Test: 14 Reverb Plug-ins im Vergleich

VI. Dichte, Transparenz und Auflösung

Um die Dichte, Transparenz und Auflösung der Raumsimulationen zu beurteilen, habe ich kurze Impulse, nämlich eine Bassdrum, eine Snare und Claps verwendet. Die Parameter Density / Diffusion habe ich (soweit vorhanden) auf Maximum eingestellt. Verwendet habe ich die Hallpresets aus dem letzten Durchgang (also eine Kathedrale oder ähnliche Vorlagen).

Waves Renaissance Reverb:

 

Softube TSAR-1:

 

Wiederum ausgewogen, in den Höhen schimmernd und angenehm moduliert.

Tone2 Ultraspace:

 

Eventide UltraReverb

 

Hier fällt auf, dass die Bassdrum auch einen „bauchigen“ Hall erzeugt, die Claps in den Höhen schillern – sehr schön.

2CAudio B2:

 

Nicht so weich wund warm wie der Eventide, dafür mächtig und voll.

Flux IRCAM Tools Verb (im High Density Modus):

 

Beinahe identisch mit dem B2, jedoch eine Spur gleichmäßiger im Verlauf der Echocluster. Exzellent.

2CAudio Aether:

 

In den Höhen sehr präsent. Wäre nachzuregulieren per Dämpfung und EQs. Sehr gleichmäßiges Abklingen der oberen Mitten und Höhen.

Sonnox Native Reverb:

 

Hier regen die impulsartigen Signale Echobewegungen an (was nicht heißen soll, dass der Sonnox mit unausgereiften Algorithmen arbeitet, die die typischen unerwünschten Flatterechos produzieren). Bei sinfonischen Instrumenten oder Chören bewirken solche Eigenschaften vielmehr eine angenehme Lebendigkeit.

Audioease Altiverb:

 

Einfach herrlich authentisch mit viel Druck im unteren Bereich des Spektrums.

Waves IR1:

 

Gute Auflösung, wirkt aber tatsächlich ein wenig statisch. Zu rasches Abklingen der tiefen Frequenzen.

Toontrack EZmix Pack Rooms & Verbs:

 

Auch die Bässe werden mitgenommen. Zu schade, dass man die Halldauer nicht verlängern kann.

QL Spaces:

 

Mächtiger Raumklang und exzellente Audioqualität. Die Frühen Reflexionen sind vielleicht ein wenig zu dominant und treten als kurz aufeinanderfolgende Echos hervor. Bei der klassischen Verwendung des Presets für ein sinfonische Instrumente oder Chöre dürfte sich dieser Umstand nicht bemerkbar machen. QL Spaces bietet allerdings keine Eingriffsmöglichkeiten zur Gestaltung der ERs.

Waves Hybrid Reverb:

 

Obere Mitten und Höhen sind bei diesem Preset sehr präsent und ein wenig körnig. Insgesamt wirkt der Klang dadurch unnatürlich. Das lässt sich per Filter und EQ ändern:

 

Das klingt schon deutlich ausgewogener, natürlicher und schließt zur Qualität der anderen guten algorithmischen Halls auf.

Hofa IQ Reverb: Hier habe ich eine Dämpfung der Höhen und Mitten vorgenommen:

 

Beim Vergleich dieser Presets gefällt mir der Audioease Altiverb am besten: Seine Fülle im unteren Frequenzbereich und die daraus entstehende Atmosphäre eines mächtigen, alles überragenden Bauwerks ist einfach Spitzenklasse. Die LA Cathedral des QL Spaces mit kürzerem Abklingen wäre meine zweite Wahl: Auch hier bewegt sich die Audioqualität auf höchstem Niveau und präsentiert einen beeindruckend voluminösen Raum. Unter den algorithmischen Raumsimulatoren liefert der IRCAM Verb wieder einmal einen authentischen, warmen Raumklang, dicht gefolgt vom Eventide UltraReverb und UltraSpace von Tone2. Die hier verwendeten Presets bilden eine Kathedrale zwar nicht ganz naturgetreu ab, liefern aber schöne Phantasie-Räume mit ausgesprochen ästhetischen Schwebungen.

