Test: Audified MixChecker
|MixChecker soll die Sofortlösung für Abmischungsprobleme sein und durchschnittliche Studiomonitore in eine Abhöre der Referenzklasse verwandeln.
Dabei ist klar: Wenn das funktioniert, spart man nicht nur Zeit, weil die Arbeit am Mix zügig vonstatten geht, sondern auch die Investition in Luxus-Monitore.
Die Audified Produkte inValve Bundle und STA Effects haben in unseren Tests sehr gut abgeschnitten, sodass man MixChecker mit einer gewissen Erwartungshaltung begegnet.
Zusammenfassung
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Auf den Punkt gebracht
MixChecker kann dabei helfen zu überprüfen, wie der Mix über diverse Abhörgeräte vom Mobiltelefon über den Brüllwürfel bis zum Billig-Fernseher klingt.
Benutzer-Bewertung
( Stimmen)
Ein erster Blick auf die aufgeräumte Bedienoberfläche des MixCheckers macht klar: Hier geht es darum, verschiedene Wiedergabequellen zu simulieren.
Die obere Zeile mit den Tastern Off, 5´´, 8´´ und Kopfhörer dient der Anpassung der eigenen Abhöranlage. Verfügt man über gute Monitore, so kann man die Anpassung umgehen, bei kleineren Boxen oder Kopfhörerverwendung aktiviert man die entsprechende Kompensation.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Der Kopfhörer-Modus bietet kein binaurales Signal (Surround oder 3D über Kopfhörer) wie etwa Flux/Ircam Tools Hear, New Audio Technologies Spatial Audio Designer, der Smyth Research Realiser oder Waves Nx. Hier wird lediglich der Frequenzgang angepasst.
Mit den unteren beiden Taster-Reihen schaltet man die Simulation diverser Wiedergabeanlagen ein. Deren Klang wurde von Audified akribisch in einem schalltoten Raum aufgezeichnet und wird mit dem MixChecker nun reproduziert. Ob dabei Impulsantworten verwendet werden, bleibt offen, ist aber wahrscheinlich.
Beim ersten Ausprobieren verschiedener Konstellationen fällt auf, dass die Kompensatoren für die eigenen Monitore (oder den Kopfhörer) weit geringere Veränderungen des Frequenzspektrums mit sich bringen, als die Zuschaltung aller Wiedergabemedien. Beim Vergleich zwischen einem iPhone und einem Studiomonitor ist das sicher keine Überraschung, doch die Differenz zur Simulation des „klassischen Studio-Monitors“ und der Hi-Fi-Anlage ist doch bemerkenswert.
Zum Testen habe ich einen Loop aus Ueberschall Vocal Dance Hits 2 (kompletter Mix) verwendet. Ohne den MixChecker klingt dieser so:
Als Wiedergabeanlagen simuliert der MixChecker unter anderem:
einen klassischen Studio Monitor
und klassische Brüllwürfel:
Da fehlt es schon bedenklich an Bässen. MixChecker legt nun nahe, so abzumischen, dass das Ergebnis sich bei eingeschaltetem Brüllwürfel gut anhört – vorausgesetzt, die Zielgruppe hört über solche Monitore ab.
Um MixChecker selbst zu testen, habe ich hinter das Plug-in, das eigentlich am Ende der Mastering-Kette liegen sollte, FabFilter Pro-Q2 installiert. Dieser EQ verfügt über eine Matching-Funktion (man kann also den Frequenzgang eines Signals auf ein anderes übertragen – statisch, nicht dynamisch). Nun habe ich via Sidechain das Originalsignal des Überschall-Loops in Pro-Q2 eingespeist und den Analyser des EQs angewiesen, die Differenz, die MixChecker bewirkt, auszugleichen. Pro Q2 schlägt folgende Bearbeitung vor:
Und tatsächlich hört es sich es sich nun bei eingeschalteten Brüllwürfeln schon viel besser an, nämlich so:
Das ist zwar nicht identisch mit dem Original, trotzdem präsentiert der FabFilter-EQ ein mehr als respektables Ergebnis. Genau so könnte man also in der Praxis vorgehen, um ohne große manuelle Justierungen eine Abmischung für Brüllwürfel tauglich zu gestalten.
Schaltet man den MixChecker aus, so hört sich die Abmischung für Brüllwürfel so an:
Nie im Leben würde man die Bässe derart aufdrehen und eine derart welligen Verlauf im Höhenspektrum wählen. Bevor man nun aber in die Hände klatscht, weil man alle Brüllwürfel-Besitzer glücklich machen kann, sollte man das korrigierte Signal mal über die Simulation der On-Ear-Headphones anhören. Dann klingt es nämlich so:
Und das ist völlig unbrauchbar.
