Test: Best Service / Eduardo Tarilonte Accordions 2

Auch wenn Accordeons hierzulande erst einmal an zünftige Biergarten-Musik denken lassen, so prägen diese Instrumente doch global die unterschiedlichsten Genres und setzen Akzente vom Tango bis zum Jazz. Darüber hinaus finden sie in folkloristisch Soundtracks Verwendung (keltisch, südamerikanisch, Balkan) und begleiten entsprechende Filme und Dokumentationen.

Daher gab es schon zu Urzeiten des Samplings erste Versuche, Akkordeons für die DAW einzufangen – was gar nicht so leicht ist, denn für Lebendigkeit und Schwung sorgt das Ziehharmonika-Prinzip, die charakteristische Dynamik mittels Faltenbalg, was erst einmal stufenlos nachgebildet werden will.

Recording und Studiotechnik

Eduardo Tarilonte konnte schon 2010 mit Accordions (1) punkten und lieferte eine exzellente Klangqualität ab. Ob das vom neuen Paket noch getoppt wird?

In Accordions 2 sind die acht Instrumente des Vorgängers enthalten und werden durch fünf Neuzugänge ergänzt. Der Umfang liegt mit 6,4 GB beim Doppelten des Vorgängers. Besitzer von Accordions 1 dürfen sich darüber freuen, dass sie für das Upgrade mit 79.- EUR weniger als die Hälfte des Neupreises zahlen.

 

Überblick

Accordions 2 bietet ganze 13 Instrumente, die plattformübergreifend in den gängigen Plug-in Formaten sowie standalone auf Native Instruments Kontakt Player 5 (und natürlich auch der Vollversion) laufen.

Es gibt nicht nur neue Instrumente, auch die Benutzeroberfläche wurde komplett überarbeitet und eine Auswahl rhythmisch gespielter Akkorde hinzugefügt. Wir werden noch sehen und hören, ob diese auch für ungeübte Accordeonisten ein authentisches Klangerlebnis liefern. Die Akkordeons wurden chromatisch samt subtiler Nebengeräusche gesampelt.

 

Instrumente

An Bord sind:

  • ein original französisches Musette-Akkordeon,
  • eine mit beiden Händen gespielte steirische Ziehharmonika für zünftige Alpine Volksmusik. (nebenbei: Speziell für diesen Zweck gibt es die Library „Alpine Volksmusik“, die wir ebenfalls getestet haben und die eine schöne Ergänzung zu den Tarilonte-Akkordeons darstellt),
  • eine handgefertigte Wooden Melodica mit drei Registern,
  • ein tiefes Bass-Accordion,
  • ein beidhändig gespieltes Konzert Akkordeon (Pingini Concert-Accordion mit 15 Registern)
  • ein beidhändig gespieltes Folk Akkordeon
  • ein Alfred Arnold – Bandoneon von 1930, das sich für Tango anbietet,
  • eine Concertina, die vom Hersteller für Seefahrtslieder empfohlen wird,
  • ein Single-Reed Piccolo Akkordeon für zarte, hohe Töne,
  • ein Single-Reed Musette Akkordeon als weitere Alternative mit französischen Flair,
  • ein Single-Reed Bassoon Akkordeon,
  • ein mit der linken Hand gespieltes Bass Akkordeon,
  • ein Basis-Akkordeon mit vier Registern.

Wie wir noch sehen werden, gibt es einige Instrumente mit mehreren Registern, die sich sowohl für ein Akkord- als auch ein Solospiel eignen, während die Bass-Akkordeons über einen Pattern-Player verfügen, der stilgerecht diverse rhythmische Akkordbegleitungen generiert.

Die Library beinhaltet mehr als 8000 Samples, bietet drei verschiedene „Bellow Shakes“ (Tremolo-Varianten), fertige Rhythmen für die linke Hand, drei Dynamikstufen und bis zu drei Round-Robins.