Testsieger dieser Disziplin: 1. Altiverb, 2. QL Spaces, 3. Flux IRCAM Verb

 

VII Effektreverbs

Im Folgenden stelle ich einige Special Effects vor. Die Grundlage bietet folgender Electro-Beat, eine Kombination aus Soniccouture Konkrete und Native Instruments Battery:

 

Waves Renaissance Reverb, Preset Reverse:

 

Tone2 UltraSpace, Preset Tap Swing (temposynchrone Echos):

 

Eventide UltraReverb, Preset Multiverse Feedback

 

2CAudio B2, Eigenkreation mit extrem kurzer Hallzeit und Mini-Räumen für beide Engines:

 

Flux IRCAM Tools Verb, Preset Small Toilet:

 

2CAudio Aether, Preset Oil Tanker:

 

Sonnox Native Reverb, Preset Pipe (nur Frühe Reflexionen)

 

Sonnox Native Reverb, Preset Pipe (modifiziert: jetzt mit Hallfahne, Dauer 800 ms):

 

Audioease Altiverb, Preset Oil Tank (Originalsignal weit heruntergefahren):

 

Audioease Altiverb, im geschlossenen Blecheimer (Originalsignal weit heruntergefahren):

 

Toontrack EZmix Pack Rooms & Verbs, Preset Storage Closet:

 

Waves Hybrid Reverb, Preset Under Water Reverb (modifiziert: LFO Rate erhöht):

 

Hofa IQ Reverb, Preset Gated Big Center:

 

Die Testsieger der Disziplin Spezialeffekte lassen sich natürlich nicht anhand der oben verwendeten Presets alleine benennen. Hier ist vielmehr die gesamte konzeptionelle Ausrichtung mit ihrem Angebot für Raumklang-Experimente entscheidend.

Auf Platz 1 sehe ich hier den Audioease Altiverb, der eine Fülle von außergewöhnlichen Impulsantworten in exzellenter Qualität bietet. Hierzu zählen neben einem Sortiment an Blecheimen und ähnlichem Gerät auch Öl- oder Wassertanks, Röhren und Federn. Dazu gibt es, fokussiert auf die Post-Production und Filmvertonung, aber auch als Spezialeffekt für Songs nutzbar, eine ganze Reihe von Next-Door-Presets.

Platz 2 gehört dem 2CAudio B2, der auch bei extremen Parametereinstellungen hervorragend klingt und beispielsweise in der Kombination minimaler Raumgrößen, Eingriffen in die Dynamik und Anzerrungen per Sättigungsmodul Ergebnisse liefert, die kein anderer Hall zustande bringt.

Platz 3 vergebe ich gleich drei Kandidaten. Das mag etwas übertrieben wirken, es wäre aber unfair, einen dieser außergewöhnlichen Raumsimulatoren aus der Gruppe der Medaillenempfänger auszuschließen:

Eventides UltraReverb liefert mit extremen Parametereinstellungen einschließlich Filtern mit Eigenresonanzen, ebenfalls eine breite Palette außergewöhnlicher Effekte. Eine Vielzahl eindrucksvoller Extrem-Presets sind schon an Bord. Auch die Audioqualität bewegt sich auf hohem Niveau. Der Eventide klingt dabei wärmer, ein bisschen mehr nach Vintage, nicht so plastisch und druckvoll wie der B2.

Tone2 UltraSpace bietet mit dem dem Multitap-Delay ein Feature, das allen anderen Kandidaten fehlt und für den Einsatz im modernen Dance Genre eine echte Bereicherung darstellt.

