Test: iZotope Ozone 8 Standard und Advanced
|Die Mastering Suite Ozone von iZotope tritt auch in der achten Generation an, einen professionellen finalen Mix für Anwender zugänglich zu machen, die keine Ausbildung zum Toningenieur durchlaufen haben.
Damit das gelingt, hat iZotope neue intelligente Algorithmen und diverse Referenz-Optionen eingebaut, die es erlauben, eine Abmischung an ein Vorbild anzupassen. Das kann auch vollkommen automatisch erfolgen, nämlich durch den Master Assistant.
Ozone ist auch für Profis interessant: Zahlreiche Detailfunktionen erlauben chirurgische Eingriffe in das Klangspektrum und die Dynamik. Der neue Spectral Shaper macht schmalbandige dynamische Operationen am Mix bei gleichzeitiger Anpassung der Klangfarbe möglich.
Ozone läuft als Plug-in und als Standalone-Version. Ozone 8 Advanced beinhaltet alle klangbearbeitenden Module zusätzlich als separate Plug-ins.
Auf releasetime finden Sie umfangreiche Test zu Ozone 6 und Ozone 7. In diesem Test geht es daher ausschließlich um die Neuerungen.
Die neuen Features und Änderungen im Überblick
Master Assistant: Ähnlich dem Track Assistant aus iZotope Neutron ist auch Ozone nun in der Lage, auf Knopfdruck eine passenden Vorlage für den finalen Mix zu generieren. Die Funktion bietet damit eine Alternative zum umfassenden Angebot an Presets.
Tone Balance Control: Hier handelt es sich nicht um ein neues Modul, sondern um ein Plug-in, welches den Frequenzgang der Abmischung mit einer idealen Kurve vergleicht. Man sieht sofort, in welchem spektralen Bereich der Mix hiervon abweicht und kann innerhalb des Plug-ins Ozone-Equalizer (und Neutron-EQ, soweit vorhanden) einsetzen, um Korrekturen vorzunehmen.
Intelligent Track Referencing: Bis zu zehn Referenztracks können mit dem Frequenzgang der eigenen Abmischung verglichen werden. Dabei wird auch zwischen verschiedenen Songabschnitten wie Strophe und Refrain unterschieden.
Spectral Shaper: Bei diesem neuen Modul handelt es sich um einen Single-Band-Kompressor, dessen Wirkungsbreite von breitbandig bis zu schmalbandig/chirurgisch variabel ist und über das Frequenzspektrum verschoben werden kann.
Verbesserungen: Der Vintage Compressor wurde in puncto Audioqualität verbessert. Der Maximizer verfügt nun über Threshold Learn und einen weiteren Low-Latency IRC-Algorithmus (Intelligent Release Control). Auch der IRC IV aus Ozone 7 wurde verbessert. Außerdem kann der Maximizer nun Transienten und Attacks unabhängig voneinander erkennen und berücksichtigt dabei sogar deren Position im Panorama. Unterm Strich operiert der Maximizer nun noch artefaktfreier und neigt auch bei extremen Einstellungen nicht so schnell zum Pumpen.
Angleichungen zwischen Ozone 8 und Neutron 2: Die beiden Programme können nun miteinander kommunizieren. Das betrifft vor allem den Einsatz von EQs in der Tone Balance Control. Auch das Outfit und der Workflow wurden angeglichen. Arbeitet man mit beiden Suites zusammen, so kann man zwischen Neutron- und Ozone-Modulen wechseln und hat das Gefühl, sich innerhalb einer homogenen Software zu bewegen.
Insight ist nicht mehr in Ozone enthalten: Insight war in der Version 7 noch Teil von Ozone (Advanced), was – ehrlich gesagt – ein ziemlich üppiges Geschenk darstellte, denn Insight kostete damals als separates und extrem umfangreiches Visualisierungs-Tool ungefähr genauso viel wie Ozone 7 Advanced. Dass sich iZotope nun entschieden hat, diese üppige Beigabe zurück zu nehmen , sollte man daher nicht als unfaire Geste interpretieren. Der Umfang aller Ozone 8 – Versionen ist immer noch reichlich und kundenfreundlich bepreist. Wer von Ozone 7 updated, verliert Insight natürlich nicht.
Drei Ozone-Alternativen
Je nach Budget und Anspruch kann man sich zwischen drei Ozone 8 – Versionen entscheiden:
Ozone 8 Elements verfügt über einen reduzierten Funktionsumfang und beschränkt sich im Wesentlichen auf die Module Equalizer, Imager und Maximizer. Der neue Master Assistant ist auch hier an Bord.
Ozone 8 Standard bietet bereits einen beachtlichen Funktionsumfang. Es fehlen einige Sahnehäubchen, wie etwa der neue IRC LL – Algorithmus des Maximizers, die Antiphase-Funktion beim Imager, die Phasenauslöschungen weitgehend verhindert, das Matching beim EQ. Schwerer wiegt da schon, dass der Spectral Shaper und einige der Vintage-Module nicht inbegriffen sind. Immerhin ist der Dynamic EQ an Bord, der zu Zeiten von Ozonbe 6 noch der Advanced-Version vorbehalten war.
Obwohl die Standard-Version nicht gerade schmalbrüstig ist, gibt als gute Gründe, sich für Ozone 8 Advanced zu entscheiden. Hier genießt man die volle Pracht aller Mastering-Feinheiten, die iZotope zu bieten hat. Neben der Tone Balance Control mit feiner Auflösung und dem Spectral Shaper sind nämlich auch die Vintage-Module EQ, Tape und Compressor nur hier anzutreffen. Dazu gibt es einen zweiten Post-Equalizer. Alle Module können auch als separate Plug-ins geladen werden. Die Kommunikation zwischen Ozone 8 Advanced und Neutron 2 (Advanced) gibt es nur hier, ebenfalls das Codec Preview (Vorhörfunktion in Ausgabeformaten, die die Klangqualität hörbar einschränken, wie etwa mp3 – mit dem Zweck, Verluste vor dem Export zu minimieren).
Die neuen Features im Detail
Im Folgenden verwende ich Ozone 8 Advanced.
Der Master Assistant
Der Master Assistant generiert eine komplette Konfiguration von Ozone 8. Damit das individuelle Preset bestmöglich generiert wird, bieten sich grundlegende Optionen, die vor allem die Lautstärke und die Dynamikspanne betreffen.
Der Modus Streaming berücksichtigt, dass Streaming-Dienste mit einem vorgegebenen Spitzenpegel (-14 LUFS) arbeiten. Diese Vorgabe soll bewirken, dass der Hörer den Lautstärkepegel beim Abspielen einer Reihe von Songs nicht nachjustieren muss.
Im Modus CD hat man die Wahl zwischen Low, Medium und High. Damit gibt man vor, wie stark und wie häufig ein Limiting stattfindet.
Im Modus Reference gibt ein Referenztrack die Frequenzkurve und die Dynamik vor. Dabei handelt es sich um ein Sample, dass man zuvor laden muss (im Reference Panel).
Der Lernvorgang wird dokumentiert:
Ozone verwendete bei unserem Test die Modulkette Equalizer → Dynamics → Dynamics EQ → Maximizer. Vor allem die EQ-Vorgaben konnten überzeugen und mussten kaum korrigiert werden.
Weniger versierte Tonmeister dürften darüber erfreut sein, dass auch der Dynamik EQ ansprechend konfiguriert wird:
Hier neigt man als Einsteiger nämlich schnell zu den berüchtigten Verschlimmbesserungen. Der Dynamic EQ ist ein Tool für die Feinheiten beim Sounddesign.
Für die gröberen Dynamik-Effekte sind die Kompressoren da: Und diese setzt der Master Assistant teils überraschend zurückhaltend ein, so als solle ein Plattfahren der Dynamik auf jeden Fall vermieden werden. Wer einen druckvollen Sound haben möchte, sollte die Thresholds entsprechend nachregulieren und auf Auto zur Pegelanpassung klicken oder das Ausgangslevel entsprechend hochfahren. Das reicht in der Regel dann auch schon aus. Der Lernmodus zum Setzen der Crossfades ist nicht mehr angesagt. Das hat der Master Assistant schon erledigt.
Einen ausgesprochen fetten Sound generiert der Master Assistant im Modus CD / High, wie das folgende Beispiel zeigt. Dabei greift vor allem der Mximizer stark ein. Das Original stammt von Ueberschall Pop Ballands:
Hier der Vorschlag des Master Assistant:
Im Modus CD Low wird hingegen dieser Sound generiert:
Der Maximizer arbeitet in diesem Fall mit einem Threshold bei -2,5 dB (bei CD High waren es -8,5 dB).
Die Tone Balance Control …
… habe ich im Überblick schon beschrieben. Als Referenztrack stehen Bass Heavy (für Club/Dance), Modern (für Pop/Rock aller Art) und Orchestral zur Verfügung. Die Frequenzgänge wurden laut iZotope aus der Analyse von mehr als 10.000 fertigen Abmischungen gewonnen.
Wer eigene Abmischungen als Referenz verwenden möchte, kann dies auch tun:
Das empfiehlt sich vor allem, wenn man in der finalen Phase der Arbeit an einem Album den Klang der Songs homogenisieren möchte.
Dort, wo die helle Linie, die den Frequenzverlauf des eigenen Mixes dynamisch und in Echtzeit darstellt, das grüne Band verlässt, sollte man mit einem Equalizer nachregulieren. Die Achtband-EQ aus Ozone mit etlichen Charakteristika und zusätzlichem High- und Low-Pass eignen sich hierfür gut.
Der Crest-Faktor oben links bewegt sich ebenfalls und signalisiert ein möglicherweise zu dominantes Low End bei Wanderung der Anzeige nach rechts. In diesem Fall führen laut Analyse zu energiereiche Bässe zu einer unerwünschten Komprimierung bis hin zu Artefakten wie Pumpen. Die Anzeige ist wichtig und hilfreich – und hätte gerade deshalb ein wenig größer und farblich abgesetzt sein dürfen.
