Test: Hofa IQ-EQ 3

Dynamische Filter: Kompressoren und Expander

Richtig spannend wird es im unteren Bereich des Filtermoduls: Hier schaltet man bei Bedarf den Kompressorbetrieb ein. Ein dynamischer EQ ist ein wunderbares Mittel, Leben in einen Beat oder auch jedes andere rhythmische Instrument zu bringen. Leider sind die meisten guten dynamischen Equalizer recht teuer und nicht immer ganz so leicht zu bedienen. Beides ist beim Hofa IQ-EQ 3 anders: Der Lautstärke-Schwellenwert ab dem der Kompressor greift, das Kompressionsverhältnis, Attack und Release sind bei Echtzeit-Kontrolle zügig justiert. Außergewöhnlich luxuriös ist dabei die Kombination mit der Wahl des Mittel- oder Seitensignals pro Filter. Man kann also beispielsweise für das Mittelsignal die Bässe und unteren Mitten in Bewegung versetzen, für die Seiten die Höhen.

Und das Kompressionsverhältnis lässt sich nicht nur von 1:1 bis 1:12, sondern auch umgekehrt bis zu 12:1 einstellen – da haben wir den Expander-Modus, den der Hersteller versprochen hat: Nun werden leise Anteile angehoben, der Threshold fungiert also umgekehrt: Die Lautstärkeerhöhung findet statt, sobald der Pegel den Schwellenwert überschreitet.

Auch die Parameter Attack und Release haben es in sich: Unterhalb von 0,1 ms Attackzeit trifft man auf eine Lookahead-Funktion, mit der man zielgenau jede Pegelspitze abfängt. Nimmt man nun noch ein minimales Release hinzu und stellt den Dynamik-Modus auf Expander um, so kann man aus einem Groove feinste Anschläge herausarbeiten. Bei solch kurzen Regelzeiten führt das bei anderen Kompressoren zu Artefakten mit leichten Anzerrungen – was als Spezialeffekt nicht unbedingt unerwünscht ist. Der Hofa IQ-EQ3 meistert diese Aufgabe hingegen in exzellenter, lupenreiner Tonqualität (und das schon bei zweifachem Oversampling). Dafür gibt es nur ein Wort: erstklassig.

Verwendet man die oben beschriebenen Einstellungen, so verwandelt sich der Hofa IQ-EQ 3 in ein Transienten-Werkzeug der Extraklasse mit sechs Bändern, Kombinationsmöglichkeiten von Frequenzbereichs-Kompressoren und einer Mischung aus Mitte/Seite und Stereo-Bearbeitungen. Keine Frage: Mit dieser Ausrüstung ist unser Testkandidat auch für das Mastering ein leistungsstarker Partner.

Obendrein ist die Bedienung, wie bereits erwähnt, übersichtlich und rasch erfasst. Wer das erste Mal mit einem derart umfangreich ausgestatteten dynamischen EQ konfrontiert wird, wird dennoch ein wenig Einarbeitung benötigen. Diese wird durch den Auto-Modus im Dynamik-Modul erleichtert. Die Expander-Funktion ist dann allerdings außer Betrieb. Zudem gibt es Presets auf Filterebene und global für das gesamte Plug-in. Tooltips helfen bei der Orientierung, das Online-Manual ist aus dem Interface heraus erreichbar. Hat man sich einmal vergalloppiert bei der Einstellung, so findet man über Undo/Redo wieder zurück.

Die oben erwähnten Möglichkeiten habe ich für den bereits eingangs benutzten Groove (aus Stylus RMX, Expansion Ilio Ethno Techno) verwendet. Vielleicht sollte ich Ihnen zunächst einmal das Original vorspielen:

 

Das klingt eigentlich gar nicht so schlecht, denkt man – aber nur solange man den Hofa IQ-EQ 3 nicht eingesetzt hat. Mit diesem nämlich wird der Groove erst richtig transparent und lebendig:

 

Diese Einstellungen habe ich verwendet:

hofaiqeq3_bild8

Über den Schalter Max GR in der Kopfzeile kann man zudem die Pegelreduzierung von maximal 48 dB pro Filter begrenzen – ein weiteres Detail für eine genaue Anpassung an das Audiomaterial, welches man bearbeiten will. Fragt sich nur, warum Hofa diese Funktion in die obere Menüleiste ausgelagert und nicht als schmalen Button ins Dynamik-Menü integriert hat.