 

Rundgang: Die einzelnen Modelle

Das schlicht als „Accordion“ bezeichnete Modell stammt aus der Vorgänger-Library, wurde aber komplett überarbeitet und bietet im oberen Drittel elf Register, dargestellt durch die Kreise mit Pünktchen (rote Pfeile). Klickt man darauf, werden darunter die korrespondierenden Zeilen, die die Klangfarbe und Lage bezeichnen, weiß dargestellt (grüner Pfeil). Die Pünktchen markieren die Lage, in der die jeweiligen Register spielen.

Einige Schalter kombinieren zwei oder drei Lagen. Deren Lautstärke wird über die Regler rechts neben den Namenseinträgen gesteuert und kann – wie bei Kontakt-Instrumenten allgemein üblich – ebenfalls per Lerndialog externen Controllern zugewiesen werden.

Mittig oben steuert man die Kraft, mit der das Akkordeon bewegt wird, also die Lautstärke. Pressure ist werksseitig dem Modulationsrad zugeordnet, kann aber per Rechtsklick und MIDI-Lerndialog auch einem anderen Controller, etwa einem Expression-Pedal zugewiesen werden.

Rechts in der Mitte findet man einen weiteren Register-Regler, mit dem man kontinuierlich durch die Register fahren kann. Diese werden dabei allerdings nicht überblendet, sondern wechseln sprunghaft und artefaktfrei, d.h.: ohne Knackser, Audio-Aussetzer und ohne CPU-Peaks.

Der Hall kann lediglich im Mischungsanteil dosiert werden. Das reicht auch voll und ganz. Es handelt sich hier um einen unaufdringlichen, angenehmen und vor allem ressourcenschonenden Hall – ideal für die Einspielphase. Für den finalen Mix wird man später auf einen anderen Raumsimulator zurückgreifen.

Mittig und ganz links finden sich die Regler für die Nebengeräusche bei Anschlag und Loslassen der Tasten, die in der Lautstärke dosierbar sind. Damit es natürlich wirkt, sollte man diese Parameter automatisieren. Die Samples der einzelnen Töne sind lupenrein und ohne Patina. Die Akkordeons strahlen förmlich in einem aufpolierten Glanz, der aber nicht übertrieben gestylt, sondern einfach nah, direkt und edel wirkt – ein echter Genuss.

Leider sind meine Fähigkeiten, auf dem Keyboard typische Akkordeon-Passagen zu spielen, sehr begrenzt. Trotzdem habe ich ein paar Audiodemos eingespielt, damit Sie einen Eindruck vom Klang bekommen:

 

Der Bass stammt von IK Multimedia MODO Bass, die Drums vom East West Pro Drummer.

Das Akkordeon klingt ausgesprochen klar, die Dynamiksteuerung via Modulationsrad gelingt fließend und lässt kaum die Übergänge zwischen den drei Layern erkennen. Hier am Beispiel der Register Bassoon, Double Musette und Piccolo:

 

Da sich die Register überlagern, kommt es zu einem erhöhten Pegel. Man sollte also die Pegelanzeige im Auge behalten, um Übersteuerungen bei maximaler Lautstärke zu vermeiden. Bei dem letzten Audiodemo musste ich den Ausgangspegel auf -11dB einstellen. Neben der Standard-Pegelanzeige in der Kopfzeile gibt es noch eine zweite neben dem zentralen Pression-Regler.

Wirft man einen Blick auf die virtuelle Tastatur von Kontakt, so stellt man fest, dass es neben den klangerzeugenden Tasten in Blau weitere Funktionstasten gibt.

Lila eingefärbt ist der Bellow Shake, mit dem man das für ein Akkordeon typische Tremolo steuert. Genau genommen trifft der Begriff Tremolo allerdings nicht ganz zu: Der Bellow Shake ist beim Original nämlich nicht nur eine Lautstärkemodulation, sondern entsteht durch einen raschen Wechsel von Ziehen und Pressen des Faltenbalgs. Dabei strömt die Luft ein- und aus. Der Klangverlauf beim Pressen des Faltenbalgs hört sich dabei etwas anders an als beim Ziehen. (Wenn Sie nach Bellow-Shake-Videos googeln, finden Sie entsprechende Demonstrationen, die das verdeutlichen). Strenggenommen müssten also verschieden Samples für die Töne mit einströmender oder ausströmender Luft in raschem Wechsel verwendet werden, was jedoch dem Höreindruck nach nicht der Fall ist und technisch auch eine große Herausforderung darstellen würde. Daher kommt der Bellow Shake der virtuellen Akkordeons nur näherungsweise an das Original heran. Es gibt allerdings auch keinen Mitbewerber, der dieses Klangverhalten vollkommen authentisch reproduziert.

