Test: Best Service Alpine Volksmusik
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„Wie bitte? Was soll ich damit anfangen“ werden Sie sich vielleicht fragen. Mehr als Sie im ersten Moment glauben …
Wer bislang dachte, dass man in Alpentälern nicht weltoffen und multikulti-gestimmt wäre, liegt falsch …
… wobei das Bild auch gleichzeitig so interpretiert werden darf, dass die Library auch für Musik anderer Genres taugt. Jedenfalls, das sei vorweggenommen, ist die Jazz-Tuba schön kernig und kann überall dort eine Alternative sein, wo Tieftöner Akzente setzen sollen.
Im PDF-Handbuch, welches lobenswerter Weise auch auf Deutsch vorliegt, wird man von diesen beiden sympathischen Herren und einem hübschen Mädel begrüßt:
Ein Blick auf die Tracht lässt vermuten, dass es zünftig zugeht.
Das letzte Mal, dass alpenländisches Instrumentarium meinen Weg kreuzte, geschah dies in Form einer Sample-CD, auch damals aus dem Hause Best Service. Heute, etwa 20 Jahre später, ist es wieder soweit, doch dieses Mal handelt es sich um eine ausgewachsene Sample-Library für den Sampler Engine 2.
Geboten wird eine großes Ensemble von 24 Musikinstrumenten, die bei der alpenländischen Volksmusik eine Rolle spielen. Dabei handelt es sich zum einen um tonal spielbare Instrumente für Begleitung und Melodie …
- Accordions und Steirische Harmonikas
- Bariton Horn (Sepp Mattlschweiger)
- Nylon- und E-Bässe
- Bassposaune (Sebastian Fuchsberger) und Tuba (Jon Sass)
- Klarinette (Professor Vito Muzenic)
- ein Trompetenensemble (Ivan Presern)
- Hackbrett
- diverse Gitarren (Akkorde und gezupft) (Renato Verlic, Sabrina Klotz)
- sowie eine Zillertaler Geige
- und – nicht zu vergessen: Voice (Freddi Pfister)
… sowie Percussion wie
- Drums und
- Alpenschellen.
Hier ein Screenshot mit der genauen Auswahl:
Die einzelnen Instrumente verfügen über individuelle Ausstattungen mit Parametern und sind schön und aussagekräftig bebildert – wie wir noch sehen werden.
Zusammenfassung
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Auf den Punkt gebracht
Nimmt man auf die gebotenen Möglichkeiten mit ihren Einschränkungen beim Einspielen Rücksicht, so kann das Alpine Ensemble durchaus authentisch und lebendig klingen. Die Klangqualität ist gut, die Ausstattung mit Dynamik-Layern, Round-Robins und alternativen Spielweisen Standard. Lobenswert ist die vielseitige Ausstattung mit Akkordions.
Benutzer-Bewertung
( Stimmen)
Die hohe Kunst der Volksmusik …
… sollte hier geboten werden, denn die Musiker, die diese Library einspielten, sind langjährige Spezialisten auf ihrem Gebiet, beispielsweise Ivan Presern, der zur Kernbesetzung der slowenischen Oberkrainer gehörte. Er hat den Alpski Sound geprägt. Fröhlichkeit und Sportlichkeit alpiner Prägung sind die Kernstimmungen dieser Musikgattung. Jon Sass´ Jazz-Tuba könnte hier zusätzlichen Drive einbringen.
Die Gitarre, gespielt von Renato Verlic, stammt ebenfalls aus der Riege der Oberkrainer und ist neben dem Spiel von Einzelnoten auch mit typischen Oberkrainer Akkorden vertreten.
Professor Vito Muzenic ist wiederum bekannt für ein gefühlvolles Spiel, passend zur Nylon Gitarre der Sabrina Klotz oder dem dreisaitigen Hackbrett Kitzbühler Bauart, welches sich auch gedämpft spielen lässt.
System und Installation
Die aktuelle Version von Engine 2.3.0.25 läuft auf dem Mac nur noch ab OSX 10.9 und bis 10.10 in den Formaten AU und VST (64 Bit) sowie auf dem PC mit Windows Vista, 7, 8, und 10 in den Formaten AU und VST (32 und 64 Bit). Eine Unterstützung von Mac OSX 10.11 liegt aktuell als Beta-Version vor (Stand: 3. 3. 2016). RTAS und AAX werden nicht unterstützt.