Intelligent Track Referencing
Ein weitere Möglichkeit, den Mix an ein Refernezsignal anzupassen, bietet das Intelligent Track Referencing. Hier wird ein kompletter Song von Ozone analysiert. Es werden Abschnitte des Arrangements erkannt und Loop-Punkte gesetzt. Arbeitet man beispielsweise am Refrain, kann man im Referenz-Track auch dessen Refrain loopen.
Dabei geht es um den grafischen Vergleich der beiden Frequenzgänge. Die beiden Spektren werden nun auch bei der Arbeit in den Modulen dynamisch abgebildet, etwa im EQ, Maximizer oder Dynamic EQ.
Der Spectral Shaper
Wie eingangs erwähnt, handelt es sich hier um einen Single Band Kompressor, der auch sehr schmalbandig für gezielte Eingriffe eingesetzt werden kann. Bei der spektralen Formung, um die es hier geht, greift man also in die Dynamik eines Frequenzbereichs ein.
Dabei geht es vor allem darum, zu dominante Signale in Schranken zu weisen, etwa eine übermäßig klirrende oder scheppernde Hi-Hat, die sich im Seitensignal breit gemacht hat oder eine zu impulsive Bassdrum in der Mitte. Der Spectral Shaper ist nämlich quasi doppelt vorhanden: Im Mid/Side-Modus können für das Mittel- und das Seitensignal unabhängige Einstellungen vorgenommen werden. Natürlich wird auch ein herkömmlicher Stereobetrieb angeboten.
Neben den Voreinstellungen Light, Medium und Heavy, die den Grad der Kompression bestimmen, kann neben Attack und Release auch der Klangcharakter des eingestellten Bereichs von dunkel und warm bis zu hell und transparent angepasst werden.
Der Solo-Betrieb dient zur Kontrolle und zum Auffinden der kritischen Frequenzen. Die Listen – Taste macht den Signalanteil hörbar, der durch den Kompressor unterdrückt wird. Eine solche Funktion sollte fortan in jedem Kompressor verbaut werden.
Die Solo- und die Listen-Funktion kann für eigenwillige Lo-Fi-Effekte der Gattung „altes Radio mit Wackelkontakt“ verwendet werden. Diese Zweckentfremdung zeigen wir Ihnen in einem separaten kleinen Tutorial.
Unterm Strich ist der Spectral Shaper ein neues, einzigartiges Werkzeug, das allerdings behutsam eingesetzt werden möchte. Dabei hilft die sehr weiche Knee-Charakteristik: Eine leichte Kompression setzt bereits ein gutes Stück weit vor Erreichen des Thresholds ein und wird dann langsam hochgefahren, je näher die Amplitude sich dem Schwellenwert annähert. So kann man auch sehr subtile Korrekturen realisieren oder den Threshold automatisieren und an die Dynamik anpassen: Pausiert beispielsweise das Instrument, welches man korrigieren will, fährt man den Threshold einfach hoch, um andere Instrumente im Mix nicht ungewollt zu bearbeiten.
Fazit
Ozone war von Beginn an ein Projekt, mit dem iZotope sowohl Mastering-Einsteiger als auch Profis ansprechen wollte.
Einsteiger erhalten nun mit dem Master Assistant, der Tone Balance Control und dem Intelligent Reference Tracking weitere Optionen, den richtigen Sound zu finden. Der Master Assistant liefert gute Vorlagen, die in vielen Fällen kaum noch große Anpassungen erforderlich machen, mit wenigen Handgriffen optimiert oder mit weiteren Modulen ausgebaut werden können.
Die Referenz-Optionen helfen vor allem vor Verschlimmbesserungen und zeigen, wo genau noch Detailarbeit erforderlich ist.
Profis werden sich über den Spectral Shaper freuen, der als Präzisionswerkzeug die bestehenden EQs und Kompressoren ergänzt.
Die Vollausstattung von Ozone 8 Advanced liefert nicht nur eine umfangreiche Mastering-Suite, sondern auch viele Plug-ins, die für Einzelinstrumente oder Gruppensignale geeignet sind.
Der Preis für den nächsten Schritt nach vorne ist kundenfreundlich. Je nach Budget und Anspruch kann man sich zwischen drei Ozone 8 – Versionen entscheiden und auch später noch upgraden.
In seiner Preisklasse ist Ozone 8 als komfortable und vielseitige Mastering Suite nach wie vor eine Referenz.
Testautor: Holger Obst
Plus:
- umangreiches Mastering-Paket mit einzigartigen Features
- zahlreiche intelligente Anpassungen machen gute Master auch ohne profunde Detailkenntnisse der Tontechnik möglich.
- mehrere Optionen, Referenzen einzubinden.
- Spectral Shaper für schmalbandige Eingriffe in die Dynamik und Klangfarbe
- M/S-Modus bei vielen Modulen
- alle Module als separate Plug-ins (Ozone 8 Advanced)
- leistungsstarke Standalone-Version
- kundenfreundlicher Preis
Minus:
–
Preise und Formate finden Sie auf der Herstellerseite (hier verlinkt):
Hersteller: iZotope