Der Flux IRCAM Verb bietet aufgrund der flexiblen Gestaltung des Verlaufs von Frühen Reflexionen, Cluster-Echos und der Hallfahne, alle drei mit eigenem Dreiband-EQ, dazu separate Decay-Regler für Tiefe, mittlere und hohe Frequenzen, viele Optionen, auch abnorme Raumkonstruktionen zu erzeugen, die jedoch, und das ist das Ungewöhnliche an der Sache, immer noch real und authentisch klingen. Irreale Parametereinstellungen anderer Reverbs klingen immer nach Phantasiewelten, beim IRCAM Verb hat man hingegen das Gefühl, dass beispielsweise eine komplizierte Innenarchitektur, etwa mit chaotisch reflektierenden Metallelementen oder einer völlig unsymmetrischen, labyrinthischen Holz-Bauweise der Ort des Geschehens ist.

 

Zusammenfassende Bewertung

Ein Fazit unter diesen Test mit einigen doch sehr potenten Kandidaten zu ziehen, fällt nicht leicht. Denn den einen besten Mega-Reverb gibt es nicht. Keiner der Kandidaten ist durch die Qualitätsprüfung gefallen: In puncto Transparenz, Detailreichtum und Audioqualität gibt es zwar Produkte, die anderen überlegen sind, eine gute und mehr als nur brauchbare Hallqualität kann ich aber allen bescheinigen und damit behaupten, dass man mit keinem der hier vorgestellten Raumsimulatoren unglücklich sein wird.

Die Wahl des richtigen Halls ist eine Frage der Anwendungsschwerpunkte, des persönlichen Geschmacks und sicherlich auch des Betrages, den man zu investieren bereit ist.

Zunächst sollte man die bereits vorhandenen Hallerzeuger nicht einfach links liegen lassen. Wer über einen gut ausgestatteten Sequenzer verfügt, hat bereits Hallsimulatoren an Bord, oft mehrere. Die On-Board-Reverbs der großen Sequencer-Flagschiffe sind heutzutage mehr als nur Beiwerk.
Auch Spezialisten, die man sich früher einmal zugelegt hat, sollte man nicht vorschnell auf Seite schieben, einfach weil ein Hersteller sein neues Produkt als großen Schritt voran und signifikante Weiterentwicklung bezeichnet. Mein alter VSS3 auf der TC Powercore hätte in diesem Vergleich sicher auch nicht schlecht abgeschnitten. Auch der DreamVerb für die UAD ist kein schlechter Hall. Materialeigenschaften kann man hier über anschauliche Bildchen (von Holz, Glas etc.) überblenden.

Es ist immer sinnvoll, anhand der Demo-Version selbst herauszufinden, ob der Schritt nach vorne wirklich so groß ausfällt, wie es die Produktwerbung behauptet. Die meisten der hier vorgestellten Raumsimulatoren sind aus Demo-Version verfügbar.

Für einen ersten Überblick habe ich eine Bewertungstabelle angelegt und für einige Disziplinen Punkte vergeben. Die Bestnote pro Disziplin ist 10 Punkte. Gewichtet habe ich wie folgt:

Presets (= Auswahl, Qualität und Vielseitigkeit der Presets); 10% Anteil an der Gesamtnote
Bedienung: einfach = 10 Punkte vs. unbedienbar = 0 Punkte; 10% Anteil an der Gesamtnote
Funktionsumfang: viele Parameter und umfangreiche Gestaltungsmöglichkeiten = 10 Punkte; 15% Anteil an der Gesamtnote
Allrounder: Das Produkt erzeugt Räume für alle denkbaren Angelegenheiten = 10 Punkte; 12% Anteil an der Gesamtnote
Spezialeffekte: Das Produkt ist mit vielen Sonderfunktionen ausgestattet und/oder eignet sich auch für experimentelle Raumgestaltungen jenseits des Realen = 10 Punkte; 8% Anteil an der Gesamtnote
Klangqualität: Transparenz, offener Raumklang, volle, voluminöse Räume möglich, feine Zeichnung der Hallfahne = 10 Punkte; 25% Anteil an der Gesamtnote
Preis-Leistungs-Verhältnis: Extrem fairer Preis = 10 Punkte, angemessen = 4 bis 6 Punkte, zu teuer = 0 bis 3 Punkte; 20% Anteil an der Gesamtnote.

