Test: ProAudioDSP Dynamic Spectrum Mapper V2

Parameter und Bedienoberfläche

  • Die beiden Linien im zentralen Display zeigen den Verlauf des Thresholds über das Frequenzspektrum hinweg an. Sie lässt sich über den Fader Threshold (dazu kommen wir gleich) vertikal verschieben. Die Linie ist das Ergebnis des „Capturings“ oder eine geladene Analyse aus einer anderen Bearbeitung (Mapping). Daneben gibt es auch noch Presets. Herkömmliche Kompressoren haben eine gerade Threshold-Linie, bei Multiband-Kompressoren mehrere, je nach Anzahl der Bänder. Die 18 Bänder des DSM formen nach dem Lernprozess hingegen eine an das Audiosignal angepasste, sanft verlaufende Kurve – ein großer Vorteil, denn die Kurve liegt definitiv näher am dynamischen Charakter der Musik. Die gelbe Linie bleibt (wie bei jedem anderen Kompressor auch) statisch, solange man den Threshold-Parameter nicht automatisiert.
  • Die beiden blauen Linien zeigen das Ergebnis der spektralen Dynamik nach der Bearbeitung in Echtzeit an. Sie bewegen sich mit der Dynamik des Audiosignals und verdeutlichen die Wirkungsweise des Kompressors. Will man eine subtile Kompression, so lässt man die blauen Linien um die gelbe herum tanzen. Die Kompression greift dann nur bei lauten Signalen.
  • Mit dem Fader „Knee“ (s. Abbildung unten) kann man die Kompression auch soft in Bereichen unterhalb der gelben Kennlinie starten. Hierfür wird keine weitere Linie eingeblendet. Wie weit unterhalb der Threshold-Linie die Kompression greifen soll, stellt man in dB ein. Im Prinzip wird von diesem Knee-Wert an die Ratio bis zu dem Wert, der mit dem Ratio-Fader eingestellt ist, hochgefahren. Bei Knee = 0 dB hat man die übliche hart einsetzende Kompression.
  • Über Link kann man beide Kanäle gleichermaßen bearbeiten. Ist Link ausgeschaltet, wird der rechte und linke Kanal separat berechnet. Ein M/S-Modus mit getrennter Bearbeitung von Mittel- und Seitensignal ist nicht an Bord.

  • Process ist der Einschalter bzw. Bypass.
  • Capture dürfte inzwischen klar sein: Am besten einige Sekunden gedrückt halten, um ein ausgewogenes, passendes FFT-Ergebnis zu erhalten.
  • Über Save und Load können FFT-Analysen gespeichert und wieder aufgerufen werden. Dadurch lassen sich Bearbeitungen zwischen unterschiedlichen Signalen austauschen, etwa um beim Mastering eines Albums einen ähnlichen Klang zwischen den einzelnen Titeln zu erhalten. Um das File im richtigen Ordner abzulegen und später wieder abzurufen muss man leider unkomfortabel durch die Ordnerhierarchie des Rechners navigieren. Meiner Ansicht nach ist diese Mapping-Funktion jedoch von keiner großen Bedeutung. Die Stärke des DSM ist es gerade, dass er den individuellen Sound eines Stückes betont.
  • Freeze bewirkt einen Stillstand der blauen Linien: Die dynamische Anpassung der Kompression bestimmter Frequenzbereiche wird dann ohne Berücksichtigung der fortlaufenden Dynamik beibehalten. Man kann Freeze per Automation vielleicht in schwierigen Passagen einsetzen, wenn es allzu wild und hektisch zugeht. Dabei muss man allerdings aufpassen, dass Pegelspitzen nicht unzureichend abgefangen werden und es zu Verzerrungen kommt. Ich habe Freeze in meiner Praxis bislang nicht verwendet.
  • 16 Bit ist der erwähnte Dithering-Schalter für den CD-kompatiblen Export.
  • Den Limiter habe ich schon beschrieben. Er ist eine Hilfe, wenn man im Grenzbereich arbeitet. Übrigens bietet die Kompressor-Abteilung mit einer Ratio von 100:1 ebenfalls Limiting, jedoch dynamisch und frequenzspezifisch.

