Test: Audified STA Effects

Bei den STA Effects geht es um fünf Standard Effekte – mit einer Besonderheit: Sie verfügen alle über eine Röhrensimulation.

Geboten werden:

  • Preamp
  • Chorus
  • Flanger
  • Phaser und
  • Enhancer

Der Hersteller blickt auf eine langjährige Erfahrung bei der Emulation von Schaltkreisen zurück. Schon die Audified inValve Plug-ins, die vor rund 10 Jahren für die TC Powercore-Plattform entwickelt wurden und jetzt auch als native Plug-ins erhältlich sind, konnten überzeugen; wir werden sehen und hören, ob die STA Effects in puncto Audioqualität mithalten können. Erfreulicherweise sind auch diese im Preis erschwinglich.

Mit 49.- US Dollar ist man dabei. Audified meint dazu: „Wir glauben, dass nicht nur High-End Profistudios mit Millionen-Dollar-Equipment großartig klingen müssen.“

Bei der Kaufentscheidung kann die Demo-Version hilfreich sein. Den Phaser gibt es (zumindest im Moment) auch als Freeware, den STA Preamp separat für 19.- US Dollar.

 

Zusammenfassung
  • 90%
    Klangqualität - 90%
  • 90%
    Bedienkomfort - 90%
  • 90%
    Ausstattung mit Funktionen - 90%
  • 100%
    Preis-Leistungs-Verhältnis - 100%
93%

Auf den Punkt gebracht

Alles in Allem stellen die STA Effects ein eigenständiges Effektbundle mit dem besonderen Reiz einer gelungenen Röhrensimulation und zu einem äußerst kundenfreundlichen Kurs dar.

 

Die Plug-ins im Einzelnen

Der Preamp

Wir fangen mit einem Jazz Trio aus EZdrummer 2 EZX Jazz sowie Ueberschall Upright Bass und Ueberschall Jazz Guitar an.

Die drei zusammen klingen ohne jede Bearbeitung wie folgt:

 

Die virtuellen Musiker spielen etwas nebeneinander her und nicht zusammen – kein Wunder, sie wussten ja nichts von der Existenz des anderen, als sie ihre Loops und Pattern eingespielt haben.

Nun gibt es aber eine geniale Software, die den Eindruck des Zusammenspielens im Nachhinein herstellen kann, denn letztlich geht es ja um eine Anpassung des Timings.

Ich wandle also erst einmal alle Spuren in Audio um und nehme sie dann nacheinander in Melodyne Studio auf. Dort nehme ich die Drums als Referenzspur und quantisiere Bass und Jazz Guitar nach den Drums. Bass und Jazz Guitar habe ich zuvor noch ein anderes Ending verpasst.

Nun klingt das Ganze schon etwas kohärenter, nämlich so:

 

Jetzt wird es aber Zeit, die STA Effekte ins Spiel zu bringen. Wir fangen mal mit dem Preamp an.

Recording und Studiotechnik

Neben einem Powerschalter und der Einstellung der Sättigngsstärke stehen drei verschiedene Röhrensimulationen zur Wahl, nämlich

  • Vintage
  • Presence
  • und Modern Tube

sowie fünf Betriebsmodi, nämlich

  • Presence (mit Betonung der Oberen mitten für eine deutlichere Präsenz im Mix)
  • Vintage (mit weicheren Höhen und mehr harmonischen Obertönen)
  • Brown (eine fast über das gesamte Freuqnezspektrum ausbalancierte Röhrensättigung mit dezenter Höhenbetonung)
  • White (mit Tendenz zur Betonung der Höhen bei ausbalancierten geraden und ungeraden Obertönen)
  • LoFi (mit Abschwächung im Bass und in den Höhen)

Damit der Effekt aber überhaupt hörbar wird, muss ein höherer Eingangspegel anliegen. Der Sättigungsregler reicht nicht, um bei einem Eingangssignal, das sich bei -20dB bewegt, einen spürbaren Effekt zu produzieren. Die Zeiger der virtuellen VU-Meter sollten nicht nur leicht zucken, sondern deutlich ausschlagen.

Im folgenden Audiodemo habe ich den Preamp gleich auf alle drei Protagonisten losgelassen. Den Drums verschafft der Effekt mehr Tiefe, beim Upright Bass wirkt er sich nur subtil aus. Die Jazz-Gitarre erhält in den Höhen eine deutliche, raue Vintage-Färbung, eine leichte Anzerrung (Sättigungsregler: 78%).