hofaiqeq3_bild9

Und noch etwas gibt es zu beachten: Wenn einzelne Bänder dynamisch eingesetzt werden, bedeutet das, dass höhergelegene Bänder bzw. in der numerischen Reihe folgende Bänder mit dem komprimierten Signal konfrontiert werden. Da sich die Einflussbereiche der Bänder überschneiden können, kann es beispielsweise passieren, dass eine dynamische Höhenanhebung (per Expander) nicht ganz so greift wie gewünscht, da der Kompressor in den Mitten auch einen Teil der Höhen herabregelt. Um das zu vermeiden, zieht man einfach das Band mit dem Kompressor an die Position hinter den Filter mit der Höhenanhebung. Dazu gibt es Pfeil-Taster ganz unten im Filter-Modul.

hofaiqeq3_bild10

Wir kommen zum Sidechaining. Beim internen Sidechain-Weg reguliert der Pegel eines per Sidechain-Filter einstellbaren Frequenzbereichs die Kompression oder Expansion des betreffenden Filters.

Im folgenden Beispiel reguliert der Snare-Schlag, der Peaks bei etwa 1500 Hz erzeugt, die Lautstärke der Höhen und der unteren Mitten durch zwei Filter mit internem Sidechain:

hofaiqeq3_bild11

So hört sich der Beat (Expansion Stark Raving Beats für Stylus RMX) im Original an …

 

… und so mit dem Hofa IQ-EQ 3:

 

Neben dem internen gibt es auch ein externes Sidechaining. Dabei steuert man die Dynamik des Filters durch ein externes Signal. Ein Klassiker wäre die Pegelreduzierung der Begleitinstrumente, wenn Gesang einsetzt, oder eine Bassdrum, die den Bass herunterregelt. Dazu platziert man den Hofa IQ-EQ 3 im Gruppenkanal der Begleitinstrumente bzw. im Bass-Kanal und schaltet das oder die betreffenden Filter in den Sidechain-Modus. Anschließend routet man den Gesang oder die Bassdrum über den Send-FX-Weg zum Sidechain-Eingang des Hofa IQ-EQ 3. Um die Sidechain-Funktion im VST-Format zu nutzen, muss man die VST3-Version laden. Diese findet sich (zumindest auf unserem testsystem unter Cubase 8.5 nicht im Hofa-Ordner, sondern unter Equalizern unter dem schlichten Eintrag „IQ-Eq“. Wer also über die Cubase-Suchfunktion nach Hofa oder Hofa IQ-EQ3 sucht, findet das Plug-in nicht.

Im folgenden Audiodemo habe ich die Begleitung bei zentral 2 kHz abgesenkt – per Sidechain-Funktion über den Gesang. Die Lautstärke des Gesangs regelt also nun die unteren Höhen der Begleitung. Diese Operation macht sich deutlich weniger bemerkbar als eine komplette Sidechain-Kompression des gesamten Frequenzspektrums und hilft dem Gesang trotzdem, sich durchzusetzen.

Da dabei auch die Snare erwischt wird, habe ich deren Resonanz bei 1 kHz mittels Expander wieder angehoben und die Attack- und Releasezeiten kurz eingestellt, um auch wirklich nur den Snare-Schlag und nicht den Rest der Begleitung zu verstärken.

So sieht diese Einstellung aus …

hofaiqeq3_bild11b

… und so hört es sich an:

 

Der Effekt ist wirklich subtil, das Wechselspiel zwischen Gesang und Begleitung wird nicht bewusst wahrgenommen. Schaltet man aber den Hofa IQ-EQ 3 aus, so hört es sich so an:

 

Gesang und Begleitung begegnen sich auf Augenhöhe und streiten um die Aufmerksamkeit des Zuhörers. Beinahe ein stures Nebeneinander der beiden Teile des Mixes. Die bearbeitete Version klingt dynamischer und musikalischer. Instrumente und Gesang arbeiten zusammen und wechseln sich quasi ab.

 

Inhalt: