Test: Krotos Dehumaniser II

Fazit

Der Dehumaniser II ist ein gefundenes Fressen für extravagante Stimmverfremdungen, wie sie bei Animations- und Fantasyfilmen und in der Spielevertonung täglich verlangt werden. Unter den Presets finden sich zahlreiche gelungene Vorlagen für Monster, Aliens, Monströs-Tierisches. Auch sehr eigenwillige destruktive Effekte sind dabei. Zwitschernde Robotor-Vogelmenschen, gurgelnde Telefon-Biester. Für diesen Anwendungsbereich ist der Dehumaniser primär konzipiert, hier liefert er eine zeitgemäß hohe Audioqualität und eine Vielfalt an unterschiedlichen Effekten. Die Monster- und Roboter-Spielwiese ist beinahe unendlich. Auch die Bedienung ist rasch erlernt.

Steigt man in die Gestaltung eigener Effekte ein, so beginnt der De-Humaniser für den experimentell ausgerichteten Musiker und Klangdesigner erst richtig Spaß zu machen. Und an dieser Stelle sind der Dehumanizer und ich auch Freunde geworden, denn nach einigem Ausprobieren habe ich entdeckt, dass beispielsweise abgedrehte Effektsounds für Schlaginstrumente erzeugt werden können, die so mit keinem anderen Plug-in realisierbar sind.

Hier überschreitet der Dehumaniser die Grenze zum Klangerzeuger und fügt Soundfragmente hinzu, die intern umfangreich moduliert und verfremdet werden können. Solche erfrischenden Experimente beschränken sich nicht auf Drums: Man kann praktisch mit allen Instrumenten und natürlich auch mit Gesang zu neuen Ufern aufbrechen, ohne dass es monströs klingt.

Dazu tragen extravagante Module wie Scrubbing Convolution und Granular ebenso bei wie die freie Verschaltung der Module, die sowohl parallel als auch seriell verwendet werden können. Die Resultate sind so vielfältig, dass man sie nur selbst erkunden und nicht umfassend beschreiben kann. Auch die Audiodemos in diesem Test bieten nur stichprobenartige Einblicke. Es geht definitiv noch viel mehr.

Der Preis für die hier getestete Plug-in-Version ist nicht gerade niedrig aber angesichts der hohen Audioqualität und der einzigartigen Möglichkeiten angemessen. Das gilt für die Anwendung als Musik-Effekt. Für Produktionen von Fantasy- und Horror-Filmen oder entsprechend ausgerichteten Spielen ist der Dehumaniser ein Pflichtkauf. Mit den Standalone-Versionen, die deutlich billiger sind, geht es natürlich auch, vor allem, wenn man außerhalb der Kompositionen neue Klänge generieren möchte.

Die aufgezeigten kleinen Bugs sollte der Hersteller beheben. Sie behindern die wesentliche Arbeit nicht, sind aber der Grund, warum der Dehumanizer knapp an unserem Top Product Award vorbei gesegelt ist. Ansonsten darf man gespannt sein, welche Weiterentwicklungen von Kronos noch ins Haus stehen.

Testautor: Holger Obst

Plus

  • extravagante Effekte auch für Musiker und Komponisten
  • zahllose Monster-Vorlagen und abgedrehte Sounds für die Filmmusik
  • eine klare Empfehlung für Klangdesigner
  • modulare Struktur mit gemischt seriellem und parallelem Routing
  • sehr gute Audioqualität

Minus

  • eine Reihe kleinerer Bugs, die im Wesentlichen die Freude am Dehumaniser II aber nicht trüben

System:

PC ab Windows 7

Mac ab 10.8

Formate: AAX native, AAX AudioSuite, VST, AU

32 und 64 Bit

iLok Nutzerkonto erforderlich, iLok 2 bei Dongle-Verwendung

Hersteller: Krotos

Testsystem:

Win 8.1 PC, Intel 6-Core i7, 5930K, mit 3,5-3,8 GHz CPU unter Cubase 8.5, RME Fireface 802, Testprojekt mit 44,1 kHz Samplerate und 24 Bit Auflösung.

Inhalt:

Einleitung
Überblick
Zusammenfassung
Granular- und Sample-Trigger-Modul
Der Dehumaniser in der Praxis
Bugs und Stabilität
Weitere Anwendungsbeispiele
Fazit