News: TC Electronic stellt Support für Powercore komplett ein

Ab dem 31. Dezember 2017 wird TC auch die Nutzeraccounts schließen. Damit ist die Powercore endgültig Vergangenheit.

Bislang konnte man noch seine Lizenzen über den TC Account managen, also auch seine Karte verkaufen und dem neuen Nutzer das Konto übertragen – zumindest theoretisch, abhängig vom Support durch TC.

Das geht nun auch nicht mehr. TC weist ausdrücklich darauf hin, dass der Support für TC Powercore Nutzer eingestellt wird, dass ein Log-in und damit auch ein Management oder das Übertragen von Lizenzen nicht mehr möglich sein wird.

Das bedeutet, dass ein Verkauf der Powercore – ohne gleich den ganzen Rechner mit zu verkaufen – dann kaum noch funktionieren wird. Auch der Umzug auf einen neuen eigenen Rechner mitsamt Powercore dürfte nicht mehr gelingen. Angesichts der Tatsache, dass die Treiber für das Powercore-System sowieso längst veraltet und auch mit Workarounds die Plug-ins kaum noch lauffähig sind, stellt dieser letzte Schritt von TC Electronics und das Ende der Powercore-Geschichte für die meisten User keinen weiteren Verlust dar. Den hatten sie schon zuvor hinnehmen müssen. Immerhin: Das Powercore-Forum bleibt zwecks Erfahrungsaustausch und als Ventil für subjektiv empfundenes Ungemach erhalten.

Bereits vor etwa sieben Jahren (2011) hat TC die Entwicklung der Powercore-Plattform eingestellt und keine offiziellen Updates mehr herausgebracht. Für User, die in das System nicht geringe Summen investiert hatten, ein herber Verlust, denn mit dem Wechsel auf 64-Bit-Systeme waren die TC-Plug-ins der Powercore nur noch mit hakeligen Workarounds wie 32-to-64-Bit-Bridge-Software von Drittanbietern bedingt lauffähig. Bedenkt man, dass die Karte oder der 19-Zoll-Rackeinschub nicht gerade billig waren, und auch die Plug-ins bis kurz vor dem Eintreffen der Hiobsbotschaft 2011 noch teils für bis zu 1000.- EUR verkauft wurden (MD3), so dürfte das für viele der größte Verlust Ihrer Investitions-Geschichte in Software gewesen sein.

Ich habe selbst eine hübsche Stange Geld in die Powercore-Plattform gesteckt und konnte meine Plug-ins schon kurz nach dem Ende der Entwicklung aufgrund von Betriebssystem-Updates (damals noch auf dem Mac) nicht mehr nutzen. Auch mit meinem damaligen 32-Bit-System kam es zu Instabilitäten. Die Powercore meldete sich häufig mitten in der Arbeit ab. In den einschlägigen Foren ist zu lesen, dass viele Nutzer mit dieser Instabilität zu kämpfen hatten, einige schafften es, die Powercore mit diversen Workarounds noch eine Weile am Laufen zu halten. Andere hatten von Beginn an Probleme mit der Rack-Version.

Wie dem auch sei: Nun ist Schluss. Wie TC mitteilt, werden die Accounts geschlossen, weil der Server umstrukturiert und Arbeitskraft eingespart werden soll. Ungeachtet dessen will man auch in Zukunft revolutionäre Produkte für das Mischen und Mastern entwickeln, heißt es.

Da auch native Plug-ins an künftige Betriebssysteme angepasst werden müssen und Updates erforderlich sind, darf man gespannt sein, wie TC mit den neuen Produkten  in Zukunft verfährt.

Inzwischen gibt es nämlich Plug-ins, die ehemals auf der Powercore gelaufen sind, als native Lösungen. Wer beispielsweise die gelungene Röhrenamp-Simulation inValve von Audified wieder haben möchte, bekommt für relativ kleines Geld gleich ein ganzes inValve Bundle – fast geschenkt, bedenkt man, dass der Röhren-Preamp zuvor alleine rund 180.- EUR kostete, als Powercore-Plug-in. Teils wurde das inValve-Bundle von Audified für Ex-Powercore-User sogar vergünstigt angeboten. Falls das vergünstigte Angebot heute nicht mehr offiziell im Audified-Shop zu finden ist, lohnt sich sicher eine kurze Anfrage mit Verweis auf den vorherigen Kauf.

TC selbst nimmt immer noch vergleichsweise stolze Preise für ehemalige Powercore-Plug-ins. So gibt es beispielsweise wieder den algorithmischen Hall VSS3 als native Lösung, der heute zwar nicht mehr zur Referenzklasse unter den Software-Halls gehört aber dennoch interessant ist. Selbst das vergünstigte Angebot für ehemalige Powercore-User ist immer noch recht hoch angesetzt und angesichts des Verlustes, den viele hier hinnehmen mussten, nicht gerade kundenfreundlich. Ob es in Zukunft überhaupt noch solche Vergünstigungen geben wird, nachdem die Accounts verschwunden sind, bleibt fraglich.

Für den nativen VSS3 gab es inzwischen ein paar kleinere kostenfreie Updates mit Verbesserungen der Funktionen und neuen Presets. Ein kleiner Lichtblick.

Holger Obst