 

Unterm Strich eignet sich der Preamp für verschiedene Vintage-Färbungen, die mit ihm in ansprechender Qualität gelingen. Er liefert dabei nicht den Klang des Audified inValve Preamps (aus dem inValve Bundle), der auf die Eingangslautstärke stärker anspricht und anders klingt, etwas voller und „fleischiger“. Der inValve Preamp klingt nicht grundlegend besser, nur anders, und ist leichter einzupegeln, obwohl ihm ein VU-Meter als Aussteuerungsanzeige fehlt.

 

Der Enhancer …

… bietet eine Bass- und Höhenbearbeitung (sprich: Anhebung) sowie den bekannten Sättigungseffekt in fünf Betriebsmodi (s.o.).

STA_Bild2

Er eignet sich dazu, ein Signal luftiger, transparenter und auch im Bassbereich runder zu gestalten. Ich habe ihn im folgenden Audiodemo im Masterkanal eingesetzt, und zwar im Vintage-Modus. Den Effekt habe ich mehrfach aus- und eingeschaltet. Das Demo beginnt mit ausgeschaltetem Effekt.

 

Der Enhancer verleiht dem Mix deutlich mehr Charakter und Glanz – definitiv ein Highlight des STA-Bundles.

 

Der Chorus

Audified belässt es hier nicht bei den Standards wie Geschwindigkeit, Tiefe (Width: Kammfiltereffekt im Linksanschlag) und Intensität (Dry/Wet-Balance), sondern erlaubt noch ein stufenloses Überblenden zwischen vier verschiedenen Modulations-Wellenformen.

STA_Bild3

Hinzu kommt die Sättigung in fünf Modi – das durchgängige Markenzeichen der STA Effects.

Das Tempo der LFO-Modulation kann per Tab-Button eingeklickt oder im Sync-Betrieb via Aufklappmenü auch zum Host-Tempo eingestellt werden. (Der Speed-Regler ist dann außer Betrieb).

STA_Bild4

Hier habe ich den Upright Bass mit dem Chorus bearbeitet und gleich noch Sättigung hinzugefügt:

 

Die Architektur des Flangers

STA_Bild5

… ist deckungsgleich mit der des Chorus – nur der Effekt ist natürlich ein anderer, hier am Beispiel der Gitarre:

 

Bei diesem Audiodemo habe ich eine temposynchrone Modulation mit Rechteck-Wellenform angewendet. Bei dieser Modulationskurve kommt es erwartungsgemäß zu harten Wechseln, die sich im gerade gehörten Audiodemo als Klicks, als Brüche im Klangverlauf bemerkbar machen. Da habe ich nicht aufgepasst. Um solche Klicks zu vermeiden, dreht man den Regler einfach ein Stückchen weiter in Richtung Sinus-Welle und erhält dann eine abgerundetete Rechteck-Wellenform.

Wir kommen zum letzten Kandidaten, dem Phaser, der sich bedientechnisch ebenfalls wie der Chorus und Flanger präsentiert:

STA_Bild6

 

Hier hören Sie den Phaser als Gitarreneffekt:

 

Der Phaser nimmt eine Menge Energie aus dem Signal und schwächt die unteren Mitten ab. Die Gitarre klingt dadurch ein wenig dünner. Auch die Sättigung kann das nicht vollständig kompensieren.

Hier hören Sie den Phaser beim Einsatz mit einem E-Piano-Loop (ein Rhodes aus Ueberschall Studio Works). Die Klangquelle ist zwar nicht optimal, da auf dem Rhodes bereits ein Rotary-Effekt liegt, doch es wird deutlich, dass der STA Phaser auch dem Piano Energie und Präsenz nimmt, wenn er nach 4 Takten eingeschaltet wird (ganz am Ende schalte ich ihn wieder aus, und der Sound wird sofort direkter).

 

Wer einen weichen, zarten Phaser-Effekt möchte, liegt beim STA Phaser richtig. Wer es kräftiger und transparenter haben möchte, sollte sich beispielsweise den Stoned Phaser aus NI Guitar Rig 5 anhören oder den Phase Nine aus IK Multimedias Amplitube. Leider fehlt dem STA Phaser auch ein Feedback-Regler für härtere Gangarten (wie man ihn etwa beim Cubase-internen Phaser vorfindet, der überhaupt mit den Spezialisten gut mithalten kann).

Auch mit minimaler Intensität zeigt sich das gleiche Bild: Attacks werden zugunsten eines fein schwebenden Klanges verwischt. Das macht den Effekt zwar nicht unbrauchbar, denn seine Klangqualität spielt sich durchaus auf hohem Niveau ab, er klingt fein und transparent, doch seine Einsatzmöglichkeiten sind eingeschränkt. In Kombination mit Pads wird er sich wohler fühlen.

Zum Abschluss noch ein Trio mit Gesang (Francesca Genko), Bass (Scarbee Rickenbacker), Drums (EZdrummer Twisted Kit) und einem mit Filz präparierten Klavier (Onafur Arnalds Composer Toolbox, Spitfire Audio) – eine experimentelle und schräge Mini-Nummer, zunächst ohne Effekte:

 

Nun mit folgenden STA-Effects:

  • Gesang: Enhancer und Phaser
  • Bass: Chorus
  • Piano: Flanger
  • Drums: Enhancer

Beim Gesang habe ich noch den internen Hall in Kontakt eingeschaltet. Der Hall wird also auch durch den Phaser moduliert.

 

Hier schlägt sich der STA Phaser sehr respespektabel und sogrt dafür, dass dem Gesang mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.

 

Bedienkomfort und CPU-Last

Die STA Effekte sind leicht zu bedienen. Eigene Presets können bei Bedarf abgespeichert werden. Wer es genau wissen will, klickt auf das kleine i in der Fußleiste und öffnet damit das englischsprachige Handbuch.

Die Simulation einer Röhrensättigung kann schnell zu einem leistungshungrigen Unterfangen werden, was die CPU betrifft. Bei den Audified Effekten ist das nicht der Fall – ohne Abstriche an der Klangqualität. Das kennen wir schon vom inValve Bundle, dessen Plug-ins ebenfalls problemlos bei niedrigen Latenzen in vielfachen Instanzen verwendet werden können.

 

Fazit

Die Audified STA Effects bereichern die Palette an Standardeffekten mit einer Röhrensättigung in guter Qualität und gleich mehreren Betriebsmodi. Die Röhrensättigung wird mit Chorus, Phaser, Flanger und Enhancer kombiniert und verleiht diesen Effekten zusätzliche Klangfarben.

Das Highlight des Bundles ist der Enhancer, der auch mit um ein Vielfaches teureren Plug-ins mithalten kann und mit wenigen Handgriffen einen runden und zugleich transparenten Klang herbeizaubert. Er ist sowohl bei Einzelinstrumenten als auch in Subgruppen gut aufgehoben und darf auch beim Mastering ausprobiert werden.

Der Preamp will ordentlich angefahren und dann genau justiert werden. Er stellt quasi die Auskopplung der Röhrensimulation dar, die auch in allen anderen Effekten des Bundles enthalten ist. Er bietet verschiedene Klangfarben und ist dem Höreindruck nach nicht identisch mit dem inValve Preamp des selben Herstellers.

Ebenfalls gefallen können Chorus und Flanger. Wer bereits über Effekte dieser Art verfügt (und wer tut das nicht?) darf sich über eine Ergänzung mit eigenständigem Klang freuen.

Der Phaser nimmt aus meiner Sicht dem Original zuviel Charakter, insbesondere was die Einschwingphase betrifft: Gitarren und E-Pianos zeichnet er deutlich weicher – was allerdings auch gefallen kann. Er eignet sich besser, Pads mit psychedelischem Vintage-Feeling auszustatten. Auch als Retro-Gesangseffekt ist er eine gute Wahl.

Alles in Allem stellen die STA Effects ein eigenständiges Effektbundle mit dem besonderen Reiz einer gelungenen Röhrensimulation dar. Gemessen an der Ausstattung und der exzellenten Audioqualität ist der Preis sehr niedrig angesetzt.

Testautor: Holger Obst

Best Value Award

Plus:

  • verschieden klingende alternative Röhrensimulationen in jedem Modul
  • Kombination von Röhrensättigung mit vielgebrauchten Standard-Effekten
  • effektiver und gut klingender Enhancer
  • eigenständiger Chorus- und Flangersound mit mischbaren LFO-Wellenformen
  • geringe CPU-Last
  • niedriger Preis

Minus:

  • Phaser wenig für transientenbetontes Material (Gitarre, E-Piano) geeignet

System:

  • Mac und PC
  • 32 und 64 Bit
  • AU, VST2, VST3, AAX

(Genaueres finden Sie auf der Herstellerseite)

Preis: 49.- US Dollar

Hersteller:
Audified