Alpine Volksmusik beansprucht lediglich 503 MB Speicherplatz und ist sowohl per Download oder als Versandprodukt erhältlich – in beiden Fällen für 199.- EUR.
Die Autorisierung erfolgt reibungslos über den persönlichen Account bei Best Service per Challenge-Response.
Die Protagonisten im Detail
Drums (All)
Die Struktur des Drums (All) Instruments ist einfach zu verstehen: Rechts stehen die einzelnen Instrumente bzw. Gruppen mit individuellen Volumenreglern, dazu ein Gesamtpanorama und ein globaler Pegelregler. Klickt man auf das i(nformationsfeld) links unten, so gelangt man zu dieser Ansicht …
… und erfährt, was die grünen, weißen und braunen Tasten des virtuellen Keyboards zu bedeuten haben.
Die einzelnen Instrumente sind sauber aufgenommen. Für die Snare gibt es eine Reihe von Artikulationen, darunter Rimshots und Wirbel. Die Bassdrums klingen fett und druckvoll. Die Hi-Hat ist mit Standard-Spielweisen, nämlich Close, Open und Pedal vertreten. Hinzu kommen knallige Toms, Claps, Stomps und Fingerschnipper. Das Ride-Becken mit nur einer Artikulation ist sparsam ausgefallen (ohne die „Bell“-Artikulation, die man heute in beinahe jeder Library akustischer Drums vorfindet), dynamisch begrenzt bis Mezzoforte. Für einen Schellenkranz gibt es drei Artikulationen.
Über das Quick-Edit-Menü kann man die Drums nur insgesamt im Panorama bewegen, nicht individuell. Im Pro Edit-Menü ergeben sich mehr Möglichkeiten bis hin zu fortgeschrittenem Klangdesign.
Die dort zur Verfügung stehenden Möglichkeiten sind aber nicht exklusive Prädikate unseres Testkandidaten. Ähnlich wie bei Native Instruments Kontakt (dort allerdings nur in der Vollversion) stehen diese Funktionen für alle Libraries, die auf dem Player laufen, zur Verfügung. Die sich hier verbergende Macht über die Klanggestaltung und gelegentliche Ohnmacht angesichts einer in Teilbereichen etwas sperrigen und lückenhaft dokumentierten Architektur hat unser Testautor Baldwin Feising bereits in seinem Test zu Klanghaus 2 erörtert. Auch unserer Test zu Organum Venezia liefert Einblicke in die Pro Edit – Seite.
Lobenswert an den Drums sind die sauberen und fehlerfreien Aufnahmen. Schaltet man den Reverb aus, so erhält man angenehm trockene Samples, die sich ohne Überlagerung von Raumanteilen mit externen Effekten wie Halls oder Echos bearbeiten lassen. Die Ausstattung mit Velocity-Layern oder alternierenden Wiederholungssamples ist spartanisch. Es handelt sich hier nicht um eine hoch spezialisierte Drum-Library, sondern um eines von vielen Instrumenten einer Rundum Versorgung für moderne Volksmusik und mehr.
Im Rahmen einer Volksmusik-Library hätte ich mir allerdings etwas Zünftigeres gewünscht, zum Beispiel eine richtige Marsch-Snare oder eine „dicke Trommel“, also diese Art von dröhnender Bassdrum, die man sich vor den Bauch schnallt, um damit im Faschingszug mitzuwirken.
Schuhplattler-Klatscher wären auch typischer für das Alpenland gewesen als die Stomps – zumindest aus der Sicht eines Rheinländers.
Die Drums von Alpine Volksmusik zielen also eher auf moderne volksmusikalische Darbietungen, wie sie man sie in einschlägigen TV-Erlebnisabenden erfährt. Dort trommelt der Drummer auch auf zeitgenössischen Fabrikaten.
Außerdem gibt es noch das
Drum Kit
Die Abbildung oben macht eine weitere Erläuterung der Parameter überflüssig. Auch hier vermisse ich im Quick Edit Menü Panoramaregler für die einzelnen Instrumente.
Die Tastaturbelegung beschränkt sich auf lediglich zwei Oktaven:
Damit ist schon klar, dass keine Vielfalt an Artikulationen geboten wird. Ein geloopter Snare-Wirbel klingt folgendermaßen:
Hier wird weder mit Velocity-Layern, noch mit einem Relese-Sample gearbeitet. Eine sehr simple Sache, die dennoch in einem Intro oder Break (und auch zwischendurch zur Auflockerung und als Ersatz für Ghost-Notes) eingesetzt werden kann. Die Soundqualität stimmt.
Alpenländische MIDI-Grooves hat man den Drums nicht auf den Weg gegeben, daher lade ich einen Toontrack EZdrummer Beat aus dem EZX Traditional Country.
Den Hall nehme ich etwas zurück. Bei dem Regler handelt es sich praktischerweise um einen Dry/Wet-Parameter. Man muss also nicht umständlich den Volumenregler justieren, wenn man den Hall herausnimmt oder verstärkt. Der Pegel bleibt in etwa gleich.
Die Tuba
Bei der Tuba sieht es schon luxuriöser aus als bei den Drums.
- Attack Marcato
- Release
- Low EQ: hebt tiefe Frequenzen an
- Legato: Ein An/Aus Switch für das Spiel mit gebundenen Noten.
- Keyswitch C1: Staccato
- Keyswitch D1: Marcato Long
Das Staccato klingt etwas gedämpft und ein wenig höhenarm. Dadurch fehlt die knackige Komponente beim Attack (was man aber mit einem externen EQ oder Exciter beheben kann).
Mit Attack Marcato kann man das Attack (der Marcato Long Artikulation) weicher gestalten.
Der Release-Regler war auf unserem Testsystem außer Funktion (Cubase 8.5, VST, Win 7).
Low EQ macht die Tuba erwartungsgemäß voller und bauchiger und verstärkt zentral den ersten Oberton bei etwa 150 Hertz.
Das Legato ist recht schnell. Ein langgezogenes Legato bis Portamento lässt sich mit dieser Funktion nicht realisieren. Hier muss man den Pitchbender bemühen und vorher das gewünschte Intervall einstellen.
Beim Note-Off kommt es gelegentlich zu leisen Knacksern. Diese sind aber im Kontext einer vollen Instrumentierung zu vernachlässigen weil dann quasi unhörbar.
Langgezogene Sustains münden relativ frühzeitig in einen Loop:
Auch das ist nicht so schlimm, denn in der Volksmusik wird die Tuba meist kurz und knackig gespielt.
Ich habe hier dreimal dieselbe Note mit etwa der gleichen Anschlagsstärke eingespielt, damit Sie hören können, dass es offenbar alternierende Wiederholungssamples, Round-Robins, gibt (im Gegensatz zu den Drums). Das ist schön und macht die Tuba lebendiger. Die Ausstattung mit Velocity-Layern ist hingegen dünn. Ich tippe auf einen einzigen Layer.
Hier kommt die Tuba mit einem Wechsel zwischen Staccato und Marcato Long und bei eingeschaltetem Legato zum Einsatz:
Ein Kompressor täte der Tuba gut. Über die Mixer – Seite habe ich die Tuba auf einen separaten Ausgang gelegt und den Eventide Omnipressor …
… und den Audified U73b im Begrenzer-Modus hinzugefügt.
Der Anspruch an die CPU hält sich bislang in engen Grenzen und liegt (ohne die externen Effekte) bei etwa 7 Prozent. Das Projekt läuft im Moment auf 44,1 kHz, 24 Bit und bewirkt bei einer Puffergröße von 128 Samples mit meinem alten Motu MkII Firewire eine Ein- und Ausgangslatenz von insgesamt 8 ms. Es gibt Sample-Libraries, die unter diesen Bedingungen schon bei wenigen Noten CPU-Peaks weit über 50% produzieren und es praktisch unmöglich machen, mehrere durchschnittlich rechenintensive Effekte während der Einspielphase zu laden.
Ich nehme noch ein paar Klatscher aus All Drums hinzu. Übrigens gibt es hier auch ein paar Rückwärts-Sounds, die ich mit Volksmusik traditioneller Prägung nicht in Verbindung gebracht hätte.
Bei den österreichischen Alpenschellen …
… handelt es sich nicht um eine Ansammlung von Klingeln, sondern um Kuhglocken – durchaus auch im Schlagwerk abseits der Alpenregion zu finden.
Die Alpenschellen lassen sich über zwei Oktaven tonal spielen, wobei abgesehen von disharmonischen Obertönen auch ein paar kleine Ausrutscher zu verzeichnen sind; einige Glocken liegen im Finetuning ein wenig daneben. Das ist nicht weiter tragisch, sondern unterstreicht eher die Urtümlichkeit dieses Instruments, dennoch wäre es vermutlich kein großer Aufwand gewesen, über einen Keyswitch ein lupenrein gestimmtes Exemplar anzubieten.
Wiederum sind der klare Klang und die saubere Aufnahmequalität zu loben. Die unterschiedlichen Attacks werden fein akzentuiert abgebildet. Aber auch hier fehlt es an Velocity-Layern; die Dynamik wird lediglich durch eine Anpassung der Ausgangslautstärke an die Asnschlagsstärke umgesetzt. Das ist angesichts des durchaus ansprechenden und eigenständigen Klangs der Alpenschellen etwas bedauerlich. Zwei Round-Robins helfe, den berüchtigten Machinegun-Effekt zu vermeiden.
Mittels Attack-Regler lässt sich die Einschwingphase verlängern, wodurch die Kuhglocken ein wenig so klingen, als würden sie angestrichen. Im Gegensatz zur Tuba funktioniert hier der Release-Regler. Per Delay FX mischt man ein temposynchrones, im Panorama hin- und herspringendes Echo aus. Der Sinn und Zweck der Legato-Funktion bei einem durch seinen Anschlag geprägten Instrument ist mir verborgen geblieben. Wie soll man denn Kuhglocken gebunden spielen? Selbst bei künstlicher Verzögerung des Attacks (mit dem Attack-Regler) bewirkt das Legato nichts Besonderes, da es – wie schon bei der Tuba – relativ schnell vonstatten geht.
Hier habe ich den Attack-Parameter leicht variiert, um Ungenauigkeiten beim Anschlag zu simulieren und das Spiel etwas abwechslungsreicher zu gestalten. Das temposynchrone Echo ist mit etwa 30% beigemischt.
Die Bassposaune …
… bietet eine mit der Tuba weitgehend identische Ausstattung an Parametern, wobei hier der Release-Regler funktioniert. Der Att(ack) Long – Regler ist hingegen nur bei der Artikulation Marcato Long in Betrieb und produziert unnatürlich klingende, beinahe synthetisch wirkende Fadings.
Das von Sebastian Fuchsberger eingespielte Instrument bietet (im Vergleich zur Tuba) jedoch zwei Spielweisen mehr, nämlich Staccato, Soft Staccato, Marcato und Long, allesamt wählbar über Keyswitches.
Welche Spielweise gerade aktiv ist, lässt sich optisch nicht erkennen, sondern nur akustisch identifizieren. Das klassische Staccato klingt schön knarzig:
Auch das angenehm warme und etwas weichere Soft Staccato kann gefallen:
Marcato Long mit Legato:
Weitere Bässe:
Der Walzer Bass ersetzt hier die Tuba:
Der CS01 Synth Bass …
… kommt der physikalischen Bassposaune erstaunlich nahe. Ebenso der Synth-Bass DX100:
Mal abgesehen vom E-Bass zielt hier alles in die selbe Richtung: Knurrig, knarzig und bruzzelig – durchaus prägnant und gelungen und über einfache Filter im Quick-Edit-Menü zusätzlich gestaltbar. Die diversen Bässe eignen sich auch für Dopplungen. Tuba + DX 100 klingen zusammen richtig schön breit, ebenso Bassposaune und CS01.
Sepp Mattlschweigers Bariton Horn bietet einen Spielbereich von fast vier Oktaven.
Neben einigen Effekten sind die Spielweisen Staccato und Marcato vertreten.
Dem Trompeten-Ensemble …
… ist zwar eine gewisse Breite zu bescheinigen …
… doch mangels dynamischen Layern und alternativen Artikulationen reichen diese Trompeten nur für eine brave, saubere Begleitung.
Mehr persönliche Note bietet die Klarinette:
Hier taucht zum ersten Mal der Parameter Noise auf, der das Anblasgeräusch verstärkt.
Nebengeräusche können auch bei den vier Steirischen Akkordions hinzugemischt werden, und zwar Attack-, Release- und Note-Off-Klicks.