Zurück zur Bellow-Shake-Taste, die die einfachste Form des Bellow Shakes bei Accordions 2 darstellt: Die Taste reagiert auf die Anschlagsdynamik: Je stärker man sie anschlägt, desto deutlicher wird die Lautstärke abgesenkt. Alternativen finden sich im Bellow-Shake-Fenster.

Die grünen Tasten stehen für Close und Open Accordion und fügen klickähnliche Nebengeräusche hinzu. Die orangefarbenen Tasten bezeichnen Close und Open Bellow und lösen subtile Luftstromgeräusche aus.

Der Bellow Shake wird gerne auch zum Tempo synchron gespielt, ein Umstand dem Eduardo Tarilonte Rechnung trägt. Für den Bellow Shgake gibt es ein eigenes Menü. Drei Steuerungsmodi stehen zur Verfügung:

Im Modus A und B fällt die lilafarbene Steuertaste folgerichtig weg, anstatt dessen steuert man die Intensität und Geschwindigkeit durch zwei frei zuweisbare MIDI-Controller. Das Expression-Pedal bietet sich hier an und ist auch werksseitig voreingestellt.

Die Regler Intensity und Depth gibt es auch im Modus C, bei dem der Bellow Shake via Steuertaste ausgeführt wird. Depth reguliert praktisch die Variationsbreite. Bei einem Wert von 0 kommt es unabhängig von der Intensität zu keinem Effekt, bei Depth = 100 % erzeugt man ein hartes Tremolo bis zum Wert der Intensität. Bei Depth = 50% und Intensity = 100% steuert man mit zunehmender Anschlagshärte linear die Lautstärkeschwankungen. Dieses Verhalten lässt sich auch auf die Wirksamkeit der Steuerung über ein Expression-Pedal oder einen anderen Controller übertragen, der anstelle der anschlagsdynamischen Steuertaste fungiert.

Im Modus B kann die Intensität und Geschwindigkeit auch durch verschiedene Controller gesteuert werden. Auch bei der Geschwindigkeit legt man über Minimum und Maximum einen Rahmen fest, innerhalb dessen moduliert wird. Sobald man das Expression-Pedal bewegt, zeigt die Werteangabe bei Length die aktuelle Geschwindigkeit an. Praxisnah ist, dass der Bellow Shake erst mit dem Beginn der Bewegung des Expression-Pedals (oder Controllers) einsetzt.

Abgesehen von freien Werteeingaben bis maximal 500 ms kann der Bellow Shake auch zum Tempo synchronisiert werden. Die Geschwindigkeit liegt dann zwischen 1/32 tel und einer Note. Auch punktierte und triolische Werte können eingegeben werden. Ein Random-Regler (bis 25%) sorgt dafür, dass das temposynchrone Modulieren nicht maschinenartig klingt.

So hört sich ein Bellow Shake mit modulierter Geschwindigkeit per Expression-Pedal an:

 

Wie schon beschrieben: Dass man den Bellow Shake überhaupt so fein dosiert und exakt konfigurierbar einsetzen kann, ist ein Verdienst des Herstellers, der sich damit gegenüber Mitbewerbern abhebt. Völlig authentisch ist der virtuelle Bellow Shake dennoch nicht.

 

Weitere Instrumente, fertige Rhythmen und Ein-Finger-Harmonietasten

Das Bass-Akkordeon bietet fertige Harmonien in Dur (gelb), Moll (lila), mit Septime (grün) und vermindert (rot) an. Mit den blauen Tasten spielt man den Bass – solange die automatische Rhythmik nicht eingeschaltet ist.