10-Punkte-Bewertungen habe ich gelb hervorgehoben, ebenfalls die Sieger dieses tabellarischen Vergleichs (Audioease Altiverb und Eventide Ultra Reverb).

Das Ergebnis sieht wie folgt aus:

NH_BildT3

Die Tabelle soll jedoch keine abschließende Bewertung sein, sondern eher Anhaltspunkte für eine persönliche Beurteilung liefern, die nur Sie selbst treffen können. Die Kriterien werden Sie vielleicht ganz anders gewichten, zum Beispiel den Schwerpunkt auf einen extrem realen, dokumentarischen Klangcharakter legen. Dann wären Altiverb und Hofa IQ Reverb die richtigen Kandidaten – je nach Budget und Anspruch an eine Rundumversorgung werden Sie sich für den einen oder anderen entscheiden.
Oder Sie suchen einen Hall mit ausgewogenem Klangbild und einfacher Bedienung. Dann wäre der TSAR-1 von Softube eine gute Wahl.
Oder Sie möchten so viel Leistung wie möglich für so wenig Geld wie nötig. Dann wäre der UltraSpace von Tone2 die erste Wahl.

Tone2s UltraSpace kann es mit deutlich teureren Hallerzeugern aufnehmen, ist übersichtlich strukturiert und vergleichsweise einfach bedienbar, ohne dabei auf wesentliche Funktionen zu verzichten. Auch Ducking und ein Gate sind an Bord, Höhen- und Tiefendämpfung sowie ein EQ. Das temposynchrone Multitap-Delay, bei dem man die Echos in einer Sequenz getrennt für den linken und rechten Kanal einzeichnen kann, hat Vorbildcharakter. Der Klang ist voll, rund, präsent und modern, die Palette an Einsatzmöglichkeiten groß. Fast möchte man sagen: Was will man mehr? Für 59.- EUR ist das Plug-in fast geschenkt. Einen ausführlichen Test zu UltraSpace finden Sie auf releasetime.de.

Wir vollführen eine Rolle rückwärts in der Geschichte der nativen Reverbs und treffen auf den Renaissance Reverb von Waves, einen der ersten Software-Halls. Den Renaissance Reverb gibt es immer wieder zu drastisch reduzierten Konditionen. Es ist aber eigentlich unfair, darauf hinzuweisen, denn Rabattaktionen gibt es bei fast allen Herstellern von Zeit zu Zeit. Der reguläre Preis von 125.- EUR ist angemessen aber sicher nicht spektakulär günstig. Der Renaissance Reverb ist keine schlechte Wahl, wenn man einen algorithmischen Allrounder mit klassischen Funktionen sucht.

Wer einen soliden, ausgewogen klingenden und leicht zu bedienenden Reverb sucht, sollte, wie bereits oben angedeutet, den Softube TSAR-1 in die engere Wahl ziehen. Mit einem regulären Preis von 269.- US$ ist er allerdings kein Schnäppchen. Der kleine Bruder TSAR-1R Reverb, den ich hier nicht getestet habe, soll bei reduziertem Funktionsumfang gleich gut klingen, da die selben Algorithmen verwendet werden. Hier liegt der reguläre Preis bei nur noch 99.- US$. Die aktuellen Preise deutscher Händler liegen zudem ein gutes Stück unter den Preisvorschlägen des Herstellers.