Zusammen mit dem fünften Patch „Akkordions“ …
…bei dem vier Register separat geschaltet werden können, ergibt sich eine große Bandbreite an Akkordionklängen. Definitiv ein Highlight und ein Schwerpunkt der Library.
Bei allen Akklordions ist die Lautstärkesteuerung per Modulationsrad voreingestellt, sodass die typischen Crescendi und Decrescendi problemlos umgesetzt werden können.
Wiederum ist die gute Klangqualität, der plastische und saubere Sound lobenswert.
Die Zupfinstrumente
Wir starten mit dem Hackbrett, handgefertigt in Kitzbühl.
Wir treffen auf die bekannten Parameter:
Beim Lösen des Sustain-Pedals wird das Ausschwingen der Saiten abgedämpft und sanft gestoppt.
Der zarte Klang des Instruments und die spezifische Färbung durch den Resonanzkörper werden klar abgebildet. Das Hackbrett erhält dadurch seinen besonderen Reiz. Ein Velocity-Layer und zwei Round-Robins sind allerdings definitiv zu wenig, um Abwechslungsreichtum und Lebendigkeit ins Spiel zu bringen, legt man eine zeitgemässe Messlatte an.
Nicht anders sieht es beim Guitar Picking aus:
Beim fließenden Spiel von Melodien oder aufgelösten Akkorden im Kontext mit anderen Instrumenten fällt diese Schwäche weniger auf. Spielt man aber denselben Ton mehrfach hintereinander …
… so wird der Mangel an Abwechslungsreichtum deutlich: Keine Variation des Attacks, ganz zu Schweigen von Griffbrettgeräuschen oder unterschliedlichen Anschlagspositionen.
Die Gitarre gibt es auch als Patch mit geschlagenen Akkorden, und zwar in diesen per Keyswitch wählbaren Varianten:
Pedal FX blendet ein Tremolo ein. Neben dem lang ausklingenden Anschlag steht eine kurze, abgedämpfte Spielweise eine Oktave höher zur Verfügung. Was ich schmerzlich vermisse, ist eine fließende Einflussnahme auf die Strumming-Geschwindigkeit. Perlende Akkorde sind nicht möglich. Diese muss man selbst mit dem konventionellen Patch realisieren. Auch eine alternierende Abfolge von Abwärts- und Aufwärtsschlägen fehlt, ebenso Round-Robins und wieder einmal Velocity-Layer. Alles in allem schränkt das den Wirkungsradius der Gitarre erheblich ein.
Die Geschichte setzt sich mit der akustischen Bassgitarre fort …
… die nicht wirklich voluminös und bassig `rüberkommt und im Tonumfang bei E3 gekappt ist. Na gut, die Library Alpine Volksmusik bietet ja genug andere Bässe, wenn´s tief unten kernig werden soll. Das Maderl blickt liebreizend und herzig drein, und im Prinzip klingt die Basgitarre ja auch schön …
… allerdings mit Pferdefüßen: Die Samples sind unterschiedlich lang und nicht geloopt. Bei einer getragenen Spielweise kann es schon einmal passieren, dass die Samplelänge nicht ausreicht. Alternativ steht noch eine Staccato-Spielweise bereit, zu der man per Keyswitch wechseln kann.
Die Nylon Guitar Chords …
… sind in puncto Samplemanagement und in ihrer Ausstattung mit Keyswitches und Parametern fast identisch mit den bereits vorgestellten Guitar Chords:
Die Zillerthaler Geige …
… bietet die Spielweisen Long und Marcato via Keyswitch. Regulierbar sind unter anderem die Bogenstrichgeräusche (Noise) und die Lautstärke der Release-Samples (Note Off). Die Violine wurde im Zillerthaler Stil eingespielt, sagt uns das Handbuch. Womit höchstwahrscheinlich auch das unaufdringliche Vibrato gemeint ist. Ungeachtet dessen hätte ich mir ganz besonders bei diesem Instrument, quasi als Bonus, ein paar zum Tempo synchronisierbare oder auch in definierten Tempi eingespielte Phrasen gewünscht. Diese hätten die Verwendbarkeit dieses charaktervollen Instruments mit eigenständigem Klang deutlich erweitert. (Schließlich ist gerade Melodyne 4 herausgekommen.)
