Test: FabFilter Pro-R

Fazit

FabFilter Pro-R liefert einen runden, warmen und musikalischen Klang mit exzellenter Auflösung und gehört unter den algorithmischen Reverbs zu den Spitzenprodukten. Den Klang könnte man als eine Art Fortsetzung edler Vintage-Reverbs mit zeitgemäß hoher Audioqualität bezeichnen, denn die Feinheit, mit der auch das Höhenspektrum gezeichnet wird, ist erstklassig.

In unserem Vergleichstest wäre FabFilter Pro-R ohne Zweifel auf einem der vorderen Plätze gelandet.

Die Bedienung ist wunderbar einfach, sodass man mit dem Pro-R spielerisch Räume gestaltet und dabei fließend zwischen verschiedenen Raumformen und Größen, ausgestattet mit unterschiedlichen Materialeigenschaften wechseln kann. Auch die Entfernung der Schallquelle ist fließend veränderbar. Zusammen mit dem Panner können Instrumente quasi durch den Raum wandern – frei von Artefakten und ohne plötzliche CPU-Peaks. Per Automation oder Steuerung über externe Controller (MIDI-Learn) sind solche Wechsel rasch erstellt und speziell als Szenenübergänge bei der Post Production von Interesse. Das Aufzeichnen der Parameterspuren ist dennoch etwas mühsamer als es der Wechsel zwischen fertigen Presets wäre. Diese Option bietet FabFilter Pro-R nicht an.

Die Ausstattung mit Makro-Parametern, die musikalisch sinnvoll ineinandergreifen, ist eine feine Sache. Der Decay-Rate-EQ erlaubt eine genaue Kontrolle des Nachhalls von Teilspektren. Mit den hier möglichen fließenden Übergängen in Kurvenform ist mir das bei noch keinem anderen Reverb begegnet.

Auch der Post EQ mit unterschiedlichen Filtern und einer Pegelanhebung/absenkung um bis zu 30 dB ist ein mächtige Werkzeug. Damit lassen sich auch unnatürliche Räume mit starken Resonanzen formen. Lediglich metallisch klingende Räume wie etwa Öltanks oder irreale Blechbehälter, die so klingen, als würden sie sich fortlaufend verformen, sind mir nicht gelungen. Zugegeben: Bei der Abmischung von Songs sind solche Räume auch kaum gefragt, eher beim Sounddesign oder als Spezialeffekt bei der Spielevertonung. Eine Animation der Filter des Pro-R bewirkt wiederum extravagante Materialmetamorphosen, wie man sie bei den Mitbewerbern, die solche Blechdosen-Halls möglich machen, nicht 1:1 wiederfindet.

Eine getrennte Bearbeitung von Frühen Reflexionen und Hallfahne vermisst man nicht. Im Gegenteil: FabFilter Pro-R liefert immer natürlich klingende, ausbalancierte Reflexionsmuster. Frühe Reflexionen und Hallfahne gehen nahtlos ineinander über und sind nicht als getrennte Bestandteile des Halls wahrnehmbar – wie im richtigen Leben.

FabFilter Pro-R wird zu einem fairen Preis angeboten, steht damit aber nicht alleine da, sondern bewegt sich in etwa auf Augenhöhe mit einigen vergleichbar potenten Mitbewerbern.

Unterm Strich liefert FabFilter Pro-R einen eigenständigen, facettenreichen und quasi morphfähigen Raumklang, den in dieser speziellen Art kein Mitbewerber bietet. Auch wenn Sie schon einige Raumsimulatoren haben, wird FabFilter Pro-R Ihre Auswahl an Möglichkeiten bereichern. Aufgrund der ausgesprochen niedrigen CPU-Last ist FabFilter Pro-R zudem ein iealer Kandidat für Live-Anwendungen. Ein Antesten der Demo-Version ist empfehlenswert.

Testautor: Holger Obst

Plus:

  • fließende Übergänge zwischen Räumen ohne Artefakte
  • intuitiv bedienbar
  • effektive und sinnvolle Makro-Parameter
  • musikalisch klingender, warmer und in den Höhen seidiger Hall
  • Abklingzeit über Decay-Rate-EQ-Kurve mit sechs Ankerpunkten zeichenbar
  • abgedrehte Halleffekte möglich
  • exzellente Audioqualität
  • MIDI-Learn
  • großzügige Ausstattung mit Presets
  • großzügiges, skalierbares Interface (Retina-Support)
  • extrem geringe CPU-Last

Minus:

Preis: 169 EUR

System:

  • Win: ab Vista, XP, 7. 8. 10
  • Mac: ab OSX 10.6
  • Formate: VST 2, VST 3, AU, AAX
  • 32 und 64 bit

Hersteller: FabFilter

Inhalt:

Einleitung
Zusammenfassung
FabFilter Pro-R – Rundgang
Presets und Klangqualität
Mitbewerber
Fazit