Wer mit Hall experimentieren und auch extreme oder irreale Architekturen in hoher Audioqualität realisieren möchte, liegt beim Eventide UltraReverb und beim 2CAudio B2 richtig. Der Eventide Reverb klingt eine Spur weicher, etwas mehr nach Vintage und bedient neben einer großen Auswahl außergewöhnlicher Effekt-Presets mehr als der B2 das Sortiment des täglichen Bedarfs. Er verfügt über ein temposynchrones Stereo-Delay, vier EQs und einen Kompressor. Einen ausführlichen Test dieses High-End-Reverbs zum günstigen Kurs (aktueller Händlerpreis Best Service: 199.- EUR) finden Sie in diesem Heft.

Der 2CAudio B2 wirkt vom Klang etwas moderner, kraftvoller und bietet mit zwei Engines, die beide über eine identische üppige Ausstattung mit Sonderfunktionen verfügen (Stichwort: Dynamik und Sättigungsmodul) Gestaltungsmöglichkeiten wie kein anderer mir bekannter nativer Reverb. Die Audioqualität spielt sich auf höchstem Niveau ab, die Anforderung an die CPU ist leider auch nicht gerade gering, wenngleich tragbar. Der B2 kann allerdings nicht alles: Zwar lässt sich die Echoverteilung vielfältig gestalten, temposynchrone Multitap-Echos sind jedoch nicht sein Ding.

Aether, ebenfalls von 2CAudio, ist eher auf klassische Anwendungen ausgerichtet und bietet eine Fülle von Parametern. Ein Blick ins Manual ist anzuraten; dadurch spart man Zeit. Die Klangqualität spielt sich ebenfalls auf hohem Niveau ab, meines Erachtens kommt Aether aber nicht ganz an den B2 heran. Auch der Eventide UltraReverb klingt für meinen Geschmack edler.

Der Sonnox Oxford Reverb kostet regulär 235 Britische Pfund und wird für 195.- EUR (Thomann, Stand Juli 2015) angeboten. Er liefert ausgezeichnete Ergebnisse über alle möglichen Hallanwendungen hinweg und bietet eine Vielzahl gut sortierter und überzeugender Presets. Das ist für all jene, die ungern Bedienungsanleitungen lesen und schnell einen gut klingenden Hall haben möchten, ein Vorteil, denn das zielgerichtete Erstellen eigener Räume erfordert eine gewisse Einarbeitungszeit. Der Oxford Reverb hat eine ganze Reihe von Parametern im Angebot, die zueinander passend eingestellt werden wollen, wenn man die in den exzellent programmierten Algorithmen schlummernden Qualitäten auch zum Klingen bringen will. Der Oxford Reverb klingt ausgesprochen sauber, akurat, im positiven Sinne etwas nüchtern und realitätsnah. Ohne Zweifel ein Reverb der Oberliga, den es inzwischen zu einem akzeptablen Preis gibt.

Den authentischsten Raumklang unter den algorithmischen Reverbs liefert aus meiner Sicht der Flux IRCAM Verb. Das Angebot an Presets ist nicht gerade üppig, wenngleich hier deutlich gezeigt wird, was Verb alles kann – und in welch überzeugender Qualität. Leider ist er zu einem Händlerpreis von rund 650.- EUR (Best Service) nicht gerade billig, doch der vergleichsweise hohe Preis ist gerechtfertigt, denn der IRCAM Verb eignet sich auch für Mehrkanalanwendungen mit bis zu acht Kanälen. Wer lediglich die True-Stereo-Lösung benötigt, sollte sich den IRCAM Verb Session ansehen. Diesen habe ich zwar nicht getestet, er soll aber den selben Klang wie der große Bruder bieten und kostet lediglich 169.- EUR.