Fertige Rhythmen, teils in mehreren Variationen, gibt es für Walzer, Tango, Polka, Habanera, Pasodoble und Blues, dazu eine einfache 2/4tel-Begleitung.

Im Latch-Modus wird das Rhythmus-Pattern so lange durchgespielt, bis man die Taste wechselt oder die rote Stop-Taste (auf dem virtuellen Keyboard, s. Abb. oben, bzw. C1) betätigt.

Ein fliegender Wechsel, etwa zwischen den verschiedenen Walzer-Patterns, ist leider nicht möglich, doch mit den Reglern Note Length für Bass und Chords kann man Bässe und rechte Hand  fließend von einem kurzen Stakkato zu lang gehaltenen Noten überblenden. Zusammen mit den Lautstärkemodulationen per Modulationsrad (oder einem anderen Controller), Bellow Shake (diese Funktion steht hier nämlich auch zur Verfügung) und einem wohldosierten Einstreuen von Nebengeräusche gelingt eine lebendige und authentische Performance. Auch die Stop-Funktion, mit der man an beliebiger Stelle Pausen einbauen kann, ist hilfreich. Individuelle Begleitungen spielt man ohne Rhythmus-Vorlagen ein.

 

(Falls Sie Besitzer einer frühen Version des Produktes sind und noch nicht upgedatet haben werden Sie möglicherweise auf einen inzwischen behobenen Bug treffen: Beim Playback von Rhythmen wurde im Auftakt die erste Bassnote nicht gespielt, ebenso nach einem Stop-Befehl per Keyswitch im Latch-Modus. Dieser Fehler ist, wie gesagt, inzwischen durch ein Update behoben.)

Hier habe ich über die Note-Length-Regler zwischen einer Sustain- und einer Staccato-Artikulation gewechselt:

 

Nebenbei stelle ich fest, dass der Ausgangspegel von Instrument zu Instrument deutlich variiert. Während man bei dem Akkordeon, mit dem wir unseren Praxisteil gestartet haben, den Pegel um 11 dB herunterregeln musste, verträgt das Konzert-Bass-Akkordeon gut + 9 dB, auch bei maximalem Pressure per Modulationsrad.

Neu dabei ist das französische Musette Akkordeon, das sehr authentisch klingt und Pariser Szenen unmittelbar vor dem geistigen Auge entstehen lässt. Es lässt sich über viereinhalb Oktaven spielen, klingt in den unteren Lagen und in der Mitte strahlend und dominant, in der oberen Lage ab C4 sehr fein und filigran.

 

Einen eher untypischen Einsatz hören Sie im nächsten Audiodemo. Hier spielt das Musette-Akkordeon zusammen mit der Beat-Machine Elektron Analog Rytm MKII (Effekt: FXpansion Bloom), NI Battery 4, dem IK Multimedia MODO Bass und Voices aus Shhh… I am Speaking von SOR (Effekt: Eventide UltraTap):

 

Neu ist auch das Steirische Akkordeon, ein unverzichtbares Instrument für die alpenländische Volksmusik:

 

Hier ist das zweite Patch des Steirischen Akkordeons mit dabei und übernimmt den Bass. Snare und Jodler stammen aus der Library „Alpine Volksmusik“. Der Rest des Beats stammen vom vorherigen Audiodemo (Analog Rytm, Battery 4)

 

Hier die linke Hand Solo:

 

Ein weiterer Neuzugang ist das Folk Akkordeon, dass es wiederum als Bass Folk Akkordeon mit der bereits bekannten Rhythmik und als konventionell über knapp drei Oktaven spielbares Instrument mit fünf alternativen Registern gibt:

 

Bleibt unter den Neuzugängen noch die hölzerne Melodika zu erwähnen, die naturgemäß als sehr einfaches, fast archaisches Instrument etwas aus der Reihe tanzt. Immerhin bietet sie auch drei Klangalternativen: Bassoon, Piccolo und beide zusammen:

Der Klang ist erwartungsgemäß deutlich dünner als bei den Akkordeons, ungeachtet dessen aber ebenso exzellent aufgezeichnet, klar und präzise. Auch die Melodika verfügt über ein Tremolo (ebenfalls Bellow Shake genannt) und über die Luftstromgeräusche der Akkordeons, die zu diesem Instrument nicht so recht passen – was dem besonderen Reiz dieses Instruments jedoch nicht schadet:

 

Die Trommel stammt aus Best Service / Eduardo Tarilonte Era Medieval Legends II.