Hier der Fernseher – wie gesagt: Immer noch mit der Brüllwürfel-Korrektur des FabFilter Pro-Q2:
Schalte ich diese aus, wird klar, dass es nicht klappen kann, denn das Original hört sich über die Fernseher-Simulation des MixCheckers so an:
Diesen Fernseher möchte ich, ehrlich gesagt, nicht im Wohnzimmer stehen haben. Auch hier wiederhole ich das Spiel mit dem Match-EQ des Pro-Q2, mit folgendem Ergebnis:
Es ist schon erstaunlich, was der Pro-Q2 alles geradebiegen kann – auch wenn er hier an Grenzen stößt. Schalten wir aber nun beim MixChecker auf die In-Ear-Kopfhörer um, so klingt es so:
Wieder unbrauchbar. Auch hier ist das kein Wunder, denn ohne die Korrektur des FabFilter Pro-Q2 …
… wird schnell klar, dass die Ohrstöpsel eine ganz andere Korrektur als der Fernseher brauchen.
Ich weiß nicht, ob Sie mir bei dem Ganzen Hin- und Her-Switchen mit EQ-Matching folgen konnten: Ich habe versucht, die durch den MixChecker simulierten Verbiegungen des Frequenzganges aufzugreifen und mit einem EQ so zurechtzurücken, dass es über die gewählte Simulation gut klingt. Also genau die Arbeit, die Audified empfiehlt.
Dabei hat sich herausgestellt, dass eigentlich jede Abhöranlage – vom klassischen Studio Monitor bis zum Ohrstöpsel – eine andere Bearbeitung bräuchte. Das wundert wenig, stellt aber die These in Frage, man könne mit dem MixChecker auf die Schnelle passende Abmischungen für ein breites Publikum mit ganz unterschiedlichen Abhörgeräten erstellen. Das geht definitiv nicht und kann auch gar nicht gehen. Ohrstöpsel bleiben Ohrstöpsel, und wer auf das iPhone optimierte Abmischungen erstellen möchte, braucht sich nicht wundern, wenn es über eine normale Hi-Fi-Anlage dann so klingt (um Verzerrungen zu vermeiden, habe ich einen Limiter zwischengeschaltet; trotzdem sollten Sie die Lautstärke nun etwas herunter regeln):
MixChecker ersetzt auch keine Referenzmonitore. Das Plug-in verdeutlicht hingegen, mit welch armen Wiedergabegeräten ein Teil der Konsumenten heute unterwegs ist. Das zeigt, welchen Stellenwert der Musikgenuss heute bei vielen Konsumenten hat – gut, das ist ein anderes Thema, was wir hier nicht vertiefen.
Jeder weiß: Damit es überall einigermaßen ausgewogen klingt, muss man sich im tiefen Frequenzbereich stark einschränken. Unterhalb von 100 Hertz neigen Billigfernseher dazu, unangenehme Gehäuseresonanzen zu produzieren – diese werden natürlich vom MixChecker nicht simuliert. Das Plug-in arbeitet sowieso nicht dynamisch. Damit es überall transparent und deutlich klingt, sollte man Instrumenten klar definierte, eingeschränkte Frequenzbereichen zuweisen. Das geht zu Lasten des Musikgenusses über bessere Anlagen, die mehr wiedergeben könnten.
Was man mit den Höhen tun kann, damit sie über den im MixChecker simulierten, unglaublich dumpfen Kopfhörer passabel klingen, über Hi-Fi-Boxen aber nicht zu schrill, bleibt mir ein Rätsel. Der MixChecker kann nichts dafür – es ist einfach so, dass der Spagat der Anpassungen eines Mixes an alle möglichen Endgeräte seine Grenzen hat.
Die Auswahl an simulierten Abhöranlagen des MixCheckers ist leider nicht wirklich erschöpfend und in einigen Fällen (Fernseher, Hi-Fi-Anlage, Kopfhörer) auch nicht unbedingt repräsentativ im Sinne einer mittleren Qualität. Die Simulationen zielen eher auf Klein- und Billiggeräte ab.
Allerdings sind bezahlbare Plug-ins, die Impulsantworten diverser Radios, Fernseher und Kopfhörer bieten und damit eine ähnliche Funktion übernehmen könnten, Mangelware. Speakerphone von Audio Ease leistet hier sehr viel und geht über das reine Simulieren diverser Lautsprecher und Endgeräte weit hinaus, kostet aber ein Mehrfaches des MixCheckers. Der Flatscreen-Fernseher aus Speakerphone liefert übrigens dieses Ergebnis …
… was mir persönlich deutlich glaubwürdiger erscheint, als das extrem dünne Signal der MixChecker Simulation. Das gleiche betrifft die Hi-Fi-Boxen und die Kopfhörersimulationen.