Auch die Faltungshalls liefern sich ein Kopf-An-Kopf-Rennen. Audioease kann auf eine langjährige Erfahrung zurückblicken. In der Version 7 präsentiert sich Altiverb als weit entwickelter Faltungshall mit temposynchronem Predelay und Gate, Equalizer und Dämpfung, Positionierung der Schallquelle im Raum, Rückwärtshall und Modulation. Plug-in-intern kann auf die stetig wachsende, gut ausgestattete und über zahlreiche außergewöhnliche Räume verfügende Library zugegriffen werden. Fast alle Presets ab mittlerer Raumgröße sind mit True Stereo ausgestattet. Nicht zu unterschätzen ist der Komfort der Bebilderung aller Hallpresets. Die optische Rückmeldung durch Fotos der geladenen Location stellt nicht nur eine Information bereit, die mit Worten oder grafischen Darstellungen des spektralen Verlaufs (diese gibt es alternativ) nicht zu ersetzen ist, sondern dürfte auch bei jedem Auftraggeber, der Ihnen bei der Arbeit über die Schulter schaut, einen Aha-Effekt auslösen. Altiverbs Klangqualität bewegt sich auf Referenzklasseniveau, und die Aussage des Herstellers, dass sein Produkt den Industrie-Standard bei Faltungshalls definiert, ist sicher richtig. Mit einem regulären Preis von rund 600.- EUR (und rund 1000.- EUR für die mehrkanalfähige Version) präsentiert sich Altiverb auch bei der Preisgestaltung selbstsicher. Der Preis ist ohne Zweifel angemessen. Es gibt jedoch inzwischen potente Mitbewerber, deren Presets klanglich oft nicht hinter Altiverb zurückstecken müssen. Wer beim Thema Faltungshall nicht das Rundum-Sorglos-Paket mit exzellent bestückter Post-Production-Abteilung benötigt, kann zu einem deutlich geringeren Preis auch glücklich werden:

Speziell der Hofa IQ Reverb dürfte es dem Pionier der Faltungstechnik nicht leicht machen: Die funktionale Ausstattung und der Bedienkomfort kann sich mit dem Konkurrenten aus dem Nachbarland messen. Das Angebot an Presets (etwa ein Drittel in True Stereo) ist reichlich, die Gestaltungsmöglichkeiten sind umfassend. Schöne Bilder werden hier zwar nicht geboten (warum eigentlich nicht, das dürfte doch keinen großen Mehraufwand bedeuten?), der Klang ist aber (im Durchschnitt und über alle Presets hinweg) annähernd ebenbürtig. Entscheidet man sich gegen Altiverb und für den Hofa IQ-Reverb, so bleibt gleich noch Geld in der Kasse übrig, um sich einen (oder zwei) richtig gute algorithmische Reverbs zuzulegen. Der Hofa IQ Reverb kostet nämlich regulär nur bescheidene 149.- EUR. Näheres erfahren Sie in unserem Test zum Hofa IQ Reverb in diesem Heft.

Auch der IR1 von Waves ist ein respektabler Faltungshall mit einigen Besonderheiten. So kann man hier beispielsweise der Hallfahne eine Hüllkurve mit mehreren Anfassern überstülpen. Auch eine Reverse-Funktion ist an Bord. Das Angebot an Presets ist reichlich, die Bedienung übersichtlich, wenngleich von der grafischen Gestaltung her weniger ansprechend und in Teilen etwas klein geraten. Zu einem Preis von regulär 250.- US$ ist der IR1 erschwinglich. True Stereo ist allerdings nicht an Bord. Unter der Bezeichnung IR360 bietet Waves einen surroundfähigen Faltungshall für 300.- US$. An der Klangqualität ist nichts auszusetzen, nach meinem persönlichen Empfinden erreicht diese jedoch nicht Audioease Altiverb oder den Hofa IQ Reverb.

Eine hervorragende Audioqualität liefert Quantum Leap Spaces. Hier macht sich bemerkbar, dass die Impulsantworten akribisch und mit feinster Technik erstellt wurden. Für Surroundanwendungen gibt es separate True Stereo – Presets für die vorderen und die rückwärtigen Lautsprecher. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind jedoch spartanisch. So gibt es beispielsweise keine Option, auf die Nachhallzeit, die Raumgröße oder die Dichte des Halls Einfluss zu nehmen. Zu einem regulären Preis von über 300.- EUR ist Spaces kein Schnäppchen. Allerdings gibt es auch hier regelmäßig Rabattaktionen mit deutlichem Preisnachlass. und zudem die Option der Miete per Abo über die Composer Cloud, die wir bereits getestet haben.