Ich will in diesem Test nicht alle Instrumente aus Accordions 1 abarbeiten, möchte aber dennoch auf die Concertina hinweisen, eine Ziehharmonika, die der Hersteller als Begleitinstrument für Seemannslieder empfiehlt. Die Concertina verfügt über eine erstaunliche Patina, über regelrecht raspelnde Nebengeräusch, die allerdings auch komplett heruntergefahren werden können, wenn man einen lupenreinen Sound haben möchte.

 

Das Bandoneon verfügt über ein einblendbares Sforzando …

… und gehört mit fünf Oktaven zu den Instrumenten mit dem größten Tonumfang.

 

Bedienkomfort und Funktionsausstattung

Accordions 2 ist weitgehend selbsterklärend. Sollten Unklarheiten auftauchen, so kann man von Kontakt aus das Manual öffnen, welches erfreulicherweise sogar auf Deutsch vorliegt.

Alle Funktionen sind rasch erkannt, und man kann bei deren Einsatz kaum etwas falsch machen. Steuertasten, mit denen man Register wechselt, gibt es nicht, dafür einen Regler, mit dem man der Reihe nach durch die Register surft. Durch eine entsprechende Bearbeitung der Automationsspur lassen sich dann auch gezielt die gewünschten Register anfahren. Außerdem kann man die Lautstärke der einzelnen Klangfarben regulieren.

 

Audioqualität

Wie immer hat Eduardo Tarilonte höchste Sorgfalt bei der Aufnahme und der Bearbeitung walten lassen. Die Aufnahmequalität spielt sich auf höchstem Niveau ab. Die Samples sind zudem angenehm trocken, wenn man den Hall herunter regelt, und lassen sich dadurch sehr gut mit externen Effekten bearbeiten und in beliebige Räume versetzen, ohne dass sich Rauminformationen aus den Aufnahmen mit denen des externen Raumsimulators mischen würden.

Samplefehler wie ungewollte Nebengeräusche, Übersteuerungen, abgesägte Attacks oder Releases sind mir nicht begegnet. Die Samples sind nicht geloopt, klingen aber für die meisten Anwendungen lange genug nach. Beim letzten Audiodemo habe ich das Bandoneon für lang anhaltende Bässe verwendet. In diesem Fall hat die Samplelänge nicht ganz ausgereicht.

 

Micro Tuning

Zu guter Letzt gibt es eine Auswahl von Stimmungen für die Instrumente:

Man kann aber auch eigene Stimmungen und schräge Töne produzieren, indem man mit der Maus einen Tonhöhenverlauf über eine Oktave zeichnet. Dieser wiederholt sich dann von Oktave zu Oktave oder betrifft nur eine Tastaturzone.

Will man eigene Stimmungen einsetzen, schaltet man das Micro Tuning zunächst ein (1), klickt dann auf Learn Keyrange (2) und setzt die niedrigste und die höchste Note über die virtuelle Tastatur. Anschließend manipuliert man die einzelnen Noten innerhalb der Keyrange (3). Die maximale Verstimmung liegt bei plusminus einem Viertelton. Automatisch wird ein Preset angelegt (4). Zwölf Presets stehen zur Verfügung. Der Presetregler ist automatisierbar und einem externen Controller zuweisbar. Man hat dadurch die Möglichkeit, zwischen leichten Verstimmungen während des Spiels zu wechseln. Mit dem Key-Regler (5) transponiert man den verstimmten Tastaturbereich in Halbtonschritten. Rechts daneben findet sich ein globaler Amount-Regler, der ebenfalls automatisierbar ist. Mit ihm lassen sich subtile Tonhöhenschwankungen mit spezifischer Verstimmung für einzelne Noten ein- und ausblenden. Wer also weg vom perfekt gestimmten Hochglanz-Akkordeon will und der Komposition eine zünftige Kirmeszeltnote verleihen will, findet im aufwändigen Microtuning ein ideales Werkzeug.