Nun muss man selbst ans Werk gehen. Mit dem voreingestellten Vibrato, dass zumindest im Quick Edit-Menü nicht weiter moduliert werden kann, mit wenigen Round-Robins und keinen Velocity-Layern reicht es einfach nicht für ein ausdrucksstarkes Solo. Angenehm ist, dass die Dynamik neben der Anschlagsstärke auch per Modulationsrad gesteuert werden kann.
Nu gut, mit einem Wechsel zwischen Stakkato-Spielweise und getragenen Noten mit Crescendo per Modulationsrad lässt sich dann doch eine ansehnliche Performance realisieren. Prädikat: Grundlegend gut gesampeltes Instrument, aber auf halber Strecke zum Spezialisten stehengeblieben. Dabei darf man nicht vergessen, dass Spezialisten auf diesem Gebiet fast so viel kosten wie die gesamte Alpine Volksmusik.
Zum Abschluss hören wir uns die Vocal FX an.
Eine Erörterung der Parameter dürfte inzwischen redundant sein. Ein letztes Audiodemo – abseits der Volksmusik oberkrainischer Prägung und auch ein wenig abseits gängiger Skalen.
Fazit
Die Alpine Volksmusik von Best Service ist zwar auf zeitgenössische Volksmusik fokussiert, die einzelnen Instrumente können jedoch auch außerhalb dieses Genres eingesetzt werden. Wer unter den eingangs aufgelisteten und Instrumenten mehrere Exemplare persönlichen Interesses findet, darf sich über eine umfangreiche Sammlung sauber aufgenommener Instrumente mit einer soliden Basisausstatung für die Klanggestaltung freuen.
Mir persönlich haben vor allem die kernigen Tieftöner wie Tuba, Bassposaune und das Bariton Horn gefallen, da sie angenehm knackig sind. Auch der E-Bass hat eine eigenständige Klangfarbe.
Das Highlight sind die Accordions, die eine breite Auswahl an Klangfacetten zur Verfügung stellen. Auch die Kuhglocken (Alpenschellen) findet man in dieser Diversität nicht in jeder Schlagzeug-Library. Die Drums selbst sind zwar knallig, dynamisch aber sehr spartanisch ausgestattet. Auch das Trompeten-Ensemble kommt über eine solide aber nicht gerade ausdrucksstarke Begleitrolle nicht hinaus. Die Gitarren beamen uns mindestens zehn Jahre zurück. Hier fehlt es definitiv an Round- Robins und Velocity-Layern. Die Klarinette und die Zillerthaler Geige bringen hingegen Charme und Persönlichkeit mit.
Wer allerdings hohe Ansprüche stellt, sich eine Artikulationsvielfalt, Detailreichtum, fortgeschittenes Samplemanagement mit tiefer Editierung sowie eine gute dynamische Auflösung mit mehr als nur ein bis zwei Velocity-Layern sowie Abwechslungsreichtum durch viele Round- Robins wünscht, wird mit dieser Library nicht glücklich werden. Er wird allerdings auch deutlich tiefer in die Tasche greifen und in der Summe ein Vielfaches des hier verlangten Preises zahlen müssen.
Nimmt man auf die gebotenen Möglichkeiten mit ihren Einschränkungen beim Einspielen Rücksicht, so kann das Alpine Ensemble durchaus authentisch und lebendig klingen.
Da die einzelnen Patches kein großes Sampleaufkommen in den Arbeitsspeicher laden, stehen sie angenehm schnell zur Verfügung. Auch die Systembelastung ist vergleichsweise niedrig, sodass ein Spiel auch des ganzen Ensembles bei niedriger Latenz auf einigermaßen aktuellen Rechnern möglich ist.
Unterm Strich muss man sagen, dass Preis und Leistung in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen.
Holger Obst
Plus:
-
gut und authentisch klingende Akkordions
-
gute Aufnahmequalität
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große Auswahl an Instrumenten
-
fairer Preis
-
niedrige CPU-Last
Minus:
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kaum anschlagsdynamisch gestaffelte Samples (Velocity-Layer)
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wenig Round-Robins (und daher begrenzter Abwechslungsreichtum)
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keine Up- und Downstrokes bei Akkordgitarren
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begrenzter Umfang an Artikulationen
- kein Support von AAX (und RTAS)
Hersteller: Best Service
System: s.o. Kapitel „System und Installation“