Das Toontrack EZmix Bundle Rooms & Verbs eignet sich für Anwender, die sich mit Hallparametern und einer individuellen Gestaltung des Raumes nicht weiter auseinandersetzen wollen. Das Angebot an Räumen bis zu einer mittleren Größe ist gut, eine Auswahl an Kathedralen oder hyperrealen Mega-Räumen findet man allerdings nicht. Klanglich geht man keine Kompromisse ein: Die Presets sind durchweg profitauglich. Voraussetzung für die Nutzung des Pakets ist EZmix. Hier finden sich auch gleich noch eine Reihe weiterer Effekte in guter Qualität, die das Erstellen einer Abmischung auf angenehm hohem Niveau und mit einem Minimum an Bedienaufwand erleichtern. Die geringe CPU-Leistungseinforderung der meisten EZmix-Presets macht diese Lösung auch für Live Anwendungen interessant. Einen umfassenden Test zu EZmix finden Sie bei uns.

Die Beurteilung des kürzlich erschienenen Waves Hybrid Reverb im direkten Vergleich mit den anderen Kandidaten fällt mir besonders schwer. Der Hybrid Reverb liefert einen frischen, voluminösen und plastischen Raumklang. Für sich alleine genommen ist der Hybrid Reverb ein Allrounder mit innovativen Spezialitäten, dessen Erwerb man sicher nicht bereuen wird – auch zu dem nicht gerade niedrig angesetzten regulären Preis von 349.- US$ (der weit über dem aktuellen Händlerpreis liegt: Best Service: 199.- EUR, Stand Juli 2015). Man erhält gleich ein ganzes Plug-in-Bundle, darunter auch surroundfähige Formate.
Eine sehr feine, edle Zeichnung des Raumes ist weniger sein Ding. Die Stärken des Hybrid Reverbs sind zwei zusätzliche Echomodule mit teilweise temposynchronen Echos. Auch Ducking kann der Hybrid Reverb. Die Modulationsabteilung für Filter-Effekt-Halls zielt auf moderne Dance-Genres. Die zahlenmäßige Ausstattung mit Presets ist gut. Man trifft allerdings auf einige Werksvorlagen, die aus meiner Sicht suboptimal sind. Baut man mit dem relativ übersichtlichen und einfach zu bedienenden Hybrid Reverb eigene Räume, so tun sich schnell Raumklänge auf, die mehr aus dem Potenzial herausholen und eigentlich keine Wünsche offenlassen, zumindest so lange nicht, wie man sich nicht mit dem B2 von 2CAudio auseinandersetzt, der zwar (noch) weniger ressourcenschonend ist (CPU) und keine temposynchronen Echos an Bord hat, dafür aber mit seiner DUAL-Engine, ebenfalls ausgefallenen Spezial-Optionen und einer herausragenden Audioqualität dem Hybrid Reverb eine gute Nasenlänge voraus ist.

Unterm Strich gibt es also eine ganze Menge von Kandidaten, die eine gute Investition darstellen.
Wer einen sehr guten Hall für wenig Geld haben möchte, sollte sich das Demo des UltraSpace von Tone2 herunterladen. Auch als Ergänzung eines bestehenden Hall-Portfolios ist UltraSpace eine sinnvolle Wahl.
Wer im leicht gehobenen bis mittleren Preissegment auf der Suche ist, findet im Sonnox Oxford Reverb, im Eventide UltraReverb und im Hofa IQ-Reverb drei exzellente Kandidaten. Die vergleichsweise teuren Mitstreiter Audioease Altiverb und IRCAM Tools Verb sind ohne Zweifel ihr Geld wert und liefern Spitzenqualität, die in Teilbereichen von den anderen Mitbewerbern so nicht geboten wird. Beim Altiverb sind das viele überragende und einzigartige Presets sowohl weltberühmter als auch ausgefallener Lokalitäten, beim IRCAM Verb ist es die hohe Authentizität, das Echtheitsgefühl einer simulierten Raumarchitektur, auch bei ungewöhnlichen Einstellungen, der dichte, volle und musikalisch-organische Klang.

