Test: Audioease Indoor
Fazit
Mit Indoor ist Audioease erneut ein großer Wurf gelungen. Der Raumklang ist exzellent. Über Tuning kann man den Raum soundmässig gestalten, insbesondere Raumresonanzen verschieben oder aufheben.
Der Clou an Indoor ist natürlich, dass man mitten im Playback Türen öffnen und schließen, Mikrofonpositionen wechseln oder die gesamte Akustik um 360 Grad drehen kann. So ist es beispielsweise möglich, dass sich eine Schallquelle (Schritte, Auto) am Hörer vorbei bewegt.
Es ist eine phantastische Leistung, dass all diese Operationen artefakfrei, ohne Knistern und Knacken und sogar ohne CPU-Peaks funktionieren – ein echtes Novum bei Raumsimulatoren mit Faltungshall-Technologie. Änderungen an der Impulsantwort forderten bisher meist Offline-Berechnungen, bedeuteten also eine „Sendepause“.
Wechselt man vom Direct-On in den Direct-Off-Modus, so steht ein Pre-Delay und ein Dry/Wet-Regler zur Verfügung. Die Dauer der hallfahne kann per Decay in beiden Modi angepasst werden. Im Direct-Off-Modus ist es möglich, Indoor in einem Surroundkanal zu platzieren und beliebig viele Schallquellen über separate Spuren hier hinein zu schicken. Die Signale dieser Tracks können über ihre individuellen Surround-Panner bewegt werden, was dann dazu führt, dass sie sich auch in Indoor durch den Raum bewegen (wie ich am Beispiel der Mücke, die den Hörer spiralförmig umkreist, dargestellt habe).
Es ist völlig klar, dass Indoor für die Post-Production eine Pflicht-Anschaffung ist. Solche Leistungen waren bislang nur mit sündhaft teuren algorithmischen Raumsimulatoren (etwa diverse Modelle von Quantec) machbar. Indoor liefert eine Audioqualität vom Feinsten und eine ausgesprochen nutzerfreundliche Bedienung: Großes Lob für die ansprechend gestalteten Räume.
Man darf gespannt sein, ob es in der Zukunft noch Updates mit weiteren Räumen gibt.
Für Musikanwendungen bietet Indoor zunächst exzellent klingende Räume. Häuser, Restaurant und Autowerkstatt können auch Umgebungen für Musikanwendungen sein. Von ihrer Akustik her sind sie dafür geeignet. Auch die neuen Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen bislang unbekannte Welten für experimentell ausgerichtete Komponisten.
Bleibt noch anzumerken, dass Indoor zu meiner großen Überraschung CPU-schonend operiert und während des gesamten Tests stabil lief. Ein wirklich rundum geglücktes, akkurat erarbeitetes und innovatives Produkt – ohne Frage ein Kandidat für unseren Top-Product-Award.
Sollte Ihr Interesse geweckt sein, so empfiehlt sich das ebenso informativ wie unterhaltsam gemachte Video auf der Herstellerseite, auf Englisch aber mit deutschen Untertiteln.
Testautor: Holger Obst

Plus:
- naturgetreuer, dokumentarischer Raumklang
- exzellente Audioqualität
- Surroundfähigkeit bis 7.1 DTS; 9.1 Dolby Atmos unter Pro Tools
- artefaktfreies Drehen des Hörers im Raum, Öffnen und Schließen von Türen
- Raum Tuning (automatisierbar)
- Bewegungen beliebig vieler Schallquellen im Raum
- zwei alternative Mikrofonsysteme
Minus:
Bug bei der Automation von Türenöffnen und -schließen (ist dem Hersteller bekannt und wird behoben)
Hersteller: Audioease
Bezugsquelle in Deutschland (Beispiel): DA-X
Testsystem:
Win 8.1 PC, Intel 6-Core i7, 5930K, mit 3,5-3,8 GHz CPU unter Cubase 8.5, RME Fireface 802, Testprojekt mit 44,1 kHz Samplerate und 24 Bit Auflösung. Alle Auiostreams in 320 k Mp3.
Für die virtuelle Band habe ich Loops aus Ueberschall-Libraries verwendet.
Inhalt:
Die Eckdaten
Rundgang – Positionierung von Mikrofonen und Lautsprechern in verschiedenen Räumen
Auto-Szene mit Audiodemos
Eine Band spielt in der Autowerkstatt
Die Band spielt in einem leerstehenden Haus
Surroundszene im Restaurant
Fazit
