Test: D16 Group Sigmund
Signalfluss:
Das Eingangssignal durchläuft zunächst das Multimode-Filter und das Verzerrer-Modul. Dabei kann das Filter vor oder hinter den Overdrive gelegt werden.
Innerhalb des Filters gibt es eine Feedback-Schleife mit einem passiven Filter, welches automatisch den selben Charakter und die selbe Cutoff-Frequenz wie das Multimode-Filter übernimmt. Diese Feedback-Schleife verstärkt den Effekt des Resonanzfilters, wie im folgenden Audiodemo zu hören. Den Feedback-Taster habe ich nach zwei Takten aktiviert und für die letzten zwei Takte wieder ausgeschaltet. Verwendet habe ich ein Bandpass-Filter mit etwa 700 Hertz Center-Frequenz.
Im Echoblock stellt man zunächst eine generelle Vorverzögerung ein, ein Predelay, wie man es von Raumsimulatoren kennt (bei Echos aber selten antrifft). Es eignet sich sowohl für dichte, kurze Echomuster als auch für polyrhythmische Arbeiten. Im Gegensatz zum klassischen Echo, welches dem Predelay folgt, verfügt es nicht über einen Feedback-Parameter. Hier ist das Predelay quasi ausgeschaltet und steht auf 0 ms:
Das Predelay lässt sich auch in Tempowerten einstellen, genauso wie das Loop-Echo – „Loop“ deshalb, weil es über Feedback abklingend wiederholt werden kann – wie man das von Echos kennt. Der Feedback-Regler befindet sich direkt unterhalb des Echo-Fensters und könnte als Teil des Overdrive fehlinterpretiert werden:
Das Echo verfügt über weitere Sonderfunktionen:
- Per Join Channels werden die Verzögerungszeiten beider Seiten zusammen eingestellt.
- Über die Tap-Taster können Echozeiten abseits des punktgenauen, perfekten Timings eingeklickt werden.
- Spread bewirkt Phaenverschiebungen zwischen dem rechten und linken Kanal bzw. zwischen Mittel- und Seitensignal, wodurch ein breiteres Stereopanorama möglich wird.
- Solange man auf den Hold-Taster drückt, wird das Feedback vorübergehend auf 100% hoch gefahren.
Nach dem Echomodul gelangt das Signal der vier Blöcke über den Mixer zum Master-Output mit Limiter (wie bereits beschrieben).
Das war´s aber noch lange nicht, denn wie ebenfalls schon erwähnt, gibt es ja noch die Modulations-Abteilung, die Einfluss auf den Echo-Loop, das Filter und die Lautstärke nehmen kann. Filter und Tremolo-Funktion dürften klar sein, daneben gibt es aber noch die Time-Abteilung: Hier legt man fest, wie stark der Modulator (von dem es drei Alternativen in zwei Modulator-Modulen gibt) die Verzögerungszeit beeinflusst und ob die Modulation logarithmisch oder linear umgesetzt werden soll.
Mit der Time-Modulation kann man schwebenden Echos, Chorus-Effekte oder auch geisterhafte Monster-Delays erzeugen. Obendrein bietet sich der Time-Regler für eine externe Steuerung via MIDI-Learn an. So lassen sich manuell perfekte Glitches erzeugen.
Bei der folgenden Sequenz aus Toontracks EZkeys Piano habe ich Sigmund langsam eingeblendet (mittels Wet/Dry-Fader). Das Echo nutzt hier alle vier Blöcke für einen Chorus Effekt:
Die Echos sind alle sehr kurz, zwischen 0,1 und 1,11 ms und werden in ihrer Zeitverzögerung dezent durch nicht tempoynchrone LFOs mit Dreiecks-Welle moduliert. Bei zwei Echos ist der Lowpass- und der Highpass-Filter mit kleiner Resonanz im Einsatz. Durch relativ hohe Feedback-Werte des Echos verstärkt sich dadurch der Bassanteil und auch das Höhenspektrum wird angehoben. Neben dem Chorus-Effekt greift Sigmund also auch in den Frequenzgang des Pianos ein. Mit diesem Trick (Filter plus kurzes Echo mit Feedback) kann man sehr gezielt Klangdesign betreiben – und es auch übertreiben.
Man beachte, dass auch bei solch extremen Effekten die Audioqualität absolut sauber bleibt. Ich habe die Echozeit in einem der vier Echoblöcke über einen externen Controller von 0,2 auf 1000 ms hochgefahren, ohne dass es zu einem verwaschenen Klang kommt. Im Gegenteil: Es entsteht ein Detailreichtum an aberwitzigen Klangfragmenten – sicher nicht überall in dieser Form brauchbar, aber als Härtetest für die Algorithmen eine gute Übung.
Dazu ein weiteres Audiodemo: Ein Arpeggio aus Soundirons Petroglyph (eine Sammlung von Stein-Percussion aus präcolumbianischer Ära), bei dem Sigmund ein wenig elektronisch zwitschernde Töne hinzufügt:
Dieser Sound stammt aus Soundirons Antidrum 2:
Lo-Fi-Filtermalereien mit Sigmund:
Die Architektur hinter der Oberfläche als Grafik:
Dort sieht man auch noch einmal sehr schön das aktive, resonanzfähige Filter zwischen Overdrive und Predelay:
Was fehlt, ist die Darstellung des Pre-Modus, bei der das Filter dem Overdrive vorgeschaltet ist. Zum zweiten das passive Filter (ohne Resonanz) im Loop des Echos:
Damit wird klar, dass das passive Filter bei Feedback-Echos in jedem Durchgang erneut Teilbereiche des Spektrums unterdrückt und der Klang damit schmaler wird.
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