MixChecker als Ersatz für Referenzklasse-Monitore
MixChecker soll laut Hersteller auch grundsätzlich die Abhörsituation verbessern und gar Referenzklasse-Monitore ersetzen. Damit sind die Kompensationen in der oberen Taster-Zeile gemeint. Diese sollen durchschnittliche Boxen deutlich aufwerten. Tatsächlich mag eine gewisse Aufwertung stattfinden, doch teure Monitore sind oft nicht zu unrecht teuer: Die Variablen Bauform, Materialien, Frequenzweiche und das Schwingungsverhalten von Membranen interagieren dynamisch miteinander und lassen sich nicht so einfach virtuell herbeizaubern. Außerdem hakt es in vielen kleinen Studios nicht unbedingt so sehr an den Monitoren, sondern oftmals vielmehr an der Raumakustik. Es gibt auch bezahlbare, gute Monitore. Doch eine Korrektur der Raumakustik ist deutlich aufwändiger, nicht gerade billig und viel komplizierter als die Anschaffung neuer Boxen. Gut ausgewählte und richtig platzierte Bassfallen, Absorber und Diffusoren sind oft das Letzte, in das investiert wird. Solche Korrekturen werden vom Wirkungsbereich des MixCheckers nicht erfasst.
Eine ergänzende Möglichkeit bieten Systeme aus Messtechnik und korrigierender Software, etwa KRK ERGO. Dabei stellt man beispielsweise ein Messmikrofon an der zentralen Abhörposition (bzw. auf mehreren vorgegebenen Positionen nacheinander) auf und misst in einem Rutsch sowohl den Frequenzgang der Boxen als auch die Raumakustik mit ihren Resonanzen. Anschließend werden die Daten über eine Software auf einen hochauflösenden Equalizer übertragen, der eine entsprechende Korrektur des Frequenzgangs durchführt.
Allerdings sind auch solchen relativ aufwändigen und nicht ganz billigen Maßnahmen Grenzen gesetzt. Resonanzen im tieffrequenten Bereich, und das sind die größten Übeltäter („stehende Wellen“) überfordern diese Systeme. In der Regel wird auch die Dynamik, die einen wesentlichen Einfluss auf die Raumresonanzen hat, nicht ausreichend berücksichtigt. Und grundsätzlich kann man mit keinem Equalizer (und auch mit keiner Impulsantwort) einer Mittelklasse-Box das Wiedergabeverhalten einer Referenzklasse-Box überstülpen.
Fazit
MixChecker kann dabei helfen zu überprüfen, wie der Mix über diverse Abhörgeräte vom Mobiltelefon über den Brüllwürfel bis zum Billig-Fernseher klingt. Endgeräte mit schauerlicher Wiedergabequalität sind heute leider gang und gäbe. Wer so produzieren will, dass auch bei diesen Geräten noch erkennbar ist, was da an Musik herübergebracht werden soll, wird bei deren Simulation mit MixChecker sein blaues Wunder erleben. Es ist in der Tat erschreckend, was vom Sound noch übrig bleibt, wenn Miniaturspeaker am anderen Ende eingeschaltet werden oder ein dumpfer Billig-Kopfhörer aufgesetzt wird.
Bei der universellen Klangkontrolle hat MixChecker also durchaus seine Berechtigung. Ein paar Fernseher- und Radiomodelle mehr wären allerdings wünschenswert gewesen, denn das, was hier vorgestellt wird, deckt nicht die Bandbreite dessen ab, was man in Konsumgütertempeln vorfindet.
Um auf das etwas waghalsige Versprechen des Herstellers einzugehen: Referenzmonitore kann das Plug-in nicht ersetzen. Ungeachtet dessen nützen diese wenig, wenn man Musik für 5-Euro-Ohrstöpsel produzieren will. Man sollte sich jedoch hüten, den Frequenzgang so zu verdrehen, dass es über eine Quietschespeaker-Simulation nach Hi-Fi klingt. Die Miniatur-Basslautsprecher des Fernsehers würden aus dem Chassis hüpfen.
Mangels Alternativen beziehungsweise nur bedingt vergleichbaren, deutlich teureren aber auch deutlich aufwändigeren Produkten, kann man den Preis als angemessen bezeichnen. Nebenbei kann man MixChecker auch als Lo-Fi-Effekt verwenden. Um festzustellen, ob sich die Investition lohnt, gibt es eine 30-Tage-Demo-Version.
Testautor: Holger Obst
Plus
- Hilfe bei der Abmischung durch die simulierte Wiedergabe über diverse heute (leider) weit verbreitete Wiedergabegeräte.
Minus
- Auswahl ist teilweise nicht repräsentativ (Fernseher, Hi-Fi-Boxen).
- Werbeversprechen (ersetzt Monitore der Referenzklasse, erleichtert das Abmischen bedeutend) etwas übertrieben.
System
Mac: OSX 10.6 bis OSX 10.12
Windows: 7, 8, 10
Formate: AAX, AU, VST2, VST3
32 und 64 Bit
Hersteller: Audified