Die Pegelanzeigen für Input und Output sind ausreichend hoch aufgelöst. Die Übersteuerungsanzeige in Rot sollte man nicht aus den Augen verlieren und entsprechende Pegel vermeiden, selbst, wenn die Verzerrung nicht deutlich hörbar ist.

Einen Input-Regler gibt es nicht. Wird im Eingang Clipping angezeigt, hat man beim Instrumenten-Ausgang oder einem vorgeschalteten Effekt etwas falsch gemacht und muss hier nachregeln.

Unterhalb des Displays und der Taster-Zeile folgt die Fader-Sektion:

  • Dry/Wet erlaubt eine Beimischung des Originalsounds, also Parallel-Processing. Damit lässt sich der Effekt dosieren. Ein Vorteil des Parallel-Processings ist, dass man mit kurzer Attackzeit Kompressionen mit maximalem Druck und großer Kompaktheit erzielen kann. Damit die Transienten nicht verlorengehen, mischt ,man das Originalsignal bei.
  • Gain ist der Fader, den man bedienen sollte, um den Lautheitsverlust durch die Kompression auszugleichen (Makeup Gain).
  • Threshold verschiebt die gelbe Linie vertikal und bestimmt zusammen mit Ratio die Stärke der Kompression. Will man nur die Pegelspitzen bearbeiten, stellt man Threshold so ein, dass die blauen Linien nur passagenweise die gelbe überschreiten. Nur dann wird das Audiosignal komprimiert (bei Knee = 0 dB). Je weiter man den Schwellenwert (der ja hier eine Schwellenlinie ist) herunterfährt, desto größer ist die Dynamikspanne, die von der Kompression erfasst wird.
  • Ratio bestimmt das Kompressionsverhältnis: Bei 4:1 wird der Pegel oberhalb der Schwellenlinie auf ein Viertel reduziert, bei 100:1 auf ein Hundertstel.
  • Gain Out ist neben dem Gain-Fader im Kompressorbereich ein weiterer Fader zur Lautstärkeanpassung. Hier wird jedoch das gesamtsignal inklusive Original bei Parallel-Processing erfasst.
  • Attack beschreibt, wie schnell der Kompressor einsetzt. Die Spanne reicht von ultraschnellen 0,1 ms bis zu 500 ms. Schnelle Attacks greifen auch in die Transienten von Drums ein, die dann zugleich kompakter wie auch etwas distanzierter wahrgenommen werden. Sie springen sozusagen mit Pegelspitzen dann nicht mehr aus dem Mix heraus.
  • Decay beschreibt die Zeit, in der die Kompression abklingt (Ratio zurück zu 1:1) und reicht von 200 ms bis zu 30 sek.
  • LF ATT stellt einen separaten Fader für das Attack bei tiefen Frequenzen dar. Falls etwa die Snare hart komprimiert werden soll, einschließlich Transienten, die Bassdrum aber ihren Impuls behalten soll, schiebt man diesen Regler ein Stück weit hoch.
  • HF REL bewirkt ein langsameres Abklingen der Kompression bei den hohen Frequenzen. Damit ist beispielsweise eine Anpassung an langsam abklingende Becken möglich, während der Rest des Mixes mit einer schnelleren Kompressionsregelung läuft. LF ATT und HF REL wird man eher selten brauchen. Die Anpassung an die Dynamik der Frequenzbereiche funktioniert auch ohne diese Zusatzparameter gut.

Zum Kurvendisplay wäre noch zu sagen, dass dieses dem mittleren und hohen Frequenzbereich deutlich mehr Raum gewährt. Die Auflösung im Bassbereich ist etwas knapp bemessen. Operiert man hier mit den Filtern, zu denen wir gleich kommen werden, sagen die Ohren mehr als der Kurvenverlauf.

 

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