 

Fazit

Best Service / Eduardo Tarilonte Akkordions 2 behaupten ohne Zweifel die Spitzenposition in diesem schmalen Marktsegment. Die Audioqualität ist erlesen, und die einzelnen Instrumente werden in ihrem spezifischen Charakter abgebildet.

Die Dynamiksteuerung durch das Modulationsrad wird ergänzt durch die Lautstärkemodulation des Bellow-Shake (Pressen und Ziehen des Faltenbalgs), steuerbar beispielsweise über ein Expression-Pedal und im Wirkungsradius genau dosierbar – auch synchron zum Tempo, falls erforderlich.

Auch die Auswahl an Akkordeons und artverwandten Instrumenten wird in diesem Umfang von keinem anderen Anbieter erreicht. Alle Instrumente der Sammlung sind akkurat ausgearbeitet und werden in allen Details abgebildet – bis hin zu Nebengeräuschen wie dem Luftstrom bei Bewegung des Faltenbalgs und der Mechanik beim Anschlagen und Loslassen der Tasten. Zur Lebendigkeit und Authentizität des Klanges tragen ferner die drei anschlagsdynamischen Stufen und die Round Robins bei.

Beim Überblenden mittels Modulationsrad fallen keine Übergänge zwischen den einzelnen Samples auf. Alles wirkt fließend wie im richtigen Leben. Das richtige Leben kann auch einem Akkordeon auf die Dauer zusetzen. Um schräge Töne beizusteuern, gibt es ein aufwändiges Microtuning mit Performance-Optionen.

Wem typische Akkordeon-Akkordfolgen eher fremd sind, der findet in den rhythmischen Presets eine Auswahl von Spielweisen vom Walzer bis zur Polka. Hier hätte die Auswahl noch etwas breiter gefächert und variantenreicher sein können. Akkorde werden in Dur, Moll, mit Septime und vermindert angeboten, dazu der Bass als Begleitung.

Die Samples sind nicht geloopt. Auf einem echten Akkordeon kann man durch Pressen und Ziehen des Faltenbalgs die Töne beinahe ins Unendliche dehnen. Das macht aber kaum jemand unter 2.0 Promille, weshalb die Länge der Samples auch für fast alle Fälle ausreichen dürfe. Was ich mir gewünscht hätte, wäre ein Wechsel der Register über Steuertasten.

Unterm Strich verfügen die Accordions 2 über eine reiche Ausstattung an Instrumenten, einen authentischen, lebendigen Klang und über Extras wie rhythmische Akkordbegleitungen, Bellow-Shake-Menü und Microtuning. Damit nehmen sie unter den virtuellen Akkordeons den Spitzenplatz ein – und wir verleihen diesem Produkt unseren Award.

Auch der Preis ist nicht übertrieben, das Upgrade-Angebot ausgesprochen fair.

Felizidades, Senor Tarilonte und Glückwunsch an Best Service.

Testautor: Holger Obst

Plus

  • erlesene Klangqualität
  • große Auswahl an Akkordeons und artverwandten Instrumenten
  • sehr lebendig und authentisch durch drei Velocity Layer, bis zu drei Round Robins
  • fließende Steuerung der Dynamik sowie der Bewegung des Faltenbalgs
  • rhythmische Akkordfolgen für klassische Anwendungen (Walzer, Tango, Polka, Pasodoble, Blues u. a.)
  • dosierbare Nebengeräusche
  • aufwändiges Microtuning
  • leicht bedienbar, kaum Einarbeitung
  • fairer Preis

Minus

Preis (Stand Febr. 2018):

  • Vollversion 199.- EUR
  • Upgrade 79.- EUR

System

  • Win/Mac: Kontakt (Player) 5
  • Formate: AAX, AU, VST, standalone
  • genauere Angaben auf der Herstellerseite

Hersteller: Bestservice