Wer einen ebenfalls exzellent klingenden Effekthall sucht, der aber auch Standardanwendungen beherrscht, findet im B2 von 2CAudio ein außergewöhnliches Exemplar für kreative Hallgestaltung. Das trifft im Bereich der Faltungshalls auch auf den Hofa IQ Reverb zu, der über umfassende Eingriffsmöglichkeiten, zahlreiche True-Stereo-Presets und eine ebenfalls sehr gute Audioqualität verfügt.

QualtumLeap Spaces verzichtet auf Modifikationen, Dehnungen und Stauchungen von Impulsantworten, erst recht auf Modulationen und liefert einen hochwertigen Faltungshall-Sound für Puristen, aufgenommen mit feinstem Vintage-Equipment und von edler Klangqualität.

Der IR1 von Waves wirkt im direkten Vergleich mit dem Hofa IQ-Reverb und Audioease Altiverb bisweilen etwas dünn. Nutzt man ihn ohne ständig zwischen ihm und den Mietbewerbern hin- und herzuschalten (wie ich das beim test gemacht habe), so kommt nicht das Gefühl auf, dass etwas fehlt. Der IR1 ist ein solider Hall, punktet mit vielen Presets und seiner Spezialität, den Lautstärkeverlauf der Hallfahne über eine Hüllkurve mit praktisch beliebig vielen Ankerpunkten zu bestimmen.

2C Audio Aether kann in puncto Klangqualität und Echtheitsgefühl nicht ganz mit den Top-Kandidaten der algorithmischen Liga mithalten, ebensowenig der Waves Hybrid Reverb, welcher jedoch modern, kraftvoll und frisch klingt, was manchen Interessenten speziell aus dem Dance/Club-Genre ansprechen dürfte. Beide bieten dank umfangreicher Parameterausstattung interessante Optionen, die teilweise keiner der Mitbewerber an Bord hat.

Toontracks EZmix Rooms & Verbs liefert zu einem sehr überschaubaren Preis professionelle Ergebnisse mit wenigen Mausklicks, verzichtet im Gegenzug jedoch weitgehend auf Eingriffsmöglichkeiten. Hier geht es darum, mit einem Minimum an Bedienaufwand und CPU-Leistung bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Die Wahl des richtigen Presets entscheidet. Eie Installation von Toontracks EZmix ist Voraussetzung.

Testautor: Holger Obst

 

Preisübersicht: aktuelle Angebotspreise, Stand 4. 9. 2015

Algorithmische Raumsimulatoren:

1. Waves Renaissance Reverb: 89.- EUR
2. Softube TSAR-1: 165.- EUR
3. Tone2 UltraSpace: 59.- EUR
4. Eventide UltraReverb: 179.- EUR
5. 2CAudio B2: rund 250.- US$
6. Flux/IRCAM Tools Verb v3: 629.- EUR
7. Sonnox Oxford Reverb native: 235.- Britische Pfund
8. 2CAudio Aether: rund 250.- US$

Impulse-Response-Raumsimulatoren:

9. Audioease Altiverb 7 515.- EUR, Altiverb 7 XL: 888.- EUR
10. Waves IR-1: 249.- EUR
11. Toontrack EZmix-Pack Rooms & Verbs: 39.- EUR
12. Quantum Leap Spaces: rund 150.- US$, außerdem Bestandteil der Composer Cloud zum monatlichen Abo-Preis
13. Waves Hybrid Reverb: 349.- US$
14. Hofa IQ Reverb: 149.- EUR