoch auflösend, rund, musikalisch
  • spektrale Modulation der Hallfahne
  • Allrounder und Spezial-Effekthall in einem Plugin
  • Umfangreiche Presetauswahl für Dämpfung und Equalizer
  • Dynamikmoul mit einzigartiger Funktionalität (Gate, Side-Kompressor und mehr)
  • Sättigungsmodul mit nonlinearen, harmonischen Verzerrungen
  • außergewöhnlich umfangreiche Gestaltungsmöglichkeiten der Reflexionen
  • Spaßfaktor: Raumklang-Experimente reichen bis zum Einsatz als Hall-Instrument
  • Für User mit guten Englischkenntnissen: Interessantes Manual mit Hintergrundinformationen

Minus

  • Kein Tempo-Sync für Multitap-Echos (als deklariert „fortschrittlichster Raumsimulator“ sollte diese Funktion an Bord sein).
  • PDF-Manual für User mit weniger guten Englischkenntnissen etwas zu weit ausholend. Ein Quickstart-Manual wäre wünschenswert.

Preis

  • rund 250 US$
  • Expansion-Packs: je rund 25.- US$, im Bunde rund 70.- US$

System

  • Mac ab OSX 10.6.8
  • Windows 7 und 8 (XP 7 ohne Gewähr/Support)
  • Formate: AAX, AU, VST
  • 32 und 64 Bit

Hersteller

Testsystem

  • PC Intel Core i7 3930K, Windows 7, Cubase 7, Motu 828 mKII
  • Testprojekt mit 44,1 kHz Samplerate und 24 Bit Auflösung.
  • Audiodemos überwiegend in 128k mp3.